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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat tu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften «reim«, GroßröhrSeori. Hauswalde. Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend " bonnementsprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" rierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Hau» l Mark SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag >/,1 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag Uhr einzusenden. Schriftleilung, Druck unö Verlag von A. Schurig, Bretnig. Nr. 60. Sonnabend, den 27. Juli 1Sl2. 22. Jahrgang. Fünf Jahre Fremdenlegionär. Selbsterlebtes «»ährend meiner fünfjährige« Dienstzeit. Bon Franz Kuli. (Fortsetzung.1 (Nachdruck verboten.) Am Morgen de« anderen Tage« sollt« die Decke herauSzeholt »erden, doch konnten wir die Zellentür erst nach gewaltigen Anstrengungen öffnen. Beim Eintritt in die Zelle bot sich un« ein schauderhafter Bild dar. Krause war e», wa« wir für unmöglich gehalten hatten, gelungen, sich seiner Fesseln zu entledigen, wo rauf er sich mittel« oieser erhängt hatte. Der entseelte Körper wurde in eine Kiste ge worfen und ohne Sang und Klang in die Erde verscharrt. Die beiden anderen wurden einige Tage oarauf erschaffen. Sie starben al« echte Legionäre; ihr letzter Wunsch, mit unverbun. denen Augen da« Kommando „Feuer"' abzu geben, war ihnen erfüllt worden. Eine wohl gezielte Salve von 12 Legionären streckte sie nieder, und manche Träne de« Mitleid« rollte über die sonnenverbrannten Wangen der noch nicht ganz verrohten Kameraden. Der an den Ufern de« sich durch Saida hindurchschlängelnden Bache« massenhaft wach sende Oleander erinnert mich ebenfall« an einen traurigen Vorfall, dem zwei blühende Men schenleben »um Opfer fielen. Ein in Saida stationierter Legionär, welcher nur noch ein Jahr zu dienen hatte und sich nach seiner Dienstzeit in Algier niederzulassen gedachte, hatte mit einer hübschen, jungen Spanierin ein Verhältnis angeknüpst, doch schneller, al« jemand ahnte, sollte dieses un freiwillig wieder gelöst werden. Eines Tage« wurde er mit noch vielen anderen Legionären auf einen ziemlich weit entfernt liegenden Platz kommandiert. Wie ein Donnerschlaz traf ihn der Befehl; alle seine schöne Hoff nungen waren mit einem Schlage zunichte ge worden. Auch seine zukünftige Braut wurde durch diese Hiobsbotschaft sehr erschreckt, und jedes Mittel, welches eventuell zur Rettung dienen könnte, ward in Erwägung gezogen, aber vergeben«. Da erteilte sein« Braut ihm den sonderbaren Rat, aus den getrockneten Blättern de« Oleander« eine Zigarette zu drehen und dteselbe zu rauchen. Wohl sträubte er sich anfang« dagegen, aber da er keinen andern Au«weg sah, ließ er sich doch überre den und rauchte die Zigarette bis auf den letzten Rest auf. Die furchtbare Wirkung de» Mittel« sollte nicht lange auf sich warten lassen; schon am anderen Tage ward er durch ein sehr heftige» Fieber auf da« Krankenlager geworfen. Da» Detachement, mit welchem er hätte ziehen sollen, hatte Seida noch nicht verlaffen, al« man ihn hinaustrug auf den nahen Friedhof. Nur dem törichten Rate