Volltext Seite (XML)
Nachrichten für Naunhof eü r Etrki Druck und Verlag: «ü«z ck Eule, bei Leipzig, Markl 2. Fernruf: Amt Naunhof Nr. L Sonntag, den 18. November 1923 34. Jahrgang Nummer 137 : An,,t-,»pr,iSl Die Sgeipoliene Petilzelle IV Pfg., amlliche 20 Pfg., Deklame. l r leit (3gesp.) 25 Pfg. mol amll. Goldmarkbriefkurs Berlin. Tabell. Satz 50°/,^ ; Aufschlag. Bei undeutlich geschriebenen, sowie durch Fernsprecher aufgegebenen! : Anzeigen sind wir für Irrtümer nicht haftbar. . und Umgegend (Albrechtshatn, Ammelshain, Beucha, Borsdorf, Gicha, Lrdmaunshain, Fuchshain, Groß- oud Kletustetuberg, Kliuga, Köhra. Liudhardl, Pomtze«, Staudtuitz, Threaa «sw.) Dieses Blatt ist amtliches Organ des Stadtgemeinderates zu Naunhof; es enthält die Bekanntmachungen des Bezirksverbandes der Amtshauptmannschatt Grimma und des Finanzamtes zu Grimma. wöckevrirch! m«t r Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, nochm. 4 Uhr : für den folgend. Tag. Bez»qi»preiO > Wöckentl. 30 Goldpsennige mit Austragen, Pos! - nschi. der Postged. monatlich nach Dollarstand. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, : -treib oder sonstiger Storungen -es Betriebes, hat der Bezieher keinen Anspruch: »ui Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises, - Amtliches. Verlegung von Geschäftsräumen. Vom 16 November lS23 ob werden dis Abteilungen für ! Gewerbe, und Brandversicherungs-Angelegenheilen sowte der An gelegenheiten für Lebensmittel-Versorgung und das Grundsteuer- aml aus dem öchützenhause in die Bezirksanstall, Turneistraße 2, Südflügel, 2. Obergeschosz, verlegt. D>e Getreidestelle verbleibt bis zu ihrem völligen Abbau im Schü^nhause. Grimma, lö. November 1923. Die Amtshauplmannschafl. In der gestrigen 19. diesjährigen Sitzung des Stadtgemeinde- ! rates ist folgendes beraten und beschlossen worden. l. Das Gesuch der Herren Leiktnd L Beilin — Neubau eines s Kraflwagenschuppens auf dem Fodrikgrundslück an der Beuchaer Strohe — wurde befürwortet. Das Gesuch der Herren Gebrüder Mieder um Fristgewährung wegen Herstellung einer Kläranlage im Grundstück Lange Strohe 60 bis zum Frühjahr W24, wurde befürwortet. 2. Von dem Untersuchungsergebnis des Hygienischen Instituts - der Universität Leipzig über das LettungSwasser nahm man Kenntnis, s Vas Wasser war wle seither einwandfrei. 3. Don dem Jahresbericht der Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz nahm man dankend Kenntnis. 4. Don der Verlegung der Stadtoerordnetenwahl auf den 13- Januar 1924 und den verschiedenen hierbei zu .beachtenden Beslim- , mungen nahm man Kenntnis. 5. Don der Slislung eines Ehrenpreises an den Geflügel» und i Äaninchenzüchteroerein Naunhof anlählich der am lö. Dezember d. I. ' staltstndenden Ausstellung soll mit Rücksicht auf dos Entgegen. > kommen der Stadt bei Ueberlassung der Turnhalle abgesehen j werden. ! 6. Die Beschlüsse des Rechnungs- und Derfassungsausfchusses vom 13. d. M. wurden genehmigt. Hierbei handelte es sich u. a. ! um dre Erhöhung der Beiträge sür den Bouunfallverstcherungsver» i band, die Zahluneswetse wegen der Beiträge sür den Arbeitgeber» i verband Sächsischer Gemeinden, die Kenntnisnahme von den Erhöhungen der Arbetterlöhne und der Beamtenbeioldungen, die j Kenntnisnahme von einer Verfügung der Amtshauptmannschaft , Grimma über die anderweite Regelung zu den Anträgen auf Ge. i Währung von Erwerbslosenunterftützung, eine Aussprache wegen j Beschaffung von Lebensmitteln sür Erwerbslose usw., die Vertagung ! der Angelegenheit wegen Ausstellung eines Nachtrags zum Pachtoer» trag für den Ratskeller, die Kenntnisnahme von einer Verordnung ! des Ministeriums wegen Herabminderung der Personalausgaden, eine ! Aussprache wegen Kürzung der Arbeit im Strahendetrieb, die An» j nähme des Beomtenanwärtels Heintze und die Kenntnisnahme von Lem Sachsland der Klagsache Friedrich. 7. Der Beschluß des Gasausschusses vom 14. d. M. wegen anderwetter Regelung der Berechnung und Entrichtung des Gaspreises wurde genehmigt. 