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Allgemeiner Anzeiger : 03.03.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-190903032
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19090303
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1909
-
Monat
1909-03
- Tag 1909-03-03
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Monat
1909-03
-
Jahr
1909
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.03.1909
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katholischen Kirche, ist in Toledo gestorben. Aus cicm Keicbstage. Der Reichstag beschäftigte sich am Donnerstag mit der Weiterberatung des polnischen Antrages betr. Freiheit des Grundeigentumserwerbs. Die Abgg. und zu diesem Zweck mit Revolutionären in Verbindung getreten seien. Die Regierung werde Unregelmäßigkeiten, Vertrauens- und Treu bruch ihrer Beamten aufs strengste bestrafen. Nowakowitsch, der neue serbische Ministerpräsident. Des Majoratsherrn Weib werden, den sie inner lich verabscheute! „Verkauft!" dachte sie mit unsagbarer Bitter keit im Herzen, „zweimal verkauft!" Klar wurde ihr plötzlich, daß auch ihre erste Verlobung mit dem verstorbenen Majoratserben Kuno von Grödenitz aus derselben Veranlassung und unter ähnlichen Verhältnissen von ihrem Vater abge schlossen worden war. Damals hatte sie ruhig gehorchen können, denn ihr Herz war noch nicht erwacht gewesen. Jetzt, wo dasselbe von einer reinen heiligen Liebe erfüllt war, jetzt war ihrem keuschen jungfräulichen Empfinden der Gedanke an die Ehe mit einem ungeliebten, andern Manne schrecklicher als Tod. Bleich und regungslos starrte sie auf das unglückselige Schriftstück in ihres Vaters Hand, das dessen Todesurteil enthielt. Ihr Geist marterte sich ab, einen Ausweg aus diesem Labyrinth der Verzweiflung zu finden, vergebens. Sie suchte nach einem Trostwort für ihren Vater, die Zunge versagte ihr den Dienst. Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke, der für sie die einzig mögliche Lösung zu enthalten schien. Freilich war und blieb immer nur sie das Opfer, aber ihr Vater konnte gerettet werden und sie vermochte dem Geliebten zugleich ihre Treue zu bewahren. Ihr noch eben totenbleiches Gesicht über flammte eine glühende Röte, als sie aufsprang und ihrem Vater zurief: „Ich bin bereit, deinem Willen zu ge horchen !" Diese Kundgebung eines unveränderten Ent schlusses kam bei Eva so plötzlich und uner- Serbien eine Lebensfrage, daß es einen Ge bietsstreifen erhalten müsse, der eine direkte Verbindung mit dem Adriatischen Meere gestatte. Um die Erfüllung dieser Forderung werde Serbien, wenn es sein muß, zu den Waffen greifen und die neue Regierung werde in den nächsten Tagenweitere 33 V2 Millionen für Nüstungszwecke in der Skupschtina bean tragen. — Das immer bestimmter austauchende Gerücht, daß hinter Serbien eine Großmacht stehen müsse, die zumindest finanzielle Beihilfe zugesagt hat, gewinnt durch diese ministeriellen Erklärungen immer mehr an Wahrscheinlichkeit. Es wäre interessant, zu erfahren, welche Macht auf solche Weise die Kriegsmöglichkeit erhöht, während sie durch ihre amtliche Vertretung zum Frieden raten läßt. Scheines, einen Augenblick inne, dann fuhr er fort: „Um standesgemäß leben zu können, um die Kosten deiner Erziehung zu bestreiten, war ich gezwungen, dies Darlehn antzunehmen. Zwei mal ist die Rückzahlung desselben schon ver längert worden, Mw dritten Male kann dies