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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 05.04.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192804055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19280405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19280405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-04
- Tag 1928-04-05
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Monat
1928-04
-
Jahr
1928
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Di« Lage -er Oonezgefangene«. Bericht der deutschen Botschaft. Legationssekretär Schliev von der deutschen Bat- chaft in Moskau konnte die deutschen Ingenieure tm Kostower Untersuchungsgefängnis einzeln je zehn Mi auten in Anwesenheit dreier russischer Beamter sprechen. Otto und Badstieber find gesund. Der dritte deutsche In haftierte Meier erlitt nach der Vernehmung einen leich teren Schlaganfall, wodurch die Bewegungsfreiheit des linken Armes behindert worden ist. Schliep beantragte sofortige ärztliche Hilfe, die zugesagt wurde. Meier sieht mit seiner Gattin in Briefwechsel, während die beiden anderen darauf verzichteten und bitten, ihre« Angehörigen mitzuteilen, daß fie gesund seien. Wie aus Moskau gemeldet wird, hat der aus Rostow zurückgekehrte Staatsanwalt Krylenko dem politischen Bureau über seine Untersuchung der Donezangelegenheit Bericht erstattet. Danach soll Krylenko erklärt haben, daß alle Beschuldigungen gegen die Verhafteten aufrechterhal ten werden und daß der Prozeß in Moskau geführt wer- den solle. Oie deutsch-polnischen Verhandlungen Dr. Hermes weiter Delegationsführer. Das Reichskabinett, das sich mit dem Fortgang der vor kurzem vom deutschen Gesandten in Warschau wieder aufgenommenen Handelsbesprechungen mit der polnischen Regierung beschäftigte, hat u. a. den deutschen Dele gationsführer, den früheren Minister Dr. Hermes, in dieser Funktion bestätigt, nachdem Dr. Hermes wegen seiner Wahl zum Präsidenten der Bauernvereine sein Amt als Delegationsführer zur Verfügung gestellt hatte. Reichsbahndirettor Neumann amtsenthoben. Zahlreiche Anschuldigungen. In der letzten Woche wurde von der Berliner Staatsanwaltschaft mit großem Aufwand an Kräften gearbeitet, um weiteres Licht in die bei Reichsbahn- beamten offenbar vorgekommenen unzulässigen Geschäfte und Unterschleife zu bringen. Die Untersuchungen haben sich dabei auf eine Reihe großer Firmen sowie auf eine Bank in Frankfurt a. M. ausgedehnt, da die Staats anwaltschaft den dringenden Verdacht hat, daß außer den schon bekannten Geschäften des Reichsbahnoberbaurats Müller noch ein größerer Kreis von Personen in Frage kommt. Die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn teilt jetzt mit: „Die wettere Untersuchung von Unregelmäßigkeiten beim Reichsbahnzentralamt hat dazu geführt, daß gegen den Direktor bei der Deutschen Reichsbahn Neu mann das förmliche Dienststrafverfahren eingeleitet und die vorläufige Amtsenthebung verfügt worden ist. Der unter der Führung des Präsidenten Freiherrn von Elz, Karlsruhe, stehende Untersuchungsausschuß der Deutschen Reichsbahn wird in engstem Einvernehmen mit der Staatsanwaltschaft arbeiten und für restlose Auf klärung sorgen." Die Voruntersuchung gegen den Regierungs- und Baurat Hugo Müller in Göttingen hat bisher den Verdacht einer strafbaren Handlung nicht bestätigt, ist aber noch nicht abgeschlossen. Unter