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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 62.1945
- Erscheinungsdatum
- 1945
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-194500003
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19450000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19450000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
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- Gartenbauwirtschaft
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Uattenbasnittdhaft Für die Kriegszeit vereinigt mit "Aem e Thalacker Allgemeine Samen- ■ Adr * u n ö Pf l □ n z e n • O f f e r t e der Hauptvereinigung der deutschen Gartenbau Wirtschaft D€UTSCHER ERWERBSGARTENBAU BERLINER GARTNER-BORse Amt1. Zeitung für den Gartenbau imKeicbsnährstand u. Mitteilungs Postverlagsort Frankfurt/Oder * Ausgabe B Erscheint wöchentlich. Bezugsgebahr. Ausgabe A monatlich RM. 1 Ausgabe B (nur tür Berlin. Donnerstag. 1. Februar 1945/62. Jahrg. Nr. S Mitglieder des Reichsnährstandes; vierteljährlich RM. 0.75 tuzOglicb PostbestellgebOIu. ’ * Die Gemüseversorgung- von der Zuführung größerer Verbraucherkreise in neue Verbrauchszentzen gesehen vor neuen aufgaben Der Krieg hat in seiner jüngsten Ent wicklung zu einer Binnenwanderung großen Ausmaßes geführt. Weite Strek- ken deutschen Lahdes, bestes deutsches Bauernland, mußte vorübergehend dem Feind überlassen werden. Eine neue Front ist im Aufbau, in der Millionen deutscher Männer der Flut der Steppe trotzen, schützend halten sie ihren Schild vor diejenigen, die ein hartes Schicksal zwang, ihren Heimatboden zu verlassen. Es ist natürlich, daß aus diesem Vorgang für die Ernährungs wirtschaft neue Aufgaben erwachsen, schwieriger vielleicht, als wir noch vor Wochen ahnen konnten. Nicht nur daß die Produktionsgrundlage sich we sentlich verändert hat, auch die Ver teilung wird durch die Verschiebungen in der Bevölkerungsdichte mancher Gebiete vor neue Aufgaben gestellt. Es ist erforderlich, die zu ihrer Bewäl tigung notwendigen Maßnahmen sofort in Angriff zu nehmen, um im Frühjahr gerüstet zu sein. Die Zuführung neuer Verbraucher massen nicht nur in die Städte, son dern auch auf das flache Land wird insbesondere auch auf dem Gebiet der Gemüse- und Obstversorgung die schon durch Evakuierung der Luftnot gebiete bekannten Schwierigkeiten in verschärftem Maße auftreten lassen. Es sind nicht mehr vornehmlich die an den Versorgungsstrom angeschlossenen großen Städte und Verbrauchszentren, die neue Versorgungsaufgaben stellen werden, sondern auch auf dem flachen Lande selbst wird auch aus anderen ernährungspolitischen Gründen die Ge müseversorgung eine erhöhte Bedeu- tung bekommen. „Das Land hilft sich selbst", kann nicht mehr als eine im mer allgemeine Richtlinie in der Pla nung gelten. Aber das Land muß sich gerade bei der Gemüseversorgung in weitgehendem Maße selbst helfen. Ge müsebau! ist eine Forderung, die nun mehr erst recht auch für das flache Land, die Klein- und Mittelstädte, ge stellt werden muß. Die Anregungen, die in der letzten Zeit für eine bessere Eigenversorgung an diese Verbraucher gruppen gegeben worden sind, müssen nun erst recht verwirklicht werden, wenn es gelingen soll, den erhöhten Bedarf der neuen Verbraucher in aus- Von Rudolf Sievert, Berlin. reichendem Maße zu decken. Es ist vornehmlich Landbevölkerung, vielfach mit einem großen Kinderreichtum, die aus den Gebieten des Ostens in die