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Allgemeiner Anzeiger : 07.09.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191209070
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-09
- Tag 1912-09-07
-
Monat
1912-09
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 07.09.1912
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Kaiser Wilhelms Schweizer-Reise. O Niemals, seit die Schweizer Eidgenossen schaft nach blutigen Kämpfen ihre staatliche Un abhängigkeit erklärt hat, hat ein Fürstenbesuch aui schweizerischem Boden so allgemeine Anteil nahme der Bevölkerung gefunden, als jetzt die Manöverreise Kaiser Wilhelms. Daß der Besuch des Oberhauptes des Deutschen Reiches die Herzen auch der überzeugtesten Republikaner mit grober Genugtuung erfüllt, davon legte die allgemeine Bestürzung Zeugnis ab, die sich dort einstellte, als infolge der vorübergehenden Un päßlichkeit des Monarchen daS Unterbleiben des Besuches in Aussicht genommen werden mutzte. Jetzt ist zwar das Programm etwas abgekürzt worden, aber es gibt dem Gaste genügend Gelegenheit, die kernige, tüchtige Eigenart der Schweizer und die Höhe, auf der sich das Heerwesen dieses von jeher kriegerisch begabten und in Kriegswerken geübten Stammes befindet, kennen zu lernen. Es bedarf keiner besonderen Ver sicherung, datz jeder politische Hintergedanke bei dieser Anwesenheit des Kaisers in den Schweizer Landen ausgeschlossen ist. Die Schweizer sind nüchtern und verständig genug, um zu wissen, daß eines sich nicht für alle schickt, auch in der Politik. Der Bundesstaat, der sich allmählich immer fester gestaltet hat, kann als gegebene Staatsform für die wenigen, noch dazu in drei großen Sprachstämmen zersplitterten Millionen Bergbewohner angesehen werden, die im Herzen Europas, zwischen den Grohmächten eingekeilt, zu einer eigenartigen Nation zusammengeschweißt sind. Auch ihr Milizsystem und die Form der nationalen Verteidigung, die die hohe Anerkennung der militärischen Kenner errungen haben, sind ganz aus den eigen artigen Bedürfnissen des Landes hervorgegangen. Sie vor dem Kennerblick des obersten Kriegs herrn einer der ruhmvollsten Armeen Europas vorzuführen und gewürdigt zu sehen, ist eine Sache, die den Schweizern zur besonderen Genugtuung gereicht. Auch die deutsche Presse weiß es vollauf zu würdigen, daß der Kaiser es ermöglicht hat, der Nachbarrepublik einen sichtbaren Beweis seines freundschaftlichen Interesses für ihre Einrichtungen zu geben. Mit jedem Jahre wächst bei uns die Schar der be geisterten Verehrer des schönen Schweizerlandes, und das Streben der Eidgenossen, die politische Unabhängigkeit ihres Staates nach allen Seiten eifersüchtig zu wahren, findet vielleicht nirgend wo anders so williges Verständnis, wie bei uns. Kaiser Wilhelm ist es ja gewöhnt, datz man seine Absichten im Auslande häufig ver kennt und ihm allerhand feindselige Pläne unterschiebt, nur um stets wieder von neuem Mißtrauen gegen Deutschland säen zu können. Aber die Tatsachen haben die politischen Brunnen vergifter inutzer noch Lügen gestraft, und in der Schweiz wird man in diesen Tagen gewiß nicht vergessen, daß Kaiser Wilhelm seit seiner Thronbesteigung unermüdlich darauf bedacht war, der Welt und besonders Europa den Frieden zu erhalten. Darum werden die Artikel eines Teils der französischen Presse, die fich darin gefällt, die Schweizer-Reise Kaiser Wil- hels als einen Bruch der Überlieferungen darzustellen, der „Unruhe im Gefolge haben muß*, bei jedem Vorurteilsfreien als das