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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 1931
- Erscheinungsdatum
- 1931
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193100009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19310000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19310000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 1931
1
- Ausgabe Nr. 1, 1.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 2, 8.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 3, 15.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 4, 22.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 5, 29.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 6, 5.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 7, 12.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 8, 19.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 9, 25.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 10, 5.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 11, 12.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 12,19.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 13, 26.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 14, 2.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 15, 9.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 16, 16.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 17, 23.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 18, 30.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 19, 7.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 20, 14.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 21, 21.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 22, 28.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 23, 4.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 24, 11.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 25, 18.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 26, 25.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 27, 2.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 28, 9.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 29, 16.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 30, 23.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 31, 30.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 32, 6.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 33, 13.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 34, 20.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 35, 27.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 36, 3.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 37, 10.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 38, 17.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 39, 24.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 40, 1.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 41, 8.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 42, 15.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 43, 22.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 44, 29.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 45, 5.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 46, 12.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 47, 19.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 48, 26.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 49, 3.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 50, 10.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 51, 17.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 52, 24.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 53, 31.12.1931 -
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Band 1931
1
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- Gartenbauwirtschaft
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Die Tartenvauwirtschaft Nr. 1. 1. 1. 1S31 «ick den Inlandsbedarf zu decken, obwohl d«ju di« Möglichkeiten gegeben seien. Die Untersuchungen der Industrie beschränken sich v»rn«hmlich «ns das Qua'itätSproblem. ES wird aus die beachtlichen Fortschritte hing«- wiesen, die di« Bestrebungen zur Erzeugimg von Standardware gemacht haben. Schon heute fei es möglich, sehr sorgfältig sortierte? und verpacktes Obst und Gemüse auf den Markt zu bringen. Dies« standardisierte Inlandsware finde überall im scharfen Wettbewerb mit den Auslanderzeugnijsen spielend Absatz. Man zieht daraus den Schluß, daß es in verhältnis mäßig kurzer Zeit durch eine zielbewußte, den veränderten Marktverhältnissen augspaßte allgemeine Umstellung der deutschen Land wirtschaft das hohe Ziel der NahrungZfreiheit Deutschlands zum großen Teil erreichen lasse. Leider ist in all den vielen Aeußerung«« der Jndnstrie eine den wirklichen Verhältnissen ge recht werdend« Beurteilung der intensiven landwirtschaftlichen Berufszweig« zu vermissen. Daß Standardware allein nicht genügt, die ausländische Konkurrenz „spielend" zu schla gen, zeigten die Marktberichte des Jahres 1930 mit aller Deutlichkeit. Die deutsche Garten- bauwirtschast ist nicht nur in der gleichen Weise wie di« Industrie durch Steuern, Löhne, Goziallasten usw. vorbelastet, sondern es kommt hinzu, daß das Ausland seine Produktions«-»- richtungen von der deutschen Industrie um «in wesentliches billiger beziehen kann als das Inland. Die gegenüber der deutschen Garten bauwirtschaft ungünstigeren verk-hrsgemäßen Standortbedingungen der ausländischen Pro duktion werden also durch die Lieferung bil ligerer Produktionsmittel und Gewähmmg gün stiger Verkehrstarise (Rsexpsdition, Luftverkehr) wieder ausgeglichen. Mit Recht wird daher die deutsche Gartenbauwirtschaft hier Ae»de- rungen erstreben müssen. Dazu kommt noch, daß gerade die Gartenbauwirtschaft — zu be sonders hohen Kapitalinvestitionen gezwungen, mehr noch als die anderen Zweige der Landwirtschaft durch das überhöhte Zinsuiveau belastet ist. Man wird — bei aller Bedeu tung, die auch wir stets der Umstellung und Anpassung der Produktion an die Bedürfnisse des Marktes beizumessen haben — nicht darum herum können, durch einen ange messenen Zollschutz für «inenAus- gleich der im Vergleich mit den ausländischenGartenbauwirt schäf ten wesentlich ungünstigere Pro duktionsbedingungen zu sorgen. Die letzten Abführungen kennzeichnen mit Deutlichkeit die GrSße der Aufgaben, die dem deutschen Gartenbau und den zu feiner Förderung berusenen Stellen, insbesondere seinem Berufsverband, zur Lösung gestellt blei ben. Angesichts der katastrophalen Lage, in der sich die GartenLauwirtschast befindet, an gesichts der zögernden Stellung, die seitens der Regierung durchgreisenden Maßnahmen zur Be hebung der Notlage des Gartenbaues eingenom men wird, macht sich in den Reihen des Be rufes eine wachsende VerzweislungSstimmung bemerkbar. Verständlich genug! Der Winter ist düster, die Hoffnung auf bessere Zeiten angesichts der herrschenden Notlage dec Gc- samtwirtschast nur gering. Aber darauf kommt es an: Mit eiserner Energie allen Widerwärtig keiten zum Trotz festhalten an dem, was in mühevoller Arbeit in den letzten Jahren aus gebaut worden ist, di« Berussstandsvertretung zum wirkungsvollen Machtinstrument im Dienste des Berufes entwickeln, damit die großen, dem deutschen Gartenbau in der Wirtschaft gestellten Aufgaben erfüllt werden können. Hinter diesen Forderungen haben im Jahre 1931 all« Klei nigkeiten zurückzutreten, wenn es gelingen soll, den Kampf der Berufsangehörigen um den verdienten Lohn ihrer mühevollen Arbeit und die Erhaltung der unter größten Opfern nach dem Kriege wieder aufgebauten Betriebe zum erfolgreichen Ende zu führen. Sv. Abgeschlossen am 31. 