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Allgemeiner Anzeiger : 25.12.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191212254
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-12
- Tag 1912-12-25
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Monat
1912-12
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.12.1912
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Russische Mdenspolitik. Unmittelbar nach der Bekanntgabe der Rede, die der russische Ministerpräsident Kokowzew über die Stellung des Zarenreiches zur Balkan- krise in der Duma gebalten hat, soll ein hoher österreichischer Generalstabsoffizier an seinen im Nuslande lebenden Bruder telegraphiert haben: „Die kriegerischen Mahnahmen Österreich- Ungarns werden sehr bald eingestellt werden. Der Frieden ist gesichert/ Wenn das Tele gramm nicht wahr ist, so ist es doch sicher gut erfunden. Der unbeeinflußte Beobachter aber muß stch fragen, ob Worte, auch wenn sie aus dem Munde eines an verantwortlicher Stelle wirkenden Staatsmannes kommen, von so großer Bedeutung sein können. Nach den friedlichen Erklärungen, die in den letzten Wochen von der russischen Regierung ab- gegeben worden find, konnte es kaum einem Zweifel mehr unterliegen, daß die mit so viel Spannung erwartete Dumarede des russischen Ministerpräsidenten auf den gleichen friedlichen Ton gestimmt sein wird. Dennoch mußte es überraschen, daß der Minister in ziemlich schroffer Form dem allslawischen Gedanken eine Absage erteilte, daß er sich gegen die Hetzer im Zarenreiche wandte, die Rußland zu einem Kriege mit Österreich-Ungarn treiben wollten und denen die Regierung wohl oder übel wenig stens das Opfer einer großzügigen Mobilisation bringen mußte. Kokowzews Rede galt der Beruhigung Eurovas und der Rechtfertigung der russischen Politik. Und wenn es noch eines Beweises bedurfte, daß Rußlands Standpunkt (wenigstens in den leitenden Kreisen) zu den verschiedenen Fragen des Balkanproblems maßvoll geblieben ist, so hat die ruhige und zuversichtliche Sprache des russischen Ministerpräsidenten, von dem man nicht vergessen darf, daß er in seiner Hand auch das Portefeuille des Finanzministers vereinigt, diesen Nachweis erbracht. In einem Augen blick einer nicht gewöhnlichen politischen Span nung fand Kokowzew Ausdrücke, die durch ihren versöhnlichen Ton wirken. Darum wird Kokow zews Rede nicht nur etwaige Zweifel an der Friedensliebe Rußlands zerstreuen, sondern sie wird auch das ihre zu einer ruhigeren Be urteilung der politischen Lage Europas beitragen. Sicher ist, daß die maßvolle Politik des russischen Ministerpräsidenten und ebenso seines Kollegen sich von allslawischer Seite von An fang an einer gewissen Gegnerschaft zu er wehren hatte, und daß man in diesen Kreisen die russische Negierung zu einer kriegerischen Rolle am Balkan zu drängen gesucht hat. Daß diese Bestrebungen keinen Erfolg aufzuweisen haben, geht aus den Erklärungen des Premiers ohne weiteres hervor. Dennoch wird man dem diplomaiiichen Geschick, mit dem Herr Kokowzew die panslawistische Klippe umsegelte, die An erkennung nicht versagen dürfen, zumal der russische Staatsmann den Wunsch gehabt haben dürste, auch bei seinen Geanern und deren mächtigen Förderern keinen allzu lauten Wider spruch wachzurufen. Die Rede machte auf die Dumaabgeordneten einen großen Eindruck. Ein Teil der mini steriellen Ausführungen, der sich auf die augen blickliche äußere Lage bezog, gipfelt