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UN- Ltmgegend (MrechtShain, «mmel-hain, Veocha, Vsr-dott, «cha, SrdmänaShatn, Fochshain, Groß, und Kleinsteinbek z, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Standnitz, Threna ofto.) Vieles Natt ist amtliche- Orsan des Stadtrate- zu Aaunhos; es enthalt Velanntgadea des VezirtSverbande-, der «mt-hauptmannsch t Grimma and des Nnanzamte- zu Grimma nach amttichen VeröffeMlichnngen. : Erscheint wöchentlich Smal: Dienstag. Donnerstag. Sonnabend, nachmittag 4 Uhr: : Bezugspreis: Monatlich ohne Austragen 1.50 Md.. Post oha« BepeSaelö monatl.: : l.SO Md. 3m Falle höherer Gewalt. Krieg. Stretd oder svnsttaer Störungen des : : Betriebes, hat der Bezieher deinea «aspruch ans Lteserung der Zeitung oder Bück-: ; zahlung des Bezugspreises. ; Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2 Druck und Verlag: Sünz ck Eule, Naunhof bet Leipzig, Ward' S Anzeigenpreis: Di« «gespalten« Petttzeil« SO Pfg.. omtliche SO Pfg^ Redlametetl (3gefp.) SO Pfg. Tabell. Sah VO^ Ausschlag. Bei undeutlich geschriebenen, sowie durch Fernsprecher ausgegebenen Anzeigen find wir sür Irrtümer nicht haftbar. Nummer SS Donnerstag, den 2». März 4S2S SS. Jahrgang Amtliches. Freitag, den SO. April 1928, vor«, l t Uhr sollen in Naunbof im Gasthof .Somdrinus- eine Garnitur veddigrohnnöbel, 4 Sofatisch in Ebenholz, 4 Schrank-rammophon mit elektr. Antrieb u. 1 Oiplo- maten-Schreibtisch meiftbietend gegen Barzahlung öffentlich versteigert werden. «r i mm a, am 29. MSrz 1928. Qu. 1, 3420, 3759 4277/27. Oer Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts. Freitag, den 30. April 1928, vorm. 10 Uhr soll im Restaurant .Samdrinus' in Naunhof eine Schreibmaschine öffentlich meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Grimma, den 29. MSrz 1928. R. D. 378/28. Finanzamt. Das Gängelband. ES hat vor sechzig, siebzig Jahren eine Zeit gegeben, da sprach man mit tiefinnerlichster Überzeugung von einer -Nachtwächterrolle", die der Staat zu spielen habe: er solle sich nicht in all und jedes, besonders nicht in das Wirt schaftsleben hineinmischen, sondern dem einzelnen volle Freiheit seiner Betätigung geben, ihn ungehindert, aber auch ohne ihn zu stützen, die Arme regen lassen. Dieses .Manchestertum" war absoluter Glaubenssatz gerade des deutschen Liberalismus, der seitdem auch grundsätzlicher Gegner der Hölle war und blieb, weil sie einen Eingriff des Staates in den natürlichen Gang der Dinge, z. B. in den »Kampf ums Dasein", darstellten. Aber diese damals triumphierende Anschauung ist bis auf geringe Reste ge schwunden; der konservative Gedanke vom „Vater Staat", die Notwendigkeit, für die Staatsbürger zu „sorgen", war stärker und dazu kam dann noch der neue, von ganz anderen Ursprüngen ausgehende, aber praktisch zu ähn lichen Anschauungen führende Gedanke des Sozialismus. Das Resultat ist schließlich über die reine staatliche „Für sorge" hinausgegangen zu der Auffassung eines Rechts anspruches an den Staat in allen nur denkbaren Fällen der Rot. Zweifellos hat das zu einer starken Ver kümmerung des Gedankens der Selbsthilfe geführt; alles schreit sofort nach Staatshilfe, wenn die geringsten Schwierigkeiten entstehen. Es ist ganz gut, daß der Reichsbankprästdent Dr. Schacht bei der Eröffnungsfeier des Königsberger Reichsbankgebäudes auch einmal auf diese wenig erfreu liche, weil von wenig Selbstbewußtsein, Überlegung und innerer Kraft zeugende Entwicklung hingewiesen hat. „Wir starren alle wie gebannt auf das Idol des Staates und, wenn es einem von uns schlecht geht, dann ruft er sofort nach der Hilfe des Staates." Dr. Schacht bezeichnet das auch als im Widerspruch stehend zum wirklichen Gedanken der Demokratie — um es auf eine kurze Formel zu bringen: der Staat ist denn doch nicht für den Bürger da, sondern der Bürger muß sich al« tätiges Glied