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364 Nichtamtlicher Teil. ^ 8, 10. Januar 1907. deutsche Sprache zu ersetzen und die Teilnahme der Kolonisten an der Schulverwaltung in der Weise zu gestalten, daß ein aus Gemeindenutgliedern, einem Lehrer und dem Pastor zusammen gesetzter Schulrat zu schaffen sei. Ministerpräsident Stolypin versprach, sich betreffs der angeregten Fragen mit dem Unterrichts minister in Verbindung zu setzen. (Neue Freie Presse.) Ausstellung. — Im Kristallpalast in London wird in den Tagen vom 25. Mat bis 28. September 1907 unter dem Patro nate der »Locist/ ok ^.robitsots« eine internationale Ausstellung für Kunst im Hause, Kunstmöbel und Baumaterialien, mit beson derer Abteilung für Nahrungsmittel, Hygiene und Pharmazie stattfinden. Auch bezügliche Fachliteratur ist zugelassen. An meldungen sind an den Kommissar der ausländischen Abteilung (Oommissiovsr kor tds IBrsiKv Lsotion), 14 Victoria Street, London 8W. zu richten, der auf Wunsch auch weitere Auskunft erteilt. (Red.) BuchhaudluugsgehUfenverei« zu Leipzig — Der Vorstand hat mit der Direktion der Leipziger Theater für Montag den 28. Januar im »Alten Theater« eine Sondervorstellung von H. Sudermanns Schauspiel »Stein unter Steinen- für die Vereins mitglieder vereinbart. Für Sonnabend den 16. Februar wird ein humoristischer Gesellschastsabend vorbereitet, der im großen Festsaale des Zeniral- theaters vor sich gehen soll. (Red.) -Sphynx-, Verein jüngerer Buchhändler Hamburg- Altonas. — Der Vorstand des Vereins jüngerer Buchhändler Hamburg-Altonas »Sphynx» hat sich durch den guten Erfolg des ersten Unterhaltungsabends veranlaßt gesehen, am Sonntag den 13. Januar 1907 (Beginn abends 6 Uhr) in Pabsts Gesell- schaftshaus, Altona, Königstraße 135, einen zweiten Unterhaltungs abend in ganz ähnlicher Weise wie das vorige Mal zu veran stalten. Anmeldungen von Teilnehmern sind an Herrn Hermann Kiehne, Hamburg, Stubbenhuk 18III, zu richten. ^Red.) Neue Bücher, Kataloge re. für Buchhäudlerr Neäiriviseds Novitäten. Ivtsrnatiovals ksvus über alls Lr- scbsinunAen äsr msäwinisodsn Misssnsobaktsn nsb8t keksratsn über veiobtixs unä ivtsrsssants ^bbanäluogev äsr b'acbprssss. Vortag von lodavn Ambrosius Lartd in Osixräx. 16. labr- xanx, blo. 1, lanuar 1907. 8". 8. 1—16. Die Wiener Universität im Jahre 1906. — Das Jahr 1906 hat der Universität das höchste bisher beobachtete Zuströmen von Hörern gebracht. 9000 Studierende zählt die Wiener Hoch schule heute, und davon entfallen 3400 auf die juristische Fakultät allein. Auch die medizinische Fakultät weist Heuer nach einigen Jahren des Stillstandes ein AnschweLen der Frequenz auf. Die volkstümlichen Univirsilätskurse wiesen ebenfalls steigende Be suchsziffern aus. In Anerkennung ihrer immer mehr sich fühlbar machenden Bedeutung für die breitesten Volksschichten hat das Unterrichtsministerium die Subvention erhöht. An Neuerungen sind zu nennen: die Errichtung des Instituts für die Geschichte der Medizin, die Anlage der der Wiener Universität gespendeten kostbaren Münzensammlung des verstorbenen Sanitätsrats vr. Brettauer, der Bau des neuen Laboratoriums für die Klinik des Prosessors vr. v. Noorden, die Übernahme der Bibliothek des verstorbenen Hofrats Professors vr. Anton Mcnger und die Aktivierung der Moritz Heißler-Stiftung mit einem Stiftungskapital von 80 000 k. An Denkmälern wurden im abgelaufenen Jahre aufgestellt die Standbilder für den Chemiker Hugo Weidel und den Zoologen Carl Claus. Durch den Tod verlor die Wiener Universität im Jahre 1906 die Professoren Or. Bickell, Hofrat Or. Anton Menger, Hosrat Or. Karl Groß, Hofrat Or. Lustkandl, Hofrat vr. Neumann und Hofrat Or. Boltzmann. Freiwillig schied der nach Berlin abgegangene Geograph Hofrat Penck aus dem Verband der Wiener Hochschule, während das Gesetz über die akademische Altersgrenze der sernern Wirksamkeit der Professoren Or. Benedikt, Hofrat Or. Winternitz, Or. v. Stoffelia, Hofrat Or. Lieben und Hofrat Or. Tschermak ein allseits bedauertes Ziel setzte. Als neue Männer traten im Berichtsjahre Professor vr. v.. Noorden, Professor Or. Eduard Brückner und Hofrat Professor vr. Skraup