8. Einem russischen Staatsangehörigen soll der Aufenthalt in ! Naunhof dis aus weiteres bedingungsweise gestattet werden. 9. Die Beschlüsse des Sparkafsenausschusses vom 14. d. M., di-' >ie Versorgung der Gelder sür die Spar- und Girokasss, sowie die V rzinsung der Spareinlage betrafen, wurden genehmigt. Hierauf nichiüjsenlliche Sitzung. Naunhof, am 16. November 1923. Der Sladtgemeinderal. Das oufstch'sdchörüttch genehmigte O.Isgeletz über Ruhelohn- und Ainterdlledcnenverlorgung für die Arbeiter der Stadt Naunhof wird hiermit anüerweä öffentlich bekannt gemacht. Es liegt vom 19. d. M. ab 14 Tage lang zu jedeimans Einsicht im Rathause, Kanzlei, Zimmer 8 öffentlich aus. Naunhof, am 16. November 1923. Der Bürgermeister. Herrn Lokomotivführer Friedrich Feuker hier ist die Ge- nchmigung erteilt worden, in seiner Wohnung des Grundstücks Longe Straße 74 Selbslschüsse zu legen. i Naunhof, am 17. November 1923. Der Bürgermeister. Anmeldungen von Schülern und Schülerinnen für Ostern 1924 bei der Realschule mitProgymnasiumzuGrimma werden vom 15. November bis 15. Dezember werktäglich von 11—V,1 Uhr im Schulgebäude enigegengenommen. Dadet find oorzulegen Geburtsurkunde, z Impfschein und letzte Zensur. Grimma, im November »923. ! Lehrerschaft der Realschule mit Prog. zu Grimma. Prof. Walther, Oderstudiendir. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Nach der Ausgabe der Nentcumark ist der Wetterbruck vo« Papiermarknoten eingestellt worden, ! * Die Münchener Universität ist wieder eröffnet worben. * Im englischen Unterhause wandte sich Premierminister Baldwin scharf gegen die Politik Frankreichs und Belgiens. * Die Reichsreaierung bewilligte die weitere Unterstützung deS Rhein, und Ruhrgebietes mit 100 Millionen Rentenmark. * Vom 20. November verdoppeln sich abermals alle Postgebühren. * Amerika soll bereit sein, Deutschland Lebensmittelkredite m Höhe von SSO Millionen Goldmark zu geben. Englands We?. Nm 6. Dezember sollen in England Neuwahlen zum Parlament statisinden. Wohin wird der Weg führen? Schon auf der Reichskonferenz hatte die englische Re gierung versucht, den Gedanken des Schutzzolles, der ja schon zum Teil durchgeführt ist, nun auszubauen und grundsätzlich zu verwirklichen. Auf übermäßige Gegenliebe war man dabei freilich nicht gestoßen; Baldwin, der konservative Premierminister, ist aber trotzdem entschlossen, seinen Willen durchzusetzen. Das englische Volk wird daher Gelegenheit haben, am 6. Dezember sein Urteil über diesen Plan Baldwins und der konservativen Partei zu fällen, die ja von Alters her Verfechter des Schutzzollgedankens ist. Doch nicht allein darüber. Die Liberalen und mit ihnen die Arbeiterpartei wollen vielmehr dieses Ur teil des englischen Volkes ausgedehnt wissen über die G e- samtpolitik des konservativen Kabinetts unter Bonar Law und Baldwin während der 15 Monate ihrer Re- i gierung. Zu einem Gesamturteil vor allem über die eng« j lische Kontinentalpolitik, die Politik Englands in der Reparationsfrage, die Politik Englands vor allem i Frankreich gegenüber. Lloyd Georße, der noch immer sehr temperamentvolle Führer der englischen Links- liberalen, hat sich mit Asquith, dem Führer des rechten Flügels des Liberalismus, geeinigt, so daß die Opposition, also Liberale und Arbeiterpartei, grundsätzlich geschlossen in den Wahlkampf ziehen. Lloyd George, der in der Mitte des vergangenen Jahres über seine Mißerfolge namentlich in der orientalischen Frage gestürzt ist, hat sich bekanntlich durch einen echt amerikanischen Nednerfcldzug in Kanada rehabilitiert und wird für Baldwin ein sehr ernsthafter Gegner sein. Bei den Konservativen wird er mit seinen Angriffen teilweise auf eine nicht gerade energische Widerstands zähigkeit stoßen, da die Konservativen selbst bereits manch herbes Urteil über die Politik der Ohnmacht Baldwins gefällt haben; auch bei ihnen scheint die Empfindung