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Allgemeiner Anzeiger : 28.12.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191212288
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19121228
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-12
- Tag 1912-12-28
-
Monat
1912-12
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 28.12.1912
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Erklärungen rur Kot l ckafterkönferenL. In der französischen Kammer hat der Ministerpäsident Poincarö Erklärungen abge geben, die einigermaßen Licht auf die Tätigkeit und die Beschlüsse der Londoner Botschafter- konserenz werfen. Nachdem der Minister her vorgehoben hatte, daß es Frankreichs vornehmste Aufgabe sei^ das Bündnis mit Rußland und die Freundschaft zu England zu pflegen und die Politik beider Staaten zu unterstützen, gab er einen Überblick über die Verwicklungen auf dem Balkan und fuhr fort: „Ich bin berechtigt, zu sagen, daß seit Anfang November Frankreich amtlich davon verständigt war, daß Öster reich-Ungarn keine Gebietser weiterungen erstrebe. Das Wiener Kabinett hat hinzugefügt, daß die Wünsche, die von ihm betreffs gewisser voraussichtlich eintretender Änderungen geäußert worden seien, keinesfalls solcher Natur wären, daß sie die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit der Balkanstaaten, insbesondere die Serbiens gefährden könnten. Diese Erklärungen werden Europa mehr Kraft geben, wenn es bei der endgültigen Regelung, die, wie ich wünsche, nahe ist, ein zugreifen haben wird.* Sodann kam der Ministerpräsident auf die Tätigkeit Englands in der Bemfung der Botschafterkonferenz zu fvrechen. Er erinnerte an den Beschluß dieser Konferenz betreffs eines selbständigen Albaniens und eines freien HandelszugangeS nach der Adria für Serbien und erklärte: „Ich kann, glaube ich, versichern, daß Serbien sich diesem Gesichtspunkt anschließen wird. Es ist selbst verständlich, daß die Selbständigkeit Albaniens, die, unter der Souveränität (Staatshoheit) oder vielmehr der Suzeränität (Oberhoheit) des Sultans errichtet, von allen Mächten einschließ lich Frankreich kontrolliert werden wird: es ist auch selbstverständlich, daß der für Serbien auf albanischem Gebiet offene Hafen frei und neutral sein wird. Er wird durch eine internationale Eisenbahn verbunden werden, die ebenso unter europäischer Kontrolle steht, mit der Freiheit des Durchgangsverkehrs für alle Waren ein schließlich .Kriegsmunition. Serbien wird außer dem den Vorteil der Zollfreiheit haben. Wir werden uns bemühen, diese Frage möglichst günstig für Serbien zu gestalten und ihm unumgängliche Garantten sichern. Denn es liegt im Interesse des europäischen Friedens, daß man Serbien, wenn man von ihm das Opfer verlangt, daß es einen Teil seiner An sprüche aufgibt, nicht die Möglichkeit zu leben und zu atmen verweigert. Die Diplomaten, die an den Verhandlungen teilnehmen und die ich gesprochen habe, sind entschlossen, die Idee des Friedens zu unterstützen, aber ebensosehr die Ansichten ihrer Länder zu vertreten. Wenn es unglücklicherweise zu einem Bruch käme, so würde damit die Rolle Europas nicht beendet sein. Europa könnte gegenüber einer Wiederaufnahme der Feindselig keiten nicht unempfindlich bleiben, die dies mal vielleicht mehr als je den Brandherd ver- größern könnten.