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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, ^oonnementsprei» inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau« I Mark ^0 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Attferate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All« genieinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitung»boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag V,n Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag >/,11 Uhr einzusendea. Hchristleitung, Nruck unö Verlag von A. Schuvig, Breinig Nr. 89. OertlickeS und Sächsische». Bretnig. Dienstag den 6. Nov. gibt die Theaterdirektion Stein im Gasthof zum deutschen Hause ein neues effektvolles Lustspiel. Das Stück betitelt sich „Die Barbaren". Wir machen da« geehrte Publikum auf diese» Stück ganz besonders aufmerksam. — Insbe sondere erlauben wir un» die Militärvereine von hier und Hauswalde zu diesem Militär- Lustspiel ganz ergebenst einzuladen. Die Handlung versetzt uns nach Frankreich, in da« große Krieg»- und Siegesjahr 1870. In dem Schlöffe, das ein französischer Marquis mit Frau und zwei Töchtern bewohnt, wird Ein quartierung angesagt und zwar Ulanen, die gefürchteten schwarzen Teufel und Barbaren, wie der angehende Schwiegersohn de« Marquis (ein echter voll- und großmäuliger Franzose) die deutschen Soldaten schlechtweg nennt. Große Bestürzung im Schlöffe, man will fliehen und seine Wertsachen vergraben, damit sie Nicht den gräßlichen Deutschen, diesen Barbaren, die Säuglinge zum Vergnügen auf die Lanzen svießen und was dergleichen Blödsinn mehr ist, in die Hände fallen. Wie es nun den deutschen Offizieren gelingt, diesen verbissenen Franzosen gegenüber Achtung vor dem ritter lichen Sinn der Deutschen abzuzwingen und sich nicht nur die Sympathie, sondern auch die Liebe der stolzen Französinnen zu gewinnen, die» alles schildert das Lustspiel in meisterhafter Weise. All' jenen ^Soldaten, die im Jahre 1870 mit draußen waren, wird es ein Stück großer Vergangenheit vor chie Augen führen Und das Werk selbst ihnen gut gefallen. An Manchen Stellen erlebte es 3—4fache Wieder holungen. Bretnig. Wir wollen nicht versäumen, Nochmal» alle Kontrollpflichtigen auf die morgen Donnerstag nachmittag ^2 Uhr in Großröhrs dorf, Mittelgasthof, stattfinde nde Kontrollver sammlung aufmerksam zu machen. — Beförderung gebrauchter Postkarten. Nicht selten wird davon Gebrauch gemacht, durch die Post zugegangene Postkarten nach Durchstreichen der ursprünglichen Aufschrift Und eventl. der Mitteilungen mit neuen An gaben an andere Personen weiterzusenden Und diese Karten nach Ausklebung einer 5 Pfennig-Marke von neuem zur Post zu geben. Lo praktisch und erleichternd dies Verfahren »uch ist, so hat da« Reichspostamt dasselbe Mdes aus technischen Gründen von neuem als Unzulässig bezeichnet. Kamenz. Wegen Reinigung der amts hauptmannschaftlichen Geschäftsräume werden Freitag und Sonnabend, den 9. und 10. Nov. l906, nur dringliche Angelegenheiten erledigt. Königswartha. Im hiesigen Blinden asyl wurde kürzlich ein Mädchen konfirmiert, das blind und zugleich taubstumm ist. Wie schwierig mag der Unterricht gewesen sein, und welche Geduld mag er erfordert haben. — In Bischofswerda ist neben den daselbst bereit» bestehenden zwei Militärvereinen noch ein dritter unter dem Namen „Militärverein 4- Infanterie-Regiment