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Allgemeiner Anzeiger : 02.10.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-10-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-10
- Tag 1912-10-02
-
Monat
1912-10
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 02.10.1912
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kriegsgerückte. In Wien und Petersburg waren am Donnerstag Gerüchte verbreitet, wonach Bul garien an die Türkei den Krieg erklärt haben sollte, ja, in Petersburg hieß es sogar, auch Griechcnlaud habe den Krieg erklärt. In der österreichischen Delegation herrschte eine Zeitlang große Aufregung, denn unter den Delegierten war zuerst das Gerücht verbreitet, die Länder bank habe aus Konstantinopel eine Depesche erhalten, laut welcher Bulgarien an die Türkei den Krieg erklärt habe. Die Delegierten stürmten zum anwesenden Minister Grasen Berchtold, um ihn zu fragen, was an der Nachricht wahr sei. Berchtold erklärte, daß im Auswärtigen Amt darüber nichts bekannt sei. Auch die Minister Graf Stuergkh und Bilinski, sowie andre Vertreter der Regierungen wurden von Delegierten und Journalisten mit Fragen bestürmt, konnten aber auch nur diese Auskunft geben. Trotzdem dauerte die Aufregung fort. Auf telephonische Anfrage erklärte dre Länder- bank, sie habe eine solche Nachricht nicht er balten. Erst darauf trat eine Beruhigung ein. Wenn sich also das Gerücht auch nicht bestätigt, so gibt es doch Kunde von der nervösen Stimmung, die, vom Balkan kommend, sich nachgerade über ganz Europa verbreitet hat. Hat doch die bulgarische Gesandtschaft in Wien auf eine An frage erklärt, es seien zwar keine Nachrichten über eine Kriegserklärung eingetroffen, man halte es aber nicht für unmöglich, daß eine solche erfolgt sei, denn die Aufregung in ganz Bulgarien sei sehr groß, und es sei Tatsache, daß die Türkei gegen Bulgarien mobilisiere und schlagbereit sei. Daß die Lage auf dem Balkan Gefahren in sich birgt, ist klar und ist sa auch von dem österreichischen Minister des Äußeren, Grafen Berchtold, vor den Delegationen betont worden. Von da bis zum Ausbruch eines Krieges ist es aber noch ein weiter Weg. Man sollte nicht vergessen, daß die russische Re gierung naq der Unterredung, die ihr Vertreter Sasonow mit den leitenden Männern in London gehabt hat, ausdrücklich die Erklärung abgegeben hat, sie werde weder Bulgarien noch Serbien oder Griechenland in einem Kriege gegen die Türkei unterstützen. Allerdings ist dies eine diplomatische Erklärung, denn sie enthält seltsamerweise nichts über Ruß lands Stellungnahme für den Fall, daß Monte- negro den Krieg erklärt. Aber gleichviel, man darf vorläufig noch hoffen, daß die kleinen Balkanstaaten nicht eigenmächtig handeln werden, solange die Großmächte einen Krieg nicht wollen. Oder sind etwa Europas Staaten so ohnmächtig, daß sie den so lange und so sorgsam behüteten Frieden auf dem Balkan nicht länger erhalten können? Oder verfolgen einige von ihnen Sonderpläne für den Fall eines Balkankrieges ? Es steht zu viel auf dem Spiel, als daß man jetzt noch Geheimabkommen treffen könnte, die die kriegslustigen Kleinstaaten ermutigen könnten. Im Lichte solcher Be trachtung ist es immerhin verdächtig, daß man so wenig von Vermittlungsversuchen hört, um die mannigfachen Grenzreibereien beizulegen. Und am schlimmsten ist, daß man Griechenland gewähren läßt, das offenbar den Einfall einiger kretischer Hitzköpfe, die