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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Grtsbehörüe und de« Gemeinderat -u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Grotzrö-rssorf, Hauswalde, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend S bonnementSprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen »Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau» 1 Mark SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserat-, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den SM gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitung-bm« jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach llebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag '/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag i/»11 Uhr einzusenden. Lckriftleilung, Druck unö Verlag von N. Lchurig, Bretnig. Nr. 51. 22. Jahrgang. Mittwoch, deu 26. Juni 1912. Aekanntmachung. Durch das am 1. April 1912 in Kraft getretene Hausarbeitsgesetz vom 20. Dezem ber 1911, welches zur Einsicht im Gemcindeamte ausliegt, werden für die Beteiligten eine große Reihe neuer und wichtiger Vorschriften eingesührt. Hervorgehoben wird folgendes: Nach 8 13 des Gesetzes sind Gewerbetreibende, die außerhalb ihrer Arbeits stätte in Werkstätten gewerbliche Arbeit verrichten lasse«, verpflichtet, ein Ver zeichnis derjenigen Personen, welchen sie Hausarbeit übertragen oder durch welche außerhalb der Arbeitsstätte der Gewerbetreibenden die Uebertragung erfolgt, unter Angabe der Betriebsstätte dieser Personen zu führen. Das Verzeichnis muß die Namen der Hausarbeiter, Zwischenmeister und Ausgeber unter Angabe der Betriebsstätte dieser Personen enthalten. Das Verzeichnis ist auf Erfordern der Ortspolizeibehörde sowie den Gewerbeaufsichtsbeamten jederzeit zur Einsicht vorzulegen oder tinzureichen. Die entsprechende Verpflichtung liegt auch solchen Personen ob, welche, ohne daß sie eine Arbeitsstätte besitzen, für Gewerbetreibende außerhalb deren Arbeitsstätte Arbeit an Hausarbeiter übertragen. Die Ortspolizeibehörden haben darüber zu wachen, daß von den hierzu Verpflichteten die nach vorstehendem zu führenden Verzeichnisse ordnungsmäßig geführt werden. In Verfolg anher ergangener Verordnung des Königlichen Ministeriums deS Innern vom 25. Mai 1912 werden die Anzeigepflichtigen der Gemeinde Bretnig hierdurch aufgefordert, bi» spätestens zum s. Juli d. I. das vorerwähnte Verzeichnis in Abschrift anher einzureichen. Die genaue Befolgung dieser Anordnung wird mit dem Bemerken eingeschärft, daß Säu mige nach 8 30 des Gesetzes mit Geldstrafe bis zu 30 Mark und im Unvermögensfalle mit Haft bis zu 8 Tagen bestraft werden. Bretnig, am 25. Juni 1912. — Der Gemeindevorstand Petzold. V-rtliche» und «Lchstl»-». Bretnig. Herrliche» Werter herrschte am Montage »ährend de» ganze« Tage», und so konnte denn da« hiesige Schulfest, auf dar sich die Kinderwelt schon längst gefreut und vorbereitet halte, in der geplanten Weise ver laufen. Nachmittag» '/,2 Uhr bewegte sich der Fekzug, nachdem zuvor die Kleinen durch «inen kühlen Trunk gelabt worden waren, durch den Ort bi» auf den Festplatz, den Ritter- gutshof. Hier erfolgte zunächst der Gesang de» Liede» „Allein Gott in der Höh' sei Ehr". Herr Pfarrer Kränkel richtete dann eine kurze Ansprache an die Kinder, legte ihnen den Wert