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Gartenbauwirtschaft
- Untertitel
- deutscher Erwerbsgarten ; Berliner Gärtner-Börse ; amtl. Zeitung für d. Gartenbau im Reichsnährstand u. Mitteilungsblatt d. Hauptvereinigung d. deutschen Gartenbauwirtschaft
- Verleger
- [Verlag nicht ermittelbar]
- Erscheinungsort
- Berlin
- Bandzählung
- 1931
- Erscheinungsdatum
- 1931
- Umfang
- Online-Ressource
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Deutsche Gartenbaubibliothek, Archiv
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490717721-193100009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490717721-19310000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490717721-19310000
- Sammlungen
- LDP: Deutsche Gartenbaubibliothek
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Gartenbauwirtschaft
-
Band
Band 1931
1
- Ausgabe Nr. 1, 1.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 2, 8.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 3, 15.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 4, 22.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 5, 29.1.1931 1
- Ausgabe Nr. 6, 5.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 7, 12.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 8, 19.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 9, 25.2.1931 -
- Ausgabe Nr. 10, 5.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 11, 12.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 12,19.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 13, 26.3.1931 -
- Ausgabe Nr. 14, 2.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 15, 9.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 16, 16.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 17, 23.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 18, 30.4.1931 -
- Ausgabe Nr. 19, 7.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 20, 14.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 21, 21.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 22, 28.5.1931 -
- Ausgabe Nr. 23, 4.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 24, 11.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 25, 18.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 26, 25.6.1931 -
- Ausgabe Nr. 27, 2.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 28, 9.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 29, 16.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 30, 23.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 31, 30.7.1931 -
- Ausgabe Nr. 32, 6.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 33, 13.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 34, 20.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 35, 27.8.1931 -
- Ausgabe Nr. 36, 3.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 37, 10.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 38, 17.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 39, 24.9.1931 -
- Ausgabe Nr. 40, 1.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 41, 8.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 42, 15.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 43, 22.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 44, 29.10.1931 -
- Ausgabe Nr. 45, 5.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 46, 12.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 47, 19.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 48, 26.11.1931 -
- Ausgabe Nr. 49, 3.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 50, 10.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 51, 17.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 52, 24.12.1931 -
- Ausgabe Nr. 53, 31.12.1931 -
