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Allgemeiner Anzeiger : 30.11.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191211305
- PURL
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-11
- Tag 1912-11-30
-
Monat
1912-11
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 30.11.1912
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der der Aufteilung der Türkei Gebietsentschädigung von Bulgarien fordert, immer gereizter. s an der Adria bleibt bestehen. Es wird nuns Sache der Diplomaten sein, Osterreich-Ungarn! Ungarns in der albanischen Frage anzuerkennen. Der Streit um die Forderung serbischer Häfen Deutschland zu verbieten gedenkt, bestätigt sich nicht. Vielmehr hat das Ackerbauministerium Die Re- > zur Förderung des Fleifcheinkaufs in Rußland einen Sachverständigen nach Berlin entsandt, Deutscher Keickstag. Nach langer Sommerpause nahm der Reichstag am 26. d. Mts. seine Beratungen wieder auf. Bize» Präsident Dr. Paasche eröffnet die Sitzung um 2*/« Uhr und Hecht die Abgeordneten will kommen. Er gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die kommende Tagung ebenso erfolgreich sein möge, wie die vergangene. Das Haus ehrt dann daS An denken der in der Sommerpause verstorbenen Mit glieder durch Erheben von den Plätzen. Darauf wird in die Tagesordnung mit der Besprechung der Petitionen eingetreten. Eine Petition wünscht eine reichsgesetzliche Regelung ves JrrenhauS- wesens. Insbesondere soll die Einschließung einer Person in ein Irrenhaus oder ähnliche Institute nur kraft richterlicher Ermächtigung möglich sein. Die Kom mission beantragt Überweisung als Material. Abg. Dombek (Pole): Die gegenwärtigen Zustände sind unhaltbar. Eine reichsgesetzliche Re gelung ist dringend notwendig. Abg. Struve sfortschr. Vp.): Eine reichsgesetz liche Regelung ist gewiß erwünscht, aber gegenüber dem Vorredner muß doch anerkannt werden, daß das Jrrenweien bei uns in Deutschland so meister haft geregelt ist, wie man es bei einer so schwierigen Sache nur verlangen kann. Abg. Bassermann (nat.-lib.): Auch wir er kennen die Notwendigkeit einer reichsgesetzlichen Rege lung an. Die Kommission hat die Petition ein stimmig als Material überwiesen. Wir bitten den Reichstag, diesem Antrag einmütig zuzustimmen. Darauf wird der Kommissionsantrag einstimmig angenommen. Eine weitere Petition fordert eine gesetzliche Regelung der Sonntags- und Nachtruhe im Binnenschiffahrtsgewerbe. Die Kommission beantragt Überweisung als Mate» rial. Das Zentrum und die Sozialdemokraten for dern Übergang zur Tagesordnung. Abg. Schumann (soz.): Es liegt kein Anlaß zu einer gesetzlichen Regelung vor. Die bestehenden Mißstände werden nur beseitigt werden, wenn die Arbeitnehmer sich organisieren. Abg. Dahlem lZentr.): Ein Gesetzentwurf über die sonntags- und Nachtruhe der Binnenschiffer steht in Aussicht. Die Petition ist asio überflüssig. Abg. Bassermann (nat.