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Allgemeiner Anzeiger : 17.07.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191207172
- PURL
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-17
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 17.07.1912
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Der chinesische Ztaatsbankrott. Die Hoffnungen, die der „Vater der chinesi- sLen Revolution", Tr. Sunjatsen, an den Sturz der Mandschu-Dynastie geknüpft hat, haben sich nichl erMt. China hat weder einen Aufstieg genommen wie das raffenverwandte Japan, noch ist es mit einem Schlage zur entscheidenden Groffmacht in Asien geworden. Es hat weder alle seine Völker im beglückenden Frieden ver einen, noch den Außenbezirken (Mandschurei, Mongolei und Tibet) die Lust sich selbständig zu machen, nehmen können. Aber noch mehr. Das neue China, das kaiserlose, konnte wie das alte, die Not des Volkes nicht stillen und den Mangel der hungernden Provinzen nicht lindern. Immer dringender ward daher die Notwendigkeit, eine Anleihe auszunehmen. Aber freilich, die. Sache war nicht leicht. Nur eine entschlossene Persönlichkeit, die furchtlos die Widerstände bekämpfte und nur das Wohl des Landes im Auge hatte, konnte in dieser peinlichen Verlegenheit dem Lande helfen. Dazu aber war der erwählte Präsident Juanschikai trotz aller seiner Talente nicht der Mann. Er ist wohl durch die Er fahrungen der letzten Monate auch irre ge worden an dem chinesischen Volke und hat ein sehen gelernt, daß der zunehmende Mangel an Nationalbewuhtsein die erste Frücht der Revolution ist, deren Be sieger er sein sollte und deren Werkzeug er schließlich ward. So war er zum ewigen Diplo- maüsicren, zum fortwährenden Zaudern ver urteil: und es ist kein Wunder, wenn das Finanz-Elend des Landes schlimmer ist, als je zu Zeiten der Mandschukaiser. Der augenblick liche Stand in der chinesischen Anleihefrage läßt wenig Hoffnung auf einen baldigen Abschluß. Dies geht vor allem aus einem Rundschreiben des chinesischen Finanzministers an die Provinz vorstände hervor, das das zu erwartende Versiegen amtlicher Mittel für die Provinzen in nächste Aussicht stellt. Für die in China interessierten Mächte muß dieses ärmliche Zugeständnis der chinesischen Zahlungsunfähigkeit von hoher Bedeutung sein, denn in ähnlichen Fällen ist man in den chinesischen Provinzen früher immer dazu übsr- gegangen, die provinzialen Truppenkörper auf zulösen (weil ihre Erhaltung aus dem Provinz säckel geschah) und dann irgend eine recht empfindliche Sondersteuer auszuschreiben. Diese Maßregeln waren aber bisher regelmäßig der Beginn einer Fremdenhetze, da die durch die Steuern in Unzufriedenheit versetzte chinesische Provinzbevölkerung die Schuld meist auf das fremde Element in China abzu wälzen geneigt ist. Uber die zum Schutze der Fremden in China zu ergreifenden Maßnahmen wird man sich daher in den nächsten Tagen zwischen den interessierten Großmächten zu ver ständigen haben. In Deutschland verfolgen denn auch die amtlichen Stellen die Geschehnisse mit gesteigerter Aufmerksamkeit. Für den Fall etwa ausbrechender Unruhen sind zum Schutze der Deutschen in China die weitgehendsten Vorkehrungen getroffen worden. Eine Entsendung der in den chine sischen Gewässern kreuzenden deutschen Schiffe in die am ehesten von Gefahr bedrohten Ge genden wird sofort