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Band 1931
1
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- Gartenbauwirtschaft
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Siehst du dort aus dem Sarkophag das Kreuz sich erheben turmhoch in den Tag? Zu Schlageters Ehren ward es errichtet, damit es uns alle mahnend verpflichtet, die Enkel zu lehren! Mit diesen Worten begleitete Carl Maria Holz apfel die Errichtung des Schlageter - Denkmals bei Düsseldorf. Es kann ein Pfingstgruß fein dieses Denkmal, das an den Opsertod Schlage ters und der 141 im Ruhrkampf gefallenen Volksgenossen erinnern soll. Ein Psingstgruß als Beweis dafür, daß trotz aller Demütigungen im deutschen Volke der Wille zur Freiheit lebendig ist, gerade zur rechten Zeit. Was wir in den letzten Tagen durch die Behandlung unserer Delegierten in Genf erleben mußten, war nicht geeignet Pfingsten als liebliches Fest zu feiern. Man hat nichts unversucht gelassen, um uns in Genf noch einmal die ganze Härte unserer politischen Ohnmacht fühlen zu lassen. Oesterreich und Deutschland standen allein. Keiner der anderen, die viel leicht an sich innerlich bereit waren, mit uns zu gehen, wagte den Schritt. Es ist hier nicht der Platz, die Motive zu erörtern, die zu dieser Isolierung Oesterreichs und Deutsch lands in Genf geführt hatten. Ob die Frage nach der richtigen Vorbereitung des österreichisch deutschen Abkommens, ob die Wahl des Zeit punktes richtig gewesen ist, das alles können wir hier nicht untersuchen. Für die Gesamt- deurteilung genügt dis Feststellung, daß die Welt noch nicht gewillt ist, Deutschland freie Hand in der Außenpolitik zu lassen, auch dann nicht, wenn der Schritt eine der wesentlichsten Voraussetzungen für die Wiedergesundung der österreichischen und deutschen Wirtschaft ist und wenn die Anbahnung des politischen An schlusses dem „heiligen Selbstbestimmungsrecht" der Völker entspringt, das man predigte, als man die Welt damit gegen Deutschland aus hetzen konnte. Es kann keinem Zweifel unter liegen, daß der Haager Gerichtshof die Prü fung der juristischen Seite des österreichisch- deutschen Abkommens in für Deutschland günstigem Sinne vornehmen wird. Aber, daß wir dann immer noch nicht weiter sind, darüber kann nach Ausführungen Briands ebenfalls kein Zweifel sein, wenn Deutschland nicht ge willt ist, den Ausführungen seines Außen ministers entsprechend die Nachprüfung der politischen Seite durch den Völkerbundsrat unter allen Umständen aSzuleynen. Es ist nicht auszudenken, welche Folgen für die Anschluß bewegung entstehen können, wenn Oesterreich und Deutschland in diesem Kampf« unterliegen. — Zunächst wird in Deutschland ein heftiger Kampf um den Außenminister entbrennen, wo bei nicht vergessen werden darf, daß er zwar der verantwortliche Träger der Außen politik ist, daß seins Politik aber letzten Endes von dem Gesamtkabinett getragen wird. Die Spannungen, die gerade in einer Zeit schwerster innerpolitischer und wirtschaftlicher Krisen durch den Ausgang der Genfer Tagung herbeigerufen worden sind, dürsten mit dazu beitragen, die Regierung schon in der nächsten Zeit vor die schwersten Entscheidungen zu stellen. Es genügt der Hinweis aus den Ende des Monats stattsindenden Parteitag der Sozialdemokratische» Partei und aus die Tatsache, Laß die Regierung ofsen« sichtlich mit Rücksicht auf diese Tagung mancher lei Entscheidungen zurückgestellt hat, auf die Andeutungen, die über den Inhalt der neuen Notverordnung in der Tagespreise erschienen sind, auf die Lage der deutschen Reichsfinanzen, um Grundlagen sür eine Beurteilung der politi schen Lage zu geben, in der wir uns befinden. Zu pfingstlicher Freude gibt uns die Politik keine Ursache. Drakonische