neuen Räume kommen. Aus Selbstver sorgern mit den Ernährungsgewohnhei ten des Landes werden Versorgungs berechtigte mit einer weitgehenden Verschiebung ihrer seitherigen Ver brauchsgewohnheiten. Sie in den Gast gebieten nicht nur seelisch nach den Nottagen der Flucht und in der Härte des Schicksals wieder aufzurichten, sondern sie und vor allen Dingen die heranwachsende Kinderschar auch leib lich gesund und kräftig zu erhalten, sind die neuen Aufgaben, die ihrer ein mal beim Wiederaufbau der Heimat harren, ist ernstes Gebot. Die Ernährung vor allen Dingen aus pflanzlicher Kost wird dabei eine nicht zu unterschät zende Rolle spielen. War seither für manchen Gemüse nur ein Teil der täg lichen Kost, so wird heute davon ein wesentlicher Teil bestritten werden müssen. Der Anspruch an die Gemüse versorgung wird im gleichen Umfang wachsen, .wie die Möglichkeiten, auf die Selbstversorgerration aus Brot, Fleisch, Fett und Mehl zurückgreifen zu können, 1 schwinden. Neue Verbrau cherschichten werden der Gartenbau wirtschaft zugeführt werden, die z. B. auch beim Brotaufsrich in der Bilanz zu Buche schlagen werden. Dem gilt es Rechnung zu tragen. Die „Stadt- Landaktion" wird damit zur Forderung auch für kleinere Landgemeinden, die vom Strom der Rückwanderer berührt werden, zu einer sehr gewichtigen For derung. Der Anbau muß den neuen Ansprüchen entsprechend neu geplant werden. Dem kommt zustatten, daß unter den Zugewanderten manche zu sätzliche Arbeitskraft mit Liebe zur Handarbeit und auch mit praktischen Erfahrungen im Gemüsebau wird ge wonnen werden können. Alle Fach leute, die in der Heimat verblieben sind, müssen mit Energie und Einsatz freudigkeit sofort darangehen, gemein sam mit allen dazu berufenen Dienst stellen die Fragen der Bereitstellung des Grund und Bodens, der zusätz lichen Saatgutbeschaffung, der Geräte, des Einsatzes der Arbeitskräfte, des Anbaüplanes usw. zu klären. Wir ha ben in diesen Tagen manche neuen Aufgaben angesichts der heranrücken den Feinde lösen müssen. In der Or ganisation des Reichsnährstandes ist für die Durchführung dieser zusätz lichen Ernährungsaufgabe der Apparat vorhanden, der den neuen zusätzlichen Anbau ebenso wird schaffen können, wie die nationalsozialistische Markt ordnung die neuen Verteilungsaufga ben wird bewältigen können. Denn aus dem neuen Anbau allein werden nicht überall die zusätzlichen Versor gungsansprüche befriedigt werden kön nen. Es wird notwendig sein, den Zufuh ren aus den Hauptanbaugebieten hier Verstärkungen, dort neue Richtung zu geben. Dem werden sich die Grundla gen der Verteilung anpassen müssen. Manche Gemeinde, in der man seither für den Gemüseverbrauch kaum be sondere Zuteilungsregelung treffen mußte, wird unter den veränderten Verhältnissen auf den „Haushaltaus weis" nicht Verzichten können Der Grundsatz einer „gerechten Verteilung an alle Verbraucher" wird auch in den kleineren Gemeinden eine stärkere Be tonung bekommen. Der Warenweg aus den Erzeugergebieten wird sich ändern, wie der Umfang der zu bewegenden Warenmengen neue Anforderungen an den Verteilerapparat stellen wird. Hier wird sich für den Obst- und Ge müsekaufmann ein neues, freilich kaum einfacheres Betätigungsfeld eröffnen. Er wird trotz verringerten Personal- und Transportmittelbestandes neue Versorgungsaufgaben zu erfüllen ha ben und dabei vielleicht gerne auf die Mitwirkung eines Berufskameraden zu rückgreifen, der vorübergehend sein eigenes