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Allgemeiner Anzeiger : 19.06.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191206199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19120619
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19120619
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-19
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 19.06.1912
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Luxemburg. Am 14. d. Ms. ist Prinzessin Marie von Luxemburg grogjährig geworden und hat damit die Regierung des Landes übernommen, nach dem bisher ihre Mutter die Regentschaft geführt hat. Es wird interessant sein, bei dieser Gele genheit einen Blick ms das Land zu tun, das beinahe schon 1867 Anlaß zu einem Kriege zwischen Deutschland und Frankreich gegeben bätte. „Die Sicherheit des durch den Londoner Vertrag vom 11. Mai 1867 für neutral er klärten Großberzogtums Luxemburg beruht," so schreibt der Hamb. Korresp.', „auf seiner geo graphischen Lage, beruht darauf, daß es mit seinen 2586 Geviertkilometern eingeschachtelt liegt zwischen Deutschland, Frankreich und Belgien. Sie beruht nicht auf seiner Kriegs macht, die insgesamt aus acht Offizieren und, im Höchstfälle, 400 Mann besteht. Französisch ist die amtliche Sprache in Luxemburg, aber im Umgänge ist Deutsch so verbreitet wie Franzö sisch, und seiner Vergangenheit nach ist Luxemburg ganz deutsch. Deutsch ist auch die jugendliche Fürstin, die nun die Zügel der Regierung übernommen hat, so daß jetzt zwei Töchter des alten und tapferen Stammes von Nassau-Oranien die einzigen weiblichen Regenten in unserm Weltteil sind, die Königin Wilhelmine in Holland und die Großherzogin Marie in Luxemburg. Auf dem Wiener Kongreß (1814) war es zum Groß herzogtum erhoben und als deutscher Bundes staat dem König von Holland überwiesen wor den. Ohne Bismarcks weise Politik hätte der Kaiser Napoleon III. der Franzosen es 1867 um klingende Münze vom König Wilhelm III. von Holland erworben, um seiner durch Preußens Siege und Vergrößerung neidisch erregten Natton einen kleinen Trost zu bieten. Ms Wilhelm III. dann am 23. November 1890 starb, folgte in Holland seine Tochter Wilkelmine, in Luxem burg jedoch der 1866 entthronte Herzog Adolf von Nollau, dem also die Laune des Zufalls mehr wiedergab, als er verloren hatte. Sein Sohn, Großherzog Wilhelm, der ihn 1905 be erbte, sah seiner Ehe mit der portugiesischen Infantin Maria Anna keinen Sohn geschenkt, und so wurde durch ein Gesetz vom 16. Juli 1907 seine älteste Tochter Marie zur Erbgroß herzogin erklärt. Der wohlgeordnete Staat, dessen Bevölkerung betriebsam und fleißig ist, wird vermutlich seiner neuen Herrin nicht viel zu schaffen machen. Doch versichern Personen, die mit den Verhältnissen des Luxemburger Loses vertraut sind, daß die Großherzogin Marie, ihren jungen Jahren zum Trotz, von der festen Absicht beseelt ist, den Pflichten ihres Amtes vollauf aerecht zu werden, und daß sie für dieses Vorhaben einen scharfen Verstand und einen starken Willen mitbringt. Wenn die Großherzogin Marie, die in deutscher Umgebung, inmitten eines fast ausschließlich aus Deutschen zn'ammengeietzten Holhaltes aufwuchs, sich nun den Lebensfragen und Bedürfnissen Luxemburgs zuwendet, das mit dem Deutschen Reiche bis 1959 in fester Zoll- und Eisenbahngemeinschaft steht, so wird sie bald erkennen, wie