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Allgemeiner Anzeiger : 22.09.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190909220
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19090922
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19090922
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1909
-
Monat
1909-09
- Tag 1909-09-22
-
Monat
1909-09
-
Jahr
1909
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 22.09.1909
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Vie österreickilcke Veeresvermedrung. Die neuen Forderungen für die Heeres- und Marineverwaltung haben in ganz Österreich ge waltiges Aussehen erregt. Der Kriegsminister will aus den Volkskrästen beider Staaten der Monarchie so viel herausdrücken, daß die Frage aufgeworfen werden muß, ob wirklich eine Politik, die in starken Widerspruch zur Leistungs fähigkeit kommt, dem gemeinsamen Heere und der Flotte nützlich sein kann. Das langsamere Wachsen der militärischen Lasten, so schreibt die ,N. Fr. Pr/, hat viel dazu beigetragen, die Volkstümlichkeit der Armee zu befestigen. Die gesamte Monarchie hatte das Gefühl, sich mit dem europäische« Militarismus auf einen leidlichen Fuß gesetzt zu haben. Diese gegenseitige Verträglichkeit war sür die Armee und selbst für die stärker vernachlässigte Flotte nicht gar so schlecht. Als die Entwickelung des ge- meinsamen Heeres zum Stillstand zu kommen drohte, bekam eS neue Haubitzen und neue Kanonen- Ein zweites Pola wurde in den Befestigungen des Kriegshafens von Cattaro an gelegt, und 400 Millionen wurden als besondere Ausgabe den Zwecken der Verteidigung zuge führt. Das Verharren bei den einmal angesetzien Summen unsres gemeinsamen Budgets und bei den militärischen Ausgaben, die überdies auf den österreichischen und den ungarischen Finanzen lasten, war nicht gerade lebensgefährlich. Der Grundsatz, die Armeeforderungen nur allmählich zu erhöhe«, hatte den größten Wert für die Politik der Monarchie. Das vorsichtigere Ansteigen machte nämlich die Krone und die beiden Regierungen vom Drucke und vom Willen der Parteien in Österreich und in Ungarn wesentlich unabhängiger. Die schwere Krise in Budapest, deren Möglich keiten jedem Besonnenen ernsten Kummer ein- flößen müssen, hat mit dem Gesetzentwürfe über die Vermehrung des Rekrutenstandes begonnen. Der frühere ungarische Ministerpräsident v. Szell, ein kluger und selbstloser Warner, der auch jetzt gehört werden sollte, ist zum Unglück für die Monarchie daran gestürzt. Die ungarische Nation wurde in den von ihr selbst mit bitterer Reue ost beklagten Wahnwitz hineingerissen, aus den militärischen, gerade für die Verteidigung der Grenzen am meisten nötigen Ansprüchen das Recht auf Forderungen gegenüber der Krone abzuleiten. Diese unselige Politik hat beinahe alle gemein samen Einrichtungen beider Monarchien er würgt. Die neuen militärischen Ansprüche, deren Höhe äußerst bedenklich ist, werden die Rückkehr zum Frieden sicher nicht erleichtern. Krisen, die voll innerer Schärfe und Giftigkeit sind, werden nicht sanfter, wenn ein schwerer Sturm in beiden Delegationen auszubrechen droht und viele hundert Millionen für die Armee und für die vier neuen Riesenschiffe zu bewilligen find. Die Verwirrung ist namenlos. Nirgends ist eine feste Leitung zu merken, die mit dem Finger auf einen betretbaren Weg Hinweisen und zugleich eine sichere Grenze ziehen würde zwischen der ernsten Verteidigung der