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Fernruf: Ami Naunhof Nr. 2 Druck und Verlag: Sünz ck Sule, Naunhof bet Leipzig. Mark' S Anzeigenpreis: Di« «gespaltene Petitzetle SO Psg-, amtlich« 80 Psg^ Neklametetl (Sgesp.) SO Psg. Tadelt. Satz 50<X> Ausschlag. Bet undeutlich geschriebenen, sowie durch Fernsprecher ausgegebenen Anzeigen find wir für Irrtümer nicht haftbar. Erscheint wöchentlich 3 mal: Dieariag. Donnerstag. Sonnabend, nachmittag 4 Uhr Bezugspreis: Monatlich ohne Austragen 1.50 Mb.. Post ohne Bestellgeld monatl. 1.50 Md. Im Falle höherer Sewall. Krieg, Streik oder sonstiger Störungen des Betriebes, hat der Bezieher deinen Anspruch auf Lieferung der Festung oder Rück zahlung des Bezugspreises. Nachrichten sm Michos UN- Ltmgegend (Mrechtshaln, Ammelshain, Veucha, Vorsdors, Eicha, Erdmannshain, AvchShain, Groß- and Klelnsteinbes i, Klinga, Köhra, Lin-Hardt, pomßen, Staa-ni-, Threna nfw.) Diese- Blatt ist amtliche- Organ des Stadtrates zu Naunhof; es enthalt Bekanntgaben des Bezirk-verbande-, der «mt-hauptmannsch 1 Grimma und de- Rnanzamte- zu Grimma nach amtlichen Veröffentlichungen. Aumnrer 22 Sonnabend, den IS. Februar ^928 39. Jahrgang Amtliches. Schulausschußsitzung Montag, -en TO. Februar 1928, abends 7 Llhr. Tagesordnung befindet sich im Rathaus am Brett. Bekanntmachung. 3n letzter Zeil ist darüber geklagt worden, daß, namentlich von Schulkindern. F uerwerkskörper (Frösche und Knallko-ke) auf den Straßen abgebrannt oder entzündet wurden. Dadurch ist eine Be lüftigung der Einwohnerschaft erfolgt. Es wird deshalb daraus hin- gewiesen, daß diese Üebertretungen nach 8 367 Z ffer 8 des Reichs- strasgesetzvuches strafbar sind; sie werden in Zukunft unnachfichtltch ongezeigt und verfolgt werden. Außerdem machen sich die Kündler strafbar, die Feuerwerks körper ve> kaufen, wenn sie die ergangenen Verordnungen nicht de- folgen. Der Ve'kaus an Schulkinder »st verboten. Uebertreiungen würden nach ß 367 Z ffer 5 des Wichsslrasgesktzduches dest asi werden. Naunhof, am 10. Februar 1928. Der Stadtrat- Die Vtehbesitzer werden auf die an der Ratslafel im Rathaus, Eingang Lange Straße 1. oushängenüe Bekanntmachung der Anflali für staatliche Schlachiviehversi-berung vom 6. Februar d. I. über die Entschädigung von Rotlauf-Verlusten und dle Schutzimpfungen bei Schweinen, hierdurch deionüers ym^ewieien. Naunhof, am l6. Februar 1928. Der Stadtrat. Kirchgemeindetag Naunhof. Entsprechend den Bestimmungen der Kirchgemeindeordnung vom 2. Mürz 1921 Haden wir beschlossen, morgen Sonnlag, den 19. Februar, den diesjährigen Kirchgemeindetag zu veranstalten: ^11 Uhr festlicher Gottesdienst; nachmittags 4 Uhr Äirchge- metndeoersammlung im Saale des Ratskellers. Tagesordnung: 1. Bericht über das kirchgemetndliche Leben Naunhofs. 2. Aussprache über olle Fragen des Lebens der Kirchgemeinde, An träge und Wünsche. Wir laden zu den Veranstaltungen des Ktrchgemeindekages alle erwachsenen Gemetndeglieder herzlichst ein. Es ist Ehrenpflicht jedes erwachsenen Kirchgemeindegliedes, dem Kirchgemeindetag mit seinem Gottesdienst und seiner Versammlung beizuwohnen. Naunhof, 18. Februar 1928 Die Kirchgemeindevertretung daselbst. Kahne. Die persönlichen Vorstellungen beim Bezirksverdand wegen der Gewährung von Vaubeihilsen haben in letzter Zett einen Umfang an genommen, der der ordnungsgemäßen Erledigung der zunächst schon schriftlich vorliegenden Anträge nur hinderlich ist. Soweit solche Rück fragen überhaupt noch notwendig sind, können sie künftig nur noch ge legentlich der Vausprechstunde am Mittwoch jeder Woche, lm Neben gebäude der Amtsyaupimunnschafl, erledigt werden. Zu jeder anderen Zeit, insbesondere an den Nachmittagen, können persönliche Anfragen im Interesse einer geordneten Geschäftsführung nicht mehr erledigt werden. Grimma, 17. 2. 28 8.1. Bezirk-Verband der Amtshauptmannschaft Grimma. Oeffentliche Mahnung. Diejenigen Steuerpflichtigen, die die am 15. 2. 