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Allgemeiner Anzeiger : 21.08.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191208211
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-08
- Tag 1912-08-21
-
Monat
1912-08
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 21.08.1912
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viele kleine Dorier weroen vei den Jubiläums ! zur Erhaltung der Türkei beigeiragen Hai, wird 20 000 Menschen weroen Las Schlachtfeld die wegen der Ehristemnetzelsien im Grenzorte die Personüchleu, die doch von ReM Ereig- s Kotschana noch immer keine ausreichende Genug- rnsen ganz umrenubar ist, und der doch rigeni- ! luung gegeben Hai. eine Konferenz wohl verhindern. Balkanstaaten. * König Ferdinand von Bulgarien Hai am 16. d. Mts. sein fünfundzwanzigjähriges Regierungs-Jubiläum gefeiert. Die Feststimmung, die seit Wochen im Lande herrschte, wurde leider stark durch die allgemeine Erbitterung gegen die Türker beeinträchtigt, beoecken, sondern die „gefallenen Russen" werden nach dem Festspiel einträchtig mit den „gesallenen" Franzosen nach Moskau marschieren, um sich an den dortigen Vorräten aus Staatskosten gütlich zu tun. Überhaupt wird man sich bemühen, der Nanonafteier, dis das Volk um keinen Preis entbehren möchte, jeden Stachel zu nehmen, der etwa das fran zösische Volk verwunoen könnte. Darum wird lich all diese Jubiläumsfeiern gelten, ganz den Hintergrund treten. Die Erinnerung an Napoleon soll nicht wachgerufen werden; denn man weiß im Zarenreiche sehr wohl, daß Frankreich mit einer schier unerklärlichen Inbrunst an seiner Napoleonlegende hängt, daß man im Bilde des „Unbesiegten" und „Unbesieglichen" nichts sehen will, was diesen „über das Menschenmaß Nagenden" andern Sterblichen gleichstellen könnte. Darum wird die gewaltige Tragödie des Rückzuges, der in Smolensk seine düstern Schalten voraus warf, bei den Erinnerungsfeiern nicht gespielt werden. Man wird in Rußland das siegreiche Zarentum, nicht das unterlegene Frankreich feiern. Herr Poincarö aber kann daheim den Seinen melden, daß auch die Jahrhundertfeier ein Band mehr um beide Völker geschmiedet, oder, wie der ,Malin' schreibt, daß sie „ein weithin leuchtendes Flammenzsichen dafür ist, daß der Tag von Smolensk nie wiederkehren wird." K. O. Politische Kunälckau. Deutsitzland« «Kaiser Wilhelm hat dem Bischof D r. Fritzen in Straßburg aus Anlaß seiner 50jährigen Priesterjubelfeier den Stern zum Kronenorden 2. Klasse verliehen. «Der deutsche Kronprinz wird mit seiner Gemahlin im September dem eng lischen Königshofe einen auf mehrere Tage berechneten Besuch abstattsn. * Der für dieses Jahr in Berlin geplante W e ltp o stko n gr e tz ist auf das Jahr 1914 verschoben worden. G Wie verlautet, wird dem Reichstage bei seinem Wiederzusammentritt ein Gesetzentwurf betr. das Geheimmittelwesen zugehen. Es handelt sich dabei um den zweiten Teil des vom vorigen Reichstage unerledigt gelassenen Gesetzes gegen die Mißstände im Heil - ge werbe, über dessen ersten Teil (das sogenannte Kurpfuschergesetz) damals eine Eini gung nicht erzielt werden konnte. «Nach dem Muster des bestehenden Ver bandes der mittleren Eisenbahnbeamten sollte auch ein Bund aller Eisenbahnunter beamten-Organisation ins Leben gerufen werden, um eine größere Einheitlichkeit bei etwaigen Eingaben der unteren Eisenbahn beamten zu erzielen und auch sonst eine wirk samere