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U Manälungen äes Glückes. 11 Roman von Luise Voigt.*) 1. Es hatte längst sieben Uhr geschlagen. Trotz der strengen Kälte herrschte ein reges Treiben in den von mächtigen Gaskandelabern er leuchteten Straßen der Hauptstadt. Unaufhör lich rollten elegante Equipagen, Fiaker lind vor nehme Autos hin und her, um ihre Insassen in die verschiedenen Theater und Konzerte zu bringen. Auch die Wagen der Straßenbahn und die Omnibusse waren überfüllt. Die Temperatur war im Laufe des Abends derart gefallen, daß die hohen Spiegelscheiben der reichen, prächtig geschmückten Verkaufs- läden sich mit einem durchsichtigen Eisschleier bedeckt hatten, und daß die weiße Schnee hülle der Erde bei jedem Schritt vernehmlich knisterte. Da verlieb ein junger Mann eilenden Schrittes eines jener palastähnlichen Gebäude der Ringstraße. Gewandt bahnte er sich den Weg durch die wogende Volksmenge und trachtete so schnell wie möglich vorwärts zu kommen. Nachdem er eine geraume Zeit durch die belebte Straße gegangen war, bog er in eine Seitengasse ein, die er gleichfalls schnell durcheilte. Er erreichte nun einen abgelegenen Teil der Vorstadt, der um diese Zeit schon sehr rubig und beinahe menschenleer war. Am äußersten Ende desselben lag ein hohes, schmales Gebäude; zu diesem lenkte der junge *) Unberechtigter Nachdruct wird verfolgt. Mann seine Schritte und trat einige Augenblicke später in die düstere, mattbeleuchtete Einfahrt desselben. Frisch angestrichene Einrichtungs stücke lehnten rings an den Wänden und deuteten darauf hin, daß sich im Erdgeschoß wohl die Werkstatt eines ehrsamen Schreiner meisters befinde. Eine enge steinerne Treppe führte in die oberen Stockwerke. Schnell eilte der junge Mann dieselben hinan und gelangte, ohne sich um die lauten Stimmen, die aus einer Türe des ersten Stockwerkes drangen, zu kümmern, in die dritte Etage des Hauses, das, wie man sah, viele kleine Mietsparteien unter seinem Dache be herbergte. Er öffnete daselbst eine der Stiege gegen überliegende Tür und trat mit freundlichem Gruße in ein kleines, einfach eingerichtetes Wohnzimmer. Eine aste Frau saß strickend in der Nähe des Ofens, in dem ein kleines Feuer lustig brannte, auf einem dunklen Ledersofa. Auf dem weißgedeckten Tische vor ihr stand die Lampe. Sie erhob sich rasch und rief, dem Eintretenden herzlich zunickend: „Kommst du endlich nach Hause, lieber Oskar, es ist heute schon recht spät geworden, wo warst du denn so lange?" Der junge Mann, der sich indessen seines Winterrockes entledigt hatte, streckte ihr beide Hände entgegen, indem er sagte: „Ich komme direkt aus dem Kontor, Herzens mutter, und darum Habs ich mich länger auf gehalten als gewöhnlich. Du hast doch nicht etwa mit dem Abendbrot auf mich gewartet?" „Natürlich habe ich das getan, denn ich Vie NrW in -e? Türkei. In Konstantinopel ist wieder Ruhe ein gekehrt. Die meuternden Truppen sind in ihre Kasernen zurückgekehrt, die Straßen bieten wieder das Bild friedlicher Geschäftigkeit, die Post ämter und Banken sind geöffnet und der Ge schäftsverkehr hat wieder eingesetzt. Allerdings ist die Ruhe teuer erkauft, denn die Regierung hat den meuternden Soldaten schlechthin alle Forderungen bewilligen müssen. Sie sträubt sich nur noch gegen die Auslieferung von hundert höheren Beamten der Militär- und Zivil verwaltung, deren Hinrichtung die Soldaten ver langen. Das Kriegsministerium ist inzwischen be müht, die Offizierbestände der meisten Regimenter in Konstantinopel zu ergänzen, da die Offi ziere, die als Jungtürken bei der Truppe ver haßt