nicht geschehen. In wenigen Tagen muß ich die ganze Summe zurückzahlen oder die sich aus dem Ehrenschein ergebenden Ansprüche an mich werden eingeklagt, das heißt: ich habe mein Ehrenwort nicht einlösen können: da bleibt mir nur die Kugel durch den Kopf übrig, um meine verlorene Ehre wiederherznstellen! Ander weitig kann ich die Summe in heutiger Zeit nicht anfchaffen, da ich keine Deckung dafür zu geben vermag. Baron Chlodwig wird als mein Schwiegersohn bereit sein, die betreffende Summe mir zu geben, doch mir als mein Schwiegersohn, also hast du das Schicksal deines Vaters in Händen, nun — entscheide." Eva war zu lehr in den Vorurteilen ihres Stande?, so wenig sie selbst dieselben auch teilte, erzogen und aufgewachsen, als daß sie die Lage ihres Vaters nicht sogleich klar über sehen sollte. Sterben mußte er, sterben, den grauenvollen Tod durch eigene Hand, wenn er sein Ehrenwort nicht einzulösen vermochte. Das stand unverrückbar fest. Und nur durch sie konnte ihm Rettung werden. Eva kämpfte einen furchtbaren Kampf. Konnte ihr die Zukunft nur noch eine einzige ruhige Minute bringen, wenn sie schuld an ihre? Vaters Tode werden sollte? Aber welches furchtbare Opfer mußte sie bringen? Graf Westarp (kons.), Böhme (wirtsch. Vag.) und Heinze (nat.-Iib.) sprachen sich entschieden gegen die Tendenz des Antrages aus, indem sie die nationalen Rücksichten in den Vordergrund stellten und der grobpolnischen Agitation die ganze Schuld an der Enteignungspolitik der preußischen Regierung, gegen die ja der Antrag in erster Linie sich richtet, beimaßen. Für den Antrag traten außer den pol nischen Abgg. Seh da und v. Dziembowski der Abg. Dove (frs. Vgg.), oie Sozialdemokraten Hue und Ledebour und die Zentrumsabgg. Graf Praschma und Erzberger zum Teil in sehr scharfen Reden ein. Der Abg. Pauli-Ober- barnim (sreikons.) erklärte, für den Antrag stimmen zu wollen, da er auch im Preuß. Abgeordnetenhause gegen das Enteignungsgesstz gestimmt habe. Darauf wurde die von den. Polen beantragte namentliche Abstimmung auf Freitag vertagt. Ain 26. d. steht zunächst auf der Tagesordnung die namentliche Abstimmung über den polnischen Antrag auf Freiheit des Grundeigentum-Erwerbs. Der Antrag wird mit 189 gegen 132 Stimmen bei 5 Stimmenthaltungen angenommen. Darauf beginnt die zweite Lesung des Etats für das deutsch-o st afrikanische Schutz gebiet. Die Kommission beantragt eine Resolution auf Einführung von Kommunalabgaben für die zu bildenden Gemeinden. Abg. v. Liebert (freikons.): Die diesmaligen Kolonialetats machen einen erfreulichen Eindruck. Zeigen sie doch unsre Kolonien in fortschreitender Entwickelung. Die Kolonialskaudale bleibe« aus, und der Reichszuschuß nimmt ab. Die Kontrolle wird schärfer und die Abrechnung kommt schneller. Abstriche hat die Budgetkommission kaum machen können: der Staatssekretär kann zufrieden sein. Um so weniger hat er aber Anlaß, wenn sich sachliche Kritik äußert, gleich einen gereizten Ton anzuschlageu. Staatssekretär Dernburg dankt für die an erkennende Kritik. Der Vorredner warf mir mein Temperament vor. Aber er hat auch Temperament und wird mir daher verzeihen. Wenn ich mich als wartet, daß ihre Eltern stutzten. Trotzdem ihr Wunsch erfüllt werden sollte, konnten sie sich einer geheimen Angst nicht erwehren. „Denke nicht," sagte der Graf, „nur Zeit zu zu gewinnen, meine Lage ist ernst wie die eines Todeskandidaten!" Eva schüttelte