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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 27.03.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192803273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19280327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19280327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-03
- Tag 1928-03-27
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Monat
1928-03
-
Jahr
1928
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avgeorvneten Dr. Gelfert über das Polizeibeamtengesetz und R. Börner über das Besoldungsgesetz. Die eingehende Schilde rung des Werdeganges beider Gesetze ließen jedem Teilnehmer die Schwierigkeiten erkennen, mit denen auf feiten der Koali- tionsparteien bis zur endgültigen Verabschiedung beider Ge setze zu kämpfen war. Als Vertreter des Ministeriums des Innern betonte Ministerialdirektor Dr. Fritzsche, daß die Vertreter des Sächsischen Polizeibeamtenbundes es stets ver standen hätten, in durchaus sachlicher Art die Wünsche vorzu tragen und zu vertreten. Seine erklärenden Worte zum Polizeibeamtengesetz und Beantwortung aus der Versamm lung gestellter Fragen fanden ebenfalls den lebhaften Beifall der Teilnehmer. Motorradfahrertagung in Limbach. Die Landesgruppe Sachsen de- Deutschen Motorradfahrer verbandes (D. M. B.) hält am 6. Mai 1928 ihre Frühjahrs- Versammlung in Limbach ab. Der D. M. V. zählt insgesamt rund 17 000 Mitglieder, wovon rund 3500 zur Landesgruppe Sachsen gehören. Sängertag des Sächsischen Sängerbundes. Auf Einladung des Vogtländischen Sängerbundes hatte sich der Sächsische Sängerbund zur Abhaltung seines Sänger tages in Plauen eingefunden. Der Bundesvorsitzende, Bürgermeister Roth-Leipzig, hielt die Begrüßungsansprache und dankte der Sängerschar von Plauen für die Aufnahme. Der Riedelsche Männerchor brachte den Vertretern der sächsi schen Sängerschaft einen harmonischen Morgengruß dar. Die Wahlen ergaben die Wiederwahl der bisherigen Vorstands mitglieder mit Ausnahme des freiwillig zurückgetretenen Erich Langer, an besten Stelle Becker-Kötzschenbroda tritt. Es folgte der Vortrag des Geschäftsberichtes durch den Geschäftsführer Lautenbach. Den Hauptinhalt desselben bildeten Mitteilungen über das Wiener Sänger fest. Mit allgemeiner Befrie digung nahm man von dem Beschluß des Landtages Kenntnis, die Gemeinnützigkeit der dem Bunde ««gehörenden Vereine anzuerkennen, inwieweit deren Veranstaltungen ohne Absicht auf Gewinnerzielung unternommen werden. Der Vorsitzende wurde von der Versammlung beauftragt, auf dem Sängertag in Wien sich dafür einzusetzen, daß das nächste Deutsche Sängerbundesfest im Jahre 1932 oder 1933 in L e i p z i g ab gehalten werden möchte. Mitgeteilt wurde schließlich, daß nach den bisher eingegangenen Voranmeldungen sich etwa 24 000 Sänger am Wiener Sängerfeste beteiligen werden. Die Reihen folge der im Sächsischen Sängerbünde zusammengeschlossenen Unterbünde im Wiener Festzuge wurde durch das Los bestimmt. Die unsterbliche „Blaue Lotterie". Vor kurzem gelang esFinanzwachorganen, emePartei bei der Einschreibung in die V a r n s d o r f e r. Ge schäftsstelle der „Bluuen Lotterie" zu über raschen. Bei der gleichzeitig durchgeführten Hausdurch suchung wurde viel belastendes Material, Nummernlisten, Lotteriezettel und sonstige Ausschreibungen gefunden so wie ein ansehnlicher Betrag von Spielgeldern beschlag nahmt. Während