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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, "bonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark -0 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Jerferate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bet größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden Schrislleitung, Druck und Verlag von N. Lchuvig, Breinig 16. Jahrgang. Nr..90. Sonnabend den 16. November 1906. Bekanntmachung. Mit Ende dieses Jahre» läuft die sechsjährige Amtszeit des jetzigen Staat-- und Gemeindesteuer^ Einnehmer- ab, welches Amt auf weitere sechs Jahre, vom 1. Januar 1907 an, vergeben werden soll. Bewerber für dasselbe wollen ihre Gesuche nebst Gehaltsansprüchen schriftlich im hiesigen Gemeindeamt, wo auch die Bedingungen einzusehen sind, bis zum 24. d. W. einreichen. Bretnig, am 6. November 1906. Der Gemeinderat. Oertlicke- und Sächsische-. — Die siebente allgemeine Viehzählung im Deutschen Reiche ist planmäßig für den 1. Dezember 1907 in Aussicht genommen. Da sich aber das Bedürfnis herausgestellt hat, schon jetzt darüber klar zu sehen, ob der zur zeit wenigstens in dem größten der deutschen Bundesstaaten vorhandene Viehbestand dem Ernährungsbedürfnisse der rasch gewachsenen Bevölkerung Genüge zu leisten vermag, hat sich öie preußische SlaatSregierung entschlossen, bereits für den 1. Dezember des lausenden Jahres eine außerordentliche Viehzählung kleineren Umfanges für das preußische Staals- gebiet anzuordne». Großröhr« darf. Das Königliche Minksterium des Innern hat dem Werkführer Florenz Iuliu» Mißbach hierselbst das durch Verordnung vom 10. August 1894 gestiftete Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit ver liehen. Kamenz, 7. November. Laut Bekannt machung der Königlichen Kreishauptmannschast Bautzen als Konsistorialbehörde findet die diesjährige Diözesanversammlung des Kamenzer DiözesanvezirkeS Donnerstag, den 29 d. M., vormittags 10 Uhr im Saale des Hotel» zum goldnen Stern hier statt. Au» der Tages ordnung sei hervorgehoben, daß Herr Ober amtsrichter Dr. Kluge, welcher dem hiesigen Kirchenvorstande angehört, einen Vortrag über „Vormundschaft und Gemeindewaisenrat" halten wird, welcher neben den übrigen Ver handlungsgegenstänben das weitgehendste In- tereffe finden dürfte. — Die Prinzessin Monika Pia, die Tochter der Gräfin Montlgnoso, wird, wie verlautet, vom November ab Aufenthalt auf sächsischem Boden nehmen, in Schloß Moritzburg oder in Schloß Weesenstein. Dresden, Die „Dresdner Nachrichten" schreiben: „Eine lustige Episode, die aber den Vorzug hat, wahr zu sein, spielte sich dieser Tage in einem hiesigen vielbesuchten Restaurant ab. Einige fremd« Herren, die den Berliner Dialekt ziemlich auffällig in ihien Reden zum Ausdruck brachten, hatten verschiedenes an den Einrichtungen und dem sonst Gebotenen auszusetzen. Der Schlußre frain lautete dann immer gewöhnlich: „So wat jiebts bei uns nich!" oder: „Del iS doch ville besser bei uns!" Ein schlagfertig ver anlagter Herr, der schon längere Zeit diesen Redeschwall mit angehört hatte, fragte bescheiden, wo die Herren wohl zu Hause wären. „Na, in Berlin!" war die schnell gegebene, aber auch schnell erwartete Antwort. „Meinen Sie da» Berlin bei Köpenick?" ließ sich im ruhig sten Ton der Fragende vernehmen. — Es bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung, daß im nächsten Moment der Frager die Lacher auf seiner Seite hatte. Seifhennersdorf. Aus schreckliche Weise verübte der etwa 60jährige Arbeiter Christian Gottlieb Grunewald von hier Selbst mord. Er warf sich am Montag abend am Eisinbahnübergange nach dem Ortsteil Hartha vor den um dreivisrtel 7 Uhr von LeitecSvorfi nach hiesiger Station verkehrenden Personen! lug. Der Körper Grunewalds wurde furcht-' dar verstümmelt; u. a. wurde ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt. Großschönau. Die hiesige „Oberl. P." schreibt: Bei der Vermählungsfeier des Frl. Berta Krupp mit Herrn v. Bohlen und Halbach wurde vom Kruppschen Männerge sangverein „Gemeinwohl" nach der Tcaurede das Lied: „Wo du hingehst ...", komponiert