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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. «okal-Anzeiger lür die Ortschaften Bretnig, Großröhrsdorf. Hanswalde, Krankentbal and Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend s bonnementsprel« tnkl. des allwöchentlich beigegebenen »Illustrierten Unterhaltungsblattes" i ierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau» 1 Mark 20 Pfennige, durch di» Poft 1 Mark exkl. Bestellgeld. Jwferate, die 4 gespaltene Korpus,eile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitungsbot« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Ueberetnkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Di»n«tag vormittag V,11 Uhr, für di« Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag >/.1l Uhr einzusrnden. LLristleitung, Druck und Verlag von N. Lchuvig, Drelnig. Nr. 75. Mittwoch, den 18. September 1912. 22. Jahrgang. Oertltche» «ad «LAftkche». — Obstschau nächsten Sonntag in Bretnig. Da« teilweise recht ungünstige Baumblutwetter in Verbindung mit den fol' qenden starken Frösten ließ nur eine geringe Hoffnung aut ein» leidliche Obsternte übrig, aber schon tm Laufe de« Somme:« sah man allerwegen, baß e« noch genügend Oast geben würde, und jetzt im Herbst stehen wir noch vor einer oerhältnitmäßig reichen Obsternte, namentlich in Birnen und Aepsetn. Die feuchte Witterung hat da« gesunde Auswachsen der Flüchte sehr begünstigt, auch da« Auf treten der Obstschädlinge fast ganz verhindert. Angesichts der noch so günstigen Ernte schien es dem Obstbauverein geradezu notwendig, wieder eine Obstschau — nächsten Sonntag im »Deutschen Hause" in Bretnig — zu ver anstalten. Kann doch kaum ein schönerer, Auge und Herz gleicherweise erquickender An blick geschaffen werden, als durch große Tafeln mit erlesenem Obste in überreicher Auswahl! Dem, der Obstbäume pflanzen oder unveredeln will, wird die Sortenwahl durch nicht« so er leichtert -wie durch eine Obstschau, er erhält durch sie auch Nachricht, wer in der Lage ist, Propfreiser abzugeben. Sie ist weiter ein direkter Ansporn zur Pflege und zum Pflanzen von Obstbäumen; ist doch in unseren Dörfern noch so mancher gute Platz vorhanden, dem ein Obstbaum eine bessere Rente abnötigen würde. An wie manche Gebäudewand könn ten noch Spalierbäume kommen, in wie man- chem Gärtchen ließen sich noch einige Zwerg bäume einfügen, mancher Hang, viele Ära»- gärten und sonstige fast brachliegende Lano- stückchen sind noch vorhanden, wo Pyramiden, Halb- oder Hochstämme recht gut gedeihen würden. »Auf jeden Raum pflanz einen Baum und pflege sein, er bringt Dir« ein!" Die Obstschau gibt aber auch Ausschluß, wo Obst und zu welchem Preise verkäuflich ist, sie soll auch eine bessere Sortenkenntnis ver mitteln; soweit e« möglich ist, werden even tuell die richtigen Namen ausgestellter Sorten mit festgestellt. Sine förmliche Prämiierung, wie bei Ausstellungen, kommt zwar nicht in Frage, doch weroen die besten Leistungen nach verschiedenen Richtungen hin durch Preise und Anerkennungsurkunden belohnt (siehe Inserat). Im Interesse der guten Sache wird deshalb die Einwohnerschaft eingeladen, recht zahlreich mit auszustellen und die Schau am Sonnrag auch recht fleißig zu besuchen. Besonderen Anklang dürfte die Verlosung finden. Die herrlichen Fruchtkörbe mit zumeist genußreisem Obst können pro Stück für 20 Pf. erworben werden, d. h. wer etwas Glück hat, viele Nieten