Nr. 103" ,ins Leben gerufen worden. Die neue kameradschaftliche Vereinigung zählt bereits über 60 Mitglieder. Bautzen. Vollständig niedergedrannt sind m Reformation-fest mittag im Orte Salga e> Klix die aus sechs Gebäuden bestehenden Wirtschaften der Gutsbesitzer Benad ,^"vider. Das Feuer entstand auf noch elanttte Weise beim Besitzer Benad und au-' infolge des Sturmes schnell ' Wohnhäuser, zwei Scheunen und Mittwoch den 7. zwei Stallgebäude. Der Schaden ist bedeutend, versichert hat nur Benad. — Wegen erfolgten Ablebens des Erzher zog» Otto von Oesterreich wird am König!. Hofe die Trauer auf 4 Wochen vom 3. bi» mit 30. November diese» Jahre» angelegt. Se. Majestät der König hat ferner bestimmt, daß di« Offiziere de» Garde-Reite: Regiments, bei dem der verewigte Erzherzog Otto von Oesterreich-a la suite stand, 8 Tage Trauer anzulegen Haden. An den Beisetzungsfeierlich keiten haben der Regimentskommandeur, ein Rittmeister und ein Leutnant teilzunehmen. — Prinzessin Anna Monika Pia im Kloster. Das „Prager Tagebl." verzeichnet die Meld ung, König Friedrich August habe die Ver fügung getroffen, daß die im Frühling kommen den Jahres von der Gräfin Montignoso aus zuliefernde Prinzessin Anna Monika Pia mcht an den sächsische» Hof komme, sondern einem böhmischen Kloster, wahrscheinlich einem Prager Nonnenkloster, zur Erziehung übergeben werbe. — Es sind in der letzten Zeit die verschieden sten Gerüchte über die spätere Unterbringung der kleinen Prinzessin ausgetaucht. Fest dürfte bisher lediglich stehen, daß sie nicht sofort nach der Trennung von ihrer Mutter, der Gräfin Montignoso, an den sächsischen Hof nach Dresden gebracht werden wird. Weitere Bestimmungen sind besten Informationen aus Dresden zufolge bisher nicht getroffen. — Ein neues Lustbarkeit-regulativ hat die Königl. Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt aufgestellt und den Gemeinden ihres Bezirkes zur Begutachtung zugehen lassen. Die neuen Vorschriften sollen an die Stelle der jetzt be stehenden 13 verschiedenen Verordnungen und Vorschriften treten, die bis zum Jahre 1883 zurückreichen. Die Amt»hauptmannschaft hat die Gemeindevorstände ihres Bezirke« ange- wlesen, auch den Gastwirten und den sonstigen Beteiligten von den neuen Bestimmungen Kenntnis zu geben, damit ihre Wünsche nach Möglichkeit berücksichtigt werden können. Der neue Entwurf zerfällt in 15 Abteilungen und ist im Gegensatz zu ähnlichen Erlassen aus früherer Zeit klar und übersichtlich abgefaßt. Au» den neuen Bestimmungen ist hervorzu- heden, daß bei öffentlichen Veranstaltungen zu gunsten wohltätiger und gemeinnütziger Zwecke schon vor dem Fest ein bestimmter Betrag al» Mindestsatz an die Behörde abgeführt werden soll. Karussells und Schaukeln dürfen in Zukunft nur 50 Meter weit von der Straße aufgestellt werden und die Beteiligung von Kindern an öffentlichen Vergnügen und Ver anstaltungen soll in Zukunft nur bi« abend« 8 Uhr gestattet sein. Auch für Preisschießen, Preiskegeln u. s. w. sind einschränkende Be stimmungen getroffen worden. Dre» den. Im Speisesaale einer Fabrik in der Vorstadt Plauen brachte am Montag ein Arbeiter eine Pistole zum Vorschein und manipulierte damit so unvorsichtig, daß sie sich entlud. Das Geschoß ging ihm dabei durch den linken Handteller und traf einen neben ihm sitzenden Arbeiter in die Hüfte- — Eine Arbeiterkandidatur in