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Fernsprechstellc Nr. 22. D e „Söchstschc Elbzettung" erscheint OtenSiag, Donners tag und Siebend. Die Ausgabe beS Blattes erfolgt Tags uvth r Nachm. 4 Uhr. «bonneme"tS Pre S viertel jährlich I Mk. 60 Plg, jwei- inona lich 1 Ml, ein «ovat lich 60 Ps. Einzelne Nummern IN «Ne kaiscrl. Postanstalten, postlwtkn, sowie dte lieitnngSträger nehmen stets. Bestellungen auf di« .Sächsische Elbzeitung" an. AiWc MitiU. AmtZKIätt söl ks KöchUe MisUriti. das Bmchlhc Hmptzillmi Vd dm Aaiitrai M Schud«, soick siir dc» Nadtzmkismt z« WM Mit „Mnstrtert. SonntagSblatt". Mit Humor. Beilage „Seifenblasen". Mit „Landwirtschaft!. Beilage". Tel.-Mr.: Elbzcituttg. Inserate, bet der wetten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montags, Mit twochS und Fr eitagS bisspztestenS vormittags 9 Uhr aufzugeben. Preis für di« gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum IS Pf. (tabellarische und komplizierte nach Übereinkunft). „Singesandt" unterm Strich SO Pf. dte Z-ile. Sri Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Jnseraten-Annahmestellcn: In Schandau: Expedition Zaukenstraße 184, in Dresden und Leipzig: die Annoncen - BurcauS von Haasenstein L Vogler, Invalidendank und Rudolf Moste, in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. Ml . r- Schandau, Dienstag, den 23. Januar 1906, 50. Jahrgang. Die Bedeutung des l. Mürz 1906 im iutcruatioualcu Geschäftsverkehr. Es ist von großer Wichtigkeit, daß die Geschäftswelt schon jetzt ans den 1. März aufmerksam gemacht wird, denn für den internationalen Handel ist der 1. März dieses Jahres ein bedeutungsvoller Tag. In zahlreichen für den Weltverkehr hochwichtigen Ländern treten an diesem Tage einschneidende Zolländerungcn in Kraft. Der Kaufmann und Export-Jndustriclle muß sich auf diesen Wechsel vorbcreiten, der neue Faktoren in die Geschäfts kalkulation einführt. Am 1. März tritt der neue deutsche Zolltarif in Kraft. Die Sätze dieses ZolltarifcS sind von diesem Termin ab für die Zollbehand' ig der in Deutschland eingehenden Waren maßgebeno, soweit sie nicht durch die neue» von Deutschland abgeschlossenen Handelsverträge eine Aendcrung erfahren haben. Neue Handelsverträge hat das Deutsche Reich abgeschlossen mit Rußland, Oesterreich-Ungarn, Italien, der Schweiz, Belgien, Nnmänicn nnd Serbien. Jedem einzelnen dieser Länder sind bestimmte Zugeständnisse in Bezug auf Er mäßigung deutscher Zölle gemacht worden; die Summe aller dieser Zugeständnisse bildet den neuen deutschen BertragStarif, der zusammen und gleichzeitig mit dem sogenannten allgemeinen Tarif am 1. März 1906 in Kraft tritt. Für gewisse Waren bestehen also zwei ver schiedene Zollsätze, ein höherer und ein niedrigerer. Letzterer findet Anwendung ans diejenigen Waren, die aus den sogenannten meistbegünstigten Ländern kommen, ersterer ans die anderen, nicht meistbegünstigten Ländern. Zum praktischen Gebrauche empfiehlt sich folgende Veröffentlich ung: „Der deutsche Zolltarif vom 25. Dezember 1902 mit deu aus den Handelsverträgen des Deutschen Reiches mit Belgien, Italien, Oesterreich-Ungarn, Rnmänien, Rußland, der Schweiz und Serbien beruhenden Bestimm ungen, zusammcngcstellt im NeichSamte des Innern" (Verlag von Rittler und Sohn, Berlin). Der Interessent findet hier bei jeder Position, bei der Deutschland Zoll- ermäßigungcn zugestanden hat, die ermäßigten Sätze neben denen des allgemeinen Tarifs eingetragen. Die Zolländerungcn des 1. März beziehen sich aber nicht ans Deutschland Mein; auch in denjenigen Staaten mit denen Deutschland die obengenannten Verträge abgeschlossen hat, vollziehen sich Aenderungen. Die betreffenden Länder sind Rußland, Oesterreich-Ungarn, die Schweiz, Rumänien und Serbien. Die