in zwei Grundgedanken: Erstens, es gibt keinen Gegen satz zwischen beiden Gruppierungen der Mächte, Dreibund und Dreiverband; zweitens, das Er reichbare liegt nur in den Grenzen des Wirk lichen und nicht der Gefühle. Der Grundton dürfte auf die russischen Hetzer wie ein kalter Wasserstrahl wirken. Im übrigen betonte Kokowzew Rußlands lebhaftes Interesse an den Glaubensbrüdern auf dem Balkan. Er hofft, daß die Londoner Konferenz alle schwierigen Fragen auf friedlichem Wege regulieren und die Anwendung andrer Mittel zur Lösung über flüssig machen werde. Er hofft! Ob sich diese Hoffnung erfüllen wird, hängt leider nicht allein und nicht in erster Linie von Herrn Kokowzew ab. Das Balkanproblem mit seinen Unberechenbarkeiten wirft täglich neue Fragen auf, deren Lösung immer neue Schwierigkeiten schafft. Es ist doch nicht zu leugnen, daß den Serben auch dies mal, wie zu Beginn der bosnischen Krise, von gewissen russischen Kreisen, verantwortlichen oder einflußreichen unverantwortlichen. Hoffnungen gemacht worden sind, die stch als unerfüllbar erwiesen, als Österreich Einspruch gegen das Vorgehen Serbiens erhob. Kann nun wirklich Kokowzews Friedensrede die Mißstimmung heben und. das Vertrauen wieder Herstellen? Das ist die schwerwiegende Frage, deren Be antwortung in der Zukunft ruht. Politische Kunclsckau. Deutschland. "Kaiser Wilhelm ist, von München kommend, wieder in Potsdam eingetroffen. Er hatte dort, mit vielen andern deutschen Bundes- fürsten, dem König der Belgier und den Vertretern auswärtiger Staaten (darunter auch Frankreich) in der St. Cajetanus-Hofkirche der feierlichen Beisetzung des Prinz-Regenten Luit pold von Bayern beigewohnt. * Die bayrische Regierung hat den Behörden mitgeteilt, daß für die Auslegung des Jesuitengesetzes in Zukunft der Beschluß des Bundesrats ausschließlich maßgebend ist. * Nach Wiederaufnahme der Arbeiten im Januar wird derReichstag zwei sogenannte Schwerinstage abhalten. Zur Beratung soll gestellt werden zunächst der sozialdemo kratische Anttag über die Einführung des Reichstagswahlrechts für die Landtage der deutschen Bundesstaaten. Hierbei wird jeden falls auch die Frage des mecklenburgi - schen Wahlrechts eingehend besprochen werden. Auf dem zweiten Schwerinstage wird der Jesuitenanttag des Zentrums auf die Tagesordnung gesetzt. * Bei der Reichstagsersatzwahl im Wahlkeise Reuß ä. L. für den verstorbenen sozialdemokratischen Abgeordneten Förster erhielt Cohen, Frankfurt (soz.) 7869, Dr. Strese mann (nat.-lib.) 5273, Lattmann, Schmalkalden (wirtsch. Vgg.) 1460 Stimmen. Cohen ist somit gewählt. — Bei den Januarwalflen siegte der Sozialdemokrat Förster im ersten Wahlgang mit 8542 Stimmen, während der Kandidat der Nationalliberalen 3804, der der Fortschrittlichen Volkspartei 3319 Stimmen bei einer großen Menge zersplitterter Stimmen erhielt. Der Wahlkreis, der 1877 von den Sozialdemokraten erobert wurde, schickte 1878 einen Konservativen, 1887 einen Reichsparteiler und 1907 wieder einen Konservativen, sonst in dieser Zeit nur Sozialdemokraten in den Reichstag. ' Der Landtag des Fürstentums Schwarz- burg-Rudolstadt wird sich bald nach seinem Wiederzusammentritt am 20. Januar mit einem Wahlrechtsentwurf der Regierung zu beschäftigen haben. Der Ent wurf sieht ein Wahlrecht nach Ständen vor, schafft ve> andere Vertreter für Industrie, Land wirtschaft, Arbeiter, Kirche, Schule usw. Osterreich-Ungarn. * Der österreichische Reichsrat hat