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zu empfehlen, die noch zu den jetzigen Zollsätzen cingcstthrt werden sollen, damit diese Waren spätestens am 28. Februar 1906 vor Ablauf der geordneten Dienststunden bei einer zuständigen Zollstcllc angcmeldet und zur Verzollung ge stellt werden können. Insbesondere werden das Firmen, die ihre Waren unter Zollkontrolle (Begleitschein 1) ins Innere des Zollgebietes befördern und erst hier verzollen lassen, zu beachten haben, da sie sonst unter Umständen ihre Bezüge sofort an der Grenze verzollen lassen müßten. Aus der oberen sächsischen Schweiz. Am vergangenen Sonntag, an dem die Berge mit einer 12 und 1.6 Zentimeter hohen Schneclage bedeckt waren, erfreute sich der große Winterberg eines sehr lebhaften Besuches. Der Bergwirt, Herr Karl Prätorius, ließ aus der Waldstraße nach Schmilka und ans dem Plateau des Berges, wo mächtige Schneewehen eristicrtcn, den Schnee pflug gehen, sodaß der Schlittensport oben und bis nach Schmilka hinunter lebhaft von den Touristen und Be suchern ausgcübt werden konnte. An diesem Tage haben über 800 Personen den Bahnhaltepunkt Hirschmühlc— Schmilka betreten, um die Bahn zu benutzen, resp. die, welche dort ankamen. — Aus den Forsten der hiesigen Reviere findet jetzt eine lebhaftere Holzabfuhr statt, weil die Wege meist noch gefroren sind und eine Schneedecke vorhanden ist, welche die Herbciholung der Hölzer zur Straße erleichtert. 8. U. Ein schweres Sittlichkeitsvcrbrechen ist am Montag nachmittag Im Stantssorstrevier zu Lohmen verübt worden. Zwei im Höllengrunde zwischen Stadt Wehlen und Rathewalde mit Waldarbciten beschäftigten Frauen trat plötzlich ein Unbekannter mit gezücktem Messer gegen über. Die jüngere der beiden Frauen flüchtete, während die ältere, eine 68jährige Witwe aus Lohmen, das Opfer des Wüstlings wurde. Derselbe steht in den zwanziger Jahren, ist etwa 160 Zentimeter groß, hat längliches, volles, rotes und bartloses Gesicht und war mit grüner, hinten mit Riegel versehener Joppe und ebensolcher Kopf bedeckung bekleidet. Rach der scheußlichen Tat floh der Unhold nach Stadt Wehlen zu. Da man vermutete, daß derselbe zur weiteren Flucht die Bahn benutzen könnte, erfolgte nachmittags und abends auf dein Pirnaer Bahn- Hose eine Durchsuchung der Eiscnbnhnzüge, doch blieb das erfolglos. In anbetracht des scheußlichen Verbrechens wäre es erwünscht, daß alle zur Ermittelung des Täters geeignete Verdachtsmomente den Polizeiorganen schnell stens zur Kenntnis gebracht würden. Seine Durchlaucht Ferdinand Fürst Lobkowitz, Frau Gräfin Brühl, geb. Prinzeß von Lobkowitz, Prinzessinnen Wilhelmine und Caroline von Lobkowitz, Seine Erzellenz Generalleutnant Graf von der Asseburg, Gräfin Ballcstrem- Gläscrsdorf, Adolf Graf Arnim-Blumberg, Graf Khuen- Belasy von Sahr und Frau auf Döbschka, Freiherr von Stralenheim auf Imbshausen trafen in Dresden ein und sind im „Europäischen Hof" abgcsticgcn. Kamenz. Am Dienstag nachmittag erschlug der 19jährige Dienstknecht Nillke aus Schönau, bedienstet bei dem Bauerngntsbesitzer Krahl in Nebelschütz, seinen 22jährigen Mitknecht Johann Schirak aus Horka mit einem Beil im Walde beim Holzmache», außerdem er schlug er einen großen Hund. Der Mörder ist flüchtig. Er bedeckte die Leichen mit Reisig, ging dann nach dem Dorfe Nebelschütz zum Pfarrer und sagte ihm, daß er einen erschlagen hätte. Darauf wollte ein Knecht des Pfarrers den Betreffenden festnehmeu, er machte sich los, floh und ist bis jetzt noch nicht erlangt. Die Polizei fahndet auf ihn; er ist entweder in seiner Heimat oder hält sich noch im Walde auf. Der Fabrikschuhmacher Hagedorn in Oschatz