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3 n Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2 Druck und Verlag: Sünz K Eule, Naunhof bet Leipzig, Markt S SS. Jahrgang Nummer 128 Dienstag, den 23. Oktober 1S2S 3 " -W Verfaffungskonferenz der Länder D «» AG 3 r >ts oem Zentrumspari' Düsseldorf, sondern 3 o 78 !Ä Führerwechsel im Zentrum. Joos an Stelle von Marx. Z 3 r» F" Z " 7.KZ. L x: 3 2 A 2. VM von Marx wird ziemlich sicher der Retchstagsavgeordnete Joos, Vertreter des WahllreifeS 20 Köln-Aachen, genannt. Anzeigenpreis: Dle Sgespaltene Petitzeile 20 Pfg., amtliche SO Pfg., Aeklametetl (3gesp.) 50 Pfg. Tabell. Satz 50^ Ausschlag. Bei undeutlich geschriebenen sowie durch Fernsprecher oufgegebenen Anzeigen find wir für Irrtümer nicht haftbar. -^.cQ -z « 8 " 8 o> V-M GZ 3' » »r» E-LI Q S-kÄ Die Reichsreform. Bayern läßt an seiner Eigenstaatlichkeit nicht rütteln. Montag begannen in der Reichskanzlei zu Berlin unter Vorsitz des Reichskanzlers und in Anwesenheit mehrerer Reichsminister die Beratungen des Verfaffungs- ausschufses der LSnderkonferenz über die Schwierigkeiten im gegenwärtigen Verfafsungsleben und die Möglichkeiten ihrer Beseitigung. An den Beratungen nahmen außer dell 18 Ausschussmitgliedern, von denen neun durch das Reich entsandt und neun von den Ländern benannt wur den, noch zahlreiche Verfassungssachverständige aus der Wissenschaft und der höheren Beamtenschaft teil. Refe renten für das Thema waren der bayerische Ministerpräsi dent Dr. Held, der sächsische Ministerialdirektor Pötzsch und der preußische Ministerialdirektor Brecht. Der bayerische Ministerpräsident brachte in seinem Vortrag zum Ausduck, daß Bayern keinen Weg sehe, der, ohne die Länderinleressen in unverantwortlicher Weise zu schädigen, zu einer Vereinheitlichung des Reiches führen könnte. Bayern jedenfalls wolle an seiner Eigenstaatlich keit nicht rütteln taffen. Den Ausschußberatungen liegt das bereitgestellte Material über die einschlägigen Fragen zur Erörterung vor. Die Verhandlungen werden als vertraulich be zeichnet. Außer den benannten Delegierten wohnten der Sitzung Länderminister und ihre Gesandten in Berlin bei Z 8Z. L 8 o» 2. c» 2 x: (Al'* 3 Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, nachmittag 4 Uhr Bezugspreis: Monatlich ohne Austragen 1.55 Mk., Post ohne Bestellgeld monatl. 1.55 Mk. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik oder sonstiger Störungen des Betriebes, hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rück zahlung des Bezugspreises. In der Sitzung der deutschnationalen Parteivertreter in Berlin hielt Abgeordneter Wallraf eine Gedächtnisrede sür den bei einem Zugunglück ums Leben gekommenen Abgeordneten Helfferich. Aus der Rede, mit der der neue Parteivorsttzende Abgeordneter Dr. Hugenberg die Verhandlungen am Sonntag einleitete, werden jetzt einige Einzelheiten bekannt. Bei seinen Ausführungen über die Außenpoli 1 ik vertrat der Redner die Meinung, daß sie zu eilig und unvorsichtig geführt worden sei. Die entscheidende Frage der deutschen Außenpolitik sei heute nur, ob Deutschland Gefahr laufe, daS Schlachtfeld der Wett zu werden. Dies mit allen Mitteln zu verhindern, sei die Aufgabe der deutschen Außenpolitik. Das ernsteste P blem unserer inneren Lage sei die ungeheure i Von christlich-sozialer Seite wird mitgetettt: Angesichts des Führerwechsels in der Deutschnationalen Volkspartet be kannten sich die in Berlin versammelten christlich-sozialen Par lamentarier und Vertreter aus dem Lande erneut zum deutsch- nationalen Parteiprogramm, auf dessen Grundlage seinerzeit die Vereinigung der beiden konservativen Parteien mit der 8 HZ SADBK Oer Sturm auf das Finanzamt. Vor dem großen Landbundprozeß in Kyritz. Ein umfangreicher Landfriedensbruch- und Aufruhr prozeß beschäftigt jetzt das Erweiterte Schöffen gericht in Pritzwalk (Priegnitz). 