Interessenvertretung zu ermöglichen. — 'Noch vor der Gründung des Bundes hat jetzt, wie der ,Tag' erfahrt, die preußische Eisenbahn verwaltung die Genehmigung hierzu versagt, weil der Bund überflüssig und nur geeignet sei, das gute Einvernehmen zwischen Eisenbahn verwaltung und bereits bestehenden Fach vereinen zu stören. Osterreich-Ungarn. G Noch einmal will Osterreich-Ungarn den Versuch machen, zwischen der Türkei und Italien den Frieden zu vermitteln. Der österreichische Minister des Äußeren, von Berchthold, hat zu diesem Zwecke an die Mächte eine Einladung zu einer Besprechung ergehen lassen, die vorläufig durch die Bot schafter der Staaten geführt werden sollen. Im allgemeinen findet der Lorschlag des öster reichischen Ministers Anklang bei den Mächten; nur Rußland verhält sich ablehnend, well man in Petersburg befürchtet, die Stellung Öster reich-Ungarns in der Türkei könnte allzu stark werden, wenn durch Vermittlung der Wiener branden verschont und an ihrer Stelle nurs Regierung ein Miede zustande kommt. — Die wenige Pappbuden eingeäfchert werden. Keine! Eifersucht der Mächte, die bisher am meisten ; rur (Zrbiiltuna der Türkei beiaetraaen dal. wird Der ^ag von Smolensk. Es gibt Dinge in der Weltgeschichte, die neben ihrer ernsthaften Bedeutung einen eigenen Humor haben, so z. B. Herrn Poincarös Rußlandsfahrt. Zwar wird uns amtlich und halbamtlich aus Petersburg mit einer gewissen Geschäftigkeit versichert, daß keinerlei Abmachun gen getroffen worden sind, die Frankreich zu einem Kriege gegm Deutschland ermutigen könnten, ja ein Peiersburger amtlichen Kreisen nahestehendes Blatt erklärt sogar, Rußland habe für alle Zukunft und unter allen Umständen ein Zusammengehen mit Frankreich gegen Deutsch land abgelehnt; aber trotz alledem sieht man im Zarenreiche in Deutschland einen gefährlichen Nachbar, der überall die Hand rm Spiel hat, wenn es gilt, Rußlands Interessen zu schädigen, oder wenigstens ihrer Erweiterung hinderlich zu sein. Ist es doch der franzö sischen Diplomatie gelungen, Rußland davon zu überzeugen, daß Deutschland in Konstantinopel gegen das Zarenreich und sein Bestreben arbeite, um in der Türkei größeren Einfluß zu erlangen. Auch in Persien soll angeblich Deutschland dieSchuld daran tragen, daß sich die Perser nicht die russische Be vormundung ohne weiteres gefallen lassen wollen. Deutschland soll, wie erst jetzt (also wahrscheinlich gelegentlich des Besuches Poincarös) fesigestellt worden ;ei, die russischen Revolutionäre (1904) unterstützt und endlich Japan zum Kriege gegen Rußland aufgehetzt haben. Und unter dem Drucke dieser Legenden vergißt man, was dokumentarisch nachweisbar ist, daß nämlich England den Widerstand Japans wachgerufen und damit den' Krieg «m die Mandschurei verursacht hat. Man vergißt in Rußland auch, daß man in diesen Tagen ein hundertjähriges Jubiläum feiern wird, den Tag nämlich, da vor hundert Jahren der Brand von Smolensk (17. August) die Niederlage Napoleons auf den russischen Schneefeldern einleitete. Atan wird im August, September und Oktober mannig fache Volksschauspiele veranstalten, die den Zu tammenbruch der „großen Armee" zeigen sollen. Und während man durch allerhand Lügen die Instinkte der Blassen gegen Deutschland auf stachelt, wird man zugleich Jubelfeste feiern, weil vor hundert Jahren der heutige Freund geschlagen uns vernichtet wurde. Herr Poincacö ist den Feiern in Petersburg