eng das Land, dem sie entsproß, mit dem, zu dessen Fürstin sie die Verkettung der Umstände gemacht hat, stets verbunden war und, zu eigenem Heile, auch in Zukunft verbunden bleiben muß. Politische kunälcksu. Deutschland. * Kaiser Wilhelm wird diesmal seine Nordlandreise von Travemünde aus antreten. * Entgegen anders lautenden Nachrichten über das Befinden König Friedrich Augusts von Sachsen, der kürzlich durch einen Sturz mit dem Pferde eine Muskelzerrung am Bein erlitt, wird amtlich mitgeteilt, daß der Monarch wieder vollständig hergestellt ist. * Der neuernannte Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Dr. Schnee, tritt mit seiner Gemahlin am 30. Juni die Ausreise nach Daressalam an und wird voraussichtlich am 19. Juli dort eintreffen. O Siegenäe triebe. 18s Roman von Paul Blitz. F»n!ey>mg.> Jetzt war Elsbeth ganz ruhig. — Sie be sann sich. — Sie mußte ja Aufklärung schaff«. — Umsonst. „Dafür weiß ich keine Erklärung, Herr Böhler," sagte sie ruhig und sicher. „Ich habe die Spitzen in meinem Geschäftsschrank einge schlossen; wie sie jetzt in meine Kommode kommen, ist mir durchaus unfaßbar." Herr Böhler sah die Beamten an, diese nickten ihm zu. Dann begann er: „Fräulein Bürger, daß Sie sich die Spitzen unrechtmäßig ungeeignet Haben, das glaube ich keinen Augen blick, und auch die Herren hier — nachdem ich ihnen das Nötige dazu gesagt habe — sind ganz meiner Meinung. Aber wir haben nun sestzustellen, wie die Spitzen in das Leinewand stück hineingekommen find. Da Sie sie nicht hineingelegt haben, muß es doch jemand anders getan haben. Wer aber hat ein Inter esse daran, Sie in den schmählichen Verdacht zu bringen? Kennen Sie hier im Hause jemand, dem Sie etwas Derartiges zutrauen könnten? Nun reden Sie nur dreist heraus, Fräulein Bürger." Elsbeth stand glutübergossen, purpurrot da. Wie Schuppen fiel eS ihr plötzlich von den Augen, nun sie des Prinzipals Worte hörte — aie, nie hätte sie einen solchen Verdacht gehabt I „Nun, Fräulein Bürger, genieren Sie sich »ichl, sagen Sie getrost, was Sie vermut«. * Der Bundesrat hat dem vom Reichs tage angenommenen Entwurf eines Gesetzes bett. Änderung des Strafgesetz buchs die Zustimmung erteilt. * Eine Neuorganisation der Ver waltung Neuguineas ist für 1913 ge plant. Die Bezirksämter auf den Karolinen und den Marschallinseln sollen aufgehoben und für die Inseln eine Zenttalverwaltungsstelle in Rabaul geschaffen werden. Ferner ist beab sichtigt, für die farbige Polizeitruppe weiße Offiziere und Unteroffiziere anzufordern, da die Leistungsfähigkeit der Truppe nicht ausreichend sei, was sich beim Ponape-Aufstand im Jahre 1911 gezeigt habe. Die Polizeitruppe soll zu 2 Kompanien mit je 3 Offizieren und 14 weißen Unteroffizieren formiert werden. Hiervon wird die eine im Kaiser Wilhelmsland, die andre im Bismarckarchipel stationiert werden. Eine der Hauptaufgaben der Truppe soll es sein, die großen noch gänzlich unbekannten Landstrecken zu erkunden und durch Wegebau zugänglich zu machen, in ähnlicher Weise, wie unsre Schutz- truppen in Afrika weite Gebiete erschlossen haben. Osterreich-Ungar«. * Nach einer 46 stündigen Sitzung des österreichischen Wehrausschusses haben die Ruthen«, deren Abgeordneter Dr. Baczinski allein 13 Stunden gesprochen hatte, den Widerstand aufgegeben, jedoch nicht ohne daß ihnen die andern Parteien gewisse Zugeständnisse gemacht