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würde falsch sein. Es bedarf keiner Ausführung, daß eine Ge fährdung des öffentlichen Friedens durch die Verbreitung des Flugblatts herbeigeführt werden konnte. Das ist ausreichend festgestellt. Gabelsbergersche Gtenographte. — Das vom Königlichen Stenographischen Institut zu Dresden herausgegebene Jahrbuch der Schule Gabelsbergers tritt mit dem Jahrgang 1907 in den fünfzigsten seines Bestehens ein. Damit feiert auch die Statistik der Gabelsbergersche»» Stenographie ihr fünfzigjähriges Jubiläum. Die seit dem Jahre 1858 auf Anregung des im Jahre 1902 ver storbenen Geheimen Rats Häpe in ununterbrochener Reihenfolge alljährlich veröffentlichten Zahlen über die Verbreitung der Gabels bergerschen Stenographie zeigen ein beständiges Anwachsen von bescheidenen Anfängen bis zu gewaltigem Umfange, wie eine in dem neuesten Jahrbuche veröffentlichte Zusammenstellung der statistischen Ergebnisse nach den Jahrbüchern 1858 bis 1907 zeigt. Im Jahre 1857 wurde die Gabelsbergersche Stenographie in 25 Vereinen gepflegt und an 78 Lehranstalten gelehrt, im Jahre 1906 in 2114 Vereinen und an 2782 Lehranstalten. über die Zahl der Mitglieder der Vereine und der Unter richteten geben die ersten Jahrgänge des Jahrbuchs keinen Auf schluß. Im Jahre 1860 bestanden 73 Vereine mit 1668 Mitglie dern, im Jahre 1869 waren es 196 Vereine mit 5012 Mitgliedern; die Zahl der Lehranstalten mit Stenographieunterricht nach Gabelsberger betrug in diesem Jahre 291 mit 7966 Schülern, in Vereins- und Privatkursen wurden 3961, also insgesamt 12 256 Schüler unterrichtet. Die 2114 Vereine im jüngsten Zähl jahre umfassen 88 283 Mitglieder. An Lehranstalten wurden 92 803 Schüler unterrichtet, in Vereins- und Privatkursen 41 052, also im ganzen 133 855 Unterrichtete. Mit Genugtuung kann aber die Gabelsbergersche Schule auch die Ergebnisse des letzten Zähljahres allein betrachten. Während das Jahrbuch für 1906 einen Zuwachs von 35 Vereinen, 1721 Mit gliedern, 228 Lehranstalten und 7265 Unterrichteten feststellt, über flügelt das neue Jahrbuch seinen Vorgänger um ein Beträcht liches, indem es einen Zuwachs von 104 Vereinen, 7284 Mit gliedern, 266 Lehranstalten und 14961 Unterrichteten aufweist. Die meisten Vereine zählt Preußen (747) mit 19 932 Mit gliedern, an zweiter Stelle kommt Sachsen mit 362 Vereinen und 17799 Mitgliedern, an dritter Bayern mit 268 Vereinen und 16585 Mitgliedern; in größerem Abstande folgen Hessen, Baden, Württemberg usw. Auch hinsichtlich der Zahl der Lehranstalten mit Unterricht in Gabelsbergerscher Stenographie ordnen sich die drei erstgenannten Staaten in obiger Reihenfolge, dann kommt Württemberg, Baden, Hessen usw. Betrachtet man die Zahl der an Lehranstalten Unterrichteten, so nimmt Sachsen mit 15 980 (-s- 2500 gegen das Vorjahr) die erste Stelle ein, es folgt Bayern mit 13 089 (-s- 1030), dann erst Preußen mit 10 837 (bei dem be merkenswerten Zuwachs von 2196 gegenüber dem Vorjahr). Auch nach der Gesamtziffer der Unterrichteten und dem Zuwachs gegen das Vorjahr steht Sachsen obenan mit 21 902 (ü- 3186), es kommt Bayern mit 21 445 (-j- 1156), dann Preußen mit 19 754 (-(- 2817), hierauf in großem Abstand Württemberg mit 5131, Baden mit 2750, Hessen mit 2424, usw. (Leipziger Zeitung.) Kaiserliche Akademie der Wissenschafter» zu Wien. — Der vor kurzem ausgegebcne »Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien-, der zum 156. Male vorlicgt, gibt in herkömmlicher Weise eine Übersicht über die Organisation dieser gelehrten Körperschaft und berichtet in gedrängter Kürze über ihre Tätigkeit im letzten Verwaltungsjahre. Die Gesamtakademie zählte (nach dem Stande vom Oktober v. I.) 8 Ehrenmitglieder. