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Nachrichten WAauOos UN- Ltmgegend (AlbrechtShain, Ammelshain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsletnbv Klinga, Köhra, Lindhardt, pomßen, Staodnitz, Threna afw.) diese- Vlatt ist amtliches Organ des Stadtrates zu Aaunhof; es enthält vetanntgaben des VezirlsverbandtS, der «mtshau-tmannsch t Srtmma und des Finanzamtes zu Grimma »ach amtlichen Verdstentlichungeu. Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2 Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, nachmittag 4 Uhr Bezugspreis: Monatlich ohne Austragen 1.50 Mk., Post ohne Bestellgeld monatl. t 50 Mk. Im Falle höherer SewaH Krieg, Streik oder fonfliaer Storungen des Betriebe», hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rück zahlung des Bezugspreise«. Anzeigenpreis: Die -gespaltene Petttzeil« L0 Psg., amtliche 50 Psg^ Reklameteil (3gesp.) 50 Psg. Tadell. Satz 50 A, Aufschlag. Bei undeutlich geschriebenen, sowie durch Fernsprecher aufgegebenen Anzeigen find wir für Irrtümer nicht hastbar. Druck und Verlag: Sünz ch Sule, Aaunhof bei Leipzig, Mark' S Nummer SO Dienstag, den 24. April 4S28 SS. Jahrgang Amtliches. Die Stimmkarleten für die auf Sonntag, den 20. Mai 1928 festgesetzte Reichstagswahl liegen vom 29. April bis mit 6. Mai L92S im Rathaus, Meldeamt, Zimmer 11 wochentags von vormittags 8 bis mittags ^1 Uhr und nachmittags von 2 bis 4 Uhr, Sonntags und Dienstag, den 1. Mai 1928, vormittags 10 bis 12 Uhr zu jeder- manns Einsicht aus. Einsprüche gegen Unrichtigkeit oder Unvollstündigkeit der Kar- teien sind bis zum Abläufe der Auslegungsfrist beim unterzeichneten btadtrat schriftlich anzuzeigen oder zur Niederschrift zu geben. Soweit die Richtigkeit der Behauptungen nicht offenkundig ist, sind für sie Beweismittel beizufügen. Naunhof, am 23. April 1928. Der Stadtrai. Briands Kriedenspläne. Das Sendschreiben an die Mächte. Das am 20. April an den Reichsautzenminister Dr Stresemann in Berlin (ebenso wie in London, Rom und Tokio) übergebene Schriftstück der französischen Regierung über die Ergänzungen zum amerikanischen Antikriegs vertragsangeboi ist veröffentlicht worden. Frankreich bringt für den unter Umständen abzuschließenden Vertrag folgende Einleitung in Vorschlag: Oer deutsche Reichspräsident, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika der Präsident der Französischen Republik, Seine Majestäi der König von England, Irland und den Britischen Dominien, Kaiser von Indien, Seine Majestät der Könitz von Italien, Seine Majestät der König von Japan in gleicher Weise von dem Wunsche beseelt, nicht nur die glücklicherweise jetzt zwischen ihren Völkern bestehen den friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen dauer Haft zu gestalten, sondern zugleich die Gefahr eines Krieges zwischen allen Mächten der Welt zu beseitigen, darüber einig, in einem feierlichen Akt ihren Snßcrs! förmlichen und klaren Beschluß festzulegcn, den Krieg als Werkzeug der nationalen Politik zu verwerfen und auj die friedliche Regelung internationaler Konflikte hin zuarbeiten, schließlich der Hoffnung Ausdruck verleihend, daß allc anderen Nationen der Welt sich diesem im Interesse der Menschheit gelegenen Bestreben anschließen werden, um das Zusammenwirken der zivilisierten Völker in einen: einheitlichen Verzicht auf den Krieg als Werkzeug der nationalen Politik zu verwirklichen, haben beschlossen, einen Vertrag zu schließen, und zu diesem Zweck zu ihren Bevollmächtigten ernannt. Dann wiederholt sich die Aufzählung der in Betracht kommenden Staatsoberhäupter mit der libereinkom- mensformel. Schließlich folgt der Wortlaut der Vorschläge, die inhaltlich in zehn Artikeln besagen: Die Vertragschließenden erklären, ohne damit die Ausübung ihres Rechtes auf rechtmäßige Verteidigung