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Allgemeiner Anzeiger : 26.06.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191206265
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19120626
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-26
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Monat
1912-06
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 26.06.1912
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Vie fneäenskonferenr. G Obgleich Rußland bisher mit allen seinen Vermittlungsversuchen von der Türkei abgewiesen worden ist, hat jetzt die Petersburger Regierung beschlossen, noch einmal vermittelnd in den Strert zwischen der Türkei und Italien einzugreifen. Dem Fernstehenden wird dieser Eifer befremdlich erscheinen, aber man braucht sich nur ins Ge dächtnis zu rufen, welche geheime Hoffnung Rußland schon seit Beginn des Krieges nährt, und man wird schnell begreifen, warum Rußland den Friedensschluß so herbeisehnt und warum eS die Friedensfrage von einer europäischen Konferenz geregelt wissen will. Man ist in Petersburg davon überzeugt, daß diese Konferenz unbedingt der heißersehnten Öffnung der Dardanellen zu stimmen würde. Man rechnet dabei auf die Unterstützung Frankreichs und Englands sowie Italiens, mit dem man nach Äußerungen der ,Nowoje Wremja' auf „sehr freundschaftlichem Fuße" steht. Ob aber diese Konferenz zustande kommt, ist yoch sehr zweifelhaft. In erster Reihe müßte eine Grundlage geschaffen sein, auf der eine Verständigung zwischen Italien und der Türkei möglich ist. Erst dann ist die Grundbedingung für den Zusammentritt einer Konferenz gegeben, die einen endgültigen Be schluß über die Verständigung fassen könnte. Es muß aber festgestellt werden, daß zurzeit eine Verständigung zwischen Italien und der Türkei nahezu ausgeschlossen erscheint. Da somit die Grundlage für eine europäische Konferenz fehlt, so sind auch die französischen Nachrichten von dem bestimmten Zusammentreten der Konferenz unrichtig. Eine zweite Hauptbedingung für die Friedenskonferenz ist die Möglichkeit einer Regelung der Angelegenheit der von den Italienern besetzten Inseln im Ägäischen Meere. Diese Regelung wird bei der Verständigung zwischen Italien und der Türkei eine wichtige Rolle spielen. Es kommt dazu, daß die Kriegskosten Italiens täglich wachsen. Die An forderungen Italiens durch den Abschluß des Friedens werden demgemäß natürlich immer höher, so daß die Aussichten auf eine Ver ständigung augenblicklich nicht besonders günstig zu nennen sind, denn auch die Türkei bean sprucht naturgemäß günstige Bedingungen. Während früher die italienische Regierung sich bereit erklärt hatte, iür die Angliederung von Tripolis an die Türkei eine größere Geldentschädigung zu bezahlen, fällt heut diese Bereitwilligkeit fort. Italien spricht jetzt nicht mehr von einer Geld- enlschädigung, sondern beabsichtigt im Höchstfälle die Inseln im Ägäischen Meere herauszugeben, die jetzt von italienischen Truppen besetzt sind, bis auf eine, nämlich Rhodos. Die Verständi gung könnte nach italienischer Ansicht nur auf dieser Grundlage zustande kommen, und man wird be greifen, Laß die Türkei wenig Neigung zu einer solchen Lösung zeigt. Aber noch andre Schwierig keiten ergeben sich bezüglich der Ägäischen Inseln durch die griechischen Bewohner. Die Bewohner der Inseln verlangen nämlich bei Abschluß des Friedens einen gewissen Grad von