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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal nnd Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend, tonnementrpreir inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhalt» ngsblattes" vierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf d«, Uli gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche« Zeituu,«boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für dir Mittwoch-Nummer bi« Dien«tag vormittag »/,11 Uhr, für di- Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag >/, 11 Uhr ein»«se«de«. Lchrisileitung, Vruck unb Vertag von A. öchmig, Drelnig. »ir. 83.Sonnabend, den 2V. November Mil. 19, Jahrgang, Zum Tateussuutage. Hebräer 13, 14. Da« Wort „Elend" bedeutet seinem ur- fvrünglichen Sinne nach den Zustand eine» Menschen, der keine Heimatstätte mehr hat. Wer in allem Wetter umherirrt, abend« nie- mal« ein Zuhause findet, stet« bei fremden Leuten wohnt, der ist tatsächlich elend. Ge rade jetzt, wo mit der neu beginnenden Ar beitslosigkeit einiger wichtiger Erwerbszweige die Zahl der heimatlosen Wanderer wieder anschwillt, müssen wir uns mit dem rechten Sinne der Teilnahme für die füllen, die durch den harten Zwang der Verhältnisse heimatlos werden. Was den Aermsten aufrecht erhält, ist die Erhaltung seiner Heimat, und wenn er sie verloren hat, so ist e» di« Hoffnung, noch einmal im Leben eine feste Stelle zu finden, wo er anwurzeln kann. In jungen Zähren wandert man wohl gern, aber im Alter bekommt man den Wechsel satt und wie goldene Träume steigen dann die Erinner ungen der Kindheit vor der Seele auf, da man noch eine feste Heimat hatte. Feste Heimaten! Sie find im modernen Leben selten geworden. Die Mehrzahl der Menschen rollt hin und her, teil« au« Not, teil» zum Vergnügen. Man muß mit Mühe und Not Heimarsinn und Heimatkunst suchen und pstegen, «eil da« Leben selber die Hei maten nicht >cht«t. Wo find eigentlich die Menschen zu Hau«, die heute ein hohe« Miett hau« bewohnen, ohne einander zu kennen? Wohin werden sie in 10 Jahren verstreut sein? Ist es etwa« Seltenes, daß eines Vater» Kinder schließlich in fünferlei Erde begraben werden? Drum kein Geschlecht kann so da« Vibelvort: „Wir Haden hier keine bleibende Statt" verstehen, wie da« un sere. Können wir un« aber auch die andere Hälfte: „Sondern die »utünftig« suchen wir" anetgnen? Sucher einer zukünftigen Stadt, eine» zukünftigen Staate» oder einer neuen Gesellschaft gibt e» nicht wenige unter un»; sie alle haben Sehnsucht nach Zeiten, Zustän den, wo der Unfriede vom Frieden verschlungen sein wird. Etliche suchen do« Jerusalem, da« droben ist uno fingen: „Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt Gott, ich wäre in dir." Etliche suchen ein gelobte« Land auf Erden, wo nicht mehr sein wird weder Herr noch Knecht, sondern allein nur Freie und Frohe. Beide« aber ist ihr« zukünftige Stadt, die jenseitige oder die die»seitige Slauben»- sachr. Heimatglaube und Tottetglaube hängen zusammen. Oft haben wir in frommen «imtinschaften gesungen: „Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh?" Die Antwort lautete: „Nein, nein, hier ist sie nicht, die Heimat der Seele ist droben im Licht." An eine Heimat nach unserer Pilgerfahrt glauben zu können, ist eine große Stärkung während