haben. Darunter ist vor allem die Zusicherung einer nationalen (ruthenischen) Universität in Lemberg. Durch das Übereinkommen ist die Annahme der viel umstrittenen Wehrvorlagen im österreichischen Parlament gesichert. * Bei der Landtagswahl im tschechischen Bezirk Nimburg-Jungbunzlau wmde die tschechi sche Schriftstellerin Frau Vyk-Kuneticky von der jungtschechischen Partei als Kandidatin aufgestellt und als Abgeordnete in den böhmischen Landtag gewählt. Es handelte sich bei den tschechischen Parteien, die gemeinschaftlich für die Kandidatin stimmten, allerdings nur um die grundsätzliche Frage, für das Frauenstimmrecht eine Kundgebung zu veranstalten, da die böhmische Landeswahl ordnung ein Wahlrecht für Frauen nicht kennt, und die Abgeordnete daher ihr Mandat nicht erfüllen kann. Balkanstaaten. * Im Hinblick auf die letzten Kämpfe in Tripolis schreiben italienische Blätter, daß es sich besonders in dem Gefecht bei Homs um einen verzweifelten Angriff des Feindes handelte, der beweise, daß seine moralische und materielle Lage hoffnungslos sei. Er sei gezwungen, die Taktik des Kleinkrieges aufzugeben und eine Lösung durch den offenen Kampf zu suchen. Das sei aber das, was Italien wünsche. Nach amtlichen Berichten wurden bei Horus von den Italienern über 800 Gefangene gemacht. Es wurden ferner viele Gewehre und große Mengen Munition von dem fliehenden Feinde erbeutet. Amerika. *Der unschöne Kampf, den der Präsident Taft und sein Vorgänger Roosevelt um die Ernennung zum republikanischen Präsident schaftskandidaten führen, wird wahrscheinlich eine Spaltung der republikanischen Partei zur Folge haben. Damit würden die Demokraten die Aussicht haben, im Wahlkampfe um die zukünftige Präsidentschaft ihren Kandidaten siegreich zu sehen. * Im Nordosten von Brasilien sind ernste Unruhen ausgebrochen, die die Regierung ver anlaßt haben, starke Wteilung« der Bundes truppen in die bedrohten Gebiete zu entsenden. Men. *Die Russen, die Nordpersien schon als ihr Eigentum betrachten, haben in einem Kampfe mit den kriegerischen Schahsewennen eine schwere Niederlage erlitten. Vie Ananzen der Einzelstaaten. Das Kaiserliche Statistische Amt veröffent licht eine Darstellung der Finanzen des Reichs und der deutschen Bundesstaaten, insbesondre Haben Sie eine Feindin hier oder gar einen Feind?" Und da berichtete sie unter Tränen und mit bebender Stimme, was Herr Holms ihr an gebot« und wie sie ihn zurückgewiesen hatte. Wieder sah der Chef die Beamten an, und wieder nickten sie zustimmend. Dann fragte er weiter: „Wer hat die Stickereien und die Leinewand in Ihre Woh nung getragen, Fräulein? Und an welchem Tage geschah es?" „T«r Karl war es, und er brachte sie mir am Montag vor acht Tagen." „Das Paket haben Sie sich selber ein- gepackt?" „Jawohl, ich ganz allein; deshalb habe ich es auch so, wie eS ankam, in die Kommode gelegt." „Hätten Sie nur das Paket noch einmal zu Hause durchgesehen, Fräulein I" „Herr Böhler, ich konnte doch so etwas nicht vermuten." „Nun ja, ja, ich verstehe das ja auch." Dann ries er den Hausdiener Karl herein. Und noch einmal fragte er: „Wann war das also?" „Am Montag, den 21. Ostober." Er sah sein Eingangsbuch nach. „Also am gleichen Tage, an dem ich die Spitzen bÄkam." Dann kam der Hausdiener Karl herein. „Sie hab« Fräulein Bürger am letzten Montag ein Paket in die Wohnung gebracht, nicht wahr?" fragte