Volltext Seite (XML)
Allgememer Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gememderat ?u Bretnig Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate, die 4gesvaltene Korpuszeile io Pfg., sowie Bestellungen auf osn All- Rabatt nach Nebereinkunst. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag l/,11 Uhr einznsendea. Ltchriflieilung, Vruck unü Verlag von A. Schurig, Drelnig Nr. 85. 16. Jahrgang Mittwoch den 24. Oktober 1906 Namen» des angeblichen Bestellers. — Im transportiert. Von dem Räuber, der von Schandau kam, fehlte di» Sonnabend noch jede Spur. — Wie gleichfalls schon erwähnt, fiel diesem Scheusal noch ein blühendes Menschen leben zum Opfer. Der Räuber scheint nach Verübung der ruchlosen Tat an der Frau Emilie Richter durch den Zahnsgrund und den Nassen Grund entflohen zu sein und sich von da nach dem Lichtenhainer Wasserfall ge wandt zu habe», denn im Laufe de» Mittags ist aus dem Wege vom Lichtenhainer Wasser fall nach Lichtenhain die 12jährige Tochter de» in der Lichtenhainer Mühle wohnhaften Werksührers Tiermann überfallen, vergewaltigt und ermordet worden. Auch diermal gelang es dem Mörder, zu entkommen. Da» Mädchen wurde tot in die elterliche Behausung gebracht. — Die furchtbaren Vorgänge vom Freitag, der Lustmord und der Raud Schilling» in der Sächsischen Schweiz, halten die Gemüter nach wie vor in Aufregung, Von Chemnitz eilte auf die telegraphische Nachricht von dem grausigen Morde sofort ein Kriminalbeamter herbei, der ein Bild ve» Schilling mitbrachte. Die schwerkranke Frau Richter erkannte sofort deu Täter wieder. Es stellte sich herau«, daß dieser wegen SittlichkeitSverdrechen bereits 4 Jahre Zuchthaus verbüßt hat. Man hat es also mit einem geriebenen Verbrecher zu tun, der sich bisher trotz der raschesten Verfolgung den Sicherheitsorganen entzogen hat. Man weiß nicht, wohin er sich nach seiner Bluttat wandte. Da« unglückliche Mädchen, dem von rem Mörder der Hal» durchschnitten war, wurde am Montag nachmittag zur Erde be stattet. Die Frau Richler liegt im Kranken hause zu Schandau schwer danieder. Bei der Aufregung, die sich der Gemüter bemächtigte, ist es kein Wunder, daß hier unü dort Er zählungen von üeberfällen auftauchen. So sollte bei Schöna ein Handlungsreisender über fallen und beraubt sein, kein Wort ist wahr an dem Gerüchte. Einen heiteren Hinter grund hat die Erzählung von einem Ueber- fall bei Kohlmühle. Auf der Straße wurde eine WirtschastSgehilfin von einem Radler überholt, dec früher mit der Erstgenannten im freundschaftlichen Verhältnis stand. Jetzt erfüllt grimmiger Haß die Herzen dec beiden und um eine alte Schuld adzutrage», sprang der Radler von seinem Fahrzeuge und ver setzte der Krau etliche schallende Ohrfeigen. Da» war allecding» auch ein Usbersall. Vor Altendorf wollte am Sonnabend abend ein Arbeiter von einem Unbekannten angehalten worden sein, der Geld forderte. Der Arbeiter, kurz entschlossen, schlug mit seinem Stocke dem Angreifer dermaßen auf die Finger, daß ec eiligst davonlief. Leider stellte sich die Helden tat de» Arbeiters als erdichtet heraus. Die Nachforschungen nach dem Täter erlahmen nicht, durch Gerüchte und Erzählungen dec Art aber werden die Arbeiten der Beamten erschwert, die jeden einzelnen Fall nachprüsen müssen. — In Burkersdorf ist am Sonnabend vor mittag ein größeres Feuer ausgebcochen, dem 5 Geoäude zum Opfer fielen, darunter das ganze Gut de« Gutsbesitzer» Göpfert. Dai Feuer soll durch Kinder verursacht worden sein. — Ein schlechter Witz hat einem Restau rateur in Oschatz verdrießliche Stunden ve- rettet. Beim Erwachen wurde er durch ein Ständchen geweckt, das ihn zwar erfreute, dessen Grund ihm aber völlig unbekannt war. Erst als ein Bole de» Kapellmeisters mit der Rechnung sitz einstellts, erfuhr er, daß er mann Hermann AlverdeS im Bienenhause seine« auf der Frauentorstr. 