der Amtshandlung kamen noch immer ahnungslose Spieler, die einmal ihr Glück versuchen wollten. Ihr Erstaunen war nicht gering, als sie erkannten, wer die neuen „Einschreiber" waren und sie statt mit der Hoffnung auf einen Gewinn mit einer Bestätigung über eine erlegte Gefällsstrafe heimgehen mußten. Da in der Tschechoslowakei das staatliche kleine Lotto aufgehoben ist, wurde auf die Ziehungen in Wien, Linz, Graz und Inns bruck gespielt. Der „Betrieb" war vollständig eingerichtet, Nummernsäckchen, Traumbücher aller Kategorien, alles war da. Das Geschäft blühte schon seit den Vorkriegs jahren, und es zeugt von der guten Disziplin der Kunden, daß es nicht schon früher ausgeflogen ist. Fälschungen bergmännischer Volkskunst. Vom Freiberger Altertumsverein wird geschrieben: Vor einiger Zeit hatten wir darüber berichtet, daß die schönen Erzeugnisse bergmännischer Volkskunst, vor allem die alten Bergbarten, in erheblicher Anzahl gefälscht und unter betrügerischen Angaben an Sammler und Liebhaber verkauft worden sind. Aus diesem An laß sind vor kurzem mehrere dabei beteiligte Personen von d"r Strafkammer des Landgerichts Freiberg wegen B ngs und versuchten Betrugs zu empfindlichen Ge- f ngnis st rasen verurteilt worden. Trotzdem ist derartigen Fälschungen gegenüber nach ine vor größte Vorsicht geboten. Ebenso werden von Chemnitz, aber auch von anderen großen Städten ans, in beträchtlicher Menge neuzeitliche Zinngegenstande, Teller, Kannen, Figuren usw., die mit künstlichen Mitteln „alt gemacht" und zum Teil sogar mit falschen Jahres zahlen, Zinnstempeln, Widmungen von Bergknappichaften, bergmännischen Darstellungen usw. versehen sind, in den Handel gebracht und an Sammler alten Zinns verkauft, Lenen durch die angewandten Mittel Echtheit und Alter vorgetäuscht werden. Der Freiberger Altertumsverein warnt erneut vor derartigen Fälschungen und ist gern erbötig, Sammlern vor etwaigen Ankäufen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und in Zweifelsfällen sach dienliche Auskunft zu erteilen. Sin Betrüger mit gefälschten Wettfcheinen. In letzter Zeit ist ein Betrüger mit gefälschten Wettscheinen in Leipzig aufgetreten. Sein« Arbeitsweise ist folgende: Er wettet mit kleinen Beträgen bei einem Buchmacher auf Pferde. Auf dem erhaltenen Wettschein ändert er die eingezahlten Be träge und die Namen der „ferner" gelaufenen Pferde in die der siegenden um. Mit diesen gefälschten Scheinen sucht er nach Schluß der Buchmachergeschäfte ihm als wettlustig be kannte Personen auf und legt ihnen den gefälschten Wettschein vor. Unter dem Vorwand, daß er dringend Geld zu irgend welchen Zwecken braucht, bittet er, ihm einen Vorschuß auf den zu erwartenden Gewinn zu geben und hinterläßt den ge fälschten Wettschein als Pfand. Auf diese Weise ist es ihm gelungen, in mehreren Fällen ziemlich erhebliche Geldbeträge im Gesamtwert von fast 1000 Mark zu erlangen. Nah und Kern o Neuer Schulstreik in Berlin. Nach einem vom Eltern- beirat der Doppelschule in der Sonnenburger Straße gefaß ten Beschluß hat ab Montag früh der Schulstreik in der ge nannten Schule aufs neue begonnen. In der Sitzung des Elternbeirates wurde betont, daß anscheinnd eine Ver zögerungspolilik des Provinzialschulkollegiums in der Entscheidung der Frage betrieben werde, ob die Schule zu einer Sammelschule umgestaltet werden soll oder nicht. Man rechnet damit, daß noch weitere Schulen aus den gleichen Gründen