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Amtsblatt für die Ortsbehöröe und den Gemeinderatzu Bretnig. Lokal-Anzeiger sür l>ie Ortschaften Bretnig, Grotzrührseorf, Hauswalde, Frankenthal und Nmgegen» Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend l tonnementsprei» inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" > ierteljährltch ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau« 1 Mark 0 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser- sämtliche Zeitungsbote» jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag '/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag ^»11 Uhr einzusenden. Schriftleilung, Druck unö Verlag von A. Schurig, Drelnig. Nr. 74. 22.1 Jahrgang Sonnabend, den 14. September 1912. Dem Erntedankfeste zum Geleite! Motto: 1. Tim- 6, 6 ff. SS ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lasset ihm genügen. Wir feiern da« Erntedankfest de» Jahre«. Darum schicken wir voran den DanksSpsollm: „Lode den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen." Ist der Jahresanfang da« große Morgengebel der christlichen Gemeinde, so hat man diese» Fest da» große Tischgebet der Kinder Gottes ge nannt. Und so wollen wir heute über dem Erntesegen dieses Jahre» die Hände falten und einen Erntekranz flechten au« den Blumen de» Danket und der Liebe zum Herrn und mit dem Grün einer frischen und fröhlichen Hoffnung. E« ist in diesem Jahre vielleicht nicht so reichlich geerntet worden, als wir erwarteten. Aber wie kein anständiger Mensch an einen gedeckten Tisch treten wird und sagen wird: Weil der Tisch heule nicht voller ist, so danke ich heute nicht, so wird auch der Christ nicht denken: Weil in diesem Jahrs mir dies und da« nicht geraten ist, so oanke ich dafür nicht. Nein, wir danken dem Herrn auch in diesem Jahre, denn es ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und lobflngen deinem Namen, du Höchster. Den Landmann ruft diese Zeit zu besonderem Danke auf. Er hat in Hoffnung gesät, in Geduld gewartet, im Schweiße gearbeitet und unter Sorgen geerntet. Nun ist das Feld leer und die Scheuer voll geworden. Und spricht in diesem Jahre einer: Es sollte mehr sein! und dort einer: Es sollte wohlfeiler sein! o, wir wollen vielmehr sprechen: Wa sollten demütiger uns begnügen, christlicher hoffen, eifriger bitten, kindlicher danken, spar samer Haushalten. Ist der Ernteertrag manchem zu klein, so wollen wir heute einmal auf einen andern Gewinn blicken, der die Ge müter zufriedener, die Ernte gesegneter und uns alle reicher machen kann. Reicher? — „Zufrieden macht reich". Sicach nennt es uns: „Wer sich mit seiner Arbeit nährt uns läßt ihm genügen, dec hat ein fein ruhiges Leben." Der Apostel Paulus nennt e» uns: „Er ist ein großer Gewinn, wer gsttselig ist und läffet ihm genügen". Ein goldener Spruch! Und wer über des Jahres Ertrag und Gewinn mißvergnügt wäre und statt des Dankpsalmss lieber ein Klagelied hörte, der mag diesen Spruch besonder« beherzigen und über Scheuer usd Speicher, über Beutel und Schatz und Herz schreiben: „Er ist aber ein grober Gewinn, wer gottselig ist und lasset ihm genügen." OertlicheS und SLckstkches Bretnig. Wie uns durch ein Rund schreiben des Bezirksobstbau-Verein« zu Kamenz mttgeleilt worden ist, veranstaltet derselbe in der Zett vom 3. bis zum 6. Oktober d. I. in den Räumen des Gasthofes