des Staates ansehen. Demokratie heißt eben, an die Stelle der Auffassung vom „Vater Staat" das Bewußtsein der Selbstverantwortlichkeit treten zu lassen. Von diefem Gesichtspunkt aus richtet Dr. Schacht die jetzt besonders aktuelle Mahnung an die Kreise, die es hören sollen und—hoffentlich! —auch hören wollen, bei der an und für sich unbedingt notwendigen Reorganisation des landwirtschaftlichen Genossenschafts wesens alles nur von obenher zu machen, aber auch alles nur von obenher zu erwarten. Das gesamte deutsche Genossenschaftswesen, nicht zuletzt das landwirtschaftliche, ist ja aus eigener Kraft entstanden und in gewaltiger, noch stetig wachsender Form ausgebaut worden. Hier zeitigte der Gedanke der Selbsthilfe ganz großartige Resul tate und ere darf nicht unterdrückt werden von oben- oder pessimistisch aufgegeben werden von untenher. Gewiß haben die schweren Schicksalsschläge der letzten anderthalb Jahrzehnte die Unter stützung besonders schwer betroffener Berufsstände und Wirtschaftszweige durch daL Ganze, also den Staat, not wendiger gemacht, als dies vordem zu geschehen brauchte. Aber deswegen darf der Staat immer noch nicht als ein Versorgungsheim betrachtet werden, wo man draußen nur an der Glocke zu ziehen braucht und die Tür sofort wett aufgesperrt wird mit der liebenswürdigen Aufforde- rung, schnellstens hineinzuspazielren. „Statt daß wir nun anfangen, von unten auf das Genossenschaftswesen zu reorganisieren, sehen wir wieder, wie der Staat von oben her die Dinge meistern zu müssen glaubt," tadelt Dr. Schacht sehr mit Recht. Bequemer mag eS — vielleicht — für den einzelnen sein, sich von obenher an das Gängelband nehmen zu lassen, aber es wider- spricht dem ursprünglichen, dem großen Gedanken des Ge- noffenfchaftswesenS. Richt umsonst nannte Schultze- Delitzsch seine Gründung den Verband deraufSelbst hilfe beruhenden Genossenschaften, folgte ein Raiffeisen ihm in dieser Anschauung auch auf dem Gebiete der Land- Wirtschaft. Leider aber find wir schon viel zu weit auf einem ganz anderen Wege vorwärtsgegangen, der uns einer allgemeinen Verstaatlichung offenen oder noch ver- steckten Charakter- immer näher führt und uns auch immer mehr die Kraft zur Selbstverantwortung und Selbsthilfe vergessen läßt. ES ist also wirklich die höchste Zeit, daß man sich auf eine Umkehr besinnt. DerAeichshaushalt sürl928 angenommen Finanzlage und Reparationen. Deutscher Reichstag. (412. Sitzung.) 08. Berlin, 28. Marz. Für die zweite Beratung deS Haushalts der Allgemeinen Ftnanzverwaltung wird vom Ausschuß eine schärfere Kontrolle der Ausgabebewilligungen vorgeschlagen. Aba. Hilferding (Soz.) vertritt die Ansicht, daß der Etat sich unsozial entwickelt habe. Für den Ergänzungsetat sei keine Deckung vorhanden. Abg. Dr. Quaatz (Din.) tritt sür eine Stärkung der Stellung des Finanz Ministers ein. An einem guten Finanzausgleich werden wir durch die Dawes-Ver- pflichtungen behindert Diese Blutsteuer ans Ausland lastet auf jedem einzelnen. Jede deutsche Familie ist mit 600 Mark an den Auslandsschulden beteiligt. Abg. Neubauer (Komm.) schiebt dem Zentrum „für das Elend der Millionen" die Schuld zu, während Abg. Dietrich- Baden (Dem.) bedauerte, daß das Steuerveretnheitlichungs- geseb sang- und klanglos verschwunden und der Weg der Zollsenkung verlassen worden sei. Abg. Dr. Cremer (D. Vp.) betont, daß an der Spitze der Finanzpolitik der Grundsatz stehen müsse, die Steuerkraft der Wirtschaft zu schonen, damit sie den Wiederaufbau aus eigener Kraft und nicht durch dauernde Abhängigkeit vom Auslandskapital vornehmen kann. Reichsfinanzminister Or. Köhler stimmt den Vorschlägen des Ausschusses zu, die eine solide Etatswirtschaft und klare, durchsichtige Finanzwictschast an streben. Von einer verschwendenden Neichsslnanzwirtschaft kann keine Rede sein. Der Minister weist darauf hin, daß allein