-lib.): Bei emer ge setzlichen Regelung muß auf dis Eigenart des Schiff fahrtsbetriebes Rücksicht genommen werden, damit nicht Scherereien und lästige Beunruhigungen vor- komuien. Agg. Burkhardt (wirtsch. Vgg.) spricht für Übergang zur Tagesordnung. Abg. Gothein (freis. Vp.): Meine polnische» Freunde sind durchaus genötigt, den Binnenschiffern sozial entgegenzukommen, aber wir halten für die beste Regelung Tarifoerträge. Abg. Frhr. v. Gamp (Reichsp.) tritt dieser An sicht bet. Abg. Molkenbuhr (soz.): Die Machtmittel der Organisation müssen eingreifen. Der Schiffer ist nicht so organisiert, daß er einen Winterschlaf hält, um dann im Sommer den täglichen Schlaf enibehren zu können. über die Petition wird zur Tagesordnung über gegangen. Eine andre Petition verlangt eine Änderung der Bestimmungen der Zivilprozeßordnung über den Offenbarungseid. Die Bestimmungen gegen den Schuldner sollen ver schärft werden. Abg. Dr. Bell (Zentr.): Gegen böswillig« Schuldner kann nicht streng genug vorgegangen werden. Notwendig ist eine Statistik über das Offenbarungseidverfahren. Es liegen offenbare Miß stände vor; vor allem ist eine Beschleunigung des Verfahrens erforderlich. Die Petition wird durch Überweisung zur Kennt nisnahme erledigt. Nach 8 1263 der Reichsversicherungsordnung kann zur Abwendung drohender Invalidität eines Versicherten oder einer Witwe ein Heilverfahren ein geleitet werden. Bei Invaliden ist das nicht zulässig. Eine Petition will diese Möglichkeit auch auf d« Invaliden ausdehnen. Nach kurzer Debette wird der Kommisfionsantrag, die Petition als Material zu überweisen, angs- nommen. Eine Petition, die die Beseitigung der Zuckersteuer bei der Verarbeitung von Früchten in gewerbliche» Betrieben fordert, wird zur Berücksichtigung über wiesen. Damit ist die Tagesordnung erschöpft und daS Haus vertagt sich. frieciensfckalmeien. Glücklicherweise behalten die Regierungen gegenüber den verschiedenen Hetzversuchen und trotz der zunehmenden allgemeinen Unruhe kühlen Kopf. Amtliche Stimmen aus den Kabi netten fast aller Großmächte wenden sich gegen für den Plan einer Konferenz zu gewinnen, die Eigentümlichkeiten Ler Kutzo-Wallachen und auch die Hafenfrage zu entscheiden hätte. Schutz der Grenze gegen Bulgarien, "" Willigt Österreich-Ungarn ein, jo dürste die gierung wird aufgefordert, m diesem Sinne zu - mueu internationale Spannung bald behoben sein, wirken. — In Bulgarien wird übrigens die s der damit beauftragt ist, dem Bevollmächtigten Vom Kriegsschauplatz^- Die neuen Verhandlungen an der Dschataldschalinie. Die Zusammenkunft der türkischen und bulgari schen Unterhändler fand in Baktschiköj nördlich von Tschataldscha statt. Während türkische Blätter fortgesetzt behaupten, die Verhandlungen mit Bulgarien bezweckten zunächst nur einen Waffenstillstand, betonen die griechischen Blätter .Neologos' und ,ProodoS', der Waffenstillstand fei bereits durch eine stillschweigende Überein kunft schlossen worden, und die Verhandlungen beträfen den Präliminarfrieden, über die Frage, ob ein solcher zustande kommt, gehen die Meinungen der Blätter auseinander. Die meisten türkischen Zeitungen versichern, die Bul garen seien fo erschöpft, daß sie den Frieden brauchen; andre Blätter teilen indessen die Friedenshoffnungen nicht, da Bulgarien unaus gesetzt neue Truppen an die Tschataldfchalinie entsenden soll. Keine Schließung der Dardanellen. Die Gerüchte von einer erneuten Schließung der Dgrdanellen haben ein schnelles Ende ge funden. Die Konstantinopeler Regierung er klärt: „Die Dardanellen-Passage bleibt offen." Allerdings treffen die Türken Vorsorge zur Sicherung der Dardanellen-Forts. General Torgut Schewket-Pascha ist mit dem Oberbefehl über die bei Gallipoli zur Abwehr eines griechisch-bulgarischen Angriffs auf die Darda nellen-Forts