neuen Tarife dieser Länder bringen, wie auch der neue deutsche Tarif, zum Teile eine ganz andere Auszählung der einzelnen Waren. Die Einteilung des Tarifs in Hauptabschnitte und Einzelpositionen ist nicht mehr dieselbe wie bisher; die einzelnen Artikel finden sich deshalb znm Teil an anderen Stellen des Tarifs unter anderen Tarifnnmmern, anderen Positionen. Auch ihre Benennung hat vielfach gewechselt. Alles das muß der Interessent, der sich über die neue Verzollung seiner Spezialartikel orientieren will, genan beachten. Der neue russische, österreichische, rumänische, serbische Tarif treten am 1. März 1906 in Kraft. Für diese Länder gilt dasselbe, was oben schon in Bezug auf Deutsch land gesagt wurde. Der neue allgemeine Tarif gilt nur, soweit seine Sätze nicht eine Herabsetzung auf vertrags mäßigem Wege erfahren haben. Für die Waren der jenigen Länder, die in dem betreffenden Staate die Meist begünstigung genießen, kommt der BertragStarif zur An wendung, wie er durch die neuen Handelsverträge jetzt festgelegl ist. Die alten bisher gilligen Vertragssätze erlöschen am 28. Februar 1906, die neuen treten nm 1. März in Kraft. Diese Bestimmung bezieht sich ans Ruß land, Oesterreich-Ungarn, Rumänien, Serbien, die neuen Vertragüsätze der Schweiz finden schon seit 1. Januar 1906 ihre Anwendung. Politische Nundichnu Deutsches Reich. Im Fortgange der eröffneten Winterfestlich keiten am Berliner Hofe fand am Freitag abend im Königlichen Schlosse vor dem Kaiserpaare die alljähr liche große Desilierconr des diplomatischen Korps der inländischen Damen und aller Herren vom Zivil statt. Die Majestäten nahmen im Nittersaale ans dem Throne Platz, rechts davon stellten sich die Prinzessinnen des Königlichen Hanfes, links der Kronprinz und die Prinzen auf. Pagen bildeten Spalier für die Defilierenden. Unter den Klängen der Musik defilierten die Damen und die neuvorzustellenden Herren einzeln, die anderen Herren paarweise. Den Beginn machten die Gemahlinnen der Botschafter und sämtliche Damen des diplomatischen Korps. Es folgten die Herren des diplomatischen Korps, dann sämtliche inländische Damen und dann die Herren. Der Reichstag führte am Freitag die tags zuvor begonnene erste Lesung der Vorlage über die Kamcrun- eisinbahn zu Ende. Au der im allgemeinen recht leb haften Debatte dieses Tages beteiligten sich die Abgeord neten Erzberger (Zentr.), Semler (nat.-lib.), Ledebur (soz.), Arendt (Neichsp.), Lattmann (wirtsch. Verein.), Goller (fr. Volksp.), Storz (südd. Volksp.) und Eickhoff (fr. Volksp.); vom Ncgierungstische sprachen Kolonial direktor Erbprinz zn Hohenlohe-Langenburg und Geheimer Lcgationsrat Helferich. Die Diskussion erstreckte sich neben der Erörterung der projektierten Eisenbahnen in Kamerun auch auf eine Reihe anderer kolonialpolitischer Fragen, namentlich auch über die aufsehenerregende Ver urteilung der Dualahäuptlinge; schließlich ging die Vor lage an die Budgetkommission. Es folgte die erste Be ratung der neuen MilitärpensionSgesctze. Nachdem Kriegs- minister von Einem die Vorlagen mit kurzen Worten znr Annahme empfohlen hatte, beantragte der Zcntrums- abgeordnete Graf Hompesch deren Uebcrweisung an die Budgetkommission, während der national-liberale Ab geordnete Graf Oriola die Uebcrweisung der beiden Ent würfe an eine besondere Kommission beantragte. Schatz- sckretär von Stengel wandte sich gegen die Forderung des Grafen Oriola, die rückwirkende Kraft der beiden Gesetze noch weiter anszudehncn und frng, woher denn die Mittel genommen werden sollten, um die durch eine Erhöhung der Bezüge aller Altpensionäre entstehenden Mehransgaben zu decken. In der weiteren Debatte, in der noch die Abgeordneten von Massow (kons.), Mngdan (fr. Volksp.), Liebermann von