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Kürzlich hat sich auch der deutschnationale LandtagSaSge- ordnete Derg in einem Artikel mit der Frage „Verwaltungs- reform und Parlament* beschäftigt. Er betont, daß eine solche Reform sehr notwendig sei, und sagt, es wäre geradezu eine Satire, wenn ein aufgeblähtes Parlament andere Ressorts vereinfachen wollte. Er fordert deshalb vor allem Beschrän kung beim Redenhallen im Plenum, Erschwerung der Ein setzung der parlamentarischen Untersuchungsausschüsse, ein fachere Erledigung der jetzt dem Prüfungsausschuß vorliegen den Arbeiten usw. Weiter verlangt er, daß nach Änderung der Verfassung der Regierung das Recht eingeräumt werde, gegen Beschlüsse des Landtages, die eine wesentliche Über ziehung des Etats verursachen und die auf Grund reichsgesetz licher und vertraglicher Beschlüsse undurchführbar sind, nicht nur Protest zu erheben, sondern die Wiederholung solcher Landtagsbeschlüfse mit qualifizierter Mehrheit zu fordern. In ähnlicher Weise spricht sich auch das Gutachten des Präsidenten Schieck aus. Er gibt aber auch noch weitere wertvolle Hinweise. Mit Recht weist er darauf hin, daß die Einführung der einjährigen Finanzperiode für die Ministerien sowohl wie für den Landtag eine erhebliche Mehrbelastung ge bracht hat. Schon mit Rücksicht aus die ebenfalls einjährige Etatperiode des Reiches ist zwar die Rückkehr zur zweijährigen Periode nicht empfehlenswert, es wäre aber schon sehr viel gewonnen, wenn man den Etat nicht jedes Jahr neu auf stellte, sondern sich mit Änderungs- und Ergänzungsetats be gnügte Die Hauptforderung aber muß sein: Sparsamkeit. Die Etatsberatungen werden zeigen, ob der Sächsische Land tag dieser Forderung eingedenk ist! Erstarkung der Evangelischen Arbeitervereine. Der Landesverband Evangelischer Arbeitervereine im Frei staat Sachsen hielt in Dresden eine von den Vertretern aller Bezirksverbände besuchte Vorstandssitzung ab, in der Pfarrer Reuter, Dresden-Plauen, der Führer der Bewegung in Sachsen, von erfreulichen Zeichen der ständigen Ausbreitung der evangelischen Arbeitervereinsidee im ganzen Lande be richten konnte. Arbeitersreizeiten in Krummenhennersdorf und in Bad Lausick sowie Führertagungen in Dresden, Leipzig und Chemnitz haben wesentlich zur Erstarkung der einzelnen Ver eine beigelragen. Das hat auch zur Folge gehabt, daß die dem Verband noch fernstehenden Vereine in immer größerer Zahl ihre Aufnahme beantragen, um durch ihren Beitritt den Anschluß an die große christlich-nationale Arbeiterbewegung Deutschlands zu erhalten und die damit verbundenen Vorteile bei sozialen Wahlen — die vielfach nur durch Zentralorgani sationen zu erreichen sind — und aus dem Gebiete der sozialen Rechtsprechung usw. für ihre Mitglieder ausnutzen zu können. Anfang Februar findet aus Veranlassung des Landesverbandes in Krummenhennersdorf eine Pfarrerfreizeit mit wichtigen Themen über die soziale und kulturelle Arbeit der evangelischen Kirche und der Stellung der evangelischen Arbeitnehmer zu Staat, Kirche und Wirtschaft statt. Am 16. und 17. Juni soll in Riesa der dritte sächsische evangelische Arbeitertag abgehalteu werden. Die Vorarbeiten zu dieser Veranstaltung, die eine wuchtige Kundgebung evangelischer Arbeiter werden soll, sind bereits im Gange. Vereidigung -er weiblichen Polizisten. Am Montag erfolgte die Einweisung und Jnpflicht- nahme der bisher als