Volltext Seite (XML)
Nr. Luther über sein« Reichserneuerungspläne. Bildung von Reichsprovinzen. Vor einiger Zeit wurde unter der Führung des ehe- maligen Reichskanzlers Dr. Luther der „Bund zur Er Neuerung des Reiches- begründet. Es entwickelten sich damals ziemliche Auseinandersetzungen zwischen den ver schiedenen Parteiblättern über die Ziele, denen der Bund zustrebe. Dr. Luther hat nun soeben in einer Unterredung einige Richtlinien gezogen für die Arbeit des Bundes. Im Vordergründe standen die Fragen nach einer anderen Einteilung der Länderabgrenzungen bzw. die Schaffung von sog. Reichsprovinzen. Dr. Luther bemerkte dazu, daß verwaltungsgemäß in Süddeutschland und in Sachsen die Verhältnisse übersichtlicher lägen als in weiter. Teilen Norddeutschlands, weil sich die Bezirke der großen Reichsverwaltungen, wie Finanzverwaltung und Landes arbeitsamt, in der Hauptsache mit den Ländergrenzen decken oder sich ihnen einfügen. Ein Fall wie der des Landesarbeitsamles Nordmark, zu dem sechs Staaten gehören, nämlich außer Preußen Hamburg, Mecklenburg- Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Lübeck und Oldenburg mit seiner Exklave Eutin, bestehe in Süddeutschland nicht. Verfassungsmäßig sehe der Vorschlag des Bundes davon ab, für die südlichen Länder die Umwandlung in Pro vinzen des Reichslandes zu empfehlen, sondern stelle diesen Entschluß ganz in das freie Ermessen dieser Länder, übrigens baue der Bund auch sonst in seinen der Öffentlichkeit noch unbekannten Einzelarbeiten grund sätzlich auf dem freien Entschluß aller beteiligten Länder, besonders Preußens, auf. Die Aufräumung der En- und Exklavenfrage würde nach Dr. Luthers Meinung sicherlich Nutzen bringen. Ent scheidend aber komme es hierauf nicht an, da das Schicksal des deutschen Volkes nicht von der Bereinigung dieser Kuriositäten unseres Staatsgebäudes abhänge, sondern von der sachgemäßen Gestaltung der Zentralstaatsgewalt des Reiches nebst richtiger Behandlung der Länderfrage und der Selbstverwattungsfrage. So lange würde, wie Dr. Luther sagte, eine Entwick lung zu Groß-Preußen jedenfalls gefährlich bleiben, als nicht die Vereinigung der Reichsgewalt mit der preußi schen Staatsgewalt erfolgt sei. Die grundsätzliche Lösuna aber heiße: Beseitigung des Dualismus zwischen Reich und Preußen unter Erhaltung des preußischen SlaatS- Zusammenhanges. Für bedingungslose MeiÄMdrüunumg Beschlüsse im Haug. Auf dem Internationalen Sozialisten- kongreß im Haag gab namens der französischen Sozialistischen Partei Paul Faure die Erklärung ab, daß die Besetzung des Rheinlandes nicht mehr gerechtfertigt sei. Man solle es vermeiden, mit der Räu mung, die sofort und nicht erst 1935 erfolgen solle, finanzielle Forderungen zu verknüpfen, weil dies die Er ledigung der Besetzungsfrage nur erschwere. Die Räu mung dürfe überhaupt nicht zum Gegenstand eines Han dels gemacht, könne lediglich in Verbindung gebracht wer den mit der Abrüstung. Die Kontrolle der Durchführung dieser Abrüstung bedeute gleichzeitig eine genügende Kon trolle auch über das Rheinland und die Abrüstung Deutschlands. Als Abschluß dieser Debatte nahm der Kongreß eine Entschließung an, in der gegen die Rüstungen der Völker und gegen die Bedrückung der nationalen Minderheiten protestiert wird. Die Kundgebung erinnert gleichzeitig die Alliierten an ihre Versprechungen hinsichtlich der obliga torischen Schiedsgerichte, der Abrüstung, der Rheinland- räumung und der Wiederherstellung der deutschen Hoheit im Saargebiet und spricht sich gegen den Faschismus und den Bolschewismus aus. Des weiteren beschäftigte sich der Kongreß mit der Weltwirtschaftspolitik, gegen deren zuneh mende Vertrustung er sich in einer besonderen Entschlie