ge wertet werden, was sie in der Tat sind: der Ausfluß einer Nervosität, die gerade in Frank reich um die Zeit des Sedantages immer be sonders stark aufzutreten pflegt. In der Schweiz, wie auch in Deutschland, wird man an die Reise Kaiser Wilhelm? keinerlei politische Hoffnungen knüpfen, man wird sich vielmehr au die Worte halten, die der halbamtliche ,Berner Bund' dem Deutschen Kaiser zur Begrüßung widmet: „Wir sehen dem Besuche mit dem vollen Be wußtsein seiner Bedeutsamkeit entgegen. Wie auf der Reede von Romanshorn Kaiser Franz Joseph, wie aus Schweizer Boden der Präsident der französischen Republik mit vollkommenster Oil Ourck eigene Xrakt. 12j Novelle von Haus Lings. Dartsch«»».) Dis starken Eichen am Wege schienen dem Ulanen - Offizier zuzurufen: „Kennst du uns noch?* Sie streben die Äste nieder, als wollten sie den Dahineilenden aufhalten. Aber weder ihre Lockungen, noch die verführerischen Blicke der Blumen im Grase und die Grüße der roten Beeren im niedrigen, dunklen Gesträuch vermochten, ihn den schnellen Trab seines Pferdes mäßigen zu lassen. Erst an jenem See, dem Ort seines ersten Zusammentreffens mit Marianne, hielt er Rast. Den Stein, den er zum Andenken an jene Begegnung errichtet hatte, lag noch un verrückt und unversehrt. Er nahm sein Messer und schnitt in die Rinde der Buche, die daneben stand, die Buchstaben M. und K. Dann rief er ein dreimaliges Hurra! über den See hin über, datz der Widerhall laut zurückklang und die Vögel erschrocken von den Zweigen auf flogen. Nun bestieg er wieder sein Rotz und ntt, ohne in ein Wirtshaus einzukehren oder sonstwie Speise oder Trank zu sich zu nehmen, bis zum Dorfe Braunshöhe, das er um die Mttagszeü erreichte. Im Gasthof „Zum Prinzen* kehrte er ein. Nachdem er sein Pferd nntergebracht und ver sorgt und sich selbst an Speise und Trank er- outckt batte, musterte er sich noch einmal im Spiegel, drehte seinen Schnurrbart, bürstete Haar und Rock, kurz, er ordnete alle jene Kleinigkeiten, die bei einer Brautwerbung ja nicht vergessen werden dürfen. Als er mit allem Achtung und Sympathie begrützt wurde, ebenso wird auch bei dem Besuch des Deutschen Kaisers der Willkomm des Schweizer Volkes, das in mitten der Großmächte nichts andres will, als seine verbriefte Unabhängigkeit im Bunde auf richtiger Freundschaft mit den Mächten be wahren, ein ebenso herzlicher als achtungsvoller sein. Man erwartet von diesem Besuch keine andern Folgen, als eine Befestigung der Freund schaft zwischen der Schweizer Republik und dem Deutschen Reiche.' Politische Kunciscdau. Deutschland. * Wie erst jetzt bekannt wird, hat der russische Botschafter in Paris, Iswolski, dem Reichs kanzler v. Bethmann-Hollweg während seines Aufenthaltes in Gastein einen Besuch abgestattet. Der Besuch war, nach halbamt lichen Erklärungen, dazu bestimmt, öffentlich zu zeigen, datz er kein Feind Deutschlands und Österreich-Ungarns sei. * Unabhängig von Erwägungen der Reichs regierung, die sich auf die Vorschläge für die Internationale Konferenz aus Anlaß des „Titanic'-Unglücks in London beziehen, dürften die Verhandlungen bei der Seeberufsgenossen schaft dazu führen, datz neue Vorschriften über die zwangsweise Einführung der drahtlosenTelegraphie auf See schiffen am 1. Oktober in Kraft gesetzt werden, was durch Abänderung der Unfall verhütungsvorschriften geschehen soll. In Aus sicht genommen ist, daß in Zukunft Passagier- dampier, die mindestens 75 Personen einschließ lich der Besatzung an Bord führen, funken telegraphische Einrichtungen