von dem Schulstreik erfaßt werden. O Tragischer Ausgang einer Konfirmationsfeier. Bei einer Konfirmationsfeier in der Familie des Arbeiters Bruno Müller in Löwenberg (Schlesien) wurden plötzlich Geräusche im Hausflur gehört. Als Müller diesen nach ging, fielen zwei Schüsse, von denen einer ihn tödlich traf. Als Täter wurde ein 25jähriger Volker aus Zobten am Bober festgenommen. Der Erschossene hinterläßt Frau und sieben Kinder, über den Grund zur Tat verlautet noch nichts Bestimmtes. O Grubenunglück in Gelsenkirchen. Auf der Zeche Graf Bismarck in Gelsenkirchen ging auf der vierten Sohle ein Verbindungsstück zu Bruch, wodurch drei dort arbeitende Bergleute verschüttet wurden. Einer von ihnen konnte sofort als Schwerverletzter aus den Gesteinsmassen her- ausgehslt werden, während die beiden anderen, zwei Brüder Kattay, nach eifrigen Rettungsarbsiten als Leichen zutage gefördert werden konnten, über die Ursache des Unglücks ist bisher nichts bekannt. O Der Bischof von Regensburg in Konnersreuth. Nach einer Meldung aus Regensburg traf der Bischof von Re gensburg, Dr. Buchberger, unerwartet in Begleitung des Weihbischofs und mehrerer Professoren der Theo logischen Hochschule Regensburg in Konnersreuth ein, um Therese Neumann aufzusuchen. O Schweres Autounglück am Brennerpatz. Der Kauf mann Erich Frühmann aus Zwickau in Sachsen, der mit seinem Auto von Innsbruck über den Brenner nach Meran fahren wollte, fuhr am Brennerpaß in voller Fahrt gegen die geschlossene Bahnschranke. Frühmann und sein Chauffeur wurden aus dem Auto geschleudert und er litten lebensgefährliche Verletzungen. O Blutiger Familienzwist in Frankreich. Gelegentlich eines Streites zweier Familien in Saint-Amancet kam es zu einer wahren Knüppelschlacht, die derartige Formen annahm, daß sechs der Kämpfer in schwerverletztem Zu stand ins Krankenhaus gebracht werden mußten. O Schwere Brände in Galizien. In der Nähe von Lemberg brachen in drei Dörfern große Bände aus, die von den gegenwärtig im ganzen Lande herrschenden starken Frühjahrsstürmen mit ungeheurer Schnelligkeit ausge breitet wurden. Im Dorfe Czerczyk brannten 38 Bauern wirtschaften mit insgesamt 106 Wirtschaftsgebäude« nieder, ohne daß wesentliches Material gerettet werden konnte. Da die Feuerwehren unzureichend und die Wasser zufuhren sehr mangelhaft waren, war es fasst unmöglich, das Feuer einzudämmen. Zwei Personen ver branntem O 16 Tage ohne Nahrung. Einer der am 10. März durch ein Feuer in der Auroragrube in Mexiko etnge- schlossenen 27 Bergleute ist lebend geborgen worden. Er befand sich mehrere hundert Fuß unter der Erdoberfläche, wo er 16 Tage ohne Nahrung ausharren mußte. O Banditenüberfa« auf ein chinesisches Dorf. Das Dori Hsiaoschihsiang in Südkiangsu, 100 Meilen von Schanghai entfernt, ist von Banditen zerstört worden. Dabei sind 35 Einwohner erschossen und eine große Anzahl verwundet worden. Außerdem sind 23 Menschen in den von den Banditen in Brand gesteckten Häusern umgekommen. O Mädchenmord bei Cleve. Eine 15jährige Melkmagd wurde nahe Wissel tot aufgefunden. Die Leiche hatte einen- Schuß in der Brust. ^)er Verdacht der Täterschaft richtete sich gegen einen 16JahrealtenKnecht,der mit dem Mädchen ein Verhältnis unterhielt. Sein Fahr rad und ein Messer waren von ihm mit Seife ein- geschmiert worden, um Rlutspuren zu beseitigen. Der Knecht wurde in Haft genommen. Steuerverweigerungen im Trentino. Innsbruck. Den „Innsbrucker Nachrichten" zufolge ist es im Trentino im Homstale zu Steuerverweigerungen der Bauern gekommen. In Tuenno (Bezirk Eles) revoltierten die Bauern und bedrohten den Amtsbürgermeister, so daß eine Kompagnie Karabinieri zugezogen werden mußte. Börse und Handel Amtliche sächsische Notlerunsen vom 26. März 192S. Dresden. Der Wochenbeginn an der hiesigen Börse war ausgesprochen unsicher. Interesse bestand für die in letzter Zeit schon stark gestiegenen photographischen Werte. Dr. Kurz zog 11 Prozent an, Dresdener Albumin 8 Prozent, Genußscheme 15 Prozent, Vereinigte Photo-Aktien 10 Prozent Ferner ge wannen Großenhainer Webstuhl 7,75, Kammgarnspinnerei Schedewitz 5,25, Bautzener Brauerei 5, Pöge 3, Steatit Magnesia 2 Prozent. Abgeschwächt lagen Lingner-Werke um 4, Jndustriewerk Plauen um 3,5 Prozent. Verluste von 2 bis 2,75 Prozent hatten Kunstanstalt May, Ehemische Heyden, Nizzibräu und Reichelbräu aufzuweisen. Leipzig. Die Tendenz war leicht abgeschwächt. Die Ab striche waren aber unerheblich. Höher genannt wurde Poly phon nm 4,5 Prozent. Leipziger Viehmarkt. Austrieb: 813 Rinder, darunter 101 Ochsen, 250 Bullen, 374 Kühe, 88 Färsen; 583 Kälber, 816 Schafe, 2517 Schweine. Verlauf: Bei Rindern, Kälbern, Schafen und Schweinen langsam. Preise: Rinder a) 56—60, b) 42—50, c) 35—41, d) 38—44; Bullen a) 54—57, b) 49—53, c- 40-48, d) 34—39; Kühe a) 44—53, b) 35—43. c) 28—34, d) 23—27; Färsen a) 56-60, b) 42—55; Kälber a) —, b) 76 bis 82, c) 70—75, d) 62—69, c) 45-61; Schafe a) 62—64, b) 52—60, e) 44—52; Schweine a) 52-53, b) 53—54, c) 50—51, d) 19-50, e) 46—48, s) 44—45; Sauen 40 —50. Leipziger Produktenbörse. Weizen, inl., 74)4 Kilo 246 bis 254; Roggen, hiesiger, 70 Kilo 265—273; Sandroggen, 71 Kilo 268—276; Sommergerste, inländ. 260—305; Wintergerste 245 bis 265, Hafer 244—258, Mais, amerikanischer 248—Ä2, MaiS, Cinquantin 256—260, Raps 310—350, Erbsen 340—140. Amtliche Berliner Notierungen vom 26. März. * Devisenbörse. Dollar 4,177—4,185; engl. Pfund 20,39—20,43; holl. Gulden 168,28—168,62; Danz. 81,54 bis 81.70; franz. Frank 16,44—16,48; s ch w e i z. 80,49 bis 80,65; Belg. 58,27—58,39; Italien 22,08-22,12; schwel' Krone 112,14—112,36; d ä n. 111,97—112,19; norweg 111,49—111,71; tschech 12,37—12,40; ö st e r r. Schilling 58,77—58,89; poln Zloty (nichtamtlich) 46,90—47,10; Ar gentinien 1,786—1,790; Spanien 70,13—70,27. 4- Produktenbörse. Die neue Woche erösfuete im Getreid.- handel wieder sehr ruhig. Tie Witterung hat nur ganz kurzen leichten Regen gebracht und die Sonne hat wieder die Oberhand. Die Nachrichten über die Saaten bleiben sehr zurückhaltend und vorläufig scheint man Auswirkungen bei uns noch gering einzuschätzen. Für Merzen waren die Plma- forderungen nicht gleichmäßig, aber meist abgeschwächt. Im Lieserungshandel waren die Notierungen bei geringem Um satz leicht ermäßigt Das Provinzangebot fehlt für prompte Ware nicht, hat aber schwachen Abzug. Für Roggen blreb Polen noch weiter Reflektant, auch für Ware, die erst nach dem Beginn deS Aprils dort eintreffen kann. Plataroggen ebenso wie Western waren leicht abgeschwächt. Nachfrage für September hat diesen Monat mit der ersten diesjährigen Notiz von 247 Mark im Kurszettel erscheinen lassen. Gerste blieb ruhig, Hafer nach der Küste gefragt, hier schwerer zu verkaufen. Mais still. Auch für Mehl blieb der Verkehr sehr ruhig. Me-erNeEN vkruksckkLctUsscWrr oukco (47. Fortsetzung.) Da