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Nachrichten für Naunhof und Umgegend (Albrechtshain, Ammelshain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Grdmaunshain, Fuchshain, Trotz- und Kleinsteiuberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomtzeu, Staudtni-, Threua afw.) Dieses Blatt ist amtliches Organ des Stadtgemeinderates zu Naunhof; es enthält die Bekanntmachungen des Bezirksverbaudes der Amtshauptmannschaft Grimma und des Finanzamtes zu Grimma. ; «nzei-enpret-r Die «gespaltene Petttzetle 80 Ml»., amtliche 1S0MK.. Reklame.! r teil (3gesp.) ISO Mk.. kleine und Familienanzeigen 50 Mk. mal Schlüsselzahl k ; 800000. Tabell. Satz 50'/, Aufschlag. Bei undeutlich geschriebenen, sowie durch r : Fernsprecher aufgegebenen Anzeigen find wir für Irrtümer nicht haftbar. r Druck und Verlag: Gü«r ck Eule, bei Leipzig, Markl ». Nummer 124 Freitag, den 19. Oktober 1923 34. Jahrgang Fernruf: Amt Raunhof Rr. 2. ; wScke«tliA s «Olt Dienstaa, Donner-taa. Sonnabend, noch«. 4 Uhr - Wöchentlich W. 65OOOWO - mit Au-tr, Post : einfchl. der Postgeb. monatlich nach Schlüsselzahl. Im Kalle höherer Gewalt, Krieg, r Streik oder sonstiger Störungen des Betriebes, hat der Bezieher keinen Anspruch : auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. Amtliches. Der Teuerungszuschlag zu den Estenkehrlöhnen betrügt ab 8. Oktober 1923 das ssooovvs fache -er Grun-laxe. Grimma und Colditz, 15. Oktober 1923. Die Amtshauptmannschaft. Die Sladträle. Zufolge Notverordnung vom 5. Oktober 1923 (G. Bl. S. 475) ist auf die für das Rechnungsjahr 1923 noch ge>chulüete Staats- grundsteuer ein- sofortige Abschlagszahlung zu entrichten. lieber di« Abschlagszahlung gehen den Steuerpflichtigen schrift liche Zahlungsaufforderungen nicht zu; die Köhe der Abschlagszahlung mutz sich jeder Steue,pflichtige in nachstehender Weise selbst berechnen. . . Die Abschlagszahlung beträgt ein Vielfaches des unter ä des Grundfteuerdescheids jür das Rechnungsjahr 1922 sestgesiellten Steuerwerk des Steuergegenstandes (Grundstück, Erbbaurecht, Gebäude aus fremdem Grund und Boden), und zwar a) bei roggengrundsteuerpfllchtlgen (d. h. landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen ober gärtnerischen) Grundstücken das 350 fache des Steuerwerk, b) bet den übrigen Grundftücksorten (;. B. Wohngrund- ; stücke, bebaute und unbebaute gewerbliche Grundstücke) das 225 fache des Steuerwerk. Don dem berechneten Betrage find 25 v. L. als Abschlags zahlung aus den Gemetndezuschlag autzerdem zu entrichten. Wird die Gesomtabschlagszohlung nicht rechtzeitig entrichtet, so ist sür jeden der Fälligkeit der Abschlagszahlung folgenden ange- - sangenen Kalendermonat (—vom >.November d. I. ab) ein Zuschlag z von 50 o. K. der rückständigen Abschlagszahlung zu entrichten. Gegen Säumige wird die zwangsweise Beitreibung durchgesührt werden. Naunhof, am lö. Oktober 1923. Der Stadlral als Glundsteuerbehörde. Der Wafserzins sür das fett -er letzten Ablesung entnommene Master Johr) beträgt 10 Millionen Mark je cbm. Der Preis wird bei der jetzigen Ablesung sofort etngehoden. Wassermkffermtete wird bis aus weiteres nicht erhoben. Der Betrag hierfür ist tn den Wasterprets eingerechnet. Wenn tn einem Grundstücke mehr als ein Messer ausgestellt wir-, dletbt die Nach forderung eines entsprechenden Betrags voibehalten. Naunhof, am 18. Oktober 1923. Der Bürgermeister. Klelne Zeitung für eklige Leser. * Die Zusammenkunft zwischen dem deutschen Reichskanzler und dem österreichischen Bundeskanzler Dr. Seipel soll nun mehr am 21. Oktober erfolgen. .. * Dom 18. Oktober an werden die Telegraphen- und Fern sprechgebühren verfünffacht. * Präsident der neuen Rentenbank soll der frühere preußi sche Finanzminister Dr. Lentze werden. * Die Eisenbahner im besetzten Gebiet verhandeln noch mit den französischen Stellen über Art und Umfang der Einstellung zum Dienst. * Masarvk, Präsident der tschechoslowakischen