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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 1931
- Erscheinungsdatum
- 1931
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193100009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19310000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19310000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 1931
1
- Ausgabe Nr. 1, 1.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 2, 8.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 3, 15.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 4, 22.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 5, 29.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 6, 5.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 7, 12.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 8, 19.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 9, 25.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 10, 5.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 11, 12.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 12,19.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 13, 26.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 14, 2.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 15, 9.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 16, 16.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 17, 23.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 18, 30.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 19, 7.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 20, 14.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 21, 21.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 22, 28.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 23, 4.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 24, 11.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 25, 18.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 26, 25.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 27, 2.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 28, 9.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 29, 16.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 30, 23.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 31, 30.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 32, 6.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 33, 13.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 34, 20.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 35, 27.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 36, 3.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 37, 10.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 38, 17.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 39, 24.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 40, 1.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 41, 8.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 42, 15.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 43, 22.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 44, 29.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 45, 5.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 46, 12.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 47, 19.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 48, 26.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 49, 3.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 50, 10.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 51, 17.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 52, 24.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 53, 31.12.1931 -
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Band 1931
1
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- Gartenbauwirtschaft
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Christrosen als beliebte und unentbehrliche Blutenpflanzen für das Weihnachtsgeschäft Die volkstümliche und beliebte, sagenumwobene Christrose ist in unseren Gärtnereien und Blumenläden viel zu selten anzutrcffen. Die in den -.Lpen und Boralpen heimische Form llelleborus Niger, ist wüchsiger als alle anderen, daher auch für den Topf- pflanzcngärtner besonders kulturwürdig. Obgleich heute Hybriden im Handel sind, die, zwischen den klelieborus Niger maximus und den viel später blühenden blelleboru8 kybriäus stehend, prächtige, grohe reinweiße Blumen hervorbringen, so läßt doch ihre Wuchsfreudigkeit —> ein wichtiges Erfordernis für die Weih nachtstreiberei — meist viel zu wünschen übrig. In nachstehenden Zeilen soll für bielleboruz niger, von der man zur Weihnachtszeit meist gar nicht genug schöne Bliitenpflan- zen haben kann, eine möglichst einfache Kultur- und Treibformel ausgestellt werden. Vorbedingung: vor rauhen, freien Winden möglichst geschützter Standort, halbschattiger, lehmig-humoser Boden mit Kalk, damit das derbe, glänzend tiefgrüne Laub bis in den Winter hinein sich hält. Das Teilen älterer Pflanzen soll möglichst nur zur Zeit der größten Vegetationsruhe, gegen Mitte August, erfolgen. Gut gepflegte, durchaus gesunde, kräftig entwickelte Pflanzen in vollen: Laubschmuck werden Anfang Dezember mit starkem Ballen — vorsorglichcrweise für etwa eintretenden Wetter umschlag — im kalten Kasten eingeschlagen. Schon nach einigen Tagen werden die Ballen in entsprechend große Töpfe hinein gedrückt. Der vorhandene Wurzelballen mutz den Topf vollkom men attsfüllen, denn die Christrosen gehören zu jenen Treibstau- den, die sich ohne jede Vorbereitung antrciben lassen. Ihre Knvspenanlagen bilden sich schon im Freiland aus. Die Blütenentfaltung erfordert daher im Topfe keine Neubildung von Fascrwurzcln, wodurch das Treibverfahrcn sehr beschleunigt wird. Die Töpfe kommen zunächst in ein kühles Haus, um dann all mählich immer wäriner gestellt werden zu können. Durch die gesteigerte Wärme erreichen wir nicht nur reich mit Blüten be setzte, sondern auch genügend langgestielte Blumen, die um die Weihnachtszeit als Tafelschmuck und zur Festbinderei äutzerst gesucht und geschätzt sind. Reich mit Blüten bedeckte Schaupflanzen verfehlen ihren Ein druck niemals. Diesen kann man durch Benutzung von Ziertöpfen und durch Ausschmückung mit Tannengrün, Jlexzweigen, Misteln und anderem Weihnachtsgrün noch verstärken. Max Pohlig, DreSden-Tolkcwitz. Der Wert der Belriebsausstellungen Grotzc Ausstellungen hat es schon viel gegeben. Ihr Wert sei unbestritten. Manchem haben die Ausstellungen etwas einge bracht, manchem nicht. Viel Unkosten bringen sie wohl in den meisten Fällen mit sich. Unter weit geringeren Unkosten lassen sich an vielen Orten Ausstellungen im eigenen Betrieb durchführen. Lassen wir doch ruhig mal die Blumenfreunde hincinschauen in unsere sauberen Gewächshäuser mit all ihren Pflanzenschätzen. Auch dre Frei landkulturen sollen sie in Ruhe ansehen dürfen, damit sie er kennen lernen, wie viel Mühe und ost auch bitteren Kampf gerade unser Beruf erfordert. Sie sollen aber auch wissen, daß uns dieser Beruf eine starke innere Befriedigung scbenkt. Nehmen wir uns doch wenigstens einmal, besser aber einige Male im Jahr die Zeit, mit Heller Begeisterung, mit einem frohen Leuchten in den Gärtneraugen, den lieben Mitmenschen Licht- und Schatten seiten unseres Schaffens zu schildern. Sie müssen »ns von den Augen ablesen, daß wir stolz auf unseren Beruf sind. Das alles können wir am besten beweisen, wenn wir denen, die Freude am Garten und an Pflanzen haben, Einblick in unser Schaffen ge währen, indem wir ihnen unsere Betriebe zeigen. Nicht nur immer die fertige, blühende oder fruchttragende Pflanze zeigen, nein, alle Kulissen beiseite schieben, alles vorführen, und zwar mit kurzen Erläuterungen. Wir können nicht jedem einzelnen, der uns an einen: solchen Ausstellungstage besucht, einen großen Vortrag halten; damit aber jeder Besucher auf seine Rechnung kommt, rate ich zu Folgendem: Schreiben Sie auf Pappschildcr, z. B. an eine Schale mit Cyclamensämlingcn: „Ausgesät am vereinzelt an: . . . ." usw. An eine blühende Chry santheme: „Steckling geschnitten am ... ." usw. Es genügt nicht, daß die Besucher staunen und bewundern, sondern sie müssen den ganzen Lebenslauf unserer Pfleglinge kennen lernen, damit sie verstehen, wieviel Mühen und Sorgen damit verknüpft sind. Bei solchen Bctriebsauhswllungen kommt es weniger auf tue äußere Aufmachung, welche freilich auch bei größter Sparsamkeit nicht vernachlässigt werden darf, als in erster Linie darauf an, persön lich mit den Kunden und denen, die wir als Kunden werben wol len, Fühlung zu nehmen, um sie für unsere Erzeugnisse zu bcger- steru. Glauben Sie mir, eS macht eine innige