Unabhängig keit. — Es find also genügend Schwierigkeiten vorhanden, die erst vor dem Zusammentritt einer Friedenskonferenz beseitigt werden müssen, da ihre Beseitigung dir unerläßlichen Grund bedingungen für ein gedeihliches Wirken der Konferenz bildet. Es läßt sich daher noch nicht der Zeitpunkt übersehen, wann die Konferenz zustande kommen kann. Es ist indessen noch nicht ausgeschlossen, daß die Schwierigkeiten schneller behoben werden, als man nach Lage der Dinge erwarten könnte. In der Türkei hofft man viel von der bevorstehenden Be gegnung Kaiser Wilhelms mit dem Zaren. Die Zukunft wird lehren, inwieweit sich die türkischen Hoffnungen erfüllen. Politische Kunclscbau. Deutschland. "Kaiser Wilhelm wird am 1. Juli in Danzig einen Besuch machen, der vermutlich nur einen Tag dauern und einepa rein mili-^ tärifchen Charakter haben wird. Mr Monarch wird die Besichtigung des 1. Leibhusaren-Negi- ments vornehmen. *Bei der Besprechung der Rede, die Kaiser Wilhelm an Bord der „Viktoria Luise" über die deutsche Flagge gehalten hat, betonen die Pariser Blätter, daß dieser Kundgebung des Monarchen eine ganz hervor ragende Bedeutung beizumessen sei. Der.Malin' bemerkt: ,,Die Rede ist von größter Wichtigkeit. Da sie die Grundlagen der deutschen Politik kennzeichnet, wird diese Rede ihre Wirkung im In- und Auslände nicht verfehlen und die diplomatische Aufgabe des Botschafters Marschall v. Bieberstein wesentlich erleichtern." ,Figaro' meint, der Kaiser habe sich von Moltkes Wahl spruch: „Erst wägen, dann wagen!" leiten lassen. Dian könne deutlich heraushören, daß Deutschland seine Ausdehnungsgelüste nicht auf gegeben habe, nur werde man in Berlin von den Erfahrungen profitieren, die das verbündete Italien bei dem überstürzten Feldzuge gegen Tripolis gemacht habe, und die deutsche Flaggen ehre nur da in die Wagschale werfen, wo tat sächlich deutsche Handelsinteressen zu schützen seien. * über die Reich 8 tag.8 ersatzwahl im 1. mecklenburgischen Wahlkreise Hagenow- Grevesmühlen, die durch den Beschluß der Wahlprüsungs-Kommission, das Mandat des bisherigen Abgeordneten Pauli (kons.) für un gültig zu erklären, nötig geworden war, wird folgendes gemeldet. Es erhielten: Tischler meister Pauli (kons.) 6130, Seminaroberlehrer Sivkovich (fortschr. Vp.) 6580 und Gewerkschafts- beamter Kober (soz.) 4065 Stimmen. Es findet also Stichwahl zwischen Pauli und Sivkovich statt. — Pauli (kons.) hatte sein Mandat mit einem Vorsprung von 1110 Stimmen gewonnen; in der Stichwahl hatte er 9865, der Sozialdemokrat Kober 8755 Stimmen erhalten. Bei der Hauptwahl ver einigten nach den Angaben des Wahlkommissars der Abgeordnete Pauli 7063, der Fortschrittler Sivkovich 6140 und Kober 6151 Stimmen auf sich. Die Wahlprüsungs-Kommission kam indes zu dem Schluffe, daß dem Sozialdemokraten 14 Stimmen abzurechnen seien, daß er somit also nicht 11 Stimmen mehr als der Fort schrittler habe, und nicht er, sondern der Fort schrittler mit dem Konservativen hätte in die Stichwahl kommen müssen. Da die Kommission annahm, daß in diesem Falle die Mehrheit für den Konservativen zweifelhaft gewesen wäre und der Fortschrittler möglicherweise hätte siegen können, erklärte sie das Mandat Paulis für un gültig. — Die Stichwahl ist auf den 28. Juni anberaumt. * Die Bremer Bürgerschaft hat den Antrag auf Einführung des allgemeinen, gleichen Wahlrechts zur Bürgerschaft in namentlicher Abstimmung mit 57 