eine« Mädchen« hatte er e« zuzuschreibev, daß er so früh sein Leben lassen mußte und noch zu einer Zeit, wo ihm in Kürze die goldene Freiheit lächeln sollte. Die Spanierin, welche wohl wußte, daß ihr Geliebter nach dem Ge nuß der Zigarette am Fieber erkranken würde, hatte ihm diesen wohlgemeinten Rat nur des halb erteilt, damit er nicht dem Detachement zugeteilt würde. Sie überlebte ihren Gelieb ten auch nur um wenige Tage; denn sie machte ebenfall« ihrem Leben durch den Ge- nuß einer starken Oleander-Zigarette ein Ende. Lines Tages erfuhren wir, daß in kurzer Zeit eine größere Expedition nach der marokka nischen Grenze entsendet werden sollte. E» war an einem der letzten Sonntage vor dem Ausmarsche der Legion aus Saioa, als mehrere Kameraden und ich unsere freie Zeit dazu benutzen wollten, ein Adlernest in dem nicht all,»weit entfernten Gebirge auSzuneh- men. Nun ist aber ein Herumstreifen in den Felsenschluchte« mit mancherlei Gefahren ver bunden. Manche Schakale und Hyänen wur den durch uns aufgescheucht; Schlangen aller Art, sowie Taranteln und Skorpione gab es in großer Menge. Hauptsächlich waren e« die letzteren, welche un« viel zu schaffen mach ten. Man unterscheidet zwei Arten von Skorpionen, aelblichweiße und schwarze. Die letztere Act ist die gefährlichste, da ihr Stich, wenn nicht sofortige Hilse zur Stelle ist, töd lich wirkt. Nicht minder gefährlich ist die Tarantel. Unheimlich funkeln ihr« Augen, und sie springt bei einem Angriff sofort nach dem Gesicht. Schon wenn man ihren behaar ten Körper sieht, geht man ihr au« dem Wege. Auch die Nogelwelt wird durch ganz andere Arten vertreten, al« in Deutschland. Große Adler und Aargeier umkreisen fortwährend die Gipfel der Berge. Nach vieler Mühe erreichten wir mit zer- schundenen Hände« und Knien die Spitze de« Felsen«. Unser Unternehmen schien wegen Mangel an Stricken scheitern zu wollen. Doch ein Kamerad, namen« Moor au» Köln, kam ank den Einfall, unsere langen Leibbinden zu» sammenzuknoten. An diesen wollte er sich dann in den Horst der Adler Hinunterlasseri. Mit großem Beifall wurde diese Idee ver wirklicht. Indem wir da« Seil um einen Baum schlangen, hielten wir andern es krampf haft fest, während sich Moor langsam in die Tiefe hinabließ. Plötzlich gab es einen ge waltigen Ruck, sodaß wir Annahmen, Moor hätte festen Boden erreicht. Vorsichtig krochen wir an den Rand de» Felsen« und sahen zu unserm Erstaunen, daß er nicht am Neste an gelangt »ar. Als wir auch auf unser Rufen keine Antwort erhielten, trieb un- mne un erklärliche Angst, so schnell wie möglich nach unten zu eilen. Schon in halber Höhs sahen wir seinen zerschmetterten Körper liegen. Es war eine traurige Rückkehr nach der Kaserne, wurde doch außerdem der älteste Soldat von un« für den unerlaubten Streifzug bestraft. (Schluß folgt.) OertlicheS und Säckstsches. Bretnig. Gemeinderatsbericht vom 22. d. M. l. Eine vorliegende Bauzeichnung von Herrn Paul Heinrich Nr. 143 zwecks Neubaue« eine« Wohnhauses am Fiebigwege wird bedingungsweise genehmigt. Desgleichen gehen dem Gemeinderate gegen die vorliegen den Zeichnungen der Besitzer von Nr. 1l und 12, Aufbau betr., Bedenken nicht bei. 2. Die Anfertigung de» aufzunehmenden Flucht linien- und Beschleusungsplane» wird dem verpflichteten Geometer Rudolf Rentsch in Großröhrsdorf übergeben. 