Sonnenberg (wirtsch. Verein.) nnd Mommsen (fr. Verein.) sprachen, wurden noch ver schiedene Wünsche lant, u. a. der Wnnsch einer Regelung der Vctcrancnznlage nnd des Zivilpensionsmesens. Zu letzt wurden die Vorlagen unter Ablehnung des Antrages Oriola an die Budgetkommission verwiesen. Hierauf fanden noch zwei kleinere Gesetzentwürfe in erster Lesnng Erledigung. Am Sonnabend pausierte der Reichstag wegen des Begräbnisses des Staatssekretärs Frciherrn von Nichthofen. Die Budgetkommission des Reichstages ge nehmigte am Freitag den neuen Servistarif. Bei der am Sonnabend nachmittag in Berlin statt- gefnndcnen Beisctzungsfeier des Staatssekretärs Frci herrn von Nichthofen ließ sich der Kaiser durch den Kronprinzen vertreten. Laut einer offiziösen Meldung aus Karlsruhe ist das Befinden des Groß Herzogs andauernd befriedigend, die Hebung der Kräfte macht jetzt gute Fortschritte. Ocstcrrcich-Ungarn. Die Meldungen über bevorstehende größere Veränder ungen im Ministerium Gautsch in Oesterreich werden jetzt teilweise widerrufen. Es bestätigt sich der „Neuen Freien Presse" zufolge nur, daß die Berufung der Abgeordneten Derschattn nnd Paczak als Minister ohne Portefeuille beabsichtigt ist. Dagegen werden Meld ungen über einen Wechsel im Finanzministerium und im Eisenbahnministerium von berufener Seite widersprochen; dieselben seien wenigstensin diesem Augenblick nicht richtig. Die aufgetauchten Gerüchte von einer hcrbei- geführten deutsch-tschechischen Verständigung sind mit Vorsicht aufzunehme». Frankreich. In Paris fand am Freitag ein Min ist errat statt, an welchem auch Präsident Loubet tcilnahm. Loubet hielt eine Rede, in der er betonte, wie ihn die ruhige, einfache und würdige Form, nnter der sich am 17. Jan. in Versailles die Uebcrtragnng der Präfidentcngewalt vollzog, überrascht nnd persönlich gefreut habe. Loubet fügte hinzu, er hoffe, daß dies das Ansehen Frankreichs in den Augen der ganzen Welt noch erhöhen werde. Ministerpräsident Nouvier erwiderte, wenn die Franzosen auch manchmal geneigt seien, sich zu verlästern, so sei es doch nicht minder wahr, daß in ihnen eine Anzahl von Eigenschaften schlummern, auf die Frankreich stolz sein könne. In dem Konflikt Frankreichs mit Venezuela ist das Washingtoner Auswärtige Amt von der französi schen Negiernng dahin informiert worden, daß Frankreich von Venezuela eine Entschuldigung für die Behandlung seines Geschäftsträgers Tnigny verlangen nnd nach einer- etwaigen Verweigerung unverzüglich zu Zwangsmnßregeln schreiten werde. Solche seien bereits vorbereitet, doch solle ihre Art nnr vertraulich in Washington mitgeteilt werden, ehe das westindische Geschwader Frankreichs nach Venezuela abfährt. Rußland. Die Lage in manchen Gebieten Rußlands ist auch jetzt noch eine bedenkliche. So ist über die Gebiete Akmolinsk, Semipalatinsk und Kreis Tscheljabinsk des Gouvernements Orenburg der Kriegszustand verhängt worden. Bei der Station Ztipa an der Kaukasus-Eisen bahn fand ein Kampf zwischen Militär und Aufständischen statt. In Warschau sind dieser Tage insgesamt 10 Per sonen wegen revolutionärer Umtriebe ans Grund kriegs gerichtlichen Urteils erschossen morden. In dem Obnchowgäßchen in Moskau wurde in der Wohnung einer jungen Fran, die sich Fürstin Kos- lowska nennt, ein eiserner Kasten gefunden, in dem sich acht geladene Bomben befanden. Auch Waffen wurden entdeckt. Wie aus Vorgefundenen Briefschaften hcrvorgcht, sollten diese Bomben dazu dienen, während einer kirchlichen Feierlichkeit eine Panik hervorzurnfcn und einen Anschlag gegen den Generalgonvcrncur auszuführen. Außer der genannten Koslowska wurden noch zwei Frauen und ein junger Mann verhaftet. England. Der Wahlsieg der cnglischen Libcralen ver vollständigt sich immer