gegen 30 Stim men abgelehnt. Spanten. "Das Ergebnis der französisch-spa nischen Verhandlungen zur gesetzlichen Regelung der Internationalisierung von Tanger (Marokko), die jetzt in Madrid begonnen haben und voraussichtlich längere Zeit dauern werden, soll später den Mächten unter breitet werden und diesen als Grundlage weiterer Beratungen dienen. Zurzeit ist noch keine Bestimmung darüber getroffen, ob die be teiligten Mächte dann zu einer Konferenz in Madrid zusammentreten oder die Frage der Internationalisierung in Tanger selbst vom diplomatischen Korps geregelt werden wird. Ruhland. , " Die vielumstrittene Flottenvorlage ist von der Duma mit 228 gegen 71 Stimmen angenommen worden und zwar in der Fassung der Budgetkommission, das heißt: 72 Millionen von den verlangten 502 Millionen Rubel sind gestrichen worden. Das angenommene Flottenprogramm umfaßt nicht allein den Bau von Linienschiffen, Kreuzern, Torpedos usw., ondern auch den Ausbau der Werften, die Zründung von Kriegshäfen, darunter den in Reval. ' * Dom Ministerium des Innern ist eine für den deutsch-russischen Grenzverkehr wichtige Verfügung über die Gewährung von Erleichterungen für Inhaber von Grenz legitimationskarten beim Überschreiten der russischen Grenze ergangen. — Bisher war es Inhabern von Grenzlegitimationsscheinen zwar gestattet, die russische Grenze an ver schiedenen beliebigen Punkten zu überschreiten, die Rückkehr mußte aber jedesmal wieder über die beim Hinweg passierte Zollstelle erfolgen. Nach der neuen Verfügung ist es erlaubt, sowohl sür den Hin- wie für den Rückweg jeden beliebigen Grenzpunkt zu wählen. Infolgedessen können, was bisher nicht möglich war, beim Hin- und Rückweg verschiedene Verkehrsmittel benutzt werden; es kann also z. B. die Hinreise mit der Eisenbahn, und die Rückreise zu Fuß oder zu Wagen zurückgelegt werden. Alien. * Die Nachrichten ausChina lauten immer ernster. Kaum sind die Meutereien im Süden und Nordwesten des Landes unterdrückt, so ereignen sich neue Soldatenrevolten in der Mandschurei. In Mulden wurden mehrere Banken und Jndustriegeschäfte durch Meuterer geplündert und verbrannt. Hunderte von Häufem wurden zerstört. Leben und Eigentum der Fremden wurde indessen verschont. Frauen und Kinder flüchteten in das engliche Konsulat. Meldungen aus Zizikar (offenbar aus russischer Quelle) besagen, daß unter den dortigen Mandschus stark für einen Abfall von China Stimmung gemacht werde. Rußland solle ersucht werden, das Protektorat über das Gouvernement Zizikar zu übernehmen. Von Peking aus werden Maßnahmen getroffen, um die Bewegung zu unterdrücken. Vas Eisenbahnunglück bei Leipzig. Die amtliche Meldung über das Eisenbahn unglück in der Nähe von Leipzig, bei dem drei Personen getötet und mehrere verletzt wurden, besagt: Mittwoch abend gegen 8 Uhr ist in Gaschwitz wahrscheinlich infolge Nichtbeachtung des Haltesignals, der von Leipzig kommende Personenzug dem in Gaschwitz ausfahrenden Personenzug in die Flanke gefahren. Drei Personen wurden getötet und etwa neunzehn schwer oder minder schwer verletzt. Die Unter suchung ist eingeleitet, über die Ursache des Unglücks kann nur schwer Klarheit geschaffen werden. Es wird angenommen, daß der von Leipzig abgefertigte beschleunigte Personenzug das auf „Halt" stehende Einfahrtssignal überfahren hat und so auf den mit Verspätung aus Gaschwitz ausfahrenden Personenzug auffuhr. Für die Richtigkeit dieser