Insel Samos gewaltsam für Griechenland zu erobern, im geheimen gut heißt. Die Besatzung von Samos tat ihre Pflicht, indem sie sich gegen die Eindringlinge verteidigte; zu dieser Pflicht gehörte es auch, daß sie ein griechisches Schiff, das Aufständische trug, beschoß. Darüber ist die nie ausbleibende „allgemeine Erregung* entstanden. Und über eifrige Diplomaten haben daraus einen sehr ernsten griechisch - türkische« Zwischenfall gemacht. Der griechische Gesandte in Konstanti nopel hat den Auftrag erhalten, bei der türki schen Regierung energischen Einspruch zu er heben, sowie die notwendigen Aufklärungen zu verlangen wegen des Angriffs auf den griechi schen Dampfer. Der Gesandte soll fordern: O Ans lUcbt gebracht. Sj Roman von H. Köhler. lF-rtse-m««.) „Richtig,* rief Rosa, zu dem Stuhl nieder kniend, „da hab' ich's. Der eine Knopf von dcm Nagel ist abgesprungen und der scharfe Stift steht lang vor. — Ich bin neulich am Sofa ganz ähnlich mit meinem Kleide hängen geblieben * „Machen Sie sich deshalb keine Sorge, mein Fräulein,* rief aber Berger, sein Taschentuch um das Knie schlingend, „die Wunde blutet nicht und kan^ verbunden werden. Lasten Sie uns das Spiel nicht stören; sehen Sie, der Schaden ist schon wieder ausgebeffert. Bitte, mein gnädiges Fräulein, fangen Sie an.* Elisabeth hatte ganz vergessen, was sie sollte. Wie ein Schleier fiel es von ihren Augen — das war der nämliche Herr, den sie am ersten Mai in Hoßburg auf der Promenade gesehen, und zwar mit einem ähnlichen Übel. Derselbe, der dann in eine Droschke gestiegen war und sein Tuch über das Knie haltend, um den erlittenen Schaden zu verdecken, davon fuhr. — Wo hatte sie bis jetzt ihre Gedanken gehabt, daß ihr das nicht gleich bei seinem ersten Begegnen eingefallen war? Sie errötete, als sie Berger in diesem Augenblick anredete. „Mit wem fang' ich an ?* fragte sie zerstreut. „Gleich hier an der Reihe,* rief Rosa, „mit Herm von Berger.* „Ich sehe also, mein gnädiges Fräulein," rief der junge Mann, im Begriff, ihr die nötigen drei Worte in einem kurzen Satze zu sagen. 1) Ein- strenge Bestrafung der Schuldigen. 2) Eine Entschuldigung der türkischen Regierung 3) Schadenersatz. Hier müssen entschieden die Mächte eingreifen und insbesondere die Schutzmächte von Samos müssen er ¬ klären, daß sie in dieser Stunde unter keinen Umständen eine Lösung des Kretaproblems, noch eine solche der samiotischen Frage zulassen wollen. Geschieht das nicht, so ist eS allerdings leicht möglich, daß die Balkanstaaten, verblendet durch die Tatenlosigkeit der Großmächte, die tollen Gerüchte zur Wahrheit werden lassen. Man hat lange genug mit dem Feuer gespielt — es muß endlich ausgeblasen werden. Politische Kuncilckau. Deutschland. «Kaiser Wilhelm hat den Reichs kanzler v. Bethmann-Hollweg beauf tragt, ihn bei der Beisetzung des Botschafters Frhrn. v. Marschall zu vertreten. * Prinz Heinrich von Preußen ist auf der Heimkehr von den Beisetzungsfeierlich, leiten in Japan wieder in Tsingtau eingetroffen. Dort wird der Prinz das deutsche Ostasien- Geschwader inspizieren. * Die Regelung der Hausarbeit in der Zigarren - Industrie wird demnächst durch Bundcsratsverordnung erfolgen, nachdem der Entwurf, der die Mängel auf diesem Gebiete beseitigen sollte, im Reichstage nicht verab schiedet worden ist. Im Hausarbeitsgesetz, das nur allgemeine Bestimmungen über Hausarbeit enthält, ist der Bundesrat ermächtigt worden, nach Bedarf für