Frau Kaden verlegen schwieg, fuhr er fort: „Ich erwähnte bereits, daß man den Angeklagten als nachträglich hinstellte. Die Handlungen des Angeklagten, die Sie an führen, belehren uns aber, daß er das nicht war, lassen aber den Schluß zu, daß er sie aus Berechnung tat. Wir möchten uns deshalb darüber klar werden, aus welchem Grunde er Ihr Ansinnen ablehnte. Erst wenn eines zum anderen kommt, Frau Kaden, ergibt sich ein Ganzes. Eine Zucht hausstrafe ist denn nun doch so etwas Schweres, daß man alles getan haben möchte — — — " „Ich verstehe und will aussagen. — Herrn Sohr war die Pachtung meines Gutes angetragen worden und zwar für den ersten Oktober. Da Herr Sohr nicht verheiratet ist, als Pächter aber eine Frau oder doch eine absolut zuverlässige Wirtschafterin haben muß, wenn er nicht, wie ich, betrogen und bestohlen werden will, sicherte er sich meine derzeitige Mamsell, deren Dienstjahr am 60. September zu Ende geht. Damit war ich nur bedingt einverstanden. Ich mochte die Mamsell nicht über den ersten Januar hinaus mehr auf Finkenschlag wissen. — Er aber erklärte mir, daß er mit der Pachtung mir und meinem Jungen, als seinem Freunde, gegenüber Verpflichtungen eingehe, die gehalten sein wollten. Auf Gefühlsmomente könne er deshalb keine Rücksicht nehmen, für ihn sei nur Zweckmäßigkeit entscheidend. Außerdem aber habe sich Fräulein Kerst — so heißt die Mamsell — bereit erklärt, zu bleiben, bis er eine Frau gefunden habe. Dafür würde er immer dankbar sein, nicht aber Fräulein Kersts Hilfsbereitschaft mit einer Schuftigkeit quittieren, lediglich um mir gefällig zu sein." Frau Kaden, auf deren Stirn eine tiefe Falte stand, machte eine Pause, dann klang ihre dunkle, volle Stimme in die lautlose Stille des Raumes: „Das war auf dem Wege zu meinem Schwager nach Groß steinau, bei dem der Pachtvertrag unterzeichnet werden sollte. Wir waren zu Wagen. Ich ließ Herrn Sohr absicht lich den Umweg über Seeberg fahren, um noch Zeit zu finden, meinen Willen durchzusetzen. Der Erfolg war der, daß mir Herr Sohr die Zügel in die Hand drückte, auf die Pach tuna verzichtete und mich mitten auf der Straße stehen ließ." „Der Knecht die Herrin," sagte der Vorsitzende, „dos kommt allerdings nicht jeden Tag vor. — Und glauben Sie, daß der Angeklagte ein tieferes Gefühl — sagen wir Liebe — zu Fräulein Kerst empfindet, so daß er aus diesem Gefühl heraus die Pachtung abgelehnt haben könnte?" „Das glaube ich nicht- — Herr Sohr ist ganz bestimmt der Freundschaft und treuesten Kameradschaft fähig, ob aber der Liebe, das möchte ich bezweifeln." „Na, na, gnädige Frau," sagte der Vorsitzende und lächelte — aber Frau Kaden, die sich nicht beirren ließ, antwortete: „Für einen Sohr sind die Finkenschlager Damen keine Frauen." Scherzend erwiderte der Vorsitzende: „So? — Da wir nicht den Vorzug haben, die Finkenschlager Damen zu kennen, müssen wir uns auf Ihr Urteil verlassen. — Ich habe nun noch eine Frage, Frau Kaden, die ich Sie bitte, mir zu beantworten. Der Angeklagte hat zunächst dem Brande tatenlos zugesehen. Erst auf ihre Veranlassung hin, ist er aus keiner Reserve herausqetreten. Ist dem so?" „Ja." „Wir haben nun den Angeklagten gefragt, was Sie ihm damals gesagt hätten. Auf diese Frage aber verweigert er die Auskunft. Ihre Worte seien nur für ihn bestimmt gewesen" „Das waren sie auch. Sie können sie aber trotzdem Horen. — Auf meine Vorhaltung, ob er das alles so ruhig mit an