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Lokal-Anzeiger sür die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal ans Nngegeab -»«kevst« die 4gespaltene Korpuszeile 10 'M., sowie Bestellungen uns den All- Mittwoch und Sonnabend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnten. ^n„iaer nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungrboten Abonnementspreis inkl.de« allwöchentlich bergegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsbla^ a-rn mtaeasn. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung;« gewähren wir vierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten rn« Hau« 1 Mark lederzeit ge^ 26 Pfennige, durch die Post 1 Mark -xkl. Bestellgeld. Rabatt Lchrifüeiluns, Kru-K und Ve tag sau A. Lchuvig, Dretms 18. Jahrgang Mittwoch, den 29. Zanuar 1908. Rr. 9. Mörderin, die elegante Straßenkleidung trug, wurde nur von einem Beamten in Zivil be gleitet, mit dem sie in einem Abteil 2. Klasse Plas naym. — Die heimtückische Diphtheriti« entriß der Familie de« Fabrikarbeiter« Krauie in Nerchau in kurzer Zeit 3 Kinder im Älter von 7, 2 und 6 Jahren. — Unverhoffte (Säfte erhielt am Dienstag früh da« Ärveiterkasino zu Beucha m einer Anzahl Vertreter der Staatsanwaltschaft, o»e kurzer Hand sämtliche« Mobiliar in Beschlag nahmen und in einen hierzu bestellten Möbel wagen verladen ließen. Di« Ursache zu dieser gesetzlichen Maßnahme kennt niemand. — Am Grabe seines Kindes hat sich am Mittwoch nachmittag in Auerbach oec 61 Jahre alte Sticker uns Hau«besitzsr Karl August Zosisch, dec allgemein al» er» ruhiger uns fleißiger, in geocvnelen Verhältnissen lebender Mann galt, auf dortigem Friedhofs erschossen. — Vor dem Leipziger Schwurgerichte stand am Donnerstag ein junger Äroenei, ver sei nen eigenen Vater nieoergsschoffen und erheb lich verletzt hat. Es war dec 20 Jahre alte Oskar Gutte, de: e» nur dem Zufall zu dan ken hatte, daß er nicht zum Valermöroer wurde. Dec Vater war Marktheller, sorgt« aber für seine au» 10 Kopien bestehenoe Fa milie sehr wenig, sondern vertrank seinen Verdienst fast regelmäßig. Kam ec angetcun- keil nach Hause, so mißhandelte er Frau uno Kinder. Ler älteste Sohn, der 20 jährige Oskar, warf insolgeoeff-n sich oft wicorryo- lenoen Vorgängen aus seinen Vater einen tie fen Haß uno, wie er vor Gericht angav, habe er sich schon seit zwei Jahren mit dem Ge danken getragen, den Vater zu erschießen, um dem Elende ein Ende zu machen. Al» eine« Abends dec Alte wiederum angetrunken nach Hause kam und einen solchen Krawall ooll- suycte, oaß «i» Schutzmann geholt weroen mußte, schoß ver Sohn, um eine Mißhanolung seiner Mutier zu verhindern, zwei neooivec- schüffs auf seinen Vater ao, die letzteren an der Wange und am Schulterblatt schwere Verwundungen beibrachten, jedoch gut ver peilten. Nach der Tat stellte sich der Täter der Polizei. Die Geschworenen erkannten den Angeklagten des versuchten Totschlags sür schuldig und da» Gericht verurteilte ihn zu drei Jahren Zuchthaus. Sc naym ow Strafe sofort an. — Vor einigen Monaten hatten die städ tischen Kollegien von Frankenberg, um die heimische Geschäftswelt vor oem sogenannten „fliegenden Hausierhandel" zu schützen, mn Regulativ angenommen, das den Hanoel im llmyerziLyen mit einer Steuer belegen sollte. Diese war so gedacht, vag sie nach dem Raum, den der Wagen dek auswärtigen Händler» auf städtischem Gebiet eumimmc, oemeffen wird; e» war eine Staffelung