ßung ebenso aussprach wke gegen die hochschutzzöllnerischen Bestrebungen; auch in allen Kolonialgebieten müsse die Politik der offenen Tür durchgeführt werden. Schließlich nahm der Kongreß noch eine Entschließung an, die das Selbstbestimmungsrecht und die Unabhängigkeit für China, Indien und Ägypten fordert. Ehemaliger Großherzog von Baden 1° Im Alter von 71 Jahren. Auf seinem Wohnsitz in Badenweiler ist der frühere Groß Herzog von Bade«, Friedrich H„ im Alter von 71 Jahren gestorben. Nationalfeiertage. Am 11. August wird auf allen Amtsgebäuden im Deutschen Reich neben den Landesflaggen die Reichsflagge gehißt, überall veranstalten die Behörden besondere Feiern, und die Reichsregie rung ist nach Berlin zurückgekehrt, um festlich den Tag zu be gehen, an dem sich das deutsche Volk vor neun Jahren eine Ver fassung gegeben hat. Alle Völker heben ein oder zwei Tage des Jahres aus dem Alltag hervor, um in jährlicher Wiederkehr Be gebenheiten zu feiern, die für das Staatsleben besonders wichtig geworden sind. Vor der Revolution beging man in Deutschland regelmäßig den 2. September festlich; in den Schulen fiel der Unterricht aus, überall wurden Feiern veranstaltet, die Straßen prangten im Flaggenschmuck, um daran zu erinnern, daß der große Sieg bei Sedan den Krieg von 1870/71 militärisch entschied und die Grün düng des Deutschen Kaiserreiches ermöglichte. Der 18. Januar, der Tag der Kaiserproklamation, ist dagegen niemals so volks tümlich geworden; er galt vor dem Kriege hauptsächlich als höfisches Fest, bei dem Ordensfeierlichkeiten stattfanden. Neben dem 2. September beging man dagegen in allen Bundesstaaten den Geburtstag des Landesherrn. Staatsrechtliche Aenderungen haben fast immer auch eine Aufhebung der bis dahin geltenden Nationalfeiertage und die Festlegung neuer Staasfeste zur Folge gehabt. In Frankreich wurden in der großen Revolution, die 1789 begann, alle Feste, auch die kirchlichen Feiertage aufgehoben; aber erst nachdem Robespierre im Jahre 1793 das Dasein des höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele dekretiert hatte, wurde in dem neuen Revolutionskalender auch eine Anzahl Tage fest gesetzt, die von der ganzen Nation gefeiert werden mußten. Mit der Aufhebung des revolutionären Kalenders wichen dann aber diese Nationalfeiertage wieder den kirchlichen Festtagen. Heute feiert man in Frankreich nur noch den 14. Juli, den Tag, an dem die Bastille in Paris gestürmt wurde, und der dann zum Ausgangspunkt der Revolution geworden ist. Am 14. Juli 1789 strömte das erregte Volk von Paris zusammen, um die von 8V Invaliden und 40 Schweizern verteidigte Bastille zu zerstören. In der Sowet-Union feiert man den 1. Mai, das Fest der internationalen Arbeiterschaft, und den 7. November, da am 7. November 1917 die Bolschewisten im Bürgerkrieg die Macht er rangen. In der Schweiz wird der dritte Sonntag im September als eidgenössischer Bettag gefeiert, in Ungarn der St. Stephans- tag am 20. August, in Belgien die Tage vom 21. bis zum 23. Juli zur Erinnerung an die Thronbesteigung Leopolds des Ersten und an die belgische Unabhängigkeitserklärnng. Der Geburtstag des Königs wird auch in England als Nationalfeiertag begangen, während Länder, die lange unter einer Fremdherrschaft zu leiden hatten, ebenso wie Belgien, den Tag der Unabhängigkeitserklä rung feiern. In Rumänien wurde das Königreich am 14. März proklamiert, Griechenland wurde an einem 25. März unabhängig, und in den Vereinigten Staaten ist der 4. Juli Nationalfeiertag, da an einem 4. Juli die Unabhängigkeit von England proklamiert wurde. In gewisser Weise kann man auch den amerikanischen Thanksgiving-day als Nationalfeiertag bezeichnen; er findet Ende November jeden