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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehor-e und den Gemeinderat M Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Großröhrsvorf, Hauswalde, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend v konnementsprei- inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark so Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All' gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitung«boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag V,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag »,»11 Uhr einzusenden. Lchrifileilung, Druck unö Verlag von A. Lchurig, Bretnig. Sonnabend, den Sl. August 1912. Nr. 70. 22. Zahegaag. Sofortige Abholung der Aufnahme- und Verfiche- rungskarten bei den Ausgabestellen durch die ver sicherten Angestellten. Nach dem Versicherungsgesetz für Angestellte vom 20. Dezember 1911 (Reichs- Gesetzblatt S. 989) sind von den versicherten Angestellten und ihren Arbeitgebern Vertrauens männer zu wählen. Diese Vertrauensmänner wählen Beisitzer für den Verwaltungsrat, die Ren tenausschüsse, die Schiedsgerichte und das Oberschiedsgericht und können von der Reichsversiche rungsanstalt oder den Rentenausschüsscn bei Erledigung ihrer Geschäfte zur Mitwirkung in An spruch genommen werden. Sie sind also die Vertreter der Beteiligten bei der Ausführung und Handhabung des Verstcherungsgefetzes für Angestellte. Die Wahlen der Vertrauensmänner werden in der 2. Hälfte des Oktobers 1912 stattfinden. Hierbei'gilt als Ausweis für die versicherten Angestellten die Versicherungskarte, für die Arbeitgeber eine von der Gemeinde- bezw. Gutsbehörde des Betriebssitzes ausgestellte Be scheinigung über die Zahl der von ihnen regelmäßig beschäftigten versicherten Angestellten. Die Versichernngskarten werden von den Ausgabestellen der Angestelltenversicherung für die versicher ten Angestellten (das ist die Gemeinde- bezw. Gutsbehörde des Beschäftigungs ortes) ausgestellt, insoweit sie nicht Mitglieder von Ersatzkassen sind. Voraussetzung für die Ausstellung der Versicherungskarte ist, daß der versicherte Angestellte zuvor die Vordrucke einer Aufnahme- und Versicherungskarte, die bei den Ausgabestellen unentgeltlich erhältlich sind, aus- gefüllt und der Ausgabestelle eingereicht hat. Bis Mitte September 1912 müssen die Versicherungskarten in den Händen der Versicherten sein. Es ist dringend erwünscht, daß sich an den Wahlen möglichst alle Angestellten beteiligen. Alle versicherten Angestellten werden aufgefordert, sich schleunigst von der Ausgabestelle (also von der Gemeinde- bezw. Gutsbehörde des Be schäftigungsortes), in deren Bezirk sie beschäftigt find, oder von ihre« Arbeitgeber, sofern er im Besitze der Vordrucke ist, die Vordrucke einer Aufnahme- und einer Dersicherungskarte verabreichen zu lasten und unter Einreichung der ausgefüllten Vordrucke bei der Ausgabestelle ihres Be schäftigungsorts die Ausstellung der Versicherungskarte zu beantragen. Ueber die Ausfüllung gibt die mit den Vordrucken auszuhändigende Be lehrung Auskunft. Als Ausweis ist der Ausgabestelle der Steuerzettel und gegebenenfalls die Quittungskarte der Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung vorzulegen. Versicherte Angestellte, die bei den Wahlen nicht im