14 belegenen Grundstück». Vermögensverfall scheint der Grund zu der unseligen Tat gewesen zu sein. — Ein Glasmaler au« Albrechtsdorf bei Zittau verlor auf einem Geschäst«wege ein Zehnkconenstück, da« er trotz längeren Suchens nicht wiederfand. Au« Aerger über den Verlust erhängte sich der junge Mann. Am nächsten Tage wurde da« Goldstück von einem Schulmädchen gefunden und der Familie zu rückgestellt. — Die angekündigte Begegnung der Gräfin Montignoso, der ehemaligen Kronprinzessin von Sachsen, mit ihren beiden ältesten Söhnen findet dieser Tage in München statt. Voraus sichtlich wird die Zusammenkunft im sächsischen GesandtschaftSgeöäude daselbst vor sich gehen. Großenhain. Wegen epidemischen Auf tretens der Diphtherie unter den Schulkindern im nahen Großraschütz ist die dortige Schule auf vorläufig 14 Tage geschloffen worden. In Zschiesche,, sind bisher zwei Diphtheriefälle löslich verlaufen. — An die Person des Räuberhauptmann» von Köpenick knüpft sich bereits ein ganzer Sagenkranz. Natürlich paßt die Beschreibung, die ganz allgemein ist, auf eine Unzahl von Menschen und wer von der Mutter Natur etwa stiefmütterlich mit einem etwa» breiten Gesicht begabt ist, oder wem sie etwa nach außen gebogene Beine (sogen. O-Beine) ver ehrte, oder wem eine Schulter zu schnell wuchs, der kann sehr leicht in den Verdacht kommen, der geniale Hauptmann von Köpenick zu sein. Donnerstag nachmittag wurde aus dem Pirnaer Bahnhofe auch ein Mann gesich tet, auf deu die Beschreibung paßte wie die „Faust auf« Auge", der natürlich für den „berühmten Hauptmann" gehalten wurde. Wie e« sich herausstellte, war e« ein biederer Landmann au» der Umgegend, der gar nicht daran dachte, den Bürgermeister von Köpenick nach Berlin zu senden. Schandau, 19. Oktober. An der 48 Jahre alten Botenfrau Marie Richter aus Herrnskretschen wurde heute früh in dec S. Stunde auf dem Wege zwischen Herrn»kret- schen und Schandau ein Raubmordoersuch verübt. Sie wurde in schwerverletztem Zu stande aufgehoben und in da« städtische Krankenhaus zu Schandau gebracht. Heute mittag wurde auf dem Wege zwischen dem Lichtenhainer Wasserfall und Lichtenhain die 12jährige Tochter de» WerkführecS Tiermann erwürgt aufgefunden. In beiden Fällen scheint e» sich um einen und denselben Täter zu handeln. In Frage kommt der am 8 August 1881 in Chemnitz geborene Arbeiter Arthur Schilling, der ,n der letzten Nacht in der hiesigen Heimat übernachtet yatte. Schandau. Zu dem Raudanfall und Moro wird weiter gemeldet: Man hofft, vie Frau Emilie Richter, oie auf dem Wege von Herrnskretschen nach Schandau in der Nähe ver Brüche 107 und 108 unweit Postelwitz von einem etwa 26 dis 28 Jahre alten Mann aufgeforderl wurde, ihm ihr Portemonnaie auszuhändigen, dann, als sie sich widersetzte, gewürgt und durch mehrere Messerstiche schwer verletzt wurde, am Leben zu erhalten. Den Räuber sino 8 Mack rn oie Hände gefallen. Die verletzte Frau schleppte sich trotz oe» er- littenen enormen Blutverlustes noch bis nach Postelwitz, wo sie Unterkunft und die erste Hilse fand. Um */zl2 Uhr mittags