nach 55 stündiger Sitzungsdauer die Kriegs- leistungs Vorlage in der Fassung des Ausschusses angenommen. Mit dieser Dauersitzung ist allerdings kein Rekord ge schaffen, denn vor drei Jahren dauerte eine Sitzung vom 15. Dezember 11 Uhr vormittags bis zum 19. Dezember nachts, im ganzen also 87 Stunden. England. "Die Friedenskonferenz in Lon ton, die am Donnerstag fortgesetzt werden sollte, satte sich abermals vertagen müssen, weil die türki- chen Delegierten noch keine Anweisung darüber erhalten hatten, ob sie mit den griechischen Kon- erenzteilnehmern verhandeln sollen oder nicht. Angesichts der Tatsache, daß die erste Woche der Verhandlungen völlig ergebnislos verlaufen ist, chwinden die Hoffnungen auf einen Erfolg in weiten Kreisen immer mehr. Die bulgarischen Delegierten äußerten wohl nicht ohne Grund zu einem Zeitungsvertreter: „Bei Tschataldscha ehen wir uns wieder." Man rechnet also mit einer Fortsetzung des Krieges. Ruhland. * In Petersburg fand die Kiellegung s von vier großen Panzerkreuzern! K Der Sturm brickt los. 15) Historische Novell« von A. Lindner. (Korts 23. Zettlitz kehrte sich horchend nach dem Rat hause zu uud wollte eben über die Stufen hinein- schreiten, als eine tumultuarische Volksmenge herausquoll und ihn auf die Straße zurück- drängte. Es waren natürlich nur Männer und Jünglinge, zum Teil bewaffnet. Da aber auch aus allen Nachbarsttaßen die Menschen, durch das Geschrei angelockt, herbeieilten, so füllte sich der Platz vor dem Rathause rasch mit Köpfen. Zettlitz fragte einen Mann neben sich, was es in den Landständen gegeben habe. Dieser berichtete ihm, der General Jork habe seine Ab setzung angezeigt und mit der allgemeinen Er hebung nichts mehr zu schaffen. Der Freiherr vom Stein habe sich seinem Vorhaben heftig widersetzt, waS den Dort nur noch halsstarriger gemacht habe. „Hoch unser kommandierender General!" schrie in diesem Augenblick die Menge, die offen bar auf Steins Partei stand und den Dork nicht lassen wollte. Der Zuruf gatt ihm selbst, der jetzt die Stufen herabstieg, während Kleist, Seydlitz und sechs Osstziere seines General- stabes folgten. Die Menge machte vor den Stufen Platz. Er warf einen finsteren Blick über die Köpfe hin, die es wagten, ihn noch als Kommandierenden zu begrüßen und ließ ein barsches „Ruhe da!" über den Platz rollen. Dann wandte er sich zu einem Offizier mit den Worten; „Machen Sie das Korps marschfertig zum Aufbruch nach Berlin!" „Und wenn uns die Russen den Wegverlegen?" fragte der Offizier. „Dann schlagen wir sie, das ist einfach," er widerte Jork kurz und barsch. Ganz allein stieg jetzt auch der Freiherr vom Stein die Stufen nieder, seine Augen vor sich her auf den General werfend, bis beide Männer sich Auge in Auge drohend gegeuüberstanden. Totenstille lagerte stch über dem Platz bei diesem Anblick. Man fühlte, daß eine Schlacht bevorstände, wenn auch nur zwei Wärmer fie austrugen. S4 „Die Laudstände haben meine Antwort," nahm Dork das Wort. „Was wollen Sie noch von mir?" „Eine bessere!" sprach Stein. „War fie nicht klar genug?" „Sie entbehrte der Autorität für unS." Dork fuhr zornig auf. „Es war der Befehl des Königs — eine Autorität, die Sie öffent lich nicht bemängeln werden." „Es war der Befehl des Franzosen Augera», der uns nichts angeht," erwiderte Stein scharf und nachdrücklich. „Lassen Sie den König in Freiheit handeln, dann erst werd' ich glauben, daß der König gesprochen habe. General Dork, Sie