Freude, wenn man nach einer Reihe arbeitsreicher Tage und Nächte auch ein mal mit vielen Mitmenschen aus anderen Berufen sich über die Erfolge eigener Arbeit freuen darf Ich war an keinen Tagen meines Gärtncrlebens so glücklich, wie gerade an solchen, die mir Gelegenheit gaben, vielen Mitbürgern bei schöner Musik eine große Schar von Einjahrsblumen, blühenden Stauden, Dahlien und anderen zu einer großen Farbensymphonie vereinten Blumen zeigen zu dürfen. Vergessen Sie nie, bei Ausstellungen in geschlossenem Raum ein wenig gedämpfte Musik dem Publikum zu geben. S:e macht die Herzen weit und viel empfänglicher für die Schönheit der Pflanze. Die Blume wird gewissermaßen lebendig für den Be schauer. Es stellt sich ein Kontast ein, der immer wieder die Erinnerung an das Gesehene erhalten und das Verlangen wach rufen wird, recht bald wieder einmal an solcher Stätte edler Freude weilen zu dürfen. Einige Tage sollte eine BciriebSausstcllung stets währen, man muß davon sprechen, einer sagt's dem andern, das ist dre beste Reklame. Laden Sie die Schulen ein, geben Sie den Kindern eine Einladung an das Elternhaus mit; je schwerer der Kampf, um so mehr müssen wir werben, wenn auch mit bescheidenen Mit teln, aber stärkstem Einsatz der eigenen Persönlichkeit. Schließen Sie eine Ausstellung nicht abends um 7 Uhr, sondern erst, wenn sich die Letzten satt gesehen und ausgeplaudert haben. Es muß auch jedem Erwerbstätigen möglich sein, Ihre Ausstellung zu besuchen. Zeigen Sie Ihre Gewächshäuser im magischen Fackellicht, der Blütenzauber ist ein anderer geworden, gar mancher kommt zwei mal. Ist der Erfolg der Ausstellung im ersten Jahr nicht so, wie Sie ihn sich wünschten, dann werfen Sie die Flinte nicht ins Korn, sondcn: denken Sie darüber nach, was Sie versäumt haben, um die Aufmerksamkeit auf Ihre Ausstellung zu lenken. Prüfen Sie, welche technischen und kaufmännischen Fehler Sie begangen haben, und dann hoffen Sie fröhlich auf die nächste Schau. —- Freilich, ein wenig Phantasie gehört schon dazu, um immer wie der etwas Neue? auszuklügeln. H. Junggeba u er, Berlin. kegonia semperkl. «Heideröschen" kann ich besonders empfehlen, weil diese Neuheit auf Grund ihrer vorzüglichen Eigenschaften weiteste Verbreitung verdient. Wo diese Sorte in Gärtnereien kultiviert wird, fällt sie Besuchern durch ihren üppigen und gleichmäßigen Wuchs allgemein auf. Die Pflanzen dieser Begonie sind von kräf tigem Wuchs, verzweigen sich stark und erreichen eine Höhe von 30 cm. Die großen, edelgeformten, lebhaft dunkelrosa Blüten stehen schön über dem dunkelgrünen Blattwerk. Auch als Topfpflanze oder zum Bepflanzen von Balkonkästen eignet sich „Heideröschen" ausge zeichnet und gerade diese vielseitige Verwendungsmöglichkeit macht uns diese Sorte besonders wertvoll. Dazu kommt ein weiterer Vor teil, die Sämlinge wachsen außerordentlich rasch, was uns eine schnelle Anzucht von kräftigen Pflanzen ermöglicht. Außerdem fällt „Heideröschen" treu aus Samen, sodaß man sie von selbst geernteten Samen nachzichen kann. Erwähnt sei noch, daß „Heideröschen" äutzerst widerstandsfähig gegen Witterungsunbilden ist und daher bis zum Erfrieren ihre Schönheit behält. Im vergangenen Sommer hatten wir starken Hagelschlag, der alle Pflanzen sehr beschädigte. Von allen Begoniensorten erholte sich „Heideröschen" zuerst und stand bald wieder in alter Schönheit da. Mit „Heideröschen" hat der Züchter (Pfitzer, Stuttgart) dem Handel eine Sorte übergeben, die einen grohen Fortschritt in der Begonien-semperklorens-Klasse darstellt. Jeder Gärtner, der einen Versuch mit dieser Sorte gemacht hat, wird dies gerne bestätigen. E. Schmid t, Basel. Schlingender Knöterich Wer Gelegenheit gehabt hat, post^onum ^ubeeti und poly- Zonum Lalflsckuanicum in Blüte zu sehen, den: wird der herr liche Anblick in der Erinnerung geblieben sein. Vom Juni bis tief in den Herbst erstellen uns diese ebenso wichtigen wie reich blühenden Schlinggewächse durch ihre zahllosen rötlich-weißen Blütenrispen. Auch ihre Flügelfrüchtc wirken noch im Spätherbst als blumenähnlicher Schmuck. Im April bekleiden sich diefe un bändigen Schlinger mit dichtem, sehr schönem, frischgrüncn: Blatt werk. Bon den beiden genannten Arten ist polz'z-onum ^ukerti zuerst grün, auch wächst er am stärksten. Zur Berankung