nach den ersten Nachrichten von einer Zuspitzung der Verhältnisse erfolgen. Auch alle andren Mächte haben Vorbereitungen getroffen, ohne Rücksicht auf die Erklärungen der chinesischen Regierung, wonach im Lande alles ruhig ist. Wie trügerisch diese amtlichen Erklärungen sind, zeigen die Vorgänge in Tibet und in der Mongolei, wo aufs neue Selbstäudigkeitserklärunge» erlassen werden. Als Volk und Truppen in China noch im Banne des Sieges der Revo lution standen, konnte man in Peking hoffen, der Verschwörer und Abtrünnigen Herr zu werden. Wenn die Regierung jetzt aber dem Volke nicht zeigt, daß sie, unbekümmert um das Geschrei einiger Nationalisten, bereit ist, dem Ol Siegenäe I^iebe. 26! Roman von Paul Bliß. 'Fsrisetznng-i „Ah, dann bin ich sehr begierig, Fräulein Elsbeth," sagte der Maler. „ Nein, zuerst Sie. Mein Trumpf ist größer." Er lachte. — „Nun also, ich habe heute einen großen Auftrag bekommen: die Aus malung der Jnnenräume eines neuerbauten Schlosses in Schlesien I Die Arbeit eines Jahres. Bringt ein kleines Vermögen. — Na, was sagen Sie dazu? Freut Sie das nicht auch ein bißchen?" „Sehr sogar!" „Nun bin ich ein reicher Mann!" scherzte er weiter. „Eine gute Partie, Fräulein Els beth !" Und sie in gleichem Tone: „Na also! Dann halten Sie nur schleunigst Umschau unter den Töchtern des Landes!" „Das habe ich bereits getan!" — Glück strahlend sah er sie an. Sie wurde verlegen. Aber sie nahm sich zusammen, und heiter erwiderte sie: „Ich gratu liere schon jetzt!" Dann drehte sie sich halb um, nach ihrem Wagen Ausschau zu halten. Da bat er leise: „Fräulein Elsbeth —" Sie erschrak. Schnell aber wappnete sie sich mit Heiterkeit. „Ach so! Sie wollen nun auch meine Neuigkeiten hören, nicht wahr?" rief sie. Er wollte etwas dagegen sagen: „Nein, ich - ich -" Lande, wenn auch unter augenblicklichen Opfern, Geld zu verschaffen, so wird sie im Kampfe gegen die Empörer ohne Gefolgschaft sein. Den Herren in Peking bleibt nur die Wahl: Hilfe der Mächte oder Staatsbankrott und Zerfall des Reiches. ' Politische kuncilchau. Deutschland. * Im Auftrage Kaiser Wilhelms wird Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder des Monarchen, Mitte August dem rumänischen Königspaars einen Be such in Sinaja abstatten. *Wie verlautet, ist nunmehr ein vorläufiger Entwurf für ein Reichsgesetz zur Rege - lung des Verkehrs mit Luftfahr zeugen vom Reichsamt des Innern und Neichsjustizamt fertiggestellt. Der Entwurf soll im nächsten Herbst von Sachverständigen durch beraten werden. Gegenwärtig ist der Verkehr mit Luftfahrzeugen in Deutschland nur für Preußen durch eine Verordnung der Minister der öffentlichen Arbeiten und des Innern ge regelt. Die preußischen Vorschriften erstrecken sich auf das Flugwesen wie auf die Luftschiff fahrt und berücksichtigen bei letzterer Luftschiffe, Freiballons und Fesselballons. Aus Anlaß der zahlreichen Unfälle, die dem Erlaß der Ver ordnung voraufgingen, wurde für alle Flieger, die außerhalb der Flugplätze Flüge ausführen wollen, und für Führer von Luftschiffen, in denen Fahrgäste mitgenommen werden, der Besitz eines Prüfungszeugniffes vorgeschrieben, das vom Deutschen Lustschifferverband ausgestellt wird. * Die internationale Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz wird sich auf ihrer nächsten Tagung mit der Frage des Urlaubs für Arbeiter und An gestellte befassen. Zur