ihn der C^f. „Jawohl." Hab« Sie das Paket genau so abgegeben, der Ausgaben und Einnahmen, der wichtigeren Bestandteile des Staatsvermögens sowie der Schulden. Die Nachweise beziehen sich durch weg für die Voranschläge auf das Rechnungs- iahr 1911, für die Staatsrechnungen auf das Rechnungsjahr 1909. Insgesamt betragen die Staatsausgab« nach den Voranschlägen der Bundesstaaten 6097 Mill. Mk. (darunter außer ordentliche 308), für das Reich 3153 (darunter außerordentliche 217), zusammen in Reich und Bundesstaaten 9250 (darunter außerordentliche 525). Die Staatseinnahmen belauf« sich in den Bundesstaaten auf 6083 Mill. Mk., im Reich auf 3153, zusammen in Reich und Bundes staaten 9236 (darunter außerordentliche aus Grundstock, Anlehen und sonstigen Staatsfonds 318 bezw. 217). Unter den ordentlichen Aus gaben und Einnahmen der Bundesstaaten stehen die Erwerbseinkünfte mit 2965 bezw. 3937 Mill. Mk. an erster Stelle. Der Hauptanteil entfällt auf die Staatseisen bahnen mit 2155 bezw. 2866. Der Rest ver teilt sich auf Domänen, Forsten, Bergwerke, Staatsdampfschiffahrt, Post, Telegraph und die sonstigen Staatsbetriebe. Die ordentlichen Aus gaben und Gnnahmen des Reichs aus Erwerbs- anftalt« (783 bezw. 905 Mill. Mk.) entfallen hauptsächlich auf Post und Telegraph (663 bezw. 746) und die Eisenbahnen (110 bezw. 129). Nach den Erwerbseinkünften gewähren Steuern und Zölle die stärksten Einnahmen. Die Bundesstaat« erheben an direkten Steuern 758, Aufwandsteuern 110, Verkehrssteuern 106 und Erbschaftssteuern 23, zusammen 997 Mill. Mk. Das Reich bezieht aus Zöllen 787, aus Auf wandsteuern 669, aus Verkehrssteuern 238 und aus der Erbschaftssteuer 39, zusammen 1733 Millionen Mark. Zahlenmäßige Nachweise über das Staatsvermögen der einzelnen Bundesstaaten konnten nur in bezug auf wichtigere Bestandteile erbracht wer den. Neben Überschüssen früherer Rechnungs jahre, verfügbarem Staatskapitalvermögen usw. besitzen die Bundesstaaten an Domänen ein Gebiet von 769 097 Hektar, an Forsten 5 017 616 Hektar. Die Staatseisenbahn« repräsentieren eine Länge von 54 705 Kilo metern (im Reich 1895) und ein Anlagekapital von 16 236 (im Reich 822) Millionen Mark. Die dauernd zu verzeichnend« Staatsschulden bezifferten.sich zu Beginn des Rechnungsjahres 1911 für die Bundesstaaten auf 14880 (darunter Preußen 8922, Bayern 2166), für das Reich auf 4524 Mill. Mk. Die schwebenden Schulden betragen insgesamt 991 Mill. Mk.; sie ent fallen in der Hauptsache auf das Reich (300) und Preuß« (610). Oie Debreu äes fernNuges Kerlm—Men. LL Der Fernflug Berlin—Wien hat durch seinen ganzen Verlauf den deutschen Fliegern und Flugzeugfabriken einige beherzigenswerte Lehren erteilt. Der große Erfolg, den der Deutsche Helmut Hirth, der als einziger Flieger Wien erreichte, auf seiner „Taube" errang, indem er die Gesamtstrecke in 7 Stunden 20 Minuten zurücklegte, weist darauf hin, daß ein erprobtes Flugzeug für große Aufgaben eine Hauptbedingung darstellt. Der Fernflug Berlin—Wien zeichnete sich dadurch aus, daß eine große Reihe bisher unbekannter und un erprobter Flugzeuge daran beteiligt war. Alle diese Flugzeuge haben versagt. Sie sind zwar sür kurze Entfernung« vielleicht zu verwenden, komm« aber für große Aufgaben noch nicht in Betracht. Die Flugzeugfabrik« werden daraus lernen, daß der Hauptwert nicht in dem Bau irgend einer neuen Flugzeugart