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Jahrgang 1931 * Ar. 33 Berlin, den 13. August 1931 67 ttLKEL^K'. kMMZVkkkE 055 V5O75M5^ 6L!ri5U8^055 8V ökMki IM40-- V5K5Ü6 : 6LK7^5kri5M8 V8kr^65-eQ.^.8>r. K5kruk^ H/V4L AMrerleichlemng sür llallenlsche Gaclenbauerzeugnlsse? Die kanzlerreise und die italienischen Einfuhren Bo» unserem römischen Berichterstatter Die lakonischen Veröffentlichungen über den Gegenstand der Verhandlungen Mischen Musso lini und Dr. Brüning machen es außerordent lich schwer, wenn nicht unmöglich, die einzelnen Punkte, über dis gesprochen wor den ist, klar zu stellen. Neben den großen politischen Fragen, welche durchaus im Vor dergrund gestanden haben, sind jedoch natürlich auch die Maßnahmen zu der deutschen Krise und auch jene ursprünglich vor allem auf dem Verhandlungsprogramm gesetzt gewesenen Zoll fragen berührt worden. Das beste Bild über die italienischen Ziele gewinnt man aus den zahlreichen Kommentaren der nahezu gleichmäßig, also aus offizieller Quelle unler- richteten italienischen Presse. Die italienische Wirtschaft hat die deutsche Krise und die Selbsthilfe folgendermaßen beurteilt: Deutsch lands logischste Sparmaßnahme wirb eine ver stärkte Ausfuhr sein. Die Industrie wird in Deutschland durch die Notwendigkeit, dis Lei stungsfähigkeit des Lankes möglichst restlos auszunuhen, ihre Ausfuhr intensivieren und wir (Italien) werden vor einer neuen Welle deutscher Importwaren stehen, welche junge italienische Industrien in ihrer Existenz be drohen. Es sei also durchaus die Frage, ob man die italienischen Grenzen in dem bis herigen Maße werde offen lassen können. — Diese letzte Frage der Grenzoffenhaltnng oder Schließung ist je nach Temperament der Zei tungen verschieben abgewanbelt worden, hatte jedoch mehr und mehr die Tendenz, die Gren zen müßten als Hilfswerk sür Deutschland offen bleiben, d. h. man müsse Deutschland vor allem dadurch zu Hilfe kommen, daß man ihm eine Steigerung seines Exportes und damit seiner Einnahmen ermögliche. Die Tatsache, daß Italien mit seiner gesteigerten Land- und vor allem Gartenbauwirtschast immer stärker ein Exportland wird, hat auch den offiziellen Faschismus zu einer Freihändler- Politik bekehrt, hat ihn genötigt gesehen, die eigenen Grenzen nicht hermetisch abzuschließen, eben um die eigene Ausfuhr nicht in Gefahr zu dringen. Ueber einen Vorstoß der italie nischen Gartenbauexporteure im Besonderen anläßlich der Verhandlungen mit dem deut schen Reichskanzler fehlte jedes Wort und jedes Anzeichen. Dieser Umstand deutet nicht so sehr darauf hin, daß man etwa das italie nische Geschäft nicht berücksichtige. Er findet vielmehr seine Erklärung darin, daß es zum HilfsproAramm Italiens und zu der von Äussolini angedcuteten „engsten wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit der beiden LändeU" gehört, daß die Grenzen zwischen Deutschland und Italien offen bleiben, sei es, um der deutschen Industrie den italienischen Markt, sei es, um den italienischen Frucht- und Gemüsehändlern den deutschen Absatz zu erhalten. Statistisch wurde von verschiedenen Zeitungen gleichzeitig, also aus einer gemein samen Quelle informiert, veröffentlicht, daß die deutschen Verkäufe nach Italien nicht nur wertmäßig die ganze Periode des bestehenden Handelsvertrages hindurch den italienischen Ausfuhren nach Deutschland überlegen waren, sondern daß dis deutschen Ausfuhren auch in einem höheren Rhythmus als die italie nischen gesteigert werden konnten. Eine Unter brechung des Verkehres, von dem italienischer- seits nur einmal in Form eines Leitartikels des Popolo d'Jtalia unter der Ueberschrift „Achten wir auf die deutschen Einfuhren" gesprochen