zu wachsen, welch unwürdige Rolle England in der ganzen ! Reparattonssragc Frankreich gegenüber spielt. Baldwin s hat es deswegen für zweckmäßig erackuct, in einer Rede im Unterhause wieder einmal starke Worte gegen Frank- ! reich zu gebrauchen. Seine Ausführungen sind als Pro- i grammrede für den bevorstehenden Wahlkampf aufzufassen, ' wenigstens für den Teil der Konservativen, der nicht, wie die „Diehards", die Rechtsextrcmen, das unbedingteste Zu- sammengehen mit Frankreich auf ihre Fahne geschrieben haben. Baldwin erklärte nämlich, er habe den Alliierten mitgeteilt, daß die Mitwirkung Großbritanniens nicht u n begrenzte Zeit durchgeführt werden könnte, wenn die gegenwärtige Lage andauere. Die Verhandlungen mit Amerika zwecks gemeinsamer Lösung der.Reparations- frage seien „durch das Vorgehen zweier Verbün de 1 e n E n g l a n d s" zum Scheitern gebracht worden, und die erste Pflicht der neuen Regierung werde sein, die Ge samtsituation in bezug auf die Reparationsfrage zu prüfen und über die notwendigen Schritte zu entscheiden. Bald win erhob dann ein langes Lamento darüber, daß diese beiden Verbündeten, gemeint sind natürlich Frankreich u n d B e lg i e n, es der englischen Regierung so furchtbar schwer machten, mit ihnen zusammen zu arbeiten, und es werde vielleicht der Augenblick kommen, wo England diese Zusammenarbeit aufgeben werde. Baldwin selbst hat dann aber Ausführungen gemacht, die sein Wunderheilmittcl für die Beseitigung der eng lischen Wirtschaftskrise, die Einführung des Schutzzolles, ziemlich stark in Mißkredit bringen mag. Er wies näm lich darauf hin, die englische Absatzkrise habe ihren Grund darin, daß England so außerordentlich viel auswärtige Märkte verloren habe. Das wäre der Hauptgrund für die heutigen Zustände in England, — alles Worte, die wir i schon vor Monaten gehört haben, immer und immer wie- ! der hörten, aus die hin aber nie ein Handeln eintrat. Wenn s man jetzt die Schutzzollpolitik mit einer deutlichen Spitze ! gegen Deutschland — was Baldwin selbst zugab — > einführen will, so wird man dadurch auch nicht einen ein zigen Markt mehr haben, wird man nicht einen einzigen Arbeitslosen in England mehr beschäftigen kennen. Die letzten Reste der deutschen wirtschaftlichen Auf- i nahmefähigkeit im Ruhrgebiet werden ja rasch und i energisch von den Franzosen zerschlagen, und die deutsche ! Regierung ist trotz schwerster Bedenken noch einmal der i gequälten Bevölkerung des besetzten Gebietes zur Hilfe gekommen. Selbst wenn eine neue englische Regierung, > an deren Spitze vielleicht wieder ein Lloyd George stehen i mag, uns helfen will, wird sie doch vor Ende Dezember kaum einzugreisen in der Lage sein, — wenn sie will und ' wenn sie kann. Und bis dahin ist die Vernichtungsarbeit der Franzosen im besetzten Gebiet getan. Dann wird nichts mehr zu retten sein. Weiter Ltnterstühungen für Mein un- Ruhr In den letzten Tagen hatte sich mehr und mehr die Ansicht in Berlin befestigt, daß nunmehr das Reich jede Un erstützung für die besetzten Gebiete im Westen ein stellen werde. Besonders die Zahlungen an die auf über zwei Millionen angewachsenen Erwerbslosen sollten Weg fällen. Als Begründung wurde angeführt, das Reich sei unter der Vergewaltigung durch die Franzosen nicht mehr in der Lage, Lasten für das Gebiet zu tragen, ohne sich gänzlich zugrunde zu richten. Von anderer Seite wurde diese Absicht heftig bekämpft. Diese letzte Meinung hat einstweilen gesiegt, die Unterstützungen werden weiter gezahlt. Das Reichskabinett hat beschlossen, von dem Gesamt kredit, der dem Reiche in Höhe von 900 Millionen Wark von der Nentenbank zur Verfügung gestellt worden iA einen Betrag im Werte von 100 Millionen Rentenmark für die Fortzahlung der Neichszuschüffe an die besetzten Gebiete, insbesondere der Erwerbslosenunterstützungen, bereitzustellen. Durch den Beschluß ist der Plan von einer „vorläufi gen Preisgabe von Rhein und Ruhr zugunsten innerer