Jahres statt, und das genaue Datum wird vom Präsidenten jeweils festgesetzt. In Spanien feiert das ganze Volk den 12. Oktober, den Tag der Entdeckung Amerikas, in Brasilien ist der 13. Mai Feiertag zur Erinnerung an den Sieg der Skla venbefreiung. In Italien hat Mussolini den Jahrestag des Marsches auf Rom als Geburtstag des neuen Italien zum Nationalfest erhoben. Nachklänge zum Wiener Sängerfest. Von Oskar Kabisch, Naunhof. Als unsere Naunhofer Sänger nach Wien fuhren, da sprachen wir in unserem Berichte über die Abreise die Hoff nung aus, daß die Sänger nach ihrer Heimkehr auch auf die Daheimgebliebenen aus ihrem übervollen Herzen ausströmen lassen mögen. Im Familienkreise, unter Freunden, am Stammtisch mag das genügend erfolgt sein, aber zu einem Bericht für alle, für die Oeffentlichkeit, ist es leider nicht ge kommen, obwohl doch jeder gern einmal von dem ausführ lich gehört hätte, was Naunhofs Sängerschar im schönen Wien sah und erlebte. Nur einer, der Vorsitzende vom Män nergesangverein, hat sich der Mühe unterzogen, und wenn auch der Bericht nichts vom Wiener Fest bringt, so erzählt er doch von der weiten Reise dreier wanderlustiger Sänger. D. R. Als ich vor nunmehr 41 Jahren als lustiger Handwerks- burfche den Wanderstab nahm, um Land und Leute kennen zu lernen, da stand es stets in meinem Sinn Rom, Neapel und ganz besonders den Vesuv zu bereisen. Leider wurde uns armen Buch druckergehilfen zu damaliger Zeit das Reisen in Italien sehr er schwert, da wir nur an den Grenzzahlstellen ein Viatikum er hielten. Nun sollte mir doch noch däs Wiener Sängerfest Ge legenheit bieten, daß mein sehnlichster Wunsch in Erfüllung ging. Vom Wiener Sängerfest zu schreiben ist nicht nötig, da das schon in den Nachrichten für Naunhof ausgiebig behandelt worden ist. Anschließend an dieses Wiener Fest unternahmen die Naun hofer Sangesbrüder verschiedene Touren. Das Doppelquartett zog nach dem schönen Graz, Gesangverein „Harmonie" nach Salz burg und der Männergesangverein mit seiner großen Teilnehmer zahl von 40 Mann unternahm verschiedene größere und kleinere Touren, die nach Salzburg, Berchtesgaden, über Schneefelder oder schließlich nach dem Süden, Italien, führten. Alle wurden be friedet von dem, was sie sahen und kennen lernten. Unsere Fahrt ging über den herrlichen Semmering, durch Steyermark, Kärnten nach der Grenzstation Tarvisio. Hier eine halbe Stunde Aufenthalt, Pässe heraus, Zollrevision. Im flotten Tempo fuhren wir dann Venedig zu. Venedig wird uns allen unvergeßlich bleiben. Diese Stadt mit 162 700 Einwohnern ist auf einer Gruppe von 117 Inseln erbaut. Dank seiner einzig artigen Lage, seinem durch die zahlreichen Marmorpaläste wun dervoll belebten Stadtbild, seiner glänzenden Vergangenheit, so wie seiner zahllosen Kunstschätze hat Venedig nicht seinesgleichen in der Welt. Zwei Tage Aufenthalt gab es hier für uns. Wir besichtigten Markuskirchc, Markusplatz, Dogenpalast, den berüch tigten Pozzi (grauenhaft dunkle Kerker, in denen die gefährlichsten Verbrecher gefangen gehalten wurden), Seufzerbrücke usw. Ein Bad in Lido an der schönen blauen Adria schloß den Aufenthalt in Venedig. Es folgte die Trennung; ein Teil reiste nach Verona, Gardasee, Bozen über den Brenner, während nur drei Mann, unter denen ich mich befand, über Padua, Bologna, Florenz nach Rom zogen. Rom, die Stadt mit über 650 000 Einwohnern, liegt mitten in einer vom Fuß der Sabiner Berge nach Südwesten sich streckenden welligen Ebene und wird vom Tiber durchflossen. Einst war Rom die Metropole des mediterranen Kulturkreises, der geistige Mittelpunkt der Welt. Heute ist es die „ewige Stadt", die Hauptstadt des Königreichs Italien. Unvergleichlich ist der Reichtum, den