* Poincarö erklärte weiter, Europa werde wahrscheinlich auf die erste Idee der Vermittlung zurückkommen. In jedem Fall werde Frankreich fortfahren, die Bemühungen der Mächte um den Frieden mit aller Kraft zu unterstützen. So sehr Frankreich aber dem Frieden geneigt sei und so sehr es erneute Beweise hiervon ge geben habe, so sehr sei es fest entschlossen, ohne Schwäche seine Interessen und Rechte zu ver teidigen und die großen Überlieferungen Frank reichs im Orient aufrechtzuerhalten und vor allem jene große unantastbare und heilige Sache zu schirmen, die nationale Ehre genannt werde. — Auch aus dieser Rede kann jeder entnehmen, was seinem Ohre angenehm klingt. Eine Klämng der Lage im schlichten Sinne des Wortes bringt sie nicht. Politische Aundsckau. Deutschland. *KaiserWilhelm wird anfangs Januar zu kurzem Aufenthalt in Wilhelmshaven ein- O Oer Sturm brickt los. 16j Historische Novelle von A. Lindner. (Schluß., „Wittich ist mit dem Hauptmann Gräff in Berlin gewesen — ich eilte direkt nach dem Markte hierher — ah, mein Gott!* Der Ausruf galt dem Sergeanten, der durch die Menge brach. Er trug die Stirn mit einem Tuch verbunden, während er die weinende Käthe hinter sich her zerrte. „Und Hurra dem König!* schrie er, daß der Markt erdröhnte. „Der Henker soll mich holen, wenn ich nicht der erste'bin, der die Nachricht zum General bringt. Still doch, Käthe! Was ist's weiter um eine Beule. Exzellenz — * und damit stand er salutierend vor Dork. „Der König hat mit seinen Garden Berlin verlassen und ist dem Augerau bei Nacht und Nebel entwischt.* Die Hand sank vom Tschako herab, der Mann schien zusammenzuklappen. „So!* stieß er heraus. „Nun werft mich wegen Respektwidrig keit auf die Latten, ich kann nicht mehr.* „Was soll das bedeuten?* fragte Dork er staunt. „Wo ist der Hauptmann Gräff?* Wittich machte mit der Hand noch eine letzte Bewegung in die Straße hinaus, dann lehnte er sich erschöpft auf Käthe. „Der verlor —* keuchte er, „seinen Rappen schon vor dem Tore und kommt zu Fuße wie ich!* In diesem Augenblick schrie Elise laut auf. „Gräff I* rief sie und stürmte auf den heran- ! treffen, um einer Übung der Wasserflugzeuge ! beizuwohnen. *Die Regentschaft in Bayern wird vorläufig unverändert bestehen bleiben. Prinz- Regent Ludwig, der vielleicht geneigt ge wesen wäre, die.Krone anzunehmen, wenn ein einstimmiger Lcmdtagsbeschluß diesen Wunsch zum Ausdruck gebracht hätte, hat angesichts der Tatsache, daß zwischen den Parteien und sogar innerhalb der Gruppen eine Einigung nicht zu erzielen war, Verzicht geleistet. Der Prinz-Regent Ludwig hat diesen vor läufigen Verzicht auf die Königskrone in einem an den Ministerpräsidenten Frhrn. v. Hertling gerichteten Schreiben zum Ausdruck gebracht, in dem es zum Schluffe heißt: „Aus der Über zeugung von der Innigkeit des Verhältnisses zwischen Bayerns Fürsten und Volk schöpfe ich in vertrauensvollem Aufblick zu Gottes gnädiger Führung die Kraft, das Erbe des Friedens und der Gerechtigkeit, das mein in Gott ruhender Herr Vater hinterlassen hat, in Treue zu verwalten. Ich handle in diesem Sinne, wenn ich im Hinblick auf die Be wegung, die wegen der Regentschastsfrage durch das Land geht, als meinen bestimmten Wunsch bezeichne, daß zurzeit von irgend welchen Maßnahmen zur Beendi gung der Regentschaft abgesehen werden solle. Es ist mir jedoch Bedürfnis des Herzens, für die Beweise loyaler Gesinnung und treuer Ergebenheit, wie sie