Maßnahmen kündigt man an, um die Reichssinanzen in Ordnung zu bringen. Wir erinnern uns daran, daß nach der Reichstagswahl der Reichskanzler die Losung ausgab: „Erst Ordnung im eigenen Hause". Aber die deutsche Wirtschaft scheint am Ende der Kraft, die Lasten, die den Kom munen aus der Versorgung des großen Heeres der Arbeitslosen erwachsen, sind nicht mehr zu tragen, die Beteiligung des Auslandes an deutschen Unternehmungen ist noch nicht zum Stillstand gekommen, statt einer Steigerung der Ausfuhr ist ständiger Rückgang in Verbindung mit einer Steigerung der Einfuhr festzu stellen. Die Folgen des verlorenen Krieges werden mit unerbitterlicher Härte offenbar. Das Wort Clemenccaus von den „20 Millionen Deutsche zuviel" scheint Wirklichkeit gewor den und es bedarf der Anstrengung aller Kreise des deutschen Volkes, dem Vernichtungs willen entgegenzustemmen. Es war nicht der schlechteste Deutsche der die Parole ausgab durch Opfer und Arbeit zur Freiheit. Der Opfer sind sür den Feind genug gebracht. Es kommt darauf an, die Opfer, die noch ge bracht werden müssen, der deutschen Wirt- schäft zunächst zukommen zu lassen. Solche Opfer sind auch heute noch möglich. Sie liegen aber in erster Linie begründet in der Einschränkung des Verbrauchs aller derjenigen Erzeugnisse, die wir nicht in Deutschland selbst fabrizieren oder dem deutschen Bode» «bringen können. Die Rohstoffeinfuhr wird man zwar in ab sehbarer Zeit nicht ernschränken können, doch dürsten sich sowohl bei Fertigwaren als auch bei der Lebensmitteleinfuhr nicht unwesentliche Einsparungen ermöglichen lassen. Sie sind angesichts der Lage, in der wir uns befinden, dringend notwendig, ohne aber daß dadurch etwa auch das Reparationsproblcm gelöst wer den könnte. Eins Einschränkung im Verbrauch ausländischer Erzeugnisse, für die wir in Deutschland uns mit der gleichen Energie ein setzen .sollten, wie es das Ausland tut, würde zunächst ausreichen, um den inneren deutschen Markt zu beleben. Nicht weniger als 1,5 Milliarden betrug der Einfuhrüberschuß im Durchschnitt der Jahre 1926 bis 1929 und ins gesamt 5 Milliarden sür die fünf Jahre 1926 bis 1930. Prof. Wagemann knüpft an diese Feststellungen, die er in einem Buch, „Struktur und Rhythmus der Weltwirtschaft" macht, die Folgerung, „daß bis zum Jahre 1940 eine Aktivität im Außenhandel und bei den Dienstleistungen im günstigsten Falle von 2 Milliarden erzielt werden kann. Damit würde sreilich der rasch anschwel- lende Schuldendienst, der gegenwärtig rund eine Milliarde Reichsmark beansprucht, viel leicht ohne neue Auslandskvedite ansrechter- halten werden. Die Reparationszahlungen aber würden nur mit Hilfe zunehmender Verschuldung geleistet werden können — es sei denn, daß inzwischen ganz neue Entwicklungs tendenzen ausleuchten". Neue Entwicklungs tendenzen können unseres Erachtens in aller erster Linie nur durch uns selbst aus inner wirtschaftlichem Gebiet herbeigesührt werden, wo wir noch unabhängig von gewaltsamen Eingriffen wie wir sie auf dem Gebiete der Außenpolitik jetzt erst wieder in Genf erleben mußten. Und es ist sicherlich kein schlecht an gelegtes Kapital, wenn unsere Regierung nicht nur alle diejenigen Maßnahmen stützt, dis einer Propaganda sür unsere deutschen Erzeugnisse dienen oder di« eine Steigerung der Pro duktion und der Qualität unserer industriellen und landwirtschaftlichen Betrieb« herbeizu führen geeignet sind. Die hierfür aufgewendetsn Mittel bedeuten produktive Erwcrbslojenfür- sorge im besten Sinn« des Wortes, Ist das deutsche Volk oder sind Desle des deutschen Volkes immer noch nicht bereit aus sich heraus solche Erwerbslosenfürsorge zu betreiben, so dürste cs Mittel und Weg« genug geben, um diese