Vertragsangestellte beim Dresdener Polizeipräsidium diensttuenden sechs weiblichen Polizisten als Beamtinnen, und zwar als Polizei- oberwachtmeister, durch den Polizeipräsidenten Kühn. Präsident Kühn erinnerte dabei an die Schwierigkeiten, die bei der Gründung der Frauenpolizei zu überwinden gewesen seien. Nicht zuletzt auf die gewissenhafte Pflicht erfüllung der Frauenpolizei sei es zurückzuführen, daß das Innenministerium ihnen schon jetzt nach verhältnis mäßig kurzer Dienstzeit die Beamteneigenschaft verleihen kann. Tagungen in Sachsen. Deutscher Karitastag 1928. Der Deutsche Karitastag 1928 wird in der Pfingstwoche inDresden abgehalten werden. Er wird sich in erster Linie mit den Arbeitsgebieten der karitativen Gesundheitspflege be fassen, wozu Dresden als Sitz des Deutschen Hygienemuseums sowie die bevorstehende Schaffung eines katholischen Foribil- dungsinstituts für Gesundheitsfürsorge Anlaß gibt. Tagung des Sächsischen Landessaatbauvereins. Die Pressestelle der Landwirtschaftskammer weist auf die gelegentlich der ..Grünen Woche* am Donnerstag, den 2«. Januar, nachmittags 2N Uhr im Verelnshaus zu Dresden stattfindende Versammlung deS LandeSsaatbauvereins für Sachsen hin, bei der Regierungsrat Dr. Snell (Berlin) über die „Kartosfelsorten. die Feststellung der Sortenechtheit und die Wege zur Beschränkung der Sortenzahl* sprechen wird. Indianerehrung am Grabe Karl Mays. Die Siouxindianer, die zurzeit in Dresden weilen und in Kürze wieder nach Amerika reisen, erwiesen dem großen Jndianerfreund Schriftsteller Karl May an seiner Grabstätte Ehrungen und legten Kränze nieder. Das Bild zeigt den Besuch der Indianer bei Frau Karl May in ihrer Blockhütte. In der Mitte Frau May inmitten der Freunde ihres Mannes und der Indianer; unten links, sitzend, Patty Frank, der große Skalp jäger. Folgenschwerer Gerüstcinsturz. Halle a. d. S. Wie die Höllischen Nachrichten aus Bitterfeld melden, ereignete sich in der I. G Farbenfabrik Wolfen em schwerer Unfall. Ein Gerüst, auf dem sechs Arbeiter mit dem Streichen einer Eisenkonstruktion beschäftigt waren, stürzte herunter und begrub vier Anstreicher unter sich. Die beiden anderen halten sich an der Eisenkonstruktion festgeklammert, sie wurden mit Leitern heruntergeholt. Zwei der Ab- geftürzten haben Knochcnbrüche erlitten; sie wurden in das Krankenhaus geschafft. Die beiden anderen kamen mit leichten Verletzungen davon. Falsche Gerüchte über eine Explosion in Brüssel. Brüssel. Die Meldungen über eine Explosion, die sich am Montag im Arbeitszimmer des Prinzen Leopold ereignet haben soll, entbehren jeder Grundlage Dörse und Hannes. Amtliche sächsische Notierungen vom 18. Januar 1928 Dresden. Die schwache Tendenz hielt weiterhin an, da das Privatpublikum zu Verkäufen schritt. Banken waren durchschnittlich um 3 Prozent schwächer. Keramische Werte verloren bis zu 5,75 berechnet, nur Kahla waren 4 Pro- zent höher. Von Maschinenwerten gaben Schubert u. Salzer mit 7 Prozent am meisten nach. Lediglich Faradit gewannen 3,75 Prozent. Textilwerte waren um 2 bis 3,5 Prozent abge schwächt. Als höher zu erwähnen sind Jndustriewerk Plauen und Dresdener Gardinen. Es verloren ferner Nürnberger Herkules 4,5 Prozent, Bergmann 4 Prozent. Brauereien waren durchweg schwächer. Reichelbräu notierten 7 Prozent niedriger. Nur Aschaffenburger Brauerei gewannen 2,25 Prozent. Von Diversen zog nur Polyphon nach dem großen Verlust