bei Erörterung dieser Frage allseitig zutage getreten sind, meinen innigen Dank zu entbieten." *Jn Küstrin wurde ein russischer Offizier verhaftet, der wegen Anfertigung von Zeichnungen des Gorgaster Forts der Spionage verdächtig ist. England. *Beim Einzug des Vizekönigs von Indien Lord Hardinge in Delhi wurde ein Bomben atten tat auf ihn verübt. Nachdem der glänzende Elefantenaufzug vom Bahnhof abgegangen war, warf ein Mann eine Bombe vom Dache eines Hauses, die den Zeltsitz des Vizekönigs traf und mit furchtbarer Wirkung explodierte. Ein Diener, der den Schirm über den Vizekönig hielt, wurde getötet. Lord Har dinge wurde an der Schulter verwundet und mußte ins Krankenhaus getragen werden. Seine Gemahlin wurde nicht verletzt, erlitt aber eine heftige Erschütterung. Italien. *Zu dem geheimnisvollen Selbstmord des Kellners Delferro, der sich in San Giovanni aus Furcht vor der Rache der Anarchisten eine Kugel in den Kopf schoß, wird noch berichtet, daß die Polizei jetzt die Wahrheit der Angaben des Schwerverwundeten festgestellt habe. Delferro hatte von einer Gruppe neapolitanischer Anarchisten eine größere Gelv- summe empfangen und dafür versprochen, ein Attentat auf König Viktor Emanuel auszuführen. Es fehlte ihm aber der Mut, und da er inzwischen das Geld ausgegeben hatte, so verübte er aus Furcht vor der Rache der Anarchisten Selbstmord. In Neapel wurden sechs Personen verhaftet, die in das Komplott verwickelt sind. Belgien. *Die Nachricht von einem angeblich eng lisch-belgischen Abkommen über eine Gebietsabtretung am Kongo für eine Eisenbahn vom Kap der guten Hoffnung bis Kairo wird von belgischer Seite amtlich als un zutreffend bezeichnet. Der Kolomalminister Ronpm erklärte, er wisse wirklich nicht, wer diese Geschichte herausgeklügelt hat und wie man überhaupt zu einem solchen Schluffe kommen könne. Belgien werde weder ein Stück seines Besitzes an England abführen, noch sind Ver handlungen über ein derartiges Abkommen mit England gepflogen worden. Balkanftaaten. *Die von türkischen Blättern verbreitete Nachricht, daß türkischeTorpedoboote aus den Dardanellen ausgelaufen und die von den Griechen besetzte Insel Tenedos bom bardiert hätten, entspricht nicht den Tatsachen. Dagegen bestätigt es sich, daß die türkischen -tretenden Geliebten zu, der in der Tat auf dem Platze erschien. „Sie sind nicht verwundet — ah, Verzeihung — doch meine Angst* — Damit trat sie glutübergossen zur Seite und blieb stehen wie ein gedemütigtes Kind. Denn Gräff schritt, ohne sie zu beachten, vorüber und salutierte vor dem General, der einem Reservemann seinen Beutel zuwarf und ihm befahl, eine Flasche Portwein für den Sergeanten herbeizuschaffen. Dann wandte er sich zu Gräff: „Was der Sergeant berichtet — * „Ist die Wahrheit,* rapportierte Gräff. „Der König hat sich befreit und ist mit ben Garden nach Breslau gegangen. Ein Aufruf zur Erhebung der Nation ist bereits in den Händen des Volkes.* Gräff wurde durch ein enthusiastisches Geschrei unterbrochen. „Es lebe der König!* dröhnte es plötzlich wie auf Verabredung aus tausend Kehlen und alle Mützen wirbelten. Gräff griff in die Brusttasche und zog ein Paket hervor. Es waren Exemplare jenes berühmt gewordenen Aufrufs „An mein Volk!* Eines gab er dem General, die andern warf er in die Luft, daß sie in die Volksmenge nieder flatterten. Der General überflog das Papier, dann reichte er es an Stein, während es fremd artig um seine Mundwinkel zuckte. Um ein aufsteigendes Gefühl zu bezwingen, komman dierte er barsch: „Major Gräff!