1928 fälligen Vorauszahlungen auf die Vermögensteuer 1928 und Einkommensteuer 1927/28 (Landwirtschaft) und die am 15 2. 1928 fälligen Abschluß- zahtungen aus die Vermögensteuer 1927 noch nicht geleistet haben, werden hiermit aufgefordert, die rückständigen Beträge nebst den ent- standenen Verzugszinsen binnen einer Woche an die Finanzkosfe Grimma (Postscheckkonto Leipzig Nr. 16 166, Gemeindegirokonto Grimma Nr. 18, Bankkonto Retchsdank Leipzig) zu zahlen. Nach Ablauf der Woche werden die Rückstände ohne besondere schriftliche Etnzelmahnung durch Postnachnahme oder im Zwangsvoll- streckungsversahren eingezogen werben. Grimma, am 16. Februar 1928. Finanzamt. Staatliche Landwirtschaftliche Schule zu Leipzig. Brüderstraße 34. Zweijährige Vollschule mil nur Vormittagsunterricht bei längerer Unterbrechung desselben während der Ernte und der Beslellzeitsn. Schulgeld monatlich 6.—RM. Für die Ausnahme ist das letzte Schul zeugnis vorzulegen. Schulbeginn Montag, den 16. April, 8 Uhr. Näheres durch die Direktion. Sprechstunden ad 15. 3. 28 bis 15. 4. 28 Mittwoch und Sonn- abend von 11 — 12 Uhr. 2. V. Tzygan, Studienrat. Ser MetallarbeiterlonfliN vor dem Reich-arbeit-minlster. Die SchlichtungSverhandkunyen im mitteldeutschen Metall- arbctterkonslikt nahmen einen ziemlich lebhaften Verlauf, da beide Parteien sich nicht zu wesentlichen Zugeständnissen be reit erklären zu können glaubten. An den Verhandlungen «ahm u. a. auch ein Vertreter der Bereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände teil. Der Vorsitzende, Ministerialrat Hauschild, unterbrach gegen 1LA Uhr die Verhandlungen, um den Parteien Gelegenheit zu geben, im eigenen Kreise darüber zu beraten, ob eine weitere Fortsetzung der freien Ver- bgnvlungen Aussicht habe oder nicht. Wann wird gewählt? Großwahltag in Aussicht. Kabinettsberatu'ngen. Das Reichskabinett tagte Freitag von früh ab bis in die Abendstunden und beriet über die endgültige Auf stellung des parlamentarischen Notprogramms, dessen Fertigstellung und Annahme durch die Parteien gleich, zeitig Aufklärung über den Termin der Reichstagswahlen bringen sollte. Großen Raum in den Kabinettsberatun gen nahmen die landwirtschaftlichen Forderungen und Notwendigkeiten ein. * Hin und her. io. Berlin, 17 Februar. Das Hin und Her der politischen Verwirrung in Berlin nahm am Freitag mitunter beängstigende Formen an. Jeden Augenblick wurden sowohl im Reichstag wie in den sonstigen politisch interessierten Kreisen Gerüchte zu Dutzenden kolpor tiert, die sich einen Augenblick später als unrichtig heraus stellten. Vormittags schon fuhr das Kabinett in seiner Dauer sitzung mit der Ausarbeitung des Notprogramms fort; aber auch in den späteren Nachmitlagsstunden dauerten diese Be- rat-.-ngen noch an Im Reichstag kündigte der Präsident an, daß jedenfalls heute noch nicht die beabsichtigte Pause in den Arb.ueu eintrelen könnte Unter Umständen müßte Sonnabend weitergerag werden, wenn nicht gar in einer Nachtsitzung die Reste ausgearbeitet werden müßten und dann endgültig der SebUs» käme Natürlich durch die Auslösung, die insolgt der nicht behobenen Meinungsverschiedenheiten der Parteien einireten könnte In der Nachtsitzung sollte dann gegebenen falls de Rcichseta! als Notvorlage erledigt werden, ehe man sich zu Wühlarbeiten in den jeweiligen Heimatort begebe. Es herrschte jedenfalls allgemeine Unsicherheit,' da der Wunsch des Reichspräsidenten, die dringendsten Arbeiten zu erledigen, aus starke Hindernisse stieß. Einerseits war die Rede von erheblichen Forderungen für die Landwirtschaft, die über die Bewilligungsfreudig« kcit sowohl der bisherigen Oppositionsparteien wie auch ein zelner Glieder der Regierungsparteien binausging, auf die aber die Deutschnationalen nicht verzichten zu können glauvien. Ferner sprach man von der aus dem Zentrum gekommenen An regung, Reichstags, und Preußenwahlen aus den gleichen Termin sollen zu lassen Hier tauchte sofort