besteht, die vor andern bestehenden nicht nur keine Vorteile, sondern sogar Nachteile aufweist. Diese Arbeit ist durchaus nicht dazu angetan, die Flugzeug industrie zu fördern. Das Hauptgewicht beim Flugzeugbau muß darauf gelegt werd«, daß die besten bestehenden Apparate und Maschinen gefördert und ver vollkommnet werden. Dadurch wird eine wirkliche Entwicklung des Flugzeuges in die wie Sie es bekommen haben, oder ist es unter wegs nochmals geöffnet worden? Besinnen Sie sich genau, Karl." „Ich habe das Paket nicht geöffnet, Herr Böhler." „Hab« Sie es auch nicht aus der Hand gegeben?" Der Hausdiner besann sich. Dann sagte er: „Ja, das habe ich getan. Ms ich das Paket nach Schluß des Geschäfts wegbrtngen wollte, kam mir Herr Holms nach, nahm mich mit in eine Destille, gab mir ein Briefchen, das ich sofort besorgen solle, wofür ich eine Mark bekam. Ich habe dann das Paket in der Kneipe bei Herm Holms liegen lass«, dem ich die Antwort auf den Brief dahin bringen mußte." Verständnisinnig sahen die Herr« sich an. Elsbeth aber bebte vor Erregung. „Schicken Sie Herm Holms herein," sagte der Chef, und winkte dem Hausdiener, daß er gehen könne. Da bat Elsbeth unter Tränen: „Herr Böhler, ich bitte Sie, gehen Sie nicht gegm Herm Holms vor. Sie machen ihn ja fürs ganze Leben unglücklich! Ich bin überzeugt, daß er sich gar nicht bewußt ist, was er eigent lich getan hat! Vielleicht hat er mich auch nur erschrecken wollen." Herr Böhler wechselte mit den Beamten ein« Blick des Einverständnisses, dann sagte er: „Auch ich glaube das, Fräulein Bürger; denn ich halte — offen gestanden — den Sohn meines allen Freundes nicht einer Unehrlichkeit für fähig. Wer wir müssen erst Klarheit in die Wege geleitet. Die Kost« der Vervoll kommnung der Flugzeuge sind nicht gering. Die Mittel, die in der Industrie dafür vor- Hand« sind, sollten darum nicht durch Versuche einzelner, sondern durch gemeinschaftlich organi sierte Versuche zur Verwendung gelangen. Dadurch werden die Mittel für bestimmte Ver suche reicher und die Arbeiten an der Vervoll kommnung des Flugzeuges einheitlicher. Es ist tatsächlich völlig belanglos, ob irgend ein Erbauer oder Ingenieur oder irgend eine Fabrik noch ein neues Flugzeugsystem mehr auf den Markt wirst. Das preußische Kriegsministerium hat sich jüngst auch gegen die starke Vermehrung der Flugzeugfabriken gewandt. Es kommt eben einzig und allein darauf an, das vorhandene beste Flugzeug und alle vorhandenen besten Maschinen auszubauen und für den Kriegsdienst und für Sportzwecke immer brauchbarer zu machen. Die Flieger hab« durch den Fernflug Berlin- Wien gelernt, daß sie sich bei großen Aufgaben nur erprobten Maschinen anverttauen dürfen, wenn sie überhaupt bei der endgültigen Ent scheidung ein Wort mitsprechen wollen. Es kann nicht als Zufall bezeichnet werden, daß drei Flieger eines Systems nicht viel weiter als einige Kilometer gekommen sind, trotzdem es sich um sehr tüchtige Lenker von Flugzeugen handelt. Endlich bat der Fernflug uns noch gelehrt, daß unsre Flieger keine Schwierigkeiten fürchten und das leisten, wozu sie durch die Tauglichkeit ihrer Maschine befähigt sind. Er freulich ist insbesondere der Umstand, daß schwerere Unglücksfälle überhaupt nicht zu ver zeichnen gewesen sind, da unsre Flieger mit großer Vorsicht und Umsicht zu Werke gehen. Neer unä flone. — Die deutschen Kriegsschiffe, die