Vorbereitung des Themas hat die deutsche Landesabteilung, die Gesellschaft für soziale Reform, sich der Aufgabe unterzogen, für Deutschland auf Grund der Jahresberichte der Gewerbeaufsichtsbeamten, der Erhebungen von Berufsvereinen, der erteilten Auskünfte usw. den Tatsachenstoff zusammen zustellen. Einzelheiten des Ergebnisses werden bereits jetzt veröffentlicht. Sie lassen erkennen, daß der Ürlaubsgedanke in Deutschland Fort schritte macht, daß man ihn aber nicht durch staatliche Hilfe durchführen will. Es wäre viel mehr zu befürchten, daß durch dis Forderung eines solchen Eingriffs Widerstände geweckt werden, die nicht erst wachgerufen zu werden brauchen, wenn man der Entwicklung ihren freien Lauf lasse. Man könne schon jetzt sagen, daß die Urlaubsgewährung mehr und mehr als sittliche Pflicht betrachtet werde. Und die Bewegung für Ausbreitung des Urlaubs gedankens werde, wenn die öffentliche Meinung eine rege Werbearbeit und geschickte Tarif vertrags-Politik unterstütze, auch ohne staatlichen Eingriff sieghaft sein. *Die für den verstorbenen Abgeordneten Bachmeier (bayr. Bauernbd.) erforderliche Reichstagsersatzwahl im niederbayri schen Wahlkreis Pfarrkirchen findet am 5. August statt. Osterreich-Ungarn. *Die durch den gemeinsamen Ministerrat auf Antrag der ungarischen Minister beschlossene Ablehnung des 250-Millionenkredits für die Verbesserung der Feldgeschütze wird wahrscheinlich den Rücktritt deS öster reichisch-ungarischen Kriegsmimstcrs Auffen - berg zur Folge haben. Dieser hat zunächst an den Kaiser einen schriftlichen Einspruch wegen des ablehnenden Beschlusses gerichtet, worin er erklärt, unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht mehr für die Schlagfertigkeit der Armee garantieren zu können. Von der Entscheidung des Kaisers wird der Kriegsminister weitere Schritte abhängig machen. Frarrt reich. *Die Annahme des Regierungsentwurfs über die W a h lr e fo r m führte in der Kammer, wre nachträglich berichtet wird, zu sehr erregten Szenen. Die Gegner des Entwurfs voü- Wer sie fürchtete sich. Sie ahnte, was er jetzt sagen wollte; davor fürchtete sie sich, und deshalb unterbrach sie ihn schnell wieder. „Wissen Sie, wer heute bei mir war? Das raten Sie nie! Frau Hellwig, die schöne Witwe, war da." „Ach!" — Weiter brachte er nichts heraus, so 'sehr überraschte, ja erschreckte ihn die Neuigkeit. Mit halb erstauntem, halb prüfendem Blick sah sie die Wirkung ihrer Worte. Endlich fragte er: „Ja, was wollte sie denn bei Ihnen?" „Etwas kaufen, feine Stickereien, vielleicht etwas zur Aussteuer." Er überhörte die Ironie ihrer Worte und fragte weiter: „Sie haben aber doch gar kein Ladengeschäft?" „Nein, wir verkaufen auch nur in Ausnahme fällen an Detailkunden." „Und woher weiß das die Dame?" „Ja, das habe ich mich auch schon ge- fragt." Nun wurde er immer unruhiger. Da sagte sie: „Und morgen vormittag um elf Uhr gehe ich selber zu der Dame." Jetzt war er starr. — „Aber was will sie denn von Ihnen?" fragte er angstvoll. Ganz harmlos antwortete sie: „Feine Sticke reien will sie uns in Auftrag geben, das möchte sie mit mir besprechen." Noch immer wußte er nicht sich zurechtzu finden, aber er ahnte, daß sich da etwas Unan genehmes vorbereitete. führet einen Heidenlärm und verlangten die Abdankung des Kabinetts. Sie beruhigten sich erstmals Ministerpräsident Poincarö erklärte, er