Unternehmen aufgeben mußte. Seiner Initiative und seinem Improvi sationstalent wird sich manches als ein neues Betätigungsfeld öffnen. Es kommt nur darauf an, daß rechtzeitig der neue Einsatz erkannt und mit Energie ange packt wird. Wir leben in einer Zeit, die von allen höchste Anstrengungen verlangt. In der Ernährungswirtschaft setzen uns Raum und Klima Grenzen. Aber innerhalb der Grenzen werden alle Kräfte ausgeschöpft werden, um auch, den neuen Ansprüchen gerecht zu werden. Erfahrungen mit dem Anbau von Gemüse in Werks- und Betriebsgärten Wetlgtünanlagen im tiegsanbau Von Gartengestalter Kuno Peiseler, Leipzig Unsere Grünanlagen in Werkhöfen dienten vor dem Krieg in erster Linie kulturellen Zwecken. Sie brachten dem schaffenden Menschen Erholung und Entspannung im Sinne „Schönheit der Arbeit". Der harte Schicksalskampf erforderte aber die Anspannung aller Kräfte zur Sicherung der Ernährung unseres Volkes, so daß sich auch unsere Be triebsgärten auf Kriegsanbau umstel len mußten. In vielen Werken war ja immer schon ein gewisser Anbau von Gemüsen betrieben worden, der zur zusätzlichen Belieferung der Werks küchen bestimmt war. Jetzt ist es aber an der Zeit, diesen Anbau von Nutzpflanzen mit allen Mitteln zu för- • rn und auf das intensivste durch zuführen. Dankbare Abnehmer unserer Erzeugnisse sind unsere Werksküchen und die Küchen der zahlreichen Lager gemeinschaften. Es kommt hier darauf an, durch geeignete Gemüsearten und Kulturmaßnahmen die gemüsearmen Zeiten zu überbrücken. Frühgemüse und überwinterungsfähiges Dauer- und Wurzelgemüse bilden daher die Haupt kulturen. Ebenso stark ist der tägliche Bedarf an Küchenkräutern. Zwei wichtige Faktoren sind richtige Sortenwahl und Beschaffenheit des Pflanzmaterials. Man verwende nur beste, abgehärtete Jungpflanzen. Pi kierten oder in Erdtöpfen vorkultivier ten Pflanzen ist stets der Vorzug zu geben. Welche Gemüsearten kommen nun für den Werkseigenanbau haupt sächlich in Frage und welche Sorten versprechen einen guten Erfolg? Der Bedarf an Kohlgemüse ist auch in den Werksküchen sehr stark. Fol gende Sorten bringen gute Erträge. Für den üblichen Frühanbau „Nagels Frühweiß". Besonders günstig ist, daß diese Sorte nicht so schnell über- ständig wird und sich lange auf dem Feld hält, wodurch eine lange Ver brauchsspanne erreicht wird. Als Herbstkohl sind auf gutem Boden die Sorten „September" und „Braun schweiger“ zu empfehlen. Gute Dauer sorten sind „Reddelicher Dauer" und „Westfalia Dauer". , Bei Rotkohl brin gen gute Erträge: „Frührot" als Früh sorte, „Mohrenkopf" als Herbstkohl und als Dauerkohl „Reddelicher" und „Westfalia". Für Wirsing ist die Frühsorte „Vorbote" von Bedeutung. Ein guter Dauerwirsing ist „Dr. Neuers grüner", der auch als Nachfrucht, Ende Juni ausgepflanzt, noch gute Köpfe bildet. * Ein in den Werksküchen viel- verwendetes Gemüse ist der Kohlrabi. Als gute Frühsorte ist „Rogglis Frei land" bekannt. Bei Spätkohlrabi steht die Sorte „Blauer Speck" an erster Stelle,' die als Nachfrucht gebaut wer den kann. Von den Hülsenfrüchten sind die Buschbohnen für die Werks verpflegung von großer Bedeutung. Als ertragreichste Sorte für unsere kli matischen Verhältnisse ist „Saxa o. F.