12. 1930. Vogelschutz im Gartenbau Von H. B o n t e in Kassel-WilhelmShöh« Neben der Freude, die uns die Vogelwelt bereitet, liegt ihr praktischer Nutzen in der Schädlingsbekämpfung Diesem Umstande sollte im gesamten Gartenbau mehr Beachtung geschenkt werden, und man sollte sich die Vögel zu diesem Zwecke nutzbar machen. Der Kosten aufwand, einen geeigneten Vogelschutz durch- zusührcn, ist sehr gering und im Vergleich zu den materiellen und ideellen Zielen kaum erwähnenswert. Nur ein wenig Freude zur Sache, den Vögeln Lebensbedingung zu schaffen und sie zu schützen, und der Erfolg kann nicht ausbleiben. Es gilt im Spätherbst einig« passende Nisthöhlen auzubringen, die dem Höhlenbrüter im Winter schon teilweise als Schutz und dann später als Nistgelsgenbeit dienen. Für Freibrüter wären Voqelschntz- gehölze anzupflanzen und durch Schnrtt Ver ästelungen, sogenannte Quirle zu bilden, daß man auch diesen Dogelarten in ihren Gewohn heiten gerecht wird. Im Winter ist für eine durchgreifende und wettersichere Fütterung Sorge zu tragen. Der Dank der so geschützten Vögel liegt in der ungeheueren Vertilgung vielen Unge ziefers. Vorbeugend wird es bekämpft und es kann nicht zu dem Massenaustreten mancher Schädlinge kommen, die dem Garten- und Pflanzenbau so verhängnisvoll werden können. Neben der Liebhaberei ersüllen wir eine rein biologische Bekämpfungsmaßnahme, die, so einfach sie ist, sich doch zu weittragendem und noch nicht übersehbarem Nutzen zum Wohle der Volkswirtschaft ansbi'den kann. Im Hausgarten würde der Vogelschutz mehr eine Liebhaberei sein. Liegt jedoch ein Obst- und Gemüsegarten dabei, so erfüllt er auch hier ganz seinen Zweck. Einig« Nist höhlen und Vogeljchuygehölze wi« Picea excelsa, pumila Var. Clanbrasiliana und ander« Arten, geeignete Ziersträucher wi« RibeS alpinum Var. pumilum, Ribes arboreum u. a. m. sichern den Vögeln genügend Wohnstätten, daß sie sich an siedeln und die austretenden Schädling« ver nichten. Sehr wertvoll wäre an Stille von Einzäunungen die Anpflanzung von Hecken, die reichlich Nistgelegenheit und Schutz bieten. In Obst- und Gemüseplantagen sollte mit der Zeit der Vogelschutz unumgänglich sein. Insektenfressende Kleinvögel, wie Meisen, Klei ber, Baumläufer, Rotschwänzchen, Fliegen schnäpper, Grasmücken vernichten die gefähr lichen Frostspanner, Apfelwickler, Eulenraupen, Schnecken und viele andere Schädlinge in jedem Entwicklungsstadium: als Eier, Raupen, Puppen und fertige Tiere. Sogar die Blut laus soll von ihnen vertilgt werden, wir unS ein Flugblatt der Vogelstation des Freiherrn von Berlepsch in Seebach mitteilt. Neben den Nisthöhlen wäre besonders hier eine Einfriedi gung von Hecken am Platze und eventuell die nach Möglichkeit zentrale Anlage eines Quar- tieres mit Vogelschutzgehölzen. Auch in den Baumschulen kann der Vogelschutz nutzbringend und gerade hier leicht durchführbar sein. Die Einfügung einzelner Quartiere mit Bogelschntzgehölzen und wieder Heckenanpflanzungen, die nicht hohe Ansprüche stellen und sich leicht bearbeiten lassen, geben den Vögeln Lebensbcdingnngcn und somit werden die tierischen Schäd.inge bekämp't. Für das Anbringen von Nisthöhlen würden einige Mutterbäume und eventuell die Ausstellung von Pfählen mit Nisthöhlen genügen. Der Friedhof ist in der Art seiner An lage und Aufteilung für diesen Zweck wie ge schaffen. Die vielen mit Efeu geschmückten oder mit Hecken umgebenen Grabstätten, Buchsbaum und Koniferenpflanzungen, Ziersträucher