Kreise daran zu erinnern, daß das deutsche Volk in seiner Gesamtheit verpflichtet ist, das deutsche Schicksal zu gestalten. Wenn schon drakonische Maßnahmen Notwendig sind, dann vor allen Dingen solche, Lie nie manden verschonen. Es darf in dhm Kampf um die Erhaltung unseres Volkes nicht wieder eine Front, eine Etappe und eine Heimat geben. Jetzt haben alle ohne Ausnahm« ! in der Front zu st ehen. Ist das der Fall -und haben wir sür diese geschlossene Front Life richtigen Befehlshaber, dann wird das deutsche Volk auch diesen Kampf siegreich bestthen- Die Schüsse, die am 26. Mai 1923 über die Gols- Heimer Heide hallten, und bas Hohe! Kreuz aws deutschem Stahl, geschmiedet von! der Faust derselben Männer, die mit diesem Studenten und Soldaten im gemeinsamen isiampf g«g«n den eingedrungenen Feind standen, geben mcs das Recht zu solchem Pfingstglgfubm. Abgeschlossen 24. Mai 1931. s Sv. Persönliche Millelluugeu Am 11. 3. wurde unserer Bezirksgruppe eines unserer treuesten Mitglieder, der Fried hofsgärtner Karl Bergmann, Seesen a. H., entrissen. Er war einer von denen, die nie ohne triftigen Grund in einer Bezirksgruppen versammlung fehlen, und gab manche gute Anregung in den Versammlungen. Die große Zahl der Kollegen von nah und fern, dis ihm das letzt« Geleit gaben, zeugte von der Beliebtheit, di« er unter uns genoß. Ei» stilles Gedenken ist unserem Karl Bergmann über das Grab hinaus in unserer Bezirksgrupps gewiß. Äezirksgruppe Südwesthckrz W. Bart«, Obmann. Gärtnereibesitzer Karl Schreck I, Zerbst, ist am 10. Mai verstorben. Er gehört« zu de» Führern des Zerbst-Ankuhner Gemüsebaues. Er war Mitbegründer des s«it etwa 43 Jahren be stehenden Ankuhner Gartenbauvereins Zerbst, dessen Geschäftsführung ihm bis zum Eintritt seiner Krankheit oblag. Sein« Verdienste liegen nicht nur auf dem Gebiete des praktischen Gemüsebaues, auf welchem er eine reiche Er fahrung besaß, sondern vor allem auch aus dem Gebiete des organisierten Absatzes, der in Zerbst schon seit Jahrzehnten durchgesührt ist. Karl Schreck war 2. Vorsitzender der Bez.» Gr. Zerbst und gehörte dem Ausschuß zur För derung des Obst-, Garten- und Gemüsebaues der anhaltischen Landwirtschastskammer an. Landesverband Anhalt: Die Geschäftsstelle: Vogel. Der laufende Berg Von Ludwig Ganghofer Copyright bei Adolf Bonz L Co., Stuttgart (20. Fortsetzung^ Es hatte der laufende Berg im Herbst wäh rend vieler Wochen nicht so viel Unruh ge zeigt, wie an diesem einzigen Tag. In der Nacht schon war es angegangen, dieses Zittern des Grundes, dieses Rinnen der Erde- Viermal seit dem Morgen hatte es dumpf ge dröhnt im Innern des Berges. Nings um die Simmerau waren alle Halden zu wul stigen Buckeln ausgefchoben, von Klüften durch rissen. Drüben, wo sonst die grünen Masten des Purtschellerwaldes den Berghaug bedeckt hatten, waren nur wenige Wipfel noch zu sehen. War da drüben der Boden gesunken, der die von der Axt des Händlers verschon ten Bestände getragen hatte? Oder war das Gelände zwischen der Simmerau und dem Wald so emporgeschoben, daß es den Aus blick auf die noch stehenden Bäume ver wehrte? Wie rings um die Simmerau, so hatte sich die gesteigert« Bewegung des Bodens auch in der Nähe des Hauses geäußert. Ein Teil der Böschung war niedergebrochen, hatte den neuen Verhau zerdrückt, den halben Garten begraben und das Geröll bis an die Mauer des Hauses geworfen. Im Hosraum war der ganze, müh sam gezimmerte Balkenrost aus den Fugen geraten, und lange Risse hatten den Grund zerspalten. Der Brunnen war verschüttet und die Röhre so gewaltsam eingeklemmt, daß sich der Pumpkolben kaum noch bewegen ließ. Mit Einbruch der Dämmerung hatten sie im Hof die Arbeit am Rost vollendet und konnten im