“ verbreitet. Von den übrigen Gemüsearten kom men für die Werksküchen in Frage: Spinat für Winter- und Frühjahrsanbau. Ein guter Winterspinat ist „Viroflay", während die Sorte „Matador" sich bei Frühjahrsanbau gut bewährt hat. Von den Wurzelgemüsen ist unbedingt die Möhre anzubauen. Die beste Sorte für Sommerverbrauch ist „Marktgärtner". Die Sorte „Rote Riesen" ist zur Ueber- winterung sehr gut geeignet. Ebenso begehrt ist Grünkohl, der als Nachfrucht gestellt wird. Neben den genannten Gemüsearten lassen sich in Betriebsgärten je nach Bedarf auch noch alle anderen Gemüse kultivieren aber niemals darf man die Küchen kräuter vergessen. Hier ist die Peter silie wieder am meisten gefragt. Hai man größere Flächen zur Verfügung, sc ist es angebracht, diese mit Frühkar toffeln zu bestellen. In vielen Werken werden jetzt Zugtiere gehalten und auch Schweine mit den. anfallenden Ab fällen gemästet. Für diese Viehhaltung kann man. durch Anbau von Futter rüben und Futterpflanzen wertvolle Zu schüsse leisten. In jedem Fall ist die Verwertung der Ernten schon bei Auf stellung des Anbauplans festzulegen, um Fehlschläge auszuschließen. Wie stellen wir nun unsere Betriebs gärten auf Kriegsanbau um, ohne den kulturellen Wert für die Dauer zu min dern und auf der anderen Seite einen baldigen Nutzen zu erzielen? Grund sätzlich sind jede Werksgrünanlage und jedes betriebseigene Stück Land in irgendeiner Form kriegsmäßig nutzbar. Der Gartengestalter wird in jedem Fall einen goldenen Mittelweg finden, wo sich die Schönheit mit der Zweckmäßig keit verbindet oder wo Zweckmäßig keit zugleich Schönheit bedeutet. Nachfolgend einige Vorschläge für die zweckmäßige Verwendung und Ausnutzung betriebseigenen Geländes. 1. Gewächshäuser und Früh beete. Gemüsejungpflanzenanzucht, Treib gemüse. Gartenland Gemüse für den gärtnerischen An bau und Küchenkräuter. Günstig gelegene Beete zur Jungpflanzen anzucht. Wiesen-'und Rasenflächen — Sportplätze. • . Bei Werksviehhaltung zur Futter gewinnung verwenden (Grünfutter und Heu). Auch als Schafweide nutzbar. Auf Wiesenumbruch außer dem guter Kartoffelanbau möglich. R ab a t ten un d Blum enb eete, die mit Einjahrsblumen besetzt waren. Diese meist schmalen Flächen an Wegrändern und Gebäuden sind zum Anbau von leichtkultivierbaren Ge müsen geeignet. 5. Bauland (Ackerland). Bei mittelmäßigem Boden mit Hack früchten und Futterpflanzen bestel len. Auf gutem Boden Feldgemüse bau. 6. Brachland (für spätere Bauzwecke). Solche, Brachländer brauchen nie mals liegenbleiben, sondern können noch gut durch Futterpflanzenanbau oder als Weideflächen genutzt wer den. Wenn das Land mehrere Jahre nicht bebaut wird, kann auch Bee renobst angepflanzt werden. Kern- und Steinobst ist nur für direkte Daueranlagen geeignet, da ein so fortiger Kriegsnutzen durch die mehrjährige kulturdauer bis zum ersten Ertrag nicht in Erscheinung • tritt. Zu diesen genannten Flächen kom men nun noch die Gehölz- und Koni ferengruppen, Hecken und Einfassun gen aller Art. Diese Anpflanzungen bilden als Ganzes einen großen Teil der Grünanlagen und haben teilweise schon als Tarnungspflanzung einen kriegswichtigen Zweck erfüllt. Aber auch hier kann man als Gartengestalter noch weiteren Nutzen erzielen, wenn man reine Nutzhölzer verwendet und auch die Bienenweidegehölze berück sichtigt. Ebenso kann als Hecken pflanzung und Einfassung von Sport plätzen, Sitzplätzen oder Gartenräumen aller Art mit guter Wirkung die Maul beere verwendet werden. Ihre Blätter bilden die Futtergrundlage für die kriegswichtige Seidenraupenzucht, die schon seit Jahren in vielen Werken mit Erfolg betrieben wird. Trotz Aus wertung aller Möglichkeiten in bezug auf die