zufammengezogenen Truppen be auftragt worden. Ein abgeschlagener Ausfall der Adria- nopeler Besatzung. Die Besatzung Adrianopels unternahm am 25. d. Mts. einen neuerlichen Ausfall gegen den südlichen Teil der bulgarischen Belagerungs armee, wurde aber mit sehr bedeutenden Ver lusten zurückgeschtagen. Die Widerstandsfähigkeit Skutaris. Der Kommandant von Skutari Risa-Bei erklärt, daß von einer Übergabe der Stadt keine Rede sei. Risa-Bei und Essad-Pascha verfügten über 26 000 Mann feldgeübte Truppen, die Stadt' habe genügend Vorräte für drei Monate, und dre Werke des Tarabosch befänden sich in gutem Zustande. Proviant und Munition fei reichlich vorhanden, es mangle nur an Brennmaterial. Da die Kälre sehr groß ist, mache sich dieser Mangel arg fühlbar. Die Montenegriner haben die Beschießung der Stadt und des Tarabosch wieder ausgenommen, ohne bisher weitere Erfolge zu erzielen. In Skutari werden zahl reiche Granaten italienischer Herkunft gesammelt, die, ohne zu krepieren, in die Stadt fallen. Die Geschosse sind alt und dürsten einem ehe maligen Geschenk der italienischen Regierung entstammen. Die Verluste in der Schlacht von Monastir. Nach Meldungen aus Belgrad blieben auf dem Schlachtfelds bei Monastir 17 000 Leichen und 30 000 türkische Verwundete liegen. Die serbi schen Truppen hatten 3000 Tote und eine An zahl Verwundeter. Beide Gegner kämpften mit wahrhafter Todesverachtung. — Die Armee des serbischen Kronprinzen erbeutete in Monastir angeblich 51 türkische Geschütze. Insgesamt sind bisher 200 Geschütze erobert und in Mo nastir 10 000 Gefangene gemacht worden. Rumänische Protestversammlung gegen die Balkanstaaten. Eine von der Kulturliga und dem Mazedonisch- s Rumänischen Verein in Bukarest einberufene Versammlung wegen Mißhandlung von Kutzo- > den so plötzlich entfachten Kriegslärm. So ver öffentlicht die ,Nordd. Allgem. Ztg.' folgende aus dem Auswärtigen Amte stammende Er klärung : „Die Berliner Börse war heute (25. d. Mts.) ungünstig beeinflußt durch einen Artikel einer Korrespondenz, der sich auf eine „besonders vor züglich unterrichtete Seite" beruit. Er enthält folgende tatsächlichen Behauptungen: 1) Der russische Minister Sasonow habe vor vier Tagen seinen Standpunkt in der serbischen Hafenfrage geändert. Dies ist schon deshalb unrichtig, weil die Mächte übereingekommen sind, sich in keiner einzelnen Frage aus dem Balkan problem zum voraus festzulegen. 2) Osterreich- Ungarn habe fünf Armeekorps mobi lisiert. Dies entspricht nicht den Tatsachen, wie sich jedermann aus den amtlichen Wiener und Budapester Darlegungen überzeugen kann. 3) Osterreich-Ungarn beabsichtige, in wenigen Tagen ein Ultimatum in Belgrad zu überreichen. Auch diese Behauptung ist unwahr. Wie schon oben gesagt, soll die albanische und adriatische Frage erst im Verein mit den andern aus den Vorgängen am Balkan entstandenen Fragen ge regelt werden. Es ist besonders unverantwortlich, durch derartige unlautere Nachrichten die öffentliche Meinung in einem Augenblick zu beunruhigen, in dem die Regierungen aller Großmächte ernst haft bemüht sind, für immerhin schwierige Fragen eine friedliche Lösung zu finden." Auch ein englisches Blatt, die der Regierung nahestehende ,Westminster Gazette', nimmt energisch gegen die umlaufenden Kriegsgerüchte Stellung, indem sie u. a. schreibt: „Es ist schier eine