von Herrn Hermann Wenzel < Großschönau, vorgetragen. Der deutsche Kaiser, der bekannt lich der Trauung beiwohnte, lauschte dem Gesänge mit großer Aufmerksamkeit und sprach sich äußerst lobend über die herrliche, ausdrucksvolle Komposition aus. Da dieses Trauungslied mehrfach komponiert ist, ist e» für unseren heimischen Komponisten Herrn Hermann Wenzel besonders ehrenvoll, daß gerade sein Werk aufgrführt wurde und einen so durchschlagenden Erfolg zu verzeichnen hatte. Herr Wenzel ist hier als Musiklehrer tätig und steht dem Sängerbünde der sächsischen Oderlausitz als Dirigent vor. Schandau. Die von dem Handarbeiter Arthur Schilling au» Chemnitz durch Messer stiche schwer verletzte Frau Marie Richter au» Herrn-kretschen ist am Sonntag mittag au» dem Krankenhause entlassen und durch ihre Angehörigen in ihre Heimat gebracht worden. — Am Sonntag nachmittag in der dritten Stunde ist in Linda bei Freiberg das Wohn- Haus nebst Scheune des Gutsbesitzers Emil Bruno Kunze niedergebrannt. Leider sind zwei Kinder, die Gebrüder Felber aus Brand, 4 und 3 Jahre alt, mit verbrannt. Die Kinder waren zu Kunze gegangen, um Butter zu holen, hatten den Korb in die Wohnstube gestellt und sich bann in die Scheune begeben. Man nimmt an, daß in letzterer, in der bas Feuer ausgekommen ist, die Kinder Stroh an gebrannt und sich dann aus Furcht in dem Hinteren Teile der Scheune versteckt haben. Die Leichen wurden abends in der 9. Stunde verkohlt aufgefunden. Die gesamte Ernte, Geräte und Maschinen, sowie 4 Schweine sind verbrannt. Der Besitzer hat glücklicher weise versichert. — Folgendes niedliche Geschichtchen ereig nete sich anläßlich der Reichstagswahl im Döbelner Wahlkreis. Die Offiziere des in Döbeln garnisomerenden Regiments und meh rere Gutsbesitzer der Umgebung veranstaltete» des öfteren eine sogenannte Schnitzeljagd. Sie erscheinen dazu im roten Frack und weißer Hose. Am Tage nach der Wahl, in der der sozialdemokratische Kandidat ourchkam, sand auch eine Jagd statt. Einer ver Herren ließ durch seinen Diener sein Pferd zur Sammel« stelle bringen, und als sich der Diener wieder entfernte, begegnete ihm eme ältere Frau: „Na, die jein grad die Richtgen," ruft sie schon von weitem. „Aber was denn, lieoe Krau," frägt der Diener. „Na, da iS nu gestern Pmkau (rot) durchgekamm, un heil reiten se in roten Frack cum." — Ein neuer Artisten - Trick. Der aus Pirna gebürtige Artist Renard, von dem an dieser Sielte schon mehrfach die Rede war »uv dec sich jetzt allabendlich im Zirtas Sarrasani zu Frankfurt a. M. von eurem siebzigpferdigen Benzin Automobil überfahren läßt, und dadurch dem Löff - Töff viel von seinem Schrecken genommen hat, ist ein Zir kus-Spezialist, der so ziemlich alle Sensationen der letzten Jahre praktisch erprobt hat. Er hat sich unter seinem wirklichen Namen Leinert al» Meisterfahrer von Deutschland, Sachsen, Preußen, von Brandenburg und Berlin 281 Preise geholt.' Dann begann seins Laufbahn als Artist. Sein wagehalsige» Looping the loop, sein Todessprung mit dem Rade über 13'/, Meter im Hippodrom zu Antwerpen, sein Doppelsaltomortale mit dem Fahrrad haben ihm klingende Münze in Menge einge- tragen,' aber auch manchen Unzlücksfall. Beim Looping the loop brach er die Hand, beim Todessprung Nasenbein und Kniescheibe, er hofft aber da» Ueberfahren mit dem Automobil besser zu überstehen als ein Konkurrent, der da» Kunststück nachmachen wollte und infolge Zersprengung der inneren Blutgefäße starb. — Glückliches Kirchberg! Der verstorbene Wollhändler und Fabrikant Herr Stadtrat Hermann Kramer jun hat der Stadt Kirch berg ein Vermächtnis von 100 000 Mark hinterlassen, so daß er mit der letzthin erst gegebenen Voltsbadstiftung zusammen eine Schenkung von 135 000 Mark gemacht hat. Wenn man dazu die vor wenigen Monaten erhaltene Kommerzienrat Wols-Stiftuug rech net, sind der Stadt Kirchberg insgesamt un gefähr 180 000 Mark in der letzten Zeit in den Stadtsäckel geflossen- — Einen grausigen Fund machten am Dienstag vormittag zwei Waldarbeiter im Stadtwäldchen unterhalb de» Pöhlberge» bei Annaberg. Sie entdeckten einen menschlichen