vorgesehen. Jetzt ist jeooch an den dortigen Rat die Mit teilung gelangt, daß bas Ministerium de». Innern jenem Regulativ die Genehmigung versagt Hal, weil oesseu Bestimmungen geeignet seien, einen Gegensatz zu den Grundsätzen zu schaffen, sie Mr die gesetzlich gewährleistete Gewerbefreiyeit maßgebend seien. — Die deutsche Turmrschaft in St. Loui» hat veschloss-n, zu dem im Juli d. I. rn Frankfurt am Mam sialtftndenden Turnfeste zwei Abteilungen zu je 10 Mann zu ent senden. ,, ,, 11," kii* ki- Knn«abend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag VsH dre So a I,«d SäÄststzes. Bretnig. GemeinderatSdericht vom 25. d. M. I) Gegenüber Nr. 133 sollen im Beisein der Herren Adolf Zschiedrich, Bern hard Petzold .und Gemeindevorstand Petzold Grenrä-ine o>7 da» zu verkaufende Gemeinde land gesetzt werben. 2) Gegen die vorgelegte Bauzeichnung de« Herrn Braumeister Röntzsch lieg?» vom Gemeinderate keine Bedenken vor. 3) liegt eine Beschwerde von Herrn Ferdinand Zsig-n»^ vo-, i" der Abstellung der Mängel an der Straße vor seinem Hause verlangt wird. Der Wegebaudrputation wird aufge geben, eine Besichtigung des Wege« vorzu- nehmen und zu erkunden, wie Abhilfe geschafft werden kann. 4) Auf eine Anfrage von Kamenz hin gibt der Grmeinderat ferne Meinung gegen 1 Stimme dahin ab, baß für Bretnig die Stadt Kamenz als Ort für das zukünftige Seminar der günstigste ist. 5) Eine Anfrage der Kgl. Amtshauptmannschaft, wie »eit die Angelegenheit mit de n Bau einer Wasserleitung in Bretnig gediehen sei, wirb dahin bsan:wartet, oaß Bretnig, wie schon früher gemeldet worden ist, über ganz ausge- « zeichnete Waffervsrhältniffe verfügt uno aus diesem Grunde an die Anlage einer Wasser leitung bisher noch nicht gedacht hat. 6) Die Regelung der Nachlaßsache der Witwe Milde wird der Armendepulation überlassen. Der gleichen wird eine Armensache erledigt. Bretnig. Zur Feier seines 37 jährigen Stiftungsfestes hatte sich am Sonntag der hiesige Militärverein mit seine» Damen und Gästen im Gasthof zum deutschen Hause ver einigt. Nach zwei das Fest einleitenden Musiksützen ergriff zunächst Herr Fabrikbesitzer Georg Gebler das Wort, um namens des festgebenten Vereins die Anwesenden auf» herzlichste willkommen zu heißen und zu be grüßen. Er gedachte am Schluff; seiner markigen Ansprache noch des deutschen Kaisers und des Königs von Sachsen, denen er sein Hoch weihte, in das die Zuhörer begeistert emstlmmtsn. Auch Herr Hermann Gebl-r, Vorsteher de« Mililärvereins „Saxonia", dankte im Namen seines Verein« dem Bruder- verein für die freundliche Einladung; sein Hoch gull »ein letztgenannten Vereine. Im werteren Verlaufe dc» Abend« wurden noch zwei recht flott gespielte und beifälligst ausge nommen« Einakter aufgeführt und außerdem eine Geldsammlung für einen seinerzeit durch Brandunglück hcimgssuchten Kameraden in Llchienosrg veranstaltet. Ein srohdelebter Ball beschloß da» schöne Vergnügen. — Zahlungseinstellungen. Konkurs wurde eröffnet: über da» Vermögendes Holzhändlsr« Herm. Richard Köpping in Erlbach Nr. 75, über da« des Materialwarerchänoler» Karl Oskar Hergert in Vielau, über da« des Klei- derhändlers Alfred Oskar Hennig in Waldheim und über den Nachlaß des am 17. Dezember 1907 in Niederoverwitz verstorbenen Hausbe sitzers und Inhaber« eines Kramladens Karl Gotthelf Schneider. Pulsnitz. Der am 2l. diese» Monats hier entwichene Untersuchungsgefangene Paul Erwin Kunath au« Großröhrsdorf konnte