sehen könne, antwortete Herr Sohr, daß es nicht schade lei um die Baracke, wohl aber um die Seitengebäude — Wenn man diese und das Herrenhaus retten wolle müsse man den Mittelbau niederbrennen lassen, die Seitenflügel zu schützen suchen, nicht aber die Kräfte an unsinniges und zweckloses Löschen vergeuden. — Ich konnte mich der Richtigkeit seiner Ansicht nicht verschließen und machte darauf aufmerksam, daß das den Leuten gesagt werden müsse nwrouf er be merkte, er habe nichts zu sagen, das Recht stünde nur mir zu. — Ich bat ihn denn, dieses Recht anzunehmen und aue- zuüben, um mein Eigentum in seinen Händen zu wissen. Daraufhin griff er ein." , Der Vorsitzende wendet« sich an Staatsanwalt und Ver teidiger: „Haben die Herren noch eine Frage?" Beide sagten: „Danke." » „Dante," sagte auch der Vorsitzende zu Frau Kaden und schloß die Zeugenvernehmung. — Nach einer eingelegten kurzen Paus« erteilt« er dem Staatsanwalt das Wort. Bölkes sprach von einem verwickelten Fall, Ler aber nur scheinbar kompliziert sei, in Wirklichkeit aber sehr einfach liege. Es stehe ein Verbrechen zur Aburteilung, für das der Gesetzgeber bis zu fünfzehn Jahren Zuchthaus vorsehe. Die außerordentliche Höhe des Strafmaßes tue die Verwerflich keit des Verbrechens dar. Nach diesen einleitenden Worten, von denen die „fünfzehn Jahre Zuchthaus" erschreckend wirkten, ging er dann die einzelnen Zeugenaussagen durch und zeichnete ein wenig er freuliches Charakterbild des Angeklagten. „Kann man," rief Völker, „dem Angeklagten ein« derartig schwere und verabscheuungswürdige Tat zutrauen? Das ist die Frage! — Nach meiner Ueberzeugung: Ja! Vergegen wärtigen wir uns sein Gehaben vor. während und nach der Tat — wir bekommen ein häßliches Bild In seiner maß- losen Ueberhebuna und grenzenlosen Eigenliebe achtete er vor kurzer Zeit nicht einmal den Ernst der Stunde, die Loch gerade für ihn keine leichte sein dürfte. Wie er dem Herrn Vorsitzenden entgeqentrat, haben wir alle gehört. — Wi« hat er den Zeugen Boigt traktiert? Rücksichtslos zu Bod«n ge schlagen! — Wie hat er sich dem Gemeindevorsteher gegenüber betragen? Nichtachtend und anmaßend! Wie feiner Herrin gegenüber, die er auf offener Straße stehen ließ, weil seinem Willen nicht entsprochen werden konnte? — Und dann am Tage der Tat! Seine Brieftasche wird gefunden, sein Feuerzeug! Er reklamiert es als das seine. Gestohlen sei es ihm worden, um von jenem großen Unbekannten am Tat orte niedergelegt zu werden. Eine Behauptung ohne jeden Beweis und eine plumpe Verdächtigung dritter! Harm losen Menschen gegenüber bekundet er Mut» aber eine Tat einzugestehen, findet er keinen. Er bleibt am Erntedank feste zu Hause. Er hat nichts zu danken Er arbeitet.. Er schickt den einzigen Mitbewohner fort. Er geht spazieren. Niemand sieht ihn. Meine Herren! An einem Sonntage, in einer Tausende von Hektaren großen Flur, auf tilometerlangen Wegen, am Hellen lichten Tage steht ihn niemand und begegnet ihm niemand. Kein Mensch vermag zu sagen, wo er war — von achtzehnhundert Einwohnern nicht einer. Niemand!!" „Ich!" Wie aus Wolken klingt dieses Ich. Und noch einmal klang es: „Ich. — Ich kann es sasen." Hochaufgerichtet steht jene Dame in Schwarz, die diese Worte gesprochen, an der Brüstung des Zuschauerraumes. „Wer sind Sie?" rief ihr der Vorsitzende zu. Da schlug sie d«n Schleier zurück (Fortsetzung folgt.)
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