den Kopf. „Ich werde Chlodwigs Braut und Gattin werden!" wiederholte sie mit einer düsteren Ent schlossenheit. Die Angst der Gräfin stieg; der Wunsch, ihren Gemahl aus den Händen eines niedrigen, habsüchtigen Wucherers befreit zu sehen, ihre geistige Beschränktheit, die bis zur Verblen dung ging, überwucherten doch nicht ganz ihr Muttergefühl. „Eva," fragte sie angstvoll, „woran denkst du?" „An meine Pflicht!" erwiderte die Komtesse mit jener sich immer mehr befestigenden Ruhe, die ein gefaßter Entschluß stets verleiht. Sich dann an den Grafen wendend, fuhr sie fort: „Ich bitte dich, den Baron Chlodwig zu be nachrichtigen, daß ich seine Werbung annehme!" Der Graf umarmte seine Tochter und über häufte sie mit Liebkosungen. Eva erwiderte nichts. Gräfin Petronella weinte und faltete er leichtert die Hände, da sich nach ihrer Ansicht der drohende Konflikt auszugleichen schien. Der Graf holte den Majoratsherm zurück in den Salon. Roch ehe ihr Vater diesen mit der ver änderten Gesinnung seiner Tochter bekannt machen konnte, streckte Eva ihm die Hand ent gegen. Vertreter des deutsche« Volkes bezeichnete, so deshalb, um zu betonen, daß die deutschen Interessen den pactikulardkolomalen voran gehen müssen. Mir ist Vorliebe für die gelbe Rasse vorgeworfen. Aber Herr v. Rechenberg will nur ausgleichende Gerechtigkeit. Es ist gewiß nicht er wünscht, zu viele Inder zu haben, und man muß ein scharfes Auge auf sie haben. Aber das inter nationale Recht ist uns nicht günstig. Eine Aus schließung der Inder ober eine Erschwerung ihrer Niederlassung kann daher nicht in Betracht kommen. Der Gewerbesteuer kann sich der Inder nicht ent ziehen. In der Eingeborenenfrage sind die Strafen nicht milder geworden. Aber wir strafen möglichst mit Geld, weil das wirksamer ist und etwas cin- bringt. Der Weiße erzwingt sich Achtung durch Selbstzucht; dazu würde eine Abnahme des Alkodols nichts schaden. Die Arbeiterverordnung ist draußen mit großer Mehrheit angenommen worden. Die Erhöhung und Differenzierung der Hüttensteuer wäre bedenklich. Der Wegebau schreitet munter vor wärts; nur beim Brückenbau hapert es stellenweise. An eine deutsche Siedlungskolonie in den Tropen glaube ich nicht. Aber wenn die Ansiedler tüchtige Leute sind, haben sie Gottes Segen mit auf den Weg. Die Arbeiterfrage ist gelöst. Die im Vor jahr erhobenen Angriffe sind durch die Praxis widerlegt. Abg. Schwartze-Lippstadt (Ztr.): Wir sind auch für eine gerechte Behandlung der Neger; sie dürfen nur geprügelt werden, wenn sie es ver dienen. Die Inder sind leider ein notwendiges Übel. Die Mission scheint unter Dernburg zu kurz zu kommen. Die Eisenbahnwünsche der Kolonie wollen wir gern erfüllen. Staatssekretär Dernburg erwidert, er kenne die Bedeutung der Mission an und zeige ihr Ent gegenkommen. Abg. Lattmann (wirtsch. Vgg.): Die Etats zeigen ein freundliches Gesicht; hoffentlich fällt die Abrechnung später ebenso aus. Von Deutschsüdwest abgesehen, ist der Zuschuß des Reiches für die Kolo nien 6 700 000 Mk. und das wird vielen gelind er scheinen. Zwischen der Verwaltung und den Weißen in Deutsch-Ostafrika muß endlich ein befriedigendes Verhältnis geschaffen werden. In der Eisenbahnfrage billigen wir Dernburgs vor sichtig abwägende Art. Wir bedauern, daß der Gouvernementsrat von Samoa wegen der Zoll verordnung die Flinte einfach ins Korn geworfen hat. Abg. Goller (Hosp. d. frs. Vp.): Mit Dern burgs