die Stadt an Kunstschätzen und Baudenkmälern aus römischer, päpstlicher und italienischer Zeit besitzt. In Rom solch eine Pracht, und Sehenswertes zu finden, erstaunte uns außerordentlich. Das Capitol, die Via Appia Antica, die Cata- komben des Callistus und St. Johann im Lateran usw.; alles besichtigten wir, aber leider ist immer die Zeit zu kurz. Bon der Pracht der Peterskirche (größtes Gotteshaus der Welt) und von dem Vatikan eine Schilderung zu geben, ist unmöglich, so über wältigend war der Eindruck. Ein kleines Mißgeschick ergab sich beim Betreten des Vatikans. Ein Schild in mehreren Sprachen gibt dort bekannt, daß Personen in ungeziemender Kleidung das Betreten des Vatikans verboten ist. Wir glaubten nun, daß unsere Kleidung den Vorschriften genügt, aber leider hatten wir uns verrechnet. Zwei waren allerdings schon durch die Sperre, der dritte aber wurde mit seiner fein geglätteten weißen Hose, SächWe vnd Lokale Mtieilnngen. Naunhof, den 11. August l S28 Merkblatt für den 1L und 13. August. Sonnenaufgg. 4- ( 4«) ft Mondausgg. 24" ( 1"i Sonnenuntergg. 19" (19") ff Monduntergg. 17" (18") 12. August. 1759: Niederlage Friedrichs des Großen bei Kunersdorf. 13. August. 1802: Nikolaus Lenau geboren. Vetter weiter veränderlich. Die Befürchtung, daß neue Tiefdruckwirbel die am Ende der Vorwoche einsetzende Besserung der allgemeinen Wetterlage stören würden, erwies sich als nur allzu be rechtigt. Am verheerendsten war das urplötzliche Vor dringen einer Depression, die in der Nacht vom Sonn abend zum Sonntag in Nordbayern und im Taunus zu der furchtbaren Wetterkataftrophe führte. Auch in den übrigen Teilen kam es zu verbreiteten Landregen mit ziemlich intensiven Niederschlagsmengen. Die Tempera turen lagen allgemein nicht unerheblich unter den nor malen Durchschnittswerten. Die nächsten Tage brachten uns ziemlich veränderliches Wetter: zwischendurch Sonnenschein, aber doch noch wiederholte Niederschläge. Mitte der Woche trat dann eine langsame Besserung der allgemeinen Wetterlage ein. Auch diesmal ist aber allzu großer Optimismus keineswegs angebracht. Von einer Stabilität kann auch in den nächsten Tagen keine Rede sein. Vielmehr muß man annehmen, daß nach einer vor übergehenden Besserung schon in wenigen Tagen neue Tiefdruckwirbel unser Wetter beunruhigen werden. Rentenzahlung an Kriegervollwaisen. Wie die Deutsche Beamtenbund-Korrespondenz mitteilt, hat der Reichsarbeitsminister durch Erlaß folgende Anordnung ge troffen: H Wenn ein versorgungsberechtigtes Kind Vollwaise wird, ent steht für das Kind ein neuer Anspruch, dem in einem besonderen Verfahren stattzugeben ist. Da bis zur Bestellung eines Vormun des immer eine gewisse Zeit verstreichen wird, die Zahlung der Gebührnisse aber weder sich verzögern noch unterbrochen werden soll, ist es zweckmäßig, bis zur amtlichen Kenntnis von der An schrift des Vormundes die zuständige Fürsorgestelle oder die mit ihren Aufgaben beauftragte Stelle unter Bestellung eines ihrer Beamten als besonderen Vertreter im Sinne des § 46 des Ver fahrensgesetzes heranzuziehen. Hierdurch werden schon Verzöge rungen in der Bescheidzustellung usw. vermieden. Der besondere Vertreter ist allerdings nicht ohne weiteres berechtigt, Zahlungen für den Vertretenden in Empfang zu nehmen. Es bestehen aber keine Bedenken, während der Uebergangszeit bis zur Bestellung des gesetzlichen Vertreters Zahlungen für die Vollwaise an die Fürsorgestelle usw. zuzulassen, wenn diese Stellen der Versor gungsbehörde gegenüber für die Sicherstellung der Verwendung der Rente im Interesse der Mündel ausdrücklich Gewähr leisten. Bei dieser Sachlage erscheint es ausgeschlossen, daß der gesetzliche Vertreter nach Uebernahme seines Amtes