* Der neue Major salutierte dankend. Truppen au! Mytilene sich den Griechen ergeben haben. Eine amtliche Athener Mitteilung erklärt, daß die Armee von Epirus in den letzten Tagen drei Angriffe der Türken zurückgeschlagen hat und daß erhebliche Verstärkungen von griechischer Seite abgeschickt wurden, um die Einnahme Janinas herbeizu- sühren. — In ganz Serbien herrscht große Er bitterung gegen die Besatzung von Skutari, die den Kampf trotz des Waffenstillstandes fortsetzt, um sich des Proviantmangels wegen durchzu schlagen. Fast täglich finden Ausfälle statt, die auf beiden Seiten viele Opfer fordern. Amerika. *Der ehemalige Präsident von Vene zuela, der fast in aller Welt unbeliebte Herr Castro, hat sich von Frankreich nach Nord amerika begeben, um von dort aus abermals den Versuch zu machen, die Präsidentschaft in Venezuela wiederzugewinnen. Man sieht ihm aber in den Ver. Staaten scharf auf die Finger, so daß er kaum Erfolge haben wird. ver „Zeppelin" und die elektrischen Wellen. Die hervorragenden Ergebnisse, die sich bei der Herstellung drahtloser telegraphischer Ver bindungen zwischen der neuen Telefunkenstatton in Frankfurt a. M. und Zeppelin-Luftschiffen ergeben haben, gewähren gewaltige Ausblicke in die Zukunft der Lufüchiffahrt und der Funken telegraphie. Wie gemeldet wird, ist es gelungen, Verbindungen zwischen Zeppelin-Luftschiffen und Funkenstationen auf der Erde bis auf Ent fernungen von 200 und 300 Kilometern her zustellen. Diese Erfolge sind für den Augen blick als außerordentlich günstig zu bezeichnen, größeren Wert erhalten sie aber noch dadurch, daß sie größere Erfolge für die Zukunft als ganz bestimmt erwarten lassen. Man kann heute nicht daran zweifeln, daß es in einer nahen Zett gelingen wird, selbst Entfernungen bis zu 1000 Kilometern zwischen Luftschiff und Erde mit Hilfe der Funken telegraphie zu überbrücken. Die Vorstellungen von einem „Zeppelin", der von der „Brandung der elektrischen Wellen" umwogt ist, gehört also nicht mehr in das Reich der Phantasie, sondern ihre Ausführung erscheint sehr nahe. Wie die Wogen des Meeres über den Ozean Hinrollen, so jagen die elektrischen Wellen des Funken telegraphen durch das Luftmeer. In diesen Wogen werden künftig die Luftschiffe treiben. Ebenso wie heute jedes Schiff auf dem Ozean über Tausende von Kilometern hinaus in dau ernder Verbindung mit den Funkenstationen auf dem Lande und auf den andern den Ozean kreuzenden Schiffen steht, so werden in naher Zukunft auch die Luftschiffe nicht mehr hoch über der Erde ohne jede Verbindung mit tem Fest land sein, sondern die Brandung der elektrischen Wellen, von der sie auf allen Seiten rmgeben sind, wird eine ununterbrochene Bekundung zwischen denen aufrecht erhalten, die cuf der Erde sind, und denen, die in weiter Entsernung durch das Luftmeer eilen. Den künftigen Verkehr zwischen den Luft schiffen und den Funkenstationen auf der Erde wird man sich ungefähr in folgender Weist vor stellen können: Überall an wichtigen Pmkten im Lande werden Funkenstationen errichtet sein, die ständig mit jedem auf Fahrt befindlichen Luftschiff in drahtlosem Verkehr bleiben. Sie können vom Luftschiff aus, das selbst mit funkentelegraphischen Sendeapparaten ausge rüstet