Volltext Seite (XML)
Fernsprtchstelle Nr. 22. Die „SüchsischUlbzt'lung" erscheint VIenStag, Donners tag und Sonabend. Die Ausgabe deS Blattes erfolgt LagS vorher Nachm. 4Uhr. Abonnements Preis viertel jährlich 1 Mk. KO Psg., »wei- monatlich I Mk., «Innonat- lich DO Pf. Linseln« Nummern 10 Pf. All« kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie di« geitungStrSgrr nrhmen stets Btstellungen auf di« ' „Sächsisch« Llbjeitung" an. ZiiE W IzMiig. Amtsblatt sül das RmMk MttzmD, das Raialichc HaadizMat md den Stadtrai U Slhaadsü, samc sär dca Stadtzkmadnat za Habasttia. Mit „Allnstriert. SonutagSblatt". Mit Humor. Beilage „Seifenblasen". Mit „Landwirtschaft!. Beilage". Tel.-Adr.: Elbzeitung. Inserate, bei der weit«» Berbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags Mit twochSund Freitag- biSspStestenS vormittags g Uhr aufjugeben. Preis sür die gespaltene CorpuSzeil« oder deren Raum 18 Pf. (tabellarische und komplizierte nach Übereinkunft). „Singesandt" unt«rm Strich «0 Pf. dir Zeile, Bet Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Jnseraten-Annahmestellen: In Schandau: Expedition Zaukenstraße 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen - Bureaus von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Moste, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. Schandau, Donnerstag, den 16. August 1906. 50. Jahrgang. , Amtlicher Teil. Umgegend vom 16. August 1886 wird hiermit bekannt gemacht, daß der Zinsfust f>^ sämtliche Einlagen bei der hiesigen städtischen Sparkasse nach erfolgter Genehmigung der vorgesetzten Ncgierungsbchördc vom 1. Januar 1VO7 an auf 37, 7° zu erhöhen ist. Schandau, am 14. August 1906. Der Stadtrat. Wieck, Bürgerin. Gefunden und anher abgegeben wurde eine Damennhr mit Kette und Anhängsel. Schandau, am 14. August 1906. Der Stadtrat. Wieck, Bürgern,. Bekanntmachung. Gemäß 8 11 der neuen Sparkaffenordnung für die Stadt Schandau und Rußlands Schulden und die europäische Fiuauzkrisis. Der weise Ben Akiba kann sich begraben lassen. Rußland, das grostmächtigc, das heilige Rußland straft Ben Akibas Ausspruch: „Alles ist schon dagcmescn!" Lügen, denn es ist in der ganzen Weltgeschichte noch nicht vorgckommen, daß ein großes Reich seit Jahrzehnten nur vom Pump im Auslande lebt! Und von was für einem Pump! Rußland borgte vom Auslände 15 Milliarden, außerdem hat cs im eigenen Lande noch etwa drei Milliarden Schulden, sodaß es jährlich über 450 Millionen Rubel, also eine Milliarde Zinsen zu zahlen hat! Dadurch ist Rußlands wirklicher Kredit auf dem Nullpunkt angekommen, denn Rußland hat die Re volution in, Leibe, seine Einnahmen sind zerrüttet und cs kann wahrscheinlich seine Zinsen nur durch neue An leihen bezahlen. Frankreich darf also wieder Geld hcr- gcbcn. Siegt aber in Rußland die Revolution, so wird die neue demokratische Negierung die 15 Milliarden Schulden des Zarcnstaates nicht zahlen wollen, Europa und zumal Frankreich verlieren dann an Rußland 15 Milliarden. Daher befindet sich Europa wegen Rußland in einer Art Finanzkrisis. Neber den Wcltbörscn liegt wie ein schwerer Alp die Angst vor ,eincm Siege der Revolution, der eine noch größere Entwertung der 15 Milliarden, die Europa dem russischen Reiche geliehen hat, mit sich bringen müßte. Es ist zweifellos richtig, daß das Schicksal dieser