wurde irrtümlich für einen Streikbrecher gehalten und von zwei unbekannten Männern nachts überfallen. Sie brachten Hagedorn so tiefe Stichwunden im Kopfe bei, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Leipzig. Die 1800 Arbeiter und Arbeiterinnen der Leipziger Baumwollspinnerei beschlossen, da der zehnstündige Arbeitstag und zehuprozeutigeLohnerhöhung abgelehnt wurde», trotz Abmahmmg der Verba»dsleitu»g, die Arbeit mcderzulcaen. Anläßlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares be schloß der Nat in Che militz, als Grundstock zur Er richtung eines neue» Versorgungshauses für hilfsbedürftige Einwohner und Einwohncriunen dieser Stadt 50000 Mk. aus dem Betriebsvermögen bereit zu stellen. Die Glück wünsche der Stadtgemcindc nebst der Mitteilung von der Stiftung soll dem Kaiserpaar in Gestalt einer Adresse ausgesprochen werde». Die öffentlichen städtischen Ge bäude sollen am Tage der Silberhochzeit Flaggeirschmuck tragen. In das Dunkel über die Ursache des Todes des in Zwickau stationiert gewesenen 83 Jahre allen Gcmdarmerie- posteilkommandante» Johan» Doleisch, der im November 1901 im Boberbache tot a»fgef»»de» wurde, scheint nun mehr endlich Licht zu kommen. Da seinerzeit weitere Anhaltspunkte fehlten, so wurde ein Unglückssall als Todesursache angenommen. Bei einem Verhör vor den« Gericht in Gera (Neuß) hat der wegen Urkundenfälsch ung und Unterschlagung verhaftete Ziegeleiarbeiter Josef Böhmer, der 1880 in Seifersdorf geboren und jetzt »ach Ningelshain, Bezirk Gabel, zuständig ist, ein Geständnis abgelegt, wonach er mit dem Gendarmen Doleisch am Wege von Großmergthal nach Zwickau, als er 200 Stück ausländische Zigarre» über die Grenze schmuggel» wollte, ins Handgemenge geriet. Er versetzte dabei dem Beamte» ei»en Stoß vor de» Leib, sodaß sei» Gegner in den Bach stürzte, wo er dann tot aufgefnnden wurde. Böhmer, der sich zur fraglichen Zeit als verkleideter Kaminfeger dort Herumgetrieben und unbefugt Gelder einkassiert hat, will »ach Verübung der Tat in de» Wald geflohen sein. Der Verein für Feuerbestattung in Plauen i. V., der in letzter Zeit an Mitglieder» stark zugenonime» hat, sodaß er jetzt über 350 Mitglieder zählt, hat den Plan der Errichtung eines Krematoriums in Plauen ausge nommen. I» den letzten Tagen ist dazu ein Grundstock von mehrere» ta»se»d Mark gestiftet worden. Infolge eigener Unvorsichtigkeit kau« der Bergarbeiter Schraps auf einem Steinkohleuwerk in OelSnitz mit hex elektrischen Stromlcitung üu. Berührung, was dm sofortigen Tod des im 28. Lebensjahre stehenden Famillen- vatcrs znr Folge hatte. Im Forstrevier Nückerswaldc bei Marienberg wurde der Waldarbeiter Hunger aus Schindeldach von einer fallenden Fichte, die seine Kameraden geschnitten hatten, so schwer verletzt, daß er bald darauf verstarb. Hunger war Vater von neun Kindern. T n q c s q e s ch i ch t e. Deutsches Reich. Das Ergebnis der Volks zählung für das Deutsche Neich liegt vollständig zwar noch nicht vor, es ist jedoch schon bekannt, daß die Be- völkerungsznnahme in den letzten fünf Jahren in den fünf Staaten: Preußen, Bayern, Suchst n, Württemberg und Hessen zusammen 3660351 betragen hat; dies allein gibt schon die Gewähr dafür, daß das Neich am 1. De zember 1905 die sechzigste Million bereits weit über schritten hatte. Wir dürfen darauf rechne», daß die endgültige Feststellung rund 6G/2 Millionen Bewohner für das Neich ergeben wird. Seit zehn Tagen ist der Kapellmeister PrzywarSki vom Kaiserin Augusta-Regiment in Berlin nicht mehr zum Dienst erschienen. Dies hängt, wie verlautet, mit einer Spielerassäre zusammen, die wahrscheinlich zahlreiche Kapell