entwichen und nach Moskau gereist und wird, wenn das Jubiläum vo« Smolensk in Moskau feierlich begangen wird, dem Zaren reiche den Rücken gewandt haben. Aber ein Treppenwitz der Weltgeschichte will es, daß Frankreichs Botschafter am Petersburger Hofe neben dem Zaren der Gedenkfeier im Kreml zu Moskau beiwohnen wird. Und auf der weiren Ebene im Südwesten der alten Krönungs- stadl wird die Schlacht von Smolensk gespielt werden. Tausende von Napoleons Soldaten werden auf der (jetzt verbesserten) Heerstraße gen Moskau anrücken; und wie am 18. August 1812, werden sich die Heerführer (zwei Schau spieler oom Kaiserlichen Theater) den Sieg zu- schreibcn. Nur daß diesmal die fürchterliche Verlustliste leine Wirklichkeit sein wird, und daß nicht, wie damals, Brand und Verwüstung den Weg der zurückweichenden Russen kenn zeichnen werden. Die Ortschaften Smolensk, Lalontina, Lorogubusch und Wiasma, sowie Amerika. * Die demokratische Mehrheit des Kongresses der Ver. Staaten zeigt sich Ausgaben zu rascher Vermehrung der Flotte abge neigt und hat, entgegen dec Haltung des Senats, den vom Präsidenten Tast empfohlenen Bau von zwei großen Kreuzern abgelehnt. Der demokratische Partei-Ausschuß hat sich aber nunmehr bereit erklärt, den Bau eines Schlacht schiffes als diesjähriges Schiffsbauprogramm zu befürworten. Akan erwartet, daß der Senat diesen Vergleich annehmen wird. G Die Nachrichten vom Bürgerkriege in Mexiko lauten immer beunruhigender. An der Grenze der Ver. Staaten sind mehrere Städte in die Hände der Aufständischen ge fallen, die dort wahre Blutbäder anrichteten. Greise Frauen und Kinder wurden zu Tode gefoltert. Man kann sich angesichts dieser Greueltaten nur verwundert fragen, ob die Ver. Staaten, die Wert auf die Unverletzlichkeit amerikanischen Bodens legen, nicht endlich ein- greisen wollen im Namen der Zivilisation, die von den Rebellen mit Füßen getreten wird und zum Schutze der Fremden (aller Nationalitäten), deren Leben und Eigentum aufs ärgste bedroht sind. Afrika. «Nachdem der Sultan Muley Hafid, mit „Rücksicht auf seine schwankende Gesund heit", endgültig abgedankt hat, ist jetzt sein Bruder Muley Jussuf zum Sultan von Marokko ausgerufen worden. Im Lande selbst nimmt man von dem Thronwechsel so wenig Notiz wie im Auslande. Man weiß ja, daß der Sultan, wie immer er heißen möge, nichts mehr zu sagen hat, seit Frankreich Schutzherr Marokkos geworden ist. Vas Regierungsjubiläum König Herömanös von Bulgarien. Aus Anlaß des Negierungsjubiläums Ferdi nands l. von Bulgarien, der am 16. August 1887 den Thron Bulgariens bestieg, schreibt die halbamtliche ,Nordd. Aüg. Ztg/: „Ein Viertel jahrhundert ist verflossen, seit Prinz Ferdinand von Sachsen-Koburg und Gotha, der am 7. Juli 1887 von der großen National-Versammlung in Tirnowo zum erblichen Fürsten von Bulgarien gewählt worden war, den Eid auf die Ver fassung ablegte und die Regierung anirat. Der junge Fürst fand eine sehr schwierige äußere und innere Lage des ihm anvertrauten Landes vor. ranger Jahre bedurfte es, ehe es seiner klugen Führung gelang, die Verhältnisse im Innern und nach außen so zu klären und zu festigen, daß seine Anerkennung durch die Türkei und die Mächte erfolgen konnte. Die geschah im März 1896. Nach weiteren zwölf Jahren — im Herbst 1908 — erklärte Fürst Ferdinand Bulgarien zum unabhängigen Königreich und nahm selbst den Titel eines Königs oder Zaren der Bulgaren an. Im