worden ist, würde nach italienischer Ansicht ganz zum Schaden Deutschlands aus- sallen. Aber „man will Deutschland nach Möglichkeit helfen und seine wirtschaft liche Wiederordnung nach Kräften unter stützen. Bei den Besprechungen über Zoll reglung, die „in vollster Harmonie" zwi schen dem Diktator und dem Reichkanzler vor sich gegangen sind, kann. also, nach den Zei tungsstimmen zu schließen, nur eine wech selseitige Garantie der Offen haltung der Grenzen beschlossen wor den sein. Und das, wohlbemerkt, ohne daß ein sonderlicher Vorstoß der italienischen Expor teure notwendig geworden wäre! Die ita lienischen Exporteure haben vielmehr ihre Stimmen erhoben, um eine endliche Wieder öffnung der Grenzen für einen normalen Geldverkehr zu verlangen. Diese Forderungen, sind aber kaum von der italienischen Regierung Vertreten worden, La man die Sperre als zeitweilig betrachtet und als eine Maßnahme, die für den augenblicklichen Krisenzustand not wendig war. In einem Gespräch, das Ihr Korrespondent mit einem der leitenden Herren des Obst- und Gemüsehandels in diesen Tagen hatte, wurde von italienischer Seite gesagt — und diese Meinung basiert auf der gesamten italienischen Agrarpolitik — daß die Offen haltung der deutschen Grenze für den italieni schen Gartenbauexport einfach eine Lebensnot wendigkeit sür Italien sei, für deren Erhal tung so ziemlich jedes Opfer gebracht werden würde. * * * Einer uns soeben zugegangenen Mitteilung zufolge soll Herr Reichskanzler Dr. Brüning angeblich angeboten haben, für die Einfuhr von Obst und Gemüse aus Italien gegen die Gewährung von Krediterleichterungen weitere Vergünstigungen einzuräume«. Es soll dabei unsererseits auch die Zusage gegeben worden sein, daß der deutsch-italienische Handelsvertrag weiter in Kraft bleiben wird. Wir geben diese Mitteilung mit Vorbehalt wieder und werden in der nächsten Nummer der „Gartenbauwirtschaft" darüber berichten, nachdem wir Näheres über die Rührigkeit dieser Mitteilung bei den zuständigen Reichs« Lehörden in Ersahrung bringen konnten. Dr. S. Um die Förderung des Tomaienabsatzes! Eine Stellungnahme des bayer. Landwirtschaftsministeriums! Ausgehend von der Pfalz hat in Bayern eine recht lebhafte Werbetätigkeit sür garten bauliche Erzeugnisse eingesetzt. Im Rahmen der verschiedenen Maßnahmen war auch eine Anfrage des Abg. Bossert im Landtag wegen der Unterbringung der deutschen, insbesondere der pfälzischen Tomaten und wegen der Ein führung von pfälzischen Werbewochen sür deutsche Tomaten in den rechtsrheinischen Groß städten eingebracht worden. Der Verwalter der Landwirtschaft, Staatsminister Dr. Stützel, hat die Anfrage nun wie folgt beantworten lassen: 1. Die Ermäßigung des autonomen To- matenzolls auf 1,50 RM sür die Zeit vom 16. 6. bis 30 9. ist in den aHndelsverträgen mit Italien und Frankreich enthalten. Die bayerische Staatsregierung ist schon seit län gerer Zeit bemüht, eine Lösung der drückenden Zollabmachungen sür Obst und Gemüse im deutsch-italienischen Handelsvertrag herbeizu führen. Bisher sind diese Bemühungen leider ohne Erfolg geblieben. Die Staatsregicrung ist bereit, ihre Vorstellungen bei der Reichs regierung zu wiederholen und auch für eine entsprechende Revision des deutsch-'ranzösischen Handelsvertrages einzutreten. Mit einer raschen Erfüllung dieser Bemühungen ist nach den bisherigen Erfahrungen allerdings kaum zu rechnen. 2. Andere als zollpolitischs Maßnahmen zur Abwehr der Einfuhr während der Zeit der deutschen Ernte sind nach den bestehenden Handelsverträgen nicht möglich. 