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Aachnchten sm MM Druck «ad Verlag: Sünz ck Hule, Ramrhof del Leipzig, Mark' S Anzeigenpreis: Di« vgespallea« Petitzeile SO Pfg., amtliche SO Psg^ Reklameteil (3gesp.) SO Psg. Tadell. Satz SO<X> Aofschlag. Bei ondeutltch geschrledenen, sowie durch Fernsprecher ausgrgedeaen Anzeigen stad wir für Irrtümer atcht haftbar. UN- Ltmgegen- (AlbrechtShaln, Ammelshain, Sevcha, Vors-orf, Sicha, Srdmaaashain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, pomßen, Staudnth, Threna nsto.) Diese- Vlatt ist amtliche- Organ de- Stadiales zu Aauahof; e- enthält Vekanntgaben des Vezitt-verbande-, der Amtshauptmannschaft chrtmma n«»d de- Zinanzamte- zu Grimma nach amüichen VerSfienllichange«. Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, nachmittag 4 Uhr Bezugspreis: Monatlich ohne Austragen 1.S0 Md.» Pop ohne Bestellgeld monatl. 1.50 Mk. Im Falle höherer Sewald Krieg, Streik oder sonstiger Störungen des Betriebes, hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieserung der Zeitung oder Rück Zahlung de» Bezugspreises. Fernruf: Amt Naunhof Nr. r Nummer 9 Donnerstag, den 19 Januar 1928 39. Jahrgang Amtliches. Freitag, den 20. ds. Man., norm tl Uhr sollen in Naunhof im Gasthof .Gambrinus" 4 Schreibtisch, 1 Schreibmaschine, 1 Rauch- tischchen und 4 obm. Bretter meistbietend össenttich gegen Barzahlung versteigert werden. Grimma, am 19. Januar 1928 Qu. l, 196S/27. Oer Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts. Lebensfähigkeit - Leistungsfähigkeit Die nicht gerade sehr erfreulichen Auseinander setzungen zwischen dem Reichsverband der deutschen In dustrie und dem Präsidenten des Deutschen Städtetages, Dr. Mulert, über die Finanzpolitik der Städte hatten in den letzten Tagen wieder einmal einen neuen Auftrieb er halten. Er ist zweifellos eine sehr temperamentvolle Per sönlichkeit, die sich mit ganzer Wucht für die von ihm ver tretenen Interessen einsetzt. Er hat zum mindesten eigene Gedanken und benutzt die zweifellos gut gewählte Gelegen heit, da in Berlin die Länderkonferenz tagte, wieder ein mal dazu, ein Gesamtbild seiner kommunalpoli tischen Ansichten und Zukunftspläne zu geben. Dabei geht er davon aus, daß heute die deutschen Kommunen als solche nicht in der Lage seien, ihre Inter- essen in den gesetzgebenden Körperschaften ausreichend zu vertreten. Außerdem herrscht gegen sie eine unerfreuliche Stimmung, an der allerdings auch Fehler im eigenen Lager, vor allem aber die Gegner, nämlich die deutsche Wirtschaft, schuld seien. Die greife besonders die kommu nale Steuerpolitik an — nach Dr. Mulerts Ansicht: mit Unrecht. Ebenso ungerecht seien die Angriffe auf die kom munale Anleihenpolitik. Dabei macht Dr. Mulert die interessante Mitteilung, daß die kurzfristige Ver schuldung aller Städte über 80 000 Einwohner überhaupt nur 500 Millionen Mark betrage, also weit entfernt sei von den Riesensummen, von denen man in der Öffent lichkeit spricht. Und diese 500 Millionen sind bis auf einen geringen Rest nur im Inlands ausgenommen. Zieht man den Kreis der Gemeinden noch weiter bis zu denen mit über 25 000 Einwohnern, so kann man die kom munale Gesamtverschuldung dieser, also kurzfristiger, Art auf etwa 700 Millionen beziffern. Gewiß nicht viel, beson ders nicht gefahrdrohend viel. Daran schließt Dr. Mulert einen weiteren Vorschlag, den man auch für recht nahe- liegend erklären muß: in der neu organisierten Be ratungsstelle für die Aufnahme ausländischer Anleihen soll ein Vertreter des Deutschen Städtetages sitzen, ein Ver langen, das man gewiß in solchen Fällen für nicht unbe rechtigt halten muß, wenn die Entscheidung über den An trag einer Kommune, im Auslande eine Anleihe aufzu