Sachsen. In einem sächsischen Reichstagswahlkreise ^soll bei den nächsten allgemeinen Wahlen mit Hilfe der Konservativen, des Bundes der Landwirte und wahrscheinlich auch der Antisemiten ein evangelischer Arbeiter als gememsamer Kandi dat aufgestellt werden. — Sachsens erster Einjährig - Freiwilliger. Der vor kurzem im „Köntgsoorfe" Wachwitz bei Dresden verstorbene hochangesehene Herr November 1906. Bernhard, früher Mitinhaber der Firma Ge brüder Bernhard in Dresden, war nach Ein führung der Institution de» Einjährig - Frei willigen-Dienste» in Sachsen der erste Einjähr ige insofern, al« er sich al« Erster in ganz Sachsen und speziell beim Leibgrenadier-Regi ment meldete, wo er der 10. Kompagnie von 1867—1868 angehörte. — Das Wahrzeichen des Orte» Sobrigau, die etwa 400 Jahre alte Linde vor dem Gute Nr. 1, die einen Stammumfang von 5,65 Meter und einen Durchmesser von 1,80 Meter hatte, ist dem letzten Sturme zum Opfer ge- fallen. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag brach die Linde glatt ab, ohne daß sie beim Fallen Schaden anrichtete. Der Blitz hatte ihr in den letzten Jahrzehnten mehrfach Schaden zugefügt, auch hatte sie bei dem großen Brande 1881 merklich gelitten. — Von einem harten Schicksalsschlag ist die Familie des Herrn Fleischermeister» Max Neidhardt in Plauen, Forststraße, betroffen worden. Innerhalb weniger Stunden hat das Ehepaar seine einzigen Kinder verloren, zwei frische liebe Knaben im Alter von acht und neun Jahren. Die beiden Jungen waren an Scharlach erkrankt. Der jüngere ist vormit tag» l/z10 Uhr gestorben, der ältere abends Vz7 Uhr. Zu dem betrübenden Vorkommnis «md berichtet: Nachdem der jüngere Sohn der Neidhardtschen Eheleute, der von einem Arzte behandelt worden war, gestorben war, holte man den dort in der Johannstraße wohnenden Naturheilkundigen und Teehändler Joseph Uuterberger, aus Achental in Tirol (Oesterreich) gebürtig und seines Zeichens Zimmermann, herbei, der nun die Behandlung de» noch lebenden älteren Sohnes übernahm. Hierbei hat er, angeblich um da» Kind zum Schwitzen zu bringen, diesem etwa em achtel Liter Kognak eingegeben, worauf da» Kind verschieden ist. Die eigentliche Todesursache wird die gerichtliche Sektion feststellen. Unter berger wurde unter dem dringenden Verdacht, den Tod diese« Kinde» durch diese Behandlung verursacht zu haben, von der Polizei festge nommen und befindet sich zurzeit noch in Untersuchungshaft. — Au» Anlaß der Vermählung Sr. Kgl, Hoheit des Prinzen Johann Georg mit der Prinzessin von Bourdon sandten am 30. v. M. die städtischen Kollegien in Zwickau ein Glückwunschtelegramm an die hohen Neuver mählten. Auch wurden von der Stadt LOO Mark zur Verteilung von Fleisch an Arme verwendet. Leipzig. Bei der hiesigen Stadtkaffe sind durch den Kassierer Paul Grützmann Unterschlagungen in großem Umfange erfolgt. Grützmann war an der Kaffe V (Schleusen, Wohlfahrtspolizei, Feuerwehr, Gartenanlagen rc.) angestellt und bezog einen jährlichen Ge halt von ca. 4000 Mark. Er war bereits 21 Jahre im Dienste der Stadt und galt all- gemein als ein pflichttreuer, gewissenhafter Beamter. Wie sich nunmehr herausgestellt hat, stand Grützmann mit einem Berliner Bankhaus seit Jahren in Verbindung und gab sich gewagten Spekulationen hin, ble seine Mittel weit überstiegen. In der ersten Zeit waren diese Börsengeschäfte nicht unlohnend und lockten den