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse bestand aus 29 wirklichen, je 40 korrespondierenden Mit gliedern im In- und Ausland und 7 Ehrenmitgliedern im Aus land; die philosophisch-historische Klasse hatte die statutenmäßige Zahl von 30 wirklichen und 40 korrespondierenden Mitgliedern, ferner 7 Ehrenmitglieder und 38 korrespondierende Mitglieder im Ausland. Abgesehen von der feierlichen Sitzung hielt die Akademie im ablaufenden Jahre 10 Gesamtsitzungen und jede der beiden Klassen 28 Sitzungen ab; außerdem traten die 5 gemeinsamen sowie die 15 Kommissionen der mathematisch-naturwissenschaftlichen und die 18 Kommissionen der philosophisch-historischen Klasse wiederholt zu Beratungen zusammen. Die erstgenannte Klasse beteilte 271 Institute im Inland und 434 im Ausland mit ihren Druckschriften, die Schriftenbeteilung der philosophisch-historischen Klasse erstreckte sich auf 228 in ländische und 205 ausländische Anstalten. Zurzeit sind zwei Preise zu je 2000 Kronen seitens der Akademie ausgeschrieben; für den Baumgartner-Preis (»Erweite rung unsrer Kenntnis über Hysteresis der Dialektrika«) endete der Einreichungstermin am 31. v. M., Bewerber um den Schiller-Preis (»Schiller im Urteile der deutschen Nachwelt-) haben ihre Arbeiten bis 31. Dezember 1907 vorzulegen. Einige interessante Details enthalten die Berichte über die Verhandlungen des Ausschusses der internationalen Assoziation der Akademien, die im kommenden Jahre in Wien ihre Voll versammlung abhalten wird. Diese wird sich, abgesehen von mehreren Organisationsfragen, unter andern» mit der Frage der Handschriftenverleihung, der kritischen Ausgabe des LladLb-bürats., der Förderung der -Enzyklopädie des Islam«, mit der Vorbe reitung eines griechischen Thesaurus und eines »oorxus wsckiooruw antiguoruiv- und der Sammlung und Veröffentlichung der Werke Leibnizens befassen; als weitere Beratungsgegenstände sind in Aussicht genommen die Einsetzung eines Komitees zur Schaffung einer einheitlichen Nomenklatur des Mondes, Änderungen bezüglich der internationalen seismischen Assoziation und die Errichtung einer Organisation von meteorologischen Stationen an verschiede nen Punkten der Erde. Der internationalen Assoziation gehören gegenwärtig 20 gelehrte Körperschaften an und wird die Akademie der Wissenschaften in Tokio demnächst beitreten. Den Schluß des Almanachs bildet ein ausführlicher Bericht über die feierliche Sitzung vom 29. Mai v. I., dem Porträts der verstorbenen Mitglieder O. Stolz und A. Musaffta sowie der Wort laut des Festvortrags des Mitglieds W. Würtinger »über die Ent wicklung einiger mathematischer Begriffe in neuerer Zeit-, endlich kurze Berichte der einzelnen Klassen und Kommissionen beigegeben sind. Zu erwähnen wäre daraus, daß die mathematisch-natur wissenschaftliche Klasse in der Zeit von Ende Mai 1905 bis Ende Mai 1906 aus ihren Stiftungen und Mitteln 30 Subventionen in Beträgen von 200 bis 10 000 Kronen (insgesamt fast 90 000 Kronen) verteilt und nach der verstorbenen Hofratswitwe Lila Scholz ein Vermächtnis von 200 000 Kronen erhalten hat. Die philosophisch-historische Klasse hat vier Subventionen im Betrage von 6800 Kronen bewilligt und die Zinsenmasse der Savigny- Stiftung verteilt; überdies ist der bisher in Frankfurt am Main gebunden gewesene Böhmersche Regestenfonds von 43 000 ^ in ihre Verwahrung und Verwaltung übergegangen. (Wiener Ztg.) Post. — In Tetuan (Marokko) ist eine deutsche Postanstalt eingerichtet worden, deren Tätigkeit sich auf den Briefpost-, Zeitungs-, Postanweisungs- und Nachnahmedienst erstreckt. (Dtschr. Reichsanzgr.) Zur Ausstellung des Deutschen Künstlerbuudes im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig. — Für die I. Graphische Ausstellung des Deutschen KUnstlerbundes im Deutschen Buch gewerbemuseum zu Leipzig stellt der Vorstand der »Villa kovaans.« in Florenz einen Atelier- und Geldpreis bis zur Höhe von 2000 ^ innerhalb der Zeit vom 15. April 1907 bis zum 15. April 1908 zur Verfügung. Der Preis kann auch in zwei Teilen ver geben werden. Die Verleihung erfolgt durch die Jury der Ausstellung. (Red.) Bevölkeruugszahl Frankreichs. — Das jetzt in amtlicher Veröffentlichung vorliegende Ergebnis der letzten Volkszählung in Frankreich am 4. März 1906 zeigt eine Gesamtbevölkerung von 39 252 267 Seelen. Die Zunahme seit 1901 beträgt 290 322. (Red.) Deutsche Unterrichtssprache in Rußland. — Der Präsident des Ministerrats empfing am 30. Dezeinber v. I. in St. Peters burg eine von dem Moskauer Generalsuperintendenten Fehr- mann geführte Abordnung von Pastoren der lutherischen Ge meinden des Wolgagebiets, die eine Denkschrift überreichte, worin über die Nichtentwicklung des dortigen Schulwesens Klage geführt und auf die Notwendigkeit hingewiesen wird, die den Kindern der Kolonisten fremde russische Sprache im Unterricht durch die