Milliarden mit dem der Dynastie der Romanow aufs engste verknüpft ist. Niemand zweifelt, daß die Negierung des Zaren zahlungsmillig ist, so lange sie irgend kann, daß sie an allem eher sparen wird, als an den Zinsen, die sic dem Auslande schuldet. Desgleichen scheint sicher, daß die russische Negierung, so lange sic die faktische Macht inne hat, auch im Stande sein wird, diese Zinsen zu zahlen, daß die reichen Klöster von Moskan und Kiew, deren Reich tum und Gedeihen von der Ordnung abhängt, die im Reiche herrscht, nicht verblendet genug sein werden, um den Heller zu schonen und den Taler zu verlieren und im Notfälle der russischen Negierung mit ihrem Milliarden besitze nicht zu Hilfe zu kommen. Ferner ist nicht zu verkennen, daß, wenngleich die russische Negierung ihre letzte Anleihe zu äußerst ungünstigen Bedingungen kon trahierte, sie doch noch nicht gezwungen war, irgend «inen Teil ihrer Einkünfte zu verschenken oder den aus ländischen Kapitalisten gegen Geld Konzessionen zur Ausbeutung der noch uncrschloffenen Reichtümer ihrer ungeheuren Ländcrgcbiete zu übergeben. Wäre cs mög lich, die Frage der russischen Finanzen lediglich unter diesen Gesichtspunkten zn behandeln, so müßte in dem jetzigen Kursstände, der um 25 Prozent niedriger ist, als der der spanischen Schuld, alles Risiko schon reichlich beglichen erscheinen. Aber die bange Frage der Gläu biger des russischen Staates lautet: Was dann, wenn einmal die Revolution zum Siege gelaugt, wenn aus einzelnen Militärrevolten ein planmässiger Aufstand des Heeres wird? Es ist zweifellos wahrscheinlich, daß, Wenn einmal die Revolution siegt, das schon jetzt schwer geprüfte Land unter der Herrschaft unreifer Straßen- hclden, also der Anarchie, erst seine schwersten Stunden erleben wird. Und wenn der Gläubiger Rußlands diese Eventualität ins Auge faßt, wirb er sich die zwei Fragen stellen: wird das Land nach so schweren Prüf ungen immer noch im Stande sein, eine Milliarde Francs au Zinsen an das Ausland zu zahlen; wird eine neue Negierung, die man noch nicht kennt, von der man aber nach dem bisherigen Auftreten der russischen Opposition alles eher als Vernunft, Mäßigung und Ruhe wird erwarten können, überhaupt willens sein, die Schulden, die ein von ihr bekämpftes und gehaßtes System kontrahiert hat, anzuerkennen? Die Unruhe erscheint begreiflich, mit der die Vorgänge Rußlands die europäischen Börsen erfüllen. Noch ist die Krisis freilich nicht da, falls sie aber kommt, so wird sie zweifellos eine Wirkung auf das gesamte Finanzleben der Welt in einem Umfange haben, der alle bisherigen Krisen weit übersteigt. Nichtamtlicher Teil. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Das Kaiser paar unternahm am Montag Vor mittag einen Ausritt in die Umgebung von Schloß Wilhclmshöhe. Mittags folgte eine Ausfahrt nach Wilhelmsthal nach. Am Nachmittag empfing der Kaiser den amerikanischen Botschafter am Berliner Hofe, Tower, und zwei andere amerikanische Herren; im weiteren Verlaufe des Dienstag Nachmittag führten die Majestäten in Begleitung der Prinzessin Luise Victoria einen Ausflug nach dem Essigbcrg aus, woselbst auch das Souper eingenommen wurde. Am Dienstag begab sich der Kaiser nach Schloß Friedrichshos znm Empfange des Königs von England. Der Staatssekretär des Aus wärtigen v. Tschirschky traf am