bestimmte Industrien gesund heitliche Sonderbestimmungen zu erlassen. Der Bundesrat wird betreffs der Zigarren-Jndustrie von dieser Ermächtigung Gebrauch machen, da die Verhältnisse hier noch immer verbesserungs bedürftig sind. In der Verordnung werden die wesentlichen Bestimmungen deS gescheiterten Gesetzes Aufnahme finden, die sich auf die Größe der Arbeitsräume und die Beschäftigung Jugendlicher und Kranker beziehen. «Durch eine neue Bergpolizeiver ordnung für Preußen, die zurzeit im Handelsministerium bearbeitet wird, soll in Gesteinsbergwerken die Benutzung von Dynamit außerordentlich beschränkt werden und im allgemeinen nur Sicherheitssprengstoffe verwendet werden. Die Benutzung von Dyna mit ist in Zukunft nur noch durch besonders anerkannte Beamte erlaubt ohne Benutzung von Zeitzündern, die oft Kohlenstaub-Explosionen herbeigeführt haben. «Die bayrische Kammer hat den preußisch-süddeutschen Lotterie- Vertrag bei der wiederholten Beratung mit 87 gegen 83 Stimmen angenommen. — Vor einiger Zeit war der Vertrag, weil damals daS Zentrum gegen ihn stimmte, mit großer Mehr heit abgelehnt worden. England. «Der Verlauf der Flottenmanöver gibt augenscheinlich denen recht, die immer wieder von dem Gespenst eines deutschen Über falls reden. Kürzlich konnte die feindliche Flotte die Abwehrlinien durchbrechen und Truppen landen, und drangen sogar zwei Geschwader von Torpedojägern, die den Feind darstelken, in die Bucht von Filey ein, nahmen den Platz, ent fernten die englische Flagge von der Küsten schutzstation und hißten dafür die feindliche. Augenblicklich befindet sich die ganze Küste von Porkshire in den Händen des Feindes. — Nach Meinung der Flottenhetzer ist damit der Beweis erbracht, daß Englands Küsten „schutzlos* einem deutschen Angriff preisgegeben sind. * Der Kampf der Ärzteschaft gegen das neue Versicherungsgesetz, der erst für Januar 1913 in Aussicht genommen war, wird nach einer neuen Weisung der englischen medizinischen Gesellschaft bereits am 1. Oktober einsetzen. Sämtliche Mitglieder dieser Vereini gung (das sind neun Zehntel der Ärzte Eng- landst haben sich verpflichtet, unter den durch „Halten Sie ein,' lachte aber Elisabeth, von einem plötzlichen Gedanken erfaßt, „ich sage Ihnen, woran Sie in diesem Augenblick denken, ohne daß Sie mir die geringste An deutung geben." „Und Sie wollen wirklich meine Gedanken erraten?" lächelte Berger, während ein spötti scher Zug um seine Lippen zuckte. „Stellen Sie mich auf die Probe." „Gut — also mein gnädiges Fräulein, an was denke ich in diesem Augenblick? Sie dürfen dreimal raten, aber machen Sie sich auf ein Pfand gefaßt." „Ich beanspruche nur eine Chance," sagte Elisabeth, indem sie ihn fest ansah, „Sie denken in diesem Augenblick an einen ganz ähnlichen Unfall, der Ihnen vor etwas über vier Monaten — am ersten Mai — in Hoßburg begegnete. Hab' ich recht?" Es war fast, als ob in dem Augenblick Bergers Wangen die Farbe verlassen hätte. Er sah das junge Mädchen für einen Moment stier, fast wie bestürzt an — aber es war auch wirk lich nur ein Moment, denn schon im nächsten schüttelte er lächelnd mit dem Kopfe und sagte: „Ihr Pfand ist fällig, mein gnädiges Fräulein, ich war nie in Hoßburg." „Sie waren nie in Hohburg?" fragte Elisa beth rasch. „Nie," erwiderte Berger ruhig, „obgleich ich mich erinnere, im vorigen Jahre einmal mit der Bahn vorbeigefahren zu sein. Keinesfalls ist mir etwas Ähnliches dort