ist, dauernd Nachrichten über den Ver lauf der Fahrt, selbst bei Nacht- und Nelel- fahrten, erhalten und den Luftschiffen selbst Nachrichten übermitteln. Es ist so möglich, tie Lufischiffer dauernd über die Witterung- Verhältnisse zu orientieren, überhaupt trägt de Möglichkeit der ständigen Verbindung zwischen Luftschiff und Erde sehr zur Sicherung der Luft- jchiffahrt bei, da in Fällen von Gefahr, bs Uberseeflügen und bei Motorschäden, die das Luftschiff von den Luftströmungen abhängig machen, die Gefahr sehr vermindert wird, daß Luftschiffe verloren gehen. Besonders aber ist die Möglichkeit draht ¬ losen Verkehrs für militärische Zwecke von Wert. Die Bedeutung des Luftschiffes als Mittel des Krieges wird in unschätzbarem Werte vergrößert, wenn das Luftschiff, über dem Feinde kreuzend, seine Beobachtungen ohne Aufenthalt auf tele graphischem Wege dem Heere übermitteln kann. Besonders bei großen Entfernungen, zu deren Zurücklegung das Luftschiff selbst Stunden ge braucht, könne der Wert der überbrachten Beob achtungen völlig hinfällig werden, wenn das Luftschiff zur Übermittlung keinen andern Weg hat, als den eigenen Rückweg durch die Luft. Die Funkentelegraphie gewährt in diesem Falle bedeutenden Zeitgewinn. Vie Lage in Neu-Guinea. Durch Bericht des Bezirksamts Friedrich- Wilhelmshafen ist jüngst die Ermordung deS. Paradiesvogeljägers Mikulicz in Deutsch-Neu- Guinea gemeldet worden. Das .Deutsche Kolonialblatt' berichtet weiter, daß die Spedition zur Bestrafung der Kagamdörfer Zusammenstöße mit Eingeborenen gehabt hat, daß in der Nähe der Station Eitape bewaffneter Widerstand ge leistet ist, daß die Lae-Womba am Markham sich seit längerer Zett wieder auf dem Kriegs pfad befinden und daß in Neu-Hannover gegen widerspenstige Elemente eingeschritten werden mußte. Die Bewegung unter den Eingeborenen bei Friedrich-Wilhelmshafen wurde bereits früher gemeldet. An seinen Bericht über diese Vorkommnisse knüpft der Gouverneur von Neu-Guinea fol gende allgemeinen Ausführungen: „Wenn man die Nachrichten verfolgt, die über unser Schutz gebiet erscheinen, so wird man häufig finden, daß Ereignisse wie die oben erwähnten unter derSpitzmarke „Unruhen in Deutsch-Neu-Guinea* mitgeteilt werden; oder man erkennt jedenfalls, daß der Verfasser der Notiz vielfach an einen Ausstand oder etwas Ähnliches denkt. Die Be wegung unter den Eingeborenen bei Friedrich- Wilhelmshafen war eine „Unruhe" in diesem Sinne. In der Mehrzahl der Fälle aber, in denen ein Weißer erschlagen wird oder ein kriegerischer Zusammenstoß stattfindet, handelt es sich nicht um Unruhen, sondern einfach um das Vordringen in das Innere, um die Be rührung der Kultur mit der Wildnis. Bei dem trotzigen und kriegerischen Sinn unsrer Ein geborenen, besonders in Kaiser-Wilhelmsland, ist es ganz natürlich, daß diese Berührung oft eine feindselige wird. Den besten Vergleich zu dem Zustand, in dem wir in dieser Hinsicht leben, gibt vielleicht die Geschichte des Vor dringens des Weißen in den Westen Nord- Amerikas. Diese Konflikte sind bedauerlich, aber an sich ganz natürliche Erscheinungen, wie ie der Kampf mit der Wildnis überaü mit sich ge bracht hat." Von und fern Ein Hochzeitsflug in der Mugmaschme. Der Ingenieur Gustav Otto, Besitzer der als Militärlteferanten bekannten Ottoschen Flug maschinenwerke in München, hat wforl nach seiner standesamtlichen Trauung mit