Benutzung sämt lichen bei der Staatsanwaltschaft und der Hauptverwal tung der Reichsbahn eingehenden Untersuchungsmaterials wird die Angelegenheit in strafrechtlicher Hinsicht von der Staatsanwaltschaft, in wirtschaftlicher Beziehung durch die von der Hauptverwaltung der Reichsbahn eingesetzte Untersuchungskommiffion geprüft. Auflegung der Stimmlisten. Berlin. Die Stimmlisten für die ReichstagSwahl sind, nach Verfügung des Reichsinnenministers, vom 29. April bis 6. Mai auszulegen. Vollversammlung der Gewerbekammer Leipzig. Protest gegen die geplante rattferhöhnog der Deutschen «etch-bahn Die Gesamtsitzung yder Gewerbekammer Leipzig vom 3. April d. I. wurde eröffnet und geleitet von ihrem Vorsitzenden Ober meister Thalheim, der im Anschluß an seine begrüßenden Worte das Kammermitglied, Kaufmann F. Köthe, namens der Kammer durch Überreichung des silbernen Ehrenzeichens am weiß-grünen Band für besondere Verdienste um die mittelstän dische Wirtschaft und um seinen Fachzweig auszeichnete. Herr Köthe könne, wie der Vorsitzende hervorhob, in diesem Jahre auf eine 25jährige Vorstandsmitgliedschaft im Verein der Zigarren Händler von Leipzig und Umgebung zurückblicken und das Ver dienst für sich in Anspruch nehme«, 24 Jahre lang als 1. Vor sitzender dieses Vereins gewirkt und dessen Belange erfolgreich vertreten zu haben. Nach dieser Auszeichnung gedachte der Vorsitzende noch mit ehrenden Worten des früheren langjährigen sowie verdienstvollen Kammermitglieds und stellv. Vorsitzenden Gustav Nietzsch mann, der kürzlich das Zeitliche gesegnet habe und unter größ ter Anteilnahme weitester Kreise Leipzigs bestattet worden sei. Anschließend erstattete Gewerbekammer-Syndikus Dr. Weiß bach den Bericht über die Tätigkeit der Kammer im 1. Quartal l928 anhand des vorliegenden Druckberichtes. Außerdem ver breitete er sich über die Entwicklung der von der Kammer vertre- renen Berufsstände im abgelaufenen Rechnungsjahr, wobei er die vedeutsamsten, der Verabschiedung noch harrenden Gesetzentwürfe einer Handwerksnovelle, des Berufsausbildungsgesetzes, des Ar beitsschutzgesetzes, des Steuervereinheitlichungsgesetzes erwähnte sowie auf die Fragen der Verwaltungsreform und des Repara tionsproblems einging. Die Lage des Geld- und Kapitalmarktes sei indes das Hauptproblem für Handwerk, Kleinhandel und Ge werbe, wie für die gesamte Wirtschaft überhaupt. Gerade die mittelständischen Berufe hätten in besonderem Maße auf die Er- languug von Betriebskredit Bedacht zu nehmen. Die von den Kreditgenossenschaften, Sparkassen und den dem Mittelstand nahe ziehenden Geldinstituten gewährten Kredite seien insoweit umso wichtiger, als die Zinssätze auf dem offenen Geldmarkt für die Bewirtschaftung der Betriebe noch immer nicht rentabel sind. Wenn es auch als ein erfreuliches Zeichen wirtschaftlicher Gesundung gewertet werden könne, daß gemäß einer Statistik der Reichskreditgesellschaft 7,6 Milliarden RM. im Jahre 1927 an deutschem Kapitalzuwachs zu buchen seien, so dürften doch die Rückwirkungen bezügl. einer Gelderleichterung keineswegs über schätzt werden. Was bedeute schließlich diese Summe angesichts der Tatsache, daß das sog. erste Normaljahr des Dawes-Abkom mens der deutschen Wirtschaft eine jährliche Belastung von 2)4 Milliarden RM. zu bringen drohe, eine Belastung, die selbstver stündlich als untragfähig und unausführbar anzusprechen