eine» Schulfestes an» Herz und ersuchte sie, Herrn Rittergutsbesitzer Heinze für die Güte, seinen Hof in uneigen' nütziger Weise al» Festplatz, als «ne» der schönsten im Rödertale, zur Verfügung gestellt zu haben, herzlichst zu danken. Seine Rede gipfelte in einem Hoch auf Se. Majestät den König, in da» die Anwesenden begeistert einstimmten. Nach der Sachsenhymne began nen die Spiele, während welcher die Kleinen wiederholt beköstigt wurden. Abend» 8 Uhr war da» vou hier undauswärt» stark besuchte Fest beendet, die Kinder erhielten noch al» Andenken eine Tasse mit Widmung und traten dann zu einem Lampionzuge an, der seinen Weg bi» auf den Turnplatz nahm, vorübergehend bei mehreren feenhaft erleuch teten Häusern, überrascht aber auch durch da» Aufleuchten von Buntfeuer und da» Ab brennen von Feuerwerkskörpern. Auf dem Turnplätze sprach Herr Oberlehrer Ain einige zu Herzen gehende Worte zu den Kindern und dankte allen Mithelfern am Feste. Nach dem Gesänge der 1. Strophe de» Liedes »Nun danket alle Gott" trennten sich die Festteil nehmer, die immer uno immer wieder ihrer Freude über da» Prachtwetter und den schönen Verlauf de» Festes Ausdruck gaben. — Die Losung beim Rekrulenaushebungs- verfahren, die in den letzten Jahren übrigens fast ausschließlich nur eine formelle Handlung war, soll in Zukunft ganz in Fortfall kom men : dafür wird, zuerst probeweise, eine neue Beurteilungsart kür die Tauglichkeit der Mili tärpflichtigen in unbedingt „Taugliche 1" und „Taugliche 2" eingeführt werden. Während die ersteren au»nahm»lo» eingestellt werden, sollen die letzteren nur im Bedarfsfalls etn- gezogen werden, die Ueberzähligen aber werden im nächsten Jahre auf die Liste der „Taug lichen 1" gesetzt. — Eine Submissionsbläte, die trotz zahl reicher auffallender Erscheinungen aüf diesem Gebiet der öffentlichen Ausschreibungen einen neu^n Rekord darstellt, konnte soeben da» Sisen- b«hubetrteb»amt Leipzig verzeichnen. Für die Fortschaffuvg von 80 000 Kubikmetern Erde zur Herstellung eines neuen Bahndammes lau tete die im Submiffionswege ergangene höchste Foroerung auf 192 77S, die niedrigste auk 46 146 Mt. Da in diesem Falle die Güte der Leistung kaum in Betracht kommt, so be greift man den Preisunterschied nicht, der bei dem höchsten Angebot gerade da» Vierfache des niedrigsten barüellt. Pulsnitz. Die Beschleusung der Stadl Pulsnitz ist von den Stadtverordneten am 17. Juni einstimmig beschlossen worden. Zunächst soll eine Kläranlage nach dem System Krämer (mechanische Klärung) erbaut werden mit einem Kostenaufwand oon etwa 25 000 Mk. Weiter soll die Rietschelkraße beschleust werden; es sollen in diese die meisten Schleusen tinmünden. Die Kosten sind für dies« Straße auf 8000 Mark berechnet. Die gesamte Beschleusung dürfte etwa 150 000 Mark verschlingen. Der Rat schlägt dazu noch vor, die Genehmigung zur Durchführung de» Schleusenbaue» einzu- holen, nach und nach da» Projekt durchzuführen und eventuell Fabriken und Gewerbebetriebe mit besonderen Beiträgen heranzuziehen. Auch diesenBorschlägen stimmten dieStavtverordneten zu. Die Beschleusungefrage schwebt nun schon seit den 80er Jahren. Zittau. (Sin ungetreuer Hau»knecht. Der seit 20 Jahren im Hotel Sächsischer Hof angestellte Hausknecht Stäglich hat seit ein-r Reihe von Jahren die Hotelgäste in raffinierter Weise bestohlen Jetzt