Verwaltungsmaßnahmen sind wir im allge meinen einverstanden. Vielleicht ist die Zahl der Beamten in den Kolonien noch immer zu groß. I« der Eingeborene«-Frage darf der Staatssekretär dm Bogen nicht Überspannen. Auch die Engländer können uns hier nicht ohne weiteres vorbildlich fein. Ich bedaure, daß man Dr. Rohrbach so plötzlich abgestoßen hat. Aber der Mann könnte nicht stramm stehen vor dem Vor gesetzten. Staatssekretär Dernburg: Dr. Rohrbach ist auf seinen eigenen Wunsch ausgefchieden. Er wollte eine Ansiedlungskommission bilden und leiten, aber dazu hatten wir kein Geld und wir beabsichtigten dieie Gründung nicht. So viel tüchtige Leute giebt's nicht; die wir haben, suchen wir festzuhalten. Auch ich wünsche gute Beziehungen zwischen Gouverneur und Weißen. Aber ein Gouverneur darf nicht ein Rückgrat wie eine Spirale haben und sonst aus Schmalz und Butter gemacht sein. Kaufleute und Mission sind mit dem Gouver neur zufrieden. Abg. Arendt (freikons.) wirft dem Kolonial- sekretär vor, eine persönliche Schärfe in die Debatte getragen zu haben. Das System Rechenberg wird von allen Weißen für eine große Gefahr gehalten. Es fehlt dem System an der Aufrechterhaltung der Autorität. Staatssekretär Dernburg: Dem Wunsche dcS Vorredners, ich solle die Rückberufung des Gouver neurs Rechenberg veranlassen, kann ich nicht ent sprechen. Um so weniger, als mir nicht bewußt ist, daß der Gouverneur gegen die Voraussetzungen verstoßen hätte, unter denen seine Ernennung erfolg! ist. Herr Arendt hat uns daS Gespenst eines Aufstandes vorgehalten. Nun, wir haben unsre Eingebormen- Politik jetzt zwei Jahre und haben noch keinen Auf stand gehabt. Unter dem Gouverneur v. Liebert hatten wir 25 Aufstände. So wenig Sie diese auf die Liebertsche Eingeborenenpolitik werden zuriick- führen wollen, ebensowenig dürfen Sie von einem etwaigen Aufstand infolge unsrer Eingeborenen politik reden. Wir werden übrigens nicht unter lassen, alle Beschwerden genau zu prüfen. Wenn Sie ebenso bereit sind, auf Ihre Leute einzuwirkcn, Wie ich bereit bin, auf den Gouverneur Rechenberg im Sinne freundlicherer Beziehungen zu den Farmern einzuwirken, dann werden wir beide zum Ziele kommen. — Hierauf erfolgt Vertagung. bedeuten, daß Österreich Herr in Europa sei.)eine der hervorragendsten Persönlichkeiten der Der Krieg Österreichs gegen Serbien wäre ein " ungeheures Verbrechen gegen die Billigkeit, Ge rechtigkeit und Zivilisation." Und der neue Mi nisterpräsident fügte dem hinzu, es sei für K Nemesis. 25) .Kriminalroman von E. Görbitz. lFortk-tzungo Eva hatte keine Erwiderung, keinen Seufzer, keine Träne. Alles Blut stieg ihr zu Kopfe und hämmerte mit fieberndem Pulsschlag in ihren Schläfen. „Lies!" sagte der Gras, und schob seiner Tochter das entfaltete Schriftstück hin. Das gemarterte Mädchen richtete sich auf und versuchte den Inhalt desselben zu ent- ziffsrn, aber es flimmerte vor Evas Augen, die Buchstaben verschwommen zu einem schwarzen Nebel, sie konnte nicht lesen. Kopfschüttelnd und schaudernd sank sie wieder zurück. Der Graf ergriff mit der Linken das Papier, während er in der rechten Hand noch immer die Pistole hielt. Dann las er die auf dem Papier befind lichen Zeilen laut vor: „Ehrenschein. Ich Endesunterzeichneter, Graf Vollrad Udo Ottinghausen, bekenne hiermit, daß ich von dem Handelsmann, Herrn Thomas Scheibe in G die bare Summe von Sechzia- tansend Mark als Darlehn erhalten