späterhin Schwierig leiten machen könnte. Von den Versorgungsbehörden ist in jedem Falle auf die möglichst schnelle Bestellung eines gesetzlichen Vertreters hinzu wirken. Oie Kraftfahrzeuge m Sachsen. (Mitteilung des statistischen Landesamtes.) Am 1. Juli 1928 wurden in Sachsen 104 976 Kraftfahrzeuge (ohne die der Reichspost und Reichswehr) gezählt, das sind 28300 oder 36,9 v. H. mehr als zur gleichen Vorjahrszeit. Vom 1. Juli 1926 bis zum 1. Juli 1927 war der Bestand nur um 17 593 ge stiegen. Unter den Mitte 1928 vorhandenen Kraftfahrzeugen be befanden sich 41779 (Mitte 1927 34 546) Großkrafträder, 37 351 <27 787) Kraftwagen, die vorzugsweise der Personenbeförderung dienen, und 13 543 (10 226) Kraftwagen, die hauptsächlich für die Lastenbeförderung bestimmt sind. Die Kleinkrafträder haben sich von 3 049 auf 10 708 vermehrt. Dazu kommen noch 144 (133) Kraftwagen für Feuerlösch zwecke, 80 (53) selbstfahrende Straßenreinigungsmaschinen und 1371 (932) Zugmaschinen ohne Güterladeraum. In diesem Jahre ist erstmalig das Herstellungsland der Krafträder, Personen- und Lastkraftwagen erfragt worden. Es ergibt sich, daß 1742 oder 3,3 v. H. der insgesamt ermittelten Krafträder, 6 308 oder 16,9 v. H. der Personen- und 1 445 oder 10,7 v. H. der Lastkraftwagen nicht aus deutschen Fabriken stammen. Bezieht man die Zahl der Kraftfahrzeuge auf die Bevölke rungszahl, so ergibt sich, daß bei der letzten Bestandsaufnahme auf 48 Personen 1 Kraftfahrzeug entfiel gegen 65 Personen Mitte 1927 und 85 im Jahre 1926. Auf 1 Quadratkilometer Grund fläche kamen in Sachsen Mitte dieses Jahres 7 Kraftfahrzeuge, Sporthemd, Strohhut und photographischen Kasten, nicht herein gelassen. Nur dem Bemühen unseres schweizerischen Führers war es zu danken, daß auch der Dritte vom Portier ein Jackett erhielt und nun konnte die -Besichtigung erfolgen. Nach 31^ stündiger Fahrt ging es anderen Tages nach Neapel. Neapel ist mit 920 000 Einwohnern die volksreichste Stadt Ita liens und nächst Genua auch der größte Hafen, das wichtigste kommerzielle und intellektuelle Zentrum im Süden der Halbinsel, breitet sich am weiten Bogen eines der schönsten Golfe der Welt aus und wird vom Vesuv, „seinem Schrecknis" und seinem .,Stolz", beherrscht. Neapel ist eine lärmende und fröhliche Stadt, sorglos und leidenschaftlich, einer der verführerischsten Plätze der Welt. Nachdem wir unser Hotel aufgesucht hatten, wurde das Aquarium besichtigt, (eine große Sehenswürdigkeit) und Photo graphische Aufnahmen unter den Palmen gemacht sowie eine Gondelfahrt unternommen. Anderen Tages besuchten wir den Besuv und fuhren mit der Bahn nach Resina-Puggliano, von dort mit der Zahnradbahn, später Drahtseilbahn in steiler Höhe nach dem Krater des Vesuves. Unvergeßlich wird uns dieser Anblick bleiben. Dichte Rauchwolken stiegen empor, von Zeit zu Zeit er folgten Explosionen, wobei Massen von glühendem Gestein, Asche emporgeschleudert wurden. Einen herrlichen Rundblick hatten wir vom Vesuv. Auf der einen Seite Pompeji, aus der anderen Seite den Golf von Neapel. Anderen Tages führte uns das Schiff nach Sorento, zur Insel Capri (blauen Grotte). Hier er frischte uns ein Bad im Meer. Am späten Nachmittag kehvten wir dann nach Neapel zurück. Nun wurde die Heimreise ange treten und über Rom, Livorno, Pisa, Genua, Mailand, Como, Ciasso, durch St. Gotthard nach Luzern, Basel, Frankfurt er eichten wir Leipzig, natürlich mit öfteren Unterbrechungen. So werden das Wiener Sängerfest und die anschließend unternommenen Reisen allen Naunhofern unvergeßlich bleiben und ich schließe mit den Worten: Ein Deutschland kann nicht sterben, So lang sein Lied noch klingt, Ein Deutschtum nicht verderben, So lang ein Sänger singt!