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Dorf schafft». Du tämllcher Kerle, wart ock, das tränk' ich Dir ein, so öön mir zu denken! Gleich gehst jetzt runter und holst'n ruff, glei, sag' ich Dir!" Einen scheuen Blick warf der junge Bursche auf die Zür nende. Die Entrüstung war zu ehrlich, als daß sie gemacht sein konnte; so vermögen Naturkinder nicht zu lügen. Er war überzeugt von ihrer Unschuld, von der er sich ja so gern über zeugen ließ. Ja, sie war rein, sie, seine Anna, konnte so nicht lügen, seine Anna! Ja, er war eben ein Sonntagskind. Rasch sprang er den Abhang hinunter, den er den Frem den hinabgeschleudert. „Sag' ock nie, daß ich's war!" rief er hinauf. Dann kletterte er von Klippe zu Klippe, bis er das Opfer seiner Eifersucht fand, das bewußtlos in einer Mulde lag. Mühsam hob er ihn auf und schleppte den schweren Menschen unter Le bensgefahr wieder den Abhang hinauf. Es wäre ihm dies kaum gelungen, wenn ihm Anna nicht auf halbem Wege ent gegengekommen wäre. Gemeinsam schleppten sie ihn zu der Hütte, in der AnnaS Mutter wohnte. Dort betteten sie ihn, so gut sie vermochten, und Rudolf lief, so schnell er laufen konnte, nach Warmbrunn, um einen Arzt zu holen. Der machte ein bedenkliches Gesicht, gab aber die Hoff nung nicht ganz auf; dennoch schwebte der junge Mann tage lang zwischen Tod und Leben. Anna war außer sich; sie pflegte den Kranken mit rührender Geduld und betete täglich für sein Leben. Rudolf war zuversichtlicher. „A kommt durch, a kommt durch!" tröstete er oft die wei nende Anna, „Du wirst sehen, a kommt durch. Vor was wär' ich denn sunst a Sonntagskind!" Und das Sonntagskind sollte wieder Glück haben. Der junge Fremde genas zur großen Freude des Schuldigen, und nur der eine Gedanke trübte diese Freude, daß er vielleicht dann für seine rasche Tat zur Verantwortung gezogen werden könne. Aber das Sonntagskind hatte wieder einmal Glück, der Genesende erinnerte sich auf nichts mehr, was mit seinem jähen Sturze zusammenhing, nur eine undeutliche Erinne rung hatte er noch, daß er von jemand einen steilen Berg heraufgcschleppt worden sei aus einem Abgrund, in den er gestürzt. Gerührt hörte er, daß Rudolf das gewesen sei, drückte seinem vermeintlichen Retter warm die Hand und sagte, der Lohn solle nicht ausbleiben. Rudolf lächelte verschmitzt; er war eben ein Sonntags kind. Als aber an seinem Hochzeitstag mit Anna der Land rat im Hochzeitshause erschien und dem Bräntigam vor ver sammelten Hochzeitsgästen — und daß das bei der Hochzeit des reichen Bauernsohnes nicht wenig waren, versteht sich von selbst — eine öffentliche Belobigung für bewiesenen Mut und betätigte Nächstenliebe hielt und ihm zur Belohnung für seine Tat ein Geschenk von hundert Talern überreichte, da lachte er doch nicht mehr, sondern kratzte sich verlegen hinter den Ohren und flüsterte Anna'leise zu: „Das is aber a bissel zu viel, das is selber für a Sonntagskind a Wing reichlich, nu könnt's amal uffhören, das Glück, fünfte schlägt's um!" Er brauchte sich keine Sorge zu machen, das Glück blieb dem Sonntagskinde immer treu, und um zu zeigen, daß es das auch noch ferner zu tun beabsichtigte, wurde, gleichsam als Zeichen, sein erstes Kind am Sonntag geboren. Und trotz aller Schwarzseher: es gibt heutzutage noch recht viele Sonntagskinder! Nur merkt es mancher nicht, daß er ein Sonntagskind ist, indem er das Glück, was ihm blind lings in den Schoß fällt, wie etwas Selbstverständliches hin nimmt. Vielleicht sind auch unter nuferen lieben Lesern Sonntags kinder; denen raten wir, das Glück festzuhalten, es nicht mehr loszulassen, wenn es sich einstellt. schreckter stand Herr Besserweissel da, als das „falsche, grundfalsche" Bild plötzlich begann, lebendig zu werden. Nur der Maler bewahrte seine Ruhe. „Na, Herr Besserweissel," sprach er lächelnd, „ist der Arm da jetzt immer noch- verzeichnet? Boshaft. Herr (zu einem Plagiator): „Von wem ist Ihr heutiges Gedicht im Morgenblatt?" Der K u u st - K r i t i k e r. <Zu beistehcnden Bildern.) Immer und immer wieder schrieb der Kunst kritiker Besserweissel, daß der Maler Schulze seine Bilder nicht naturgetreu genug male. Besserweissel hatte sich bei Schulze angemeldct. Schulze hielt gerade an einem Bild „Der »schlaf". Um es recht naturgetreu malen zu können, hatte er sich vermittelst eines weiblichen Modells ein „lebendes Bild" arrangiert, und nach dieseni „lebenden Bilde" malte er nun. Da trat Besserweissel ein und Schulze begrüßte ihn. Besserweissel, der etwas kurzsichtig war, stellte sich vor das „lebende Bild", das er für ein Gemälde hielt. „Aber lieber Meister," begann er dann, „das Bild hier ist falsch, grundfalsch, ganz falsch! Nicht naturgetreu genug! Dieser Arm hier zum Beispiel ist vollständig verzeichnet." Nun 'warf der Maler mit großem Gepolter einen Rahmen von der Staffelei herunter. Durch das Geräusch erwachte das weibliche Modell und fuhr erschreckt in die Höhe. Aber noch viel er- Gelehrter Zweifel. Professor: „Ich habe gemeint, wir be kommen schlechtes Wetter, weil mich das linke Bein so schmerzt, und heute ist wieder blauer Himmel . . . oder sollte am Ende der Schmerz im linken Bein nur daher kommen, daß ich gestern von meiner Bibliothekleiter herunter gefallen bin?" A uch ei n M enschenfreu n d. „Du, Hannes, hast Du denn auch schon ein Mal aus purer Herzensgüte etwas für Deine Mit menschen getan?" „Gewiß, Herr Pfarrer! Wissen Sie, in der Gallerte darf man nicht rauchen. Wenn nun Herren ihre Zigarren dort weglegen, so zieh ich von Zeit zu Zeit dran, daß sie nicht ausgehn. TruS und Verlag: Nene Berliner Verlags-Anstalt, Aug. Krebs, Charlottenburg bei Berl n, Verliuerstr. tv. Verantwortlich für dle Redaktion der Neuen Berliner Berlage-Anstalt, Ang. Krebs: Max Elterlein, Charlottenburg, Weimarcrstr.lv.