Republik, weilt in Pari- und tauscht mit Millerand Verbrüderung-- reden au». Ser neue Schritt Deutschlands. »PotncarS macht die .Rückkehr zur Arbeit" im Ruhr gebiet zum Vorwand für die Errichtung einer vollständigen wirtschaftlichen und politischen Kontrolle. ! Er unterstellt französischer Verwaltung den einzigen Teil Deutschlands, aus dem im besten Falle für lange Zeit irgend- - welche Entschädigungen kommen können und erschüttert zu gleicher Zett bis in die Grundlagen den ganzen deutschen Staat, mit dem allein endgültige Unterhandlungen einge- ! gangen werden können." So schreibt ein liberales englische- Blatt. Treffender ! kann die gegenwärtige Situation, kann die Politik Potncarss nicht gekennzeichnet werden. Und tn diese Situation, diese ! Politik hinein erfolgt ein neuer Schritt Deutsch- land- tn Paris, der soeben durch unsern Geschäftsträger ! v. Hoesch bei einem Besuch PoincarSs unternommen wurde. Zweifellos wird damit die Absicht der deutschen Re- gierung kundgetan, die Frage der Sachlieferungen irgendwie ins Rollen zu bringen. Zwar haben die Franzosen durch Verhandlungen mit den Industriellen sich Sachlieserungen gesichert, fahren ebenso fort, Kohlen und Koks zu beschlag nahmen; das alle- ist aber solange kein Schritt für die wirk liche Wiederaufnahme der Arbeit im Ruhrgebiet, bleibt eine praktische Unmöglichkeit, als die Frage der Bezahlung dieser Sachlieferungen nicht geregelt ist, solange das Reich nicht zu Abmachungen mit Frankreich über die Frage der Ent- ! schädiguna an die Lieferanten gekommen ist. In den be kannten Leitsätzen, die bei Beginn der Verhandlungen zwischen den Industriellen und Degoutte der Reichsregierung unterbreitet worden waren, findet «sich auch als erster die — selbstverständliche — Forderung, sowohl für die geraubten Kohlen wie für die zukünftigen Lieferungen vom Reich Be Zahlung zu erhalten. Das heißt also, das Verhältnis wieder herzustellen, wie es vor der Einstellung der deutschen Sach lieferungen eingerichtet war, denn wenn das Reich diese Zahlunaen verweigert, können die Werke weder produzieren noch liefern, weil sie ja von Frankreich Bezahlung nicht er- . halten, sondern der Betrag .dem deutschen Reparationskonto gutgeschrieben" wird. , ' Aus äsm sächsischen kanätags Dresdener Parlament spielte sich ein scharfer Kampf Erklärung der Rktchsregieruv Erklärung der Rkichsregierung. 1 des Beamtentums verlangt wird, entstand ein ungeheurer Lärm. Der Ministerpräsident warf den Beamten vor, daß viele von ihnen ihre Hanpttätigkeit in der Abhebung des Gehalts erblickten. Auch der Abg. Dehne, obwohl er Mitglied einer republikanisch-demokratischen Partei sei, stände seinem Minister nicht in dem Maße zur Seite, wie man es von einem Ministe rialdirektor verlangen könnte. Wegen dieses Angriffes auf einen Abgeordneten wurde der Ministerpräsident vom Vize präsidenten Bünger zur Ordnung gerufen. Dr. Zeigner ging dann auf den Ausnahmezustand ein, den er scharf geißelte. Unter anderem erwähnte er die neuesten Verordnun gen des Generalleutnants Müller, nach der die gesamte Polizei Sachsens dem Wehrkreisobrrkommando unterstellt sei. Er er klärte, der Staat müsse sich auch gegenüber dem Militär durch setzen. Da- V-rbat der fLchftfche« Huudertfchaften. Dresden. Die Wchfische Negierung erläßt eine Er klärung, in der ste gegen das vom Wehrkreiskommando 4 an geordnete Verbot der proletarischen Lunderlfchasten Stellung nimmt. Die Regierung erklärt, ste habe gegen das Verbot grundsätzliche Bedenken, well die »Verfassungstreue und die Entschlossenheit der proletarischen Lundertschaften, die Republik gegen alle Angriffe zu verteidigen, nicht bestritten werden könne.