Annahme spricht die Flucht des Lokomotivführers, der sich später der Be hörde stellte. Von andrer Seite wird behauptet, daß das Einfahrtssignal wohl auf „Halt" ge standen habe, doch sei die Strecke kurz vor Eintreffen des Zuges freigegeben worden. Die weitere Untersuchung hat ergeben, daß, wenn es auch nicht zweifelhaft sein kann, daß der Führer des letzten Zuges das Warnungsfignal überfahren hat, doch der Grund hauptsächlich darin liegt, daß unmittelbar vor dem Gaschwitzer Bahnhof eine Weiche die Glesse überquert. Dieser Um stand, der schon im vorigen Jahre dazu führte, daß ein Personenzug einem Güterzug in die Flanke fuhr, hat schon längst zu Bedenken An laß gegeben. Eine andre Frage ist, warum der Bornaer Zug keinen sogenannten Schutz- wagen hinter der Lokomotive führte. Über alle diese Dinge wird die Untersuchung Klar heit bringen. Das klemlte MlitärluftlMff äer Melt. ÜL Das kleinste Luftschiff der Welt ist für das englische Heer erbaut worden und wird demnächst seine Probeflüge beginnen. Die eng lische Luftflotte besteht nur aus beschädigten Luftschiffen. Die Erbauer dieses neuen - Lust- K Siegenäe I^iebe. Ass Roman von Paul Bliß. lForl'eyMlZ.i Auch Frau Müllhuber achtele nicht sehr viel aus die Bühne — sie freute sich auf die -kommenden Genüsse; denn ungefähr ahnte sie, daß es nun etwas Feines zu essen und zu trinken gab. Kaum war die Vorstellung zu Ende, so waren auch die Herren schon da und ließen die Mäntel heranschaffen. Inzwischen war auch Fräulein Lissi erschienen und wurde mit Frau Müllhuber bekannt gemacht. Fünf Minuten später saßen alle fünf in einem großen, bequemen Landauer und fuhren davon. „Nun, wie war's?" fragte Lissi. „Sehr schön l Ich danke dir herzlich!' ant wortete Elsbeth. Frau Müllhuber aber versicherte: „Wunder voll war es! Und gnädiges Fräulein haben gesungen — einfach schenial!" Lächelnd dankte die Künstlerin. „Sie interessieren sich auch wohl sehr für die Kunst, gnädige Frau, nicht wahr ?* fragte Herr Werner heiter. Frau Müllhuber erbebte vor Freude, ver- bindlichst erwiderte sie: „Lieber Jott, ich bin 'ne alte Frau, ich habe mein Leben hinter mir, at er wenn ich so was Schönes wie heut abend höre und sehe, dann wacht in mir alles Ideale wieder auf, dann kann auch ich mich noch be geistern I" „Die Olle ist brillant!" flüsterte Werner leise seinem Freunde ins Ohr. Bald darauf hielt der Wagen vor einem der diskret-vornehmen Linden-Restaurants. In einem stillen Nebensaale, sehr intim und lauschig, war bereiis sür fünf Personen gedeckt. Elsbeth sah sich beklommen und ängstlich nm; es kam ihr alles so fein und elegant vor, daß sie ganz deutlich fühlte: Hierher ge- hörst du nicht! Aber Lissi, die der Kleinen Angst merkte, rief ihr heiter zu: „So, mein Schatz, nun wollen wir mal ein recht lustiges Wiedersehen feiern! — Übrigens, deiner Mutter habe ich geschrieben — du kannst also ganz beruhigt sein. — Ach ja, und noch eins: ich muß dich für morgen nachmittag leider wieder ausladen, Elsbeth! Ich muß nämlich in der Nachmittagsvorstellung für eine erkrankte Kollegin eintreten. Du bist mir nicht böse deshalb, wie?" „Aber ich bitte dich, Lisbeth, gewiß nicht!" „Du kommst dann nächsten Sonntag, wie?" „Gewiß! Gern!" Währenddessen standen die Herren bei Frau Müllhuber, sagten ihr Komplimente und dankten ihr, daß sie Fräulein Elsbeth hergebracht hatte. Die Müllhubern schwamm in Wonne und Seligkeit. Mit größtmöglichster