beeinträchtigen zu wollen, so wie dieses in den bestehen den Verträgen festgelegt ist, daß sie die Inanspruchnahme des Krieges verurteilen und auf ihn als Werkzeug der nationalen Politik verzichten. Die Regelung oder Ent scheidung aller etwa zwischen den vertragschließenden Parteien entstehenden Streitigkeiten oder Konflikte, welcher Natur oder welchen Ursprungs sie auch sein mögen, wird von den Beteiligten niemals anders als auf friedlichem Wege angestrebt werden. Wenn eine der Parteien diesen Vertrag verletzen sollte, würden die anderen vertragschließenden Mächte dieser gegenüber von Rechts wegen von ihren in dem Vertrage übernommenen Verpflichtungen befreit sein. Die Bestimmungen dieses Vertrages beeinträchtigen in keiner Weise die Rechte und Pflichten, die sich aus früheren internationalen Über kommen, an denen sie beteiligt sind, ergeben. Allc Mächte werden zum Beitritt zu diesem Vertrage auf gefordert werden; der Vertrag wird erst in Kraft treten, nachdem er allgemein angenommen sein wird, es sei denn, wenn die jetzt beteiligten Mächte sich darüber verständigen, das Inkrafttreten des Vertrages trotz des Fehlens ein zelner Beitrittserklärungen zu beschließen. Deutschland zu den Paktentwürfen. »Zugespitzte juristische Formulierungen." Der in Berlin überreichte französische Entwurf eines Krieasächtungspaktes wird gegenwärtig an den zuständi gen Stellen geprüft. In Berliner politischen Kreisen wird darauf hingewiesen, daß es sich bei der französischen Note um einen Vorentwurf handelt, der im wesentlichen Vor behalte zur amerikanischen Note enthält, die auch in der französischen Presse zum Ausdruck gekommen sind. Diese Vorbehalte sind in die an sich sehr klaren amerikanischen Grundgedanken hineingearbeitet. Man hat den Eindruck, daß die moralische Kraft des Kelloggschen Entwurfs durch zugespitzte juristische Formulierungen allerdings eher abgeschwächt wird. Natürlich wird die Prüfung durch das Auswärtige Amt mit der größten ge botenen Sorgfalt erfolgen. Es ist aber anzunehmen, daß die Reichsregiernng darauf bedacht sein wird, das ganze LlnenWedene Wahlen in Frankreich Der erste französische Wahltag. Erstdie Stichwahl entscheidet. Der Sonntag hat die Einleitung zu den französischen Neuwahlen für die Abgeordnetenkammer gebracht. Man mutz von einer Einleitung sprechen, da höchstens ein Drittel der Abgeordneten Sonntag im ersten Wahlgang endgültig gewählt wurden, während zwei Drittel sich der am nächsten Sonntag, den 29. April, stattfindenden Stich wahl unterziehen müßen. Vorläufig sind folgende Re sultate festgelegt: Von den 612 Abstimmungen sind 602 bekannt. 175 Mandate sind besetzt, über 427 Mandate muß in Stichwahlen entschieden werden. Von den 175 Gewählten gehören 72 der Republikanisch-Demokratischen Union an (Nationale Vereinigung), 41 sind Linksrepu- blikaner, 31 Radikale und Sazialistischradikale. 17 repu- blikanische Sozialisten und 14 Sozialisten. Die Wahlen haben sich in ganz Frankreich ohne be sondere Zwischenfälle vollzogen. Der Wahlakt begann um 8 Uhr und wurde um 6 Uhr geschlossen. In Paris zeigte sich vor den einzelnen Wahllokalen die übliche Tätigkeit, die im Heranschleppen der säumigen Wähler besteht. Die Wahlbeteiligung ist beträchtlicher gewesen als bei der letzten Wahl im Jahre 1924. Bekannte Gewählte. Bei den ersten definitiv Gewählten fällt eine größere Anzahl Anhänger der Richtung Poincarös auf, zu denen gut die Hälfte der Mandatsträger zu rechnen ist. Briand und Herriot wurden mit starker Mehrheit wiedergewählt, während Kriegsminister Painlev 4 im Wahlbezirk Gex mit einem Sozialisten in Stichwahl kommt. In Dijon wurde der radikale Bürgermeister Gerard mit 10 300 Stimmen gewählt. In Hagenau findet Stichwahl statt zwischen dem früheren Abgeord neten Walter und dem Autonomisten Hauß, dem Sohn des früheren