aufzuweisen haben, die wenigstens 100 Seemeilen weit reichen. *Um die für den Anfang des nächsten Jahres in Aussicht genommene Durchführung des Abschnittes der Reichsversicherungsordnung über Unfallversicherung in allen Teilen bewerkstelligen zu können, ist es noch nötig, daß der Bundesrat sich über die Zuteilung der neu der Unfallversicherungspflicht unterstellten gewerb lichen Betriebe zu Berufsgenossenschaften schlüssig macht. Diese Beschlußfassungen werden zu den ersten Arbeiten des Bundesrats nach Wieder aufnahme seiner Vollsitzungen gehören. Es handelt sich um die Schaffung neuer Berufs- genossenschafren und um die Angliederung an schon bestehende. Im ersteren Falle würde die Bildung neuer berufsgenossenschaftlicher Ver einigungen so schnell erfolgen müssen, datz sie noch zum Anfang des nächsten Jahres in Tätig keit treten könnten, in letzterem würde es sich um Erweiterungsarbeiten an den berufsgenossen schaftlichen Katastern handeln. Auf jeden Fall dürfen die der Unfallversicherungspflicht neu unterstellten Betriebsunternehmer damit rechnen, daß sie die berufsgenossenschaftlichen Umlage beiträge zum ersten Male für das Jahr 1913 (allerdings erst im Beginn des Jahres 1914) werden zahlen müssen, während die Vergünsti gungen der Unfallversicherungspflicht ihren Ar beitern schon vom 1. Januar 1913 ab voll werden zuteil werden. "Die Einnahmen der Landes bahnen Deutsch-SüdwestasrikaS haben, dem ,D. Kolonialblatt' zufolge, im April rund 675 000 Mk. und im Mai rund 648 000 Mk. betragen. Landesbahnen sind, d. h. im Eigentum des Landes stehen jetzt alle dem öffentlichen Verkehr dienenden Bahnen mit rund 2100 Kilometer Gesamtlänge. * Für das Ende des Jahres 1914 ist in Daressalam eine allgemeine deutsch ost afrikanische Landesausstellung geplant. Eine in Daressalam zusammen getretene öffentliche Versammlung hat einen vorläufigen Ausschuß gewählt. Zur Beteiligung an der Ausstellung soll außer den Interessenten in Deutsch-Ostafrika auch in weitestgehendem Matze die heimische Maschinenindustrie, Textil industrie usw. aufgefordert werden. * Der vom südwest afrikanischen Landesral ernannte Ausschuß zur Be ratung der Diamantennetto st euer fertig war, machte er sich, nicht ohne Herzklopfen, auf den Weg nach der Landwirtschaftlichen Schule. In der großen Kastanienallee, die von dem Dorfe nach dem Tore des alten Klosters führte, begegnete Karl zuerst dem lieben, asten Herrn Jäger. Der freundliche alte Herr war hoch erfreut über dieses unverhoffte Wiedersehen und stellte sofort ein Dutzend Fragen an Karl, dis alle von seiner herzlichen Teilnahme für den jungen Ulanen zeugten. Dieser aber beant wortete sie summarisch mit einem „Danke gut, recht gut!' und stellte dann die Gegenfrage: „Wie geht es Fräulein von Wildseck?' „O, danke, gut, recht gut, sehr gut!' wieder holte Herr Jäger freundlich. „Sie will sich ja in diesen Tagen verloben.' „Verloben?' Karl wurde bleich vor Schreck. Doch beherrschte er sich und fragte weiter: „Mit wem?' „Mit ihrem Vetter, dem Doktor Kurt von Wildseck.' „Es ist nicht möglich!' rief Karl. „Warum nicht möglich?' fragte Jäger. „Sie kennen ihn ja. Ihrer Tapferkeit hat er ja seine Befreiung aus den Händen der Franzosen zu danken. Er nennt sich Ihren Freund und hat Sie stets sehr gelobt. Sie wissen, er ist ein schöner, liebenswürdiger Mann, der ein solches Mädchen verdient. Dazu von Adel. Sie braucht nicht einmal den Namen zu ver ändern, wenn sie ihn heiratet.' „Es ist nicht möglich!' rief Karl zum Pveiten Male. Nun erst