habe, die ich mich verpflichte, gegen sechs Prozent Jahres zinsen, unter Verpfändung meines Ehrenwortes, nach Ablauf eines Jahres, von heute an ge rechnet, prompt und richtig zurückzuzahlen. Dollrad Udo Graf von Ottinghausen." Der Graf hielt, nach Vorlesung dieses Vie Valkankrikis. Mit Spannung sind die Augen der Welt auf den Balkan und besonders nach der serbi schen Hauptstadt gerichtet, wo in den nächsten Tagen die Entscheidung über Krieg und Frieden fallen muß. Mr die Stimmung in Serbien ist die Skupschtinarede bezeichnend, die der neue Ministerpräsident Nowakowitsch ge halten hat. Er führte u. a. aus: „Mir ist die Ehre zuteil geworden, vor der Skupschtina mit einer ungewöhnlicherweise aus Vertretern aller Parteien zusammengesetzten Regierung zu arbeiten. Trotzdem ist unser Erscheinen nur eine normale Sache. Es bedeutet, daß der gegen wärtige Augenblick gebieterisch die Eintracht im Innern des Landes und den Schutz der serbischen Interesse« nach außen hin erheischt. Von gewissen Seiten wird versucht, das natürliche Recht Serbiens auf seinen Fortbestand, das durch internationale Verträge bekräftigt ist, anzufechten. Die nationale Skupschtina hat das auswärtige politische Pro gramm Serbiens aus dem Herzen des serbischen Volkes genommen. Die Forderungen, die dieses Programm sowohl für Serbien als für Montenegro enthält, sowie die Gründe des Rechts und die Interessen, auf welchen dieses Programm basiert, wird Europa in kurzer Zeit zu würdigen haben. Fest entschlossen, die Verfassung und die Gesetze zu schützen, ersucht die königliche Regie gierung alle Serben, durch Erfüllung ihrer Bürgerpflicht die Regierung in der Ausübung ihrer Aufgaben zu unterstützen, damit auf diese Weise die einzig sichere Grundlage für eine bessere Zukunft Serbiens geschaffen wird. Indem wir uns auf das unbegrenzte Vertrauen der Krone stützen, sind wir über zeugt, daß auch Sie, meine Herren Volksver treter, aufrichtig und von Herzen uns unter stützen werden. Erfüllen wir uns mit der Empfindung und dem Bewußtsein höherer Pflicht gegenüber den heiligen Überlieferungen unsres Volkes, gegenüber dem Erbe unsrer heldenmütigen Ahnen und den Lebensinteressen unsres Vaterlandes!" Nach französischem Muster ist diese Rede durch öffentlichen Anschlag in ganz Serbien bekannt gegeben worden und hat überall einen tiefen Eindruck gemacht. In der serbischen Hauptstadt herrscht fieberhafte Aufregung, da über die österreichischen Kriegsvorbereitungen die tollsten Gerüchte im Umlauf sind. Man erwartet allgemein ein vermittelndes Eingreife« Deutschlands. Die Stimmung ist um so erregter, als bekannt geworden ist, daß auch die russische Regierung im Odessaer Bezirk (also in der Nähe der serbischen Grenze) Truppenzusammenziehungen angeordnet habe. In Serbien deutet man sich diese Maßregel natürlich so, daß Rußland im geeigneten Augenblick trotz aller gegenteiligen Erklärungen zugunsten Serbiens die Waffen ergreifen wolle. Immer noch sind die Mächte um einen friedlichen Aus gleich bemüht. Alle Großmächte, ohne Ausnahme, haben sich grundsätzlich bereit erklärt, gemeinsam auf die Regierung in Belgrad einzuwirken und so auf friedlichem Wege gewissermaßen eine Einigung zu erzwingen. Solange aber das Zarenreich sich weigert, diesem Schritte zuzu stimmen, werden sich die übrigen Großmächte schwerlich dazu verstehen, Verhandlungen ein zuleiten, zumal Frankreich nicht ohne Ruhlgnd einen entscheidenden