Er starkung und späterer Wiedergewinnung", wie das Pro gramm lautete, also nicht zustandegekommen. Lebensmittelkredit an Deutschland. Zum Ankauf von Lebensmitteln 630 Millionen Goldmark. Der Washingtoner Berichterstatter der „Times" erfährt aus nicht offizieller aber bester Quelle, daß die Regierung des Präsidenten Coolidge an Deutschland eine Anleihe in Höhe von 150 Millionen Dollar zum Ankauf von Lebens mitteln in den Vereinigten Staaten erwäge. Der Plan habe in seinen weiten Umrissen bereits die Zustimmung -es Handelssekretärs Hoover erfahren upd werde auch vom Präsidenten und anderen Mitgliedern -es Kabinetts als günstig angesehen. Er würde einen Appell an den Kongreß, die Anleihe zu gewähren, notwendig machen. Es sei anscheinend nicht beabsichtigt, eine Hilfs organisation in Deutschland zu schaffen. Die Verteilung der so gelieferten Nahrungsmittel würde der deutschen Re gierung überlassen werden. Das Geld, das gewährt werde, würde zum Ankauf von Schweinefleisch und Weizen, haupt sächlich von ersterem verwendet werden. Einstellung des papiergelddrusts. Noch kein fester Kurs für Papiermark. Die Notenpresse ist stillgelcgt. Vom 16. November ab werden Reichsschatzwechsel von der Reichsbank nicht mehr diskontiert. Papiermarknoten dürfen nur noch auf der Grundlage von Handelswechseln neu ausgegeben werden. Die Rentenmark ist einer Goldmark gleichgesetzt.' Ern fester Einlösungskurs der Papiermark in Rentenmark oder Gold anleihe, der unmittelbar nach Stillegung der Notenpreffe erfolgen sollte, wird vorläufig nicht festgesetzt. Die Rentenmark wird mit -er Goldanleihe im Kurse gleichgestellt. Nach Erklärungen des Währungskommissars Dr. Schacht wir- die Rentenmark in den nächsten Tagen in einem solchen Umfange zur Verfügung stehen, daß Schwierigkeiten für die Lohnzahlungen nur vorübergehend sind. Aus -er anderen Seite war die Heraufsetzung des Goldkurses deswegen dringend geboten, weil die Preis bildung auf dem Warenmarkt sich von dem künstlichen Berliner Lollnkurs losgelöst hatte un- so eine Gold teuerung entstanden war, deren Abbau vielleicht noch manche Schwierigkeiten mit sich bringen dürfte. Ist das gelungen, so wird das Bestreben dahingehen, die Verhält nisse möglichst stabil zu machen. Vorläufig wird also das Versprechen, die Papiermark mit der Ausgabe der Rentenmark in ein festes Verhältnis zu bringen, nicht ausgeführt. Sie kann also auch künftig jeden Tag höchst willkürliche Aufwärtsbewegungcn voll- sühren. Diese herbe Enttäuschung für das Gros der einer Hilfe am bedürftigsten Bevölkerung wird von den maß geb.rd:u Personen damit erklärt, daß man selbst an zu- fiän-igcr Siebe nicht weiß, wie groß der Notenumlauf zurzeit ist. Erst wenn man einen überblick darüber hat, wieviel Nel.n nach Stillegung der Notenpresse ausgegeben sind, werde sich ein Überblick darüber gewinnen lasten, zu welchem Kurs die Papiermark eingelöst werden kann. Um die Rentenmark nach Möglichkeit vor der Entwertung zu schützen, will man sie möglichst vom internationalen Markt fernhatten. Sobald als möglich soll die Reichsbank voll gedeckte Goldnoten herausgebeu, die im internationalen Warenverkehr tauschfähig sind. Spekulaktonsverdot für Rentenmark, GManleihe und wertbeständ. Notgeld. Ausdehnung der Devife ugesetzgebung. In einer neuen Verordnung der Neichsregierung werden die für Reichsmark gellenden Bestimmungen der Valutaspekulationsverordnung auf Rentenmark, wert beständige Anleihe -es Deutschen Reiches (Goldanleihe) und auf mit Genehmigung des Reichssinanzministers aus- gegebenes wertbeständiges Notgeld ausgedehnt. Danach unterliegt der Erwerb ausländischer Zahlungsmittel gegen Rentenmark, Goldanleihe oder wert beständiges Notgeld den gleichen Beschränkungen wie -er Erwerb gegen Reichsmark. Ferner ist die Be leihung ausländischer Geldsorten mit Rentenmark, Gold anleihe und wertbeständigem Notgeld verboten und die Beleihuna ausländischer Devisen mit solchen inländischen