werden nicht weichen von Ihrem Posten l" „Herr, das werd' ich, so wahr ich ein preußi scher Soldat bin. Morgen breche ich nach Berlin auf und bringe dem König mein Korps und meinen Kopf? staH. Jeder Panzerkreuzer kostet 40 Millionen Rubel (rund 90 Millionen Mark). Der Stapel- laut soll nächstes Jahr, die Fertigstellung 1916 geschehen. Balkanstaaten. * Zwischen Bulgarien und Griechen land, deren Beziehungen durch den Streit um Saloniki recht gespannte geworden waren, ist jetzt eine vorläufige Aussöhnung erfolgt, wenigstens äußerlich. In der heißumstrittenen, den Türken abgenommenen Stadt trafen sich König Georg von Griechenland und König Ferdinand von Bulgarien. Man hofft, daß nunmehr die bulgarisch-griechi schen Reibungen ein Ende haben werden. Vie auf Tecke „Minister Ackenback". Zu der schweren Grubenkatasttovhe, die sich auf der Zeche „Minister Achenbach" bei Dort mund infolge der Explosion schlagender Wetter ereignete, wird noch geschrieben: „Nach elf stündigen äußerst schwierigen Rettungsarbeiten wurden 52 Leichen und neun Schwerverwundete geborgen. Von einem der drei bei den Rettungsarbeiten beteiligten Mitglieder der Rettungskolonne von Zeche Rhein-Elbe, die seinerzeit unter Führung des Brandmeisters Koch bei der Grubenkata- sttophe von Courriöres sich so sehr ausgezeichnet bat, werden folgende erschütternde Einzel heiten mitgeteilt: In der Unglücksgrube sah es entsetzlich aus. Die Baue waren zusammen gestürzt, die Holzstempel von der Wucht der gegen sie geschleuderten Steine zersplittert, ein furchtbares Durcheinander und zwischen Steinen und Holzsplittern Tote und Verwundete, die Toten größtenteils schwer verbrannt, viele von ihnen vollständig unkenntlich. Einen entsetzlichen Anblick bot die Leiche des Steigers Küper. Man fand den Unglücklichen an einem Grubenstempel, in den er sich fest ein gebissen hatte, so daß das Nasenbein gebrochen war. Dort hatte er den Erstickungstod ge funden. Einem der Toten war der Hinterkopf vollständig abgerissen, einem andern waren Augen, Nase und Mund völlig ausgebrannt. Einer der verunglückten Knappen war infolge der Auflegung irrsinnig geworden. Er wies die Hilfe eines Samariters zurück, und fünf Mann waren notwendig, um den Bedauerns werten zu bändigen und ins Krankenhaus zu bringen, wo er später seinen Verletzungen er legen ist. Unter den Toten befindet sich auch ein Vier- zehnjähriger, der erit vor wenigen Tagen zur Arbeit auf der Grube angetreten ist. Seine alte Mutter, die ihr Kind an den Schuhen und Strümpfen erkannt hatte, wurde beim Anblick der Leiche ohnmächtig." — Für Linderung der ersten Not wurde von feiten der Familie Stumm, der Besitzerin der Grube, ein Bettag von 50000 Mk. angewiesen. Ist die Weihnachtsgratifikation einklagbar? In den letzten Jahren haben sich nach dem Weihnachtsfeste die Kaufmanns- und ordent lichen Gerichte bereits zahlreicher mit Ansprüchen zu beschäftigen gehabt, die Angestellte gegen ihre Prinzipale zu haben glauben, weil ihnen nach ihrer Meinung die Weihnachtsgratifikation zu steht. Es entsteht daher die Frage: Steht dem Angestellten ein klagbarer Anspruch gegen seinen Prinzipal auf Gewährung einer Weihnachts gratifikation zu und wann ist etwa ein solcher Anspruch gerechtfertigt? Zunächst muß man einen Unterschied machen zwischen Weihnachtsgratifikationen, die bei einem Vertragsabschluß vereinbart worden sind und solchen, die der Prinzipal freiwillig reicht. In den gewiß seltenen Fällen, in