der Wanderung. Auch dir Abschied von der Erde wird leichter bei solchem Glauben. Fast möchte man glauben, daß ein Glaube an die ewige Heimat bei den heutigen Menschen ein doppelt starkes Lebensbtdürfni« fein müßte. Es fehlt zwar die alte kindliche Freudigkeit, sich den Himmel genau autzu- denken, aber dafür ist der Drang um so mächtiger, etwas von einem ewigen Zuhause ahnen, hoffen und sagen zu dürfen: Selig sind, die da Heimweh haben, denn si, sollen nach Hause kommen. Lertliche- umd SLchstseber. — Die neuen 2K-Pfennig Stücke. Die neuesten deutschen Münzen, die 25-Pfennig- Stücke, «erden in diesen Tagen allmählich in den Verkehr gesetzt, nachdem die zuständigen Instanzen die Probestücke geprüft und geneh migt haben. Die neue Münze besteht au» fast reinem, unlegiertem Nickel. Ihr Durch messer ist nur Millimeter größer al» der Durchmesst! be» 10-Psennig-Stücks». Da» neue Geldstück trägt auf der Schauseite zwei gekreuzte Lehren und die Zahl 25, auf der Rückseite den Reich»adler. — Teilweise Wiedereinführung de» Post- ankunftsstempel«. Da» Reich»postamt will Postankunftsstempel bei Einschreibesendungen und Eilbotenbrief«n wiedereinführen, fall» sich ein tatsächliche« Bedürfnis hierfür heraus stellen sollte. Radeberg. (Gefaßter Spitzbube.) Am Sonntag, frühzeitig, wurde auf hiesigem Bahn höfe ein hier wohnhafter Blatfabrikarbeiter von einem Schutzmann angehalten, al« er im B«griff war, mit einer größeren Masse von einer Arbeit«stelle gestohlener Bier- und Schnapsgläser und sonstigen Sla»waren zu einem Vater, einem Gastwirt in der Kamenzer Gegend, zu fahren. Er gab an, diesem di« Ware« für seinen Betrieb schenken zu «ollen. Die War«n, ein ganze« Lager, wurden konfisziert. Dresden. (Ein Freiherr steckbrieflich verfolgt.) Der früher in Dresden wohnhaft gewisene, 1887 in Preetz in Pommern ge- wrene Freiherr Hugo Ludwig Adalbert von Ledebur wird jetzt wegen Betrug» gesucht. Da« Kreisgericht Eger hat hinter de« Frei herrn einen Steckbrief erlassen. Dre « den, 16. Nov. Die Königl. Poli- zeidireklion erläßt folgende bezeichnende War nung: Nach hierher gelangten Mitteilungen wlrd der Weltretsende Emil Pohlig au« So- ingen demnächst in Dresden öffentliche Vor- rüge über seine Erlebnisse und Abenteuer halten. In feinen Ankündigungen behauptet er, in den Jahren 18S7—1S0S zu Fuß um die Erde gewandert zu sein. Diese Angaben sind unwihr, er ist vielmehr in dieser Zeit rund 3'/, Jahre in deutschen Strafanstalten untergebracht gewesen. — In der Nacht zu« Sonntag erschoß sich auf der Fahrt nach Dre«den in ein«m Zugt abteil ein Offizier vom Bezirkskommando in Glauchau, d«r früher bei der Dresdner Poli- zeidirektian in Diensten gestanden hat. Die Tat wurde begangen in einem Anfalle von Schwermut, in die der Bedauern«werte infolge hochgradiger Nervosität geraten war. Die Aufhebung de« Leichnam» erfolgte durch die Militärbehörde. — Pech! Ein Windstoß traf ein bei einem Neubau stehende« Aborthäuschen in Herren haide so heftig, daß e» mit samt eine« In sassen umgeschleudert wurde. Der „Bedauern»- werte" konnte sich aber, ohne Schaden ge nommen zu haben, wieder «u« seiner gefähr lichen Lage hervorarbeiten. — Auf bisher noch unaufgeklärte Weise explodierte am Sonntag abend in der Woh nung de« Postschaffner» O»w. Richter in Wurzen eine mit Glühlichtbrenner versehene