Frühjahr 1909 sprachen die Mächte seine Anerkennung aus. Als König Ferdinand im August 1887 zum ersten Male den Boden Bulgariens betrat, äußerte er bei seiner Begrüßung in Widdin: „Ich hoffe, daß ich Bulgarien aus friedlichem Wege den Segnungen der Zivilisation und der Kultur entgegensühren und auf die Höhe erheben werde, die ihm in der Reihe der europäischen zivilisierten Staaten gebührt." Diese Zusage hat König Ferdinand in vollem Umfange erfüllt. Unter seiner Regierung hat das Land in kultureller und wirtschaftlicher Beziehung sehr große Fortschritte gemacht, und es sind sichere Grundlagen für eine weitere gedeihliche Ent wicklung geschaffen worden. Insbesondere waren das Unterrichts- und das Heerwesen von Beginn an Gegenstand der eifrigsten Förderung durch den König Ferdinand. Hohe Anerkennung verdient auch die sorg same Pflege der auswärtigen Beziehungen Bulgariens durch den König, der es verstanden hat, das Land seiner Zusicherung gemäß auf friedlichem Wege zu der angesehenen Stellung emporzuführen, die Bulgarien von den Brächten bereitwillig zuerkannt wird. An Schwierigkeiten hat es genug nicht gesehlt; sie sind aber — sicherlich nicht zum Schaden des jungen Staats wesens — noch immer ohne Erschütterung des Friedens überwunden worden. Eben jetzt gehen die Wogen der Erregung in Bulgarien ziemlich hoch. Es ist zu hoffen, daß Bulgarien auch aus diesen Schwierigkeiten durch die Weisheit König Ferdinands, ohne sich in Abenteuer zu stürzen, in Ehren hervorgehen wird." — In diesem halbamtlichen Glückwunschartikel sind be sonders die letzten Zeilen bemerkenswert, die die bulgarische Regierung gleichsam mahnen, der kriegerischen Stimmung im Lande nicht nachzugeben. Da auch die amtlichen öster reichischen Blätter sich in ähnlichen Worten ver nehmen lassen, darf man annehmen, daß Bul garien seine Erregung bemeislern und von feinem Teile dazu beitragen wird, in dieser kritischen Zeit die Ruhe auf dem Balkan zu wahren. bin f^eflerstecker im bilenbaknLUge. Ein in seiner Art einzig dastehendes Ver brechen hat sich am Hellen Tage in einem zwischen Nauen und Berlin verkehrenden Vor ortzuge abgespielt. Kürz vor der Station Finkenkrug überfiel ein etwa 18jähriger junger Mann drei in demselben Abteil sitzende Damen, stach, ohne ein Wort zu verlieren, auf die zu Tode Erschrockenen ein und verletzte alle drei durch zahlreiche Messerstiche sehr schwer. Als der Zug mit Hilfe der Notleine zum Stehen gebracht und die Bluttat entdeckt wurde, benutzte der Attentäter die allgemeine Verwirrung, um zu entfliehen. Zu dem Verbrechen, das in der Reichshauptstadt und ihrer weiteren Umgebung große Aufregung hervorgerufen hat, wird be richtet: Als der um 6 Uhr 40 Minuten von Nauen, dem Schlußpunkt des Vorortverkehrs, nach Berlin fahrende Vorortzug sich auf halbem Wege zwischen Nauen und Finkenkrug befand, blieb der Zug plötzlich auf steter Strecke stehen, da in einem Abteil die Notleine gezogen worden war. Als die Beamten nach der Ur sache des unstetwilligen Aufenthaltes forschten, Lam ihnen ein junges Mädchen blutüberströmt und um Hilse rufend entgegen. Sie tonnte nur noch mitteilen, daß ein unbekannter Mann sie, ihre Mutter und noch eine dritte Dame, die mit ihnen zusammen fuhr, in ihrem Abteit über fallen und durch Messerstiche schwer verletzt habe. Dann brach sie bewußtlos zusammen. Als die Beamten das betreffende Abteil betraten, bot sich ihnen ein entsetzlicher