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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 21.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192301213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19230121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19230121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-21
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
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"" Nah an» Fern. o Vorläufige Einstellung des Lustpostdtenstes Königs» borg—Moskau. Wegen der durch die Witterung bedingten Schwierigkeiten im Flugdienst Königsberg i. Pr.—Smo lensk—Moskau wird die Postbeförderung auf dieser Linie vorläufig eingestellt. Die Wiederaufnahme des Luftpost verkehrs wird bekanntgegeben werden. O Akademische Würden für Thyssen und Stinnes. Die Technische Hochschule in Darmstadt hat im Verlauf der akademischen Feier, die am Gedenktage der Reichsgrün- dung veranstaltet wurde, mitgeteilt, daß sie die Herren Thyssen und Stinnes zu Ehrenbürgern der Hochschule er nannt habe. O Tod eines bekannten Rechtslehrers. In München starb im 71. Lebensjahre der bekannte Rechtslehrer Geheimer Justizrat Prof. Dr. Karl v. Gareis. Er war der beste Kenner der deutschen Nechtsgeschichte; seine zahlreichen Rechtslehrbücher sichern ihm ein dauerndes Andenken unter den deutschen Juristen. Von 1878 bis 1881 gehörte Prof, v. Gareis dem Reichstage an. O Nothilfe für notleidende Geistesarbeiter. Die auf Burg Lauenstein zu einer Tagung versammelten Buch händler Deutschlands haben den, Reichspräsidenten in einem Telegramm mitgeteilt, daß sie eine kulturelle Not- gemeiuschaft für notleidende ältere Künstler und Gelehrte gegründet haben. O Aufhebung einer Räuberbande. Die Berliner Kriminalpolizei hat in dem märkischen Landstädtchen Zehdenik eine dreizehnköpfige Einbrecherbande festgenom men. Etwa 200 Einbrüche und zwei Morde dürften auf das Konto dieser Bande zu setzen sein. O Amerikanische Millionenspende für München. Eine Spende von nahezu fünf Millionen Mark, die hauptsächlich von Amerikanern aufgebracht worden ist, ist durch Ver mittlung des Bankiers Aufhäuser in München dem Mün chener Stadtrat für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt worden. O Marienbad und das Ruhrgebiet. In dem jetzt tschechoslowakischen Marienbad hat eine Anregung zur Übernahme der Patenschaft bei reichsdeutfchen Kindern aus dem besetzten Gebiet starken Aicklang gefunden. Ver eine und Privatpersonen melden sich in großer Zahl. Die Patenkinder erhalten als Gabe 100 Tschechokronen und einen Patenbrief, in dem auf die gegenwärtige schwere Zett Deutschlands und auf die Teilnahme der Sudeten deutschen an dem harten Schicksal des Deutschen Reiches hingewiesen wird. O Selbstmord eines Schriftstellers. Der Schriftsteller Herbert Silberer, der unter dem Namen Sil Vara bekannt geworden ist, Hai infolge nervöser Überreizung in seiner Wohnung in Wien Selbstmord durchErhängenverübt. Sein Lustspiel „Die Frau von 40 Jahren" wird eben jetzt mit großem Erfolg im Wiener Burgtheater gespielt. O Ein türkisches Eheschließungsgesetz. Die türkische Re gierung in Angora hat ein neues Ehefchließungsgesetz er lassen. Danach müssen alle Männer und Frauen vor der Eheschließung ein Gesundheitsattest einreichen, ohne das die Ehe nicht geschlossen werden darf. Hi Oskar Tietz gestorben. Ja Klosters in der Schweiz kwdi» er sich zur" Erholung begeben hatte, starb im 65^ Lebensjahre der bekannte Berliner Warenhausbesitzer Oskar Tietz. Das von ihm begründete Warenhausunter nehmen hat Niederlassungen in zahlreichen Großstädten Deutschlands und beschäftigt mehr als 12 000 Angestellte. Oskar Lietz war Vorsitzender des Verbandes deutscher Waren- und Kaufhäuser. O Eine Erdölquelle erbohrt. Bet Wasserburg a. Inn wurde in 18 Meter Tiefe eine Erdölquelle erbohrt. Das Ol suchte sofort den Weg ins Freie. Viele Bewohner in der Umgegend deckten ihren Bedarf. Die Erfassung