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Allgemeiner Metzer. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat M Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterhaltung»blattes* vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau« 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpu-zeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitung»boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag ^/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag t/,11 Uhr einzusendea. Schriftleilung, Sruck unö Verlag von A. Schuvig, Vrelnig Nr. 93. Mittwoch den 21. November 1906. 16. Jahrgang. Zum »utztage! Wenn die Tage anfangen, dunkel und kur zu werden, dann ruft unsere Kirche zum Buß tage. Ernst tönen die Bußglocken in die trübe Herbstlandschaft hinein und in großen Scharen sieht man die Leute dem Gotteshause zuströmen. Die Kirchen sind am Bußtage Meist sehr voll, da« Bedürfni« nach einem allgemeinen Bußtage scheint im Volke vor handen zu sein. Auch der oberflächlichste Christ geht an diesem Tage einmal zur Kirche, er hat auch Bedürfni« nach Bubtagsstimmung Suchen wir nur Bußtagsst immung? Nein ein solche- flüchtige« Gefühl kann unmöglich genügen, e« kann unmöglich eine bleibende Rückwirkung au-üben auf unser innerste» Wesen. Al« Martin Luther seine 95 Thesen mit dröhnenden Hammerschlägen an die Schloß- kirche in Wittenberg schlug, wollte er etwa» andere«. Er fängt seine erste These mit dem Satze an: „Da unser Herr und Meister ihres mit musikalischem Pflichteifer seines Amte« waltenden Leiter«, Herrn Kirchschul lehrer Schneider, Folge gaben. Den Schluß der Vortrag«-Ocdnung bildete ein Singspiel, da« uns einen Bierkrieg im Gesangverein Einigkeit vor Augen führte. Da« Stück war reich an komischen Szenen und versetzte mit unter da» Zwerchfell oe« Zuhörer« in heil same Erschütterungen. Reicher Beifall lohnte denn auch die viele Mühe und vortreffliche Vortragsweise der munteren Sängrrschar. Ein fröhliche» Tänzchen beschloß da« schöne Fest. — Ein mächtiger Feuerschein wurde am Sonntag abend am südwestlichen Himmel sichtbar. Er rührte von einem Brande in Uller»dorf her, wo zwei mit Ernteoorräten gefüllte Scheunen ein Raub der Flammen wurden. Die genannte Ortschaft ist in letzter Zeit wiederholt von größeren Schadenfeuern heimgesucht worden. — Nachdem ein angemessener Betrag von Fünfzigpfennigstücken mit dem neuen Ge präge (V, Markstücken) hergestellt und dem Verkehr zugeführt worden ist, sollen die in den bisherigen Formen geprägten Stücke, wie man au» Berlin mitteilt, eingezogen werden. Im Interesse einer beschleunigten und voll- Itändigen Einziehung der alten Fünfzigpfennig, stücke ist ihre alsbaldige Ablieferung an die öffentlichen Kaffen erwünscht. Die letzteren sind angewiesen worden, die fraglichen Münzen nicht nur in Zahlung, sondern auch zur Um wechslung von jedermann anzunehmeu und da bei etwaigen Wünschen nach Umtausch gegen andere Münzen tunlichst zu entsprechen. Großröhrsdorf. Durch die hiesigeGen- darmerie wurde einBienendieb ermittelt, welcher vergangene Woche in Rammenau einen Bienen stock ausgeleert hatte, dabet aber von den Bienen arg zugerichtet worden ist. Der Dieb stammt au« Röderbrunn. Pul «nitz. Der vom König!. Sächs. Militärverein schon seit Jahren gehegte Plan der Errichtung eine« König Albert-Denkmale» in