Montag in Schloß Wilhclmshöhe ein, er begleitete am Dienstag den Kaiser nach Schloß Friedrichshos. Reichskanzler Fürst Bülow, welcher an diesem Freitag aus Norderney in Wilhclmshöhe zum Vortrage beim Kaiser cintrisft, wird, wie verlautet, im laufenden Monat nochmals seinen Erholungsaufenthalt auf der genannten Nordsceinscl unterbrechen. Es heißt, Fürst Bülow sei vom Kaiser cingcladcn worden, der Taufe des ersten Kaiscrenkels am 29. August bcizuwohncn. Der Kanzler wird aber bereits am 28. August in Berlin erwartet, da an diesem Tage ein preußischer Ministcrrat stattfinden soll, an welchem Fürst Bülow natürlich tcilnchmcn wird. Der ehemalige bayerische Finanzminister Or. v. Riedel ist am Montag Abend in München an den Folgen einer Darm-Operation gestorben, 74 Jahre alt. In Freiherr« v. Riedel ist ein um Bayern und auch um das Reich hochverdienter Staatsmann heim gegangen, dem speziell das bayerische Finanzwesen zahl reiche Reformen verdankt. Der Verstorbene übernahm im November 1877 die Leitung des bayerischen Finanz ministeriums, die er über 25 Jahre behielt. Die Reichstag Sersatzwahl im sächsischen Wahlkreise Döbcln-Noßwein für den verstorbenen sozialdemokratischen Abgeordneten Grünberg ist auf den 22. Oktober anberaumt worden. Ob es hierbei gelingen wird, den Wahlkreis für die Sache des Bürgertums zurückzuerobern, das ist allerdings schon heute zweifel haft, nur das gemeinsame Vorgehen aller bürgerlichen Parteien und die regste Wahlbeteiligung aus den Kreisen des Bürgertums könnte es ermöglichen, das Mandat für Döbeln-Roßwein der Umsturzpartei wieder zu entreißen. Wie indessen schon verlautet, will die freisinnige Partei leitung mit einer Sonderkandidatur für die Döbelner Ersatzwahl gegenüber der von allen bürgerlichen Parteien angenommenen Kandidatur des Professors Hasse-Leipzig Vorgehen. Diese Zersplitterung im bürgerlichen Lager würde allerdings den Sieg des sozialdemokratischen Kandidaten bei der Döbelner Ersatzwahl schon halb bedingen. 12 Offiziere und 500 Mann der ab gelösten Besatzung des ostasiatischcn Krcuzergeschwadcrü trafen am Sonntag Abend mittels Sonderzuges aus Hamburg in Kiel ein, wo sie der Vizeadmiral von Prittwitz und Gaffron mit einer Begrüßungsansprache empfing. Frankreich. Auf die Disziplin im französischen Heere wirft folgende Pariser Meldung ein ziemlich bedenkliches Licht: Die Waffenübungsperiode des 105. Territorial regiments in Bourgon bei Grenoble schloß mit einer antimilitaristischen Kundgebung gegen den Oberstleutnant Frolient, der sich weigerte, die gegen einige cinberufcne Familienväter verhängte Haftstrafe aufzuhcben. Die Manifestanten zogen, die Marseillaise singend, nach dem Stadthause und veranlaßten die Zivilbehörden, beim Kriegsministerium zu intervenieren. Das letztere wird hoffentlich den unbotmäßigen Landwehrlcuten den Stand punkt gehörig klar machen! Rußland. Aus Warschau wird ein neues Attentat ge- meldct. Der Gehilfe des Depotchcfs der Weichselbahnen, Dorosicjcw, ist erschossen worden. Der Täter ist ent kommen. — Vom 14. August ab ist in den Postzügen der russischen Sttdwestbahncn ein eigens für den Postbctricb in Stand gesetzter Wagen mit einem Militär kommando ausgenommen worden, in dem sämtliche Geld sendungen verwahrt werden. Balkanhalbinscl. Die Erbitterung in Bulgarien gegen die dort wohnhaften