sei. Auf die Inanspruchnahme der Kammer im abgelaufencu Rechnungsjahr eingehend, konnte der Berichterstatter mitteilen, daß die Summe der schriftlichen Ein- und Ausgänge ungefähr 85 000 betragen habe, in den beiden vorhergehenden Jahren etwa 60 000 und 39 000, wobei die umfangreichen statistischen und son stigen Aufgaben nicht mit einbezogen seien. Hieraus erhelle ohne weiteres, welche außerordentlichen Anforderungen an die Kammer gestellt würden. Nach Vortrag des Kammervorsitzeuden Thalheim wurde' an Stelle des. ausgeschiedenen Kammermitgliedes Stadtrat A Franke Gastwirt K. Gelbke als Kammermitglied gewählt, und es wurde ferner den Beschlüssen auf Neukonstituierung der Kammerausschüsse zugestimmt. Auch die personelle Neubildung der Gesellenprüfungs^usschüsse laut 8 131 RGO. fand gemäß der Anregung des 1. stellv. Kammeroorsitzenden Wuttke die Zu stimmung der Kammer, wobei im Interesse der Einheitlichkeit der Amtszeit diesmal abweichend von der üblichen dreijährigen Dauer auf eine Begrenzung von 2-'/« Jahren zugekommeu wurde, laufend vom 1. April 1928 bis 31. Dezember 1930. Die Wahl der Kammermitglieder Thalheim, Köthe, Friedrich und Schaaf als ehrenamtliche Mitglieder des Finanzgerichtes Leipzig sowie des Kammermitglieds Haacke-Oschatz in gleicher Eigenschaft beim Finanzgericht Dresden fand nach Berichterstat tung des Vorsitzenden gleichfalls Betätigung. Die Absicht des Verwaltungsrates der Deutschen Reichs bahn-Gesellschaft, grundsätzlich eine Erhöhung sämtlicher Eisen bahntarife vorzunehmen, hat die Kammer, wie ferner eingehend berichtet wurde, nach Prüfung der einschlägigen Verhältnisse un verzüglich zu nachdrücklichen, begründeten Einsprüchen beim Sächsischen Wirtschaftsministerium Reichsverkehrsmintsterium, Reichswirtschaftsministerium, Deutschen Handwerks- und Gewer bekammertag und bei anderen maßgebenden Stellen veranlaßt. Als letzten Punkt der Tagesordnung der öffentlichen Gesamt sitzung behandelte Dr. Weißbach die Frage der Lehrlingsent schädigung im Tarifvertrag unter Hinweis auf die von der Kam mer Leipzig, vom Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag und von den Rechtsvertretern erstatteten Gutachten, wie sie teil weise in den „Kammermitteilungen" ihren Abdruck gefunden haben. Es sei nicht recht verständlich, wie das Reichsarbeitsge richt zu dem ablehnenden Urteil gelangt sei. Wenn auch durch das Urteil des Reichsarbeitsgerichts, das sich im übrigen nur auf das Baugewerbe erstrecke, kein geltendes Recht geschaffen sei, so läge doch damit bedauerlicherweise eine Entscheidung vor, die geeignet ist, in erheblichem Maße Rechtsunsicherheit in die beteiligten Kreise zu trage«. Die Kammer halte ihrerseits trotzdem an ihrer bisherigen Auffassung in grundsätzlicher Hinsicht fest, und diese gehe dahin, daß der Lehrvertrag ein Erziehungsvertrag, kein Ar beitsvertrag sei. Sonach könne zum mindesten nach ihrer Anschau ung eine Entschädigungsregelung für Lehrlinge im Tarif abkommen nicht inB etracht gezogen werden. Weitere bedeutsame Beratungen innerer Art hatte die Kammer endlich noch in einer nichtöffentlichen Vollversammlung zu erledigen * ' 5. WM. Atzung der AMmMettn. (Nichtamtlicher Bericht.) Naunhof, den S. April 1928. Die letzt« Skadtvorordnetensttzung war nur von kurzer Dauer, da die einzelnen Punkte schon In den Ausschüssen beraten waren. Der amtliche Bericht tn vorliegender