hiesiger Stadt geht seiner Verwirklichung entgegen. Mit der Herstellung de« Denkmal» sind der Bildhauer Schnauder und Eczgießer Bierling, beide in Dresden, betraut worden. Das Gyp»modell Größe de» Denkmal« — Standbild) ist jetzt im Schützenhause zur Ansicht ausgestellt. — Da» Bauspekulantentum in Dresden besteht auch jetzt noch weiter. Da» zeigen die fortgesetzten Straskammerverhandlungen gegen „Bauunternehmer* wegen Hinterziehung der Kranken- und Jnvalidenversicherungabeilräge. Hier ein Fall für viele, der in seinen Begleit erscheinungen al» typisch herausgegriffen wer den mag: Ein völlig vermögensloser Milch- Händler, der bereit» den Offendarungseid ge leistet hat, kauft mit einem gleichfalls völlig unvermögenden Zimmerpolier im August 1904 ein Grundstück in Striesen für 23 000 Mark. Der Kaufpreis wird bi» auf eine kleine Spitze durch Uebernahme der auflastenden Hypotheken „getilgt*. Der Verkäufer sichert noch dem al» „Baugewerken" bezeichneten Käufer da» Baugeld in Höhe von 39 000 Mark zu und läßt sich in dieser Höhs eine weitere Hypothek -intragen. Die Bauunternehm.>c, die nicht einmal die Grundstückskaufkosten bezahle» konnten, sind natürlich, da das Baugeld nicht reicht, sehr bald vollständig vecfchuloet. Selbst die Kranken- und Jaoalioenoecsichecungsbei- tcägs, die sie ihren Aroeilscn abziehen, bleiben sie der Kaffe schuldig. In August 1905, Christus spricht: Tut Buße!, null er, daß das ganze Leben eine Buße sei." Da» ist ein Ziel, da» sehr hoch über der gewöhnlichen, oft recht flüchtigen Bußtagsstimmung liegt. Jedem von uns ist e» nötig, den Ernst des Lebens ernst zu nehmen. Wir sollen immer mehr in die Tiefe, in die Innerlichkeit gehen. Eine Bußtagsfrage möchte ich stellen: Sind wir mit Jesus verwandt? Von oer Antwort auf diese Frage hängt e» ad, ob wir uns mit Recht Christen nennen vü fen! Jesu« sagt: „Wer Gotte» Willen tut, oer ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter." Also: Wo immer bei Menschen ein aufrichtige» Streben nach dem Tun de» Gotteswillen« sich findet, da haben wir jesurverwandlen Geist. Wir müssen mit Jesu» eins werden in der Lebenslosung: „Gotte« Wille über alle»!" Deshalb bitten wir am Bußtage: Heut warst du schlecht, sprichst du zu mir! Und du hast Recht; 0, daß du Unrecht hättest! Ist'» möglich, daß du meine Seele rettest? Mir schwindelt, ich versinke schier. Ich flehe: Hab mit mir Geduld! Unkraut durchwuchert meiner Seele Boden, I ch kann da» düstre Wurzelwerk nicht roden, Hilf du mir im Riesenkampf der Schuld! Oertliche» und Sächstsche- Bretnig. Am Sonntag fand in der hiesigen Kirche Kirchenoorstands - Ergänzungs wahl statt, wobei sämtliche Au»scheioenden wiedergewählt wurden und zwar Herr Hermann Schölzel mit 151, Herr Wienhold Gebler mit 150, Herr Loui» Horn mit 149 und Herr Adolf Horn mit 129 Stimmen. Von ihrem Stimmrechte haben 163 hiesige Bewohner Ge- brauch gemacht. Bretnig. Einen gesanglichen Hoch, genuß bot un» da» Konzert, da» .der hiesige Männergesangverein am Freitag zur Feier seines 44. Stiftungsfeste» im Gasthof zum deutschen Hause veranstaltet hatte. Zahlreich war der Besuch desselben seitens der Mit glieder, aber auch sämtliche Männergesang vereine au» dem Rödertal, sowie der Gesang verein Frankenthal hatten Vertreter entsenret. «er dargereichte Liederstraug enthielt mehrere yvlUeder, ein