sind, im Dienst fehlen. So wurden denn diejenigen ehemaligen Offiziere, die von den Jungtürken bei Errichtung ihrer Herrschaft davon- gejagt worden waren, wieder zum Dienst bei der Fahne zurückberufen, weil die siegreichen Meuterer dies verlangten. In der Umlauf- depeschs der neuen Regierung an die Provinz behörden heißt es ausdrücklich, die Soldaten hätten unter anderm die Forderung gestellt, dis Offiziere, mit denen sie unzufrieden seien, durch andre zu ersetzen. Der Sultan habe befohlen, das Nötige zu veranlassen, wenn für den not wendigen Ersatz Offiziere vorhanden find. Der Sultan verlieh der Fahne der Marinesoldaten, die ihm mit andern Soldaten huldigten und denen er sich am Fenster zeigte, zwei Auszeichnungen. Ein Unteroffizier wurde vom Sultan empfangen und beauftragt, den Truppen Grüße des Sul tans zu überbringen und ihnen die Ernennung Edhems zum Kriegsminister mitzuteilen. Tags über zogen fortwährend zahlreiche Soldaten vor das Jildispalais, wo sie dem Sultan stürmisch zujubelten. Ob die eingetretene Ruhe in der Hauptstadt von langer Dauer sein wird, vermag niemand zu sagen. Möglicherweise entbrennt schon in den nächsten Tagen ein blutiger Bruderkrieg. Doch treffen in Saloniki allmählich die bedeutendsten Parteichefs und Mitglieder der Jungtürken ein. Eine geheime Parteiversamm lung faßte weittragende Revanchebeschlüsse, deren Ausführung im Falle des Gelingens die all gemeine Lage gründlich verändern müßte. Gegen den Sultan herrscht dort angeblich furchtbare Erbitterung. Die Jungtürken be schuldigen ihn des Verrats und fordern seine Entthronung. Nach einer Meldung der,K. Z/ zufolge planen die Jungtürren tatsächlich eine» Gegeuschlag. Sie verfügen über eine erhebliche Anhänger zahl bei den Provinztruppen, mit deren Hilfe sie wieder ans Ruder zu kommen hoffen. Nach Meldungen aus Saloniki sind zwanzig Bataillone des brüten Korps einberufen worden, das den Jungtürken treugeblieöen ist. Die Bahngesell- schafc Saloniki—Konstantinopel hat Befehl er halten, alle verfügbaren Waggons für eventuelle Truppentransporte nach der Hauptstadt bereit zu halten. Die neue Regierung ist inzwischen ernstlich bemüht, geordnete Zu stände wieder herzustellen. Sie veröffentlicht einen Erlaß, in dem das Freudenschießen in den Straßen, das zu bedauerlichen Üuglücksfällen geführt habe, streng verurteilt wird, da es mit den Vorschriften des Scheriagesetzes im Wider spruch stehe. Der Erlaß kündigt strenge Be strafung aller schießenden Personen nach dem Scheriagesetze an und fordert die Bevölkerung auf, ihren Geschäften nachzugehen und alles zu unterlassen, was gegen die Verfassung verstoße. Das türkische Parlament verhand le unter dem Vorsitz des Alterspräsi denten in geheimer Sitzung über den Erlaß einer Proklamation. Von den jungtürkischen Abgeordneten waren etwa die Hälfte erschienen, i die übrigen Deputierten waren ziemlich voll- f zähiig anwesend, die Ministeröänke leer. In i den Wandelgängen herrschte große Erregung. Die jüngsten Ereignisse wurden verschieden be urteilt, und die Ratlosigkeit des Hauses war unverkennbar. Man hatte augenscheinlich erwartet, daß der Sultan eingreifen werde. Wie verlautet, wurde der Vorschlag gemacht, eine Abordnung an den Sultan zu senden, um Auf klärung über die Lage zu verlangen, da das Haus von dem Wechsel in der Regierung noch nicht unterrichtet sei. Dis Unsicherheit und Gefahr der Lage wird auch durch die Haltung der türkischen Presse gekennzeichnet, die in ihrer Gesamtheit durch die letzten Ereigmsss eingeschüchtert ist. Sie hütet sich vor vorzeitigen Urteilen und beschränkt sich auf die