Ausgabe gibt erschöpfend Auskunft über alle Beschlußfassungen; es wäre lediglich unter Punkt 8 zu er wähnen, dah bei der Vergebung nachstehender Arbeiten sür das Reihen haus auf dem ehemaligen Malzteichgelände folgende Handwerker be rücksichtigt wurden. Klempnerarbetlen (Zeug), Jostallotionsarbeiten (Wittig), Dachdeckerorbetten (Hermann Ämd, wenn er in da» billigste Angebot eintritt), Slaserarbeiten (Schulze), Tischlerarbeiten (Billigster Schulze; die Arbeiten soll Kelzig bekommen, wenn er in dos niedrigste Angebot einlritt, sonst Brabant), Schlosserarbeiten (Billigster Wönicker, die Arbeit soll aber Schüller erhalten, wenn er in dos niedrigste An gebot eintriii), Otenarbetten (Feßner), Malerarbeiten (Kretzschmar), Lichtarbetten (Angermann). Aufwertung von Sparguthaben. Nach 8 57 Abs. 1 Satz 2 des Auswertungsgesetzes ist der Gläu biger, der ein Guthaben von einer Sparkasse auf eine andere Spar- Kasse hat überweisen lassen, bei der Teilungsmosse der zweiten Spar kasse mit dem Soldmarkdetrage zu berücksichtigen, den seine Forderung zur Zeit des Erwerbe» gegen die erste Sparkasse gehabt hat. Das Auswertungsgesetz enthält keine Vorschriften darüber, daß der gleiche Rechtssotz dann entsprechend anzuwrnden ist, wenn ein Sparguthaben bei einer Sparkasse abgehoben und tn gleichem Betrag tn unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang bei einer anderen Sparkasse wiedereingelegl worden ist. In einer Verordnung hat das Ministerium Les Innern darauf htngewiefen, daß die Sparkassen in besonderer Berücksichtigung ihrer gemeinnützigen und sozialen Ausgaben durch freiwilliges Ent gegenkommen di« in einzelnen Fällen entstandenen Härten nach Mög lichkeit ausgleichen möchten, und den Sparkassenverdand ersucht, seinen Mitgliedsgemetnden dringend nahezulegen, in allen Fällen, in denen besonder« Billtgkettsgründe ein Entgegenkommen gegenüber den Sparern angezeigt erscheinen lassen — das sind insbesondere Fälle der oben bezeichneten Art — möglichst solches auch wallen zu lassen. Der Sächsische Sparkassenverdand hat in ieinem Rundschreiben Nr. l unter 12 d vom Jahre 1928 sich der Auffassung des Ministeriums in vollem Umfang angeschlossen und ausgesührt, die Sparer würden es nicht verstehen, wenn bet der tm zeitlichen Zusammenhang erfolgten Abhebung und Wiederetnzahlung einer Spareinlage bei zwei ver schiedenen Sparkassen nicht auch di« Berechnung des Goldmarkbelrage» nach 8 57 des Auswertungsgesetzes angewendet wird. Oer Landesanteil an -er Krastfahrzeugsteuei. Der Gesetzentwurf über die Verteilung des Landes anteils an der Kraftfahrzeugsteuer ist dem Landtag zuge gangen. Danach hat Sachsen für das Jahr 1928 mit einem Anteil an der Kraftfahrzeugsteuer mit 9 800 000 Mark zu rechnen. Hiervon erhält der Staat 4 900 000, die Bezirks 4 410 000 Mark und der Weaebaustock 490 000 Mark. Dürer als Dichter. Ul« wieder einmal etwas von sich hören zu lassen — wie er selbst schreibt — sendet uns Herr Dr. Corwegh nachstehenden Artikel anläßlich des am 6. April wie derkehrenden 400. Todestage von Albrecht Dürer. Wir haben die Zeilen gern ausgenommen und so mancher geschätzte Leser, der Herrn Dr. Corwegh kannte, wird sie ebenso gern lesen. D. Red. Wenn Goethe in seinem Wilhelm Meister betont, daß Viel seitigkeit Verflachung bedeute, so wäre er mit dieser Anschauung im Zeitalter eines Dürer verlacht worden. Diesen Menschen be