Anblick. Dort lagen in ihrem Blute schwimmend und besinnnungslos die beiden andern Damen, die später als eine Frau Voß aus Nauen und eine bei ihr zu Be such weilende Frau Karstedt festgestellt wurden. Während die Beamten sich um die drei schwer verletzten Damen bemühten, hatten andre Fahr gäste bemerkt, daß unmittelbar, nachdem Ler Zug hielt, ein junger Mann, der aus demselben Abteil gesprungen war, zunächst am Zuge ent lang lief und dann querfeldein flüchtete. Da die Passagiere von der Bluttat noch keine Kenntnis hatten, gelang es dem Flüchtling, einen erheblichen Vorsprung zu gewinnen, bevor die Verfolgung begann. Dann suchten ihn einige Fahrgäste einzuholen, sie mutzten aber bald die Verfolgung als aussichtslos aufgeben, da der Vorsprung, oen der Attentäter erreicht . hatte, schon zu groß war. Die Verletzungen der Frauen erwiesen sich bei der ärztlichen , Untersuchung als sehr schwere. Die eine Lame Hai einen Stich über dem rechten Auge und einen tiefen Stich in die Schlüsselbeingrube davougetragen. Das junge Mädchen wies ' einen Stich in der rechten Blustseile, einen im Kopf und zwei Stiche im linken Oberarm auf. Am besten kam ihre Mutter davon. Bei ihr stellten die Arzte einen Stich in der Brust und einen im Bein fest. — Wie noch weiter berichtet wird, ist der Täter bereits in der Person eines entwichenen Geisteskranken in Bredow (Mark) verhaftet worden. Er leugnet zwar, erscheint, aber überführt. , Hi Vurck eigene Kraft. 7j Novelle von Hans Lingg. (Fortsetzung.) „Wie geht's, Wilde?" fragte der Leutnant. „Ich war auf meinen Tod vorbereitet, aber „Sott wollte es anders." Ernst und bewegt entgegnete Walden, Karl Lie Hand reichend: „Wir stehen auch ferner in seiner Hand." Die Kameraden, die die früheren Feldzüge mitgemacht hatten, waren darin einig, daß gegen diesen Tag, was die Stärke des Feuers anbetrifft, die vorhergegangenen Kinderspiel ge wesen waren. Als sie beieinander lagen und von den Ereig nissen des Tages erzählten, nahte sich ihnen ein junger Offizier, der eine Tasche in der Hand trug. Es war der Neffe des Grafen von Schmellwitz. Von schlimmer Ahnung durchzuckt, ging Leut nant Walden Lem Kommenden entgegen. „Was macht Ihr Onkel ?" fragte er besorgt. „ är ist tot!" war die trübe Antwort. „Ems Kugel tnrch den Kopf machte seinem Leben in einem Augenblick ein Ende. Ich bringe Ihnen hier Ihr Erbstück." Die Tränen traten bei diesen Worten dem jungen Offizier ins Auge. „O Gott, io schnell, io schnell!" rief Walden schmerzlich bewegt. ^.Wer Hüfte gedacht, daß aus dem harmlosen Scherz ein so bitterer Ernst werden würde I" „Es war ein plötzlicher, schmerzloser und ehrenvoller Tod," tröstete sich Schmellwitz; „dem sind wir alle ausgesetzt. Und doch, ich glaube, ich könnte weinen." „Und wo finde ich ihn?" fragte Walden. „Er ist bereits begraben." Walden faltete seine Hände und sah einen Augenblick zur Erde nieder. „Ich werde ihn nie vergeßen," sagte er dann. „Und diese Tasche soll mir ein immerwährendes Andenken an einen der liebenswürdigsten Menschen sein." — Karl lag neben seinem Pferde. Den Kopf auf den zusammengerollten Woylach, die wollene Pferdedecke, gelegt. „Gestern noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen, morgen in das kühle Grab," so heißt es in dem bekannten Liede. Hier aber ging es noch schneller. Gestern eingetreten, heute be graben! Ein dunkles Todesahnen ging durch Karls Busen bei diesem Gedanken. Er