Schilderung der letzten Ereignisse. Einige Blätter bezeichnen die Aufgaben des neuen Kabinetts als schwierig und ermahnen die Soldaten, die Sofias und die übrigen Studierenden, sowie die Bevölkerung, sich jetzt nicht mehr mit Politik und Straßenkundgebungen zu beschäftigen, sondern aus Vaterlandsliebe ihre Pflicht zu erfüllen. Die Vertreter der Grossmächte in Konstantinopel haben sich zu einem Gedanken austausch veranlaßt gesehen über die möglichen Folgen eines Zustandes, aus dem Tag kür Tag neue Gefahren entstehen können. Die Botschafter der Großmächte werden der Pforte die Befürch tungen ihrer Regierungen in freundschaftlicher Form Mitteilen, und den Wunsch aussprechen, die innere Lage des Reiches bald dauernd ge festigt zu sehen. Die englische Negierung soll sich bereits entschlossen haben, ein Geschwader nach den Dardanellen zu entsenden, das von Malta dorthin schon unterwegs sein soll. Es gehen sogar Gerüchte um, die von einer ge planten gemeinsamen Flottenkundgebung der Grossmächte wissen wollen. Jedenfalls ist, da fremde Staatsangehörige in Konstantinopel nicht verletzt worden sind, kein Grund ersichtlich, warum irgendeine Macht in die innere Entwickelung der Türkei eingreifen sollte. Aolttilcke Aunälckau. Deutschland. *Der Aufenthalt des Kaiserpaares auf Korfu wird in diesem Jahre etwa drei Wochen dauern. *Wie der ,Berl. L.-A/ wissen will, wird der Reichskanzler am 20. d., dem Tage des Wiederzusammentritts des Reichstages, Abordnungen aus ver schiedenen Teilen des Reiches zur Entgegen nahme von Adressen zugunsten der Reichs finanzreform empfangen. Man erwartet, daß Fürst Bülow bei dieser Gelegenheit eine bedeutungsvolle Ansprache halten und noch einmal die für die verbündeten Negierungen leitenden Gesichtspunkte darlegen wird. * Das Reichsmarine-Amt hat der Werft von Blohm u. Voß in Hamburg den Bau deS großen Panzerkreuzers „L" über tragen. Der nunmehr dieser Werst endgültig in Auftrag gegebene große Kreuzer ist das eine der beiden Schiffe des diesjährigen Etats, über die das Neichsmarine-Amt bereits einen Vor vertrag abgeschlossen halte. *An Reichsmünzen wurden ausge prägt im Monat März 9 039 600 Mk. Doppel kronen, 751 690 Mk. Kronen, 9 275 263 Mk. Dreimarkstücke, 1 270 421,50 Mk. -/--Markstücke, 55 489,40 Mk. Zehnpsennigstücke, 106 714,50 Mark Fünfpfennigstücke, 53 356,51 Mk. Ein pfennigstücke. * Wie verlautet, werden vom Preuß. Kriegs- ministertum Nachfragen bei den Truppen dar über angestellt, wie sich die zurzeit gültige Pensionierungsvorschrift bewährt hat und welche Änderungen wünschenswert erscheinen. (Die im Jahre 1906 eingeführte Vorschrift ist bis jetzt als Entwurf im Gebrauch. Sie bedeutet gegenüber den vorherigen Bestim wußte ja, daß du nicht allzulange fortbleiben würdest. Nun setze dich aber, lieber Oskar, ich gehe nur in die Küche, und in wenigen Augen blicken soll unsre frugale Mahlzeit bereit sein." Mit diesen Worten verließ sie das Gemach, um jedoch bald darauf wieder einzutreten. Einem einfachen, altertümlichen Kasten ent nahm sie buntbemalte Teller, Messer, Gabeln, eine Schals mit frischer, goldgelber Butter, zwei geschliffene Gläser und eine Flasche dunkel roten Weines. Dies alles ordnete sie zierlich auf dem Tische und ging dann wieder für einen Moment in die Küche, um gleich darauf mit einer Schüssel dampfender Kartoffeln wieder einzutreten. Mit freundlichem Blick folgte der Sohn jeder Bewegung der alten Frau, aus deren milden, sanften Zügen große Herzens güte sprach. Sie trug ein einfaches Hauskleid; silberweiße Locken umrahmten, von einem schwarzen Spitzenhäubchen leicht zurückgehalten, ein