nehmen, in dieser Beratungsstelle gefällt wird. Ein besonders kitzliges Kapitel — „von der Parteien Gunst und Haß verwirrt" — ist das derkommunale n Sparmaßnahmen. Dr. Mulert weist darauf hin, daß den Mahnungen des Städtetages gemäß überall in den Kommunen Sparverordnungen erlassen, die Kontrollen verschärft worden, starke Ausgabeabstriche erfolgt sind, übrigens namentlich bei den städtischen Arbeiten und Auf trägen. Aber bei allem — und hier liegt der Grund gedanke —: jede wirkliche Sparsamkeit soll nicht ein Zwang von oben her diktiert sein, sondern nur aus der Selb st Verantwortung heraus herbeigeführt wer den. Diese Selbstverwaltung erfahre aber eine immer stärkere Einschränkung, vor allem in ihrer finanziellen Betätigung, sowohl was die Einnahmen wie was die Aus gaben anbelangt. Das deutet natürlich hin auf die Be ratungen der Länderkonferenz, an der also die Gemeinden brennend interessiert sind. Aber es ist doch wohl etwas einseitig gesehen, wenn Dr. Mulert — allerdings ganz seiner Einstellung entsprechend — bei einer grundlegenden Verwaltungs- und Verfassungsreform verlangt, daß nun unten, also bei der Gemeinde, angefangen werden soll. Das ist nur zur Hälfte richtig; vielmehr kann und muß gleichzeitig auch oben damit eingesetzt werden. Aber das eine ist richtig: eines der wesentlichsten Ziele einer solchen Reform ist klarste Abgrenzung der finanziellen, wirtschaftlichen und sonstigen verwaltungsorganisato rischen Zuständigkeit, gleich dahinter als zweites: die Träger dieser Zuständigkeit müssen auch wirklich lebens fähig sein. Das Gegebene hierfür, also dieStadt - und Landkreise, sind unter diesem Gesichtspunkt wirklicher Leistungsfähigkeit abzugrenzen; gegebenenfalls — und darin gibt dem Präsidenten des Städtetages eine Unmenge merkwürdiger, wenn nicht gar grotesker Zustände recht — soll man hier ohne Rücksicht auf allerhand „historisch" Ge- wordenes auch vor radikalem Durchgreifen nicht zurück schrecken und zusammenbringen, was zusammengehört. Lebensfähigkeit, Leistungsfähigkeit aber sind erst die Vor aussetzungen zu einer wirklichen Selbstverwaltung und ihrer unbedingt notwendigen Ausdehnung. Gröner Reichswehrminister? Ernennung in den nächsten Lugen. Die Verhandlungen über die Nachfolge des zurück tretenden Dr. Geßler sind jetzt so weit gediehen, daß von einer einstweiligen Vertretung nicht mehr die Rede sein kann. Man erwartet die Ernennung eines Nachfolgers in den nächsten Tagen, und zwar in der Person des ehe maligen Generalquartiermeisters und späteren Reichs verkehrsministers Gröner. General Gröner soll beim Reichspräsidenten von Abschluß -er Länderkonferenz Aufgaben -es Reiches und der Länder. Der erste Tag der Länderkonferenz konnte noch keine grundsätzlichen Entscheidungen bringen, da er ganz aus- gefüllt wurde von den vorgesehenen Hauptreseraten. Nach dem zunächst der Hamburger Senatspräsident Dr. Pe 1 er- fen seinen Vorschlag zur Bildung eines Sachverständigen ausschusses formuliert und begründet hatte, folgten als Redner die Herren Bazille, württembergischer Staats präsident, D. Held, bayerischer Ministerpräsident, und Braun, preußischer Ministerpräsident. Selbstverständlich konnten bei allen diesen Darlegun gen zuvörderst nicht viel mehr als Anregungen her auskommen. Vom weiteren Verlauf der Konferenz wird es abhängen, wie sich die endgültige Haltung zu den großen vorliegenden Fragen de.r Reichs- und Länderver waltung gestalten wird. Württembergischer Staatspräsident Bazille forderte klare Abgrenzung der Zuständigkeit von Reich und Ländern in Gesetzgebung und Verwaltung, Beschränkung der Befugnisse des Reiches auf das Notwendigste, Verteilung der Lasten nach anderen Grundsätzen, Stärkung der Stellung des