wmde Jäger aufmerksam. hat seine Tagung beendet. Auf ihr kam es leider nicht zu der erhofften Einigung, sondern zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen den Mitgliedern des Landesrats und den Vertretern der Regierung. Schweiz. * über Verhandlungen zwecks Abschlusses einer deutsch-schweizerischen P o st - union sind in den letzten Tagen Nachrichten verbreitet worden. Die schweizerische Ober postdirektion in Bern schreibt jedoch dem ,Deutschen Reichs-Archiv', daß die Meldungen über den bevorstehenden Abschluß eines solchen Abkommens zwischen Deutschland und der Schweiz unzutreffend sind. Bezügliche Ver handlungen haben bis jetzt weder zwischen den Regierungen noch zwischen den Postverwaltungen beider Staaten stattgefunden. Aus deutschen Beamtenkreisen sind lediglich unverbindliche Erörterungen angeregt worden, denen gegenüber man sich schweizerischerseits jedoch durchaus zurückhaltend verhielt, da der Einführung eines billigeren Portosatzes im Verkehr mit Deutsch land zurzeit in der Schweiz hauptsächlich finan zielle Gründe entgegenstehen. Ägypten. * Englische Blätter berichten von Verhand lungen zur Erhebung des türkischen Tributär staates Ägypten zu einem Königreich unter englischer Schutzherrschaft. Die Türkei solle dafür eine Entschädigung in Höhe von 20 Millionen Pfund erhalten. Die Erhebung Ägyptens zum Königreich unter englischer Schutz herrschaft ist ein Vorschlag, der nicht zum ersten Male auftaucht. Für die türkisch-italienischen Friedensverhandlungen würde die völlige Un abhängigkeit Ägyptens von der Türkei begreif licherweise von höchster Wichtigkeit sein. Neuerung in aller Alelt. » Teuerung! Das ist das schlimme Zeichen, unter dem schon seit einer ganzen Reihe von Jahren unser Leben steht. Eine unauf hörliche Aufwärtsbewegung der Preise ist ein getreten, und es berührt uns, wie der Gedanke an daS verlorene Paradies, wenn wir hören, daß vor kaum 100 Jahren das Pfund Rind fleisch 25 Pfennige kostete, Kalbfleisch 20 Pfennig, Hammelfleisch 23 Pfennig, Schweinefleisch 30 Pfennig. Damals betrugen die Preise für den Hektoliter Weizen zwischen 5 Mk. und 8 Mk., bei Roggen 4 bis 5 Mk., bei Gerste 3V-, bei Hafer 2V- Mk. Das ist heute völlig anders geworden, aber wir haben wenigstens den Trost, im Unglück Gefährten zu besitzen, denn in den andern Ländern der Welt ist es nicht anders. Teuerung überall! Das ist das Ergebnis der statistischen Angaben, die der fran zösische Nationalökonom Albert Dauzat in einem Aufsatz zusammenfatzt. Danach sind die teuersten Länder der Welt gegenwärtig Transvaal, Amerika und Ägypten. In Südamerika — etwa in Buenos Aires — betragen die Haushaltungskosten für eine Familie kaum mehr als bei uns; außerordent lich teuer aber sind die . Mieten und kaum zu bezahlen die Manufakturwaren. Die Aus wanderer, die nach Argentinien gehen, tun am besten, trotz der hohen Transport- und Zoll kosten nicht nur Kleider und Wäsche für mehrere Jahre mitzunehmen, sondern auch ihre Möbel, weil diese an Ort und Stelle ganz unerschwing lich sind. Was die Ver. Staaten anbetrifft, so ist der Osten, besonders New Dort, teurer als der Westen. Die Manufakturwaren sind außer ordentlich billig, aber sehr wenig haltbar. Schuhe trägt man z. B. an manchen Orten nur so lange, bis sie schmutzig sind, denn es lohnt sich nicht, sie putzen zu lassen, weil sie doch rasch zerreißen und nur ganz wenig kosten. Wer für 120 Mk. den Monat einen Dienstboten im Osten der Ver. Staaten bekommt, kann von Glück sagen, denn es gibt so wenige, daß