deutete Vielseitigkeit erst die Vollendung ihres Menschentum und die Beherrschung möglichst zahlreicher Gebiete war das Ziel und tatsächlich auch erreichbar in dieser Zeit. Leonardo da Vinci war neben seiner Malkunst einer der bedeutendsten Ingenieure und Erfinder aller Zeiten (der Lampenzylinder geht auf ihn zu rück) wußte über den Blutkreislauf des Menschen ebenso Bescheid, wie über den Vogelflug, war ein glänzender Musiker und als Mathematiker ein Vorläufer von Leipnitz. Michelangelos Dichtungen gehören zu den schönsten und tiefsten Werken der Renaissance. Was Wunder, daß Dürer angeregt durch die Meister Italiens im Umgang mit den bedeutendsten Menschen seiner Va terstadt wie Willibald Pirgheimer, sich auch auf den verschieden sten Gebieten neben seiner Malkunst versuchte. Die Gleichung r — 3'/g taucht bei ihm zum erstenmal wieder seit Vitruvius auf. Als Baumeister hat er sich zwar nicht praktisch aber theore tisch betätigt. Doch auch als Dichter hat er sich ganz im Sinne und im Stil seiner Zeit versucht. Zwar meinte der Ratsschreibcr Lazarus Spengler, ein Freund, Meister Dürers „Schuster bleibt bei Deinen Leisten" und kleidete es in folgende Verse: „Also sag ich auch diesem Mann, so er das Malerhandwerk kann, daß er dann bei demselben bleib, damit man's Gespött nit aus ihn treib." Dürer hat sich dadurch nicht abschrecken lassen, sondern hat in Versen geantwortet: „Es ist zu wissen in der Frist, daß ein Schreiber zu Nürnberg ist, meiner Herren gar ein wert Mann, Darum daß er.Missiv schreiben kann. Der vermeint die Leute zu schmitzen, und zu verdrucken mit seinen Witzen, als er mir zu G'spött hat than, da ich hab Reim gefangen an." Diese Verse sind sicher nicht schlechter als die der Meister singer und sie zeigen uns, daß der deutsche Ernst in den großen Menschen als Gegenspieler immer des Humors bedarf. Beson ¬ ders sein Briefwechsel mit dem Ulmer Maler Konrad Merkel, aus dem Jahre 1510, ist in seiner Derbheit eins der wundervoll sten Zeitdokumente. Sonst beschäftigen sich seine Verse von den ersten Reimversuchen an mit geistigen Dingen. Die ersten Reime die er schuf, laute« also: „Du aller Engel Spiegel und Erlöser der Welt, Dein große Marter sei für mein Sünd ein Widergelt." In den letzten Reimen beschäftigt er sich mit den sieben Bet stunden des Menschen und schließt diese mit folgendem Gebet: „O allmächtiger Herr und Gott, Die große Marter die g'litte« hat Jesus Dein eingeborener Suh«, Damit er für uns g'nug hat tun, Die b'trachten wir mit Innigkeit. O Herr gib mir wahr Reu und Leid, Uber mein Sünd und besser mich, deß bitt ich ganz mit Herzen Dich, Herr Du hast Überwindung thon, Drum mach mich teilhaft des Siegskron." Außerdem entstanden in dieser Zeit (es sind im Ganzen zwei Jahre in denen Dürer dichtete, 1509/10,) eine Anzahl Sinn sprüche die sich wie Sprichwörter anhören. „Dem Freund magst wohl mit Ehren meiden, von dem du all weg mußt leiden." „Ein jeder kehr von seinem Tor, er find' ja Kot g'nug davor." „Gen kein Freund soll dich merken lan, daß Du sein Gunst nit mehr wollst Han." Diese wenigen Proben mögen zur Anregung genügen, einmal auch den handschriftlichen Nachlaß Dürers neben seiner bilden den Kunst als Nationalheiligtum der Deutschen durch ein tieferes Kennenlernen zu ehren. In seinen Prosaschriften steht er an Ausdruckskraft an erster Stelle der Schriftsteller seiner Tage. Aus drücke