Besitz einer Der- ficherungskarte sind, gehen ihres Wahlrechts verlustig. Die Arbeitgeber, welche versicherte Angestellte beschäftigen, werden aufgefordert, bis zur Wahl sich von der Gemeinde- bezw. Gutsbehörde des Betriebs sitzes eine Bescheinigung über die Zahl der von ihnen regelmäßig beschäf tigten versicherten Angestellten ausstellen zu lassen. Ein Muster für diese Be scheinigung befindet sich im Reichsgesetzblatt vom Jahre 1912, S. .431. Ohne diese Beschei nigung können sie zur Wahl nicht zugelassen werden. Königliche Amtshauptmannschasl Kamenz, am 26. August 1912. OertlicheS und SäckstlcheS. Kamenz. Das mit größter Spannung erwartete 100 Km-Meisterschaft»-Fahren des Lausitzer Radfahrerbundes wurde am Sonn tag trotz des ungünstigen Wetters und total aufgeweichter Straßen abgehalten; nur wurde der Start infolge de« schlechten Wetters um eine Stunde später verlegt. Die Bundes kameraden, welche die Kontrollen besetzt hiel ten,wurden hierdurch auf eine harteGeduldsprobe gestellt, denn erst 5,14 Uhr passierte Nr. 2 Fritz Bader-Wiesa die Kamenzer Kontrolle, nachdem er Nr. 1 abgehängt halte. In Zwischenzeiten folgten weitere Fahrer. Als erster passierte in Zittau-Zckartsberg Fritz Bader-Wiesa da« Ziel, eine großartige Leistung, wenn man bedenkt, daß er die Strecke ohne Begleitung und Unterstützung von anderen Fahrern zurückgelegt und nebenbei noch durch geschlossene Bahnschranken und Schlauchdefekt Zeitverlust erlitten hatte. Infolge diese« Miß geschicks hatte er dennoch den 2. Preis er rungen und den 3. Platz verwiesen. Würde Bader eine ebenso günstige Position Nr. 22 wie Garten gehabt haben, so hätte sicher Bader I die Meisterschaft in hervorragendem Stile ge-I wonnen. Derartige vorzügliche Leistungen find natürlich nur möglich, wenn der Fahrer hierzu ein stabiles und leichtlaufende« Fahr rad benutzt. Kamenz. Ein Zwischenfall im Biwak bildete am Dienstag den Gegenstand einer Verhandlung vor dem Kriegsgericht der 3. Division. Die Sache liegt schon 2 Jahre zurück und konnte nicht zur Erledigung kommen, weil der Angeklagte Max Willy Hantzsche als Kohlenzieher und Heizer aus Dampfern groß- überseeische Reisen machte. Hantzsche gehörte erst dem 103. Jnf.-Regt. in Bautzen an und absolvierte im Jahre 1910 eine Reserveübung beim Kamenzer Jnf.-Regt. Nr. 178. Am 19. September biwakierte das Regiment in der Nähe von Mittelbach. Hantzsche hatte sich am Zeltaufbauen beteiligt, bet welcher Ge legenheit ziemlich viel Schnaps getrunken wurde. Später begab er sich noch nach Mittelbach und kneipte dort weiter. Auf dem Nachhausewege nahm er von einem Feld- mehrere Kürbisse mit und verwendete sie am Lagerfeuer zu all-rhana Allotria, z. B. als Fußbälle usw. Infolge des großen Lärms kam der damalig- Leutnant Rose zu der Gruppe der Soldaten und befahl, den schwer betrunkenen Hantzsche zur Ruhs zu bringen. Bei dieser Gelegenheit gebrauchte der Offizier oem Soldaten gegenüber ein-n zwar unkommenl- mäßigen, aber beim Militär alltäglichen Aus druck. Hantzsche verbat sich diese Titulation, worauf es zu einem Wortwechsel zwischen ihm und dem Offizier kam. Schließlich kamen auch noch ein Feldwebel und ein Sergeant hinzu, worauf Hantzsche den Feldwebel auch anulkte. Der Leutnant gab darauf zwei Reservisten, die den am Feuer liegenden Hantzsche zur Ruhs bringen