zu „Stadt Dresden" in Kamenz eins große Obst« und Gartenbau-Ausstellung, mit der ein Obstmarkt sowie eine Obstkörbchen-Verlosung verbunden werden soll. Kosten erwachsen den Ausstel lern nicht. Alles Nähere ist aus den Aus- stellungsbeoingungen zu ersehen, die auf Be stellung durch Postkarte durch den Au«stel- lungSleiter, Bürgerschullehrer G. Jährig in Kamenz bereitwtlligst zugesandt werden. Di- Anmeldungen haben bi» zum 25. Sept, zu erfolgen. Bretnig. Die Versicherung-Pflicht für Angestellte erstreckt sich, worauf wir hiermit Hinweisen, nur auf Angestellte, d. h. solche Per sonen, welche weder zu der hanoacbeitenoen Bevölkerung, noch zu den Unternehmern ge hören. Der Umstand, daß der Angestellte nach der Reich»versichecung»ordnung verstchs- rungSpflichtig ist, befreit ihn nicht. Berstche- rungsoflichtig sind alle Angestellten, die im Deutschen Reiche beschäftigt werden, gleichvi-t ob sie männlichen oder weiblichen Geschlechts, verheiratet, verwitwet oder ledig, Inländer oder Ausländer sind. Der Versichsrungrzwang beginnt mit dem ersten Tage de» 17. LebsnS- jahces. Personen, die da» 60. Lebensjahr vollendet haben, werden nicht mehr neu m die Versicherung ausgenommen. Was die Bsruf»- fähigksit anlangt, so gilt eine Person, deren Arbeitsfähigkeit infolge kö peclichsc Gebrech'» oder infolge Schwäche ihrer körperlichen und geistigen Kräfte auf weniger als dis Hälfte derjenigen eine» körperlich und geistig gesun den Versicherten von ähnlicher Aurbildung und gleichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten hsradzesunksn ist, al» derufsunfähig und ist von der Angsstelltenoerficherunz ausgeschlossen. Un der Angsstelltenvsrstcherung teilhaftig zu werden, muß die Tätigkeit gegen Entgelt er folgen, wobei Sachbezüge auch al» Entgelt gelten. Selbst solche Angestellte, die einen Jahresverdienst von weniger al» 2000 Mark haben, sind versicherungspflichtig, dagegen nicht Angestellte mit mehr al» 5000 Mack Jahrs«, arbeitsverüienst. — üeder berüchtigte Regenjihcs in der Ge schichte gibt eins kleine historische Tabelle Auf schluß, die den „Lsipz. Neuesten Nachrichten" zur Verfügung gestellt wurde. Aus osc Tabelle ist zu ersehen, daß unser Regsnjahc noch lange nicht da« schlimmste ist. So soll er nach osc Chronik im Jahre 1315 von Mitte Mai bi« gegen Weihnachten, ohne auch nur eins» Tag auszusetzsn, geregnet haben In Jahrs 1401 regnete e» vom 16. März bis Enos Sepcem- bsr. 1468 fiel soviel Regen, daß mau das Getreide auf osn Felosen mußte verfaulend liegen lassen. Uno 60 Jahre später goß es in Strömen von Ende Juli dis Mitte Naosmosr mit Lusnahms von vier trockenen Tagen. Kamenz. Nächsten Sonntag und Mon tag findet hierselbst.aec Herost-Jahcmirkl statt. — Ein Deserteur. Au« einem Pfecosstall in Straßgrädchsn ist in der Nacht zum Mitt woch eine ls'chts, braune Sture entlaufen. Da» Pferd gehört dem Fußrctillecie-Rrgiment Nr. 15 in Torgau. Neustadti. S., 12 Sept. Einem um fangreichen Streichholzschmuggel sind sächsische Zollbeamte an der benachbarten böhmischen Grenze auf die Spur gekommen. Bereits seit längerer Zeit hatten die Beamten Kenntnis davon, daß Streichhölzer unverzollt über die Grenze gebracht wurden, der Täler konnte man aber nicht habhaft werden. Sestern ge lang e« nun, eine ganze Gesellschaft zu über raschen und anzuhallen. E« wurden 3000 Pakele Streichhölzer beschlagnahmt. Einer