beiderseitigen Verfassungsrechte und zwischen den abenteuerlichen Plänen, deren fortwährendes Auftauchen den Glauben an eine verantwortungs lose Kamarilla in Ungarn bestärkt hat. Gerade dieses merkwürdige Durcheinander von über triebenen militärychen Forderungen und auf fallenden Verschwommenheiten in der ungarischen Politik vermehrt das Gefühl drückender Unruhe in der ganzen Monarchie." Politische Kunc^ckau. Deutschland. * Gegen Ende des Monats pmd sich Kaiser Wilhelm zum Jagdaufenthalt nach Ro minten begeben und dort bis zum 11. Oktober verweilen. *Bei der Unterredung des Reichskanzlei v. Bethmann-Hollweg mit dem ruist- schen Minister des Äußern Iswolski, die vor einigen Tagen stattfand, sollen handels politische Vereinbarungen getroffen worden sein, um gewissen deutschen Ausfuhrarti keln nach dem Inkrafttreten des empfindlich erhöhten amerikanischen Zolltarifs ein Absatz gebiet in Rußland zu sichern. * Zu der Konferenz, die Staatssekretär Wer muth im Reichsschatzamt mit Vertretern nam hafter Aktiengesellschaften über die Talon steuer gehabt hat, wird halbamtlich gemeldet, es handle sich darum, einen Weg zu ermitteln, vermöge dessen den Aktiengesellschaften, die in der Zeit zwischen dem 10. Juli und dem 1. August neue Dividendenbogen ausgegeben haben, die Ungelegenheiten erspart werden, die die formellen Vorschriften eines neuen Gesetzes für sie mit sich bringen würden, und gleichzeitig dem Fiskus das durch die vorzeitige Ausgabe von Zinsbogen ihm entgangene Steuerauf kommen unter geeigneter Rücksichtnahme auf die Aktiengesellschaften zu sichern. Die Konferenz sei nur als eine vorläufige zu betrachten. Die Regierung wird mit sämtlichen Aktiengesell schaften in Verbindung treten, die eine vorzeitige Ausgabe von Zinsbogen bewirkt haben. *Nach den neuesten handelsstatistischen Nach weisen ist der Handel in D eu t s ch - S ü d w e st« afrika im ständigen Wachsen begriffen. Der Gesamthandel von 1908 weift gegen das Vor jahr eine Zunahme von nahezu sieben Millionen Mark auf. *Um den Eingeborenen des deutschen Schutzgebietes Samoa ihren Grund und Boden zur Bearbeitung für sich und ihre Nachkommen zu erhalten, hat der Gouverneur von Samoa das Verfügungsrecht der Samoaner über ihre Ländereien eingeschränkt und den Übergang samoanischen Landes an Nichteinge borene — mit einigen Ausnahmen — verboten. Österreich-Ungar«. * DieDeutschen in Österreich haben nunmehr beschlossen, die tschechischen Aus dehnungsbestrebungen abzuwehren. Im nieder österreichischen Landtag wurde von allen deut schen Parteien ein Dringlichkeitsantrag einae- bracht, der für alle Schulen Niederösterreichs die deutsche Unterrichtssprache ver langt. Es ist ferner beschlossen worden, sich mit den deutschen Parteien der andern Landtage in Verbindung zu setzen, um gemeinsam dafür zu wirken, daß die deutsche Eigenart der deut schen Provinzen gewahrt bleibe. Frankreich. * Der Arbeitsminister Millerand plant eine völlige Umgestaltung der Telephon verwaltung nach deutschem Muster. * Mit der Erhöhung der Offiziers- geh älter soll jetzt begonnen werden. Der Staat muß dafür jährlich 12 Millionen mehr aufwenden. England. * Der durch seinen Briefwechsel mitKaiser Wilhelm bekannt gewordene und viel ge nannte frühere Leiter der englischen Admiralität Lord Tweedmouth ist in seinem Schlosse zu Dublin gestorben. Schweiz. * Der in Genf tagende jungägyptische Kongreß, der schon bei seiner Eröffnung sich heftig gegen Englands