zartes Matronengesicht, das auch heute noch an die Schönheit der Jugend gemahnte. Ihr Sohn sah ihr sehr ähnlich. Es fanden sich ihre feinen Züge leicht in seinem männlich hübschen, von einem dunkelblonden Schnurrbart gezierten Antlitz wieder. Auch ihre tiefblauen Augen hatte er geerbt, nur waren die seinen leuchtender und einen Schatten dunkler. „Auf dein Wohl, Mutter I" sagte der junge Mann, lächelnd das volle Weinglas an seine Lippen führend; dann aber drückte er die alte Frau leicht auf das Sofa, vor dem sie noch immer stand, nieder und nahm auf einem Rohr sessel ihr gegenüber Platz. „Wie prächtig mir heute die Kartoffeln schmecken," fuhr er nach einer kleinen Pause fort, „die frische Luft hat mir Hunger gemacht." „Nun, dann lange nur wacker zu: mich freut es immer, wenn ich sehe, wie das Wenige, was wir haben, dir genügt, und wie be scheiden deine Ansprüche sind im Vergleich zu denen andrer junger Leute in deinem Alter und in deiner Stellung." „Nun, ich wüßte wirklich nicht, was ich noch mehr fordern könnte, ich bin gesund, habe eine liebe, gute Mutter, ein trautes, gemütliches Heim, was fehlt mir da. Luxus und Überfluß haben mich nie gelockt." „Und doch hast du diese beiden täglich vor Augen im Hause deines Chefs." „Dafür ist eben Herr Warnfeld Millionär und ich ein einfacher Kontorist. Ich danke dem Geschick, daß es mir das geschenkt hat, was ich Habe, und es fällt mir nie ein, diejenigen zu beneiden, die mehr haben als ich. Ich bin jung, habe arbeiten gelernt, und weiß, daß ich mrf mich selbst, auf mein eigenes Können und Wissen angewiesen bin; ich weiß aber auch, daß ich noch sehr viel lernen muß, um meine Lebens aufgabe als Mann vollständig zu erfüllen. Und ich werde lernen, Mutter, du sollst sehen, daß dein Sohn nie auf halbem Wege stehen bleiben wlrd." „Das weiß ich schon jetzt, Oskar; denn du hast von Kindheit an eine harte Schule durch- gemacht. Entbehrung hat dich groß gezogen, und das ist eine Lehrmeisterin, die den Charakter stählt." „Du irrst, Niutier; nicht Entbehrung, sondern treue, aufopfernde Liebe hat mich erzogen. Ich mungen eine wesentliche Vereinfachung des Ver fahrens. Es ist anzunehmen, daß auch bei der bevorstehenden endgültigen Einführung der Vor schrift alle Änderungen auf weitere Verein fachung gerichtet sein werden.) *Den Truppenteilen ist vom Kriegsministe rium die Weisung zugegangen, den Turn unterricht abwechselnder zu gestalten. Dazu gehört in erster Linie die Einführung des Fuß ballspieles, das bei der Marine seit einiger Zeit schon gepflegt wird. In der Turnstunde sollen fortan auch die verschiedenartigsten Bewegungs spiele zu ihrem Rechte kommen. Die sog. Frei übungen sollen zwar nicht vernachlässigt, aber nur nebenbei angesetzt werden. Die Anregung Ahmed Tewstl-Pascha, der neue türkische Großwesir. > »ltt11 l > 0 zu dieser Neuerung ist vom Kaiser ausgegangen, der ein eifriger Anhänger der Bewegungsspiele ist und u. a. bereits vor einigen Jahren dem Potsdamer Militär-Waisenhause eine Anzahl Edhem-Pascha, der neue türkische Kriegsminister. Fußbälle und Sportgeräte seiner Söhne über weisen ließ. Osterreich-Ungarn. * Einen jahrelang geäußerten und bisher vergeblich erstrebten Wunsch der mohamme danischen Bevölkerung in Bosnien und der Herzegowina, der die Gewährung der Selbstverwaltung gewisser Kuliusangelegen- heiten in sich schloß, hat Kaiser Franz Joseph nunmehr erfüllt. Der Monarch genehmigte das Statut betr. die Selbstverwaltung der Kultus-, Stiftungs- und Schulangelegenheiten der Mohammedaner in Bosnien und der Herze gowina. Das Statut beruht auf der Grund lage der