deutschen Staatssekretärs. In Belfort wurde Tardieu wiedergewählt. Der frühere Vize präsident der Kammer, Patö, sowie der Sozialist Vincent Auriol wurden wiedergewählt. Dagegen kam der Sozialistenführer Blum in Paris nur in Stichwahl in Paris gegen seinen kommunistischen Wettbewerber. Wiedergewählt sind der Präsident der bisherigen Kammer, Ferdinand Bouisson (Sozialist), sowie der Radikalsozialist Malvy, der Vorsitzende der Finanz kommission der bisherigen Kammer, der demokratische Republikaner Bonnefou, der Sozialist Paul- Boncour und der Handelsminister Bokanowski. In Stichwahl kommen der Kommunist Marcel Cachin, der frühere Minister Georges Bonnet sowie der be kannte sozialistische Gewerkschaftsführer Ury-Oise. Unter den nicht wiedergewählten Mitgliedern der bisherigen Kammer sind zu erwähnen Reynaldy, der im Ministerium Herriot Handelsminister war, und Paul Morel, früherer Unterstaatssekretär der Finanzen. Lleberraschung in Elsaß-Lothringen. Unter starker Teilnahme gingen die Wahlen in Elsatz- Lothringen vor sich. Sie bedeuten schon jetzt eine ent schiedene Absage an den Regierungskurs und die nationalistischen Poincars-Blätter stimmen ein Wehe geschrei an. Große Erfolge haben die Autonomisten errungen, obwohl oder weil ihre Führer meistens im Gefängnis sitzen. In Mülhausen im Elsaß hat der Sozialist Grum bach, der in Stichwahl steht, die höchste Stimmenzahl erlangt, an zweiter Stelle steht der aus dem Hägy-Prozeß bekannte Advokat Krähling (Autonomist). In Straß burg steht Peirotes (Sozialist) im Stichwahlkampf mit dem Linksrepublikaner. Der autonomistische ehemalige Redakteur der „Zukunft", Schall, hat 3600 Stimmen er halten. In Gebweiler ist der rechtsstehende Bilger ge- wählt. Im Marne-Departement steht der Sozialcepu- blikaner Forgeot in Stichwahl mit dem sozialistischen Kandidaten. Im zweiten Wahlbezirk von Straßburg muß der Sozialist Georges Weill sein Mandat in der Stichwahl verteidigen. Der inhaftierte Autonomisten-- fübrer Dr. Ricklin erhielt in Altkirch 5000 Stimmen. der als Heimatsverleidiger bekannte katholische Kandidat 4000. Zahlreiche Autonomisten kamen in die Stichwahl. Die Resultate des Unterelsaß geben mit denen des Ober elsaß zusammengenommen den Wahlen den Charakter von Oppositionswahlen. Elsässischer Protest. Frankreich hat ein Wahlrecht, das gegenüber dem deutschen den Vorzug hat, den Wähler in viel engere Be ziehung zu seinem Kandidaten zu setzen, als dies in Deutschland der Fall ist. Der Franzose wählt den Mann, nicht die „Liste", die Partei. Freilich ist auch das franzö sische Wahlrecht deswegen nicht durchaus vollkommen, denn die Wähler müssen am nächsten Sonntag zum zweitenmal ihre Stimmen abgeben überall dort, wo beim ersten Wahl gang ein Kandidat nicht die absolute Mehrheit erhielt. Das ist aber bei etwa zwei Dritteln der Wahlkreise — die mit den Arrondissements, also etwa unseren Landkreisen, zusammenfallen — bei dem ersten Wahlgang der Fall ge wesen, so daß am 22. dieses Monats erst etwa ein Drittel Abgeordneter endgültig gewählt worden ist, man daher über die endgültige Zusammensetzung der Kammer vor- läufig kaum etwas sagen kann. Allerdings ist aus der Stimmenabgabe schon jetzt fest zustellen, daß die Hoffnungen Poincarös und seine, Freunde aus einen überwältigenden Sieg doch nicht ganz in Erfüllung gegangen sind. Gewiß wird er in der kommenden Kammer auf eine sichere Mehrheit rechnen können. Aber einen Wermutstropfen haben die Wahlen doch in den Siegesbecher Poincarös gemischt: das ist das Wahlergebnis in Elsaß-Lothringen, wo die „Elenden", die „franzosenfeindliche Clique" — wie vor kurzem Poincars in einer Straßburger Rede die Auto nomisten bezeichnete — einen großen Abstim mungssieg errungen haben. Die Elsässer haben wie der einmal „protestiert", genau so, wie sie vor 50 Jahren im