begegnet, ich konnte also auch nicht daran denken. Sie haben Ihr Pfand verwirkt, mein gnädiges Fräulein." tzfts Versicherungsgesetz geschaffenen Umständen nicht zu arbeiten und werden demgemäß nun ihre bestehenden Verträge mit den Krankenkassen kündigen. Amerika. « Der in Boston tagende Interna tionale Handelskammerkongreß hat beschlossen, eine internationale Konferenz einzuberufen, die sich mit der voraussichtlich in den nächsten Jahren immer noch zunehmenden Lebensmittelteuerung beschäftigen soll. Aste«. «Von den Zuständen in China gibt die Meldung über eine Meuterei in Wutsch ang ein anschauliches Bild. Dort wollte die Kavallerie höheren Sold haben und als er verweigert wurde, meuterten 2000 Mann, die noch durch Artillerie verstärkt wurden. Erst nach heftigem Kampf konnten die Meuterer überwältigt werden. 250 von ihnen wurden sofort erschossen. Berichtigung der englisch-deutschen Grenzen in Afrika. Major Jack, der englische Kommissar der englisch - deutsch - belgischen GrenzregulierungS- Kommission ist nach England zurückgekehrt, nach- dem die Arbeit der Kommission beendet worden ist. Die jetzt festgestellte Grenze ist die zwischen dem Ubanga-Schutzgebiet, der belgischen Kongo kolonie (früher Kongofreistaat) im Westen und Deutsck-Ostafrika im Süden. Sie liegt in der Nähe oer Nfumbiro-Bulkane. Drei von diesen Vulkanen, von denen einer vor wenigen Jahren eine rege Tätigkeit zeigte, liegen zum Teil auf englischem Gebiet. Das Land, das von der englischen Kom mission durchquert und vermessen worden ist, ist sehr wild und rauh. Es besteht aus massigen Gebirgszügen, die, steil abfallend, von engen Tälem durchschnitten werden, deren Boden durchweg von großen Sümpfen bedeckt ist. Telle dieses Landes sind mit undurchdringlichen Wäldern oder mit Bambus bestanden. Das ganze Gebiet liegt in beträchtlicher Höhe, die zwischen sechstausend bis achttausend Fuß über dem Meeresspiegel schwankt. Die Vulkane erreichen eine Höhe von 11000 bis 14 000 Fuß. Das Klima ist infolgedessen kühl und gesund; jedoch herrschen in der Nähe der Vulkane heftige Winde und Gewitterbildung vor. Die Abhänge der meisten Vulkane sind dicht mit Bambuswäldern bestanden und in diesen kommen Elefanten, Büffel und Löwen vor. In den Bambuswäldern östlich davon leben ebenfalls Elefanten in großer Anzahl. Diese sollen einer neuen Art angehören. Die dort angetroffenen Eingeborenen sind im ganzen von friedlicher Art und vollständig Natur menschen. Jedoch wurden, als die Kommission die Vermessung der englisch-deutschen Grenze vornahm, verschiedene Träger und Soldaten von ihnen angegriffen und getötet. — Die Beziehungen zwischen den englischen Offizieren und den Mitgliedern der deutschen und belgischen Abteilungen der gemischten Kommission waren durchaus herzlicher Natur, und die zu erledigende Arbeit wurde in höchst zufriedenstellender Weise zu Ende geführt. Vas franLöliscke SckielZpulver. Lumpen — Socken — Alte Hemden. Der stolze Herr Delcaffö, der in seiner Eigen schaft als französischer Marineminister die Schlag fertigkeit der ihm unterstellten Flotte nicht genug loben konnte, hat jetzt eingestehen müssen, daß das 8-Pulver (das schon so viel Unheil ange- richtet hat) überhaupt nicht zu gebrauchen ist. Demgemäß sind bedeutende Pulverbestellungen im AuSlande vorgenommen worden. Ist diese Bestellung schon bemerkenswert, so wird die französische Pulverkalamität durch einen Artikel des Matin' in das rechte Licht