55 Landbundmit glieder, u. a. der deutschnationale Reichstagsabgeordnete Staffehl, der Vorsitzende des Kreislandbundes Ost-Prieg- nitz, Gutsbesitzer von Jena und eine Reihe weiterer Vor standsmitglieder des Kreislandbundes Oft-Priegnitz wer den sich als Angeklagte zu verantworten haben. Den übri gen legt die Anklage ebenfalls teils Haupttäterschaft, teils Teilnahme am Aufruhr und Landfriedensbruch zur Last. Da ein starker Andrang zum Prozeß erwartet wird und für die 70 Zeugen und 55 Angeklagte« der Gerichtssaal in Pritzwalk Diel zu klein ist, wird die Verhandlung in einem Hotel der Nachbarstadt Kyritz fiattfinden. Wie erinnerlich, wurde am 12. März d. I. bei einer Landbundkundgebung von Demonstranten ein Sturm auf das Finanzamt Kyritz unternommen, wobei eine Reihe von Fensterscheiben zer trümmert wurde. Die Angeklagten behaupten sämtlich, daß sie durch das Vorgehen der Schupo provoziert worden sind. Pro blem unserer inneren Lage sei die ungeheure Ver schuldung. Wenn diese Form der Wirtschaft noch zehn Jahre fortgesetzt werde, sei Deutschland ausverkaust und das Ende der deutschen Wirtschaft sei erreicht. Es gebe dagegen nur ein Ziel: die Verbreiterung der Decke der deutschen Wirtschaft. Aus Düsseldorf wurde gemeldet, daß der nach dort einbe rufene Reichsparieitag des Zentrums einen neuen Parteivor sitzenden zu wählen haben werde, da Reichskanzler a. D. Dr. Marx die Absicht habe, sein Amt niederzulegen. Die Nachricht von den Rücktrittsabstchten des bisherigen Zentrumsführers scheint zuzutreffen. Dr. Marx hat bereits bei der letzten Tagung des Reichsparteivorstandes von seinem Ent schlusse Kenntnis gegeben, sein Amt niederzulegen. Begründet wird dieser Entschluß des ehemaligen Reichskanzlers mü Rück sichten auf seine Gesundheit. Der offizielle Rücktritt wird auf dem Zentrumsparieitag erfolgen, der wahrscheinlich nicht in Düsseldorf, sondern in Essen stattfinden wird. Als Nachfolger " sicher der Reichstagsabgeordnete - -71 . . —7! - Führerwechsel. Die Deutschnationalen haben stch einen neuen Partei führer gewählt und das Zentrum steht im Begriff, das gleiche zu tun; selbstverständlich wird die politisch inter essierte Öffentlichkeit dahinter mehr suchen als nur einen Wechsel der Personen. Es gärt ja in allen Parteien, die leitenden Persönlichkeiten fühlen das und suchen dem Rechnung zu tragen. Bei den Deutschnationalen stellt der neue Parteivorsttzende Dr. Hugenberg eine poli tisch scharf beleuchtete Persönlichkeit dar, die infolgedessen auch besonderes Ziel der Angriffe aus anderen Parteien wurde, iHrem bisherigen Austreten zufolge politisch auch recht genau zu umgrenzen ist. Hugenbergs Wahl zum Führer der Deutschnationalen Volkspariei bedeutet darum gleichzeitig auch eine klare programmatische Ein stellung für die gesamte politische Haltung dieser Partei zunächst der jetzt bestehenden Regierungskoalition gegen über, darüber hinaus aber auch Wohl für eine weitere Zu kunft. Außenpolitisch ist Dr. Hugenberg immer ein scharfer Bekämpfer der Linie gewesen, die unter der Führung Dr. Stresemanns in dem Augenblick eingeschlagsn worden ist, als der Widerständ Deutschlands gegen den Einbruch der Franzosen in das Ruhrgebiet aufgegeben wurde. Infolge dessen ist Dr. Hugenberg, und auch hier wieder in deut lichster Form, auch der Bekämpfer des Dawes- Plans in seiner jetzigen Gestatt, weil er diesen für außerordentlich gefährlich hält im Hinblick auf die Gesamt- entwkklung der deutschen Wirtschaft. In feiner Programm rede in der Sitzung der deutschnationalen Parteivertreter ist Dr. Hugenberg gerade auf diesen Punkt mit besonderer Ausführlichkeit eingegangen. Die Verschuldung der deutschen Wirtschaft an das Ausland hätte bisher schon verhängnisvolle Fortschritte gemacht und würde not wendigerweise in wenigen Jahren zu einer vollständigen finanziellen Abhängigkeit führen; das hätte wieder zur naturnotwendigen Folge, daß die Lebsnsmöglichkeiten gerade der breiten Massen immer unerträglicher ein geschränkt werden würden. Innenpolitisch bedeutet die Wahl Dr. Hugenbergs eine