ihr akademisches Lehramt in Wien an. (Neue Freie Presse.) Personalnachrichten. Ernst August vo» Seuffert — Am 7. Januar ist in München der verdiente langjährige Rechtslehrer an der Uni versität München Geheimer Rat Or. Ernst August Ritter von Seuffert gestorben. Er war am 1. September 1829 in Würz burg geboren, ältester Sohn des berühmten dortigen Rechtslehrers Johann Adam von Seuffert; den Lehrstuhl für römisches Recht an der Universität München hat er selt 1857, zunächst als außer ordentlicher, seit 1864 als ordentlicher Professor innegehabt. (Red.) Otto Benndorf f-. — Der bedeutende österreichische Alter tumsforscher Professor Otto Benndorf ist am 2. Januar in Wien verstorben. Er war am 13. September 1838 in Greiz geboren, studierte 1857—59 in Erlangen, dann bis 1862 in Bonn unter Ritschl, Jahn und Welcker, war 1864—68 auf archäologischen Reisen in Italien und Griechenland, 1868—69 Dozent für Archäo logie und Philologie in Göttingen, 1869—71 ordentlicher Prosessor der Archäologie in Zürich, 1871—72 Honorarprofessor in München, seit Ostern 1872 ordentlicher Professor der Archäologie in Prag und folgte 1877 einem Ruf an die Universität nach Wien, wo er Nachfolger des nach Berlin berufenen Conze wurde. Im Jahre 1875 beteiligte er sich mit dem letztgenannten und Hauser an der zweiten archäo logischen Expedition nach Samothrake; 1881 unternahm er auf Staatskosten eine Forschungsreise im südwestlichen Kletnasien und wiederholte sie 1863 mit glücklichstem Erfolg, indem es ihm gelang, das Grabmal von Gjölbaschi für die Wiener Sammlungen zu ge winnen. Noch größeres leistete er aber, als ihm der ehemalige Unterrichtsminister von Gautsch von Staatswegen die Mittel zur Verfügung stellte, die heute noch nicht vollendeten Aus grabungen in Ephesus einzuleiten, deren bisherige Ausbeute in Wien im sogenannten Theseton und im untern Belvedere auf gestapelt ist. Ihre Bearbeitung hat er leider nicht mehr vollenden können. Im Jahre 1898 war Benndorf von der Wiener Univer sität geschieden, um Direktor des österreichischen Archäologischen Instituts, seiner eigensten Schöpfung, zu werden. Zahlreich sind seine wissenschaftlichen Schriften und Abhandlungen. Folgende seien hier genannt: Os avtboloxfia Orascas epiqrawwatis, quas aä artss spsotant (Diss.) — Das Museum der Gypsabgüsse nach Antiken zu Pforta — Die antiken Bildwerke des lateranensischen Museums (mit Schöne) — Griechische und stzilische Basenbitder — Die Antiken von Zürich — Die Melopen von Selinunt mit Unter suchungen über die Geschichte, die Topographie und die Tempel von Selinunt — Antike Gesichtshelme und Sepulkralmasken — Zur Venus von Milo — Neue archäologische Unter suchungen aus Samothrake (mit Conze und Hauser) — Vorläufiger Bericht über zwei österreichische archäologische Expeditionen nach Kleinasien — Reisen im südwestlichen Ktelnasien (mit Niemann) — Reisen in Lykien und Karten (mit Niemann). Bü. 1. — Über eine Statue des Polyklet — Über die jüngsten geschichtlichen Wir kungen der Antike — Wiener Vorlegebtatter für archäologische Übungen — Das Heroon von Gjötbascht-Trysa (mit Ntemann) — Ein archäologisches Rätsel. Der Kairos des Lysippos und eine Gemme des Berliner Museums — Dionysische Sarkophage und Friesreliefs — Erotenurne des Capitols — Vasen und Terrakotten in Sizilien — Beiträge zur Kenntnis des attischen Theaters — Bemerkungen zur griechischen Kunstgeschichte — Griechische Thon- figuren aus Tanagra — Der Hermes des Praxiteles — Merkur-Relief aus Carnuntum — Vasen aus Adria — — Archäologischer Bericht aus Österreich — Herakles-Statuetten — Relief einer attischen Grabvase — Ausgrabungen in Ossero — Mxi ä'^xollo — Griechische Inschrift auf PhyskoS — Bacchantin — Zur Vasentechnik — Zur Periegese der Akropolis — Scherbe aus Carnuntum — Römisches Krüglein aus Böhmen — Gürtelblech aus Watsch — Das Monument von Adamklissi — Adolf Exner. Worte zu seinem Gedächtnis. — Ferner war er Mitherausgeber der Abhandlungen des archäologisch-epigraphischen Seminars an der Universität Wien, der Archäologisch-epigraphischen Mitteilungen aus Österreich-Ungarn und der Archäologischen Vorlegeblätter (seit 1877). (Red.)