sind nicht vorhanden, jedes 6. Los ge- winnt schon. Der Verein läßt entgegenkom mend abermals auch Nichtmitglieder sich an der Schau beteiligen. Der staatlich geprüfte Obstbaulehrer Herr Ocklitz-Bautzen wird dem Verein dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen. Hg. Bretnig. Unter der Ungunst de» Wet ter» hatte auch das diesjährige Schauturnen de» hiesigen Turnvereins am Sonntag be trächtlich zu leiden. Unaufhörlich regnete e», und so sah sich der Verein genötigt, all die turnerischen Vorführungen in der Halle ab. zuhalten. Zunächst turnten die Mädchen- abtkilungen unter Leitung de» 2, Turnwart» Max Haufe, dann kamen die Knaben an die Reihe, deren Vorführungen vom Vorturner Erw. Heinrich geleitet wurden. Da» Gezeigte be friedigte die Zuschauer, wie der gespendete lebhafte NesiaH e« so deutlich bewies. Da» vom 1. Turnwart Hermann Petzold geleitete Turnen de« Verein», welch letzterer seine Auf gabe so ganz und gar erfüllt hatte, bildete den Beschluß de» Schauturnen». Großröhrsdorf. Wir wollen nicht verfehlen, alle Handwerker und Gewerbe treibende auf den heute Mittwoch abend» 8 llbr im „Bergkeller" statlfiadenden Vortrag de» Herrn Direktor a. D. Reischl au» Zittau empfehlend hinzuweisen. Nähere» siehe heutige Anzeige. — Am Freitag wurde-au» dem Haus flur de» Hotel» Haufe ein »Tempo"-Fahrrad gestohlen. Dasselbe trägt Ine Nummer 34780 und hat gelbe Felgen und rme Mäntel. — Am Sonntag fand in der Turnhalle eine In spizierung der hiesigen SanitälSkolonne statt. Pulsnitz. (MünMfuna.) Beim Ab bruch de» Hintergebäude» auf dem früher Zlß- nerschen, jetzt Herrn Dr. Becher gehörigen Grundstücke wurden am Donnerstag nachm. zwischen der Fachwerksschwelle und dem Mauerwerk ca. 500 G-ldmünzen — Lsopolds- taler — Maria Theresiataler und Scheide münzen au» den Jahren 1603—1804 vorge funden. Da» Papier, in dem die Münzen sich befanden, war durch die Länge der Zeit — feit einem Jahrhundert dürften sie in ih rem Versteck gelagert haben — derart morsch, sodaß e» beim Berühren zerfiel. Auf dem Papier befand sich Schrift, die aber nicht mehr zu entziffern war. Gersdorf. (Schadenfeuer.) Im Juni d. I. waren es 10 Jahre, daß unser Oct durch eine Feuersbrunst heimgesucht wurde, damals durch Blitzschlag. Am Sonnabend abend kurz nach 8 Uhr ertönten nun nach dieser langen Zett wieder die Sturmglocken und der Feuer schein zeigte, daß im Niederdorf ein Brand ausgebrochen war. Ei brannte da» mit Stroh gedeckte Wohnhaus de» Steinarbeiters Uhle mann. Der Besitzer bewohnte das Hau» z. Zl. allein mit seinem Ausgedinge, dec oerw. Frau Wehner. Bei Ausbruch des Feuer» weilte U. bei einem Nachbar. Die Kinder sind er wachsen und unter fremden Leuten. Die Frau U. — als Hebamme eine bekannte Persönlich- lich — befandet sich gegenwärtig bet Zittau in einer Erholungsstätte. Da» Feuer war im Schuppen ausgebrochen und legte bald das einstöckige Gebäude in Schutt und Asche. Ge rettet wurde wenig. U. soll versichert haben. Die Entstehungsursache ist unbekannt. Al- erste erschienen am Brandherde die Spritzen von Weißbach und Bischheim. Kamenz, 16. Sept. Die 17 Jahre alte Dienstmagd Anna Therese Bcabowskr au» Geschwitz wurde am Sonntag verhaftet und dem Amtsgericht zugeführt. Sie wird beschuldigt, in Leutewitz ihr neugeborener Kind erdrosselt und im Garten ihrer Dienstherrin vergraben zu haben. Fischbach, 16. Sept. Schadenfeuer. In der Nacht zum Sonntag gegen 10 Uhr avend» brannte die dem