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Fernsprrchstellt Nr. 22. D'e „Sächsische ElbzrUung" erscheint VIenStag, Donners tag und Sonnbend. Die Ausgabe des Blatte» erfolgt LagS vorher Nachm. 4 Uhr. Abonnements Preis viertel jährlich l Mk. 50 Pfg., »wei. mona lich 1 Mk-, einnonat- ltch 50 Pf. «tn^lne Nummern 10 Pf. Alle kaiserl. Postanfialte«, Postbote«, sowie die 8«ttung»träger nehmen stet« Bestellungen auf dir „Sächsische Llbzeitung" an. SDffEe MÄH. AmtsbiLtt sk dis AchWc AmissniG, dis WM ßWtjMmt md dni Stidtlit zs Zchiiidm, s«ik W dcii SickMiMat j« Hchnftm. Mit „Illustriert. Sonntag-blatt". Mit Humor. Beilage „Setfenblaseu". Mit „Landwtrtschaftl. Beilage". Tel.-Adr.: Elbzeitung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montag» Mit twochSund Freitag» bis spätesten» vormittag» OUHr aufjugeben. 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Dienstag, den 4. September IS06, vorn,. 10 Uhr sollen im Ver- steigcrungslokale des König!. Amtsgerichts 1 Sofa, 1 Tisch und 1 Waschtisch gegen Barzahlung versteigert werden. Schandau, am 3. September 1006. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Ein Willkommen den Alldeutschen! Wir grüßen Euch, Ihr treuen deutschen Brüder, Ihr tapfren Kämpen in so manchem Streit! So, wie man Helden ehrt nach hcilgem Ringen, Begrüßt man Euch in rcckcuarmer Zeit. Was unsre großen Väter einst errungen In blutger Schlacht, in Wunden, Not und Tod: Um jeden Preis es hoch und hehr zu halten, Ist, Brüder, Euer heiligstes Gebot. — Wo tausend Näder rastlos sausend eilen, Von deutschem Fleiß und deutscher Kraft beseelt, Wo in der Künste lichtverklärtem Tempel Manch Wunderwerk von deutschem Geist erzählt. Und wo daheim am friedlich stillen Herde Die Mutter ihre Kleinen beten lehrt, Und wo im fremden Land man deutsche Brüder Bedrücket, dort wird Eure Kraft begehrt. Der Feinde Zahl und Art ist nicht geringe; Wie rotes Tuch zur Tobsucht reizt dcu Stier, So pfauchen sie und toben sie und wüten, Wo ihnen leuchtet Euer stolz Panier. Denn deutsche Zucht und biedres deutsches Wesen Hab'n ihre Wiege nicht in Kanaan, Und wie ein Loyola die Jünger lehrte, So lehrt und denkt wohl auch kein deutscher Mann. Und wie man hier zu Lande wühlt und giftet, Mit Eifer Ordnung und Gesetz verhöhnt, Die Drachcnsaat der Zwietracht lärmend streuet: Das ist nicht deutsch, der Deutsche uicht gewöhnt. „Alldeutsche Männer" drum von nah und fern, Das Arbeitsfeld ist groß, das Ihr bestellt, Lasst «ns mitttttt, dem Vaterland zur Ehre, Daß man es achte in der ganzen Welt! Lasst uns Mitwirken treu in Euren Pfaden, Wir auch sind deutsch, hier nehmet unsre Hand; Uud ob auch rings nmher die Feinde toben, Der Schlachtruf sei: „Alldeutsch" — Heil Vaterland! Kl.-Hdf. N. Herrmann. L. Freundlich sandte die Sonne ihre goldenen Strahlen heute Morgen hernieder auf die von schwarz- wciß-roten, grün-weißen oder anderen Fahnen um wallten Zinnen unserer Stadt, silbern spiegelte sie sich wieder in den Wellen unseres Hcimalstromcs, der uns heute Mittag auf wimpelgeschmückten Dampfern so zahlreiche Gäste zusührte. Die Gastfreundschaft unserer lieblichen Elbestadt ist überall bekannt, alljährlich er wählen viele Tausende sie zu ihrem Aufenthalte während der schönsten Zeit des Jahres und es ist nichts Neues, daß große Gesellschaften und Vereine bei uns absteigcn. Der Alldeutsche Verband aber, der uns am heutigen Montag hier in Schandau die Ehre seines Besuches gibt, ist uns ein überaus lieber Gast; freudig strecken mir ihm n ichteine, sond e rnbeidcHände entgegen und rufen: Seid uns willkommen Ihr deutschen Brüder, willkommen in Schandau! Zu ernster Arbeit hat der Verband seine Glieder nach Sachsens Hauptstadt berufen und zahlreich waren sie aus allen Teilen unseres lieben deutschen Vaterlandes diesem Nnse nach dem herrlichen Elbflorenz gefolgt, um in seinen Mauern in den Tagen vom 31. August bis 2. Sept, einen Ausblick zu tun auf alldeutsche Belange im Jn- und Auslände und über wichtige, in unseres Volkes Leben tief einschneidende Fragen zu beraten. Entstanden