Fräulein Haugg, Tochter eines Münchener Stabsarztes, vom Oberwiesenfeld aus einen Hochzettsflug über München gemacht. Das junge Paa: wurde bei der Landung von seinen Freunden herzlich begrüßt. Ei« irrsinniger Vatermörder. In Schwenningen überfiel in der Nacht der 21 Jahre alte Sohn des Bäckermeisters Bürt, mit Revolver und Beil ausgerüstet, seinen schlafenden Vater und verletzte ihn durch mehrere Beilhiebe und Revolverschüsse derart, daß nach wenigen Stunden der Tod eintrat. Der seinem Vater zu Hilfe eilende zweite Sohn erhielt einen gefährlichen Schuß in den Oberarm. Die Polizei wurde von dem Vatermörder ebenfalls mit Schüssen empfangen, die aber jehlgingen. Darauf legte der Täter an verschiedenen Stellen oes Hauses Feuer an, das aber schnell gelöscht werden konnte. Dann verletzte er sich selbst durch zwei Revolverschüsse in den Kopf, jedoch nicht lebensgefährlich. Er wurde zur Beob achtung in das Krankenhaus gebracht. „Rührt Euch! - Elise!' Diese näherte sich, Angst und Zagen in ihren Menen. „Nun mag er dein sein.* „Nehmt sie, Major, ich habe keinen besseren Dank für diese Nachricht. Die Angst hat ihr Herz verraten.* Er nahm des Mädchens Hand und legte sie in die Hand Gräffs. Sie konnte den Ge liebten nicht sehen, denn ihre Augen schwammen in Tränen. Gräff aber legte mit der Rechten ihren Kopf an seine Brust und flüsterte auf sie ein, bis sie, trotz der umstehenden Volksmenge, die Augen hob und seine geflüsterten Worte erwiderte. Was sie sich gesagt haben, das hat der Er zähler leider nicht erfahren können. Der General Dork blickte währenddessen nach Stein hin. Die Augen beider Männer mhten ineinander. Dann schritten sie einander entgegen und gaben sich die Hand. Es ent stand ein minutenlanges Schweigen um sie. Nur der Major von Kleist flüsterte dem neben ihm flHenden Adjutanten von Seydlitz zu: „Wie hoch taxieren Sie die Träne, die jenem Granite, dem Dork, an der Mmper hängt?* Der General seufzte, als wollt' er eine letzte Last von der Seele jagen, dann sah er sich im Kreise um. Seine Auge blieb auf den beiden Paaren ruhen und Hefter gelaunt rief er aus: „Ja, ja, 's ist gut Freien in solcher Stunde." „Sergeant Wittich, Ihn will ich mir ganz besonders im Auge behalten!* „Was hat denn der König zu Ihm gesagt, Major Gräff?* „Ich trug ihm die Angelegenheit vor, Txzellenz,* war Gräffs Antwort. „Was soll ch mit Ihm, fuhr Se. Majestät auf. Ich bm buch Soldat, und denkt Er etwa, ich hätte aehr Besonnenheit, als Er, wenn ich meine« Eenem! in Gefahr wüßte?* „Mein herrlicher König!* sagte York leis« vor sich hin. Der Freiherr vom Stein aber richtete sich- hoch auf und rief mit seiner gewaltigen Stimm« übn die Menge hin: „Soldaten! Die Tat des Königs begreift auch die Freisprechung Eures Generals in sich. Er bleibt dem Kommando erhalten. Formiert Eun Bataillone und dann wie Hagelwetter mtt die sianzöfischeu Heersäulen!* 3 je umstehende Menge schwang tumultuorisch die Ltaffen in der Luft und zerstreute sich mit dem Uns: „Es lebe der König!* nach Men Setter. * * * W: lersonnenwende war vorüber, BSlkev- frühlin! brach an. Des Königs „Aufruf a« mein Loll* hatte eine ungeahnte Wirkung. Jung und alt eilte freudig begeistert zu deu Waffen. In blutigen Schlachten wmde der Feind aus dem Lande gejagt und das Dbäev- land von dem drückenden Joch des Korse« befreit. c E n v e.
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