Gut»besitzer Wilhelm Winter gehörige Getreidefeime vollständig nieder. Als Ursache wird Brandstiftung ver mutet. Radeberg, 13. Sept. (Aus dem Zuge gestürzt.) Kurz vor Einfahrt de» gestern abend l/,10 Uhr von Görlitz hier fälligen Psr- sonenzuge» stürzte ein Passagier au« einem Abteil 2. Klaffe. In der Nähe des Waffer- turme» sand man den Reisenden bewußtlos zwischen den Schienen liegen. Man brachte den Verunglückten ins Radeberger Stadlkran- kenhaus, wo er an einer Gehirnerschütterung ohne Bewußtsein daniederliegt. Es handelt sich um den 57 Jahre alten Hopfenhändler Engelbrecht Würdinger aus Saaz in Böhmen. K ö n t , » b r ü ck. Sin öffentlicher Fisch oerkauf soll auch hier bet genügender Beteil igung eingerichtet werden. Der Verkauf wird zum jeweiligen Tagespreise der Seefischgrob handlungen mit einem noch festzustellenden Aufschläge für Fracht und Verkaufsunkosten erfolgen. Heidenau, 16. September. Haftent lassungen. Besitzwechsel. Infolge von oorge- kommenen, durch den ausgebrochenen Konkurs entdeckten Unregelmäßigkeiten bei ver Firma Mann u. Willkomm wurden seinerzeit auf Veranlassung de» Königl. Landgericht« Frei berg vis Gründer ver Firma, die Herren Direktoren Heidan und Mann sowie Herr Wunsch ninn jun., der Vertreter der Firma in Hamburg, und dessen Vater, Herr Mühlen besitzer Wünschmann in ReinhrcdtSgrimma, der zugleich in di- Manipulationen der Dippoldiswalder Vereinsdank verwickelt ist, in Untersuchungshaft genommen. Jetzt sind die Herren Mann gegen Stellung einer Kaution von 5000 Mk. und Wünschmann jun. wegen nicht genügenden Belastungsmaterials ans der Haft entlassen worden. — Da» Kontor- und Verwaltungsgebäude der Firma Mann und Willkomm ist durch Kauf in den Besitz des Herrn Kommerzienrat Hoesch übscgegangen. Dresden. Gegen einen Landgerichtsrat, dem Darlehnsbelrügereisn zur Last gelegt werden, begann am Freilag ein Prozeß vor der Strafkammer in Dresden. Es handelt sich um den Landgsrichtsrat Dr, Snell, dessen Verhaftung s. Zt. große» Aufsehen erregte. Snell war anfangs in deutschen siplomatischen Diensten tätig und eine Zeitlang als Attaches der deutschen Botschaft in Washington zuge teilt, später war er Offizier in sächsischen Dien sten und schließlich wurde er Jurist. Da er auf großem Fuße lebte, hoffte er in den Spiel sälen von Monte Crrlo und Ostende seine zerrütteten Vsrmögensoerhällnifse durch große Gewinne wieder in Ordnung zu bringen, was ihm jedoch nicht gelang. Schließlich fiel er Wucherern in die Hände und gab mehrfach sein wertvolles Mobiliar al» Pfand, obwohl e» schon verkauft war. In der Verhandlung am Freitag wurde u. o. festgestellt, daß Snell bei einer Bank ein Konto von 5 Pfennigen hatte, trotzdem stellte er einer Opernsängerin einmal einen Scheck über eine beträchtliche Summe aus. Der Angeklagte gab zu seiner Verteidigung an, er habe Aussicht gehabt, sich reich zu verheiraten, so daß er seine Schulden last, die 40- bis 50 000 Mark betrug, hätte bezahlen können. — Der sächsische Krieg-Minister ist anläß lich der Karsermanövec sehr geehrt worden. Der Kaiser hat ihm seine Porträtbüste in Bronze geschenkt, und vom Prinzregenten von Bayern erhielt er das Großkreuz de» Ver dienstordens der Bayrischen Krone als Aner kennung für die Führung der bayrischen Truppen im Manöver. In einem Hand schreiben, da» die Bronzefigur de» Kaiser« begleitete, drückte der oberste Kriegsherr dem sächsischen Generaloberst seine Anerkennung