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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 1931
- Erscheinungsdatum
- 1931
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193100009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19310000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19310000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 1931
1
- Ausgabe Nr. 1, 1.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 2, 8.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 3, 15.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 4, 22.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 5, 29.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 6, 5.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 7, 12.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 8, 19.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 9, 25.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 10, 5.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 11, 12.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 12,19.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 13, 26.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 14, 2.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 15, 9.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 16, 16.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 17, 23.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 18, 30.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 19, 7.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 20, 14.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 21, 21.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 22, 28.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 23, 4.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 24, 11.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 25, 18.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 26, 25.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 27, 2.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 28, 9.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 29, 16.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 30, 23.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 31, 30.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 32, 6.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 33, 13.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 34, 20.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 35, 27.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 36, 3.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 37, 10.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 38, 17.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 39, 24.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 40, 1.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 41, 8.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 42, 15.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 43, 22.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 44, 29.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 45, 5.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 46, 12.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 47, 19.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 48, 26.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 49, 3.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 50, 10.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 51, 17.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 52, 24.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 53, 31.12.1931 -
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Band 1931
1
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- Gartenbauwirtschaft
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Unseren Lesern Ist Gelegenheit gegeben, Im »Meinungsaustausch" zu wichtigen Fragen des Berufes und der Wirtschaft Stellung zu nehmen. — Wir bitten um Wortmeldungen. Herunter mit den Gestehungskosten! Antwort und Fortsetzung zu den Ausführungen des Franz Schün sen. in Kronshagen t„Gartenbauwirtschaft« Nr. 1) Drei Jahre haben vergehen müssen, bis end lich einmal wieder einig« Kollegen Worte gegen die unsinnig« Verschwendung im Gartenbau gefunden haben. Sehr wohl, Herr Schün, ich war es, der in Essen in einem Vortrag „Die Reklame im Dienst« des Gartenbaues" Stellung gegen die hohen Werbekosten des Gärtners genommen hatte. Zum Leitspruch hatte ich mir seinerzeit eine» Gedanken aus dem Jahresbericht 1928 des Landesverbandes Rheinland gewählt, welcher auch heute noch uneingeschränkte Gültigkeit hat: „Dit Zei ten sind vorbei, wo jeder in sei nem Betrieb« wirtschaften konnte, ohne Rücksicht aus die allgemein« Wirtschaft". Wenn der Dortrag mit allen seinen Anregungen bis heute im Mitgliedcrkreis deS ReichSverbandcs scheinbar völlig verhallt schien, so hätte mich ein völliges Vergessen auch nicht gewundert, denn ich kenne die „Schwerfälligkeit" nicht nur der Gärtner, son- dein aller Menschen, di« gezwungen sind, durch zähe Arbeit kleine Erfolg« zu erringen. Teil- weise herrscht Angst vor neuen Einrichtungen, teilweise aber hat der Kamps des Tagesdienstes die Energien derart ansgesogen, daß die Krast zu schnellem Entschluß fehlt. Wie müssen cs heute die Führer machen» um schnelle Erfolge zu erzielen? Nur durch unauSge'etzteS Trom melfeuer können die überreizten Nerven so weit aufgerüttclt werden, daß sie etwas Neues in Angriff nehmen. Nun tröstet mich aber der Gedanke, daß seinerzeit di« Zeit zum Kamps gegen die „hohen Gestehungskosten im Gartenbau" noch nicht reis war. Die Not muß noch größer werden, um die Erfindungsgabe und den Or- gani'ationSgcist auch im einzelnen unter unS zu wecken. ES scheint heute wieder einmal Zeit zu sein, kurz aufzuzeigen, daß man in den letzten zlvei Jahren wohl mit dem der- zeitigen System „weiter gewurstelt" hat, aber an vereinzelten Stellen doppelt aufmerksam über dis Entwicklung der gärtnerischen Ge stehungskosten wachte, um bereit zu sein, mit ganzer Kraft im rechten Augenblick den Kampf vusnehmen zu können. Es freut mich, daß langsam, aber immer klarer die Wege gesunden werden, die allen Kotlegen km Gartenbau die Augen öffnen über die unsinnige Verschwendung, die sie in der kaufmännischen Abteilung ihres Betriebes dulden! ES war im Artikel des Herrn Schün seit, in der Haupt'achs von der Juseratenwirtschast die Rede, die in allen Zeitungen des W.edcr- verkaulS oder kurz gesagt aus dem Engrosmarkt zum Ausdruck kommt. Die Herren Verleger haben aus den vielen Ermahnungen früherer Jahre nichts gelerntl Es wäre ein leich- tes gewesen, dem Vorschlag einiger gemäßigten Führer im Gartenbau zu folgen und durch Zu sammenschluß in einer Arbeitsgemeinschaft nur «in einziges Blatt für den Wiederverkauf den, deutschen Gärtner zu gründen. Der Geist zu solcher großzügigen Gemeinschaftsarbeit scheint aber in unserem von Parteien und Par teichen zerklüfteten Deutschland niemals mög lich zu sein. Dafür ist es nun zu spät! Deshalb wird ln Zukunft nichts übrig blei ben als der rücksichtslose stete Kampf gegen alle diejenigen Verleger, die durch ihre Zeitschrift dem Gärtner mehr Schaden als Nutzen brin gen. Der gewöhnliche Weg einer Kampfansage ist immer dis allgemein« Proklamation zum Boykott gewesen. Die'en Weg wollen wir jetzt nicht mehr, sondern ander«, wohl langsamer« aber desto sichere Weg« gehen. Ueber die Wege selbst darf heute noch nicht gesprochen werden — eS darf nur unser Wille zur Tat augezeigt werden, und von Zeit zu Zeit müssen derartige Schreie durch die Gärtnerschaft gehen, die von der Not und der Absatzstockung trotz der vielen Anzeigenblätter sprechen! Betrachten Sie bitte früher« Ausgaben der Diedcrverkaufsblätter und heutige .Ausgaben miteinander! Es ist schon vieles anders ge worden, das aber dem oberflächlichen Leser nicht aufsällt, da die Veränderungen zu langsam vor sich gehen. Wer aber jede einzelne Num mer dieser vielen Blätter genau durchstudiert, eventuell sogar statistische Ausschnitt« zusam menstellt, weiß, daß dies« Blätter zur Zeit unter einer katastrophalen Not leiden. Sei eS, wie es auch s«I, der Zweck , meiner heutigen Aussührungen war nur der, mein« Freude über den Artikel deS Herrn