denen der Prinzipal seinem Angestellten im Engagementsvertrag eine gewisse Weihnachtsgratifikation zusagt, hat der Angestellte auf alle Fälle einen klagbaren An spruch. Der Angestellte hat seine Weihnachts gratifikation nach verschiedenen Gerichtserkennt „Und die Landwehr? Und die Provinz?" „Stehen außer meinem Kommando." „Und der König ?" fuhr Stein erregter fort. „Und die Freiheit des Vaterlandes? Und die Verwüstung unsrer Ernte«, die Flüche der Rachwett?" Jork trat einen Schritt zurück. „Wofür Sie mich doch nicht verantwortlich machen wollen!" „Sie allein, Dork, für alles l Es kommt eine Zeit, wo ich Sie droben frage: Wo haben Sie die Größe Preußens gelassen? Und ich habe Verbündete dort! Sie sollen fich die Flügel der Morgenröte wünschen, wenn Sie dem zürnenden Auge des großen Friedrich be gegnen I" Dork schlug seine Hände aus die Brust. „Muß ich füll halten, Stein, und die Hatz Ihrer Worte dulden? Muß ich bluten unter den Streichen Ihrer Vorwürfe, und keine Wehr in Händen? Wer hat Sie ermächtigt, die ost preußischen Landstände zu berufen und die Russen bis an die Weichsel zu schieben?" Die Zukunft der Geschichte," war Steins ruhige Antwort. „Der freie Preußenkönig und die Rache des deutschen Volkes." „Das sind Autoritäten, die Sie sich aus den Wolken holen. Ich habe nach positiven Umständen zu handeln. Hören Sie, Stein: „Nach den Umständen!" Wenn Sie das Wort noch kennen l Der König hat gesprochen, und damit bin ich über alle Zweifel hinaus. Der Teufel, den Sie untU der Zunge führen, hat mich einmal geködert. Er soll es nicht wieder tun!" — nissen auch dann zu fordem, wenn der Chef etwa behauptet, der Angestellte habe im Lause des Jahres nicht zu seiner vollen Zufriedenheit gearbeitet, es falle daher die Voraussetzung für die Weihnachtsentschädigung fort. Es kann aber auch der Fall eintreten, daß der Angestellte den Dienst im Laufe des Jahres verläßt, ohne daß ein gröbliches Verschulden seiner Person vorliegt. In diesem Falle hat der Angestellte auf den entsprechenden Teil der Gratifikation berechtigten Anspruch. Ist der Angestellte anderseits von seinem Prinzipal im Lause des Jahres entlassen worden, so wird bei einer Klage das Gericht festzustellen haben, ob dadurch der Angestellte seines entsprechende« Anteiles an der zugesagten Weihnachts gratifikation verlustig gehen soll oder nicht, wobei es auf die Führung eines Angestellten und den Entlaffungsgrund sehr ankommen wird. Anders ist es bei den Gratifikationen, die einem Angestellten gewährt werden, ohne daß hierüber etwas im Engagements-Abkommen ent halten ist. Hier ist ein klagbarer Anspruch des Angeklagten nur in sehr seltenen Fällen gegeben. Sie stellen nur eine Entschädigung für besondere Tüchtigkeit bei erhöhtem Geschäftsgänge dar. Selbst wenn nun der größte Teil der An gestellten eines Betrieb-s eine Gratifikation er hält, stehen den nicht mit einer Gratifikation Bedachten keine Ansprüche an den Chef zu, wenn sie auch mit den Bedachten gleiche Arbeit zu verrichten hatten. Die Kaufmanns- und ordentlichen Gerichte haben aber auch hier schon häufig einen moderneren Standpunkt eingenommen und wollen in der Weihnachtsgratifikation nichts weiter sehen als eine Bezahlung für vor dem Weihnachtsfest oder auch während des Jahres geleistete Mehrarbeit. Die Gerichte haben denn auch stets einem Angestellten die Gratifikation zugesprochen, wenn er sie ohne eine Zusage beim Engagement einmal bezogen hat, aber ein andermal