Petroleumlampe. Der brennende Inhalt de» Ballon» ergoß sich über die am Tische fitzende Frau und die Schwiegermutter Richters. Die Kleider fingen Feuer und beide trugen schwere Brandwunden davon. Besonders die alte Mutter hatte am ganzen Körrer derart ge fährliche Wunden, daß sie n vz in der Nacht unter gräßlichen Schmerzen im Stadtkranken jause verschied. Chemnitz, 16. Nov. Wie den „Reuest. Nachr." au« Röhr«dorf gemeldet wird, ent- tand dort Montag abend in der Wahr mg der Witwe Frömming ein Brand, weil ein 1'/«jährige» Kind die brennende Petroleum lampe vom Tische warf. Durch da« Feuer wurden die zwei kleinen Kinder schwer ver brannt. Der Großvater, dem die Aufsicht über die Kinder anvertraut war, beging Selbst mord durch Erhängen. Beide schwerverbrann ten Kinder wurden in da« Chemnitzer Kranken haus gebraßt, wo da» jüngere al»dald ge storben ist. Da« ältere Kind dürfte ebenfalls kaum mit dem Leden davonkommen. Plauen. Da» ist unser Feuer I Unter dieser Spitzmarke veröffentlicht der „Vogtl. An,." eine Zuschrift, die einige» Aufsehen er regt. In dem Artikel heißt es u. a. wie folgt: Am Sonnabend abend in der achten Stunde brannten zwei Wirtschaftsgebäude vom Gehöfte de» Thorepschen Anwesen», welche» zur Zeit verpachtet rst, im sogen. Winn bei Falkenstein nieder. Da» Wohnh«u« nebst Stallgebäude und einem Seitengebäude konnten infolge tat kräftigen Eingreifen« der helbeizeeilten Feuer wehren und unter günstiger Windrichtung ge rettet werden. Hierbei spielte sich eine häß liche Szene ab. Der fast zu gleicher Zeit ein treffenden, sehr gut organisierten Freiwilligen Feuerwehr Falkenstein mit ihre« Führern wurde von der Pflichtfeuerwehr vom Dorfe Neustadt mit ihrem anwesenden Gemeind,vor stand und Gemeindediener der energische An griff de» Feuer« geradezu verboten. „Da« ist unser Feuer, schert euch wieder nach Hause, wir dürfen auch nicht hinein zu euch, wir brauchen euch nicht l" Und anstatt in» Feuer hielt di« Neustädter Feuerwehr ihren Wasser strahl auf den Falkensteiner Rohrführer. Al» e» hierbei zu heftigen Auseinandersetzungen kam, hatte der Herr Vorstand nicht« Wichtigere« zu tun, al» zu Namen»feststellungen zu schreiten und mit Arr«tur zu drohen. Währenddessen ließ man Brand Brand sein. Nur durch das taktvolle Nachgeben der Falkensteiner wurde eine solenne Schlägerei vermieden. Nach kurzer Zeit kam dann die Grünbach«! Feuerwehr, deren Gemeindevorstand feststellte, daß das Gutsgehöft »u Grünbach gehöre und nicht zu Neustadt, und bat die Falkensteiner um Nitder- legung de« brennenden Gebäude«, was nun sofort geschah. Hierauf zogen sich die Neu städter belehrt, aber jedenfall« schmollend mit ihrer Spitze zurück. Nach kurzer Zeit waren die gefährdeten Stellen abgelöschl. — Wir sind, so heißt «» am Schluffe der Zuschrift, der Ansicht, daß einem derartigen Verhalten einer Feuerwehr gegenüber der schärfste Tade der vorgesetzten Behörde am Platze ist, damit in Zukunft derartige Szenen vermieden werden. Der Zweck der Feuerwehren ist, den Bedrängten schnellste Hilfe zu bringen und zu retten und zugleich damtt die Lande«oersicherung»anstalt und die Privatversicherungen vor Schaden zu bewahren. — Ein Unglück kommt selten allein. Dir Ehefrau de» in Plauen wohnhaften, aber bei einem Fabrikneubau in Falkenstein beschäftigten Maurers Barto» ließ ihrem