Schün sen. und auch im gewissen Sinn über die Ausfüh rungen des Herrn Benda (Nr. 52/1930) „Sinn lose Verschwendung" zum Ausdruck zu bringen. Nach wie vor stelle ich für den kommenden Kampf gegen die Unzahl der Anzeigenblätter meine Kraft zur Verfügung und bitte alle Kollegen, die eine Aenderung in dieser sinn losen Verschwendung wünschen, den Gedanken des Landesverbandes Rheinland in ihrem näch sten Kreis zu verbreiten, damit die Front der Unzufriedenen größer und stärker werde. Mehr braucht vor der Hand nicht zu geschehen. Eine Kommission, langatmig durch die Ver- bände des ReichSverbandcs des deutschen Gar tenbaues e. V- aufgestellt, kann irgendwelche «rfolgreiche Kampsmaßnahmen nicht erringen, sondern nach wie vor müßte dem Relchsver- band ein Vertrauenfonds zur Verfügung gestellt werden, der dann durch einen Vertrauensmann jur notwendigen Kampfwaffe würde. Für di« Allgemeinheit der Kollegen schäft gibt «S ein Mittel zur sofortigen Sparsam keit l Wolle jeder zunächst genaue Erhebungen pflegen, welch« Erfolge er bei feinen Insera ten, in den einzelnen Zeitungen auszuweisen hat. Daun wird er feststellen, daß von Erfolg heute nicht die Red« sein kann, daß jedes In- serat hiuausgeworsenes Geld bedeutet! Des halb wolle man die wenigen Anzeigen, die jeder Betrieb trotzdem vergeben möchte, auf einzeln« Zeitungen verteilen, die die Verbraucher unserer Artikel, di« Gartenliebhaber selbst in die Hand bekommen. Das Engrosgeschäft konnte im vergangenen Herbst zu 99°/» nur durch per sönliche Fühlungnahme mittels Bries oder Telephon usw. durchgesührt werden. Die der zeitige allgemein« Wirtschaftslage wird auch im Frühjahr dieselben Faktoren zeigen. Ein gangbarer Weg rst deshalb, selbst für den kleinsten Gartenbaubetrieb, seine Artikel die er im Engros absetzen will, durch telephoni sch« Anfrage zu übermitteln. Die Adressen, an di« er sich zu wenden hat, weiß er, denn auch die Engrosblätter, die seine Anzeige eventuell veröffentlichten, werden ja von all den Kollegen gelc'en (sofern sie überhaupt ge lesen werden), mit denen er seit langen Jahren zusammen arbeitet. Von einem Großteil aller Kollegen kann unbedingt gesagt werden, daß sie schon seit Jahren die gleichen Artikel hcranzichen. Wenn in den Betrieben eine einigermaßen Ordnung herrscht, dann ist «s leicht möglich, aus den Geschäfts»: rsällen frü herer Jahre die Adressen hcranszuschreiben, die schon früher regelmäßig den einen oder anderen Artikel in einem bestimmten Betrieb gekauft haben. Das sind verständliche Worte für jeden Betriebsinhaber, der «ine klare Uebersicht in seinen Geschästsvorfälle» hat. Bei einigermaßen gutem Willen könnte heute auch der kleinste Betrieb so weit durchorgani siert sein, daß er den Ansprüchen der heutigen Notzeit genügen könnte und auch die Krisis zu überstehen iu der Lag« wäre. Die Vcrbandsleitung hat in den letzten Jahren nichts unversucht gelassen, di« Organisation der Betrieb« aufzubauen und im- mer wieder zu verbessern. Wenn es in vielen Füllen noch nicht gelungen ist, einzeln« Be- triebsinhaber aus ihrem Schlaf aufzuwecken, so soll man darum nicht böse sein. Nur darf man nicht in die Gefahr kommen, aus über großer Rücksichtnahme zu «diesen Schlasmühen, sich selbst das Geschäft zu verderben. Alle, die nicht mit vorwärts wollen, gehören in solchen Krisenzeiten wie heute rücksichtslos aus- geschieden. Die deutsche Gärtncrschaft darf keinen toten Ballast mit sich schleppen. Die genaue Uebersicht über die Marktver hältnisse im Gartenbau geben ein sehr trübes Bild für das gesamte Frühjahrsgeschäst. Wahr- scheinlich wird dasselbe noch 50°/»' hinter dem Herbstgeschäst zurückbleiben, so daß nur unter ganz gewaltiger Anstrengung und systematischer Sparsamkeit die Produktionsmittel sür die Som- mermonate zusammengehalten werden können. Auf dem Engrosmarkt selbst werde» ganz eigen artige Stauungen beobachtet werden können, die geeignet sind, manchen Großhändler zum Konkurs zu zwingen. Beobachten Si« deshalb, so weit als nur irgend möglich, Füh lung mit dem Verbraucher unferer Artikel zu bekommen. Im Kleinverkauf allein wird in der