mehr. Bis Freitag abend '/2IO Uhr waren als gewählt bekannt: 224 Liberale, 35 Mitglieder der Arbeiterpartei, 95 Unionisten und 72 Nationalisten. Bisher haben die Liberalen 120, die Arbeiterpartei 28, die Unionisten 4 und die Nationalisten 1 Sitz gewonnen. Der Minister des Aenßeren Grey, und der Handclsminister Lloyd George hielten in Ber wick, bez. in Bangor Reden, in denen beide Minister ihre Genugtuung über den Eintritt von Arbeitcrvertretern in das englische Parlament bekundeten. Ostasicil. Die chinesische Negierung hat eine Reihe neuer Besttmmuugcn für die Verwaltung aller fremden Niederlassungen, die in Zukunft eröffnet werden, erlassen. Die Bestimmungen sind teilweise nach dem deutschen System in Kiautschou aufgestellt. Ihr Zweck ist, den chinesischen Behörden einen größeren Einfluß vorzubc- halten, als diese Behörden in den jetzigen bestehenden Niederlassungen besitzen: Die neuen Bestimmungen sollen auch auf die mandschurischen Städte Anwendung finden, die demnächst dem fremden Handel eröffnet werden. Lokales und Sächsisches. Schandau. Heute Montag abend 8 Uhr findet im Gasthaus zum Gambrinus eine Wahlversammlung der hiesigen Ortskrankenkasse statt, in der die 36 Vertreter der Kasscnmitglicdcr und 18 Vertreter der Arbeitsgeber gewählt werden. — Trotz des zu Bergpartiecn nicht besonders gc- neten Wetters war das Schrnmmsteingebict gestern von einer Menge auswärtiger Bergkrarler und Turisten be lebt, die zum Teil in der neu eröffneten Schrammstein- baudc kurze Nast hielten, welch' letztere infolgedessen starken Zuspruch hatte. — Von dem bekannten Kur-Institut Spiro Spero (Paul Weidhaas), das mit seinen Erfolgen bei Behandlung von den verschiedensten Asthma- und Lungen leiden bereits seit 1881 wiederholt das öffentliche In teresse erregt hat, liegt der heutigen Nummer ein Prospekt bei, den wir der Beachtung unserer Leser empfehlen. — Der Gesamtauflage unserer heutigen Nummer liegt ein Sericnlos-Prospckt der Firma Gerhd. N. Heger- fcldt in Lübeck bei, worauf wir unsere Leser besonders aufmerksam machen. — Eine seltene Auszeichnung wurde den Maggi- Erzeugnissen auf der Intern. Kochkunst-Ausstellung in Wien (5.—10. Jan.) zu Teil. Seine Maj. Kaiser Franz Josef nahm im Maggi-Pavillon eine Kostprobe entgegen und trug unter dem Ausdruck vollster Befriedigung seinen Namen in das „Goldene Buch" der Gesellschaft eiu. Seinem Beispiele folgten Ihre K. K. Hoheiten, Erzherzog- Thronfolger Franz Ferdinand und Erzherzog Rainer, die Markgräfin Pailavicini, sowie die Minister des Acker baus und der Marine. — Wie wir aus dem Inserat des K. S. Krieger- vcreius ersehe», findet nächste» Sonntag, den 28. Januar die Feier des 50jährigen Bestehens des K. S. Militär- vercins Schandau und Umgegend statt. — Wie allerorts in unserem Elbtal feierte am vergangenen Freitag auch der Schifferverein Krippen sein diesjähriges Schifferfest, das bei zahlreicher Beteilig ung aufs beste verlief. — Auch im benachbarte» Postel- witz rüstet man sich, um das am 30. und 31. Januar stattfmdcndc Schifferfcst würdig zu begehen. — Das am vorigen Freitag, den 19. Januar im Gasthofe zum Bielatale in Königstein-Hütten vom Vezirksklub Königstci n des „ Rad- und M 0 t 0 r f a h r - Klubs Sächsische Schweiz" veranstaltete Stiftungs fest war von Königstein und auch von den benachbarten Bczirksklubs, iiameutlich Krippen, Polcnztal und Schandau, zahlreich besucht. Die vortrefflichen musikalischen und gesangliche» Darbietungen, vor allem die tolle Posse „Die fidelen Handwerksburschcu" erfreuten sich eines großen Beifalls. Das beim Schandaucr Klubfeste vor- geftthrte Töff-Töff verfehlte auch auf dem Königsteiner Parkette nicht seine Wirkung. Der 1. Vorsitzende des Nadfahr-Klubs Königstein, Herr Adolf Noßig, begrüßte