am Vortage um 3,5 Prozent an. Leipzig. Die Börse verkehrte in lustloser Haltung. Von Verkehrsaktien gingen Havag 2,75 Prozent zurück. Banken büßten 4 Prozent ein. Gohliscr Bier war 8 Prozent niedriger zu haben, Faradit 5 Prozent schwächer, Zittauer Mechanische Weberei 4 Prozent niedriger. Etwas höher lagen Pittlcr, Polyphon und besonders Presto (plus 4 Prozent). * Leipziger Produktenbörse. Preise: Weizen, inl., 74,5 Kg. 234—242, Roggen, hies., 70 Kg. 243—251, Sandroggen, 71 Kg. 248—256, Sommergerste, inl. 235—280. Wintergerste 235—256, Hafer, inl. 210—228, Mais, amerik., runder 222—226, MatS, Cinquamin 228—234, Raps 310—355, Viktoriaerbsen 380—480. Amtliche Berliner Notierungen vom 48. Januar. * Devisenbörse. Dollar 4,19—4,20; engl. Pfund 20,44-20,48; holl. Gulden 169,14—169,48; Danz. 81,72 bis 81,88; franz. Frank 16,48—16,52; sch wetz. 80,77 bis 80,93: Belg. 58,44—58,56; Italien 22,18—22,22; sch Wed. Krone 112,68—112,90; d ä n. 112,33—112,55;. norweg. 111,54-1 l1,76; tschech. 12,42—12,44; ö st e r r. Schilling 59,08—59,20; p o l n. Zloty (nicht amtlich) 46,98—47,18; A r - gen 1 inien 1,791—1,795; Spanien 71,55—71,69. 4- Produktenbörse. Die Witterung hat an der Küste leichten Frost gebracht und auch in Mitteldeutschland ist die Temperatur weniger milde als bisher gewesen. Die Forderungen waren in Brotgetreide ebenso wie in Hafer und Gerste wenig ver ändert und nur in Mais, der billiger offeriert war, scheint ein Umschlag eingetreten zu sein. Vom Jnlande haben sich die Angebote im Umfange und im Preise ungefähr wie gestern gehalten. In guter Ware lassen sich die Offerten meist unter bringen, während die in fast allen Getreidearten übersteigenden geringeren Qualitäten schwer unterzubringen sind. Die Schiff fahrt ist immer noch erst einzeln im Gange, weil Eisschwierig keiten und der vielfach noch fortdauernde Schluß der Schleusen hindert. Während die Lieferungspreise für Weizen sich kaum änderten, sind sie für Roggen wieder etwas gestiegen. Das Mehlgeschäft bleibt still, nur Abforderungen zeigen sich etwas leichter. 4- Die Bestände der Landwirtschaft. Nach der Veröffent lichung der Preisberichtstelle beim Deutschen Landwirtschafts rat haben die in Deutschland zur Verfügung stehenden Winter- weizenvorräte seit dem 15. November 1927 einen durchschnitt lichen Rückgang von 8,6 Prozent erfahren. Src sind aber immerhin noch erheblich größer als zur gleichen Zeit des Vorjahres, wo nur '40,7 Prozent einer um rund 800 000 Tonnen kleineren Ernte zur Verfügung standen, während sich am 15. Dezember 1927 noch 55,2 Prozent der Ernte in den Händen der Landwirtschaft befanden. Beim Roggen befindet sich gegenwärtig ein nur etwas größerer Prozentsatz der Gcsamternte noch in den Händen der Landwirtschaft als in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Wenngleich auch die Ernte von 1926 geringer war als die von 1927, so ist doch zu berücksichtigen, daß das Mehr der noch zur Verfügung stehenden Roggenmcngen völlig ausgeglichen wird durch die mangelhafte Qualität der diesjäh rigen Ernte. Die Vorräte von Gerste sind niedriger als zur gleichen Zeit des Vorjahres, während dagegen die Vor- ratsziffern von Hafer nur wenig höher liegen als im Vor jahre. Die Kartoffelvorräte liegen gegenüber dem Vorjahre beträchtlich höher. Srimmaer Marktbericht vom 18. Januar 1928. Inventur-Verkauf. Zwiebeln, Pfund 20 H Seefisch, Pfund 40-50 H Möhren, Pfund 15 „ Blumenkohl, Stück 35-50 . Meerrettich, Stange 50-60 . Aepfel, Pfund 10-25 . Weißkraut, Psd. 15 . Grünkohl, Pfund 20 „ Rotkraut, Pfd. 20-28 . Rosenkohl, Pfund 40-50 , Welschkraut, Pfund 23 „ Eier, Stück 16 „ Sellerie, Pfund 25 . Käse, Stück 6-8 , Bücklinge, Stück 10-12 . Landbulter, Stück 95-100 , Keringe. Stück 10 , Ellen sprach, das süße Kind: .Einen Mantel, Kerzel, brauch' ich. Tuck, die Inventur beginnt " .Nun, so geh schont Kauf ihn!" hauch ich. Früh um neune ging sie fort, Und um zwei kam sie nach Kaus. Strahlend sah — glaubt mir aufs Wort Sie vor Ausoerkaufsglück aus. Und es bracht' da» liebe Weibchen Keim, was nur sich trogen läßt: Schlüpfer, Kut, Trikotkleid, Leibchen, Und fünf Meter Seidenrest. .Ach du glaubst nicht; fast zum Lachen Preiswert, billig, wunderschön Waren alle diese Sachen. Könnt' ich da vorübergehn'?" Und ich könnt' nicht sott mich schauen. Alles stand ihr zu Gesicht. Doch den Mantel — im Vertrauen — Einen Mantel halt' sie nicht . Luginsland in den „Dresd. Nachr." Auf Irrwegen Roman von M. Schall. (Fortsetzung.) f31 Das voll hineinflutende Mondlicht bestrahlte wie mit Zauberschimmer die elfenhaft zarte Gestalt und das holde Antlitz der jungen Frau, die träumend am Flügel saß. Es spiegelte sich in den sanften blauen Augen, die mit einem seligen, glücksverklärendem Blick vor sich hinschauten. „Rita!" wollte er rufen, da begann sie wieder zu spielen, fast unbewußt neigte sie den schlanken Körper anmutig nach den Rythmen der Musik. Das war ein Klingen und Jauchzen, ein Trillern und Scherzen, ein stürmisches Aufjubeln des Glückes. Wie ein Erlösungsschret^der schmerzbefreiten Seele klang diese Improvisation, die allmählich in zarte Melodien von wunderbarer Schönheit überging; dann ein kurzes Vor spiel und Rita sang: „Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säußeln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Dust, o neuer Klang! Nun, armes Herz, nun sei nicht bang, Nun muß sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Tal» Nun, armes Herz, vergiß die Qual, . Nun muß sich alles, alles wenden." »Nun, armes Herz, vergiß die Qual, nun muß sich alles, alles wenden! Sie schmetterte es voll hinaus aus tiefster Brust, ein Iubelschrei himmelhoch jauchzender Wonne, seliger Lust. Hinreißend hatte ihre volle, weiche Stimme geklungen und Ulrichs Herz wie mit blendender Glücksgewalt ge troffen; er stürmte in das Haus. Der letzte Ton war verhallt; Egbert wandte sich ab, er hatte Tränen in den Augen, er wußte, die beiden da drinnen hatten sich endlich, endlich gefunden, um vereint zu sein auf immerdar. Hertas schönes Antlitz war förmlich verzerrt; die seinen Hände laut klatschend zusammenschlagend, keuchte sie heiser: „Diese junge Frau versteht es meisterhaft, die Situation effektvoll auszunntzen. Ha! Ha! Wer hätte das je ge dacht! Und was kein Verstand der Verständigen sieht, das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt," rezitierte sie mit höhnendem Pathos; ihr schrilles Spottlachen tönte wie ein häßlicher Mißklang in den stillen Abendfrieden hinein. Arvin wandte sich mit verächtlichem Achselzucken von ihr ab und verschwand im Dunkel des Parkes, er mußte mit sich j^tzt allein sein. Drinnen im Zimmer erhob sich Nita, erschreckt durch der Majorin lautes Beifallklatschen; da wurde die Türe rasch geöffnet, und Ulrich erschien auf der Schwelle. Wie erregt er aussah! Die alte Furcht und