Erfassung von Gemüsebau flächen findet sich aber in jedem Be trieb hier und da ein Stück Land, das zum erfolgreichen Gemüsebau zu mager ist, aber gerade noch genügt, um auch jetzt noch unseren Arbeits kameraden mit einigen Einjahrsblumen F de an den Arbeitsnlatz zu bringen. Kc Stück Erde darf ungenutzt liegenbleiben. Alle Kraftreserven des deutschen Mutterbodens sind durch fachgemäße Bearbeitung und Nutz pflanzenanbau zu mobilisieren, um unsere Ernährung sichern zu helfen und damit einen wichtigen Beitrag an unserem Endsieg zu leisten. Reichsgefolgschaftswart Methling über die Leistungslohnordnung Lohn unO Leistung Auf einer 1943 durchgeführten Arbeits tagung in Saaleck, die sich mit Fragen des Arbeitseinsatzes im Garten-, Gemüse und Obsbau befaßte, legte Reichslandwirt schaftsrat Dr. Hatesaul vom Reichs ministerium für Ernährung und Landwirt schaft im einzelnen die Ziele dar, wonach in Zukunft in der Landwirtschaft wie im Garten-, Gemüse- und Obstbau auf weite Sicht die Sicherung der Leistungsgrundlage der Betriebe durch die Einführung von Lohn tarifen auf der Grundlage der Leistungs löhne erreicht werden soll. In diesem Zu sammenhang dürften die vom Leiter des Amtes ,,Sozialbetreuung im Reichsamt für das Landvolk und Reichsgefolgschaftswart des Reichsnährstandes R. Methling ent wickelten Gedankengänge von allgemeinem Interesse sein, der u. a. auch bereits auf die ersten Anfänge auf dem Wege zu neuen Lohnformen in der Landwirtschaft verwei sen kann. Schriftleitung. Wenn irgendwo Gründe und Ur sachen für die auch noch nach 1933 bis in die ersten Kriegsjahre hinein andauernde Abwanderung von Män nern und Frauen der ländlichen Gefolg schaft aus der Landwirtschaft erörtert werden, steht immer wieder unwider-, sprochen an erster Stelle die unzuläng liche Entlohnung. Wir wissen zwar, daß der Kampf der ländlichen Gefolg schaft um die Gestaltung ihrer wirt schaftlichen Lage nie einfach ein nüch terner Lohnkampf gewesen ist, sondern vielmehr — wenn auch meist unbewußt und unbetont — ein stark ideell beein flußter Kampf der Nachkommen von ehemaligen Bauern um die Anerken nung ihrer Stellung in der förflichen Lebensgemeinschaft. Trotzdem müssen wir zugeben, daß die geringe Lohnhöhe wohl das sichtbarste Zeichen für die unbefriedigende Stellung gerade dieser Gruppe des Landvolks ist. Die unzulängliche Entlohnung der ländlichen Gefolgschaft ist zum Teil darauf zurückzuführen, daß der Land arbeiter von ehedem nicht in der Lage gewesen ist, sich mit seinen berechtig ten Forderungen durchzusetzen. Jeden falls brachten die Ta rifverträge für ihn keine wesentlichen Fortschritte, sondern im großen und ganzen nur eine starke Gleichmacherei der Löhne. Die Leistung, die besondere Tüchtigkeit und Gewandheit des einzelnen fielen als Lohnmaßstäbe aus, so daß das Stre ben nach Leistung nicht mehr geför dert wurde. Die einzige Möglichkeit, sich etwas mehr Geld zu verdienen, die Akkord arbeit, blieb auf wenige Arbeitsvor gänge beschränkt. Daß trotzdem in der Landwirtschaft bereits vom Beginn der Erzeugungs schlacht an so gute Ergebnisse gezei tigt werden konnten, ist darauf zurück zuführen, daß in der ländlichen Gefolg schaft trotz dieser gegenteiligen Ein flüsse immer noch ein stark bäuer licher Sinn vorhanden war, der nun durch die politische Beeinflussung und berufliche Erziehung wieder geweckt werden konnte. In starkem Umfang haben hierbei die von den Gefolg schaftswarten im Rahmen der Fach