Herrschaft in Ägypten wandte, hat seine Angriffe fortgesetzt. Ein Redner führte unter allgemeinem Beifall aus: Es sei höchste Zeit, daß die andern euro päischen Mächte sich einmischten, um zu verhindern, daß England den afrika nischen Erdteil vom Kap bis Kairo mit Blut tränke. Luxemburg. * Die luxemburgische Kammer hat das Gesetz über die Branntweinsteuer (nach deutschem Muster) angenommen mit der Bestimmung, daß der Ertrag der Steuer zur Alters- und Invalidenversicherung verwandt werden soll. Spanien. * König Alfons hat eine Abordnung der Madrider Presse empfangen, die über die schroffe Behandlung der liberalen Blätter Ji 8em Verhängnis. 4) Roman von G. Lössel. (Fortsetzung.! Ich hatte jetzt keine andre Waffe mehr, als mein Messer. Den Strick, den ich um den Leib trug, konnte ich unter Umständen benutzen, um jemand zu binden. Aber das war nur im Ausnahmefall. Meine Aufgabe war nicht, an zugreifen, sondern unbemerkt zu beobachten. Das ließ mich auch den Verlust meines Revolvers eher verschmerzen. Wurde ich gesehen und verfolgt, dann be saß ich in meinem Pferde ein ganz sicheres Mittel zur Flucht. Auf seine Schnelligkeit konnte ich mich verlassen. Meinen „Swap" (Decke mit Inhalt) nahm ich mit mir, um ihn zunächst am Rand der Schlucht im Farnkraut zu verstecken. Ich bewegte mich nun mit großer Vorsicht durch die Strauch-Wildnis, die jetzt zur Nacht zeit genügenden Schatten spendete, um meine Schritte zu verdecken. Nach zwanzig Minuten war der Waldsaum erreicht.^ Ungewöhnlich dicht, mit mannshohem Farn kraut im Grund und Schlingpflanzen von Daum zu Baum, war hier der Wald. Ich konnte mir diese Erscheinung nur so erklären, daß der jetzt tote Flußlaus in einer weit zurück liegenden Zeit so viel Wasser führte, daß im Winter, wo es bekanntlich Tag für Tag regnet, Überschwemmungen eintraten, die weite Gebiete unter Wasser setzten und stark befruchteten. So entstand dieser fast tropische Wald, diese Oase in der Wüste. Am Rande des Gehölzes setzte ich mich auf einen umgestürzten Baumstamm, um noch eine Viertelstunde zu ruhen und zu lauschen. Außer dem früher erwähnten gespenstischen Treiben der australischen Nachttiere, wie Opossum, wilde Katze, Bandikut, Wombat und andre der Flugtiere und der einzigen Nachteule, war nichts, auch gar nichts zu sehen oder zu hören, was aus die Anwesenheit von Menschen ge deutet hätte. Der Sergeant hatte von der Möglichkeit gesprochen, daß Wachtposten ausgestellt seien. Hatten diese meine Annäherung bemerkt und den andern gemeldet? Hatten die Räuber sich in ihre Schlupfwinkel zurückgezogen, um selbst zu beobassten? Sie konnten ja nicht wissen, ob ich nicht die Vorhut einer größeren Truppe war, die jeden Augenblick eintreffen konnte. Für diesen Fall wäre es unklug gewesen, mich sogleich aus dem Hinterhalt zu erschießen. Es hätte ihre Anwesenheit verraten, wo viel leicht keiner gefunden werden sollte. Das waren so meine Gedanken, während ich dasaß und meine Blicke zwischen den Bäumen Hinschweifen ließ. Nach einer Viertelstunde nutzlosen Wartens brach ich auf. Ich merkte mir die Stelle genau und ver barg dort meinen Sway in einem hohlen Baum, der ganz vertrocknet war und sich durch sein weißes, rindeloses Geäst weithin kenntlich machte. Innerlich erregt, aber äußerlich ruhig, schritt ich in den Wald hinein, den ich wegen seiner Dichtigkeit und der vielen gestürzten Bäume, Klage führte. Die Abordnung hält einen Erfolg^hres Schrittes für