Reichsrats, Herstellung der organischen Verbindung Preußens mit dem Reich dadurch, daß der Reichspräsident gleichzeitig preußi- scher Staatspräsident wird und der Reichskanzler gleich zeitig preußischer Ministerpräsident, Beseitigung des rein parlamentarischen Systems Zur Wiederherstellung deS Finanzfriedens zwischen Reich und Ländern fordert der Redner, daß den Ländern die Finanzhoheit über die wicktialten direkten Steuern rurückaeaeben wird. Bayerischer Ministerpräsident Hel^> wies darauf hin, daß auf Grund der geschichtlichen Erfahrungen und in Au- -sehung der Artung der Deutschen in ihren Stämmen für das deutsche Vaterland und seine Grundlagen nichts Besseres ge geben werden könne als die Gliederung der Staaten mit be stimmter Selbständigkeit. Nur im Wettbewerb der Staaten könne dem Ganzen ves Vaterlandes die größte Kraft in der Entfaltung auch der äußeren Politik erwachsen. Held lehnte den Sachverständigenausschuß, den Dr. Petersen vorgeschlagen hatte, nicht ab, verlangte aber genaue Prüfung der Richt linien für diesen Ausschuß. Preußischer Ministerpräsident Braun meinte, daß das Bestreben der Reichsregierung darauf hinginge, in die Kompetenz der Länder hineinzuregieren, doch müsse man anerkennen, daß ein gewisser Zwang dazu in den gegen wärtigen Verhältnissen selbst liege. Die Rückkehr zum föde ralistischen System der früheren Zeit, wie die Vertreter in Bayern und Württemberg es wünschten, würde die Wieder herstellung der Finanzhoheit der Länder bedeuten, und die Wirkung würde sein, daß Preußen sein früheres Übergewicht wiedergewönne. Da man eine solche Entwicklung offenbar nicht wünsche, so bleibe nur der Weg zum Einheitsstaat übrig. Der Gedanke der Austeiluna Vreußens in Reichsvrovinren würde eine Spaltung des Reiches und eine neue Mainlinie bedeuten. In der Dienstagsitzung der Länderkonferenz begann die Aussprache über die Reden und Anregungen vom Vortage. Es äußerten sich der sächsische Ministerpräsident Heldt, der thüringische Staatspräsident Leut häußer, der hessische Staatspräsident Ulrich, der badische Staatspräsident Remmele, der preußische Ministerpräsident Dr. Braun, der oldenburgische Mi nisterpräsident von Finck und der preußische Finanz minister H ö'p k e r - A s ch o f f. Die Diskussion nahm viel Zeit in Anspruch, so daß wohl auch noch der Mittwoch den Weiterberatungen gewidmet sein dürfte. Die Be schlüsse der Konferenz sollen dann die Grundlage für die Aufstellung von Richtlinien geben, nach denen die praktische Durchführung der angestrebten Verwaltungs reform verwirklicht werden soll. Entschließung zur Reichsreform. Einigung auf mittlerer Linie. Die Entschließung, die den Schlußpunkt unter die dreitägigen Verhandlungen der Berliner Konferenz der Reichsregierung mit den Länderministern setzen soll, be tont, daß eine weitgehende Reform der Weimarer Ver fassung hinsichtlich Reich und Länder notwendig ist. Der Gedanke, Reichsländer zu schaffen, wird abgelehnt. Ver einbarungen zwischen den Ländern über Verwaltungsver einfachungen unter Mitwirkung des Reiches werden emp fohlen. Ob eine Reform mehr im unitaristischen oder föderalistischen Sinne durchgesührt werden soll, wird offen gelassen. Im übrigen enthält die Entschließung die in den großen Referaten der Konferenz zum Ausdruck ge kommenen Grundgedanken. Weitere Ausschußberatungen werden jedenfalls für notwendig gehalten, über die Form dieser Ausschüsse soll weitgehende Verständigung erzielt sein, ebenso soll die Enklaven- und Exklavenfrage, also die Ver einigung zersplitterter Gebietsteile, aufmerksame und ent gegenkommende Bearbeitung erfahren. * Sparsame Kmanzwirifchast. Zum Abschluß des zweiten Beratungstages behandelte der preußische Fmanzminister Dr. Höpker-Aschoff