meister der Garde-Regimenter und auch eine Reihe von Feldwebeln in Mitleidenschaft ziehen wird. Die Herren spielten lange Zeit im Easö Riedel am Belle Alliance- Platz, rind zwar lediglich Vierblntt. Der Einsatz betrug mitunter acht Mark und das Bete erreichte nicht selten die Höhe von 150 Mark. Posen. Die Provinz Posen stiftete ans Anlaß der silbernen Hochzeitsfcier des Kaiserpaares 100000 Mark zur Errichtung eines Sicchenheims, das besonders zur Ausnahme unheilbarer Tuberkulöser bestimmt sein soll. Der in Zerbst verstorbene Rentier Adols Klohß hat der Stadt Zerbst sein Vermögen in Höhe von 300000 Mark vermacht. Straßburg (Elsaß). Velin 126. Regiment im Elsaß sind mehrere Fälle von Genickstarre zu verzeichnen. Oesterreich-Ungarn. Wie ans Pola gemeldet wird, droht der dortige Muuizipalpalast, welcher im Jahre 1296 erbaut wurde uud einer der ältesten Bauten Polas ist, eiiizustürzen. Der Palast mußte geräumt werden. Bodenbach. Eine hiesige Firma sandte dieser Tage an die Gasanstalt in Jitschin einen Geschäftsbrief, der mit einer deutschen Adresse versehen war. Der Brief kam an die Firma zurück mit einem tschechischen Vermerk des Stadlamtes in Jitschin, der besagte, daß die Surache, iil welcher die Adresse geschrieben ist, unverständlich sei. Wenn es doch die Deutsche» ebenso machen wollten! Schweiz. Genf. Durch einen Felssturz wurde der größte Teil des Dorfes Gruguay zerstört. Die Ein wohner, welche seit längerer Zeit auf den Erdrutsch vor bereitet waren, konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringe». Frankreich. Paris. Die Zeremonie der Uebcr- gabe der Präsidentschafisgewalt an Fallidrcs ist nunmehr geregelt. Fallibres wird sich am nächsten Sonntag vor- mittag unter dem Geleit einer Kürassiereskorle nach dem Elisöepalast begeben, wo ihn Loubet mit einer kurze» Ansprache begrüßen wird. Loubet wird alsdann von einer KürassicreSkorte nach seiner Wohnung in der Nne Dante gebracht werden. Vermischtes. — Eine neue Stempelmaschinc von ungewöhnlich großer Leistungsfähigkeit ist kürzlich vom Staatssekretär Kraetke im Ac rlincr Ariefpostamt besichtigt worden. Die Maschine ist von dem norwegischen Mechaniker Krag konstruiert. Die neue Maschine, die wie alle neueren Stempelmaschinen elektrisch betrieben wird, bewegt sich so schnell, daß sie in der Minute 1800 Briefe stempeln soll. In der Stunde würden dies 108000 Briefe sein, eine Anslieferung, ivie sie kaum jemals au einem einzigen Postamt Vorkommen wird. Die mit der Maschine gemachten Versuche ergeben Leistungen bis zu 1000 'Stück in der Minute, was selbst für den größten Andrang ansreichen dürfte. — Elektrotechnische Herstellung sehr feiner Drähte. Die Herstellung feiner Drähte von einhundertstcl Millimeter Durchmesser, wie sie au feinen elektrischen Meß-Jnstrnmenten benutzt werden, bot bislang große Schwierigkeiten. Man verwendet meist Qnerfäden oder Platindrähte, während andere Metalle sich so fein nicht verarbeiten lassen. Von H. Abraham wird nunmehr, wie die „Elekirizät" in Berlin der „Zeit schrift für Jnstrumentenknnde" entnimmt, ein sehr ein faches Verfahren angegeben, durch welche sie unmittel bar aus stärkereu, direkt gezogenen Drähten hergestellr werden können, indem man sie als positive Elektrode in ein elektrolydisches Bad cinhüngt; man kann also Silber-, Kupfer- oder Phvsphorbronzedrähte ver- wendeu. Zu beachten ist, daß die Lösnng (für Kupser- drähte Kupfersulfat, für Silberdrähte Silbernitrat) sehr verdünnt sein muß, damit sich der Strom gleich mäßig verteilt uud der Draht iu seiner ganzen Länge gleichmäßig geätzt wird; einige Tausendteile Metall salz in destilliertem Wasser genügen. Ebenso