aus dem Widerspruch gegen den Zanzibar- Vertrag vom 1. Juli 1800, arbeitet der Alldeutsche Verband seit seiner Gründung an der Erziehung unseres 'Volkes zn nationalem Selbstbewußtsein, um es zu be fähigen, Weltpolitik zu treiben und es abzubringen von Hem falschen Wahne, daß mit der nach jahrhunderte- Nichtamtlicher Teil. langen schweren Prüfungen durch die geniale Staatskunst Bismarcks gelungenen Gründung des deutschen Reiches der nationale Beruf Deutschlands schon erfüllt sei. Die allent halben mehr und mehr zu Tage tretende Vertiefung des nationalen Gedankens, die Ausbreitung einer nationalen Weltanschauung, die beginnende politische Selbstbesinnung unseres Volkes und die daraus erwachsende Bildung einer gesunden nationalen Selbstsucht, vor allem aber die Er- kcnntnis der Mitverantwortlichkeit des Einzelnen für das Schicksal seines Volkstums der Zukunft gegenüber und der auf diese Selbstbesinnung zurückzuführendc wachsende Einfluß Deutschlands und alles deutschen im Auslände sind die kostbarsten Früchte dieser jahrelangen, unver drossenen Arbeit. Es kann nicht der Zweck dieser Zeilen sein, die all deutschen Hochziele hier einzeln aufzuzählen, ihrer sind zu viele und jeder Tag bringt neue Aufgaben, deren Be wältigung dem deutschen Volke noch gewaltige Anstreng ungen kosten wird, bis es die seinen Bedürfnissen ent sprechende Stellung unter den Weltmächten der Erde er worben hat. Eines aber, das uns am heutigen Tage ganz besonders in den Vordergrund gerückt scheint, möchten wir hier herausgcreifcn: es ist die Stellung, die der Alldeutsche Verband den Bestrebungen der Deutschen Oesterreichs gegenüber cin- nimmt. Wie der Verband für seine Wirksamkeit keine Staatsgrenzen kennt und alle Volksgenossen umfaßt, wo immer sie leben und welche Staatsangehörigkeit sie be sitzen mögen, wie er, was in seiner Kraft steht, tut, um in allen jenen Ländern, in denen Deutsche wohnen, alle auf die Erhaltung des Deutschtums gerichteten Be strebungen nachdrücklichst zu unterstützen, so begrüßt er vor allem auch freudigst den Kampf, den die Deutschen Oesterreichs gegen das Slaventnm und den mit ihm ver bündeten Ultramontanismus führen. Er hält die Be strebungen der Deutschen Oesterreichs, die auf einen engeren wirtschaftlichen Anschluß an das deusche Reich und auf eine verfassungsmäßige Festlegung des deutsch- österreichischen Bündnisses gerichtet sind, für berechtigt, denn er sieht dieses Bündnis, durch welches gegenwärtig vor allem die Stellung Deutschlands in Mitteleuropa gesichert erscheint, in Frage gestellt, sobald es den Kräften, die seit Jahren bestrebt sind, den Deutschen Oesterreichs die ihnen gebührende Führung im Staate zu entreißen, gelingt, ihre Ziele zu erreichen und Oesterreich in einen slavisch-klcrikalen Födcrativstaat zu verwandeln. Deshalb sieht der Alldeutsche Ver band in der Erhaltung des österreichischen D eutsch tums eine Lebensfrage für das deutsche Reich und hält es, trotzdem das gesteigerte Selbst vertrauen unserer wackeren Ostmarkdeutschcn die Hoffnung auf den Sieg ihrer Sache gibt, nach wie vor für seine Pflicht, durch Unterstützung der nationalen Schutzvercinc in Oesterreich, die den von Jahr zu Jahr heftiger ent brennende», bis an die unweit unserer Fluren cmpor- ragendcn Grcnzpfähle heranreichendcn Kampf gegen das verdrängende Slaventum mit unbesiegbarer Entschlossen heit führen, helfend einzugreifen. Daß diese Arbeit drüben nicht verkannt wird, beweist die Tatsache, daß die alldeutsche Bewegung bisher in Oesterreich den meisten Erfolg erzielt hat, vor allem aber kommt dies zum Ausdruck in der starken Beteiligung unsrer deutschen Volksgenossen aus der Donaumonarchie an dem heutigen Ausflug des Alldeutschen Verbandes nach unserer Stadt. In großer Anzahl haben sich besonders unsere StammeSgenvssen aus dem benachbarten Böhmen, unter ihnen zahlreiche hervorragende Führer der alldeutschen Bewegung in Oesterreich sowie zahlreiche Vertreter der öster reichischen Burschenschaften, hier eingefunden, um im Verein mit ihren reichsdeutschen Brüdern ein paar