3. Dis Etngave des Rabattsparvereins Rödertsl und Genossen an die Kgl. Amtshauplmannschast wegen Ein führung des Achtuhr-LadenschlusseS im hiesigen Orte wird im Sinne der Gesuchsteller mittelt Stimmzettel» einstimmig befürwortet. 4. Zwei Arwensachen fi-den Erledigung. S. Die Prüfung der 1911er Sprrkaffen-Rechnung wird den Herren Gemeinderatsmitgliedern Arthur Gebler und Hermann Scköne über tragen. 6. Nach dem von Herrn Richter er statteten Bericht über die in diesem Jahre er folgte Inspizierung der hiesigen freiwilligen Feuerwehr ist derselben die Hauptzensur „Sehr gut" erteilt worden. Bretnig. An dem achten Deutschen Bundes-Sängsrfeste in Nürnberg werden sich 11 Mitglieder de» hiesigen Männergesang oereins beteiligen. Die Zahl der Teilnehmer au» Sachsen wird auf über 9000 geschätzt. — Die 3. Klaffe der 162. Königlichen Sächsischen Landerlottecie wird am 7. und 8. August gezogen. Die Lose sind noch vor Ab lauf de» 29. Juli bei den Kollekteuren zu er neuern. Neugersdorf, 25. Jalf. Gestern abend gegen 8 Uhr ist auf dem hiesigen Bahnhof in d-r W iche 17 von dem Bischofswerda-Zittauer Personenzuge Ne. 833 die Lokomotive mit sein Tender sowie der Packmeisterwagen und ein Gepäckwagen anscheinend infolge Schienen bruch» entgleist. Ernstliche Verletzungen der Reisenden sind nicht vorgekommen. Der Ver kehr konnte während der Dauer der Betriebs störung ausrechlerhalten werden. Die Aus- glsisungrarbeiten werden voraussichtlich heute nachmittag beendet. Zittau. Mit dem Abbau eines gewal tigen Kohlenflözes in Olber«dorf wird j«tzt begonnen werden. Er handelt sich um ein Gelände, wo in eins« Zeitraum von 1^ Jahren durch Erdabtragung ein Braunkohlen flöz im Umfange von zwölf Scheffel sreigelegt wurde. Insgesamt wäre« rund 330 000 Kubikmeter Erde abzutragen. Mit diesen ge waltigen Erdmrffsn ist quer über da» sogen. Grundwaffer-Grsenke ein mächtiger Damm aufgeschüttet worden, der einer Sperrmauer ähnlich sieht- Bei dem Abbau ist man übri gens aui eine 10 Meter starke Sandader ge stoßen, di; gegen 100 000 Kubikmeter Mate rial enthält. — Ein schwerer llnglücksfall ereignete sich am Mittwoch nachmittag aus GerSdorfer Flur. Der bei dec A. E.-G. beschäftigte Monteur Winkler wollte an einem Maste der Hoch spannung einen eisernen Winkel messen und muß dabei einen Draht, der den Strom leitet, berührt haben. Der Mann stürzte, vom elektrischen Schlage getroffen, herab und erlitt einen Oberschenkelbruch. Mitglieder des hies. Samaciler-Vererns sorgten für dieUeberführung nach dem städtischen Krankenhause in Pirna. — Daß im Volke, und zwar im Zeitalter de« 20. Jahrhunoer«, noch ein beträchtlicher Aberglaube herrscht, geht au» einem Inserat, welche« in der letzten Nummer einer Frei berger Zeitung veröffentlicht wird, hervor. Da« Inserat lautet wörtlich; „Ehrenerklärung. Wegen der von mir ausgesprochenen Beschul digung, daß Frau E. Hpt. in Br. schuld da ran sei, daß meine Kuh keine Milch mehr gebe und von ihr behcxt worden lei, bitte ich Frau E. Hpt. hiermit öffentlich um Entschul digung und Verzeihung. Br., 