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2834 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhanbcl- Nichtamtlicher Teil. 54, 6. März 1909. ganz kompletten Exemplars der ersten Ausgabe des Block buchs von der Offenbarung Johannis, etwa 1440, wahr scheinlich französische Arbeit. Das Stück wurde mit 10 000 X angeboten, ging dann durch das Gebot eines Pariser Händlers gegen den Auktionator auf 25 000 ll. Dann trat der bekannte englische Antiquar Quaritch auf — man sagt, im Auf träge von I. P. Morgan —, sowie ein Wiener Händler, und die Gebote stiegen bis 50 000 X. Nun trat als letzter Kämpe Jules Thibault aus Paris gegen Quaritch auf, um das kostbare Stück endlich mit 86 000 L zu erwerben. Man geht wohl nicht fehl, wenn man als eigentlichen Käufer hinter Thibault den Baron Edmond de Rothschild annimmt. Die Erregung und die Unruhe nach diesem Verkauf — der größten Summe, die jemals in Deutschland oder Österreich für ein Druckwerk gezahlt worden ist — schadete dem Verkauf der Dürerschen Holzschnitte, von denen den höchsten Preis — 76 I( — ein sehr schöner Abdruck des berühmten Blattes »Christus in der Vorhölle« erzielte. Schillers Rheinische Thalia. — Bei der in den Tagen vom 8. bis 10. März bei Max Perl in Berlin stattfindenden Auktion der Bibliothek Grote wird in der stattlichen Reihe der Seltenheiten auch das erste Heft der von Schiller herausgegebenen »Rheinischen Thalia« zum Ausgebot kommen. Das seltene xemplar, das Karl August gewidmet und mit den Worten unter- eichnet ist »Mannheim, den 14ten des Lenzmonats 1785 unter- thänigst gehorsamster Friedrich Schiller«, enthält ans Blatt I folgende »Entschuldigung. »Weil einige Aufsätze in diesem ersten Heft der Thalia weitläufiger ausgefallen sind, als der Herausgeber anfangs ver mutete, und es ihm doch nicht schicklich schien, sie zu trennen, so mußten natürlicherweise mehrere Artikel, wozu er sich in den Anzeigeblättern verbindlich machte, für diesmal ausge- schlossen werden. Vorzüglich gilt dies von der dramaturgischen Geschichte des Mannheimer Nationaltheaters, welche ich ungerner als jeden anderen Aufsatz abreißen möchte, und deswegen für das zweite Heft meiner Thalia bestimme. Eben das rechtfertige auch mein Stillschweigen von den übrigen Punkten. Das Publikum verliert bei dieser Einrichtung nichts, weil es ihm einerlei seyn kann, ob der Verfasser sein Versprechen am Ende eines jeden einzelnen Hefts, oder am Ende des ganzen Jahrgangs erfüllt hat. »Da nur der kleinste Teil meiner Herren Subskribenten sich mir genannt hat, so mußte mein Vorsatz, sie dem ersten Heft der Thalia vorandrucken zu lassen, unterbleiben. Diejenigen Liebhaber, welche nicht unterzeichnet» haben, empfangen das Journal in der Schwanischen Hofbuchhandlung zu Mannheim, das Heft um den erhöhten Preis von einem halben Konven tionstaler oder einem Gulden zwölf Kreuzer.« Als Göschen den Verlag der »Rheinischen Thalia« übernahm und die Zeitschrift als »Thalia« erscheinen ließ, druckte er das erste Heft nochmals, die Einteilung ist aber etwas abgeändert. Exem plare des Heftes im ersten Druck gehören zu den größten Selten heiten. (»B. Z. am Mittag«.) (Hegen die Plakatsteuer. — Am 25. Februar fand in Berlin im Festsaale des Grand Hotel Alexanderplatz eine von dem Bildungsausschuß der Lithographen und Steindrucker berufene Versammlung statt, an der etwa 700 Personen teil- nahmen. Schriftsteller Carl Jahnke hielt einen Vortrag über das moderne Künstlerplakat und seine Bedeutung für das öffent liche Leben. Er schilderte die Entwicklung des Plakat- und Reklamewesens in den letzten dreißig Jahren und dessen Einfluß auf den geschäftlichen Verkehr. Während noch vor dreißig Jahren der Reklame ein gewisses Odium angehaftet habe, bilde sie heute einen stark entwickelten Faktor im Geschäftsleben, dessen niemand entraten könne. Mit dem wachsenden Wettbewerb seien auch die Ansprüche an die Reklame gew.ichsen, und so habe sich das moderne