Vornehmheit stand sie da, hielt würdevoll die nach Benzin duftenden Hellen Handschuhe zwischen den fleischigen Fingern und sprach nur in aus gesuchtestem Hochdeutsch. „Ja, ja, meine Herren, Sie glauben nicht, was für Mühe es kostet, das Kind zum Aus gehen zu bewegen! So was von Fleiß und Häuslichkeit gibt's in ganz Berlin nicht wieder, das können Sie mir glauben!" Endlich kam das Essen. Man setzte sich. Frau Müllhuber an der Spitze, Elsbeth mit Herrn Neumann, Lissi mit ihrem Bräutigam. Kurz vorher aber nahm die Sängerin beide Herren auf die Seite und sagte leise: „Also, Kinder, ich bitte mir aus — keine schlechten Scherze! Und durchaus diskret! Euer Wort darauf!" Dann ließ man sich nieder, und zwei Allner begannen geräuschlos zu servieren. Perlgrauer russischer Kaviar. Frau Müll hubers Herz pochte vor Wonne, als man bei ihr begann, und dreist, aber mit Würde, legte sie sich einen Berg der köstlichen Dilikateffe auf. Elsbeth konnte sich noch immer nicht hinein finden — es war ihr alles zu vornehm, zu elegant — sie wagte gar nicht, etwas zu essen, kaum, daß sie eine Löffelspitze voll Kaviar nahm — sie wußte ja auch gar nicht, wie sie ihn essen sollte. Ihr Tischnachbar nahm -ine der auf die Tafel hingeftreuten Rosen, überreichte sie Elsbeth und sagte: „Bei uns zu Hause ist es Sitte, daß man seine Tischdame schmückt — wollen Sie mir die Güte erweisen, gnädiges Fräulein, sich dies Röschen anzustecken?" Errötend dankte Elsbeth und tat es. Das fand Nachahmung. Auch Lissi schmückte sich. Und sogar die Müllhubern schob sich eine große Teerose in die üppige Taille. Zn den Gläsern funkelte, köstlich hellgelb, ein prachtvoller Markobrunner von 1ä93. Da erhob Lissi ihr Glas und ries: „Also schiffes glauben, daß von einer Verkleinerung der Abmessungen eine größere Sicherheit der Luftschiffe abhängig gemacht werden kann. Der Bau eines starren Luftschiffes, das die Riesen- maße der „Zeppeline" verträgt, gelingt den Engländern trotz heißen Bemühens nicht. Die großen Gaslustschiffe aber haben schwerwiegende technische Nachteile, die sich in der erschwerten Steuerung und den Gleichgewichtsschwankungen äußern, die durch die unregelmäßigen <An- wirkungen des Windes auf die großen Trag körper der Luftschiffe hervorgerufen werden. Deshalb geht neben den Bestrebungen, die Luftschiffe zu vergrößern, eine auf das völlig entgegengesetzte Ziel gerichtete Reihe von Be mühungen, die eine Verkleinerung der Ab messungen der Luftschiffe anstrebt. Schon in früheren Jahren wurden hier und da kleine Luftschiffe erbaut, jedoch fehlte damals noch die Erfahrung aus dem Luftschiffbau einerseits, dem Flugzeugbau anderseits, die es heute ermög licht, an die Konstruktion des kleinen Luftschiffes mit verbesserten Mitteln zu gehen. Man hat durch die Flugtechnik gelernt, mit dem Platz zu sparen und die Einzelheiten auf möglichst ge- rmgen Raum zu vereinigen. Von diesen Grund sätzen gehen die Erbauer des neuen englischen Luftschiffes aus, das in erster Linie für mili- tärische Zwecke, aber auch für den Gebrauch des Sportmannes gedacht ist. Das Schiff ist nur 37 Meter lang, sein größter Durchmesser beträgt nur kaum 6 Meter und der Gasraum faßt nur 17 500 Kubikfuß. Sehr originell ist die ganze Art der Gondelaufhängung, vor allem die Gondel selbst und die Maschinen anlage. Durch die Hülle läuft, in der Richtung der Längsachse, ein Träger aus Bambusrohr, an dem die gesamte Gondelanlage