wollten, den Befehl, ihn nach erfolgter Beruhigung wsgzuschaffsn. Hantzsche meinte darauf: „Jetzt g-he ich gerade weg", stand auf und verschwand im nahen Walde. Hier schlief er bis zum Morgen und war bann immer noch nicht ganz nüchtern. Die ärztlichen Sachverständigen, darunter Oberstabsarzt Dr. Bsnnecke, bezeichneten Hantzsche als erblich be lastet. Der Vater ist als Trinker in aer Dresdner Heil- und Pfl-ge-Anstalt gestorben, auch ein Bruder soll starker Trinker sein, während Mutter und Schwester unter nervösen Verstimmungen leiden sollen. Hantzsche selbst kann nicht viel vertragen und hatte auch an dem fraglichen Abend — das Rekontce hat sich nach Mitternacht abgespielt — so gut wie nichts geg-ffen. Oberstabsarzt Dc. Bennecke sprach sich für die Zubilligung des eine Be strafung ausschließensen Z 51 (Ausschluß der freien Willensbestimmung) aus. Da« Gericht sprach den Angeklagten darauf frei. — Hantzschs vermochte sich auf nichts mehr zu besinnen. Die Anklage lautete auf Ungehorsam und AchtungSverletzung vor versammelter Mann schaft. Königsbrück, 29. August. Die Königliche Amtshauptmannschaft Großenhain macht bekannt, daß unter dem Schweinsbestands des Rittergutsbesitzers Ldewsnsohn in Sacka die Schweinepest auszebrochen ist. Dürrröhcssorf, 27. Aug. Vom Ditteribacher Jahrmarkt. Der unaufhörlich- Regen am vorigen Sonnabend und Sonntag hatte unseren diesjährigen Jahrmarkt in höchst ungünstiger Weiss beeinflußt, so daß am Sonntag wohl kaum halb soviel Besucher da waren, wie im vorigen Jahre, und viele auch nur kurzen Aufenthalt nahmen. Die sonst so idyllisch gelegene Marktwiess war derart ausgeweicht worven, daß oiessloe in kurzer Zeit einem wahren Schlammfelde glich uns nur noch auf notdürftig hecgestsllten Bcetl- stsigen zu passieren war. Wehe, wer daneben trat. Um den Stiefel war es sofort geschehen, ja manche Fußbekleidung blieb im Schlamms stecken. Für viele Geschäftsleute waren dis Einnahmen am Sonntag gleich Null, und konnte der verhältnismäßig gute Besuch am Montag die« auch nicht wieder ausgleichen. Obschon manche Fieranten sehr gut abgeschnitten haben, so hatten viele andere auch wieder alle Ursache, zu klagen, und kann son einem zufriedenstellenden Geschäft im allgemeine» nicht gesprochen werden. Hoffentlich gleicht sich das ein nächstssmal wieder aus. Löbau. Viel Geld muß die Schützengc- sellschaft bei dem kürzlich statlgefundsnen Bun desschießen erübrigt haben. Sie hatte sich nicht nur einen, sondern gleich mehrere Gsldschränke von hiesigen Privatleuten für die Festdauer zum Aufbewahren des Geldes angeschaffl. Nach dem Fest wurden nun verschiedene Gegen stände, darunter auch ein Geldschronk, auf dem Fsstplatzr verkauft. Der neue Besitzer des Schrankes, eia hiesiger Blumsnfabnkant, probierte nun zu Hause die Schlüssel zu dem Schranke. Dabei fand er noch achthundert Mark in barem Gelds. Durchs Telephon wurde der Schützsnober von dem Funds in Kenntnis gesetzt, der es ab-r zunächst nicht saff-n konnte. Schließlich mußte er doch an die Tatsache glauben. Dressen. Der deutsche Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich von Preußen trafen am Mittwoch nachm. 