werde, wenn der Lärm andauere, die Ver trauensfrage stellen und sei sicher, dann noch eine größere Mehrheit zu finden als jetzt für den Entwurf, der mit 33t gegen 217 Stimmen angenommen worden war. Italien. * Die auf dem Kongreß der italienisch en Sozialisten in Reggio Emilia zutage ge tretene verschiedenartige Auffassung über die Haltung den Kriegs-Ereignissen gegenüber hat zur Gründung einer besonderen gemäßigt-sozialistischen Partei geführt. Dieser sind bisher dreizehn sozialistische Deputierte, darunter der vom König einst zum Minister ausersehene Bissolati, beigetreten. Sie be schlossen, ihre Mandate niederzulegen. Portugal. *Wie aus Lissabon berichtet wird, läßt diö Regierung amtlich bekannt machen, daß der monarchistische Aufstandsversuch im Norden des Landes vollständig nieder geschlagen sei. Es sind in verschiedenen Städten insgesamt 149 Personen verhaftet worden, die im Verdacht standen, den Aufstand irgendwie begünstigt zu haben. Afrika. * Die Lage der Deutschen in Ma rokko wird in ein grelles Licht durch eine Meldung aus Tarudant gerückt. Dort hat der Statthalter des Thronbewerbers el Hiba den Deutschen befohlen, innerhalb zwölf Stunden abzureisen. Wenn auch nähere Einzelheiten über dieses Vorkommnis fehlen, so zeigt es doch, welche Stellung die Deutschen unter der franzö sischen Schutzherrschaft über Marokko einnehmen. Die Pflicht Frankreichs wäre es, gerade bei dem gespannten Verhältnis zu Deutschland alles aufs peinlichste zu vermeiden, was Anlaß zu neuen Reibungen geben könnte. Asien. G Je größer die Geldnot in China wird und je hartnäckiger die Regierung sich weigert, die Anleihebedingungen der Mächte anzunehmen, desto schlimmer wird die allge meine Wirrnis im ganzen Lande. Besonders die Tibetaner wollen die Verlegenheit der Re gierung benutzen, um ihre Selbständigkeit zu erlangen. Tibetanische Truppen sind in die chinesische Provinz Szetschwan einge drungen und haben in der Stadt Litang Frauen und Kinder niedergemetzelt oder lebend verbrannt. Natürlich hat China eins große Truppenmacht — so sagt wenigstens die Regierung — gegen die Ruhestörer auf geboten. Geständnis des ttassenboten Haase. G Der Kassenbote Haase, der vor einiger Zeit bei der American Expreß Company in Berlin 100 000 Mark unterschlug, sich wochen lang verborgen hielt und dann der Polizei stellte, hat nun, nachdem er anfänglich be hauptet hatte, 94 000 Mark seien ihm gestohlen worden, auch gestanden, wo das Geld geblieben ist. Haase hatte die 94 000 Mark auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin vergraben, wo der Schatz auch richtig gefunden wurde. Das Geständnis kam auf folgende Weise zustande: Bei einer Unterredung mit seinem Verteidiger, Rechtsanwalt Bredereck, hielt Haase zunächst das Märchen ausrecht, er sei in einem Hotel an der Königgrätzer Straße um die 94 000 Mark be stohlen worden. Der Anwalt wies demgegenüber darauf hin, daß diese Erzählung doch höchst un wahrscheinlich klinge und bei den Richtern sicher keinen Glauben finden werde. Haase schwieg eine Weile, während welcher sein Verteidiger ihn darauf aufmerksam machte, daß er zweifellos mit einer weitaus geringeren Strafe davon kommen würde, wenn er die Wahrheit sage. Dann sprang Haase aus, schritt mehrere Male in sichtlicher Erregung auf und nieder, wandte sich dem Anwalt zu und sagte ihm, er habe das Geld auf dem Tempelhofer