frohe, von patriotischen«, nationalem Geiste getragene Stunden in den Mauern einer reichsdeutschen Stadt zu verleben, deren Bürger treu mit Herz und Hand zu ihrem Vater lande stehen und die erst vor kurzem, als sie an die Gründung der unter so günstigen Voraussetzungen ins Leben getretenen Ortsgruppe Schandau jdcs Alldeutschen Verbandes schritten, bewiesen haben, daß es ihnen ernst ist mit ihrem nationalen Streben, und die auch heute wieder beweisen werden, daß sie nicht nur äußer lich, sondern innerlich mit ihren stammverwandten Brüdern aus der Habsburgmonarchie sympathisieren, daß sie mehr sind als bloße Mitläufer, die nur deshalb deutsch sind und deutsch zu sein scheinen, weil es eben zeitgemäß ist. Unser Willkommcngruß gilt deshalb vor allem auch jenen wackcrn Deutschen, die, jenseits der schwarz-wciß- roten Grcnzpfähle inmitten eines Volksstammes wohnend, der nur einen schönen Zng: hcißlodcrndcs Volksbcmußt- sein und unbegrenzten Opfersinn in völkischen Angelegen heiten besitzt, heute zu uns gekommen sind, um aus unserer Mitte neuen Mut und neue Kampfesfrcudigkeit zu schöpfen. Seid willkommen Ihr deutschen Brüder aus der Ostmark! Mögen die Stunden, die Ihr in unseren Mauern verlebt, Euch unvergeßlich bleiben, möget Ihr die Genugtuung mit nach Hause nehmen, daß die Grcnzpfähle, die zwischen uns stehen, unsere Herzen nicht zu trennen vermögen, sondern daß man jenseits derselben mehr und mehr erkennt, daß Eure Siege uud Niederlagen auch die unsrigcn sind, daß der von Euch für Euer gutes völkisches Recht geführte Kampf hier üben im Reiche in immer weiteren Kreisen Ver ständnis, Teilnahme und Unterstützung findet! Dann wird der heutige Festtag zu einem wahrhaft alldeutschen Feste sich gestalten, aus den der Alldeutsche Verband wie nicht minder seine jüngste Ortsgruppe Schandau mit Genugtuung zurückblicken kann. Der Alldeutsche Verband aber möge ferner allezeit als treuer Wächter auf den Schanzen bleiben und nie müde werden mit seinen Heroldsrufcn, wenn es gilt, die heiligsten Güter unseres Volkes zu wahren, er möge im Gedenken all des Guten, dessen Anreger, all des Großen und Schönen, dessen Förderer, all des Wahren, dessen unerschrockener Verkündiger und all der Erfolge, deren mutiger Erringer er war, sich die Freude an der Arbeit nicht verleiden lassen, wenn Unverstand oder Schwäche ihn anfeinden, und stets das eine große Ziel vor Augen halten, das er in des großen Kurfürsten Worten selbst aus seine Fahne geschrieben: Gedenke, dass Du ein Deutscher bist! Politische Rundschau. Deutsches Reich. Erzherzog Josef von Oesterreich, welcher den Kaiser Franz Josef bei der Tauffcier im Neuen Palais vertrat, ist vom Kaiser Wilhelm zum Chef des 2. Hannoverschen Ulancnrcgiments Nr. 14 ernannt worden. Erbprinz Bernhard voir Meiningen weilte am Freitag als Gast am sächsischen Königshofe, in Vertretung seines Vaters, des Herzogs Georg, den Be such erwidernd, welchen König Friedrich August dem Herzog auf Schloß Altcnstein abgcstattct hatte. Nach mittags fand zu Schloß Pillnitz größere Tafel zu Ehren des Erbprinzen Bernhard statt. Nachts reiste der hohe Gast von Dresden nach Breslau weiter. Die falsche Nachricht, Kaiser Wilhelm habe den russischen Staatsmann Grafen Witte cingcladcn ge habt, ihn auf Schloß Wilhelmshöhe zu besuchen, hat eine eigentümliche Kundgebung in Rußland gezeitigt. Die Fraktion der russisch-monarchischen Partei in Kiew richtete nämlich ein Telegramm an Kaiser Wilhelm, in welchem die Fraktion ihrem tiefen Schmerze über dessen angebliche Einladung an den Grafen Witte Ausdruck verleiht. Letzterer wird in dem Telegramm als der Ur heber alles Elends, das Rußland durchlebe, und als der Entfacher der dort wütenden terroristischen Bewegung gekennzeichnet. Daraufhin ist dem Präsidenten der ge nannten russischen Partei im Namen des deutschen Staatssekretärs des Aeußercn, v. Tschirschky, vom deut schen Botschafter v. Miquel in Petersburg ciue tele graphische Antwort zugegangcn, in welcher erklärt wird, das Telegramm der russischen Fraktion beruhe auf einei;