Beamten zu weiteren Engage ments. Er er tut jedoch bald Verluste, sie ihn zum Eingr.sf m fremdes Eigentum, da« ihm in seiner br ll.urg anvertraut w r, oe anlaßten. In öer ersten Zeit dieser Einbußen — es mochte vor etwa zwei Jahren fein — 16. Jahrgang. hoffte Grützmann, durch einen glücklichen Loup seine Verluste wieder gut zu machen, aber ver gebens. Da» Börsrnspiel verschlang immer mehr, bi» der Beamte weder ein noch au« wußte. So haben die Unterschlagungen all mählich eine erstaunliche Höhe erreicht, wie es heißt, betragen sie weit über 100 000 Mark, und man wundert sich nur, daß ne nicht schon längst entdeckt worden find. Ge legentlich einer am Freitag erfolgten Revision bei der Kaffe V waren einige Belege über Ausgaben des Tiesbauamtes mcht in Ordnung, was Verdacht wachrief. Grützmann aber er kannte, daß sein Treiben nicht länger ver borgen bletven könne. Er blieb daher am Sonnabend früh dem Bureau der Stadthaupt kaffe fern und stellte sich dann im Laufe de» Vormittags dem Untersuchungsrichter. Al» sich Grützmann am Sonnaveno morgen nicht wie sonst zu gewohnter Stunde nach dem neuen Rathau» vegav und ein sehr unruhige» Wesen zeigte, fragte ihn seine Frau, was ihm fehle. Auf weitere Bitten der besorgten Frau gestand er dieser, daß er sich hoher Unter- Ichlagungen schuldig gemacht und nur die Wahl habe, entweder sich zu erschießen oder sich freiwillig der Staatsanwaltschaft zu stellen. Das letztere ist dann auch geschehen. Diese« Geständnis war für die arme Frau um so niederdrüäenver, als sie selbst von dem unter schlagenen Gelds nie etwa» wahrgenommen hatte. Grützmann wurde gleich in Haft be halten, ebenso wurde die Korrespondenz mit fernem Berliner Bankhaus mit Ausnahme eines Briefe», der erst am Sonnabend nach mittag in der Grützmanns chen Wohnung ein gegangen war, sofort beschlagnahmt. Grütz- mann ist im Jahre 1860 zu Johanngeorgen stadt geboren. — In Eppendorf sollte die Einweisung de» bisherigen Diakonat«vikar» in Glauchau, Dr. Richter, al» Hilfsgeistlicher von Eppendorf mit Kleinhartmannsdorf stattstnden. Diese Hand lung mußte jedoch unterbleiben, da der Ge wählte aus unbekannten Gründen seine Stellung nicht angetreten hat. Neueren Nachrichten zu folge hatte Richter noch in letzter Stunde erklärt, er sei mit der Stellung nicht zu frieden und verzichte infolgedessen auf seine Einweisung. Leipzig. Wegen Mordversuch» wurde hier Donnerstag früh der 50 Jahre alte Handelsmann Schädlich verhaftet, der rn Zwickau seine Frau aus dem Fenster der Wohnung h-rabge stürzt hatte und dann ge fluchtet war. Die Frau hatte schwere Ver letzungen erlitten. — Am Donnerstag nachm. gegen 6 Uhr ist auf dem Bahnhof in Görlitz der Hilfs- welchenstellerBauschmann durch eine Lokomotive erfaßt, überfahren und getötet worden. Dresdner Schlachtviehmarkt V0M 5. Nov. 1906. Zum Auftrieb kamen: 4320 Schlachttiere und zwar 638 Rinder, 1082 Schafe, 2330 Schweine und 270 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo m Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 46—49, Schlachtge wicht 85—88; Kalben und Kühe: Leveno- gewicht 44—47, Schlachtgewicht 78—83; Buiirn: Lebendgewicht 46—49, Schlachtgewicht 80—83; Kalber: Lebendgewicht 56—58, Schlachtgewicht 86—90; Schafe: 87—90 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 55—56, Schlachtgewicht 74—76. Es find nur sie Preife für oie Denen Vreyiort^u verzeichnet.