Unmöglichkeit, wegen einer Frage, wie Serbiens Zutritt zum Meer, die Möglich keit ins Auge zu fasten, daß Rußland in einen Konflikt mit Österreich geraten und daß Öster reich Deutschland und Italien, Rußland F^nk- reich und England mit in den Konflikt hinein ziehen würde. Der Instinkt sagt uns, daß die Welt nicht so verrückt ist. Wir sind jedenfalls nicht verpflichtet, die serbischen Ansprüche zur Parteifrage zwischen dem Dreibund und dem Dreiverband zu machen." Das Blatt fährt fort: „Wenn der Balkanbund einem guten Rat zugänglich ist, wird er möglichst schnell auf dö? gegenwärtigen Grundlage Frieden schließen. Für die Verbündeten sowie für die Mächte ist es die einzige sichere Linie, alle rein euro päischen Fragen bis nach dem Friedensschluß zu vertagen." Endlich fügt sich in diesen Rahmen der Kundgebungen gegen den Kriegslärm auch eine Auslastung der russischen Regierung. Man be streitet an verantwortlicher Stelle in Peters burg, daß Rußland kriegerische Absichten hege. Ebenso leugnet man, daß die österreichisch-russi schen Beziehungen sich irgendwie verschlechtert hätten. Die russische Regierung bleibe bei dem Glauben, daß eine friedliche Lösung des Kon fliktes zwischen Österreich und Serbien zu finden sein würd^, wenn der Balkaukrieg be endet fei und dckmit die Großmächte einen klaren Ausgangspunkt für die Verhandlungen besitzen würden. In Österreich-Ungarn gehen allerdings die Wogen der Erregung noch immer hoch. Man will sich dort keineswegs einverstanden erklären, daß die albanische, sowie die adriatische Hafenfrage einer europäischen Konferenz unterbreitet wird. Eine kleine Besserung der Spannung macht sich bemerkbar, da, den neuesten Meldungen zufolge, Serbien bereit ist, den Standpunkt Österreich- s »der bester gesagt: sie wäre vertagt, bis i Balkankrieg beendet ist. Stimmung gegen Rumänien, das aus Anlaß ! des Berliner Magistrats beim Fleischeinkauf Politische Aunc^cbau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm ist zur Teilnahme an der Hochzeit der Prinzessin Leontine zu Fürstenberg mit dem Prinzen zu Windisch- Grätz in Donaueschingen eingetroffen. *Dem Reichstage, der nach der Sommerpause am Dienstag wieder zusammen getreten ist, ist mit dem Heeresetat eine um fangreiche Denkschrift über das Zulage wesen im Reichsheer zugegangen, ent sprechend einem Beschlusse des Reichstags, der dem Wunsche nach einer solchen Ausarbeitung Ausdruck gab, um auf größere Sparsamkeit und mehr Übersichtlichkeit in dieser Richtung hinzuwirken. *Wie verlautet, wird dem Reichstage noch während des Winters der Entwurf zu einem Luftflottengesetz vorgelegt werden, der Mittel zum Bau von Luftschiffen und Flug zeugen, sowie zum Bau von Hallen, Werk stätten und Gasanstalten fordert. * Bei der R ei ch s t a g s e r s a tz w a h l in Greifenberg-Cammin für den ver storbenen Abgeordneten v. Normann (kons.) wurde Rittergutsbesitzer v. Flemming- Ba s e n t h i n (kons.) gewählt. Der Wahlkreis gehört zum sicheren Besitzstand der konservativen Partei. Seit 1890 vertrat ihn ununterbrochen der Abg. v. Normann im Reichstage. Dieser war bei der letzte» Reichstagswahl mit 10 274 konservativen gegen 4165 nationalliberale und 1183 sozialdemokratische Stimmen gewählt worden. "Der Preuß. Eisenbahnminister hat durch einen Erlaß eine für Eisenbahn- katastrophen außerordentlich wichtige Ver besserung