wurde die Unglückliche, wie erwähnt, in« Krankenhaus angeblich selbst durch eine Karte da« Ständ chen bestellt haben sollte. Die Unterschrift der Karte war gefälscht. Kaum war der Bote fort, so stellte sich ein neuer Besuch ein: „Mein Name ist L, Reisender der Firma A. Wir danken Ihnen sür den bedeutenden Auf trag und werden uns bemühen, das in unsere Firma gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen, nur bitten wir um Verlängerung der Liefer frist, da wir eine so bedeutende Quantität Steinpilze nicht am Lager Haven." — „Wa>? Steinpilze? Wa» soll ich mit Steinpuzen?" —„Ja, Sre haben doch bei un» einen Waggon Steinpilze bestellt!??" — Tableau! — Auch hier handelte es sich um den Mißbrauch de» Lauf« des Vormuiag« erschien dann bei dem Gastwirte noch ein ooruger Kaufmann, der ihm die Versicherung gab, daß er gerne seine Remise für den geborenen Preis zur Ein- lagerung der 100 Zentner Steinpilze vermute, uno ein Landwirt, der von den gleichfalls bestellten 100 Zentnern Kartoffeln zunächst 3 Zentner zur Probe brachte. Da» ging dem gefoppten Restaurateur doch über den Spaß, und er Hal du Sache zur weiteren Ermittlung ver Polizei üoergeven. — Die Kgl. Kreishauptmannschajt Zwickau hat das Verfahren wegen Einführung oes Achtuhc-Ladenschlusse» in Weroau angeordnet uno oen Bürgermeister Sachse zum Kommissar ernannt. — Der Bierkrieg in Leipzig scheint in ein neue» Stadium treten zu wollen. Die drei größten Gaftwirtsversine Leipzig» vefchäfriglen sich in einer Versammlung Mit vem LuSgang oe« Burkriege» und beklagten lebhaft, daß der Brauereiverein seinen Kruden mn dem sozial demokratischen Ältionslomttee gemacht habe, ohne oie Gastwirte daoei zu hören. Man hat oeshald an den Brauereiverein ein Ultimatum gerichtet, m oem erklärt mrs, vag du Ao- machungen als nicht rechtsoervinslich für ou Gastwirte seren uno vag ou letzteren nicht gewillt seien, ihre Aurjchankpceiu fitz ooc- schreiben zu lassen. — In Leipzig machte oec 15jährige, in ver Hoyestraße 33 wohnhafte Schriftsetzer- uno Buchsruckerlehcling Otto Kahrig fernem Lsoen vucch Erhängen ern Enve. Ec war munter uno in ferner gewöhnirchen Slrmmuug, oeooc er viese Tat au»führle, er venutzle oen Asoct im Elternyauje oazu- Jcgeno ern Gcuno liegt nrchl vor, oec oen jungen Kahcrg rn oen Too getrudelt Härte, von fernen Eltern wre ' auch von fernem L-hcherrn wrrd vurmeyc an genommen, daß ec oufe Lat rn ernem Anfall plötzlicher Geisteskcankyert uu-suhcle. — Daß ern Wehrpflichtiger, oec oem Vater lands treu drei Jahre zeorenl hat, nachträglich noch wegen Enlzuhung vom Militärdienst ourch unerlaudteS Auswandern rechtskräftig bestraft wird, dürfte gewiß einzig oasteyen. Dem Schleifer Paul Raumourger au» Traut- liedersoorf, Kreis Lanosahut, ist es aber lat» fachlich passiert. Ec geuugu ferner Militär« rschen Dienstpflicht von 1892 du 1895 osiM Dragoner - Regiment Rc. 4 m Lüoen, wuroe aber doch im Jahre 1896 von der Strafkammer zu Hirfchoerg wegen unerlauoten Auswanaecu» in contumaciam zu 250 Mt. Geldstrafe eoent. zu 20 Tagen Gefängnis verurteilt. Offenoar lag der Sache ern Versehen dec Ecjatzoeyicoe , zugrunde. Da sich jetzt oie Anjchulo oes R. heruusstellte, wurde ec un Wieoeraufuahmeoe» : fahren von ver Strafkammer nalücltch sccige- : spcochcn. Oertlickes und Sächstsche- Breinig. (Theater.) Der Freitag brachte uns HolteiS „Lorbeerbaum und Bettel- stab", welche» Schauspiel eine glänzende Auf nahme fand. Es ist ein Werk von steter dramatischer