und Baumbestand bieten schon au und für sich eine dem Vogelschutz entsprechende Lösung. Ergän zen wir die noch fehlenden Nisthöhlen und sorgen in wasserarmer Gegend für Bogelträukeu, die sich leicht an den Zapfstellen anbringen lassen, und im Winter für einige wstterfich«re Vogelsutterkrippen, so wäre auch hier die Arbeit getan. Ein mit dem Kezwi scher und dem Gesang der Vögel erfüllter Friedhoss- gartsn dürste wohl seinen Zweck als solchen in kaum weihevollerer Weise verwirklichen. Der Gedanke dcS Vogelschutzes mit seiner großen Bedeutung in idealer und volkswirt schaftlicher Hinsicht uim'mt also im Gartenbau eine wichtige Stellung ein und verdient immer mehr beachtet zu werden. Die staatlich aner kannte Versuchs- und Musterstation für Vogel schutz deS Freiherrn von Berlepsch in Seebach, Kreis Langensalza, in Thüringen, stellt jeder zeit ausklärende Schriften zur Verfügung. Schonsch engaiierl eluen Chauffeur Von HanS Rieb ar. Schonsch Hal einen Chauffeur engagiert, einen erstklassigen, intelligenten Chauffeur „Können Sie auch Anzüge bügeln?" fragt Schonlch. „Jawohl," sagt der Chauffeur und bügelt den Anzug aus. Zwanzig Minuten später ist Schonsch bei dem Direktor der Argusbank. „Mein lieber Herr Schonsch," sagt der Direktor, „es ist uns eine große Ehre, daß Sie sich ein Konto bei uns haben einrichlen lassen. Aber einen lausenden Kredit? Ohne Garantie und Sicherheit? Un möglich." In diesem Augenblick tritt der Chauffeur ins Zimmer Er tragt eine dunkelblaue Livröe, braune Handschuhe und die Müde in der Hand. „Verzeihung," sagt er, „der Vergaser ist nicht in Ordnung. Soll ich die Reparatur hier machen lasten?" „Gut," nickt Schonsch, „lasten Sie die Repa ratur hier machen." Der Chauffeur geht. „Wer war daS?" fragt der Direktor. „Das ist mein Chauffeur." sagt Schonsch. „Haben Sie ihn chon lange?^ „Zwei Jahre " nickt Schonsch. „Er ist außer ordentlich tüchtig." „Ja, alw, was ich sagen wollte, „fährt sich der Direktor über den Kops, „dreitausend Mark kann ich ihnen zur Not einräumen." Als Schonsch die A.cgusbank ne-läßt, gehl er zur Städtischen Kreditänstalt. Und zur Privat bank. Und zur GewirbedarlehenSrasse. „Genug für heute." Ingi er dann zu keinem Chauffeur, „morgen früh kaufen wir uns endlich ein Auto." Der La ttspre ' er Punsch hat einen Radioapparat. Und einen Lamsvrecher. Jeden Abend um sechs'Uh^ singt, gröhlt, quietscht und kreischt der Lautspbechsr, was er singen sprechen, gröhken, auietichen und kreischen kann. Um vunst sechs Uhr zehn aber gibt eS einen Ruck, und von da ab ist Totenstille. Nie hat Punlchs Lautsprecher außerhalb dieser Zeit einen Ton von stch gegeben Eines Tages lrefke ich Punsch auf der Straße. „Hören Sie mal", sage ich. „jeden Abend um lechz Uhr zehn stellen Sie Ihren Lautsprecher ab. Vie kommt das eigentlich?" „DaS kommt da^.r", agt bu-ckch, „daß ich jeden Abend um sechs Uhr zehn vom Bureau noch Hause komme". „Ja, aber", wundere ich mich, „wozu haben Sie denn einen Lautsprecher, wenn Sie ihn nicht hören wollm?" „Weshalb ich einen Lautsprecher habe?" klopft Punsch mich auf die Schulter, „ia, aber Menschenskind. können Sie stch denn überhaupt ein größeres Vergnügen vorstellcn, als einen Lautsprecher abzustellcn?" Diese Anerkennung schien Purtschellers üble Launs zu besänftigen „Ja, Michel, da hast recht! A blutarms Madl ohne Famillt. Und über Nacht die Frau im Purlsckiellerhof! So was kommt net ost. Da hält sich mancher andre bfonnen an meiner Stell. Aber sie hat mir halt gfallen. Und wann ich was will, so will ich. Und da gschieht's auch." Diese? große Wort machte den Simmerauer schweigsam, und Mutter Katherl betrachtete den Willensstärken Purtscheller mit scheuen