der Schmuggler, der österreichischer Staats angehöriger ist, wurde beim Amtsgericht Neu stadt in Haft gesetzt. Die Untersuchung ist eingeleitet. — Vom König Friedrich August. Eine reizende Episode aus dem Leben unseres Köniz ist in diesen Tagen bekannt geworden und macht gegenwärtig in Dresden die Runde. Der erzgebirgische Strumpfwirker Ahner, der Sor gen genug hat, mit seiner Hände Arbeit seine nicht kleine Familie durchzubringen, hat gegen wärtig zwei Söhne im Dienste bei der säch sischen Armee. Ec hätte deshalb gern die Parade auf dem Zeithainer Exerzierplätze ge sehen, allein seine Mittel gestatteten ihm nicht die Reise, geschweige die Aufgabe für ein Billet zur Paraoe. Er wandte sich an den König selbst un» erhielt bald darauf eine Karte, die ihm den Zutritt zu dem Exerzierplatz zu- fichsrls und 8 Mk. bares Geld. — Der König oon Sachsen und dis Bauern von Naundors. Als die Bewohner de« bei Kayna gelegenen preußischen Dorfe» Naun- oorf erfuhren, daß osc Köniz oon Sachsen auch ihren Ort auf dem Ritte nach Zeitz be rühren werde, beschlossen sie, ihr Docs präch tig zu schmücken. Aber osn König führte sein Weg so, saß er nicht in» Dorf hinein,u- reiten »rauchte. Um nun die große Mühe und die Opler an G-lo nicht umsonst gehabt zu haben, entschloß sich ein biederer Land mann, oem König nachjusilsn und ihn zu oe- .wezen, doch umzukehren uns succh» Dorf zu reiten. Gesagr, gstan I Er rust den König an: „Majestät, Majestät!" —Endlich hürt's dec König und fragt: „Was gibt'»?" — „Ach, bitte, Majestät, reiten Sie »och durch unser Dar,!" — „Warum o-nn?" fragte der König uns erhält dis Antwort: „Wir möchten alle osn König sehen und haben den Ort sehr schön geschmückt." — „Den Gefallen", er widert der König, „kann ich Euch schon tun." — Er riß sein Pferd herum, ritt mit seinem Gefolge oucch» wirklich schön geschmückte Dors, fortwährend oon stürmischen Hurrarufen be- gleitet. Dresden, 11. Sept. Der Kaiser ließ heute vormittag bei Großenhain sie 23. säch sische Dwlsian an sich oocbeimarschreren. Ec scnannls den König von Sachsen zum Gene- calfelomacsch ill und überreichte ihm selbst den Macschallstao. Dressen, 12. Sept. Der Löws ist los! Heute Donnerstag vormittag herrschte in osn Anlagen osc Bäcgecwiese unter den zahlreichen Spaziergängern große Aufregung. Mit» hatte auf o-n Wegen einen Löwen ge sehen, öec sich langsam schleichend vorwärts bewegte. Wärter oes Zoologischen Gartens unternahmen auch so'oct eins regelrechte Löwen jagd, nicht mit Schießgewehren, sondern mit Netzen und trieben das Rrubtier, das grim mig die Zähne fletschte, in die Enge. Die goloens Freiheit hatte bald ein Ends. Bei der Jagd wucoe ein Wärter verletzt. Dec junge Lows war beim Reinigen des Käfig» mit einem Sprung durch sie offene Tür in sen Garten gelangt und dann unbemerkt entkommen. — Dis Tochter oder das Leben. Als dsr Rittergutsbesitzer Otto Brückner in Grricht»- hain über den Hof seins» Gute» ging, trat ihm plötzlich ein Ecntearbeitec mit einsm Ge wehr entgegen und forderte die Tochter des Rittergutsbesitzer» oder dessen Leben. Al- Brückner darauf keine Antwort gab, feuerte der freche Patron ab. Glücklicherweise konnte sich der Rittergutsbesitzer noch rechtzeitig bücken, so daß der Schuß fehl ging und der Angreifer mit Hilse de» Sohnes de« Bedrohten festge nommen und einem Gendarmen übergeben werden