von Lauben, Zäunen, Spalieren und Lauben- gängen, überall da, wo große Flächen schnell berankt lvecden sol len, sind die beiden Knörcricharten am Platz. Sie sind nicht anspruchsvoll, bevorzugen aber eine sonnige Lage und vertragen keine allzu große Trockenheit. Die Vermehrung erfolgt durch Steckholzgewinnung im Winter, ferner auch durch Grünstecklingc; letztere schneide man mit etwas altem Holz. Ans saat ist unrentabel, kommt also kaum in Frage. H. Junggebauer, Berlin. Die nächste Nummer dieser Beilage erscheint am 31.Dezember 1931 Die Askari von Deuisch-Ostafrika Novelle von Kasimir Edschmid 2. Fortsetzung Copyright by Paul Zsolnay, Berlin-Wien Eigentlich war es ganz gut, daß die Familie in Deutschland war. Man wußte zwar rein nichts von ihr. Aber wenn man die anderen Offiziere ansah, die ihre Frauen und Kinder hier innen im Land hatten... wie weich sie in den Knieen waren, wenn sic vom Urlaub bei ihren Frauen zurückkamen jedes Fahr ... da war es schon besser, nichts zu wissen, nichts zu ahnen, weiter zu kämpfen. Der Hauptmann marschierte durch den Busch nach der rhodesischen Grenze. Durch Dickichte, Lianen, Kandelaber-Euphorbien, Palmen, Mangobäume und Steppe. Er fühlte sich ganz wohl, biß die Zähne zusammen, schlug sein Zelt auf, ließ es wieder abschlagen und marschierte. Wochenlang. Es blieben ihm keine anderen Gedanken als seine Askari. Er fühlte eine merkwürdige Verbundenheit mit ihnen, mehr als früher. Er löste damit die Spannung nicht auf, die zwischen weißen und schwar zen Leuten steht, aber er empfand, wie zu treuen Tieren, eine Schicksalsverbundenheit. Manchmal mutzte er lachen, wenn er an den Anfang des Krieges dachte. Eines Wittags, beim Feststellen der geographischen Lage, be merkte er, daß er auf derselben Breite war, wie bei Ausbruch des Krieges. Nördlich lag der Viktoriasee. Er hatte ihn bei Kriegsausbruch seinerzeit mit einer bestimmten Ordre erreicht und überschritten. Es war ein toller Kriegsanfang. Zuerst hatte er bei Tanga die Schlacht mitgemacht, an deren Ende zwanzig Deutsche und zweitausend Engländer dalagcn. Dann hatte ihm Vorbeck einen Kreditbrief von vierzigtausend Mark gegeben und zu ihm gesagt: „Stellen Sie eine Kompagnie damit auf." — „Zu Befehl I" Acht Tage darauf umzingelte er mit einer Handvoll angeworbener Askari ein Dorf im Inneren. Ein Dorf voll indischer Schneider. Er beschlagnahmte das Khaki, beschlagnahmte die Schneider und ließ vierhundert Anzüge machen und dann vierhundert Reservcanzüge. Die Schuhe mußten geschont werden. Er ließ barfuß exerzieren. Die Askari hatten ein paar Dörfer Weiber in der Nähe angesiedelt. Bald waren sie da, bald waren sie auf einem anderen Erkundigungs zug weg. Wie im Dreißigjährigen Krieg. Dann kam der Befehl, nach dem Viktoriasee zu marschieren. Sechs Tage Ueberfahrt. Dann zwanzig Tage Marsch bis zum Nyassasee. Auf die dortigen kleinen Sultane wurde ein leichter Druck ausgeübt, Tribut zu zahlen. Sie zahlten gern angesichts von Maschinengeweh ren. Dann ging es auf englisches Gebiet hinüber. Telegraphen drähte wurden nach dem Plan abgeschnitten. Ende 1918 war er wieder in Dar es Salam. Und seither hatte er immer dieselben Askari, und mit der Zeit wurden immer neue auf den alten Stamm aufgcpfropft. Wie komisch waren sie am Anfang gewesen. Sie schossen sehr gern. Auf wen — war ihnen einerlei. Er suchte ihnen klar zu machen warum und gegen wen .... er wiederholte es auch verschiedentlich, und manche verstanden es auch wohl. Nur auf Weiße hatten sic Hemmungen, zu schießen. „Bana, soll ich wirklich schießen?" flüsterte Elafim damals neben ihm hinter einem Stein. „Schießl" „Es ist doch ein weißer Mann." „Schieß, zum Teufell" Und Elafim schoß zitternd seinen ersten Weißen. Diese Hemmun gen verloren sich dann langsam, womit Afrika aushörte, Götter zu besitzen. Hundertmal hatten sie sich gegenseitig das Leben gerettet, die Askari und der Hauptmann. Er hatte Injektionen gegen Schlangen bisse, Pillen gegen Schwarzwasser, Typhus und Malaria. Sie wachten, wenn er schlief Sie trugen ihn wochenlang nach seiner Verwundung durch den Busch. Dann war die Zeit gekommen, wo Lettow erschienen war und ge sagt hatte: „Ich wünsche mich in den Besitz eines Berges zu setzen, der auf der Karte da und da liegt." Und Lettow hatte mit dem Finger auf