Steigerung, das die Teilnahme be- Zuschauers bi» zum Schluffe wach erhält. Die Bühnentechnik ist geradezu musterhaft. Die Aufführung war bi» ins Kleinste gut vorbereitet und einstudiert. Da» sichere Zu sammenspiel, die Stimmung der Szene ist ein neuer Beweis von dem künstlerischen Können der Steinschen Theatergesellschast. Die präch tigste Erscheinung de» Abends bot Herr Dir. Franz Stein, als der unglückliche Dichter Heinrich. Er dot eine Leistung an Charak teristik, die volle« Lob verdient und die wohl Mit Recht in Wirklichkeit den Lorbeer verdient hätte. Nicht nur im letzten Akte, sondern auch während de« ganzen AbeudS gab er der Rolle die richtige Färbung. Ihm würdig zur Seite stand Frl. Fanny Stein, al» Mathilde. Herr Krüger spielte mtt feiner Auffassung die Rolle de» Herrn von Grund. Nicht minder gut war Herr Lehmann al» Chevalier Fedor. Herr Josef Stein als der trockene Alltags- Mensch, der Geheimrat, wirkte ganz vorzüglich. Frau Justine Stein als Agnes wußte stets den rechten Ton zu treffen und gab die Rolle mit vollendetem Geschick. Besonders hervor zuheben wäre noch Herr Unger, al« der alte Gärtner Balzer, der treue Diener de« Hause« Mit vollendeter Meisterschaft verkörperte er die genannte Partie, die ihm, sollte man meinen, bei seinem jugendlichen Aller eigent lich fern liegt. Doch hatten wir auch Ge legenheit, ihn im letzte» Akte, im Nachspiel, in einer jugendlichen Partie zu sehen und müssen wir gestehen, daß er auch da zu Hause ist. Bewundernswert war e», wie rasch er Maske, Geberden, Ton rc. ändert, und Frl Frieda Stein, al« seine Pflegeschwester, war ihm eine würdige Partnerin. Ihr frisches, muntere« Spiel wirkte wie ein erquickender Hauch auf da« Publikum. Es ist wirklich sehr zu bedauern, daß die Vorstellungen sich nicht regeren Zuspruche« erfreuen. Sie ver dienten e» vollauf. Man sollte wahrhaftig keine Gelegenheit versäumen, sich einen solchen Kunstgenuß zu verschaffen, umsomehr, da die Direktion Stein noch in gutem Andenken von früher her steht. — Im Hinblick auf die gegenwärtige Fleisch, teuerung hat da« Ministerium de« Innern im Anfänge des Oktober die Kreishauptmann, schäften veranlaßt, zu berichten, wieviel Rinder und Schweine in den Schlachlhöfen und auf den Schlachlviehmärklen Sachsens während der einzelnen Monate des laufenden Jahres im Vergleiche mit den entsprechenden Monaten früherer Jahre aufgetrieben und geschlachtet worden sind und aus welche Ursachen die Fleischteuerunq in den einzelnen Bezirken zurückgefühct wird. Auch der Landeskulturrat ist zu einem Berichte über diese Angelegenheit aufgefordert worden. — Der neue Truppenübungsplatz des 12. (1. königl. sächs.) Armeekorps, der zwischen ^önigsbrück-Schwepnitz in der Nähe der preu- büchen Grenze eingerichtet werden soll, wurde am Mittwoch von einem Vertreter dec Reichs- nnlttärbehörde eingehend besichtigt. Dabei I nv auch vie letzten Widersprüche einiger An- eger behoben worden, so daß nunmehr die . " mit sämtlichen Beteiligten glatt ge- "iMt und. Erschaffen hat sich in Zittau der Kauf. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf osn All- Abonnementspreis inkl. de» allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Nnterbaltungsblattes" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungrboten vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« I Mark jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir -V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. " ' ------