gerückt, der fest stellt, daß das Pulver trotz aller Unfälle und Untersuchungen auch jetzt noch aus verdorbenen Rohmaterialien und bei einer vorschriftswidrig - hohen Temperatur hergestellt werde, wie aus! „In der Tat?" sagte Elisabeth, jetzt selbst wieder vollständig irre gemacht, „dann hab' ich mich allerdings geirrt." „Aber so mach' doch, daß du herum kommst, Lily," rief Käthchen, die ungeduldig wurde, „ich vergesse sonst wahrhaftig wieder, an was ich gerade denke." Das Spiel hatte seinen Fortgang, aber Elisabeth war sichtlich zerstreut und erst beim drttten oder vierten Fragen konnte sie ihre Ge danken nun so weit sammeln, um nicht gar zu verkehrte Erklärungen abzugeben. Bald darauf schlug Berger ein andres Spiel vor, das ebenfalls allseitig mit Beifall und Jubel ausgenommen wurde. Es war fast Mitternacht, ehe sich die kleine fröhliche Gesellschaft trennte, und so amüsiert hatten sich alle, daß man beschoß, an einem der nächsten Abende wieder hier zusammen zu kommen. Es mochte zehn Uhr am andern Morgen sein, als Klara herüber zu Professors kam. Sie hatte, wie sie sagte, gestern abend ihre Hand schuhe entweder hier vergessen, oder unterwegs verloren und wollte nun einmal nachfragen. Die Handschuhe waren nicht da, aber sie blieb noch eine Weile bei den Freundinnen und ließ sich auch Rosas Blumengärtchen zeigen, das diese mit besonderer Sorgfalt pflegte. Rosa war auch stolz darauf und wußte fast von jeder Blume, von denen keine abgepflückt werden durften, eine kleine Geschichte zu erzählen. Endlich nahm Klara, während Käthchen von Rosa das Okulieren lernen wollte, Elisabeths Arm und die beiden jungen Mädchen gingen den Berichten einer Kommission hervorgehe, die sich aus den hervorragendsten Pulverkennern Frankreichs zusammensetzt. Die betreffenden Berichte stammen auS dem Juni d. IS., also aus der Zeit nach den mehr fachen Pulverunfällen. Es soll dabei verdorbene Baumwolle, die von alten Strümpfen und Hemden stammt, verwandt werden, und auS Bequemlichkeit wegen leichterer Herstellung eine Temperatur zur Anwendung gelangen, die um etwa 24 Grad Celsius höher ist als die vor schriftsmäßige. Diese minderwertige Baumwolle sei mittels Chlor gebleicht worden, und das Vorhandensein deS ChlorS in der Baumwolle habe später notwendigerweise eine Zersetzung deS Pulvers herbeifkhren müssen. ES sei sogar vorgeschrieben worden, die alten Vorräte erst zu erschöpfen und die mit Lieferanten einge gangenen Kontrakte ablaufen zu lassen, ehe man zu einer verbesserten Fabrikation greife. Wenn sich diese Darstellung des „Matin" be- stätigt, so wäre die „Schlagfertigkeit" der fran zösischen Flotte allerdings eigenartig illustriert. Humulte auf äem MeltfrieäenskongreK. Auf dem Weltfriedenskongreß, der in Genf seine Tagung abhielt, kam es wiederholt zu stürmischen Auftritten, die eS ganz vergessen machte, daß diese Versammlung dem Weltfrieden dienen will. Der erste Krach erfolgte, als der Franzose Gobat den Bericht über die auf Krieg und Frieden bezüglichen Jahresereignisse zur Verlesung brachte. Dabei wurden mit Bezug auf Deutschland Wendungen gebraucht, die es als Friedensstörer in Europa be- zeichneten. Obwohl Gobat anscheinend nicht beabsichtigte, die deutsche Regierung anzuklagen, eine beunruhigende Haltung in der Marokkofrage eingenommen zu haben, mußte er auf Wunsch der deutschen Delegierten, die sich durch eine derartige Kundgebung verletzt fühlten, seine Äußerung zurücknehmen