3 Uhr hier ein, begrüßt von Sr. Maj. dem König. N>ch dec Besich tigung des Rathauses fand im Bank-ttsaal des Residsnzschloffes zu Dressen abends 7 Uhr Tafel zu 131 Gedecken statt, an der die in Dresden anwesenden Fürstlichkeiten mit Gefolge und Ehrendienst teUnahmen. Einla dungen waren außerdem ergangen an die Herren des diplomatischen Korps, dis Staats minister, dis eingttroffsnen Äcmseinspskteure, oen preußischen Kriezsministsr, den Chef des Äensralstabes der Armee, die Inspekteure der spszialwaffen sowie an die Spitzen der staat lichen und städtischen Behörden. Um 9 Uhr reihte sich an Sie Tasel eine Abendgesellschaft lm Marmorsaale. Am Donnerstag früh hatten sich Se. Maj. der König sowie S>. Kris-rl. Hoheit dec deutsche Kronprinz und die übrigen nach Dresden gekommenen Fürstlichkeiten zur Parade nach Zeithain b-geben. — Der große Zapfenstreich wuroe am Donnerstag aoenos 9 Uhr auf dem Tgeaterplatz! auzgmihct. Zeithain, 29. Ang. Der König von Sachsen, Kronprinz W thelm und die sächsischen Prinzessinnen sinb heute vormittag um 9 Uhr 40 Min. von Dresden nach Zeithain abgecelst, wo die Ankunst um 10 Uhr 40 Mm. erfolgte. Die in Dresden anwei-noen Gaste des König« waren bereits um 9 Uyr 21 Min. nach Zeit hain abgefahren, ebenso die sächsischen Prinzen und die zur Parade geladenen militärischen Gäste. Die Parade hatte wegen der großen Anzahl der in Parade stehenden Truppen be sonderer Vorbereitungen bedurft; für die auf dem linken Elbufer liegenden Truppen waren für den Anmarsch drei Kciegsvrücken ge schlagen, bei Moritz, Groeda und Gohlr«, die schon um 7 Uhr morgens überschritten wurden. Die Truppen standen in zwei Tres sen östlich des Barackenlager«, da« 12. Korps auf dem rechten Flügel, im ersten Treffen die Fußtruppen, im zweiten Treffen die berittenen Waffen. Die Fußtruppen und die Feldar tillerie waren in Tiefkolonne, die Kavallerie in Regimentskolonne aufgestellt. Dis Parade befehligte der kommandierende General des 19. Armeekorps v. Kirchbach. Als der König und seins Gäste um 11 Uhr auf dem Paradefeld erschienen, wurde präsentiert und drei Hurra« ausgebrachl. Hierauf wurden die Fronten ab- geritten, was unnesähr eine Stunde dauerte. Dann nahm der König die Rapporte der Krisgsrv-reme und Sanitätskolonnen entgegen. G r o ß - n h a i n, 29. Aug. Dec Unsitte, auf vsm Fahrrave freihändig zu fahren, ist in Mückenderg dec 17 jährige Hauptmann zum Opfer gefallen. Ec verunglückte dabei so schwer, daß seine Uedecfühcung ins Lauch- hammersche Krankenhaus sich notwendig machte, wo er seinen Verletzungen erlegen ist. — Das Gedäuoe oss Konsumvereins an der Gustav-Graf- uns Haseustraße in Meißen, das vis Dampfbäckecer mit Hauptlager uno die V-rwaltungsräume ausnehmen soll, ist mit 225 000 Mark veranschlagt. Die außer ordentliche Generalversammlung des Konsum- vernns beschloß ferner die Errichtung einer Sparkasse. — Pilzvergiftung. Eule schwere Pilzver giftung zog sich der frühere Restaurateur -rarl Weder aus Bcand-Erbisvocs zu. Ec hatte am Nachmittag Pilze gegessen, worauf sich alsbald schwere Kcankheussy nptome zeigten. Weoec schwebt ia L-oensgeiayc. — Verschüttet. Eia schwerer Uuglückrfall crrignete sich auf der Kohlenzeche „Konkordia" st Oelsnitz. Die Acositsc Engelmann und Zzlano wurden durch yereiabcechende Kohlen- uassm verschüttet. Erst in der letzten Nacht kurz vor 12 Uhr gelang es, beide als Leichen ur bergen. Engelmann war verheiratet uns Later von 2 Kindern, Irland unverheiratet.