kommenden Saison das rückhaltgebende Ge schäft liegen. Die Bearbeitung des Kleinab- nehmerS muß als» sorgfältiger und intensiver werden! Clemens Müllerklein, KarlstadtM. Nochmals Gestehungskosten! Franz Schün-Kronshagen hat recht mit sei ner Aussükrung in Nr. I der „Garteubauwirt- schaft", daß die hohen Reklamckosten di« Ware erheblich verteuern und daß hierin irgend eine Aenderung eintretcn müsse. Vor Jahren babe ich schon mal auf die Wertlosigkeit deS Drucksachenüberslusses hingewicsen, dessen Zu strom ein gewöhnlicher Papierkorb im Laufe der Woche nicht aufnrhmen könne. Gewiß haben wir auch zuviel Offerten- Dlättcr. Es geht aber nicht an, einzeln« Blät ter ganz kaltzustellen, wie auch schon mal von anderer Seite angeregt w»rd«. DaS wäre etwa so, als wenn an einem Ort« drei Gärtner wären, von denen sich zwei einigten, um dann zu dem dritten Kollegen zu sagen: „Mach du deine Bude zu! Wir beide wollen das Geschäft jetzt allein mache»!"»Das müßte ja ein großer Schasskopf sein, der sich das ge fallen ließe. Würde sich nicht jeder in gleicher Lage sagen: „Nun werde ich erst recht den Kampf ausnehmen!?" Gegen eine ehrliche anständige Konkurrenz kann niemand etwas haben, natürlich mnß eine Schmutzkonkncrenz bekämpft werden. Vielleicht könnten sich die führenden Firmen einigen, ihre Reklamekosten aus die Hälfte zu reduziere», und dis Haupt- ofsertenblätter, nur noch abwechselnd zu er scheinen, — wenigstens sür di« Zeit der großen Wirtschaftskrise. Richtpreise oder Mindestpreise betreffend: Ein wie großer oder besser kleiner Prozent satz Baumschulartikel mag wohl zu deu fest gesetzten Bundespreisen an Private abgesetzt worden sein? Sind die Richtpreise in Säme reien möglich? H. JllieS, Wiedenbrück, Baumschulbesitzer. An alle . . die nicht alle werden! Don Oekonomierat Heiler in Kempten Kollege Schün hat in Nr. 49/1930 der „Gartenbauwirtschaft" die unserem Berufsstand« zur Zeit anhängenden Mängel und Sünden aufgezählt; er hat in sehr markanten Worten das, »ms ich Totengräberarbeit am eigenen Berufsstande nenn«, treffend charakterisiert und gegeißelt. Ich möchte dem noch einiges hinzrl. fügen, damit vielleicht auch noch diejenigen, die auf Grund deS Schünschen Artikels noch nicht nachdenklich geworden sind, ausgerüttelt werden. Wer schleudert, schneidet sich inS eigene Fleisch, denn er wirft sein Geld zum Fenster hinaus. Wer da etwa glaubt, ein Volkswirtschaft- lich lobenswertes Werk mit seinem „billigen" Angebot zu vollbringen, der irrt gewaltig. Er bringt Unruhe und Verwirrung aus dem Mark hervor, die Käufer plündern ihn anS und lachen sich inS Fäustchen, daß sie mal wieder einen Dummen gesunden haben. Und welches ist der finanzielle Erfolg? Ver kauft ist alles, aber die Bilanz dieses Ge schäftes ist mehr als mieS. Di« Bodensläche ist sür eine Vegetationsperiode verloren, ja, sogar mehr als daS: sie ist ein größerer Ver lust als eine Brache, weil sie Dünger und Arbeitslohn gefressen hat. Wer dies einige- mal gemacht hat, der merkt cs an seinem Geld- beutel, wie das „Bombengeschäft an seinen Finanzkräften gezehrt hat. „An den Pranger mit diesen Finanzgenies!" schlägt Schün vor. DaS wäre freilich wirksamer als alle gutgemeint«» Zeitungsartikel und Vor träge. Ich »reine fast: An den wirtschaftlichen Pranger stellen sich solche Kollegen ganz von selbst. Man sehe nur di« Liste L Nr. 3 durch: 2200 Insolventen sind dort verzeichnet. Und sehr viele davon haben sich durch ihre Kurz- sichtiykeit selbst das Grab ausgehobe». Das ist em« traurige, eine beschämende Statistik, die durchaus zu vermeiden wäre, soweit eS sich um Gartenbaubetrieb« handelt, wenn jeder auf die Rentabilität seiner Arbeit geachtet hätte. Meines Erachtens kann der Garten bauer von seinem Grund und Boden noch so viel herausholen, daß «r leben und existieren kann, er muß nur rechnen und sich an die Absatzvcrhältnisse in seinem Kulturplau an passen, ja, notfalls sich auch umstellen, wenn eS sein muß. Ich möchte allen Kollegen raten, einmal das „Handelsblatt für den deutschen Garten bau" vom 20. Januar 1920 Nr. 3 zur Hand zu nehmen und dort auf Seite 23 