Felde vergraben; < es seien im ganzen 94 000 Mk., 50 000 Mk. Plötzlich jagte er: „Gehen Sie nicht hin, Fräulein Elsbeth." Erstaunt sah sie ihn an. — „Warum denn nicht?" „Ich kann Ihnen nicht sagen, wamm — ich ahne nur, es ist besser, Sie unterlassen es." „Aber was sollte denn mein Chef dazu sagen? Ich habe ja nicht den geringsten Ent- schuldigungsgrund für mich! Nein, ich muß hingehen! — Übrigens kann ich mir gar nicht erklären, wovor Sie sich so ängstigen." Er überlegte einen Moment, dann sagte er: „Fräulein Elsbeth, Sie wissen, was man in der Gesellschaft gesprochen hat! — Sie selber haben es mir ja am ersten Tage unsres Wieder sehens erzählt I — Nun denn, ich erkläre Ihnen frei und offen, es hat einst eine Zeit gegeben, wo ich eine Heirat mit Frau Hellwig ernstlich in Erwägung zog — wohl verstanden: in Er wägung zog! — Ich ging im Hause der Dame ein und aus, ich war fast täglicher Gast bei ihr, und wir waren recht gute Freunde ge worden — wer weiß, vielleicht hätte ich sie auch geheiratet, wenn ich — wenn ich nicht gerade im geeigneten Moment Sie wieder gefmiden hätte, Fräulein Elsbeth. So längs war ich mir unklar über das, was ich für Frau Hellwig empfand — von dem Augenblick an aber sah und fühlte ich klar, da wußte ich, daß ich der Dame keine Hoffnung mehr machen durfte. Von nun an mußte es klar zwischen uns werden. Und ich begann mich zurückzuziehen. — So, Fräulein Elsbeth, habe ich Ihnen die reine, ungeschminkte Wahrheit gesagt." Stumm, mit verhaltener Glückseligkeit, hatte ' solle der Rechtsanwalt davon haben unter der Bedingung, daß der Anwalt über das soeben Gehörte absolutes Schweigen walten lasse und sich bemühe, seinen Klienten so bald wie mög lich frei zu bekommen, die restlichen 44 000 Mk. wolle er selbst behalten. Dieses mehr als eigen artige Ansinnen lehnte Rechtsanwalt Bredereck selbstverständlich ab, redete aber seinem Klienten zu, daß er ihn ermächtige, dem Untersuchungs richter Mitteilung von dem Geständnis zu machen. Nach langem Zögern willigte Haase endlich ein. Deutsche Offiziere als flugreug-Crbauer. 8? Die Nachricht, daß der Chef der Ver kehrsabteilung im preußischen Kriegsministeriüm, Oberst Schmiedecke, einen Doppeldecker für Heereszwecke gebaut habe, hat allgemein, be sonders auch im Auslande, Aufsehen erregt. Und doch ist Oberst Schmiedecke nicht der einzige deutsche Offizier, der sich mit dem Bau von Flugzeugen beschäftigt. Wohl der erste aktive Offizier, der an den Bau von Flugzeugen ging, war der damalige bayrische Major v. Parseval, den man heute fast ausschließlich als Luftschiff- Erbauer und Hochschullehrer kennt. Major von Parseval hat sich bereits lange, ehe er an den Bau seines Luftschiff-Systems heranging, theoretisch mit der Flugtechnik beschäftigt, und auch seine ersten praktischen Versuche fallen in die Zeit vor dem Auftreten des ersten Parseval- Luftschiffes. Diese Arbeiten fanden später ihre Fortsetzung in den Versuchen,, die Parseval mit einem Wasserflugzeug eigener Bauart machte. Daß die Versuche dann abgebrochen wurden, lag nicht so an dem anfänglich mangelnden Erfolg, als an der anderweitigen vielseitigen Tätigkeit des Majors v. Parseval, die eine fruchtbringende weitere praktische Tätigkeit im Flugzeugbau vorläufig verhinderte. Von andren Offizieren, die selbst Flugzeugkonstrukteure sind, ist dann vor allem der Prinz Sigismund von Preußen