BetonungderdeutschnationalenOppo- sitionsstellung gegenüber der jetzigen Reichs regierung, in der die Sozialdemokraten maßgebenden Einfluß besitzen. Daß Dr. Marx den Vorsitz in der Zentrumspartei niederlegen wird, entfernt andererseits von dort gerade den Mann, der auf eine Zusammenarbeit mit den Deutsch nationalen bekanntlich erhebliches Gewicht gelegt hat. Da mit ist er ja innerhalb seiner eigenen Partei vielfach aus großen Widerstand gestoßen, und als Nachfolger werden nun Persönlichkeiten genannt, die politisch mehr oder weniger links eingestellt sind. Man spricht von Dr Stcger- wald, der ja jetzt schon 2. Vorsitzender der Partei ist. spricht aber auch von dem Abgeordneten Joos, der namentlich in den westdeutschen Arbeiterkreisen, soweit sic dem Zentrum angehören, großen Einfluß besitzt, — beide Männer sind ausgesprochene Arbeiterführer, sind außerdem Träger des Koalitionsgedankens mit der Sozialdemokratie. Eber.so haben die D e m o k r a t e n, die soeben eine Sitzung ihres Parteiausschusses veranstalteten, sich programmatisch für die Locarnopolitik, also eine Politik der Versöhnung und innenpolitisch, für die Beibehaltung der jetzigen Ne gierungskoalition ausgesprochen. So kann man als das Resultat des Führerwechsels eine deutlichere Scheidung der Geister nach rechts und links betrachten, die möglicherweise sich auch dahin aus- . wirken wird, daß die Erweiterung des Preußenkoalition durch den Zutritt der Deutschen Polkspartei nun doch kaum noch auf Schwierigkeiten stoßen wird. Zwar haben die Demokraten stch gegen die Regelung schulpolitischer Fragen durch ein Konkordat ausgesprochen, lehnen auch die Fortführung des Panzerkreuzerbaues ab, aber der Führerwechsel wird wohl dazu führen, daß rpan sich über die kleinen noch bestehenden Differenzen hinter den Kulissen einigen wird. Diese parteipolitische Entwicklung, diese Scheidung der Geister wird sich nach außen hin freilich erst allmählich geltend machen. Denn alle Parteien, abgesehen Wohl nur von der Sozialdemokratie, stehen heute vor dem Problem, durchUmorganisationKräftezugcwinnen, die vorhandenen zu sammeln; aus allen Parteitagungen ist sestgestellt worden, daß die Organisation mehr oder weniger versagt habe. Die Kritik, die in allen Parteien laut geworden ist, richtet sich aber doch Wohl mehr gegen deren' politische Wege und die Unzufriedenheit läßt stch kaum beseitigen durch Auf- oder Ausbau der Parteiorganisation allein. Im deutschen Volke herrscht überhaupt starke Parteimüdigkeit, die allerdings über wunden werden könnte durch stärkere Betonung im Grund sätzlichen der Politik. Natürlich ist eine solche Politik leichter durchzusühren, wenn man in der Opposition steht. Es hat aber noch keinem Volke mit demokratischer Ver fassung geschadet, wenn es eine starke grundsätzliche Oppo sition aufzuweisen hat; eine kluge Regierung weiß auch eine solche Opposition zu nutzen, wenn es sich um die Er reichung außenpolitischer Ziele handelt. * Hugenberg deutschnationaler Parteivorsitzender. Die Parteivertretung der Deutschnationalen Volks partei hielt im Reichstag die zur Neuwahl des Parteivor- sttzenden anberaumte Sitzung ab. Der Wahl ging, wie die Pressestelle der Deutschnationalen Volkspartei mitteilt, eine ASS MchrWen siir Rainihos UN- Ltmgegend (Albrechtshaln, Ammelshain, Veucha, Vors-orf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, pom-en, Standnih, Threna uftv.) Dieses Vlatt ist amtliches Organ des Stadtrates zu Naunhof; es enthüll Bekanntgaben des Vezirksverbandes, der Amtshauptmannschaft Grimma und des Finanzamtes zu Grimma nach amtlichen Veröffentlichungen. Von den Länderregierungen berufen sind: Ministe rialdirektor Dr. Brecht für Preußen, Ministerpräsident Dr. Held für Bayern, Ministerpästdent Heldt für Sachsen, Staatsseketär Dr. Bolz für Wür 11 emberg, Staatspräsident Dr. Remmele für Baden, Staats- minifter Dr. Leuthheußer für Thüringen, Staats präsident Adelung für Hessen, Bürgermeister Petersen für Hamburg