sich der goldenen Freiheit nicht lang« erfreuen, denn bereit» am nächsten Tage wurde er in Dresden von der Polizei ermittelt und wieder festgenommen. Bautzen, 25. Januar. Wegen Sittlich- keitsverbrechen wurde heute gegen oen 25 Jahre alten Volkrschullehrer Kurt Willy Menzel au« Zwickau verhandelt, der zuletzt als ständiger Lehrer an der Schule in Schön bach angestellt war. Nach seinem eigenen Geständnis verging er sich im Dezember 1307 dreimal an der Schülerin Hauptmann. Die Beweisaufnahme fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Menzel erhielt 1 Jahr 6 Monate Gefängni« uns 3 Jahre Ehren- rechtsverlust. 3 Wo en gelten als verbüßt. Sebnitz. Von Sebnitz au« wird dem nächst ein- Abordnung «egen Rückgabe einer von August dem Starken der dortigen Schü tzengesellschaft geschenkten Fahne vorstellig werden. Dir betreffende Fahne, die man wie der in eigenen Besitz haben will, besindet sich bei der Ärsenalverwallung in Dresden. Die ser Vorgang ist wieder -in Beweis für das überall erwachende lokalhistorische Interesse. Dresden, 22. Januar. Aus kleinem Anfänge zum Millionär. Dieser Tags ist das weltbekannte große Modewaren-Kaufhaus oon Siegfried Schlesinger in Dresden, wel ches jetzt 35 Jahre besteht, an -die Firma „Steigerwald u. Kaiser" in Leipzig verkauft worden. Diese Bssitzveränoerung ist um so Sem'-rkenSwerier, als oer jeyige Inhaber, Sieg fried Schlesinger, Sius dec markantesten Per sönlichkeiten der srutsch.-n Decailwelt und ein sslkmaäoman im wahrsten Sinne des Wortes ist. Ec hat oaS Dresdner Kaufhan» vor 35 Jahren mit nur ganz geringen Mitteln am Altmarkt, Ecke Srestcaße, gegründet und heut? ist bis Firma sine der allerbesten uns geach telten in der Branche. Der Kaufpreis, den die Firma Steigerwald u. Kaiser zahlt, be trägt über 1 Million Mark. Die Leitung wird der bisherige Geschäftsführer der Chsm- mtzec Filiale von Steigerwald u. Kaiser, Herr Heilmann, übernehme». Nach der Inventur, Milte Februar, tritt H-rr Siegfried Schlesinger, der Gründer und Senior de« Hause«, aus, um nach Berlin, woselbst sein einziger Sohn Privatvozent ist, überzusievsln. Die neuen Inhaber werden Herr Karl Kaiser, der per sönlich die Unterhandlungen in Dresden führte, Herr Wilhelm Steigerwald und Valentin Heilmann sein. Dresden. Im Jahre 1907 sind im Bezirke de» hiesigen Amtsgerichts insgesamt 742 Zwangsversteigerungen gegenüber 880 im Jahre zuvor vorgekommen. Dre Stadt Dresden war daran mir 484 Grundstücken gegen 554 im Vorjahre beteiligt. — Dis „Tochter" Leo de« Dreizehnten. (?) Eine geheimnisvolle Angelegenheit, die nut dem verstorbenen Papst Leo den Drei« zehnten in Verbindung gebracht wurde, hat jetzt einig« Klärung erfahren. Die Dresdner Behörden suchen eine 1870 geborene Dame namens Franziska Nelly v. Pfähler, von der behauptet wurde, sie sei auf Grund der Akren eine Tochter Leo de« Dreizehnten. Der Ge meindewaisenrat von Dresden hat jetzt dieses Märchen, dar von vielen Blättern verbreitet worden ist, zerstört und folgende« festgestellt: Fräulein Sophie Halvy war langjährige Ge sellschafterin der angeblichen Mutter des Fräulein Franziska Nelly v. Pfähler. Sie ist die einzige Zeugin in der g-hrimni«voll-n Angelegenheit und hat folgende« vor dem Dresdner Gemrindewaisenrate beschworen: Sie sei 1883, also 7 Jahre vor der Geburt oes Fräulein Franziska v. Pfähler, in den Dienst de« Fräulein Luise v. Pfähler getreten und in derselben Stellung bis zu dem im Jahre 1890 