zu nennen, der auch bisher der erfolg reichste Offizierkonstrukteur ist. Sein Apparat, ein schlanker Eindecker von schnittiger Form, der auf der Allgemeinen Luftfahrzeug-Ausstellung in Berlin im April d. Js. allgemeines Aufsehen erregte, hat sich bei den Probeflügen ausge zeichnet bewährt. Leider wurde der Apparat bei einem Fluge vom böigen Winde umgekippt und zerstört; gegenwärtig ist aber ein neuer Apparat von ihm im Bau, bei dem die mit dem ersten gemachten Flugerfahrungen verwendet werden. Als Offizier war auch der Bruder des er folgreichen Fliegers und Flugzeugbauers Hans Grade, Oberleutnant Grade, schon im Flugzeug bau tätig. Nachdem er später sein Fliegerzeugnis erworben hatte, schied er aus dem Militärdienst, um seinen Bruder in der Leitung der großen Fabrik in Borg zu unterstützen. Ein andrer Flugzeugbauer unter den Offizieren ist Leutnant Coler, der sich schon seit Jahren theoretisch und praktisch mit der Flugtechnik beschäftigt. Er hat in Deutschland als erster den bemerkenswerten Versuch gemacht, die Gleichgewichtssicherheit des Flugapparates selbsttätig durch einen eingebauten Kreisel zu erzielen. Die ersten, vor drei Jahren etwa vorgenommenen Versuche, hatten sehr'be friedigende Ergebnisse, die zur weiteren Ver besserung führten, und der neue Apparat des Offiziers, mit dem gegenwärtig in Teltow bei Berlin Probeflüge gemacht werden, soll erwiesen haben, daß der beschrittene Weg der rechte ist. Es scheinen übrigens zwischen den Versuchen ColerS und der Gründung einer Zeppelinschen Flugzeug fabrik in Friedrichshafen Zusammenhänge zu be stehen, worauf auch die Tatsache hindeutet, daß Leut nant Coler den ersten von der Friedrichshafener Motorenfabrik nach einem-neuen System erbauten Flugmotor verwendet. Man sieht aus allen diesen Mitteilungen, daß nicht nur von Privat leuten, sondern auch in Offizierskreisen eifrig an der Vervollkommnung gearbeitet wird. Man ist hierzulande — im Gegensatz zu Frankreich — nur ein wenig schweigsam hinsichtlich der Pläne und Erfolge. sie zugehört. Mit dankbar innigem Blick sah sie ihn an. Zum ernstenmal seit langer, langer Zeit, leuchtete ihr wieder die Sonne einer glück lichen Zukunft. Dann fragte sie leise: „Und weshalb sollte ich nicht zu ihr hingehen?" „Ich fürchte, sie könnte Ihnen etwas Unan genehmes sagen. Und dem entgingen Sie doch leicht, wenn Sie eine andre Dame schicke« würden," bat er. Sie aber verneinte: „Ich habe niemand, der mich vertreten könnte. Ich muß allein hin gehen, und ich fürchte mich auch nicht." Da bat er leise: „Darf ich Sie begleiten, Fräulein Elsbeth?" „Unter keinen Umständen," erwiderte sie sehr bestimmt. Aber er bat weiter: „Fräulein Elsbeth, glauben Sie mir noch immer nicht, daß ich es nun gut und aufrichtig mit Ihnen meine?" Sie errötete und schwieg. Er aber immer lebhafter: „Können Sie mir denn noch immer nicht vergessen, was ich einst in toller Laune getan habe? — In diesem Jahre bin ich doch ein andrer geworden! Ich bin doch bereit, jetzt alles wieder gutzumachen, was ich damals so frevelhaft beging! — Fräu lein Elsbeth, sagen Sie mir doch nur ein ein ziges gutes Wort!" Da sah sie ihn an mit vollem, offenem, gutherzigem Blick und sagte: „Ich glaube Ihnen. Aber bitte — nicht heute — ein ander mal — ich bitte Sie — nicht heute." „Wann, wann?" flehte er leise.
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