3. Von einer Bestimmung, daß inländische Tomaten nur unter genauer Hcrkunftsbezcich- nung in Deutschland verlaust werden dürfen, verspreche ich mir keinen Ersolg. Es besteht jedoch Veranlassung, die Verbraucher, insbe sondere die Hausfrauen, auch bei dieser Ge legenheit zu ermahnen, den deutschen Erzeug nissen beim Einkauf den Vorzug zu geben. Die deutschen Tomaten halten jeden Vergleich mit den ausländischen aus, sie übertreffen sic sogar an Schönheit und Wohlgeschmack. 4. Nach meiner Feststellung hat die Reichs- bahn allen Wünschen um rascheste Beförderung entsprochen. Die Tomaten werden mit den eigens eingerichteten Obstcilzügen zu günsti gen Frachtsätzen befördert. Die bayerische Staatsregierung hat sich wiederholt um noch günstigere Tarisierung von Gemüse und Obst bei der Reichsbahn bemüht. Die Bemühungen werden fortgesetzt. Usbsn Sis »ekon 1'omatenwei-bebistte!' vsrts-It? 100OAttek ka»t«n 6.S0 KIVI 5. Der Staatsregierung liegt bisher ein Ge such um Unterstützung pfälzischer Werüewochen für deutsche Tomaten in München, Augsburg uno Nürnberg nicht vor, auch ist nicht bekannt geworden, wer der Träger dieser Werbe wochen ist. Das Gebot der Stunde Die Zentrale der Berliner Hausfrauen hat an ihre Mitglieder nachstehenden Aufruf ge richtet: Schwere Krisenzeiten werfen Schatten auch in den letzten Einzelhaushalt. Die in der Zen trale der Hausfrauenvereine Groß-Berlin zufam- mengeschlossene Hausfrauenschaft ist in der ge- geinvärtigen Notlage ihrer Pflicht bewußt, zur Ausschaltung egozentrischer, zur Schädigung der Allgemeinheit beitragender Be^rcbnngsnn beizu tragen, und den Hausfrauen das Gebot der Stunde „Selbstdisziplin" zuzurufen. Die Zentrale der Hausfrauenvereine Groß- Berlin sucht seit langem, die Hausfrauen über die volkswirtschaftliche Notwendigkeit des Kaufs heimischer Waren aufzuklären. Sorge könnte insbesondere die Gefahr von Versorgungsschwierigkeiten und Preisveetcuerun- gen auf dem Lebensmittelmarkt werden. Aber auch Landwirtschaft und Handel werden sich der vaterländischen Pflicht bewußt fein, in Anbetracht der allgemeinen Notlage gute Kon sumware zu liefern und sich einer mißbilligungs- werten Preisgestaltung zu enthalten. Gerade dieser Sommer hat eine reiche Obst- und Gemüseernte gebracht. So bietet sich denn den agrarischen Wirtschaftskrisen die Möglich keit, nun durch die Tat den Bewers für die ost aufgestellte Behauptung zu führen, daß Sie Jn- landsproduktion den Hauswirtschaftsbedarf an Agrarerzeugnissen zu angemessenen Preisen zu decken vermag. Auch in Algerien Einstellung aus den stützenden Obstabsatz nach Deutschland Der Obstanbau in Algerien ist in den letzten Jahren stark gesteigert worden. Zur Zeit beginnt mau mit der Ernte der „japani schen Pflaumen", die schätzungsweise 30000 ckr ergeben sollen. Um den Absatz dieses Erw ...-herzu,'.-.len, will man in Rotterdam eine besondere Verteilungsstelle gründen, von wo die Pflaumen besonders nach N o r d d e u t sch l a n d versandt werden sollen, während Süddeutschland von Straßburg auS bearbeitet werden soll. Aus Grund der bisherigen Erfahrungen sollen nur ansge- wählte Früchte zum Versand komweu. Schweden. Nach einem Bericht oer Deutschen Gesandt schaft in Stockholm sind sämtliche Anträge der schwedischen Bauernpartei auf Erhöhung der Zölle für Gartenbauerzeugnisse einschließlich der Zölle kür Spargel in beiden Kammern des schwedischen Reichstags abgelehnt worden. Zallerhöhung in Oesterreich! Oesterreich hat den Zollsatz der Position 48k) 3.: Bäume und Sträucher, ausgenommen Forst- Pflanzen, der der Tschechoslowakei gegenüber mit 7 Goldkronen für 100 kg handelsvertraglich ge bunden war, ab 28. Juli 1931 von 7 auf 12 Gold kronen erhöht. Dr. S. MnzenschMche Verordnungen und Gesetze im Ausland Belgien Einfuhr von frischen Kirschen ans