und sie dahin erklären, daß er die Kriegshetzer habe brandmarken wollen, die den Kaiser und die Regierung durchaus zum Kriege veranlassen wollten. Zu einer zweiten stürmischen Kundgebung kam es bei der Debatte über die Haltung der italienischen Friedensfreunde, von denen einige mit Rücksicht auf den Krieg mit der Türkei dem Kongreß fern geblieben waren. Als Frau Gwiß-Adami die Haltung dieser Delegierten zu rechtfertigen suchte, mußte die Verhandlung wegen Lärms zeitweise unterbrochen werden. Der türkische Delegierte, Senator Bostani, er klärte, daß die Türken mit Freuden den italie nischen Friedensfreunden die Hand zu gemein samer Arbeit reichten. Zum Schluß verbrüderte man sich wieder und beschloß mit allem Nach druck in Rom und Konstantinopel für den Frieden zu wirken. ' » l^eer unä flotte. — Die militärischen Neuformationen, die am 1. Oktober d. Js. neugebildet werden, machen interessante Neuerungen bei Ableistung deS Fahneneides notwendig. In erster Reihe kommt dafür die neugebildete Fliegertruppe in Betracht. Da bisher ein militärischer Dienst in der Lust nicht vorhanden war und die gelegentliche Be nutzung von Luftballons als militärischer Dienst im besonderen Sinne nicht angesehen wurde, lo verpflichtete die bisherige Eidesformel die Mannschaften stets zur „Treue zu Lande und zu Wasser". Mit der Einführung eines ständigen und regelmäßigen militärischen Dienstes in der Luft wird darum eine Erweiterung dieser Formel notwendig werden und dürste voraussichtlich schon in diesem Jahre bei der Vereidigung der Mannschaften der Fliegertruppe in Kraft treten. Es schweben daher Erwägungen, die Mann schaften auch zur Treue in der Luft zu ver pflichten, sodaß die erweiterte Formel lauten dürste: „Treue zu Lande, zu Wasser und in der Luft." Der Fahneneid der übrigen Neu- formationen wird sich auch nicht in der all- gemein üblichen Form vollziehen können, da die Neuformationen noch keine Fahnen besitzen. langsam in den breiten Wegen des Gartens auf und ab. „Sag'einmal, Lily," fragte da endlich Klara — denn daS steife Sie der ersten Anrede war schon lange dem freundschaftlichen Du ge wichen, „was ich dich fragen wollte — hast d« denn Herrn von Berger schon früher gekannt?" „Nein, mein Herz," erwiederte die Gefragte, leise mit dem Kopf schüttelnd. Sie sah dabei sinnend vor sich nieder. „Aber du deutetest doch gestern abend ei« Begegnen in Hoßburg an." „Ich muß mich geirrt haben," sagte Elisabeth; „es war nur ein flüchtiger Moment auf der Promenade, wenn ich auch auf die Ähnlichkeit geschworen hätte. Käthchen aber, die damals bei mir war und die ich gestern abend noch darum fragte, will nichts davon wissen, oder sagte wenigstens, daß sie sich auf jene Persönlichkeit viel zu wenig besinnen könne, um sie jetzt noch im Gedächtnis zu haben. Aber weshalb fragst du daS, Klärchen?" .Klara schwieg, ihre Gedanken waren jeden falls wo anders, aber sie mußte die Frage ge hört haben, denn nach einer Weile erwiderte sie: „Ich weiß es selber nicht, Lily, aber gestern — und ich habe mich dabei auch jedenfalls geirrt, war es mir fast, als ob Berger bei deinen Worten erschrak. — Bitte, erzähle mir doch dein Begegnen mit ihm oder jenem andern, der ihm gleich sah." Elisabeth lächelte: „Sein Unglück gestern brachte mich darauf," sagte sie, „denn jenem Herrn war ein ganz ähnlicher Unfall begegnet," — und nun erzählte sie der Freundin mit
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