und vollste Zufriedenheit zu der Führung der blauen Armee im Kaisermanöver au». — Große Kunst-Ausstellung Dressen 1912. Nur noch wenige Wochen vergehen, und die meisten Werk« der bildenden Kunst, die jetzt die GroßeKunst-AuSstellung vereinigt, zerstreuen sich nach allen Seiten. Der Termin der Schlie« ßung, der von Anfang an auf den 15. Okto- der festgesetzt war, wird beibehalten. Beson der» sei noch darauf aufmerksam gemacht, daß die Ausstellung nur noch an 5 Sonntagen ge öffnet ist. — Au«gezahlte Belohnung. Herrn Gen darm Böhme in Gottleuba ist die von der Oderpostvirektion zu Düsseldorf für Ermitte lung und Festnahme de» mit etwa 7000 M. flüchtig gewordenen PostrWenten Thym und für Wiedererlangung de» Seide» »»»gesetzte Belohnung von 500 M. zugesprochen worden. Thym hatte sich unter dem Namen eine» Lsut- nont» z. S. Rüßler in Hartmann»dach al» Sommerfrischler eingemirtet uns führte ein flotte», lustiges Leden. Er gab da» Geld mit vollen Händen au» und machte stch verdächtig. Nachforschungen ergaben, daß ein Leutnant z. S. Rößler nicht existiert und der Beamte schritt zur Verhaftung just al« Thym eine Bowle spendete. Am andern Tage wollte er in Begleitung einer Dame nach Wien ab« dampfen. Von der Strafkammer in Düssel dorf wurde Thym zu längerer Gefängni-strate verurteilt uno Herr Böhme erhielt nun die ausgesetzte Belohnung. Brandi». (Austritt aus der Landes kirche.) Der hiesige Schulvorstand hatte al» Nachtrag zur OctSschulocdnung beschlossen, daß Forrbildungsschülern, die eine niedrigere Sitten« zensur al« 1 erhalten, der Eintritt in Vereine überhaupt verboten sei, ebenso sollten dieselben keinem Vtreine angehöcen, der den Interessen der Fortbildung»schule entgegenstehe. Es wur den auch vom Schulvorstande besondere Kar te« ausgestellt und die Vereine benachrichtigt, daß sie Fortbildungsschüler ohne diese Karte al« Mitglieder nicht ausnehmen und ihre Teilnahme an Vereinssestlichkeiten nicht ge statten dürften. Die hiervon sich betroffen fühlende Arbeiterschaft erhob hiergegen Protest und beschloß, dieser Bestimmung dadurch zu begegnen, daß für jeden bestraften Schüler 20 Personen au» der Kirche au»lreten. Der Kirchenvorstanü hat nun darauf in seiner letzten Sitzung beschlossen, an den Schulvor stand das Ersuchen zu richten, den Nachtrag wieder aufzuheben. — Spitzbuben-Pech l Wurde da in Leip zig vor einigen Tagen nacht» ein Schau kasten für Schuhwaren erbrochen. Der Spitz bube erbeutete 11 Damenstiefelchen — e» waren aber lauter „links"! — Die Maul- und Klauenseuche herrschte in Sachsen nur noch in der Amtshauptmann- schast Oschatz, und zwar in dem kleinen Orte Mautitz. Jetzt ist die Seuche auch hier er loschen, so daß das Königreich Sachsen völlig seuchenfrei lst. — Auf der Flucht verhaftet. Am Grenz bahnhof in Tetschen wurde Kaufmann Andrea» Menzel au» Mitrowitz in Slawonien samt Frau und Kindern aus der Flucht nach Ame rika verhaftet. Er hatte Betrügereien m Höhe von 90 000 Kronen verübt. 71 000 Kronen und Fahrkarten bis Leipzig wurden noch vor gefunden. Brüx, 14. Sept. Jo dem Mordprozeß Köhler au» Chemnitz, der de» Morde» an de« Inspektor Tucha beschuldigt und stark verdäch tigt ist, den Droschkenkutscher Winkler in Dresden erschossen zu Haden, verneinten die Geschworenen gestern adend nach mehrtägiger Verhandlung die auf Raubmord lamende Schuldfrage. Köhler mußte freigesprochen wer den, doch meldete der Staat-anwalt Nichtig keitsbeschwerde an.