muß die Stromstärke klein sein, damit das am Drahte sich bildende Mctallsalz Zeit hat, sich unter die übrige Flüssigkeit des Bades zu mischen, denn sonst würde infolge der gesteigerten Leitfähigkeit an einzelnen Stellen der Draht zerreißen. In dem Maße wie der Draht schwächer wird, »ins; auch der Strom verringert werden. Als günstigste Stromstärke hat sich etwa 0,01 Ampäre für das Quadratzentimeter der Draht- vberfläche herausgcstellt. Die Herstellung eines solchen Drahtes erfordert je nach der Stärke bis etwa eine halbe Stunde. Ebenso wie runde Drähte kann man auch Metallbäuder verwenden, die dann die Band form behalten. Ein großer Vorteil ist, daß die er haltenen Mden vollständig gleichmäßig sind, sodaß sie eine große Tragfähigkeit besitzen. — Aushebung der Fronen zum Militär verlangt allen Ernstes der' Schriftsteller Hans Eschelbach in einer „In die Kaserne mit der Frau!" betitelten Broschüre. Wenn man — so sagt er — dem Staate das Recht zuerkennt, ohne Ansehen von Person und Stellung jeden gesunden jungen Mann zwei, drei und unter Umständen mehr Jahre ganz für seine Dienste in Anspruch zu nehmen, dann steht ihm dieses Recht auch der Frau gegenüber zu. Gestützt darauf verlangt er, daß, wie der Mann für den Krieg, die Frau zwangs weise vom Staate zu ersprießlicher bürgerlicher Tätig keit für den Frieden erzogen werden solle. Zu diesem Zwecke sei die Dienstpflicht allerArauen zu proklamieren. Aehnlich wie die männlichen Soldaten sollen die zum Dienst heranzuzieheudcn Mädchen ausgelost werden. Kürzer als zwei Jahre möchte der Herr Eschelbach die Dienstzeit der Frauen nicht bemessen wissen. Die erforderlichen „Kasernen" waren zunächst nur in größeren Städten einzurichten; die Organisation des Dienstes wäre ganz ähnlich wie beim Militär; auch müßten die Mädchen während ihrer Dienstzeit Uni formen tragen. Ob auch Hosen, wird leider nicht verraten. Die Ausbildung Hütte sich u. a. auf folgende Zweige zu erstrecken: Ordnung, Sauberkeit, Pünkt lichkeit, Turnen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen, .Kochen und alle dabei vorkommenden Arbeiten, ferner Schneidern, Putzen, Servieren, Waschen, Bügeln, Flicken, Stopfen, Nähen, Krankenpflege, Kinderernähr ung und -Pflege u. a. m. Hans Eschelbach strebt damit — ob bemnßt oder unbewußt, fei dahingestellt — die Bildung einer Elite-Küchendragoner- und Mädchenfüralles-Truppe zu Fuß an, deren'Reservisten später wahrscheinlich all die Klagen der Hausfrauen über „unsere Dienstboten" ganz aus der Welt schaffen würden. Bedacht hat aber dieser Schwärmer fürs weibliche Militär sicherlich nicht, daß vorerst durch die notwendige Anfangsrekrutierung ein ganz gewaltiger Dienstboten-Mangel sich fühlbar machen mußte, nicht nur für die Hausfrauen, sondern auch für die männ lichen Soldaten . . . Nnn, die Herren Kliegsminister werden sich den Vorschlag ja wohl erst noch reiflich überlegen; inzwischen aber hat Hans Eschelbach die Lacher noch auf seiner Seite, denn den unfreiwilligen Humor der Sache wird niemand verkennen. — Motorstiefel. Sehr viele Dinge, die im Mittel- alter als Ausgeburten einer krankhaften Phantasie oder als Tränmereien angesehen wurden, sind, freilich in anderer Form, in der Neuzeit zu Tatsachen ge worden. Anch die Siebenmeilensnefel des kleinen Däumling gibt es jetzt. Die Pariser wurden kürz lich in Erstaunen gesetzt, als sie einen mit gewaltigen Stiefeln versehenen Mann die Avenue des Champs- Elysös und dann die Straßen im Bois de Boulogne mit einer Geschwindigkeit von 40 Kilometer in der Stunde entlang eilen sahen. Es war Herr Constantini, der Erfinder von Motorstiefeln" der eine Probefahrt mit dieser