und Ministerpräsident Deist für An halt. Oer bayerische Gian-punkt. Dem Ausschuß der Länderkonferenz ist die schriftliche Darlegung des bayerischen Standpunktes zugegangen. Bayern müsse aus grundsätzlichen Erwägungen heraus fordern: 1. klare Grenzen zwischen Reich und Ländern auf dem Gebiete der Gesetzgebung wie der Verwaltung; 2. ver fassungsmäßige Sicherung und Festigung der Länder bezüglich ihrer Gebiete, ihrer Rechte und ihres staatlichen Bestandes sowie ihrer kulturellen und wirtschaftlichen Selbständigkeit; 3. unbedingte Gewährleistung der finan ziellen Lebensfähigkeit der Länder, und schließlich 4. Aus bau des Reichsrates, bezogen auf verstärkte Mitwirkung an der Gesetzgebung und der Verwaltung des Reiches. Dies seien und blieben die Grundforderungen, die nicht nur Bayern, sondern eigentlich jedes Land erheben müsse. Alles drehe sich einzig und allein um die Entscheidung darüber, ob den Ländern ein Eigenrecht als oberste In stanz verbleiben soll oder nicht. . ! Gelinge vtese Aufgabe nicht, dann drohe eine Arbeitslosigkeit von nie dagewesenem Umfang. Der Redner forderte weiterhin, die Fürsorge für die breiten Schichten des Volkes zu organisieren und die soziale Gesetzgebung in bessere Formen zu bringen. Für die deutsche Landwirtschaft bestehe die Ge fahr, daß sie in die Hörigkeit des internationalen Kapitals oder einzelner parteipolitischer Richtungen gerate. ES bleibe die Aufgabe der Deutschnationalen Volkspartei, stch für die Auf rechterhaltung des deutschen Geistes einzusetzen. Dazu gehöre auch, daß man mit den Fehlern des parlamentarischen Systems, mit den zahllosen und nutzlosen Kommisstonsberatungen ein Ende mache und die auch im Parlament vorhandenen guten Kräfte wieder für gesunde Arbeit einsetze. Wenn diese Ver antwortung an die Deutschnationale Volkspartei herantreten werde, dürfe sie sich ihr nicht entziehen. Vorher müsse man aber das notwendige Fundament dafür bereitet haben. Der Leitstern der deutschnationalen Politik bleibe die Freiheit nach innen und nach außen. Die Christlich-Sozialen zum Führerwcchsel in der Deutsch- nationalen Volkspartei. , Abg. Dr. Hugenberg. programmatische Ansprache voraus, die von Graz Westarp eröffnet wurde. Nach deren Beendigung wurde die Wahl des Vorsitzenden vorgenommen. Geheimrat Hugenberg, der als einziger zur Wahl stand, wurde ge wählt und nahm die Wahl an. Seine Wahl wurde durch lebhaften Beifall der gesamten Versammlung begrüßt. Geheimrat Hugenberg übernahm den Vorsitz mit einer kurzen Erklärung. Er sagte zu, daß er das ihm übertragene Amt im Sinne der Förderung der Größe und Kraft und der Einigkeit der Partei ausüben werde. Daran knüpfte er herzliche Worte des Dankes an den bisherigen Vorsitzen den, Grafen Westarp, den die Versammlung durch Erheben von den Sitzen ehrte. Die Neuwahl des st ellvertreten den Pariei vorsitzenden soll in einer noch vor Weihnachten statt findenden Parteivertretersitzung vorgenommen werden. Die bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Schlange- Schöningen und Wallraf werden bis dahin ihre Geschäfte weiterführen. Amtsniederlegung Hugenbergs im Neichsverband der Deutschen Industrie. Mit Rücksicht auf die erfolgte Wahl zum Vorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei hat Geh. Finanzrat Hugenberg sein Amt als Vorsitzender der Fachgruppe Bergpau des Reichsverbandes der Deutschen Industrie niedergelegt. über die Frage seiner Nachfolge wird die Fachgruppe Bergbau erst in der nächsten Sitzung ihres Vorstandes Beschluß fassen. Hugenbergs programmrede. Christlich-Sozialen und der Deutsch-Sozialen Partei erfolgte. Insbesondere wurde entsprechend gefordert, daß der Staat sein kostbarstes Vermögen, die lebende Arbeitskraft seiner An gehörigen, schützt und es vor Ausbeutung und Raubbau durch eine soziale Schutzgesetzgebung bewahrt. Gefordert wurde eine angemessene Vertretung der Angestellten und Arbeiter beiderlei Geschlechts in den staatlich anerkannten Berussvertretungen.