wahrscheinlich. Rußland. "Wie nunmehr feststeht, bleibt der Zar mit seiner Familie bis Mitte März in der Krim. Seine Jtalienreise ist für dies Jahr also endgültig aufgegeben. Balkarrstaate«. * Wie verlautet, werden Gruppen von tür kischen Abgeordneten im November Wien, Budapest, Paris und Peters burg besuchen. "Alle Meldungen aus Kreta bestätigen, daß die Lage vollständig befriedigend sei. Es haben sich seit der Beilegung des Kretastreites zwischen Christen und Mohammedanern keiner lei Zwischenfälle ereignet. * In Griechenland ist neuerdings ein ernster Konflikt zwischen den Zivil- und Militärbehörden ausgebrochen, der den Thron in bedenklichem Maße gefährdet, denn die Zahl der Gegner der Osstzierssorderungen mehrt sich mit jedem Tage. Da die Offiziere nun fürchten, daß ihre Forderungen in der Kammer keine Mehrheit finden werden, drohen sie erneut mit Gewaltmaßregeln. Die Erbitterung ist auf beiden Seiten groß. * Die serbische Regierung bezeichnet die in der ausländischen Presse verbreiteten Gerüchte, wonach in Serbien eine nationale, gegen die Dynastie gerichtete und auf die Erklärung Serbiens zu einer Republik abzielende Bewegung bestehe, als völlig aus der Luft gegriffen. Sie erklärt, daß diese Mel dungen in böswilliger Absicht verbreitet würden, offenbar, um den Kredit Serbiens auf den ausländischen Geldmärkten im Hinblick auf eine zukünftige Anleihe zu schädigen. Asten. * Wie das russische Ansehen in Ost asien im raschen Sinken begriffen ist, zeigt folgender Vorfall. Auf einem russisch-japanischen Grenzflüßchen rannte ein russischer Dampfer eine chinesische Barke an und brachte sie zum Sinken. Sofort begab sich ein chinesischer Offizier mit 20 Soldaten auf den Dampfer, die die Matrosen und Passagiere mit Stöcken und Fäusten be arbeiteten. In der Nähe standen russische Grenzwachen, Kreuzer und Flußpolizei. Niemand aber wagte, sich der chinesischen Strafexpedition entgegenzustellen, ein Vorgang, der vor wenigen Jahren unmöglich gewesen wäre. * Die Unruhen im Norden Persiens dauern immer noch an. Täglich ereignen sich Überfälle auf russische Grenzposten und auf friedliche Einwohner. An einen Rückzug der russischen Truppen ist unter solchen Umständen natürlich nicht zu Lenken. Australien. "Der in Sydney tagende Kongreß der eng lischen Handelskammern nahm einen Beschluß zugunsten einer Vorzugsbehandlung englischerWaren innerhalb des englischen Reiches an, ebenso einen Beschluß zugunsten eines wirksam organisierten Zusammengehens der englischen Kolonien in der Frage der Reichs- Verteidigung. Ein Londoner Abgeordneter er klärte dabei, obwohl England mit der übrigen Welt in Frieden lebe, müsse es mitDeutsch- land Schritt halten, das über das erforderliche Maß hinaus Kriegsschiffe baue. Zum Schluß wurde noch ein Beschuß zugunsten einer allge meinen militärischen Ausbildung der Jugend des englischen Weltreiches angenommen. M Zeichen -er Zugmaschine. s Das große Interesse, das die ganze technische Welt der Entwickelung des Flug problems entgegenbringt, zeigt sich in den un zähligen neuen Etablissemenks, die in neuerer Zeit in Berlin und andern größeren Städten entstanden sind, und die alle der Vervollkomm nung des neuesten Verkehrsmittels dienen. Der Kaiser selbst verfolgt aufmerksam alle Neue rungen auf diesem Gebiete und hat sogar seinem Chauffeur Krie, der sich mit aeronautischen Pro blemen beschäftig: und auf der „Ila" mehrere Flugmodelle ausgestellt hat, im kaiserlichen