aber der preußische Etat aus, der auch noch nicht erledigt ist und über dessen Fertigstellung man bei einer baldigen Auflösung des Preußenparlameuts stolpern könnte. Weiter soll auch der Wunsch ausgedrückt worden sein, die Landtagswahlen in Bayern mit den Reichs- und Preußenwahlen zu verbin den. Alles das war etwas viel auf einmal und man kann es sich denken, daß selbst in dem findigsten Abgeordnetenkopf Vie Dinge etwas durcheinandergingen. Eines ist sicher: daß die Reichslagswahlen bevor stehen. Wann und wie, ließ sich Freitag nachmittag noch nicht übersehen. In der sozialdemokratischen Presse war schon die Rede von irgend einem Märztag, andererseits wurde wieder am April oder Mai sestgehalten. Alles wartete gespannt auf die für abends angesagte Ent scheidung des Reichskabinetts Die Meinung war überall die: Falls irgendeine Einigung über die Erledigung des Notprogramms nicht herbeigeführt werden könnte, müßte die Auflösung des Reichstages sofort erfolgen. Die sozial demokratische Fraktion hat erklärt, sie würde den Etat mit ver abschieden, bedinge sich aber aus, daß die bisherigen Regie rungsparteien Anträge aus Erhöhung von Positionen im Etat selbst und im Nachtragsetat von 1927 nicht stellen werden; das Liquidationsgesetz und auch ein überlcitungsgesetz für den Strafgesetzentwurf wolle sie anuehmen. Interessant war noch eine amtliche Mitteilung, nach der Reichspräsident von Hindenburg keineswegs erklärt habe, er würde sich mit dem Auseinandergehen des Reichstages nicht einverstanden erklären, bevor nicht die landwirtschaftlichen Fragen geregelt seien. In einer landwirtschaftlichen Versammlung zu Kassel hatte ein Redner behauptet, der Reichspräsident habe diese Äußerung gegenüber einer landwirtschaftlichen Abord nung in den letzten Tagen gemacht. Das amtliche Dementi stellte fest, daß Hindenburg in den letzten acht Tagen über haupt keine landwirtschaftliche Abordnung empfangen habe. Die Aufzählung anderer verbreiteter Gerüchte erübrigt sich, da sie eigentlich nur Zeugnis ablegen für die herrschende Er regung, im übrigen aber ohne Bedeutung sind. Krisen im Volk - Krisen im Sinai. . Zeilkrankheiten. — Schlechte Zensuren. — Die kommende Wahlschlacht. Wir leben in einer prozeßübersättigten Zeit; die G e - richte arbeiten fieberhaft, um mit den Nachkriegs- uns Jnslationssündern allmählich wenigstens aufzuräumen, und sogar der ewige Barmat-Prozeß verspricht demnächst doch noch bis zum Urteil — erster Instanz natürlich! — zu gedeihen. Aber alle diese mehr das po litische und das geschäftliche Gebiet berührenden Prozesse werden weit in den Schatten gestellt durch die Tra gödie des Steglitzer S ch u l e r m o r d p r o z e s- ses, der wie kein anderer in die tiefsten Unter- und Hintergründe des sittlichen Lebens unserer Gegenwart hineinleuchtet und deshalb mit seinen zahlreichen Neben erscheinungen eine wahre Fundgrube für die Erkenntnis unserer heutigen gesellschaftlichen Zustände sein und bleiben wird. Man könnte sich verhältnismäßig leicht mit den Er fahrungen dieses Prozesses abfinden, wenn man sagt, hier liege nur ein Sonderfall vor: eine Familie, die in unge wöhnlicher und keinesfalls auch nur für bestimmte Kreise der großstädtischen Bevölkerung maßgeblicher Leichtfertig keit ihr Haus bestellt oder vielmehr nicht bestellt und dadurch die eigenen Kinder in Not und Gefahr und durch diese wiederum andere junge Menschen und deren Ange- hörige ins Unglück gebracht habe. Dann dürfte man sich dabei beruhigen, mit der öffentlichen Anprangerung eines solchen Familienlebens, wie es nicht sein soll, ein weit hin sichtbares Warnnngssignal aufgerichtet zu haben. Aber die Familie Scheller sagt selber von sich aus, daß man sie in der Bekanntschaft noch als philisterhaft verhöhnt habe, weil sie an dem Verhalten der Kinder von Zeit zu Zeit doch noch etwas auszusetzen gefunden hätte. Und die Tatsache, daß diese jungen Leute unter den Augen der Schule und der