Garten den neuen Verhau be ginnen. Es war der vierte, den sie bauten. Als Michel von den Fackeln, damit sie Heller brennen möchten, die glühenden Kvhlcustümpfe abgestreist hatte, sagte er zu MatheS: „So schön windstill is d' Nacht! Man müßt doch alles hören aus'm Tal ausfi? Und gar nix hör ich nimmer!" Mathes verstand, was der Vater meinte. Es war ihm selbst schon aufgesallcn, daß seit dem Nachmittag das Rauschen des Wassers, das im Tal aus dem Berg hervorströmle, schwächer geklungen l;atie. Als er jetzt hinaus lauschte in die stille Nacht, hörte er keinen Laut dieses Rauschens mehr. „Mathes? Was denkst denn dazu? Hältst es für an unguts Anzeichen?" „Na, Vater! Gewiß net!" erwiderte Mathes. Es war dis Sorge in ihm erwacht, daß die im Innern des Berges sich stauenden Ge wässer einen schweren Erdbrnch vorbereiten könnten. Und da wußte er nicht gleich, welchen Trost er dem Vater sagen sollte. ,,D' Nacht is kühl. Da schmilzt halt droben kein Schnee nimmer, und 's Wasser wird gering. Dös iS gut sür uns, Vater!" Als drunten im Tal die Turmuhr die elfte Stunde schlug, sagte Mutter Kathcrl: „Michel, jetzt müssen wir d' Nachtruh suchen. Kannst ja nimmer wcitermachen vor lauter Müdigkeit!" „A bißk noch, Mutter, bis d' Fackeln aus brennt haben!" Eine Viertelstunde brannten die Fackeln noch, dann drohten sie zu erlöschen. „In Gotts namen," sagte Michel, „lassen wir's gut sein sür heut!" Sie verwahrten die Werkzeugs im Hausflur. Da quoll eiu Knirschen aus dem Grund, als hätte die Erde geseufzt — so, wie ein Müder seufzt, bevor er die Augen zur Ruhe schließen will. Langsam bewegten sich an der Böschung di« neu geschlagenen Pfähle und legten sich auf dis Seite. Im Hof verschob sich der Balkenrost. Mit trägem Krachen knick ten die geflickten Hölzer entzwei, und Wah- rend an den Mauern der Mörtel niederbröckslte, klang von der Scheune ein dumpfes Aechzcn, das Klirren der vom Dache fallenden Schin deln und das Gepolter losgebrochener Bret ter. „Jesus!" stammelt,«. Mutter Kathcrl. lind Michel sagte mit erstickter Stimme: „Da! Jetzt laust er schon wieder!" Wortlos hatte Mathes die letzte, noch bren nende Fackel vom Baum gerissen, an den sie gebunden war, und eilte den anderen voraus über den Hof. Dis ganze Arbeit des Tages war zerstört. Alle Balkenwändc der Scheune standen schics, das Dach war verschoben und hatte Lucken bekommen, von der Hälfte der Rückwand waren die Bretter niedcrgcbrochen, und durch die klaf fende Ocffnung quoll in dicken Wulsten das eingelagerte Heu. Als sie das gesehen hallen, mußte Mathes die Fackel löschen. Er drückt« den qualmenden Stumps iu den Schlamm und zertrat die glü henden Kohlenstücke, damit nicht eiu Funks in das dürre Heu geraten könnte. Nun standen sie wortlos in der dunklen Nacht, durch deren reine Luft die Sterns niederlcuchteten, groß und mit farbigem Gefunkcl. „No ja," brach Michel ncit müder Stimme das bange Schwei gen, „jetzt in der Nacht können wir allweil nix mehr machen. Fangen wir halt in der Früh wieder an! Komm, Mutter! Kommts, Kinder! In Gottsnamen, suchen wir unsern müden Schlas!" Während Vroni und Mutter Katherl in den Hausflur traten, ging Mathes mit dem Vater zum Stall; sie lösten di« beiden Ziegen von den Stricken, nahmen der Kuh die Kette ab, öffneten das Gitter des Hühnerkäsigs und banden die Stalltür offen an die Mauer, damit die Tiere in drohender Gefahr einen Weg zur Rettung hätten. In der Stube, in der die Hängelampe brannte, sanden sie den Tisch bestellt. Sie be kreuzten sich und nahmen am Tische Platz. Schweigend tranken sie die Milch, kanten das schwarze Brot und schnitten kleine Stücke von dem Rauchfleisch, das Mutter Katherl aus dem Kamin geholt hatte. Während Michel aß, sah