Deutschen Reichstag als „Protestler" sogar eine eigene Partei gebildet haben. Das Vorgehen der Pariser Regierung gegen diese „Autonomisten" hat also gerade den Erfolg gehabt, den jeder Kenner elsässischen Volkstums Voraussagen konnte: der Elsässer läßt sich nicht „regieren", von oben herab, also von Paris aus, kommandieren. Genau sowenig — wir haben dies leider viel zu spät gemerkt —, wie er sich dies von Berlin aus gefallen ließ. Es hat der Pariser Regie rung nichts genützt, daß sie alle „Verdächtigen" verhaften ließ und kurz vor den Wahlen noch den großen Apparat einer — bisher nur angekündigten — Schwurgerichtsvcr- Handlung aufzog. Diese Mitglieder des „Heimatbu n- des für Elsaß-Lothringen" sollten schnell noch als „Verbrecher gegen die Sicherheit und Ordnung" infa- miert werden, sollte, um mit Poincarö zu sprechen, das elsässische Volk durch seine Stimmabgabe weit abrücken von dieser „Clique" — und nun ist der Vorsitzende dieses Heimatbundes, Ricklin, einst deutscher Reichstagsabgeord neter, jetzt Untersuchungsgefangener, drauf und dran, in die Deputiertenkammer einzuziehen. Die Front der elsäs sischen Heimatbündler wäre noch viel breiter, viel ge schlossener, wenn nicht innenpolitische französische Streit fragen sie umwogen würden. So sind die Sozialdemokraten vom Elsaß ihr serngeblieben, sind Anhänger der Pariser Regierung, weil sie deren antikirchlichen Gesetze auch irn Elsaß durchgeföhrt wißen wollen. Ein kleines Gefühl der Schadenfreude wird man in Deutschland nicht zu unterdrücken brauchen: diePariser R e g i e r u n g s p o l i ti k hat Schiffbruch erlit ten, die „erlösten" Provinzen haben mit größter Deut lichkeit gegen jene Maßnahmen protestiert, die dieses Land, das elsässisch und nur elsässisch, „autonom" sein will, durchaus in die französische Uniform stecken wollen. Das deutsche Geld, das französischen Behauptungen zu folge angeblich in der Heimatbundbewegung eine so große Rolle spiele, ist Schwindel; das wird auch der kommende Autonomistenprozeß hoffentlich beweisen. Wir Deutschen knüpfen darum an den Wahlausgang im Elsaß keine eigensüchtigen Wünsche, aber wir freuen uns, büß' die Elsässer durch die Wahlen ihrem Willen Ausdruck geben, Stammesart und Eigenleben auch in Zukunft zu » wahren. Problem des Kriegsächtungspaktes unter Wahrung aller Selbständigkeit zu verfolgen. Die Frage der deutsch-französischen Annäherungspolitik wird dadurch nicht berührt, sondern wie bisher weitergeführt werden. Die deutsche Negierung wird in den nächsten Tagen eine vorläufige Antwort auf die Note des amerika nischen Staatsdepartements betreffend den Antikriegspakt in Washington übereichen lassen. Diese Antwort wird die prinzipi-lle Zustimmung zu dem Vorschlag einer Ach tung des Krieges aussprechen. General Sandino gründet eine Gonderrepublil. Havanna. General Sandino hat eine kleine Sonder- revublik gegründet und sich von Managua unabhängig er klärt. An der Ostküste von Nikaragua unternahm er einen Überfall auf nordamerikanische Marinetruppen und machte eine Anzabl Gekanaene. Aus der Wahlbewegung. Getrennte Wahl für MSnner und Frauen in einigen Landes- teilen. Ein Experiment, das bei früheren Wahlen nur in einigen ganz kleinen Bezirken versucht worden ist, wird bei den kommen den Reichstagswahlen im gesamten Land Hessen angestellt werden: getrennte Stimmabgabe von Männern und Frauen. Die Trennung der Stimmabgabe soll in der Weise erfolgen, daß die weiblichen Wähler andersfarbige Umschläge für die Stimmzettel erhalten als die Männer. Wie bekanntgeworden ist, soll auch inBerltndie Wahl nach getrennten Geschlechtern durchgeführt werden. Das Wahlrecht der Seeleute kann schon am 10. Tage vor dem Wahltage ausgeübt werden Die zuständigen Kreiswahlleiter werden die Hafen städte so früh wie möglich mit den erforderlichen Stimmzetteln