eine Stelle gezeigt, die eine komplizierte Benennung mit Buchstaben und langstelligen Ziffern hatte. „Die Siebener-Schützen. Die achtzehnte Jnfanteriekompagnie bitte", hatte Lettow ruhig hin zugefügt. Vierzehn Tage durch den Urwald nach einer Stefle, die einen „strategischen Punkt" darstellte. Plötzlich war ein Hügel abgeholzt. Die Burschen hatten also glatt gemacht, um sich auf Distanz ein- schießcn zu können. Sie begannen sofort mit einem mörderischen Feuer. Das lvar eine bittere Sache, zumal man acht Tage weder einen Gegner sah noch hörte — nur die eigenen Leute sah man fallen. Schließlich wurde der Berg doch genommen. Aber erst, nach dem man sich drei Wochen lang cingegraben hatte. An: Schluß war es nur noch eine halbe Kompagnie damals. Aber —' sie wurde aufgefüllt ... es war jedesmal, wenn sie aufgefüflt war, als sei es nach drei Tagen schon wieder die alte Kompagnie. Die Askari, die kamen, waren ja Krieger wie die Askari, die zum Teufel gegangen waren. Aus Einfachheit bekamen sie auch dieselben Namen. Es wurde eine Kompagnie von Toten, in die stets wieder Lebende hineinsprangen, ohne daß es auffiel. Und sie wurde höllisch ein gesetzt. Bald darauf ging es an die Grenze von Mozambique im Süden, wo die Portugiesen sich in einem portugiesisch geschriebenen Blatt, das sie in Porto Amelia Herausgaben, gerühmt hatten, sie hielten mit einem Regiment 15000 Deutsche in: Schach. Bei Gott 15000 Weiße! Wenn man die gehabt hätte, hätte man ganz Südafrika er obert. Mit der Toten-Äompagnie wurde die Grenze überschritten. Das Lager gestürmt. Der portugiesische General, der mit viel Gold und Epaulettcn und Orden vor einem Zelt stand, nestelte an seinem Degen, um ihn dem Hauptmann zu überreichen. „Ach was l" schrie der. „Wo Magazini?" Er hielt das für portu giesisch. Seine Leute hatten tagelang nichts gegessen und hatten den Sturm auf das Lager mit je zwei Schuß Patronen gemacht. War der General verrückt, Kavaliersitten zu machen wie sie vor drei hundert Jahren hübsch waren? Hier seine Askari wollten Mehl, Patronen und Unterwäsche. Und ein paar Maschinengewehre. Alles war da. Allein fünfzigtausend Patronen. Nur die Verschluß- stücke an den Maschinengewehren fehlten. Elafim nahm damals ein paar Leute von den portugiesischen Askari mit in den Busch und kam nach einer Stunde mit ihnen zurück. Die Portugiesen gingen auf eine etwas umständliche Art und Weise, als sie aus dem Wald zurückkamen — aber die Vcrschlußstücke wurden am selben Abend aus den Latrinen herausgegraben und gereinigt. Er hätte Elafim damals fast umarmt. Aber es war natürlich aus der Umarmung nichts geworden. Elafim wurde vor der Front gelobt. Schluß. Dann hatte der Hauptmann seine Verwundung und dann die Gelbsucht, und dann kam die Jagdexpedition, um frisches Fleisch zu schießen. Achtzehn Elefanten hatten sie schließlich umgelegt und viel zu viel Fleisch. Sie machten damals Kessel aus Wellblech und kochten Fleischextrakt und gossen ihn in Bambusstangei: und transportierten ihn ein paar hundert Kilometer durch den Urwald. Schließlich fehlten auch die Streichhölzer, und man mußte eine Zündschnur drehen, die ein Boy immer brennend mit sich trug. Und man begann damals, weil kein Geld mehr da war, aus Oelpapier neues zu drucken und die guten Kerle nahmen es und blieben weiter treu. Dies alles war eine Menge Krieg — dachte der Hauptmann, während er auf die rhodesische Grenze zu marschierte. Es war eine schwere Menge Krieg, wenn man drei Jahre im Urwald saß und aber auch nichts von der Heimat hörte .... und jetzt begann der Krieg erst richtig. Nun kamen die Südafrikaner, die Belgier, die Briten, die Portugiesen kreisrund herum gemeinsam. Die Südafri kaner kamen unter Smuts mit 70 000 Mann von Südwcsten. Die Belgier kamen von Stanley Pool und suchten in die Flanke zu stoßen. Und die Portugiesen aus Mozambique wären von Süden an der Küste her gern in den Rücken der Deutschen gefallen. Eine einfache Idee! Aber in Afrika war so ein Plan reichlich schwer. Im Busch war nicht gemeinsam zu operieren und es war leicht, die Gegner vereinzelt zu suchen und zu schlagen. Wenn man nur Verbandszeug gehabt hättck und nicht gezwungen gewesen wäre, -sich von der Malaria zusmnmcnhauen zu lassen I Fortsetzung folgt
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