Frankreich, Italien und Deutsch land Gemäß Verordnung des Landwirtschafts- Ministers vom 27. März 1931. wurde Artikel 1 der Verordnung vom 28. Juni 1927 dahin abgeändert, daß die Einfuhr frischer Kirschen aus Frankreich, Italien und Deutschland nur zulässig sei, wenn der Sendung ein phytopatho logisches Zeugnis, ausgestellt seitens der zu ständigen Behörde des Herkunftslandes, beige geben ist. In vorgenanntem Zeugnis muß be scheinigt werden, daß die Erzeugnisse aus einem Bezirk stammen, der frei von der Kirschfrucht- sieg« i st, und daß zum anderen die Sendungen selbst auf Grund einer seitens vorgenannter Be hörde vorgenommenen Untersuchung als frei von der Kirschfruchtfliege befunden wurden. Goe. LeWüsse Ler Ständigen Tarislomivijswn Von unserem verkchrspolitischen Mitarbeiter In der 164. Sitzung der ständigen Tarif kommission (Coburg, 3. Juli) sind u. a. nach stehende Beschlüsse zur Durchführung empfoh len worden. Sie erhalten bindende Kraft erst, wenn von den maßgebenden Stellen kein Wider- spruch erhoben wird. Infolgedessen kann der Zeitpunkt ihrer Durchführung im Tarif jetzt noch nicht angegeben werden. 1. Zollgüter. Die Ausführungsbestim mung VII zu Z 65 EVO. soll folgende Fassung erhalten: „Dem Empfänger wird die Vorführung der unter Zoll- oder Steuerauf sicht stehenden Güter nur gegen Sicher- heitsleistung gestattet. Richt unter zoll- amtlichem Verschluß befindliche Zollgüter werden nicht zur Vorführung überlassen. Die Empsangsbahn kann Ausnahmen zugestehcn." 2. Jeweils billigere Frach tbe- rechnung: Stückgut oder Wagen- Lez Leu als WoLenladung aujgege« benen Sendungen im Gewichte von weniger 5000 KZ soll die jeweils billigere Fracht be rechnet werden, entweder zu den ö-t-L a.- dun gs sähen s) bei Frachtgut und ermäßigtem Eilgut Ils: für 5000 KZ (bei gedecktem Wagen: 5300 Kilogramm); b) bei Eilgut der allgemeinen Eilgut- klasse Is: für 10000 KZ (bei gedecktem Wagen: 10 500 KZ); o) bei beschleunigtem Eilgut: für 15 OM KZ (bei gedecktem Wagen: 151 800 KZ) oder zn den Stückgut sähen zu s) für das wirkliche Gewicht, min destens 2500 KZ bei Frachtgut und für das wirkliche Gewicht, mindestens 2000 KZ bei ermäßigtem Eilgut Ile, zu b) sür das Doppelte des wirklichen Geivichts, mindestens 4000 KZ, zu o) für das Dreifache des wirklichen Gewichts, mindestens 6000 KZ. Der § 27 der Allgemeinen Tarifvorschrift ten, der nur für verpacktes frisches Obst und Gemüse der ermäßigten Eilgutklasse Ils in besonderem Wagen die jeweils billigere Be rechnung — Ladungsfracht sür 5000 bzw. 5300 KZ oder Stückgutfracht für minoestens 2000 KZ — Vorsicht, wird durch diese Aus dehnung der wahlweise» Berechnung auf alle Güter, z. B. auch lebende Pflanzen und fri sches Gemüse der allgemeinen Eilgutklasse Is, überflüssig und deshalb gestrichen. Der — auch von uns gestellte — Antrag, aus An laß der in der 163. Sitzung beschlossenen Senkung der Nebenklassenzu schläge und aus anderen Gründen die Stück gutmindestgewichte herabzusetzen, z. B. bei er mäßigtem Eilgut Ils von 2000 auf 1500 KZ, wurde leider abgelehnt. 3. In die Ladungsklasse O soll, wie von uns beantragt, ausgenommen werden: „Gewächshäuser, zerlegt, auch mit zugehöriger Einrichtung außer Heizkesseln"". 4. Die Beschlußfassung über den Antrag, bei Ausführung einer nachträglichen Verfügung des Absenders auf Weiterleitung oder Ablenkung einer Sen dung die Fracht nicht sür die beiden Teil- strecken getrennt zu berechnen sondern für den ganzen Beförderungsweg durch zurechnen, wurde vertagt. Mr bringen heute: Prüfung zum staatlich geprüften Garten» baulchrcr Steuer- und Arbcitsrccht Meinungsaustausch Jetzt notwendiger Pflanzenschutz im Blu men» und Pflanzenbau Sountagsjtundc