* Sie werde ihre Bedenken auch tn Berlin aussprechen. Abgeordneter Meier ZivMommiffar für Sachsen. Berlin, 17. Oktober. Die Ernennung des sozialdemo kratischen Abgeordneten Meier-Zwickau zum Zivilkommissar des Wehrkreiskommandos 4 ist heute vormittag erfolgt. Meier gehört der sozialdemokratischen ReichstagsfraMon an. In den letzten Tagen sind über die Verhältnisse in Sach- sen Berichte in die Öffentlichkeit gelangt, die eine weit gehende Beunruhigung hervorgerufen haben. Von den zu- stäiwigen Stellen wird die Entwicklung dieser Verhältnisse mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Die Reichsregierung wird unter allen Umständen dafür Sorge tragen, daß die Aufrechterhaltung verfassungs- und gesetzmäßiger Zustände gewährleistet wird. So lautet eine in Berlin herausgegebene amtliche Er klärung. Während dem spitzt sich die Lage in Sachsen selbst zu einem offenbaren Konflikt zwischen dem Militärbefehls. Haber und der sächsischen Negierung zu. Die Regierung be- zweifelt die Nechtsgültigkeit der Verfügungen des General- v. Müller gegen die proletarischen Hundertschaften rückhalt los. Der Militärbesehlshaber bat dagegen eine neue Maß regel getroffen, indem diegefamtePolizeiundGen- dar m e r i e dem Befehl de? Wehrkreiskommandeurs unter steht mit der Begründung, daß die Polizei zur Überwindung etwaiger Widerstände gegen die Aufhebung der proletari schen- Hundertschaften und Aktionsausschüsse verwendet wer- den solle. Nach einer weiteren Mitteilung deS Wehrkreiskom mandos hat der erste Kongreß der sächsischen proletarischen Abwehrorganisationen trotz des Verbotes des militärischen Befehlshabers stattgefunden. Es sei möglich, daß das Ver bot der Hundertschaften und Aktionsausschüsse auf scharfen Widerstand stoße, der unter Umständen nur durch Einsatz von Truppen gebrochen werden könne. Im Dresdener Parlament spielte sich ein scharfer Kampf ab, bei dem die bürgerlichen Parteien und der Ministerpräsident zusammenstießen. Die Abgeordneten der drei bürgerlichen Parteien sprachen der Regietung ihr Mißtrauen auS, wäh rend die Redner der Sozialdemokratie und der Kommunisten der Regierung ihr vollstes Vertrauen bekundeten. Minister präsident Dr. Zeigner wandte sich gegen die Ausführungen der drei bürgerlichen Redner. Als er auf den Passus der Re gierungserklärung zu sprechen kam, in dem eine Säuberung Dresden, 17. Oktober. In der heutigen Sitzung.des sächsischen Landtags kam es zu einem sensationellen Zwischenfall, als Ministerpräsident Dr. Zeigner einen Brief des Milt- tärbefehlshabers verlas, in dem General v. Müller auf eine Rede des kommunistischen Ministers Bött chers in Leipzig bezug nimmt. Am Schluß deS BriefeS sagte General Müller: »Ich habe bei allen meinen bis herigen Maßnahmen die Mitarbeit der sächsischen Regie- nmg als Voraussetzung genommen, für deren Fortfüh rung bitte ich Sie zu den Ausführungen des Minister- Böttchers Stellung zu nehmen und mir mitzutetlen, ob sich das Gesamtmini st ertummitdenAuSfüh- rungen des Herrn Böttchers einverstanden erklärt, oder ob es davon abrückt. Für den letzten Fall muß ich, um klare Verhältnisse zu schaffen, ersuchen, daß die sächsische Regierung die mir gegeben« Erklärung im Wortlaut in der Presse veröffentlicht. Gleichfalls bitte ich nm Mitteilung von Maßnahmen, die derartige Entglei sungen von Ministern zu verhindern, imstande sind." Ministerpräsident Dr. Zeigner sagte, das Parlament habe keinen Sinn und keine Macht mehr, wenn es sich solche Dinge gefallen läßt. Es erscheint demnach zweifelhaft, o b die sächsische Regierung überhaupt auf den BriesdesMilitärbefehlshabersantworten wird. Jedenfalls wächst die Spannung zwischen sächsischer Negierung und Militärbefehlshaber von Tag zu Tag. Damit wird das gesamte Problem der Zahlungsfähig keit Deutschlands angeschnitten. Weigert sich Poincarö irgendwie auf deutsche Vorschläge einzugehen — was er wohl wieder offen oder verklausuliert tun wird —, so kann Deutschland nun nicht einfach durch Privatabmachungen mit Lieferanten die Zahlungen decken, sondern — und das ist wohl auch die Absicht Poincarss — muß die ganze Sache vor die Reparationskommisflon bringen. Und das heißt, ihre Erledigung