er in der Stube umher, prüste sorgenvollen Blickes die Decke und strich mit der Hand ein paarmal über die weiße Mauer. > Plötzlich tönte ein dumpfes Dröhnen durch dis Nacht und rollte über das Haus. Es klang, als hätte man aus der Höhe des Berges den Schuß einer riesigen Kanone gelöst. Mathes erhob sich, während Mutter Katherl sich erbleichend an den Arm ihres Mannes klammerte. „Sorg dich net! Na! Tu dich nur gar net sorgen!" stammelte Michel. „Dös macht uns nix. Dös muß gauz droben zweien jein in der Höh. Der Boden hat sich net grührt bei uns. Kein bißl net hat 's Häusl zittert. Dös hätt ick; spüren müssen. Da hab ich a Gsühl dafür, a seins. Tu dich net sorgen, Mutter!" Wie ein Frühlingssturm, der mit Toben und Brausen über dis Berge fährt, so klang eS durch die Nacht, von der Höhe der fernen Almen herunter, immer deutlicher, immer näher dem bedrohten Hau-s. „Vater! Hörst es net?" Mit beiden Händen umklammerte Mathes den Arm des Alten. „Dös kann kein Wetter net sein! So tut kein Sturm! Dös tut ja, als ob 's a Wasser wär!" „Heilige Mutter!" schrie Michel w.c von Sinnen. „'S Wasser is da! 's Wasser! 's heilige Wasser!" Nach Atem ringend fuchtelte er mit den Armen, „'s Wasser is gstiegen ans der Tics! 's Wasser is wieder am Licht! 's Wasser bat uns gholsen und die heilige Mutter!" l Seinen Buden beiseite stoßend rannte er zur Tür und sprang hinaus in die von rauschendem Lärm erfüllte Nacht. Als ihm Mathes folgte und Vroni und die Mutter ihm nachliefen, hörten sie ihn bald im Hof und bald im Garten schreien: „Schauts doch dös Wasser an! Dös schöne Wasser! Dös viele Wasser! Meiner Lebtag hab ich so viel Wasser noch net gsehen!" Rauschende Bäche, deren tanzender Schaum auch in der dunklen Nacht noch weißlich schim merte, sprudelt« von allen Seiten über die steile Böschung nieder und überschwemmten sußhoch den ganzen Hosraum, während di« größeren Massen des aus dem Innern des Berges hervorgebrochenen Wassers brausend ihren Weg durch die das Gehöft begrenzenden Mulden und Gräben nahmen. „Michel! Michel! Wo bist denn?" ri«f Mutter Kathcrl. Und Mathes und Vroni schrien: „Vater! So komm doch!" Bis zu den Hüsten von Wasser triefend, lachend, kam der Alte aus einem der Sturz bäche hervorgestiegcn. In Sorge jainmerte Mutter Katherl über diese „Narretei", und Mathes mußte den Vater mit Gewalt aus diesem kalten Sturzbad her ausziehen; fast hätten die schießenden Wellen den von Mühsal und Freude Entkräfteten zu Boden geworfen. Sie führten ihn in die Stube, und Vroni lies, um trockenes Gewand sür ihn zu holen. Als er umgclleidct war, merkte er schon die Erkältung, die er sich in dsm eisigen Schneewasser geholt hatte. Mutter Katherl schlug vor Schreck die Hände zu sammen. „No also, schau, jetzt hast dich ver kühlt!" „Macht nix, Mutter!" wollte er sagen. Aber da mußte er niesen, gleich ein paarmal. Und als es vorüber war, lachte er: »„Helf Gott, daß 's wahr is!" 15 Das dumpfe Rauschen Ler Bäche, die sich über das Gehänge des lausenden Berges ins Tal hinunterstürzten, weckte im Dors die Bauern aus dem Schlas und ließ sie mit Sorge an ihre Felder denken. Ehe der Tag noch an brach, sprangen sie schon mit Spaten und Pickeln aus allen Häusern. Als der Daxen-Schorschl in der ersten Dämmerung des klaren Frühlingsmorgcus das Tor seiner Werkstatt öffnete, sah er auf der Straße dis Leute rennen. „Heh! Was is denn?" „Auf dem narrischen Berg droben is 's Wasser ausbrochen," rief man ihm zu, „Lie ganzen Felder überschwcmmt's, und droben rafselt's die halbe Simmerau davon." „Mär' und Joses! 's Wasser wird doch dös Madl net mitreiben!" Schorsch! rannle um die .Hausecke und späht« im Zwielicht des
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