Ehemann tele phonisch mitteilen, daß seine drei Kinder am Typhus erkrankt sind, damit er den arbeits freien Bußtag dazu benutzt, nach Hause zu kommen. In demselben Augenblicke, al» der Portier dem ordentlichen, arbeitsamen Manne I die trübe Botschaft übermitteln wollte, stürzte dieser au« einer Höhe von 4 Metern ab und erlitt einen Schädelbruch, so daß er Hoffnung«- o» daniederliegt. Plauen, 18. Nov. Heute vormittag haben die beiden Kinder oe« Photographen zertling, ein 4 Jahre alter Knabe und ein Jahre alte« Mädchen, in Abwesenheit der Eltern am Ofen mit Feuer gespielt und einen Irand verursacht. In dem entstandenen Qualm sind beide Kinder erstickt. — Spielen in der sächsischen Lotterie i« Oesterreich. Ein in Warnsdorf i. B. an- äffiger Lederfabrikant war vor einigen Mo naten wegen Spielen« in der sächsischen Staat«- Lotterie zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Außerdem hatte da« Gericht, da der Fabrikast ächsischer Staatsangehöriger ist, die Auswei- ung de« Fabrikanten au» Oesterreich beschlossen. Auf Intervention wurde der Äu»weisung»de- sehl, der eine völlige Existenzvermchtung für den Fabrikanten bedeutete, wieder aufgehoben. Ader auch gegen die recht erhebliche Geldstrafe, vie da» Gericht in Leipa über den Fabrikanten verhängt hatte, hatte der letztere Revision ein gelegt, die jetzt vollen Erfolg hatte. Der oberste Gerichtshof in Oesterreich fällte jetzt ein vollkommen freisprechende» Urteil mit der Begründung, baß derartige Lotterielose zwar au» finanzpolitischen Gründen verboten, aber nicht gerichtlich strafbar seien. Lediglich die Finanzbehörden seien berechtigt, in diese« Falle Strafen zu verhängen. Kirchennachrichteu von Bretnig. 24. Sonntag nach Trinitati«: Totenfest: SV, Uhr: Beichte. S Uhr: Predigtgott«»- dienst verbunden mit heiligem Abendmahl. Ftstgefang: Arie von Stürmer: „Droben im Lichte, da wird es einst tcgen." Kollekte für die «vangelischen Deutsch«« im Ausland«. Nachmittag« 5 Uhr: Lbendmhlsgottesdienst. Geboren: der ledigen Wirtschast-ge- hilfin Emma Lina Schöne eine Tochter; der ledigen Lanbwed«rin Olga Frida Hommel ein Sohn; dem Färbergehilfen Max Bruno Freudenberg eine Tochter. Getauft: Linda Gertrud, T. d. Fabrik- arb. Ernst Iuliu« Schurig. — Else Käthe Gertrud, T. d. Polizeikutscher» Max Alfred Boden in Dresden. — Georg Ehrhard, S. d. Fadrikarv. Alwin Martin Eichhorn. — Paul Erich, S. d. Fabrikarb. Otto Robert Oswald. kv.-lutder. M仫er n«a Msii»-rveftl» Isttnlt Adens» 8 Uhr: Versammlung i« Anler: Vortrag zum Gedächtnis Dr. Martin Luther«: Luther und die deutsche Jugend. Kirchennachrichten von Großröhrsdorf. Geburten: Albert Erich, S. d. Wald arbeiter» Richard Bruno Hempel Nr. 13Sd. — Georg Fritz, S. d. Appre^urmtister« Emil Eduard Reißig Nr. 63d. — Martin Fritz, S. d. Fabrikarb. Paul Edvin Großmann Nr. 94b. — Ida, T. d. Buchbinder« Curt Schöne Nr. 242 d. — Sin unehel. Mädchen. Aufgebote: Tischlergeyilse Gustzv Otto Horn Nr. 171 b und Bertha Helene Gebler Nr. 268. Steroefälle: Färbereigehilfe Heinrich Bernhard Leverwurst Nc. 273», 39 I. 5 R. 29 T. all. — Schuymachermitr. Iuliu» Eduard GüNiher, Pulsnitz, 64 I. 4 M. alt. — Ju liane Christiane Meißner gev. Nitzsche, Witwe, Nr. 92c, 91 I. 9 M. 21 T. alt. — Martha >^lsa Schurig, T. v. Schermeisters Ernst Bruno Schurig Nc. 125r, 5 I. 2 M. 24 T. alt.