Doppel- und ein Dreifache» ein Tenorsolo und ein Duett für enor und Bariton. Jeder der Vorträge keil o-Zm d" Empfindung, Innig Eckt- ^°^k«tone» und sauberste Ausführung, zu war auch vei den Säugern ipliren, ois aufmerksam dem Stabe kaum daß da» errichtete Gebäude einigermaßen fertig ist, wird die Zwangsversteigerung de» Grundstücks angeordnet. Der Baugeldgeber bezw. dessen Hintermänner erstehen es am 7. November 1905 bei einem Bargebot von 26000 Mark. Sämtliche ihnen nachstehenden Hypothekarier mit insgesamt über 50 000 Mark gehen leer au». Da dann auch der Bauunternehmer am 20. Oktober 1905 er neut den Offenbarung»eid leistet, ist damit zu gleich da» Schicksal der Baulieferanten end gültig besiegelt, Dresden, 18. Nov. Ein rätselhafter Mörder. Der im Dresdner Untersuchungs gefängnis internierte Mörder Artur Schilling au» Chemnitz, gegen den die Voruntersuchung wegen de» auf der Straße zwischen Schandau und Herrnskretschen an der Frau Richter ver- übten Mordversuches und de» wenige Stunden später bei Lichtenhain an einem 13jährigen Schulmädchen «»»geführten Mordes, sowie wegen de« Mordversuchs an einem 15jährigen Mädchen in der Umgegend von Kamenz vor dem Landgericht zu Dresden schwebt, ist für den die Untersuchung führenden Staatsan walt insofern ein psychologisches Rätsel, als der Verbrecher wohl sämtliche Bluttaten un umwunden einräumt, auch die Einzelheiten mit rückhaltloser Offenheit schilvect, aber jeve Auskunft darüber verweigert, welche Be weggründe ihn zu diesen Mordtaten ver anlaßt haben. Der Botenfrau Richter hat er nun zwar einen kleinen Geldbetrag geraubt, aber er hat weder bei ihr, noch bei dem er mordeten oder dem anderen von ihm überfallenen Mädchen, wie festgestellt worden ist, irgend welche Sittlichkeit« - Attentate verübt, die ihn al« Lustmöcver charakterisieren könnten. Da auch ausgeschlossen ist, daß er bei den beiden Mädchen Geld vermutet haben könnte, tatsäch lich auch nicht da» geringste diesen Opfern de» Mordbuden geraubt worden ist, so erscheinen die Motive, die ihn geleitet haben mögen, geradezu rätselhaft. Sein Schweigen darüber erscheint um deswillen nicht absichtslos, als er sonst in jeder Hinsicht ein normale» Wesen zur Schau trägt und uicht» auf einen ver wirrten Geisteszustand schließen läßt. Viel leicht dürfte der Schluß nicht ganz unberechtigt sein, daß er, weil er bereit« wegen eines Littlichkeitsverbrechen« eine Zuchthausstrafe kurz vorher verbüßt hat, gegen da» weibliche Geschlecht überhaupt einen Rachedurst mit sich hecumtrug, den er mit diesen Bluttaten stillen wollte. Zu einer Untersuchung seine» Geistes zustandes ist indessen di» jetzt noch nicht ge- schulten worden. D r e » 0 e n, 17. Nov. Am Freitag abend» 6 Uhr erschoß sich in seiner Wohnung der hiesige Landrichter Dr. MWinann au» unbe kannter Ursache. Dc. jur. Mühlmann hatte bis 5 Uhr nachmittag» einer Verhandlung als Richter beigewohnt. Am Donnerstag war er in einem Prozeß gegen den au« Chemnitz ge bürtigen, mit ihm weitläufigen verwandten Kaufmann Schurig, der bei seinem Schwieger vater in Riesa 17 Jahre lang als Kontorist angestellt war, al« Zeuge vernommen, worin Schurig wegen eme» Erpressung-versuchs«, dessen er sich in zwei Briefen an Dr. Mühl mann schnlbig gemacht halte, zu einem Monat Gefängnis bestraft wuroe. — Für die Besetzung oer Direktorstelle