wendete sich und fühlte einen Druck auf der Brust. Es war jener Aprikosenkern, den er in einem Lederbeutelchen auf seiner Brust trug. Er lächelte, Mariannes große, blaue Augen schauten ihn an, und seiner Schwester Elise tröstende Stimme schallte an sein Ohr. Alle traurigen Gedanken waren im Nu verschwunden und, von schwerer Müdigkeit erlaßt, schlief er ein. 5. Am nächsten Vormittags bekam Leutnant Walden den Auftrag, in der Umgegend Lebens mittel für Menschen und Tiere zu requirieren. Er nahm zehn seiner Ulanen zu sich, darunter auch Karl, und rückte aus. Nach etwa zweistündigem Ritt gelangten sie an eine Farm, die ein vielversprechendes Außere hatte. „Hier ist noch was zu holen, Herr Leutnant!" rief Karl, und sie ritten zum Hofe hinein. Vom Hause her kam ihnen ein hagerer Mann mit trübem Gesicht und eine dicke, robuste Frau entgegen. Es war der Pächter mit seiner Frau. .Der Leutnant erklärte in französischer Sprache, welchen Auftrag er habe. „Ich gebe Ihnen," setzte er hinzu, „für die gelieferten Sachen Requisitionsscheine, gegen die Sie sich später den Wert Ihrer Lieferung von Ihrer Regie rung auszahlen lassen können. Ich bitte Sie, mir die Ausführung meines Auftrages nicht zu erschweren und gebe Ihnen zu bedenken, daß Widerstand fruchtlos sein würde." Der Mann schien sich in sein Schicksal er geben zu wollen. Die Frau aber trat mit funkelnden Augen vor, stemmte ihre Arme in die Hüsten und nun ergoß sich eine Flut von Schimpfreden aus ihrem Munde auf die armen Ulanen. Sie forderte die vermaledeiten Prussiens, diese Spitzbuben, Räuber und Strolche, auf, sofort den Hof zu verlassen, widrigen falls sie selbst sich erlauben würde, ihnen die Wege zu weisen. Ein heiteres Gelächter der Ulanen, die sich über die Wut der Frau amüsierten, antwortete ihr. Der Leutnant behielt seine Ruhe und ver suchte in Güte, die Frau zur Vernunft zu bringen. Aber nichts fruchtete. Wie ein Wasser fall ergoß sich der Strom ihrer Wut gegen den Leutnant und feine Begleiter. „Nicht einen Strohhalm diesen Mord brennern!" rief sie. „Nicht einen Sirohhalm!" „Die Frau ist krank," sagte schließlich der Leutnant ruhig. „Doch wir wollen sie schon kurieren." Auf dem Hofe trieb sich eine ganze Anzahl von Hühnern, Gänsen, Enten und anderem Geflügel umher. „Sechs von euch sitzen ab," befahl der Leutnant. „Jeder nimmt eine Gans und schlägt ihr den Kopf ab!" Im Nu war der Befehl ausgeführt. Die Frau bekam einen gewaltigen Schreck, als sie die Köpfe ihrer lieben Gänse unter den Säbelhieben der Ulanen fallen sah. Gleich aber gewann die Wut wieder die Oberhand über sie, und sie begann ihr Schimpfen aufs neue. Ihr Mund glich der Mündung einer Mckcailleuse, die massenhaft tödliche Geschosse speit. Die Ulanen aber fühlten sich nicht davon getroffen. „Dasselbe noch einmal!" befahl der Leutnant. Abermals fielen sechs Köpfe unter den Säbel hieben der Ulanen. Auch der große Puter, dev wie ein König auf dem Hofe umherstolzierte, mußte diesmal daran glauben. Die Frau des Farmers wurde kirschrot vor ohnmächtiger Wut und es sah aus, als wenn sie daran ersticken sollte. Endlich, nachdem noch ein Dutzend ihrer Hühner das Los der Gänse geteilt hatte, würgte sie das Gift, das ihr auf der Zunge lag, hinunter und die Tränen kamen ihr in die Augen. „Sehen Sie, Madame," sagte jetzt der Leut nant, „so lasse ich forlfahren, bis Sie -chweigen.
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