im Hafen von New Jork Gegenstand allgemeiner Be wunderung waren, haben die Heimreise an getreten. L? In dem diesjährigen Kaisermanöver wird wieder ein kriegsmäßiger Feldpostdienst organisiert werden, da es sich gezeigt hat, daß diese Einrichtung von großer Bedeutung werden kann. Die Schwierigkeiten eines kriegsmäßigen Postdienstes bestehen in erster Reihe darin, daß die Übergabe der Post unter allen Um ständen selbst bei Regen und in der Nacht ohne Beleuchtung erfolgen muß. Es werden darum zum Teil berittene Postbeamte verwendet werden. Die Verarbeitung der Post geschieht in dem Manöverpostamt.Hier werden einzelneBunde ange fertigt, die sür die einzelnen Stäbe, Bataillone, Schwadronen, Kompanien und andre Truppen körper angefertigt werden. Aus diesen Paketen werden sogenannte „Divisionsposten" angefertigt, die dm Vervflegungskolonnen übergeben werden. Bei jeder Verpflegungskolonne wird sich ein Fetvbnefpostwagen befinden, der militärisch bespannt und von einem Fahrpostschaffner begleitet wird. Der Begleiter des Briefpost wagens empfängt nun die Divisionsposten und übergibt sie den Verpflegungssoldaten der einzelnen Truppenteile. Mit der Verpflegung zugleich gelangt die Post zu den einzelnen Truppenteilen und sogar bis zu den Vor posten, so daß auf diese Weise jedermann rechtzeitig in dm Besitz der Briefe, Post karten und Telegramme kommt. Die Bestellung von Postanweisungen und Einschreibebriefen ist im allgemeinen von der Bestellung auf diesem Wege ausgeschlossen. Die nachweisbaren Sendungen, bei denen die Post eine Quittung erhalten muß, werden nämlich nur von Post beamten direkt an die Soldaten abgeliefert. Für die Manöverpost des Kaisers wird ein besonderes Post- und Telegraphenamt errichtet, das neben dem kaiserlichen Hauptquartier auch der Manöverleitung zur Verfügung steht. Von unci fern. Ein verhängnisvoller Mückenstich. Der Gemahlin des Universitäts-Professors v. Hochen- egg in Wien, die infolge eines Mückenstiches eine Blutvergiftung erlitt, wurde ein Fuß ab genommen. Trotz der Operation ist ihr Zu stand sehr besorgniserregend. Sache bringen, und dann soll er Ihnen hier, in Anwesenheit der Herren, reuevoll Abbitte leisten." „O, bitte, Herr Böhler, ersparen Sie ihm das!" flehte sie. „ES müßte ihn ja zu tief demütigen." „Nein, Fräulein! Das ist er Ihnen nach diesem — milde ausgedrückt — Dummenjungen streich unbedingt schuldig. Das muß er un weigerlich sühnen." In diesem Augenblick trat der Prokurist ein und meldete, daß Herr Holms nicht im Hause aufzufinden sei. Ärgerlich fragte der Chef: „Was heißt da» nun?" Ruhig berichtete der Angestellte: „Herr Holms hat vor ungefähr zwei Stunden, un mittelbar nach der Benachrichtigung der Polizei, sich von mir beurlaubt, um angeblich zum Arzt zu gehen; seitdem ist er nicht zurück- gekehrt." Die Beamten erhoben sich. — „Wünschen Sie, Herr Böhler, daß wir recherchieren mrd Verfolgung einleiten lassen?" fragte der Polizeichef. „Vorerst bitte ich, es nicht zu tun, Herr Direktor I Ich werde auch keinen Strafantrag stellen." Die Beamten empfahl« sich, und Herr Böhler geleitete sie unter verbindlichen Dank sagungen bis zur Tür. Alsdann teilte er seinem alten Freund Holm» in Köln durch ein Chiffre-Telegramm mit, wa» geschehen war. Und danach hielt er dem ver» sammetteu Personal eine kurze, markige An-
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