der Teplitzec Kurkapelle ist an erster Stelle der Dirigent der Volkskonzecte in Dressen, Jo hannes Rnchert, >n Vorschlag gebracht worden. Tirsch heim, 15. Nov. An Blutver giftung gestorben ist der im fünfzigsten Leben«- jahre stehende Gutsbesitzer Sonntag hier; derselbe hatte sich beim Fischeschlachten für oas bevorstehende Kirchweihfest mit dem Messer eine kleine Wunde zugezogen, die er nicht weiter beachtete. Als dann der Arm bedenk lich anschwoll, begab er sich in ärztliche Be handlung, doch war e» schon zu spät: die Blutvergiftung war schon so weit vorgeschritten, daß der kräftige Mann kurze Zeit darauf durch den Tod von seinen Schmerzen erlöst wurde. Eine Witwe mit drei Kindern trauert um den Ernährer, Zschopau. Vor dem hiesigen Schöffen gericht hatten sich dieser Tage vier Mitglieder der hiesigen freiwilligen Feuerwehr wegen Diebstahls zu verantworten. Sie wurden be schuldigt, während eine« Brandes de» Görner- schen Wohnhauset mehrere Korsetts gestohlen zu haben. Drei von ihnen gestehen den Dieb stahl ein, während der vierte leugnete. Der Staat»anwalt beantragte strenge Bestrafung der Angeklagten, da die Handlung geneigt sei, Sa« Ansehen der Feuerwehr herabzusetzen. Auch sei er Aufgabe oer Feuerwehr, der Aus übung ihrer Pflicht das Eigentum anderer zu schützen. Da die Angeklagten noch unbescholten uno bei Begehung der Tat betrunken waren, erhielten sie miloernde Umstände zugebilligt. Der Maurer H. erhielt 2 Wochen Gefängni», der Seilermeister B. 6 Tage Gefängni» und oer Arbeiter W. 4 Tage Gefängni». Ein Feuerwehrmann wurde freigespcochen. Leipzig. Eine prinzipiell wichtige Frage beschäftigte jüngst da» hiesige Schöffen gericht. Sm hiesiger Einwohner, der sich in einem Restaurant nicht recht einwandfrei be nommen hatte, erhielt, al» er einige Tage später da» Lokal wieder besuchen wollte, vom Wirt keinen Zutritt. Da er diese» al» Be leidigung empfand, strengte er gegen den Lokalinhader eine Beleivigungtklage an, «uroe jedoch mit dieser avgewiesen und zu sämtlichen Kosten verurteilt, da da» Gericht dec Ansicht war, daß ein Gastwirt jeoem ihm unange nehmen Gaste gegenüoer sein Hausrecht in angemessener Weise wahren könne. Plauen i. Vogtl,, 16. Noo. Ein heim tückische» Attentat machte vor einiger Zeit ein Schneider aus Neundorf auf den hieugen Handarbeiter Seifert, mit dem er in einer Wirtschaft in Streit geraten war. Als Seifert da» Lokal verlassen hatte, war der Schneider auf ihn lo»gestürzt, hatte ihn umarmt und ihm dabei die Unterlippe abgeoissen. Oowohl oer medizinische Sachoerstänoige in dec gest rigen Schöffengericht»sttzung die Lat al» eine ba» Leden gefähroenoe bezeichnete, brauchte dec Attentäter oen „Kuß* nur mit 30 Mark zu büßen. — Der 73 Jahre alte, früher in Hild- branosgcün (Bayern) ansässig gewesene Schuhmacher H. Zeitler, nunmehr in Plauen im Vogtlands wohnend, der seil dem 12. November in seinem früheren HeimatSoct Hilobrano»grün zu Besuch »ar, wurde a« Freitag mittag m unmittelbarer Nähe de» Ortes Unfrieosoorf erfroren aufgefundsn. — Lie 600 Mitglieüer zählende ,Orts krankenkasse Pober«yau sucht 1. Dezemoer 0. I. einen approbierten Tierarzt gegen ein Fixum von 1800 Mark. — Warum oer Kassenarzt oer Ortskrankenkasse zu Pobershau gerade ein appcooisclec Tierarzt sein inst, ist aus oer Ausschreibung nicht im geringsten zu erkennen.