wie das gefräßige Malerauge, oder das Frieren nach Jta liens Sonne oder wenn er Erasmus von Rotterdam zurust „Hör Du Ritter Christi, reit hervor neben den Herrn Christum, beschütz die Wahrheit, erlang die Märtyrerkrone, lassen sich nicht wieder vergessen. Wer Dürer in seiner Kunst begreifen will, muß ihn aus sei nem ganzen Menschentum verstehen lernen und dieses Menschen tum ist ein Abbild der deutschen Seele in ihrem Zwiespalt zwi schen Kraft und Verträumtheit, Derbheit und Innigkeit, Humor und Melancholie, wissenschaftlichem Streben und zügellosem Spiel der Phantasie. Darum werden andere Nationen ihn immer nur bewundern, verstehen und lieben kann ihn nur allein der Deutsche. Oürer-Preis« einst und jetzt. Fünf Millionen Mark für- das „Rosenkranzfest". über das im Prämonstratenserkloster Strahow bei Prag befindliche Dürersche Gemälde „Rosenkranzfest" sind anläßlich der bevorstehenden Dürer-Gedenkfeier allerlei sensationelle Gerüchte verbreitet worden. Erst hieß es, daß ein amerikanisches Konsortium für das Bild eine Million Dollar geboten habe, dann wurde berichtet, daß die Tschechoslowakei nicht gestatten wolle, daß das kost bare Gemälde zur Dürer-Ausstellung nach Nürnberg ge schickt werde, weil sie fürchtete, daß das ohnehin nicht sehr gut erhaltene Bild auf dem Transport beschädigt werden könnte, und nun wurde plötzlich aus Prag gemeldet, daß das Kloster Strahow feinen Schatz für 3)4 Millionen Mark an das Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin verkauft habe, unter der Bedingung, daß das Museum das auf 1)4 Millionen Mark Wert geschätzte Gemälde „Die Glatzer Madonna", das Werk eines böhmischen Meisters aus dem 14. Jahrhundert, zum Kaufpreis zulege. Alle diese Nach richten haben sich aber als unhaltbare Gerüchte erwiesen. Das Berliner Kaiser-Friedrich-Museum würde, wie der hervorragende Museumsleiter von Bode erklärte, das „Rosenkranzfest" schon kaufen und auch die gewünschte „Glatzer Madonna" im Tausch hergeben, aber das Museum hat leider nicht Geld genug, um sich solche Mil lionenkäufe zu leisten. Dazu kommt noch, daß die tschecho slowakisch« Regierung wahrscheinlich die erforderliche Er laubnis zum Verkauf des Gemäldes nicht geben würde. Aus der ganzen Sache kann man ersehen, in wie ge waltigem Maße Dürers Werke seit dem vor 400 Jahren erfolgten Tode des Meisters im Preise gestiegen sind. Das. „Rosenkranzfest" kostete nämlich noch im Jahre 1793 nur 22 Dukaten und soll nunmehr mit fünf Millionen Mark bezahlt werden! Auch Dürers andere Bilder und auch die Kupferstiche und die Holzschnitte haben eine bei spiellose Wertsteigerung erfahren. Dürer hat für das „Rosenkranzfest", das er selbst die „Tafel der Deutschen" genannt hat, etwa 2300 Mark heutiger Währung be kommen. Als er schon ein weltberühmter Künstler war, verkaufte der Meister 37 Blatt der „Kleinen Passion" (Holzschnitt) für ganze 80 Mark heutiger Währung. Ein Verkauf von 460 verschiedenen Holzschnitten brachte ihm acht rheinische Gulden oder durchschnittlich — 35 Pfennig pro Blatt! Und nun halte man dagegen, daß vor kurzem erst auf einer Auktion in Leipzig ein Amerikaner für den Kupferstich „Adam und Eva" 42 000 Mark auf den Tisch legte. Im übrigen dürften von Dürerschen Ge mälden Wohl nur wenige ernstlich zu verkaufen sein, da Ne sich zum größten Teil in Museen befinden.
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