des Eisenbahn-Sanitätswesens ange ordnet. Der Minister hat bestimmt, daß die Ausrüstung der Arztwagen in den Rettungs zügen durch Sauerstoffapparate ergänzt werden soll. * Unter Beteiligung von etwa 200 Personen aus allen Teilen Deutschlands fand in Berlin unter dem Vorsitz des Staatsministers v. Möller eine Konferenz zur Besprechung einer natio nalen Volksversicherung statt. Zahl reiche Abgeordnete aus allen bürgerlichen Par teien sowie viele Vertreter wirtschaftlicher Ver bände wohnten der Konferenz bei. Die ver bündeten Negierungen waren durch 32 Kom missare vertreten. Nach längerer Diskussion wurde beschlossen, einen Arbeitsausschuß mit der weiteren Bearbeitung der Angelegenheit zu be trauen. *Aus Deutsch-Neuguinea meldet der Gouverneur, daß die Pflanzer Gebrüder Weber auf Umboi, einer größeren Insel zwischen dem Festlande von Neuguinea und Neupommern, von eingeborenen Bergstämmen ermordet worden sind. Die Familien angehörigen sind geborgen. Es handelt sich dabei nicht um einen ausgedehnten Aufstand der Eingeborenen, sondern um einen Raub überfall, wie sie sich leider immer wieder in Neu-Guinea ereignen. Osterreich-Ungar«. * Anläßlich der Wiedereröffnung des ungarischen Abgeordnetenhauses war das Parlamentsgebäude von einem starken Gendarmerie- und Polizeiaufgebot umgeben, s Die im Sommer wegen wiederholter Skandale ! ausgeschlossenen Regierungsgegner verlangten ' Einlaß, wurden aber zurückgewiesen. Ebenso ! erging es einer Abordnung, die sie in das Haus s entsenden wollten. Rußland. Wallachen durch die Balkanstaaten nahm einen, großartigen Verlauf. Der von der Versamm- i * Die Meldung, wonach die russische Regie- lung angenommene Beschluß fordert Achtung rung die Ausfuhr von Fleisch nach vor den nationalen Bedürfnissen und den Der* Sturm bncbt los. Historische Novelle von A. Lindner. (Fortsetzung^ ^Nsd doch verurteilt?" „Diese Bedenken schweigen der großen Sache gegenüber. Wenn York an der Sette der Ruffen sich auf die französischen Heere würfe, ^kern Mann sähe die Heimat wieder." „Und wie willst du dich seiner bemächtigen? Sannst du ihn aus der Mitte seiner Truppen hvnwshoLs?" „Das wird nicht angehen, liebes Kind. Aber der General wird diese Nacht nach der Mühle von Poscherun reiten, um die Ruffen zu treffen; einige französische Retter genügen, ihn aufzugreifen." Aus Elises Brust ftchr ein tiefer Atem. Jetzt endlich riß sie ihre Augen von Ostarp los und ihre Hand aus der seinen und stand mit wogender Brust abgewendet. Es war ge schehen! Karl Ostarp war dem Eindruck des schönen Mädchens erlegen und hatte mit der selben Hast, mit der sie Fragen tat, seine Ant worten abgegeben, als hätte er in einem Zauber bann gestanden. „Elise," sagte ec jetzt etwas unruhig, „mit welcher Antwort aus deinem Herzen soll ich zurückkehren? Wann sehen wir uns wieder?" „In Königsberg, Karl Ostarp. Ich werde »och zurückkehreu." „Und kein Kuß zum Willkommen und keiner Hum Abschied?" Karl trat auf sie zu; aber ehe er sie er ¬ reichte, durchmaß sie das Zimmer, ihre Auf regung nicht mehr bergend. „Wer jetzt ein Mann wäre!" rief sie. „Fassung! Fassung! O Karl, du bist mit eurer großen Aufgabe betraut!" „Ich denke es, Elise. Aber jetzt laß uns scheiden, ich muß zurück." „Adieu Karl!" „Und keinen Kuß, Elise?" „An Ihre Aufgabe, Herr Oberst! Und lassen Sie uns an Wetter nichts denken. Auf Wieder sehen in Königsberg!" Ostarp war verblüfft. Er stampfte leicht mit dem Fuß auf und wendete sich mü den Worten der Tür zu: „In Königsberg also. Adieu Elise!" Draußen vor der Tür stand er noch einmal sinnend still. Darm sagte er vor sich hin: „Wäre Verrat zu fürchten, so käme er doch zu spät, denn heute nacht schon wird alles getan sein." Er bestieg sein Pferd und sprengte in der Dichtung nach Tauroggen zu über die Heide. 