nur durch die allgemeinen Landesgesetze und das oberste Aufsichtsrecht der Negierung beschränkten Selbstverwaltung. (Die Erfüllung dieser viele Jahre hindurch von mohamme danischer Seite stets und mit zäher Energie aufgestellten Forderung wird zweifellos in Bosnien und der Herzegowina den besten Ein druck Hervorrufen.) Spanien. * Vom Finanzministerium sind Gesetzentwürfe ausgearbeitet worden, die eine völlige Um änderung der verschiedenen Steuernund die Aufnahme einer Anleihe in Höhe von einer Milliarde für öffentliche Arbeiten um fassen. Russland. *Zar Nikolaus empfing in Zarskoje Se(o den japanischen Prinzen Kuni nebst Gefolge. Nach dem Empfange fand ein Früh stück statt, an dem u. a. auch der Minister des Auswärtigen, der vielgenannte Iswolski, teil- nahm. Zur Erinnerung an den Besuch bekam der japanische Prinz vom russischen Zaren einen hohen Orden. "Der Minister des Äußern, Iswolski, hat seine geplante Reise ins Ausland vorläufig verschoben. Amerika. "In Südamerika gab's wieder einmal eine Verschwörung. Diesmal aber nicht in Venezuela, sondern in der Republik Ekuador. Die dortige Regierung hatte nämlich eins Verschwö rung entdeckt, die den Präsidenten Alfaro stürzen sollte. Die Polizei bekam aber rechtzeitig Wind von der Geschichte, so daß sie zahlreiche Verhaf tungen vornehmen konnte. Die armen Sünder harren nun ihrer Aburteilung, die ihnen wenigstens mehrere Jahre Kerker einbringt, wenn sie nicht gar erschossen werden. Wäre der Putsch geglückt, so säßen sie am Staatsruder und der heutige Präsident an ihrer Stelle im Gefängnis. Asien. "Über Petersburg laufen aus Nord-Persien fortgesetzt beunruhigende Nachrichten ein. Die Turkmenen haben sich jetzt der Revolution an geschlossen und das ganzeLand befindet sich in offenem Aufruhr. überall kommt es zu blutigen Zusammenstößen. (Ein klein wenig wird man von dieser russischen Darstellung schon abziehen dürfen. Denn Rußland hat Interesse daran, die Sache so schlimm wie möglich darzustellen, um sein beabsichtigtes Ein greifen in die persischen Angelegenheiten vor Europa besser rechtfertigen zu können.) Von unä fern. X Prinz August Wilhelm vo« Preussen als „Handlanger". Vom kürz lichen Aufenthalte des Prinzen August Wilhelm von Preußen auf Schloß Glücksburg in Holstein wird folgendes Geschichtchen berichtet. Auf einem Spaziergang nach Rotenhaus kam d« Prinz an einem Hause vorbei, wo das Stroh dach erneuert wurde. Der im hohen Alt« stehende Besitzer brachte dazu das Deckmaterial den Dachdeckern hinauf. Nachdem der Prinz eine Weile zugesehen hatte, meinte er zu de« keuchenden Alten, er sei bedeutend jünger und wolle ihn ablösen. Nach einigem Sträube« gab der Alte das schließlich zu, und der Prinz begann mit der Arbeit. Als er einige Tragen nach oben befördert hatte, kam in einer Hof- kutsche die Prinzessin August Wilhelm heran, was zur Folge hatte, daß der prinzliche „Hand langer" erkannt wurde. Nach Aufnahme eines Gruppenbildes von sämtlichen Anwesenden fuhr das Prinzenpaar von dannen. Die Pest in Deutsch-Ostafritn. Nach einer Meldung des Gouverneurs von Deutsch- Ostafrika sind im Bezirk Muansa etwa sechzig Todesfälle an Pest vorgekommen. (Am Süd- rande des Viktoriasees liegen alte Pestherde, in denen die Epidemie von Zeit zu Zeit immer wieder aufflackert.) Ein schweres Bauunglück ereignete sich beim Neubau der von der Reichenberger Handelskammer aufgeführten Spinncreftchule in Reichenberg. Durch den Einsturz der Beton decke des dritten Stockwerkes wurden auch dis darunter liegenden Decken durchschlagen und schwerer Schaden angerichtei. Zwei Arbeiter wurden verletzt.