Marstallgebäude m Berlin eine flugtechnische die von Farnkraut ganz verdeckt waren, mit dem Pferde gar nicht hätte dnrchdringen Knnen. Das Mondlicht schuf hier eine zauberisch schöne, aber auch unstäte und trügerische Be leuchtung. Grelle Schlaglichter wechselten mit tiefen Schatten und lauschiger Dämmerung. Ich konnte mir denken, daß man geneigt war, einen solchen Wald, der durch die ihn um gebende Wüste fast unnahbar war, mit ge spenstischen Wesen zu bevölkern. Raub, Mord und Totschlag hatten von jeher auf den Goldfeldern geherrscht, und man durfte annehmen, daß sie auch in der „toten Schlucht* im Schwange gewesen. Da war es gewissermaßen naheliegend, ruhelose Seelen von Erschlagenen und Mördern wieder an die längst verödete Stätte zurück kehren zu lassen, um hier, zur Nachtzeit, die jählings unterbrochene Tätigkeit wieder aufzu nehmen. Wer weiß, welcher phantafiereiche oder furcht same Buschmann diese Mär zuerst verkündet hatte? Sie fand Glauben und Verbreitung, wozu die abergläubischen, wischen Arbeiter wohl am meisten beitrugen. Den ersten Erzähler ver scheuchte seine dumme Gespensterfurcht, dis andern hielt sie fern. Niemand wagte sich wohl zur Nachtzeit mehr hierher, wo er von jeder menschlichen Hilfe voll ständig abgeschnitten war. Die übertriebensten Gerüchte, deren Ursprung niemand nachforschte, gingen um; von Station zu Station wurden sie weiter hemmgetragen und in der Schenke mit ernster Miene besprochen. So entstand dann die Legende von dem ge- Werkstatt einrichten lassen, damit er dort seinen Studien obliegen kann. Die Einrichtung einer solchen Werkstatt ist nach jeder Richtung hin vielgestaltig und vor allem auch lehrreich. Sehen wir nur eine der größten Flugmaschinen näher au. Jeder von Erfindern vorgelegte Entwurf wird sorgfältig geprüft. Ergibt das Gutachten, daß er Erfolg verspricht, so wird ein Projekt angefertigt, das den Konstrukteuren übergeben wird. Fällt auch hier die Probe gut aus, stimmen die vorher auf dem Papier ange stellten Berechnungen, so wird zur Herstellung geschritten, aber erst nach monatelanger Arbeit steht das Werk in der Montagehalle fertig da. Natürlich ist bei derartigen, von Fachleute» her gestellten Flugmaschinen keine Plumpheit zu sehen, die den von Dilettanten gebauten Maschinen selbstredend anhaften müssen. Eine der Vollendung entgegengehende Flugmaschine besticht sogar durch ihre Eleganz. Keine die glatte Linienführung störende Muffe, kein plumpes Kniestück tritt hervor, da die Rahmen rohre durchweg autogen verschweißt sind. Die Flügel sind mit einem doppelt gummierten Stoff überzogen und gleichen den ausgebreiteten Schwingen eines Adlers. Die Antriebs schrauben (Propeller) werden meist aus Nuß baumholz gearbeitet. Große Aufmerksamkeit wird den Kühlern geschenkt, denn die gerissenste Technik kann durch einen mangelhaften Kühler über den Haufen geworfen werden. Vo» dem Rohrsystem ist man allmählich abgekommen, da sie zu schwerfällig sind und eine genügende Kühlung des Ausstoßwassers nicht mit Sicher heit garantieren. Die neueste Art Kühler be steht aus Aluminium und ist wie das Innere eines Lokomotivkessels gearbeitet. Der Unter schied besteht nur darin, daß die kleinen Röhrchen, um die das erhitzte Wasser langsam herabrieselt, nicht Feuerungsflammen, sondern die kalte Lust durchschlagen läßt. Nach dem Pasfieren des etwa metertiefen Kühlers ist dem Wasser jede Hitze genommen und es kann als kaltes Wasser den Kreislauf