erfolgten Tode der letzteren, deren vollkommenes Vertrauen sie genoß, ge blieben. Obschon sie in alle Angelegenheiten ihrer Herrin eingeweiht und selbst dore 1 Familienkorrrsponosn, besorgte, Habs sie nie von einer Niederkunft des Fräulein Luise v. Pfähler gehört. Scsi 3 Jahre nach dem Tode ihrer H rrin, Anfang 1902, erschien bei chc eins Franziska Hunoitfch, von or: si- ni etwat gehört hatte. Diese Humbitsch, «eiche sich auch v. Nelly, oder v. Pfähler nannte, behauptete, sie sei ore einzige Ecorn de« Frl. Luise v. Pfähler, sie stamme oon Vieser und einem bayrischen König ao: das so: ihr rn sie Seite gestempelt. (!) Sie sei im Älter von 6—8 Wochen aufgsfuuoen, dann 15 Jihre bei einem Oberförster gewesen, Vann in ein Kloster geschickt, an da« Fcüulem v. Pfähler 60000 Gulden gezahlt habe, daun oon dort nach Dresden geflüchtet. Im Ja^re 1899 habe ihr ihre angebliche Mutter Fcäul. v. Pfähler geschrieben, sie wolle sie al» Erbin sinfetzeu. Nach dieser Erzählung wurde oie Person oon dec Hiley für irrsinnig gehalten. Dis geheimnisvolle Erbin soll nach einer an deren Mitteilung die Tochter eine« Maurers und mit ihrem Vater wegen Betrüge« verur teilt sein. D res d en, 25. Jan. Eins sensationell- Verhaftung wurde heute im Münchener Virrtel vorgenommen. Es handelt sich um die an den Kreisen hiesiger und auswärtiger Levewelt wegen ihrer exzentrischen Allüren wohlbekannte ungarische Gräfin Stürza. Sie hatte in ber Nähr de« Münchener Platze» eine elegant ausgestattrte Wohnung inne, di« sie mit ihrer Dienerschaft allein bewohnte. Die 30 Jahre alte Gräfin hatte bereits im Oktober vorigen Jahr?» das Unglück, aus Anregung der Staats anwaltschaft in Untersuchungshaft genommen zu werden. Finanzielle Schwierigkeiten ärg ster Act haben zu dieser Maßregel geführt. Dieses Mal scheint das Belastungsmaterial schwerwiegender und umfaffsnser zu sein, so daß man kaum zu einer Einstellung ürs Ver fahrens gelangen dürfte. Losch witz. ElN unternehmender Jungs, der 13jährige Schulknabe Lock, ver am 13. November von der Schule nicht wieder ins Elternhaus zurückk-hrte und seitdem verschollen war, Hal neuerlich von Letinjs (Montenegro) eine Postkarte an einen Schulfreund geschrie ben, daß er sich dort aufhalte uno e» ihm sehr gut g-.nge. Riesa, 24. Januar. Offenbar in einem Zustande nervöser Usberreizung bat sich heule vormittag der Obertelegraphenassistenk R. von hier auf der Riesa—Chemnitzer Eisenbahnstrecke kurz hinter Riesa vom Eisenbahnzug üderfah- r«n lassen. Ec war sofort tot, oa chm Vie Räder den Kopf vom Rumpfe trennten. Der Unglückliche hatte um 10 Uhr seine» Dienst verlassen und kurz darauf die unselige Tat ausgeführt. Man sand bei ihm e:nen Brief, in dem er seinen letzten Willen kunügibt. Dis de« Morde« ihre« Bräutigam» und anderer Verbrechen angeschuldigte Grete Beier ist am Freitag von Iceioecg endlich nach der Irrenanstalt de« Zuchthause» Wald heim überführt worden, nachdem das Königl. Justizministerium sich für diese Anstalt ent schieden hat. Dis Beier wird in Waldheim voraussichtlich 6 Wochen lang verbleiben, wäh rend welcher Zeit sie aus ihren Geisteszustand untersucht wirs. Die Ueoerfühcung dec Nörderin geschah mit dcm früh 6.23 Uhr nach Nossen abgehenoen Zuge. Sie war io geheim gehalten, baß ausschließlich nur die direkt am Transport beteiligten Beamten, und auch nur diese, Kenntnis hatten. Die Allgemeiner Merger Amtsblatt für die Ortsbehörde und öen Gemeinderat?u Bretnig.