die Kosten berechnung der Kulturen zu studieren. Da würde wohl so manchem ein Kronleuchter auf ¬ gehen, wie falsch er kalkuliert hat. Di« Selbst kosten einer Produktion muß jeder Kaufmanns- lehrling kennen. Aber viele, sehr viele Gar- tenbaucr haben keine Ahnung von deren Be rechnung. DaS ist daS Beschämende, das Dil- lettantcnhaftel Und wer hat den Nutzen? Der Händler, der nach kaufmännischen Gesetzen sich richtet. Er tut eS und wenn er auch ein ehemaliger Metzgerbursche ist: er w«iß aus seinem Obst- und Gemüsehandel ein« eindringliche Geld quelle zu machen. Für ihn ist di« Schlan- derei ein liebenswürdiger Heiser, sür ihn darf der nicht rechnend« Gärtner sich „tot schuf ten". Diese Herren haben gemeinsame Inter essen, die darin bestehen, vom Erzeuger mög- - lichst billig zu kaufen. Ist «S nicht ein himmelschreiendes Un- recht, wenn der Gartcnbauer für einen Früh» kopfsalat 10 Rpf. erhält und oer ehemalige Metzgerbursche in «in«m von, Erzeuger kaum 500 Schritte entfernten Laden den Kops un- mittelbar darauf für 25 Rpf. verkauft? Dieser Beispiel könnte ganz beliebig ergänzt werden, jeder Kolleg« weiß es. Warum wird es aber nicht anders gemacht? „Weil die Gartenbauer zu viel arbeiten", meint Kollege Schün. Darin möchte ich ihm aber nicht ganz zustimmen. Denn eS ist nun einmal in der Natur der Sache begründet, daß wir sozusagen Tag und Nacht arbeite» müssen. Daran ist nichts zu ändern. Aber dies« R'e- senmenge von Arbeit soll we»iger aus die Quantität als aus die Qualität verwen det werden, dann würde sie, wie wir dies in Holland und anderen Ländern beobachten kön- nun, auch bezahlt und das Produkt braucht nicht ver cbleudert zu werden. Ty pische Qualitätserzeugnisse sind eS, die uns mangeln. F-rl mit dem Schund, der dadurch erzeugt wird, daß man eben viel zu viel aubaut und dann infolge Arbeitsüberhäufung nicht mehr so, wi« es sich gehörte, pfleglich behandeln kann. Hier liegt der Krebsschaden. Fort damit! Ist denn ausgerechnet den Gartenbauern nicht bekannt, daß in Deutschland die Ansprüche hinsichtlich der Qualität ganz gewaltig gestieg«» sind? Ger natürlich unsinnig anbaut, der macht feine mühevoll« Arb«it gegen sich selbst mobil und muß dann froh sein, wenn ihm der Händ ler die Hand zum Kusse da'ür hinreicht, daß er ihn vor allzu großem Schaden gerettet hat. Ein andermal mehr über unser Zeitungs wesen! Weshalb und wie lange noch? Der Artikel „Aeußerungen zum P r ü f u n g s w e s e n" in der „Gartenbauwirt- schast" Nr. 52 bietet mir eine sehr willkom mene Gelegenheit, meinen Stein, fast Fels block, von meinem Herzen abzuwälze». Mit grollendem Herzen hab« ich seither nie davon gesprochen. Dee Sach« verhält sich folgend«» »laßen: Ich bin heute Pächter «ineS 7 ks großen Obstgutes, das ich als Angestellter im Jahr 1908 selbst anlegte und nach Rückkehr vom Felde seit November 1918 als Pächter weiter- sühr«. Um ein richtiges Bild von meiner Seelennot zu geben, muß ich mitteilen, daß daß ich noch der gärtnerischen Lehrzeit im Jahre 1897—1900 auch als Gehilfe in Gärt nereien und Baumschulen arbeitete, bis ich 1908 zur technischen Leitung meincs heutigen Betriebes durch Empfehlung hierher berufen wurde. Mit fast fanatischer Liebe zu unserem schönen Berus fühle ich mich heut« noch mit Stolz als „Gärtner", wenn ich auch nach der landwirtschaftlichen Seite hin abgerückt bin, da ohne Viehstand ein Erwerbsobstgut, das sich rentieren soll, einfach nicht zu denken ist. Ich habe fünf Buben und ein Mädchen. Bei der schweren Aufbauarbeit nach dem Krieg war ein intensives Zwammenarbeiten der gan zen Familie notwendig. Geld hatte ich nicht sür eine anderweitig« Ausbildung der Kinder, und so kam es, daß, so oft ein Bub aus der Schule entlassen war, er im eigenen Betrieb Mitarbeiten und also „lernen" mußt«. Neben dem Obstbau habe ich noch einige Treibhäuser für Gurken, Tomaten usw., also Frühgemüs«, wenn auch kleinen Stils. Größere Beeren- knlturen, hauptsächlich Erdbeeren, und kleiner« Flächen Frcilandgcmüs« bedecken den offene» Boden, der sich, je größer di« Bäum« werden von Jahr zu Jahr verringert. Alles an dere ist mit