aufgehängt ist. An diesem Träger sind auch, am Hinteren Ende, die Steuerflächen angebracht. Zunächst unter dem Träger hängt der Maschinenrahmen, ein dreieckiges, genügend vertieftes Gerüst aus Stahlrohren, das in der Mitte einen Motor von nur 20 Pferdestärken trägt. Mit Hilfe eines Kegelradbetriebes werden von hier aus die beiden Propeller in gegenläufiger Richtung bewegt. Eine besondere Vorrichtung ver hilft dazu, die Propeller außer zum Antrieb auch zur Höhen- und Tiefen steuerung zu benutzen. Die Propeller sind zwangsläufig mit dem Hinteren Höhensteuer verbunden, und zwar so, daß durch die Auf oder Abwärtsneigung dieses Steuers die Achsen der Propeller verstellt werden. Die Vorrichtung beschleunigt und verstärkt naturgemäß die Wirkung des Steuers. Ganz neu ist an dem neuen Luftschiff Form und Anordnung der Gondel. Sie hat völlig die Torpedoform der modernen Eindecker und hängt an dem Rahmen, der die Maschinenanlage trägt. Für Führer und Beobachter sind hintereinander zwei Sitze angeordnet. k)eer unct flone. — Die in verschiedenen Zeitungen ver breitete Meldung, daß das Kriegsschiff „Moltke" auf der Heimfahrt von New Aork eine schwere Havarie erlitten habe, entspricht nicht den Tatsachen. — Nachdem die Organisation der Verkehrs truppen im großen und ganzen durchgeführt worden ist, ist soeben ein Exerzierreglement für die Verkehrstruppen, von denen nur die Eisen bahntruppen mit Gewehr, die übrigen Truppen mit Karabiner bewaffnet sind, ausgegeben worden. In seinen Grundlagen schließt es sich dem gleichen Reglement für die Infanterie an. Bei der Ausbildung in der bespannten Ab teilung haben Fernsprech-, Funken- und Feld- luslschiffer-Abteilungen Berücksichtigung gefunden. In einem Anhänge sind die Vorschriften über das Gefecht aus dem Exerzierreglement für die Infanterie abgedruckt, die aber lediglich für die Fortbildung der Offiziere bestimmt sind; auch sind die Zusätze zu den Exerzierreglements der Fußtruppen des Gardekorps beigegeben, die das „Anziehen des Gewehrs" bei Paraden und Ehrenbezeigung vor dem Kaiser betreffen. Elsbeth, auf dem Wohlergehen! Auf daß du Glück hast in Berlin! Prosit! Ausgetrunken l Prosit!" Alle stießen mit Elsbeth an und dann trank jeder sein Glas mit einem Zuge aus. Die Müllhubern pustete — schon begannen die Kellner den Tellerwechsel, und noch immer hatte sie mit ihrem Kaviarberg zu tun; als sie nun sah, daß sie die letzte war, da schob sie alles, was noch auf dem Teller lag, kurz ent schlossen schnell hintereinander hinein, so daß sie, als der Kellner zu ihr kam, klaren Teller ge macht hatte. In dem Moment rief Herr Werner: „Na, mm lebe auch das Vize-Mamachen!" Die Gläser, inzwischen wieder gefüllt, er klangen aufs neue, und alles trank zum zweiten Male. Frau Müllhuber, mit noch halbvollen Backen, dankte hold verschämt. Der zweite Gang kam: klare Schildkröten suppe in Tassen. Andachtsvoll schlürfte jeder den herrlichen Trank. Dann trank man noch einmal, und dann tat der Wein leise seine Wirkung. Die Gesichter röteten sich leicht. Und es kam Stimmung in den kleinen Kreis. Als die Kellner wiederum gewechselt hatten und nun draußen waren, begann Lissi: „Ach, Kinder, das Leben ist ja so schön! Freuen wir uns, daß wir auf der Welt sind! Prost! Es lebe, was wir lieben! Prost!" Wieder klangen die Gläser hell zusammen- Elsbeth hatte nur genippt; sie war purpurrot-
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