eine große Nachfrage besteht. Die Mieten in New Jork betragen etwa daS Dreifache von dem, was man bei uns anlegt. Nahrungsmittel sind teuer, mit Ausnahme von Rindfleisch und Fleisch« konsertzen. Im Osten, besonders auf dem Lande, sind die Preise viel niedriger. In der Nähe von San Francisco kann man „Mein Gott, was ist Ihnen, lieber Herr- Wilde ?' fragte er besorgt. „Sie sind so bleich geworden! Alles in der Welt, Sie haben sich doch nicht etwa das Mädchen in den Kopf gesetzt?' „Ist Herr Oberlehrer Nodenfeld zu Hause?' fragte Karl schnell statt jeder Antwon. „Ja, Sie finden ihn in seinem Garten.' „Ec soll mir sagen, ob das Unglaubliche wahr ist!' Karl eilte die Allee hinauf. Kopf schüttelnd sah ihm der. erschrockene Greis nach, indem er vor sich hinmurmslte: „Es sollte mir leid tun um den wackeren jungen Mann!' In der Anstalt herrschte ein reges Leben und Treiben. Die Gänge waren mit Kränzen, Fahnen, Eichengilanden geschmückt. Viele von den Zöglingen der Schule schleppten große Körbe neuer Geflechte herbei, andre waren damit be schäftigt, sie an Wänden und Türen zu befestigen. Erst beim Anblick dieser festlichen Zeichen fiel es Karl wieder ein, daß am nächsten Tage das Friedensfest gefeiert werden sollte, welches er, ganz erfüllt von seiner eigenen Angelegenheit, fast vergessen hatte. Im Garten traf er, wie Jäger gesagt hatte, den Oberlehrer. Sichtlich betreten von Karls plötzlichem Erscheinen, kam er ihm entgegen und hieß ihn willkommen. „Wie geht es Ihnen?' fragte er. „Mein Wohlsein wird von der Beantwortung einer Frage abhängen, die Sie mir gestatten mögen. Ist es wahr, daß sich Fräulein von Wildseck mit ihrem Vetter Kurt verloben will?' „Ich habe noch keine Nachricht von ihnen ein ganzes HauS mit Veranda und kleinen: Garten schon für 1500 Mk. mieten, aber dis Dienstboten zu bekommen, die einem auch daS Leben in dem Hause behaglich gestalten, ist sehr kostspielig. Der Lohn eines Dieners beträgt mindestens 150 Mk. pro Monat, nur die Japaner begnügen sich mit 120 Mk. Im Anfang der Kolonisierung von Kalifornien waren die Löhne noch viel fabelhafter. Damals verdiente ein einfacher Handarbeiter 4 Mk. pro Stunde und ein Zimmermann bis zu 75 Mk. pro Tag. Land, das 1847 50 Pf. den Quadratmeter wert war, war sechs Jahre später auf 300 bis 500Mk. pro Quadratmeter gestiegen. Freilich gingen die Preise bereits 1855 wieder etwas zurück. In Europa gehören zu den teuren Ländern England, Holland, Deutschland, Österreich und Skandinavien. Die romanischen Länder, sogar Frankreich, sind billiger. Eine starke Teuerung setzte in Österreich, besonders in Wien, in den Jahren 1904 und 1905 ein; Mieten, Manufakturwaren, Nahrungs mittel stiegen um 15 his 20 Prozent. Man hat berechnet, daß Bürger mit einem Ein kommen von 8000 Kronen gezwungen waren, auf die Ferienreise zu verzichten, um ihre täg lichen Mehrausgaben zu decken. Eine neu« Teuerungsperiode letzte dann 1910 und 11 ein. Besonders die Wohnungsnot ist aufs höchst» gestiegen, und heute kostet in Wien eine Drei zimmerwohnung 1200 bis 1500 Kronen, ja sogar mehr. Frankreich erhält sich demgegen über in einem mittleren Stadium und ebenso die Schweiz. Hier sind die Manufakturwaren im Preise gestiegen, aber die Lebensmittelpreis» halten sich in mäßigeren Grenzen. Rindfleisch kostet durchschnittlich 0,70 bis 1 Frank das Pfund, Kalbfleisch 0,80 bis 1,30 Frank das Pfund, Tafelbutter 1,50 bis 2 Frank. Weiß brot 0,18 bis 0,24 Frank, Kartoffeln 0,65 bis 0,75 Frank für zehn Pfund; Milch kostet das Liter 0,19 bis 0,24 