die Reparationen von 1924 bis 1927 um mehr als 800 Millionen gestiegen seien. Die Ablösung der Markau- leihen habe einen Mehraufwand von 350 Millionen verur sacht, die Soziallasten und die Erwerbslosenfürsorge seien um 500 Millionen gestiegen, die Ruhegehälter um 400 Mil lionen. Man könne also nicht davon reden, daß die Mil liardenreserve nutzlos vertan sei. Der Minister bespricht dann die Anleihepolilik und fordert größte Sparsamkeit auf allen Gebieten der öffentlichen und der privaten Wirtschaft. Eine über mäßige Neuverschuldung der öffentlichen Hand würde unsere Wirtschafts-, Finanz- und Währungspolitik gefährden. Aus ländsanleihen des Reiches und der Länder sind zurzeit nicht ratsam Nach dem in Kürze zu erwartenden Abschluß der Prüfung wird die endgültige Entscheidung über das als be- reckuiat anzuerkennende Maß der Anleihen getrossest werden Der Haushalt wird darauf gegen die Stimmen ver Sozialdemokraten, Demokraten und Kommunisten angenom men, ebenso die Entschließungen des Ausschusses. Zum Haus halt des Reichstages wird ein Antrag des Vorstandes an genommen, wonach der Betrag für den Wirtfchaftsbetrieb deS Reichstages auf 60 000 Mark erhöht wird. Auch das Haus- Haltsgesetz wird dann in zweiter Beratung angenommen. Der Ausschuß hat hier Bestimmungen eingefügt, die eine Stär kung der Stellung des Finanzministers bezwecken. Zum Er- gänzungsetat werden auch die einen Teil des landwirtschaft lichen Notprogramms bildenden 25 Millionen Mark für die landwirtschaftlichen Genossenschaften bewilligt. In allen drei Lesungen wird ein Jnitiativgesetzentwurf angenommen, wo nach für die Durchführung -es lan-wirtfchastlichen Rotprogramms ein Reichstagsausschuß eingesetzt wird, der das Recht er halten soll, seine Tätigkeit bis zum Zusammentrcten des neuen Reichstages durchzuführen. Die Schlußabstimmung wird später stattfinden, da hier eine verfassungsmäßige Zwei drittelmehrheit festgestellt werden muß. Die Novelle zum Gesetz über dte Errichtung der Deutschen Rentenbanksreditanstalt wird in zweiter Lesung angenommen, dazu noch ein deutsch nationaler Antrag, wonach die Beteiligung an der Preußen kasse 5 Prozent des Eigenkapitals nicht übersteigen darf. Darauf wurde eine kurze Beratungspause eingelegt. Nach Wiederaufnahme der Sitzung wurde die Novelle zur Deut- schen Rentenbankkreditanstalt ohne Aussprache in dritter Be- ratung bis zum zweiten Artikel angenommen. Die Weiter beratung wurde vertagt, weil in den zweiten Artikel noch der Termin des Inkrafttretens des ganzen Notprogramms eingearbeitct werden soll, so daß das sogenannte Mantel- gesetz zum Notprogramm überflüssig wird. In namentlicher Abstimmung wurde dann mit 368 gegen 5 Stimmen die Einsetzung des 28gliedrigen Ausschusses beschlossen, der bis zum Zusammentritt des neuen Reichs tages die Durchführung des landwirtschaft lichen Notprogramms überwachen soll. Die namentliche Abstimmung war, wie Präsident Löbe bemerkte, notwendig, um festzustellen, ob die für verfassungsändernde Gesetze notwendige qualifizierte Mehrheit er reicht sei. Das war mit der vorgenommenen Abstimmung geschehen. Die daraus aus dem gleichen Grunde namentlich vorgenommene Schlußabstimmung über das Übcrleitunqsgcsetz zur Strafrechtsreform ergab die Annahme mit 344 gegen 36 Stimmen, also mit der notwendigen Mehrheit. Damit war die Tagesordnung erledigt und das Haus vertagte sich aus Donnerstag. Vas Schicksal der GrenzlSnder. Reichsbankprästdent Dr. Schacht betonte in seiner in Königsberg i. Pr. gelegentlich der Einweihung des neuen Reichsbankgebäudes gehaltenen Rede, daß Ostpreußen im Verhältnis zum übrigen deutschen Vaterland in besonders schwieriger Lage sei, da auf diesem Land eine große seelische Last liege. Von drei Seiten sei Ostpreußen v->n fremden Nationen umbrandet, ein Druck, der sich auf jeden einzelnen lege. Gerade er (Schacht), der aus der