endlich erfolgte seine Entlarvung. In seinem Besitze befanden sich Goldsachen im Werte von 4000 Mark, außer dem soll er sich ein Vermögen von 50 000 Mark erworben haben. Seine Ehefrau wurde ebenfalls wegen Beihilfe verhaftet. — An der Dresdner Hosoprr vollziehen sich wichtige Veränderungen. Mit Schluß der Spielzeit verläßt eine große Anzahl hervor« ragender Mitglieder die Hofoper in Dresden. Es sind ausgeschieden die Damen Hofopern- sängertn Franziska Bender-Schäfer, ferner Riza Eibenschütz, Gattin de« Chemnitzer Oprrn- viceklor» Malata, ferner Kammersänger Dc. Alfred o. Bary und Anton Erl sowie Hof opernsänger Peter Lordmann und Theodor Heuser. Vom Köntgl. Schauspielhaus ist außer Frau Charlotte Baste auch die Heroine Fcl. Lucie Lißl ausgeschieden, die an die Vereinigten Stadtthealer in Frankfurt a. M. engagiert worden ist. Dresden, 24. Juni. Da» Landgericht verurteilte den früheren städtischen Beamten Friedrich Max Strehle in Meißen, der al» Kassierer oe» dortigen Militärverein» „Kampf genossen" 3178 Mark unterschlug, zu 10 Mon. Gefängni«. Pi rn a. Ein aufregender Vorgang spielte sich am Freitag abend gegen S Uhr an der Elbe, im Strome und auf dem Ufer ab. Vom rechten Elbufer her ertönten plötzlich laute Hilferufe. Drei Mann eilten den Steindamm entlang und machten den Heroldschen Fähr dampfer aufmerksam, daß ein Mann im Strome schwimme, der dem Ertrinken nahe sei. Der Führer de« kleinen Dampfer« fuhr sofort nach der Milte de« Strome» und dort sah auch der auf dem Dampfer bestndliche, im „Pirn. An,." beschäftigte Arbeiter Wehner an» Topitz in der Nähe eine» Blobmale» einen Mann treiben, der mit dem Tooe rang. Den An strengungen de» Führer» und de» genannten Arbeiter» gelang e», den schon fast Bewußt losen zu retten and an Bord ,u ziehen. Dort konnte er nur noch das Wart: „Wette" stammeln. Tatsächlich hätte er ohne Eingreifen der Retter infolge einer leichtsinnigen Wette sein Leben einbüßen können. Ec und seine Kollegen, Glasmacher aus Lapitz, hatten des Guten etwa» zu viel getan und al» sie am Elbufer dahingingen, wurde gewettet, den Strom zu durchschwimmen. Einer, der die W-tte annahm, entledigte sich seines Rocke» und sprang in das Wasser, doch kam er nicht allzu weit. Dis Kräfte verließen ihn und er drohte zu versinken, bi» zur rechten Zeit die Retter kamen. In seiner Todesangst hatte sich der Schwimmer da« Hemo buchstäblich vom Leibe gerissen. Die 3 anderen waren inzwischen über die Brücks gelaufen, brachten dem im Dampfer Sitzenden, der inzwischen da» Bewußtsein wieder erlangt hatte, di« Kleider, halsen ihn beim Anziehen und ver schwanden dann mit ihm unerkannt im Ge wühl« der Zuschauer, die sich zahlreich am Elbufer angesammslt hatten. — Die 17 jährige Elsa Fiedler in SaupS- vorf setzte ihrem Leben selbst ein Ende. Sie entfernte sich verganaenen Mittwochabend gegen 9 Uhr au» der Wohnung ihrer Dienstherr schaft, ohne während der Nacht dahin zurück- zukehren. Man fand sie schließlich am darauf folgenden Tage in der 3. Nachmittagsstunde in Sturms Teiche unterhalb de» Wachberge ertrunken aus. Die Unglückliche neigte zur Schwermut. Ein nähere» Motiv zur Tat ist nicht brkannt. — An der sächsisch-böhmischen Grenze steht der Viehschmuggel gegenwärtig trotz der größten Aufmerksamkeit der deutschen und österreichischen Grenzbeamten in voller Blüte. Mit außer