Frank. Belgien, Italien und Spanien sind diejenigen Länder Europas, die verhältnismäßig am billigsten sind. Die Unterhaltungskosten einer belgischen Arbeiterfamilie hat man mit 1016,19 Frank pro Jahr berechnet. Diese Summen verteilen sich folgendermaßen: auf Nahrung 666,63 Frank, auf Miete 149,66 Frank, auf Kleidung 90,96 Frank, auf Heizung 47,10 Frank, Wäsche 19,45 Frank, Beleuchtung 15,28 Frank, den Rest für anderweitige Ausgaben. Dabei muß aber in Betracht gezogen werden, daß der belgisch« Arbeiter sehr schlecht wohnt und sich sehr schlecht nährt. Für Norditalien gelten etwa folgend« Preise: Kalbfleisch das Pfund 1 Lira 25 CentesimoS bis 1,75 Lira; Brot 0,24 bis 0,25 das Pfund, Reis 0,30 das Pfund, Milch 0,25 bis 0,40 da» Liter, Olivenöl 1,50 Lira das Pfund, Wein 0,30 bis 0,50 Lira das Liter im Einzelkaus. In den großen Städten Mailand, Genua, Rom sind die Mieten recht teuer. Die höchsten Löhne für Landarbeiter werden in der Wein gegend von Piemont bezahlt: 3,50 Lira biS 4 Lira pro Tag und während der Ernte sechs bis 7 Lira. In Kalabrien fällt oer Lohn bis auf ein 1 Lira. Spanien ist das billigste Land Europas. Hammelfleisch kostet in Anda lusien 1 Peseta das Pfund, das sind etwas über 75 Pfennig, das Brot 10 bis 15 Pfennig das Pfund. Trotzdem klagt man auch hier wie überall über Teuerung. f)eer und flotre. — Die Flottenparade der Hochseeflotte vor dem Kaiser findet am 16. d. Mts. bei Schillig statt, wo auch die Flottenparade am 3. Sep tember 1907 abgehalten wurde. — Die Hochseeflotte wird nach Beendigung ! der Herbstmanöver ein neues Flottenflaggschiff er halten. Das bisherige Flaggschiff „Deutschland',, ohne seine Tätigkeit als solches im Herbst 1906 vom Linienschiff „Kaiser Wilhelm H.' über nommen batte, wird an Stelle deS zur 5. Di vision übergeführten Linienichiffes „Braun schweig' in den Verband des OstseegeschwaderS treten und durch das neue Turbinenlinienschiff „Friedrich der Große" ersetzt werden, das in diesen Tagen die Abnahmeprobefahrren vor nimmt. selbst,' antwortete Rodenfeld. „Aber ihre Tante in Berlin, bei der sie sich gegenwärtig auf Be such aufhalten, hat es mir gestern als Tatsache mitgeteilt." >> „So, so!' sagte Karl langsam, indem sich ihm alles Blut nach dem Herzen drängte. „Ich habe es nicht glauben wollen.' „Auch mir war es unglaublich,' erwiderte der Oberlehrer. Er faßte Karls Hand, sah ihm freundlich ins Gesicht und fuhr fort: „Lassen Sie mich offen zu Ihnen reden, Herr Wilde. Ich glaube das Gesühl zu kennen, daß Sie meiner Nichte und meinem Mündel gegenüber empfinden. Und wahrlich, nach allem, was Kurt über Sie berichtet hat, dürfte niemand mehr ein Recht auf ihre Liebe haben, als Sie. Durch die Rettung aus Feindeshand, die Ihnen Kurt verdankt, sind Sie einer der unsren ge worden. Auch ich war überzeugt, daß Sie Kraft und Willen genug besitzen, sich in der Welt eine Stellung zu erwerben, die Mariannes Ansprüchen genügen dürste.' „Und doch,' warf Karl ein, „wenn die Tante es geschrieben hat, so kann mich Ihr Wohlwollen, Herr Oberlehrer, so dankbar ichi Ihnen auch dafür bin, wenig beruhigen. Was tue ich dann noch weiter an einem Orts, der durch die Erinnerungen, die er in mir wach- ruft, mein Herz mit Bitterkeit erfüllt. Leben Sie wohl!' „Nein, scheiden Sie nicht so schnell!' rief der Oberlehrer. „Gehen Tie wenigstens nicht; eher, als bis wir Kurt und Marianne selbst; gehört haben. Ich erwarte sie heute abend, fie^ werden das Friedensfest bei uns mitfeiern.;
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