konnte. — Lin eigenartiger Schicksalsfall hat sich jetzt in Dittersdorf bei Glashütte zugelragsn. Ja ca. 3 Wochen sind 3 Nachbarn zur ewi gen Ruhe abberufen worden und nun aus dem Friedhose wieder Nachbarn geworden. Oderwies enthal. (Zeitiger Winter.) In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag ist auf dem Fichtel- und Keilberg der erste Schnee gefallen. Seit Menschengedenten ist da» noch nicht dec Fall geweskn. Wa» noch verwunderlich scheint, ist die Tatsache, daß der Schnee in 10 Zentimeter Höhe auch Sonntag über liegen blred. Die Temperatur wac auf 0 Gcad gesunken und hatte mit dem Steigen durchaus keine Eile. Es war in der Tat ein recht eigentümliche» Bild, da» sich den erstaunten Äugen dec Bewohnerschaft vor. Da zu kam noch, daß sich sofort eine sportsröhliche Jugend fand, die an den Bergeshängen i« Skilauf sich tummelte. An na derg. Durch eine Ohrfeige ge tötet wurde hier dec 49 jährige Hanoarveiler Weißer. Ec hatte sich an emer Schlägerei beteiligt, in deren Verlauf er eine so starke Ohrfeige erhielt, daß er bewußtlo» wurde. Einige Stunden später staro er rn smuer Wohnung. Zwer au Ser Schlägerei beteiligte Arbeiter sind verhaftet. — 7 Pfund Giftpilze. Einer Händlerin wurden aur dem Markte in Gera 7 Pfund Ziitreijker fortgenommen. Diese Menge würde, wenn sie verkauft worden wäre, genügt haben, den Tod von über 20 Personen herveizufüh- rrn. Hieraus ersieht man, wie notwendig e» ist, auch auf den Märkten die zum Verkauf au»gebotenen Pilze zu revidieren. Kirchennachrichten oon Bretnig. 15. Sonntag n. Tc.: E r n t e d a n k f e st. l/z9 Uhr: FestgolleSdieuft rn der festlich ge. schmückten Kirche. Pcsdigltext: Matty. 5, 45, Thsma: „Der Sonnsnichein, em Segm»- gcuß oon Gott. Wie wollen wir ih n danken?" Kestgesang des KicchsnchoceS: „Heer, wie sind deine Wecks so groß uno «ist —". Lwo lüc gsm. Chor o. Gläser. Kollekte sür die Gem-indsdiakonie. 11 Uhr: Kindergottesoienst. Herzliche Bitte: Wir vilteii recht herzlich jedes christlich gesinnts Haus, unsere Kirchs zum Erntefeste mit Schmuck freundlichst de- oenksn zu wollen, seien es Kränze, Biumen- stöcke oder Früchteos» Gartens uns de» Felde». Geboren: o. leoigsn Näherin Anna Elsa Köhiec ein Sohn; o. ledigen Dienstmädchen Olga Fcida El^ao-lh Gcunamann eine Tochter. Gelaust: Paal Wilhelm Erich, Sohn d. Näherin Anna Elsa Köhler; Hedwig Helsne, Tochter d. Zigarrenaro. Paul Geocg Nitzsche; Paul Erich, Sohn o. Ziegeldeckers Paul Ger hard Kurze. Gestorben: Paul Wilhelm Erich Küh ler, S. d. Anna Elsa Kögcer, 3 T- 4 St. alt. ko.-lutb. Iiingllngtvereiur Sonntag abend» 8 uyc: Vsc!ammr«ag UN Psarryaufe. Bor trag: Rezitationen ausg-wähltec Gedichte. Mittwoch den ,18. Sept, aoenos 8 Uhr: Bibslstunde im Psarchauss. Kirchsnnachcichten oon Gcogröhrsoors. Geburten: Erfa Gectcud, T. o. Mel ker» Lac an Lipski Nc. 332. — Heinz Her bert, S. d. Tischler» Max Erwin Porrmann Nr. 203 b. — Elsa Gertrud, L. 0. Herzers Julius Franz Emil Wolf Nc. 68. Aufgebote: Elektrizitätawtrksarb. Paul Rodert Angermann Nr. 125 d uno Joa Minna Boden Nc. 329. — Hilssbücodienec Bruno Albert Kohl in DrrSbsn und Emili: Flora Lunze Nr. 26. Sterdeiälle: Augusts Wilhelmine Anoer» geb. Berndt Nc. 253, 73 I. 4 M. alt. — Anna Weiß gell. Teubner Nc. 270y, 62 I. 2 M. 21 T. all. — Mela Frida Nilsche ged. Prescher Nr. 188, 31 I. 3 M. 28 T. alt. — 'Außerdem ein totgeb. Knabe.