12. Ekse, allein im Zimmer, blickte mit geballten Händen nach der Tür, die sich hinter Ostarp geschlossen hatte. Dann brach sie in die leiden- schattlichen Worte aus: „Verräter! Pfui! — Daß ich seine schänd lichen Worte aus meinem Gedächtnis fegen könnte! Daß ich Geduld hatte, mit deutschem Ohr sie auzuhöreu! Mit den Nägeln möchte ich diese Wangen zerfleischen, die zu seinen Plänen gelächelt. Aber ich mußte heucheln, wenn ich alles erfahren wollte. Dank dir, mein Vater, der mich gelehrt hat, was an diesem Weltbürger tums verächtlich ist; gelehrt hat, daß nur der Mensch an die Menschheit gehört, dessen Wirken wurzelt in einer Heimat. O gütiger Gott, daß ich meinem Vaterlands zu oienen berufen bin. Dich, Karl Ostarp, überlass' ich deinem Kaffer nnd deiner Schande! Ich aber, ich habe mein Herz zurück!" Den letzten Jubelschrei hörte Käthe, die in Mädchentracht in das Zimmer getreten war. Elise bemerkte sie noch nicht. „Wer mir jetzt einen Freund schickte, einen getreuen Menschen k" rief sie. „Ich weiß einen," sagte Käthe. „Wen Käthe? Wer ist es?" „Dreh' dich um, Elffe, dann will ich es sagen." Elise tat ihr den Gefallen, dann hörte sie die Worte: „Sergeant Wittich!" aus Käthes Munde. „Ist hier?" fragte Elise hastig, sich wieder wendend. „Wo ist er?" „Draußen. Er hat den Oberst hierher be gleitet. Ich bat ihn, zu warte», bis ihr fertig wäret." „So ruf' ihn, Käthe!" „Ja, aber erst sag' mir, hast du Karl Ostarp denn noch so lieb?" „Wie der Vogel die Klapperschlange. Warum hast du denn die Burschentracht aus gezogen ?" „Well —" Käthe wurde feuerrot und eilte mit den Worten hinaus: „Aber ich will doch de» Wittich rufen." Elise sah ihr nach. „Die schüttelte fa die Liebe gewaltig um. Ja, sie ist glücklich!" dachte sie vor sich hin. Der Sergeant Wittich trat ein und salutierte. Hinter ihm in der halb geöffneten Tür blrÄb Käthe sichtbar. Wittich machte ein vergnügtes Gesicht, wagte aber aus Respekt daS Fräulein nicht zuerst zu begrüßen. „Ja, ja, Wittich," sagte Elise freundlich^ „nun sehen wir uns in Rußland wieder. Wo liegt denn die Mühle von Poscherun?" „Ziemlich Rordost vom Lager, in der Näh» des dritten Postens." „Wer kommandiert dort?" „Der Hauptmann Gräff hat diesen Post« bezogen." über Elises Gesicht zuckt es »me freudig« Überraschung. „Das ist ja sehr gut," sagte sie hastig, riß ihre Brieftasche heraus und beschrieb ein Blatt mit dem Bleistift. Dann reichte sie es Wittich. „Ihr werdet diese Zeilen dem Hauptmann bringen. Wann könnt Ihr dort sein?" „In einer Stunde, mein Fräulein." „Spätestens, Wittich, und wenn Ihr drei Pferde unter dem Leibe zusammenreitet. Hört Ihr, Wittich? Es gilt das Leben des Generals- York." Wittich riß blitzschnell den Säbel halb aus der Scheide und fragte funkelnden Auges: „Was gilt? Tod und Temel, was ist i« Werke?" „Wie ich Euch sagte. In den Sattel, Ser geant, und rettet den General!"
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