Zag haftigkeit kam wieder über die junge Frau, sie stützte sich bebend auf die Lehne des Sessels und ihre Augen sahen ihn Verzeihung erflehend an. Mit zwei Schritten war er an ihrer Seite und zog sie mit leidenschaftlicher Innigkeit fest an seine Brust, tief schaute er in die klaren Sterne, die so rein und mit so gläubigem Vertrauen ihn anblickten. „Rita," flüsterte er bebend, »Nita, wer lehrte Dich so spielen und singen?" Da kam plötzlich etwas von dem alten kindlichen Übermut der glücklichen Mädchenzeit über sie. Neckend bog sie das Köpfchen zurück. „Die Liebe!" lachte sie silberhell, „die Liebe!" wieder holte sie leise, wie verschämt, und hocherrötend hatte sie sich seinen Armen entwunden und war leicht wie ein Reh aus dem Zimmer gehuscht. Flüchtigen Schrittes eilte sie in den Park hinaus; nur wenige Augenblicke mußte sie allein sein, um das unge stüme Klopfen des Herzens zu dämpfen, ihrer seligen Er regung Herr zu werden. So konnte sie nicht den andern unter die Augen treten, an ihren gleichgültigen Gesprächen teilnehmen. Sie schlug die Hände vor das glühende Antlitz, und Tränen reinsten und unaussprechlichen Glückes traten ihr in die Augen; plötzlich streckte sie die gefalteten Hände zum tiefblauen, klaren Sternenhimmel empor und jauchzte wonne trunken aus vollster Brust: „Gott! Gott! ich danke Dir für das Gnadengeschenk seiner Liebe.' Da fühlte sie ihre warmen Hände von Kühlen, glatten Fingern erfaßt und niedergezogen, sie schauerte zusammen, wie bei der unverhofften Berührung eines Reptils, und blickte in Hertas zuckendes Antlitz, aus dem ihr die großen Augen mit fast gespenstigem Ausdruck entgegenfunkeltcn. Wie eine Lähmung kam es über die zitternde Gestalt der jungen Frau; sie wollte fliehen, — doch stockte ihr Fuß wie gebannt. »Führen Sie doch nicht solche vermessene Redensarten," zischte dik Majorin zwischen den zusammengepreßten Lippen hervor. Man dankt Gott nicht sür ein so flüchtiges Gut, wie es eines Mannes Liebe ist, die kaum besessen, schon wieder entschwindet." Rita schüttelte unwillkürlich das blonde Köpfchen, und gläubige Zuversicht strahlte aus den blauen Augen. „Ulrichs Liebe ist treu und echt wie Gold," sagte sie einfach. Herta lachte schneidend auf. „Meinen Sie, kleine Frau, — sie werden anders sprechen, haben Sie nur erst meine Erfahrungen!" Äita richtete sich stolz auf, und ihre sonst so biegsame weiche Stimme klang kalt und abweisend: „Sie haben kein Recht dazu, gnädige Frau, meinen Gatten zu schmähen, seine Liebe herabzusetzen, und — ich dulde es nicht!" Die Majorin maß die junge Frau mit einem dämo nischen Blick von oben bis unten. „Ei, sieh da, wie köstlich, kein Recht dazu," lächelte sie scheinbar amüsiert. Ich dulde es nicht! Wie prächtig Sic der Stolz kleidet; schade daß Ulrich nicht wieder Zuschauer dieser neuen Pose ist. Und plötzlich reckte sie die prachtvollen Arme hoch em por, und ihre Augen bohrten sich drohend in Ritas blasses Antlitz. „Also, Sie meinen, ich hätte kein Recht dazu. Sie sind ganz und gar im Irrtum, meine Beste! Ni mand auf der weiten Welt, sage ich Ihnen, hat ein größeres Recht dazu, als ich, weil — mir Ulrichs Liebe gehört, nur mir allein. Nicht dieses schwache, sanfte Mondschetngefühl, welches Sie Liebe nennen, sondern die verzehrende Sonnenglut sinnver wirrender Leidenschaft, welche die heißen Herzen der Men schen mit elementarer Gewalt durchzittert!' (Fortsetzung folgt.)