Schritt unternehmen will. Bei dieser Sachlage kann es nicht wunder nehmen, daß die serbischen Politiker immer wieder hoffen, ihre Wünsche mit Hilfe der Mächte bald erfüllt zu sehen. Hat doch der frühere Ministerpräsident Milanowitsch in einer Unterredung geäußert: „Unser Nationalprogramm bedeutet, in ein Wort zusammengesaßt, die Vereinigung von Serbien und Montenegro. Wir haben Österreich in keiner Weise heraus- gesordert. Wollten die Mächte nun zulassen, daß Österreich Serbien überfiele, so würde das Politische Kunälckau. Deutschland. "Kaiser Wilhelm wird, halbamtlichen Meldungen zufolge, in diesem Frühjahr Korfu nicht besuchen. * Der Reichskanzler Fürst v. Bülow hat mit den Führern der Blockparteien unterhandelt über ein Abkommen betr. die Reichs finanzreform. Wie verlautet, will die Regierung die Nachlaßsteuer fallen lassen und dafür die Reichserbschafts st euer weiter ausbauen. * Der Seniorenkonvent des Reichs tag es hat beschlossen, den Schatzsekretär mit der schleunigen Ausarbeitung eines Not gesetzes für den Etat zu beauftragen, da die Etatsberatungen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zur rechten Zeit beendet sein werden. "Bei der R ei ch s t ag s sti ch w ah l im Wahlkreise Bingen-Alzey erhielt der Zentrumskandidat Uebel 12 027, der Freisinnige Pfarrer Korell 10 877 Stimmen. Uebel ist also gewählt. Bei der Wahl am 16. Februar hatte Korell rund 8100, Uebel 6500, der national liberale Kandidat 5700, und der Sozialdemokrat 1500 Stimmen erhalten. * Die Reichstagsersatzwahl in Verden-Hoya-Syke, die durch die Mandatsniederlegung des Abgeordneten Held notwendig geworden ist, hat vorläufig noch kein Endergebnis gebracht. Es muß eine Stichwahl stattfinden zwischen dem nationalliberalen Kan didaten Dr. Heiligenstadt (Berlin) und dem Welfen Gutsbesitzer von Dannenberg (Hannover). Bei der jetzigen Wahl erhielt Dr. Heiligenstadt (nat.-lib.) 5881, Harries (Bund der Landwirte) 3411, Lewin (freis. Vp.) 3162, v. Dannenberg (Welfe) 6315 und Henke (soz.) 3909 Stimmen. "Die Beschlüsse der Kommission des Preuß. Abgeordnetenhauses über den Woh nungsgeldzuschuß werden im Plenum nicht angenommen, sondern vorläufig auf zwei Jahre geregelt werden. Die alte Orts- tlasseneinteilung wird bis zum 1. April 1911 beibehalten, die bisherigen Wohnungsgeldzu- schüsse werden mit einem Zuschläge von 33'/, Prozent des bisherigen Zuschusses weiter gezahlt. In den nächsten zwei Jahren soll dann der Staat Erhebungen über MietS- und Lebens mittelpreise in den einzelnen Orten anstellen und dem Landtage einen neuen Gesetzentwurf über Klasseneinteilung und Wohnungsgeldzu-- schuß vorlegen. 0- "In der hessischen Kammer erklärte auf eine Anfrage betr. das Schicksal der Gas- und El e ktri zi t ä t s steu er der Minister des Innern, daß die Regierung nach wie vor gegen diese Steuer sei. Bei der Notwendigkeit der Finanzreform und her Unmöglichkeit, geeignete andre Steuerquellen zu finden, werde die Ein führung der Gas- und Elektrizitätssteuer aber unvermeidlich sein. Spanien. " Kardinal Sancha, Primas von Spanien, Ruhland. * In der Duma hielt Ministerpräsident Stolypin eine längere Rede, in der er den Nachweis versuchte, daß alle „Enthüllungen" aus Anlaß der Verhaftung des Polizeispions Azew stark übertrieben seien. Es sei unwahr, daß Regierungsorgane unter irgend einem Vorwande Verbrechen angestiftet
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