schaftsarbeit eingerichteten Fortbil dungslehrgänge und Vorträge mitge holfen, die Leistung der Gefolgschaft ständig zu heben und zu fördern. Bis her konnte sich diese Leistungssteige rung lohnmäßig nicht in dem ge wünschten Maß auswirken. Denn so wie die Preisbildung für landwirt schaftliche Erzeugnisse stark durch die Notwendigkeiten der Kriegsrüstung und -führung beeinflußt wurde, so waren auch einer Lohnaufbesserung enge Grenzen gezogen. Mit dem ge samten deutschen Landvolk hat auf diese Weise auch der deutsche Land arbeiter einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung des Krieges geleistet. Deshalb ist die auf Vorschlag des Reichsbauernführers vom General bevollmächtigten. für den Arbeitsein satz gegebene Anweisung an die Reichstreuhänder der Arbeit auf Erlaß von Anordnungen über Lohnzulagen für besondere Leistungen in der Land wirtschaft als hoffnungsvoller Anfang auf dem Wege zu neuen Lohnformen in der Landwirtschaft sehr zu begrü ßen. Die Aufteilung der Gefolgschaft in Leistungsgruppen, die sich nach dem Wert der Arbeit, dem Umfang der nötigen Berufserfahrung und der be sonderen Verantwortung abstufen, ist ein guter Fortschritt. Diese Abstellung des Lohnes auf die Leistung bedeutet , keineswegs eine Entwertung der ord nungsmäßigen Ausbildungswege. Be sorgnisse nach dieser Richtung hin sind überflüssig. Da das gesamte Leben unseres Volkes auf Leistung eingestellt sein muß, wenn es den Kampf um seine Freiheit gewinnen will, kann die Er füllung gewisser Ausbildungsvorschrif ten nur dann ein Recht auf ausreichende Entlohnung gewähren, wenn der Erfolg der Ausbildung im Ergebnis mit besse ren Leistungen verbunden ist. Es wird erwartet, daß der verant wortliche Leiter des Betriebes in Zu kunft ohne engherzige Sparsamkeit versucht mit Hilfe der neuen Lei stungslohnanordnungen ein Lohngefüge aufzubauen, das nicht nur den Bedürf nissen seines Betriebes gerecht wird, sondern jede Leistung eines jeden Ge folgschaftsmitgliedes richtig würdigt. Für den gegenwärtigen Aufbau des Leistungslohnsystems im einzelnen Be trieb wird ein besonderes Verantwor tungsbewußtsein des Betriebsführers vorausgesetzt. Bei der Einstufung des einzelnen Gefolgschaftsmitgliedes in die Leistungsgruppen kann aber nicht schematisch nach seiner augenblick lichen körperlichen Leistungsfähigkeit vorgegangeh werden, sondern es müs sen auch wesentliche psychologische Gesichtspunkte mitbeachtet werden, wie z. B. die größere Arbeitserfahrung und die besseren betrieblichen Kennt nisse der Alten als Ausgleich gegen ihre nachlassende körperliche Lei stungsfähigkeit oder die Weckung des größeren Interesses an den Arbeits erfolgen oder die Hebung des Mitver antwortungsgefühls u. a. m. Im übrigen darf man aber nicht den Irrtum begehen und annehmen, daß mit den Leistungslohnordnungen die Forde rungen an die Lohngerechtigkeit für ländliche Gefolgschaft erfüllt wären. Dieses Ziel wird erst dann erreicht sein, wenn die Arbeitserfolge der länd lichen Gefolgschaft den Vergleich mit denen gleichwertiger Gefolgschaftsmit- lieder der gewerblichen Wirtschaft aushalten. Trotzdem ist die Einführung der Leistungslöhne nicht nur als der erste Versuch, den gestiegenen Lei stungen der Gefolgschaft lohnpolitisch gerecht zu werden, sondern vielmehr auch als der erste große Einbruch in die aus der liberalistischen Zeit über kommene Starrheit der Tarife zu be grüßen.
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