griechischen VevölkcrungSelemcnte hat sich in den antigriechischcn Krawallen in Anchialos auf besonders scharfe Weise Luft gemacht. Zwischen der griechischen Bevölkerung der Stadt und den sic an- greifendcn Bulgaren kam es zu einem vielstündigen blutigen Kampfe, die Zahl der hierbei Gefallenen und Verwundeten steht noch gar nicht fest. Zugleich wurde von den ergrimmten Bulgaren die Stadt an verschie denen Punkten angczündct; es sollen von ihr nur noch 30 Häuser stehen. Der griechische Bischof fand beim Brande des Mctropolitangebäudes seinen Tod. Militär aus Burgas stellte schließlich die Ruhe wieder her. Der Ministcrrat in Sofia hat beschlossen, zur Verhütung weiterer antrigricchischcr Ausschreitungen die strengsten militärischen Maßnahmen zu treffen. Namentlich soll das Militär angewiesen werden, auf die Exzedenten scharf zu schießen. Ferner bewilligte der Ministerrat für die obdachlos gewordene Bevölkerung in Anchialos 100000 Francs und die Absendung von Militärzelten. — Bei dem Grenzposten Pataritza soll ein Zusammen stoß zwischen türkischen und bulgarischen Patrouillen stattgcfunden haben, wobei zwei türkische Soldaten ge tötet und ein bulgarischer verletzt worden sein,sollen. Der serbische Ministerpräsident Pasitsch wird von oppositionellen Belgrader Blättern beschuldigt, daß er sich von dem Agenten der Crcuzotwcrkc mit 1200000 Francs habe bestechen lassen, denselben die Lieferung der neuen Geschütze für Serbien zu übertragen. Marokko. In Marokko scheint eine neue aufständische Bewegung im Werke zu sein. In Tanger laufen Gerüchte um, daß der Sultan binnen kurzer Zeit Fez verlassen werde. Eine leichte politische Erregung in der Gegend von Marrakesch und Rabat ist, wie nian ver mutet, die Ursache dieses Vorhabens. Es heißt, daß der Sultan diese Städte während seiner Reise besuchen werde. Ostafrika. Der „tolle" Mullah, der den Engländern im So mali lande so viel zu schaffen machte, läßt wieder von sich hören. Er hat einen neuen großen Raubzug ausgcführt, welcher dem an der abessinischen Grenze wohnenden Nareharon-Stamme galt; hierbei sind an geblich 1000 Männer dieses Stammes nicdergemetzelt und ihm über 10000 Kamele geraubt worden. Die Engländer werden sich also wohl zu einem neuen Feld züge gegen diesen räuberischen Häuptling entschließen müssen; freilich werden sie nur äußerst ungern in einen neuen Kampf gegen den „tollen Mullah" cintreten, gegen welchen sie von 1900 bis 1904 einen sehr kostspieligen Krieg führen mußten, der aber nur mäßige Erfolge für die Engländer hatte. Ostasicn. Zum japanisch-amerikanischen Zwischen fall auf den Aleutcn liegt aus Tokio eine beruhigende Meldung vor. Der dortige amerikanische Botschafter hat die japanische Negierung wissen lassen, seine Negierung werde den Zwischenfall sorgfältig und unparteiisch unter suchen und hoffe, daß er die herzlichen Beziehungen zwischen Amerika und Japan nicht stören werde. Amerika. Der in Nio de Janeiro tagende panamerika nische Kongreß nahm am Montag folgende Reso lution an: Es wurde die Reorganisation des inter nationalen Bureaus der amerikanischen Republiken be schlossen; ferner wurde festgesetzt, daß naturalisierte Staatsangehörige, die in ihre Heimat zurückkehren, und sich dort länger als zwei Jahre aufhalten, ihrer durch die Naturalisation in dem Aufnahmestaate erworbenem