ordentlichem Raffinement und selten dagewesener Dreistigkeit ist kürzlich au» Oesterreich nach Sachsen ein großer Rindertransport, bestehend au» nicht weniger al» 14 schweren Rindern, geschmuggelt worden. Da» Vieh war in einem böhmischen Grenzorte nach und nach zusammen gebracht worden. Unter dem Dunkel der Nacht wurde dann in Begleitung von 10 Personen der Btehtran«port über die österreichische Grenze nach Sachsen gebracht und obgleich die Grenz- beamten noch in der selbigen Nacht Kenntnis von dem Riesen-Viehschmugqet erhalten und die Verfolgung sofort ausgenommen hatten, gelang e« nicht, die Schmuggler einzuholen. Diesen ist es ohne Schwierigkeiten gelungen, da» geschmuggelte Vieh, das einen hohen Wert besitzt, in Sicherheit zu bringen und alsdalt zu hohen Preisen zu verkaufe». Der Ueber- tritt de» Vcehtran»port» nach Sachsen erfolgt« im sächsischen Vogtland«. Von hier au» wurden nun seitev» der Polizei umfassend« Recherchen nach den Schmugglern angeftellt und jetzt ist in Bergen bei Aoors im Vogtland« eine Aufsehen erregende Verhaftung, nämlich die de» Viehhändler» und Gut-besitzrr» Peter» erfolgt. Dec Verhaftete wirb mit dem ia letzter Zeit nach Sachsen erfolgten Viehschmuggel in Verbindung gebracht. Man betrachtet ihn al» da« eigentliche Haupt der verwegenen Biehschmuggelbande. Chemnitz, 24. Juni. Den „Chemn. Reuest. Nachr." wird au« Zöblitz gemeldet: Dec Pobershauer Gattenmöcoer Brückner hat sich, al« er am Sonnabend mit Hilfe eine» Polizeihundes im Walde aufgefunden worden war, angesichts seiner Verfolgung mit einem Messer die Kehle durchschnitten. Ec verstarb bald darauf. — R-icher Kindersegen ist dem Fabrik arbeitersehepaar D. in Untertriebel bei Oel»- nitz beschieoen. Nachdem Frau D. im vorigen Jahre einem Zwillingspaar da» Leben gegeben, überraschte sie ihren Mann vor einigen Tagen mit der Geburt von Drillingen. Matter und Kinder befinden sich wohl. Leipzig, 21. Juni. Der Festplatz de» nächstjährigen 12. Deutschen Turnfeste» in Leipzig wird entsprechend der Zahl der teil nehmenden Turner rtesenhafte Äasmeffangei» zeigen. Der Gesamtflächenraum beträgt 280 000 Q »adratmeter. Der Geräteturnplatz mißt 60 mal 200 Meter tm Geviert, der Freiübungsplatz 260 mal 200 Meter. Zahl reiche Tribünen gewähren wahllosen Zuschauern Raum. Die Festhalle faßt 10 000 Besucher. Der Proberurnplatz für die einzelnen Turner avteilungen besitzt einen Flächrninhalt von 19 000 Qaadratmetern. Leipzig, 24. Juni. Vor dem vereinig ten 2. und 3. Strafsenat de» Retch»gericht» begann heute vormittag der SpionageprozeK gegen den Ingenieur und Kaufmann Wilhelm Lichtenberger, geb. am 11. Sept. 1881 ia Mannheim. Der Angeklagte ist am 21. Sept. 1911 in Germersheim in der Pfalz verhaftet worden, al» e: versuchte, von einem Soldat«» ein Artilleriegeschob neuester Konstruktion fich zu verschaffen. Sc ist außerdem beschuldigt, den Versuch gemacht zu haben, sich das Sig nalbuch der deutschen Marine sowit andere geheim zu haltende Gegenstände zu verschaf fen, um sie einer fremden Macht zu verraten. Erschienen sind 7 Zeugen und 6 Sachverständige, unter letzteren Gey. Rat Flechsig, der den An geklagten in den letzten sech» Wochen auf sei nen Geisteszustand hin untersucht hat. Sofort nach Verlesung de« Ecöffnung«beschlusss» wurde die Oeffentlichkeit für die ganze Dauer der Lerhanolung ausgeschlossen.