verzögern. »Wenn Poincarö seinen Willen durchgesetzt hat, mögen vielleicht Unterhandlungen beginnen. Es ist aber nicht recht kl-ar, was bann für ein Unterhandeln überhaupt noch übrig sein wird," schreibt jene englische Zei tung. Weil er bis dahin sein Ziel, die politische und wirtschaftliche Unterjochung des besetzten Ge- bieies, erreicht haben wird. Deutschland kann aber gar nicht »aus menschlichen Er wägungen heraus" nun das gesamte Ruhrgebiet nach wie vor unterhalten. Damit würde es den Rest Deutschlands ganz ruinieren. Es m u ß einfach derartige Zahlungen ab- lehnen, wenn nicht die Regelung von Staat zu Staat er folgt. Obwohl zweifellos in Paris dann wieder über den »mangelnden guten Willen" Deutschlands geschrien und ge schrieben werden wird. In dem Brief Dr. Stresemanns an Stinnes hat der Reichskanzler auch Viesen Standpunkt gan- offen zum Ausdruck gebracht. Frankreich will das parieren durch die Einziehung der Steuern im besetzten Gebiet; ein offenbar von Poincarö beeinflußter »Temps"artikel deutet das an. Oder man greift zu anderen Zwangsmaßnahmen. Die Lage ist also außerordentlich verwickelt, zumal ja gleichzeitig von Belgt e n und — wenn auch mit geringem Nachdruck — auch von England aus versucht wird, das Reparationsproblem, zu dem ja die Sachlieferungen auch ge- hören, in seiner Gesamtheit ins Rollen zu bringen. Aber alles hängt von der Entscheidung in Paris, von der Antwort ab, die Poincarö auf unsere Vorschläge machen wird. Und über diese soll man sich wirklich keinen großen Hoffnungen mehr hingeben. Weigert sich Frankreich, irgendwie einzugehen auf das, was wir ihm zu sagen haben, so wird es sehr bald vor vie Notwendigkeit gestellt sein, nun vonsichausdie Ver hältnisse tm Ruhrgebiet zu ordnen, es überhaupt erst wieder auf die Beine zu stellen, ehe es an seine »Ausbeutung" heran- geht. ES muß dann selbst erst seine „produktiven Pfänder" — produktiv machen. Die Franzosen in Essen. BeabsichtigensiedauerndenAufenthaltf Nachdem bereits eine größere Anzahl von öffentlichen Gebäuden, Schulen, Hotels unv Privatwohungen, rund 4VVV Zimmer beschlagnahmt worden sind, ist nunmehr an ' daS Bcsatzungkamt Essen der Antrag auf Bereitstellung von 31V Wohnungen mit insgesamt 1045 Zimmern gestellt wor- den. Dazu kommt bei jeder einzelnen Wohnung, die voll ständig möbliert sein muß, die Bereitstellung einer Küche und eines Mädchenzimmers. Während es bisher den Angehöri gen der Besatzungsmächte nistt gestattet war, mit ihren Fa milien zusammen zu leben, ist diese Bestimmung jetzt offen bar aufgehoben. Das Besatzungsamt muß auch sür Heiz material und für die Beheizung Sorge tragen. Die Anforderungen bedeuten sür die Stadt Essen eine ungeheure Last, da eS in Essen 20 000 Wohnungsuchende gibt. Außerdem sind Stallungen für 380 Pferde angefordert wor den. Da nicht genug Stallungen vorhanden sind, ist die Stadtverwaltung genötigt, Neubauten auszusühren, Essen gehört nicht zum altbesctzten Gebiet, welches das linke Rhein user und die drei Brückenköpfe umfaßte. * ' > Fortsetzung der Gelddiebstssyke. Von der französischen Besetzung-behörde sind au- der Tageskasse der Reichsbankstelle Düsseldorf 42 Billionen ! Mark fortgenommen worden. Die belgische Besetzungsarmee nahm aus den Tageskassen der Reichsbanfftelle Aachen 6 Bil lionen Mark fort. In der Reichsbankstelle Krefeld wurden 6 Billionen Mark gewaltsam fortgenommen. Kahrs neue Verfügung. Teilnahme an sozialistischen Selbstschutzverbänden verboten. München, 17. Oktober. Durch eine amtlich bekanntgtzg ebene Ver ordnung des General st aatSkommisfartats vom 16. Oktober 1923 wird allen Personen, die in Bayern ihren Wohnsitz oder Aufenthalt haben, die Zugehörigkeit zu ! einem Sicherheit»- oder Selbstschutzverband oder ähnlichen ! Einrichtungen der Bereinigten Sozialdemokratischen oder her ! kommunistischen Partei auch außerhalb Bayerns verböte« und die Teilnahme an Übungen, Veranstaltungen »der Zu-