Schädel, dem dre Auffindung der weiteren, verstreut liegenden Knochenteile eines mensch lichen Skeletts folgte. Wie später durch die Polizei festgestellt wurde, handelt es sich um einen jedenfalls zirka 2 Jahre zurückliegenden Fall von Selbstmord durch Erfchietzen, denn der aufgefundene Schädel wie» in der Schläfengegend ein Loch, und im Schädel« innern das Projektil selbst auf. Die nach mittags durch dre Polizei erfolgte Absuchung der Fundstelle ergab die Auffindung eures Taschenteschins, der Teile eine» Perlmutter- Muschelportemounaie»,einesWildschweinhauers als Uhrkettenanhängssl und anderer kleiner Gegenstände, diese bestätigen, daß man es hier mit einem männlichen Selbstmörder zu tun hatte. Nach ärztlichem Ausspruche über die Verfassung des Schädels Hut der letztere einer Person im kcäflrgsten Mannes aller angehört. Das Umherliegen der ernzel- nen Knochenteile wie der Fetzen der Kleid- ungrstücke läßt auf Mitarbeit von Raubtieren beim Zerstöcungswerle am Leichname des un bekannten Selbstmörders schließen. Zurzert fehlt noch jedweder Anhalt, wer der Lebens müde gewesen sein könnte; vermutlich ist es aber ein Fremder, da Vermißte aus dortiger Gegend in den letzten Jahren nrcht zu ver zeichnen sind. Oschatz. Unter den Pferden der 5. Es kadron — neue Kai.rne an dec Dresdner Straße — nes 17. Ulanen Regiments ist die Brustseuche ausgeorochsn. — In selbstmörderischer Absicht stürzte sich am Mittwoch vormittag gegen 9 Uhr au« einem Fenster ihrer elterlichen Wohnung im Hause Stöckigterstraße 83 in Plauen die 15 Jahre alte Zäcklerin Frida Lina Meinhold vom dritten Stockwerk in den Hof hinab. Die Lebensmüde erreichte ihre Absicht nicht, erlitt aber durch den Sturz schwere Verletz ungen. Dieselbe zog sich eine schwere Gehirn erschütterung und einen rechten Unterjchenkel- bruch, sowie eine Verstauchung de» linken Fußgelenkes zu. Ob da» Mädchen sonst noch innere Verletzungen erlitten, war zunächst nicht jestzustellen. Der Grund zu der bedauerlichen Tat soll in einer Zurechtweisung zu suchen sein, die da» Mädchen kurz vorher von ihrer Mutter wegen Arbritsversäumnis erhalten halte. — Als drrtter Geistlicher der Zwickauer Marienkirchgemeinoe wurde am Sonntag Pastor Ungnad, seither Pfarrer in Nieder würschnitz, vorher Pfarrer in Klostergrav in Böhmen, durch Kirchenrat D. Meyer feierlich eingewiesen. Der Vater des Geistlichen, ein in seiner Heimat sehr beliebter Seelsorger, war gleichfalls lange Jahre an einer Marien- kirchengemeinde tätig. — Dis derzeitige Höhe der Fleischpreise veranlaßt den Rat der Stadt Zwickau, jeden Mittwoch vormittag in der Zeit von 8—10 Uhr im Äeschästslokale Fischhändlers Verkäufe von Seefischen zu Selbstkostenpreisen anMinder» bemittelte zu veranstalten. — Zu den Unterschlagungen in der Leip ziger Stadtkaffe wird noch gemeldet: Grütz mann hat am Freilag abend, al« er infolge der durch den Rechnungsrevisor Stahl voll zogenen Revision seine Entdeckung vor Augen sah, noch 5000 Mark zu sich gesteckt. Viel leicht war in ihm der schnelle Plan aus getaucht, sich einer Bestrafung durch die Flucht zu entziehen. Diesen Plan har er jedoch, da er sich sagen mußte, daß er nicht weit kom men würde, ebenso schnell wieder verworfen, und er stellte sich nun „freiwillig". Die 5000 Mark sind in seiner Wohnung wieder vorgefunden worden. Auf Befragen soll Grützmann erklärt Haden, daß er das Geld lediglich in ver Aufregung an sich genommen habe. Was das eingsleuete Diszlplinaroer- sahren betrifft, so richtet eü sich wohl gegen den jetzigen Kontrolleur Rack», wie auch gegen dessen Vorgänger Zacharias. Von den ver spekulierten Beträgen sind dis jetzt rund 90,000 Marl nachgewiesen; über ore Rest« lumme von rund 45.000 Mark schweben noch die Erörterungen. Kirchennachrichten für Bretnig. 22. Sonntag nach Tcrnitalis: 9 Uhr PredigtgolteSblenst, Text: Philipp« 1, 3—11. Geboren: oem ansässigen Schnrltwaren- Händler Enni Theodor Hartmann em Soyn; dem Maurer Reinhard Erwin Oswald eine Tochter. Getauft: Llusa Martha, Tochler des Fabrikard. Max Arthur Horn. Gestorben: Emil Bernhard Seifert, i Invalid, 46 Jahr, 8 Monate, 5 Tage alt.