das Thema „Maßnahmen zur Gewährleistung sparsamster Finanz- Wirtschaft". Er riet, aus den englischen Gesetzen die Bestim mung zu übernehmen, daß Anträge auf Mehrausgaben nur mit Zustimmung der Regierung eingebracht werden können. Ferner soll das Parlament die Einnahmen im Etat nicht höher einstellen dürfen, als die Regierung es verlangt. Um ein weiteres Ansteigen der öffentlichen Haushalte zu verhindern, müßte die Bestimmung getroffen werden, daß Etatserhöhungen gegenüber dem Vorjahre nur mit Zustim mung des Finanz Ministers vorgcnommen werden dürfen. Der Referent warnt davor, dritte Stellen, etwa den Reichspräsidenten oder den Reichssparkommissar, einzu schalten. Auch erklärte er sich gegen ein Einspruchsrecht des Reichsfinanzministers gegenüber den Ländern. Bec der Finanzgebaruna ver Gemeinden führte der Minister aus, daß die Schranke, die die Beratungsstelle für Länder und Ge meinden darstelle, nicht noch weiter erhöht werden könne. In Preußen habe die Verwaltung in den Kommunen eine sehr starke Stellung, sowohl der Magistrat wie der Bürgermeister. Zudem bestehe ein Vetorecht der Aufsichtsbehörde dadurch, daß die Beschlüsse über die Festsetzung der Realsteuern von gewissen Sätzen ab genehmigt werden muffen. Gegen ein zelne Forderungen Höpker-Aschosfs äußerte der preußische Ministerpräsident Braun Bedenken, namentlich gegen die „Reichsprovinzen". * Verwaltungsreform. Beim Fortgang der Verhandlungen am Mittwoch sprach der sächsische Innenminister Apelt. Er führte aus, daß die Frage der Verwaltungsorganisation unabhängig davon be- handtlt werden könne, wie sich der einzelne zur Frage des Einheitsstaates oder des Föderativstaates stelle. In beiden Staatssystemen seien Vereinfachungen und Ersparnisse zu fordern. Es sei zu erstreben, daß möglichst viele Verwaltungs ausgaben den Gemeinden und Gemeindeverbänden übertragen werden und daß der Staat nur Aufsichtsrecht über die Durch führung dieser Verwaltungsausgaben ausübe. Der Redner behandelte weiter das Problem der Verwaltungsreform nach der Richtung, daß die Behörden der unteren Verwaltung ge stärkt werden sollen. Diesen Behörden sollen alle Sonderbehör- den, besonders alle technischen Behörden, angegliedert wer den. Der bayerische Innenminister Dr. Stützel hielt das Korreferat, in dem er m einzelnen Teilen dem Vorredner zu- stimmte, in anderen von ihm abwich. Hindenburg als willkommene Persönlichkeit gelten, auch beim Zentrum keinen Widerspruch finden, da er dieser Partei in seiner Gesamteinstellung nahekommt. Die Deutsche Volkspariei hat ihren Anspruch auf das Reichs wehrministerium zwar nicht aufgegebeü, man hofft aber auf eine Verständigung, zumal Dr. Geßler selbst Gröner als seinen Nachfolger vorgeschlagen haben soll. Oer Konflikt im Zentrum. Beratungen im Parteivorstand und im Parteiausschuß. Der Vorstand und der Reichsausschuß der Zentrums partei sind zu einer Sitzung am 29. Januar nach Berlin einberufen worden. In Zentrumskreisen verlautet dazu. daß die Aussprache im Parteivorstand und im Reichsaüs- schuß des Zentrums voraussichtlich in der Hauptsache der Bereinigung der bestehenden Unstimmigkeiten innerhalb der Partei dienen soll. Der Vorstand der Reichstags fraktion beriet schon über die Lage. Nach einer anscheinend parteioffiziösen Darstellung habe Dr. Stegerwald noch keineswegs seinen Rück tritt vom Posten des zweiten Vorsitzenden der Zentrums partei erklärt. Der Gewerkschaftsführer habe lediglich in einem Schreiben zum Ausdruck gebracht, daß er die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden der Partei so lange nicht ausüben könne, als die zwischen ihm und dem Reichskanzler infolge dessen Schreibens vorhandenen Differenzen nicht bereinigt worden seien.