Augen. Während dieses Schweigens flog ein Holzsplit ter surrend bis zur Hausbank; MatheS hatte den schweren Schlägel mit solcher Wucht auf den Pfahl geschmettert, daß das Ende der dicken Stange zu einem fransigen Besen auseinander gefahren war. Mutier Katherl löste den Split ter von Purtschellers Sammetjacke und fragte: „Aber 's Büberl is doch wohlauf?" „Kunnt bester ausschauen. DöS Bürscherl is a bißl gar z'fein graten. Mein' Buben hab ich mir anders denkt. Aber freilich, d' Mutter ;s allweil o schwaches Krisperl gweseu." Da wandte Mathes das Gesicht über die Schulter und musterte den Purtscheller mit fun kelndem Blick. ES schien, als läge ihm ein Wort auf der Zunge, und kein freundliches; aber Vroni trat vor ihn hin und sagte leis: „Tu lieber schaffen, MatheS!" Er nickte, hob den Schlägel wieder, und Vroni watete zum Hack stock zurück Purlfcheller saß an die sonnige Mauer ge lehnt, hielt die Beine gestreckt und betrachtete dis Arbeit, die man da geleistet hatte. Ueberall ragten die Stümpfe eingerammter Pfähle aus dem Schlamm hervor und zur Hälfte waren sie schon durch quer aufgesetzte Balken zu einem festen Rost miteinander verbunden. „A guter Einfall!" sagte Purtscheller mit der Miene eines Sachverständigen. „W^r hat dir's graten, Michel?" „Wer sonst, als die heilig« Kümmernis?" erwiderte der Alte. „So a Fachwerk, döS den ganzen Platz ums Haus ummi cinfaßt, heb ich mir denkt, kunnt den Boden doch a bißl zammcnhalten, daß er net anSanand- schlupft wie auf die Wiesen droben." Er salbt« mit einer Speckschwarte die heiß geworden« Säge. „Dor acht Tag schon hab ich ang- fangt. Aber wär der MatheS net bsimkom- msn, wer weiß, ob ich'S fertig bracht hätt? Der Bub hat m einer Nacht mehr vom Fleck bracht, als ich in der ganzen Woch." „Ja, ja, döS glaub ich!" Prüfend sah Purtjchsllsr dem MatheS ein« Weile bei der Arbeit zu. „Der schafft für drei. So «in' kunnt ick brauchen im Purtschellerhof. Der macht mir mei' Sach schön sauber in Ordnung halten. Die Haderlumpen, meine Knecht, be- trügen mich hint und vorn. Ans ein', wie der Mathe» iS, kunnt ich mich verlassen. So in' mischt ich haben!" Weil beim Purtscheller, »r« er selbst gesagt hatte, jeder Wille auch chvn die »-Tat war, fragte er gleich. „WaS meinst. Mathe«? Hältst net Lust?" „Mich braucht der Vater!" antwortet« der Bur-ch rnbig, »hm- di- Arbeit zn unterbrechen Mickel, der bei Pnnjche'lerS Frage erschrok len war, atmete erleichtert aus. „No ja, der Vater! Jetzt!" Purtscheller kam in Eifer. „Aber der unsinnige Berg wird doch wieder an Fried geben. Wann der Win ter einfallt, is eh di« ärgste Gfahr überstan den. Da bist wieder frei." „Für den Fall weiß ich mir an Platz, wie die letzten Jahr her, weit von daheim." „An Platz? Ja! Aber kein', wie im Purt- schellerhof! Dreihundert Mark im Jahr, alles frei, zweimal im Fahr a neus Gwand, und a Weihnächten, wie's im ganzen Land kein Gras net gibt! Was meinst?" Da hallte ein Jauch zer über die Wi«s«n herunter, und undeutlich verstand man, daß dort oben einer den Namen Purtscheller schrie. Alle blickten hinauf. Ueber einem Wissengrat gewahrten sie einen Men schen, dessen Figürchen sich schwarz vom leuch tenden Himmel abhob. Er suchtelt« mit beiden Armen und schrie wie ein Verrückter. „Was kann denn dös für einer sein?" fragte Pnrt- scheller und holte das Fernrohr aus dem Rucksack. Vroni hatte den dort oben schon erkannt „Der Daxen-Schorschl!" Sie nahm die Arbeit wieder auf. Mit diesem Namen schien die Sachs für sie erledigt zu sein. Doch ein« Furche stand zwischen ihren Brauen, und finster blick ten die braunen Augen. Dies« halb grollende, halb verächtliche Miene war d«m Mädel nicht zu verdenken. Selbst die