deutsch-dänischen Grenzmark stamme, habe hierfür tiefes Empfinden. Es scheine das Schicksal aller Grenz lände r zu sein, daß sie von den übrigen Gauen in ihrem Wert nicht immer richtig eingeschätzt und oft verkannt werden. Ostpreußen sei für Deutschland immer von großer Bedeutung gewesen. Dieses deutsche Land habe feine deutsche Kultur stets in einer Weise bewiesen, daß es das übrige Deutschland immer wieder in Erstaunen gesetzt habe. Kaum ein anderes Land habe so viel deutsche Kultur dem übrigen Reich gegeben wie Ostpreußen. Deutschland wisse, was es an Ostpreußen habe und es werde Ostpreußen nie fallenlassen. Ostpreußen sei uns nie- malS eine Erinnerung, es sei uns immer noch eine Hoff- »mg. Die Reichstagswahl am 2ü. Mai. Beginn der Vorbereitungen. Der Reichspräsident hat sich Montag nach der Kabi- nettssttzung dahin entschieden, daß in der Sonnabend- schlnßsitzung des Reichstages die Ausschreibung der Neu- Wahlen für den 20. Mai angekündigt wird. Der Reichs- Minister des Innern hat die Landesregierungen durch Rundschreiben von der Terminanberaumung in Kenntnis gesetzt. Die Landesregierungen wurden gebeten, die Ge meindebehörden anzuweisen, mit der Auslegung der Wählerlisten zu beginnen und als Stichtag für die Auf nahme der Wahlberechtigten den 20. Mai vorzusehen. Reichskanzler Dr. Marx wurde Dienstag vom Reichs präsidenten empfangen. In der Unterredung sollen nähere Besprechungen über die Wahlen stattgefunden haben, deren endgültige Festlegung das Kabinett ja dem Präsidenten überlassen hat, da im Ministerrat selbst keine vollständige Übereinstimmung erreicht wurde. Ein Er laß des Reichsinnenministeriums über die Auslegung der Listen wird in den nächsten Tagen erfolgen. Handwerk gegen Splitterparteien. Keine Sondergruppen. Die bevorstehenden Neuwahlen haben auch in Hand werkerkreisen Bestrebungen auftauchen lassen zur Aufstel lung besonderer Kandidaten für die Berufsintereffen. Der Reichsverband des deutschen Hand- Werks und der Deutsche Handwerks- und Ge werbe k a m m e r 1 a g als die maßgebenden Spitzenor ganisationen des gesamten Berufsstandes lehnen diese Verquickung berufsständischer Interessenvertretung mit politischen Bestrebungen ab, da jede Verbindung mit sol chen Zielen die berufsständische Geschlossenheit des Hand- Werks zerschlagen müßte. Grundsätzlich nehmen die Spitzenverbände des Handwerks auch gegenüber den Plänen zur Gründung besonderer Handwerkerparteien eine ablehnende Stellung ein. da neue Parteien wegen der damit verbundenen Zerftrlitterung lediglich zu einer Schädigung und Schwächung des Bürgertums führen. Die Spitzenverbände des Handwerks halten daher an den Jenaer Beschlüssen aus dem Jahre 1920 fest, die eindring lich vor Versuchen zur Bildung einer selbständigen poli tischen Handwerkerpartet warnen. Reibungen in der LandwirWaMammer Hannover. Politische Zusammenstöße. Bei der Eröffnungssitzung der Landwirtfchaftskammer Hannover hielt Oberpräsident Noske eine Ansprache, wobei er erklärte, daß er sich bemühen werde, von den staatlichen Hilfsmitteln so viel wie möglich in die Provinz Hannover Hineinkommen zu lassen. In erster Linie müsse man aber durch eigene Arbeit und aus eigener Kraft für den neuen Wiederaufstieg sorgen. Der Vorsitzende des Hannoverschen Landbundes, Cordes, wandte sich gegen die Ausführungen des Oberpräsidenten im Provinziallandtag und wies den Vorwurf agitatorischer Übertreibung zurück, wobei er auf die Mängel des parlamentarischen Systems einging. Oberpräsident Noske verwahrte sich im Namen der Staatsregierung dagegen, daß dte Tagung der Land- wirtschastskammer zum Tummelplatz agitatorischer Fragen und zum politischen Debattierklub gemacht werde. Die Landwirtfchaftskammer sei nicht der richtige Ort, um über die Staatsform und die Politik des Staates zu sprechen. Darauf begann die Kammer ihre geschäftlichen Be ratungen.