nicht erhielt. In diesem Falle hat es aber stets der Nachprüfung bedurft, ob den Prinzipal nicht finanzielle Erwägungen be stimmen konnten, von der einmal freiwillig ge währten Gratifikation wieder Abstand zu nehmen, was z. B. bei schlechtem Geschäfts gang durchaus denkbar und berechtigt er scheinen könnte. Von uncl fei»n Heldenmütige Rettungstat eines See offiziers. Als dieser Tage das Linienschiff „Nassau" mehrere Meilen westlich von Helgo land in der hohen See manövierte, bemerkte der als Wachoffizier Dienst tuende Leutnant zur See Albrecht (Werner), daß ein von einer Sturzsee über Bord gespülter Matrose des in der Nähe befindlichen Schleppdampfers „Ge brüder Wrede" mit den Wetten rang und dem Ertrinken nahe war. Der Mann vermochte den ihm zugeworfenen Rettungsring nicht mehr zu fassen. Als der Offizier dies bemerkte, sprang er schnell entschlossen in die bewegte See, ergriff den Matrosen und brachte ihn schwimmend nach dem Dampfer, der nicht ohne Schwierigkeiten beide aufnahm. Der Matrose war bereits be wußtlos und konnte erst nach langen Wieder belebungsversuchen ins Leben zurückgerufen werden. Die gestohlene Brieftasche. Die Bank- firma F. Behrens u. Söhne in Hamburg, deren Kassenboten auf der Reichsbank eine Brieftasche mit Schecks und Konnossementen (Seeflacht briefen) im Betrage von etwa 80 000 Mk. ge stohlen worden war, erhielt die Tasche mit dem gesamten Inhalt durch die Post wieder zugestellt, mit dem Bemerken, die Tasche sei in einem Briefkasten gefunden worden. Der Dieb har also offenbar erkannt, daß er mit den Papieren nichts anfangen konnte. Eine Stadt als Lottertespieler. Die Stadt Pillau hat seit Jahresfrist zu einem nicht ganz ungewöhnlichen Mittel gegriffen, durch das vielleicht die Finanzen aufgebefsert werden können. Der Magistrat kaufte auf Stadtkosten ein ganzes Los der Königlich Preußisch-Süd deutschen Klaffenlotterie. Bisher ist noch kein Erfolg zu verzeichnen gewesen. Stein stand mit keuchender Brust vor ihm. Seine Augen blitzten unter der finsteren Stirn wie zwei Sonnen in bluttotem Scheine am Rande einer Phalanx von Gewitterwolken. „Legt mir das Herz in Klammern!" schrie er endlich auf, „bevor es vor Unmut sprengt k Da hängt das m Tränen und Elend ersehnte Kleinod vor den Augen, Götterhände bieten eS aus den Wolken nieder, und die mißverstandene Dienstpflicht eines Einzigen lähmt alle deutschen Hände, die danach greifen. O Jork, du treibst Hochverrat an der Begeisterung des ganze« Volkes!" Der General wandte fich an Kleist. „Major, der Freiherr scheint zu glauben, daß wir Mühlsteine statt blutender Herzen im Leibe tragen." Daun rasch, als wenn ihm eine Idee gekommen wäre, zu Stein: „Da stehen meine Stabsoffiziere, Freiherr. Tun Sie, als wenn ich nicht lebte und nie ge lebt hätte. Es ist keine Verabredung geschehe«. Meine Soldaten find auf ihren eigenen Wille« gestellt. Versuchen Sie es mit dem Korps. Entwickeln Sie den Herren Ihre Politik." Der Freiherr sah Kleist flagend an. „Im Namen meiner Kameraden," sagte der letztere, „ich will Sie hören!" „Österreich wartet auf Preußen," begaim Stem. „Dem Bunde mü Rußland folgt die Unterschrift des preußischen Königs, sobald er die Hände frei hat. Der russische General Wittgenstein bricht in der Richtung nach Kalisch auf. Sie selbst dirigieren in Eilmärschen nach Pommern und geben der vorbereiteten Er hebung durch Ihr Erscheinen Nachdruck. Während
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