Freunde des Daxsn- Schorschl wußten nicht viel Rühmenswertes von ihm zu erzählen — höchstens: daß er eine gute Haut und ein anhänglicher Kerl wäre, dazu ein stramm gewachsener Bursch mit blitzenden Schwarzaugen im Gesicht, aus dem der gezwirbelte Schnurrbart hervorstach gleich einem Paar zu Schutz und Trutz gefällter Lcmzsnspitzen. Sonst aber schien es beim Daxen-Schorschl mit guten Eigenschaften schlimm bestellt. Sein Kardinalfehler, aus dem die anderen bösen Ding« hervorwuchsen wie die Schwämme aus einem moderigen Fleck Erde, war ein grenzenloser Leichtsinn, der dem Faß schon mehr als einmal den Boden ausgeschlagen hatte. Wenn ihn der moralische Katzenjammer anfiel, was selten ge schah, Pflegte er mit einem Seufzer zu sagen: „Ich hab halt Vater und Mutter z'früh ver loren, hätt noch a paar Jahr lang zu jeder Morgsnsupp a gsunde Tracht Prügel braucht. Vielleicht hätt's was gholfen!" Er hatte aber die Prügeljahre schon längst hin ter sich, als seine Eltern starben und ihm in bester Lage dcS Dorses ein hübsches HanS und die einträgliche Schmiede vererbten. Da war er ein neunzehnjähriger Bursch gewesen, gerade reis für den blauen Rock. Während der Sol datenjahrs hielt ihm ein alter Vetter das Ge schäft' in Ordnung, und als der Schorschl mit einem großen Schnurrbart aus der Staot hcimkchrte, hatte e? ein paar Wochen lang ssn Anschein, als begänne in der Schmieds ein nenes, lustiges Arbeitslcben. Nur eines gab den Leuten gleich zn reden: daß Schorschl die beiden Kühe verkaufte und den Stal! lesr- st-hen ließ. Seine lachende Verantwortung lautete: „Erstens muß ich meine Schulden in der Stadt drin zahlen. Und zweitens: was brauch denn ich so a feine Milli z'trinken? Ich bin mit Bier und Tiroler z'srieden." Dieses „Schlanderwörtl" verziehen ihm di« Leute wieder, als sie ihn in seiner Schmiede so wuchtig drauflos hämmern hörten, daß es über? ganze Dorf hinansklang, hell wi« Glockenschlag. Ab.r die erste Arbcitswut dauerte nicht lang. Bald machte Schorschl untertags ein „Plauschsrl" beim Nachbar, bald wieder ein „Sprüngcrl" ins Wirtshaus, dann wieder mußte er sich auf den Bergen „anslanfeu". Das geschah immer häufiger, immer seltener tras man den Schorschl in der Schmiede, und schließlich überließ er das Geschäft dem Ge sellen und ging seinen wechselnden Launen nach. Er war kein Faulpelz, im Gegenteil, bei Tag und Nacht hatte er alle Hände voll zn tun. Er hals beim Flößen und Holzzishen, ohne sich bezahlen zu lassen. Wenn einer zu ihm sagte: „Geh, Schorschl, sei so gut und tu mir dös gschwind!" — so tat er es. In kurzer Zeit bildete er sich zu ein«m Virtuosen aus der O-Trompet« aus und spielt« „per Rskra- zion" bei allen Hochzeiten und Tanzmusiken mit. Seine Hauptleidenschaft war das Fischen und Krebsen. Da war er ein unerreichter Mei ster. Den Fang verschenkte er an di« Kinder, die in Scharen h-rb-ilicscn, wenn sic den Daxen-Schorschl am Wasser sahen. Da? ging zwei Jahrs so fort. Dann war dis Schmied« auf der Gant. Die Verwandten sprangen ein und halfen; ein paar Monate gab sich Schorschl alle Mühe, seinen Leichtsinn unterzukriegen. Dann ging das alte Schlenderleben wieder an. „Lüf- tig wie der Daxen-Schorschl!" Das war ein Sprichwort im Dorf geworden. Di« paar ge duldigen Leute, di« ihm noch di« Stang« hiel ten, führten zu seinem Lob an: Der Schorschl bekneipt sich zwar manchmal ganz gehörig, aber er ist doch kein Trinker, läßt die Hände von den Karten, und dis Mädeln haben Ruh vor ihm! Sonst alber konnte man ihm alles nachsagen, was am Leichtsinn hängt. Zu den brotlosen Künsten, die er di« Jahre her getrie ben, hatte sich in der letzten Zeit noch eine neue gesellt. In seinen Adern rollte kein Jägerblut, er