neuen Fußbekleitung machte. Die Stiefeln gleichen kleinen Automobilen von fünfzehn Fuß Länge, die an den Sohlen befestigt sind. Jedes hat vier Näder mit Gummireifen von je acht Zoll Durchmesser uud in seinem Gürtel trägt der Mann eine Anzahl von Akkumulatoren, die jedem kleinen Motor cm Viertel Pferdekraft zuführen. Die Kraft reicht aus für eine Geschwindigkeit von zehn bis fünfzig Kilo meter in der Stunde. Jeder Stiefel wiegt sechzehn Pfund, aber da man die Füße nicht zu heben braucht, so hat das keine Bedeutung. Der Erfinder behauptet, bereits mehrere hundert Meilen in seinen Sieben meilenstiefeln zuruckgelegt zu haben uud beabsichtigt auf denselben von Paris nach St. Petersburg zu reisen. — König Peters Ausschnitt-Sammlung. Als der Privatier Peter Karageorgiewitsch nach Belgrad reiste, um dort den knrz vorher so schnell und gründ lich erledigten Königsthron zu besteigen, nahm er, nicht mit Unrecht, an, daß dieses freudige und interessante Ereignis nicht nur im Familienkreis der Karageorgie- witsche viel besprochen werden würde, sondern daß auch die Zeitungen der ganzen Welt sich mit der Sache be>chäflig'en müßten. Und Peter Karageorgie witsch war furchtbar neugierig, was die Zeitungen über sein so brillantes Avancement schreiben würden. Wie der Schauspieler am Morgen nach der Premiere die Zeitungen verschlingt, in denen die Rezensenten ihn loben oder — aus Unverstand — verreißen, so gedachte Peter Karageorgiewitsch, nach den Thron- besteignngsfestlichkeiten die Blätterstimmen zu lesen, mit Muße und ohne Voreingenommenheit, sich am Lobe zu freuen und den Tadel königlich zu verachten. Darum bestellte er bei einem Genfer Bureau, das sich mit der Sammlung von Zeitungsausschnitten be schäftigt, alle die Artikel, Feuilletons, Berichte und sonstigen Ergüsse über die serbische Königskrönung, die in allen nur irgend erreichbaren Blattern und Blättchen der ganzen Welt erscheinen würden. Eine schöne Sammlnng, eine wahrhaft königlich serbische Sammlung. Die Sammlung ist fertig. In fünf riesigen, prachtvollen Bänden ward sie nach Belgrad gebracht und der königlichen Kabinettskanzlei ab geliefert. Nichts fehlte, die Blütterstimmen aus allen Erdteilen gaben da ein ungeheures Konzert. Und der ganze' Spaß kostete nur 37OM Franken, ein wahrer Pappenstiel für eine königliche Nezensions- sammlung. Allerdings, der gemischte Chor der Blätterstimmen klang' nicht sonderlich harmonisch. Der Sopran der begeisterten Anerkennung vermochte nicht dnrchzudriugen, der Tenor des Lobes klang ziemlich dünn, dagegen donnerten die gewaltigen Bässe des Tadels vernehmlich genug, uud die grelle Fistel stimme des Hohnes überklaug das Ensemble in un erträglicher Weise. So ward aus dem erträumten, im ganzen weihevollen Hymnus auf die Königskrön- uug von Serbien eine Katzenmusik aus allen Erd teilen, schön in fünf Bünden gebunden. Was tut ein König in solchem Falle? König Peter schickte dem Genfer Bureau die Bünde zurück und ließ die Rech- uung unbezahlt. ES ist sein Herrschermille, daß diese Sammlung, die im großen und ganzen nichts anderes ist als eine Majestütsbeleidigung, von der ürgsten Strafe betroffen werde, die Serbien zu verhüngen vermag. Gewiß, er hat als Privatmann diese Sammlung be stellt. Aber er ist inzwischen von Gottes Gnaden König geworden, und bas Bezahlen wäre eine Re gierungshandlung. Und iu solchen kann ein weiser Monarch nicht genug vorsichtig sein. Kirchliche Nachrichten der Parvchie Schandau. Heute Mittwoch, de» 11. Februar, abeuds 6 Uhr Bibelstuude im Turmzimmer (Pfarrer Hesselbarth). Soimnbeud, de» 17. Februar, vormittags 10 Uhr Beichte und Abendmahlsfeier (Pastor Glootz).