Plakat entwickelt. Als B. Sütterlin durch sein Plakat zur Berliner Gewerbeausstellung mit der alten Überlieferung brach, fand er heftigen Widerspruch, heute aber bilde das moderne, großzügige, mit wenigen Farben wirkende Plakat ein Knlturmittel, es stelle die Kunst der Straße dar, die Kunst des Volkes, das keine Museen besuche und keine Bilder kaufen könne. Darum sei die geplante Plakatsteuer, durch die die Plakatindustrie ruiniert werde, auch ein Angriff auf ideale Güter der Menschheit. Durch diese Steuer werde diese Kunst des Volkes vernichtet, die in Jahr zehnten mühsam aufgebaut sei. — Die Versammlung zollte dem Redner lebhaften Beifall. Nach ihm sprach der Vorsitzende des Verbandes der Litho graphen und Steindrucker Herr Sillier. Er wies darauf hin, daß schon jetzt unter dem Einfluß der drohenden Steuer die Plakatindustrie geschädigt sei und die Arbeitslosigkeit großen Umfang angenommen habe, die sich bei Inkrafttreten eines solchen Gesetzes noch erheblich vermehren und ein blühendes Gewerbe ruinieren werde. Weiter wies er zahlenmäßig nach, daß die Steuersätze große Ungerechtigkeiten zeigten, indem das Verhältnis zwischen Herstellungspreis und Steuer beim ein zelnen Exemplar ganz verschoben sei; so wechselten diese Zahlen derart, daß bei dem einen Plakat der Herstellungspreis sich auf 3 die Steuer auf 6 H belaufe, bei anderen stelle sich das Verhältnis wie 5:9, 7:18, bei den Buchdruckplakaten sogar auf 2:10 und 2:21!! Schließlich schilderte noch als Vertreter des Buchbinder Verbandes Herr Harder den schädigenden Einfluß der Plakat steuer auf diesen Gewerbszweig, der die in den letzten zwei Jahren bereits zur doppelten Höhe angewachsene Arbeitslosigkeit noch zu vermehren drohe. Die Versammlung nahm eine von dem Versammlungsleiter Herrn Haß vorgetragene Erklärung einstimmig un, die ausführt, daß die Plakatsteuer zu einer starken Einschränkung der Reklame führen und dadurch Unternehmer, Künstler und Arbeiterschaft schwer treffen, in vielen Fällen aber den Ruin bedeuten würde: sie werde für das lithographische Gewerbe verhängnisvoll werden und den erhofften Steuerbetrug niemals erbringen; die Versamm lung erwarte deshalb, daß der Reichstag den Gesetzentwurf ab lehne. (Papierzeitung.) * Postscheckkonten. (Vgl. Nr. 15—53 d. Bl.) — Weiter Firma: Oscar Rothacker Po st scheckamt: Konto- Nr. (Urban L Schwarzenberg) Berlin 476 Karl I. Trübner (Straßburg i. E.) Karlsruhe 1346 Urban «k Schwarzenberg Berlin 476 Hugo Zierfuß (Inh. Martin Cohen) Nürnberg 76 Verein für öffentliche Gesundheitspflege. — Der Verein für öffentliche Gesundheitspflege wird auf Einladung der Züricher Behörden im diesem Jahre vom 7. bis 11. September in Zürich tagen. Die Tagesordnung wird folgende Beratungs gegenstände umfassen: Fürsorgestellen für Lungenkranke, Konserven als Volksnahrung, Hygiene der Heimarbeiter, Bekämpfung der Rauchplage in den Städten, kommunale Wohnungsfürsorge mit Berücksichtigung der Verhältnisse in Zürich. Briefporto nach China und Marokko. (Vgl. 1908 Nr 143, 295 d. Bl.) — Viele Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Warenproben und Geschäftspapiere) nach Orten in China und in Marokko mit deutschen Postanstalten werden erfahrungsgemäß immer noch nach der Auslandstaxe von den Absendern frankiert. Das ist nicht nötig. Seit dem 1. Juli 1908 sind solche Sendungen zur Jnlandstaxe zur Postbeförderung zugelassen, also genau so, als ob diese Orte in Deutschland selbst lägen. Natürlich gelten auch dieselben Gewichtsgrenzen wie im Jnlandsverkehr (Briefe 250 », Drucksachen und Geschäftspapiere 1 Irz;). Welche Orte in Frage kommen, ergibt sich aus Seite 4 der Posttarife zum Offiziellen Buchhändler-Adreßbuch unter: Deutsche Postanstalten im Schutzgebiet und Ausland. Ober-Postassistent Langer. * Busttag in Sachsen. (Vgl. Nr. 35, 41, 47, 50 d. Bl.). — Auf den Bußtag in Sachsen, Mittwoch den 10. März, sei für den Verkehr mit Leipzig wiederholt aufmerksam gemacht.