Nachbarschaft eine ganze Weile völlig ungestört sich ihrem Treiben hingeben konnten, bis ihm die Katastrophe einer durchzechten Nacht mit ihren blutigen Knalleffekten ein jähes Ende bereitete, widerspricht gleich falls der bequemen Gewissenseinschläferung, daß man auch hier nicht verallgemeinern dürfe. Nein, man soll ge wiß nicht verallgemeinern, aber der aufreizenden Wirkung dieser Enthüllungen ans einem modernen Familienleben kann sich kein fühlender Mensch entziehen; und in der Tat rühren sich ja allerwärts Verbände und Zweckvereinigun- gen, um wenigstens irgendwelche tröstlichen Lehren aus diesen Prozeßberichten zu ziehen oder darüber zu berat« schlagen, was nun geschehen müsse, damit dem fressenden Übel dieser Zeitkrankheiten Einhalt getan werde. Darüber bedarf es gewiß gar keines Beweises, daß unsere Jugend im ganzen nicht so beschaffen ist wie die traurigen Helden dieses Prozesses, die lebenden und dis toten. Aber wir wollen, daß sie auch so nicht wird und daß also die Ur« fachen, die den Günter Scheller nnd den Hans Stephan und auch den Paul Krantz zu so hinfälligen Erscheinungen oer jungen Generation gemacht haben, beseitigt werden. Und so betrübend es ist, es muß doch hinzugefügt werden, daß auch die Handhabung der Justiz in diesem Falle leider sich nicht auf der Höhe ihrer Aufgabe gezeigt hat. Das gilt für die beteiligte Staatsanwaltschaft ebenso wie für die Verhandlnngsführung und zuletzt auch für den Vertreter der Rechtsanwaltschaft, der gerade im kritischsten Augenblick seinen jungen Mandanten im Stich zu lassen für richtig gehalten hat. Hier wird es an allen Ecken und Enden die bessernde Hand anzulegen geben, wenn erst der Prozeß zu Ende geführt sein wird. * Einstweilen ist er an menschlichen, allzu menschlichen Unzulänglichkeiten gescheitert, genau so wie unsere Reichs regierung. Ein vor ziemlich genau einem Jahr begonne nes Experiment ist früher, als es eigentlich beabsichtigt war, zu Ende gegangen, und die Abgangszeugnisse, die die beteiligten Parteien sich gegenseitig ausstellen und die ihnen insgesamt von ihren politischen Gegnern ausgestellt werden, klingen nichts weniger als glänzend. So gilt es nun, die ganze Kraft ungesäumt auf die nächste Zukunft zu konzentrieren und einen nenen Reichs tag aus den Wahlen hervorgehen zu lassen, der leichter Koalitionsbildungen ermöglicht, als sie in den letzten Jahren gelingen wollten. Die Linksparteien hoffen auf das Mehr von 30 Mandaten, das ihnen bisher gefehlt hat, um allein, aus eigener Kraft, die neue Regierung zu stellen und die Gefchäfte in Preußen, ähnlich, wie sie es in Preußen seit vielen Jahren tun, ohne Rücksicht auf ab weichende Meinungen und Weltanschauungen zu führen. Die Rechtsparteien werden sich natürlich gegen die ihnen zugedachte Entmachtung nach Kräften zur Wehr setzen — nur kann man vorläufig noch nicht recht wissen, in welcher Schlachtordnung sie ihrerseits in den Wahlkampf hineingehen wollen. Denn zwischen Deutsch nationalen und Deutscher Volkspartei ist plötzlich ein breiter Riß entstanden, und das Zentrum, das bei den wahrscheinlich gleichzeitig vorzunehmenden Preußen- Wahlen die dortige Koalition mit den Sozialdemokraten zu verteidigen und zu erneuern haben wird, ist im Reich' unversehens in eine weltanschauliche Gesinnungs- und Kampfgemeinschaft mit den Deutschnationalen hinein geraten. Es wird für die Parteien nicht ganz einfach sein, die Wähler im Lande über di« sich so ergebenden politischen Zusammenhänge und Gegensätze einigermaßen einleuch tend zu orientieren. Dr. Sy. k.e Regierung über das Aotprogramm einig. Berlin. Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautbart wird, führte das Reichskabinett seine Beratungen über das Arbeitsprogramm zu Ende. Es ist eine Einigung über die Maßnahmen, die noch bis zum Rücktritt der Regierung ausgeführt werden sollen, zustande gekommen. Dieses Arbeits programm ist dem Interfraktionellen Ausschuß zugeleitel worden.