durch die Motore hindurch von neuem beginnen. Jede Flug maschinenfabrik hat ihren eigenen Probierstand. Hier wird jede fertiggestellte Maschine auf ihre Betriebssicherheit geprüft und zwar durch wieder holte, langandauernde Probeläufe und eine Reihe sonstiger Prüfungsmittel. Die Wright- schen Flüge in Berlin, zu denen täglich Tausende von Menschen nach dem Tempelhofer Felde hinauspilgerten, hatten bekanntlich unter böigen Winden zu leiden. Die neueste Technik wird aber auch dieses Hindernis Hinwegräumen. Die Flügel oder Tragflächen können durch eine eigenartige Bauart an den Enden nach oben und unten gewölbt werden. Dadurch soll es möglich sein, den böigen Winden zu trotzen, indem man im Moment „in den Wind hineingehen", d. y. wie beim Segeln die Spitze des Fliegers gegen den Wind richten tann. Auch dafür, daß böige Winde, die die Flugmaschine von hinten an laufen, gefährlich werden, sind bereits Erfin dungen gemacht und werden gegenwärtig praktisch erprobt. Von unct fern. X Ei« eigenartiges Immediatgesuch an den Kaiser richtete vor einiger Zeit ein Bureau gehilfe aus Äleiwitz. In diesem bat er, da er nach höheren Zielen strebe, Se. Majestät möge ihm die Erlaubnis zum Tragen der Uniform eines Offiziers der Garde-Husaren erteilen. Er wäre leider selbst nicht Soldat gewesen, würde sich indessen zu jeder Zeit der Uniform würdig zeigen und sie bei allen hohen Festgelegenheiten mit Ehren tragen. Das Gesuch wurde dem Ministerium des Innern überwiesen, das dem Petenten jetzt den Bescheid zukommen ließ, daß eine derarnge Verleihung ungesetzlich sei und demnach das Bittgesuch abgelehnt werden müßte. Eine brave Tat. In Neugattersleben geriet ein Handwerksbursche, der ein in den Mühlenbach gefallenes Kind retten wollte, m den Mühlstrudel. Der junge Graf v. Alvens- leben sah die Gefahr und sprang kurz ent schlossen nach. Es gelang ihm auch, den Handwerksburschen und die Leiche des Kindes ans Land zu bringen. spenstischen Goldgräber der „toten Schluckst". Mußte denn etwas Wahres daran sein? Der Seraeant glaubte es. Ich war nicht länger geneigt, seine Meinung zu teilen. Vielleicht hielt auch ihn seine aller dings verleugnete Gespensterfurcht fern und vielleicht hatte er mich nur abgesandt, um seine Neugierde zu befriedigen. — Mühsam und vorsichtig brach ich mir Bahn durch das dichte Unterholz und konnte doch nicht verhindern, daß ich mich ab und zu an vor springenden Stümpfen und Ästen stieß und sogar einmal an der .Kniescheibe empfindlich ver letzte. So etwas erhöht eine vorhandene Ver stimmung ungemein. Ich begann meine Bereitwilligkeit und Leicht- gläubigkeit zu verwünschen. Schon eine halbe Stunde wanderte ich durch den mondhellen Wald, und noch immer wollte keine Schlucht oder überhaupt eine Vertiefung sich zeigen. Nun fehlte nur noch, daß dies gar nicht der Wald war, zu dem man mich gewiesen hatte. Dann war ich ja auf dem besten Weg, mich gründlich zu verirren, und aus diesem ver hexten Wald vielleicht nie mehr herauszukommen. Jährlich sterben in Australien Hunderte, die sich im „Busch" — das bezeichnet eben alle-, Wald und Wüste — verirrten. Sollte ich hier hergekommen sein, um diese Zahl durch einen zu vermehren? Ich stand still. Forschend sah ich mich nach allen Seiten hin um. Da war ich nun mitten d'rin im Wald, ohne Steg und Wegweiser. Und noch immer keine „tote Schlucht!" Die einzige Veränderung, die ich bemerkte.
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