Bäumen bepflanzt mrd hat GraS- imterkultur. Obstbau fordert Mist, dies be dingt Bich und dies bedingt Futter. Ein« ganz natürliche Folgerung. Nun kamen meine Buben in das Alter, wo sie, wie man so sagt, „ausgelernt" haben sollen. Zu diesem Zweck mußte ich meinen Betrieb zur Anerkennung als Lehrbetrieb au- mcldc», was ich auch tat, insbesondere sür Frühgemüsebau, denn auf Obstbau wird ja zur Zeit noch nicht geprüft. Es ist nun eine leidige Tatsache, daß Gärt- u«rei und Landwirtschaft zusammen überaus viel Arbeit und Energie erfordern, ohne daß si« erlauben, entsprechend viel mehr Arbeiter einznstcllen. ES satten immer groß« Arbeiten in dis gleiche Zeit. So z. B. Heuernte einer seits und Auspflanzungen und ganz besonders Hacken, Ausbinden usw. andererseits. Heil- ernte geht vor, aller ander« bleibt, wenn aus- gepflanzt, liegen. Dann darf sich di« Heu ernte nur »och fünf bis sechs Wochen lang Hinschleppen, dann kann mau sich Vörstetten wie Gemüse- und Beerenfeldcr aussehen, zumal man so zwischen hinein den ganzen Versand und noch etwa 20—25 Ztr. Erdbeeren gepflückt hat. Das Früh-, d. h. Trcibge- müse ist mit Ausnahme der Gurken im Mai fertig und abgejetzt, und nun kam die,Fomis- sion", bestehend aus einer Person im Juki zur Besichtigung von Treibgemüsc und fand natürlich meinen Betrieb, was Unkraut anbelaugt in großer Unordnung (wett eben erst die Heuernte beendet war). Bei dem darausfolgenden Bescheid erfuhr ich, daß der „Ausschuß leider . . . usw., weil zu wenig Kulturen vorhanden sei«», nicht ... u. s. s. Hätte der „Ausschuß" mir damals mitgeteilt, daß der Betrieb (nur offenes Land) zur Zeit der Besichtigung zu stark verunkrautet gewe sen sei, dann hätte ich dies eben einstecken müssen und dies hätte der Wahrheit ent sprochen. Vor Jahren war der Reichsverband des deutschen Gartenbaues e. V. reichlich be müht, der deutschen Gärtnerschaft «inzutrich- tern, man solle sich spezialisieren. Nicht auf dies« Aufforderung, sondern schon vorher und auS eigenem Instinkt hab« ich dies getan, und sogar im Rahmen des Gemüsebaues selbst habe ich, weil ich kein P'.atzg«schäst, sondern nur Versandgeschäft und nur begrenzte Anbau flächen habe, nur zwei bis drei Sommerge müsearten wie Gurken, Salat und Tomaten kultiviert, um in diesen Arten wenigstens einigermaßen lieferfShig zu sein. Die Folge war, daß ich den „Bescheid" mit aufrichtiger, echt schwäbisch-gärtnerischer Höfl ch- keit inS Feuer befördert« (leider) und mein« Buben (andere sagen Söhne) hcute noch „un gelernt" aus der Welt herumtappen, wenn sie ainh schon auf „Obstbau" spezialisiert sind. Zu diesem spezielle» Punkt möchte ich an die Gerechtigkeit und an di« Sachlichkeit aller derer appelli«r«n, die es angeht, und fragen, weshalb und wie lange noch solche Lehrlinge, die sich speziell nur mit Obstbau und dessen nötigen Unterkulturen befassen wollen, gärt- »erisch-prüflich stiefmütterlich behandelt wer den und sich nicht in diesem Fach prüfen lassen können, um später gleichberechtigt neben einen Efeu- und Geraniumzüchter hintreten zu können. In diesem Fall besteht also im LehrlingS- wescn für die verschiedenen Zweige des Garten baues noch eine Lücke, die zugunsten solcher, die aus finanziellen Gründen kein« Lehran stalten besuchen können, behoben werden sollte. Deutsche Gärtner lverdct einig und stark und stellt den beruflich vererbten Neid zur Seite. Wilhelm Willmann, Obstgilt Haus Ottenberg Hemigkofen-Nonnenbach. Anmerkung der S ch r i f t l c i t u n g: Die Grundsätze für die Anerkennung von Lehr- wirtfchasten und Gehilfenprüfungen der Land- wirtchast-skammcr in Berlin sehen folgendes zur Zulassung vor: „Dir Obstbaubetrieb muß neben einer ge schlossenen Obstanlage di« Durchführung von Unterkulturen aufweis«n und dem Lehrling die Möglichkeit bieten, Obstlagerung, Ver packung und Versand kennenzulernen." Soweit uns bekannt, bietet die Mehrzahl der Landwirtschastskammern in ähnlicher Wei'e bereits die Möglichkeit der Zulassung reiner Obstbaubetriebe als Lehrwirt'cbaste» und d« mit auch zur Prüfung im Obstbau..
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