22. Juli 1912. Ernst I." — Kein Grund zum Selbstmord. Im Schwarzen Teiche bei Mühlleiten ertränkte sich der 26 Jahre alte Sohn de« Gasthofsbe sitzer« Weidlich aus Friedrichsgrün. Die Ursache zu dem Selbstmorde de« allgemein be liebt gewesenen jungen Mannes machte den Fall besonder« tragisch. Weidlich brachte seine Liebste nach Hause. Unterweg« siel ihm ein, daß er die Einnahme noch in der Tasche halte. Ec bat da« Mädchen, zu warten, bis er sein Geld abgeliefert habe und zurüägekehrt sei Da« Versprechen ist aber von dem Mädch.n nicht gehalten worden. Al« Weidlich wieder kam, war e» verschwunden. Die Enttäuschung wuchs, al» der junge Mann in einem Nach bardorfe seine Geliebte mit einem anderen Burschen zärtlich betsammenstehen sah. Da» regte ihn derart auf, daß er dem Rioalen eine kräftige Ohrfeige versetzte, die Slra,Verfolgung wegen Körperverletzung zur Folge hatte. Dte für ihn höchstwahrscheinlich peinlichen Verneh mungen vor dem Gericht trieben den völlig unbescholtenen Menschen in den Tod. Er ging Freitag nacht nach dem Schwarzen Teich, entledigte sich seine» Rocke», legte den Mrli- lärpaß an» Ufer, damit seine Leiche erkannt werde, und stürzte sich in« Wasser, sonntag- oormiltag wurde die Leiche gelandet. — In tiefe Betrübni» wurde eine ange sehene Familie tn Waldheim dadurch versetzt, daß am Tage der Hochzeit der Hau«tochler der Bräutigam plötzlich erklären ließ, daß er diesen Schritt nicht tun könne, man möge nicht auf ihn warten. Uns tatsächlich kam oer Bräutigam auch nicht, er war schleunigst ——— Kirchennachrichten von Bretnig. 8. Sonntag n. Tctnitati«: >/,9 Uhr: Pre* digtgotleSMenst, Text: Joh. 6, 47—61 (Herr Pfarrer Schlemitz-Gcoßlöhl«dors.) Geboren: Dem Ztgarrenardeiter Paul Georg Nitzsche eine Tochter. Getauft: Franz Georg, Sohn der ledigen Fadlikarb. Helene Selma Schöne. — Alwin Georg, Sohn de« Zimmerer» Evuard Alwin Beyer. — A'.rvin Erhart, Sohn des Fleischer» Emil Alwin Fichte. Getraut: Aleiichergeselle Friedrich Wil» Helm Gebauer mit Anna Frida Glöckner. Cv.-Itttd. ZS«gU»-rvef«i»r Die Abfahrt nach Freiderg euotgr früh 6,11 Uhr, die Teilnehmer versammeln sich auf Bahnhof Großröhrsdorf um ^6 Uhr. Vereinszeichen sind anzulegen. Lvflutv Jungfr-ueuvereiNr Di- Abfahrt nach Frewerg ersolgl zruy 6,11 Uhr, die Teilnehmerinnen veriammeln sich um auf Bahnhof Großröhrsdorf. Bereinszeicheu sind anzulegen. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Rosa Ella, T. d. Fabrik- arb. Max Martin Jäckel Nr. 187 x. — Martha Erna, T. de» SchmievemeisterS Ernst Hermann Franke Nr. 23. — Johanne» Rudolf, S. o. Kaffenassiitenten Alfred Paul Grundmann Rc. 237. — Paul Herbert, S. d. Tischler» Johann Paul Sickert Nr. 324 c. — Außerdem ein unehel. Mädchen. Aufgebote: Sekretär Alfred Albert Paul in Dretden und Bertha Frida Klug« Nr. 35. Eheschließungen: Bandfabrikant Wilh. Gustav Garten, Pulsnitz M. S., mit Johanna Rosa Gebler Nr. 289. — Volk»- fchullehrer Johanne« Kurt Schöfer, Gottsch dorf, mit Liddy Katharine Hamann Nr. 270s. — Müvelpolierer Anlon Srost Bürger, Bret nig, mit Ida Maria Burkhardt Nr. 358. — ElektrijitälSwerktarbeiterKriedrich Ernst Hause Nr. 120, mit Frida Gretchen Jenny Kleinert Nr. 255 c.