hatte kein Verlangen nach der Büchse, aber er liebte «S, bei der Jagd zu „gastieren". Einen besseren Treiber und Stei ger gab es in den Bergen nicht. Sein höch stes Vergnügen war es: „sür d' Jager a auts Stück! ausmachen" — daS heißt, den Standort eines selten starken Wildes zu erkunden. Wäh rend drunten im Dorf von Haus zu Haus erzählt wurde, daß die Daxenschmiede schon wieder ins Schwimmen käme und vor der zweite» Gant stünde, rannte Schorschl ver gnügt bei Tag und Nacht auf den Bergen umher, um für den Purtscheller «inen Kronen- Hirsch oder einen alten G«msbsck ausznsvürcn. Nnd als er nun dort oben das Hütl schwang und jodelte, kam Pnrtschller gleich zn der Ver mutung: „Gewiß hat er mir wieder was GntS ausgmacht. Angen hat er wi« a Luchs, der Kerl! Is schon möglich, daß er mich gschcn hat über d' Wiesen hergehn, d-rweil er droben gstandsn is im Gwänd." Purt- schellsr höhlt- die Hänb« um de« Mund und rief gegen die Höhe: „Huup!" Dann lachte er. „Hat mich schon ghört!" Die Gestalt des Daxm-Schvrschl glitt über den steilen Wicsengrat herunter, so hurtig, wie eins inS Rollen geratene Scholle. Er wuchs mit jeder Sekunde, und man konnte schon gewahren, wie er bei diesem sinnlosen Lauf mit weiten Griffen den Bergstock einsctzts. Sprünge machte er, daß Mutter Katherl ein ums andremal erschrocken stotterte: „J-sies, jetzt wirst's ihn!" „Tu dich net sorgen, Mutter!" brummte Vroni. „Unkraut verdirbt net." Dabei bearbei tet« sie den Pjahl, drn sie auf dem Hackblock hatte, so unmutig mit dem blitzenden Beil, als trüge das arme Holz die Schuld, daß in der Daxenschmiede solch «in menschliches Un kraut gewachsen war. Schorschl kam schon so nahe, daß man den plumpsenden Aufsprung seiner Füße hören konnte. „Um GottSwillen!" stammelte Michel in seiner ruhelosen Sorg«. „Der macht mir am End mit seiner Springer«! den Berg noch roglig!" Mutter Katherl schrie im gleichen Augen blick: „Mär' und Joses! Jetzt hat's ihn gworfenl" Schorschl war in einer Staubwolke ver schwunden. Ein Stück Wiese mußte imter seinen Füßen nicdergebrochen sein. ,Hab ich'S net gsagt!" jammerte der Sim merauer und sprang auf das Haus zu, als hätten ihn die Mauern zu Hilf« gerufen. Auch MatheS warf erschrocken den Schlägel bereite, und auf dem Hackblock verstummten dis Beil hiebe. Nur Purtscheller lachte. Hatte der Schutt den Daxen-Schorschl be graben? Aber nein! Gleich einer wirbeln den Scheibe flog ein Hut aus d«m sinkenden Staub heraus, man sah den Bergstock ein paar Näder schlagen, und hinter diesen beiden Vorboten kam Schorschl nachgcrollt und kol lerte über den steilen Hang herunter. Da verging auch dem Purtscheller da» Lachen. Die Sache mußte üb«l auSsailen. Doch während er und die andern sich noch besannen, war Vroni schon über den Grat der vom Erdrutsch gebildeten Böschung cmporge- rannt und breitete die Arme, gerade in dem Augenblick, in dem dieser ro!i«nds Klumpen Mensch in das Gezweig der Aepselbämnc nio derzustützen drohte. Sie wankte unter der Wucht, mit welcher Schorschl gsg«n ihren Körper schlug. Aber sie hielt sich au; d«n Füßen. Ein langer Silbersaden kam glitzernd durch die Luft geschwommen, hastet« an der Schulter dcS Mädels und legt« sich mit einer Schlinge nm den Kops dcS Burschen. Se n« Arme hatten VroniS Hüften umklammert. Mit dem vom Sturz verwüsteten Gesicht zn ihr anfblickend, stammelte er: „Sakra, Madl! An dir kann inan sich anhaltcn!" Di« Stirn von Zornröte übergvsstqi, r.ß Vroni sich von ihm los. Der silberne Faden dehnte sich, als wollte er di« beiden nimmer aus seiner schimmernden Schlinge lasien; schließlich ging er aber doch entzwei. (Fortsetzmig tzvhH)
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