der erbohrten Quelle wurde sofort in Angriff genommen, so daß wahrscheinlich schon in wenigen Wochen die Verwer tung möglich sein wird. O Zugunglück durch falsche Weichenstellung. Auf dem Bahnhof Salzhemmendorf (Kr. Hameln) ereignete sich ein schweres Eisenbahnunglück. Infolge falscher Weichen- stell'mg fuhr der Abendzug der Nebenbahn Duingen— Voldagsen kurz vor der Station auf ein Nebengleis des Kalkwerkes. Die Maschine entgleiste und bohrte sich tief in den Erdboden. Die nachfolgenden Güter- und Per sonenwagen drangen in den Führerraum der Lokomotive ein, sodaß der Lokomotivführer und der Heizer gelötet wurden. Der Materialschaden ist außerordentlich groß. O Millioneneinbrüche. In Wiesbaden brachen um die Mittagsstunde Diebe in ein Edelstein- und Antiquitäten geschäft in der belebten Wilhelmstraße ein und stahlen Brillanten und sonstige Schmucksachen im Werte von 30 Millionen Mark. Nachts darauf räumten Diebe die Gold- Wem nie durch Liebe Leid geschah... Roman von Erich Friese«. 70) (Nachdruck verboten.) „Nein, lieber Holm! Das werden Sie nicht. Die Harmonie unserer Seelen ist so vollkommen, daß Sie mich verstehen müssen, mein Freund. Und jetzt ver lassen Sie mich, bitte! Ich möchte ein wenig ruhen —" Sie hielt ihm ihre schlanke Rechte hin, in die er nur widerstrebend die seine legte. Dann warf er heftig hinter sich die Tür ins Schloß. Jetzt war es mit Felicies Selbstbeherrschung zu Ende. Rasch zog sie die Tür zu. Dann warf sie sich, das Ge sicht mit den Händen bedeckend, aufs Sofa und weinte — weinte heiße, bittere Tränen, wie sie sie noch nie in ihrem Leben geweint hatte. Selbst nicht, als sie ins Ge fängnis mußte. Selbst nicht, als ihr Kind krank war. Selbst nicht, als man ihr das Kind genommen hatte. Vorbei — alles vorbei! Ehre und — Glück! XX Als Frau Giesecke eine Stunde später nach Hause kam, hatte Sigrid sich bereits in ihrem am entgegen gesetzten Ende der Wohnung liegenden Schlafzimmer zum Nachmittagsschlummer niedergelegt. Sie tat dies stets, um am Abend bei der Vorstellung frisch zu sein. Die brave Frau lenkte zuerst ihre Schritte nach dem Kinderzimmer. Sie machte sich schon Gewissensbisse, weil sie so lange fortgeblieben war. Was konnte einem solch kleinen iKnde nicht alles inzwischen passieren! Tie Anna war zwar gewissenhaft — immerhin ! Ohne sich weiter im Zimmer umzugucken, beugte sie sich über das Bettchen. Das Kind lag ruhig schlum- mernd da. Nicht einmal das Kissen hatte es verschoben, der liebe kleine Kerl. Es war, als ob es soeben erst auf- geschüttelt worden wäre. Sollte die Anna —? Oder ankaufsstelle eines Antiquitätenhändlers in der LauuuS- straße auS. Der Schaden beträgt hier rund 100 Millionen Mark. O Schneesturm in Italien. In ganz Italien wütete ein Schneesturm, der besonders in den Apenninen gewaltig« Verwüstungen anrichtete. Sechs Soldaten wurden von dem Schneesturm überrascht. Drei von ihnen wurden halb erfroren aufgefunden; die übrigen drei waren bereits tot. Ein Segelboot, das vor dem Schneesturm Schutz suchte und nicht landen konnte, mußte von seiner aus sieben Mann be- stehenden Besatzung aufgegeben werden. Vier Mairosin ertranken, den drei übrigen gelang es, schwimmend die Küste zu erreichen. Bunte Tages-Chronik. London. In einer Pulverfabrik in Deerpak (Australien) ereignete sich eine Erplvsion. Der Sachschaden ist bedeutend. Drei Arbeiter wurden getötet und eine Arbeiterin verwundet. Brüssel. In einem Hochosenwerk in der Nähe von Charleroi sind durch giftige Gase vier Arbeiter getötet worden. Paris. Der Personenzug Nantes—Bordeaux ist vor dem Bahnhof Taillebourg entgleist. Die Zahl der Opser des Unglücks steht noch nicht fest. Wien. Der diesjährige Fehlbetrag der Wiener Staats- theater belauft sich auf 20 bis 25 Milliarden Kronen. Das Budget der Theater wird künftighin von Monar zu Monat auf gestellt. j Börse md Handel. " / 1 // Diskonterhöhung der Reichsbank. Die Ncichsbank hat den Wechseldiskont von 10 auf 12 und den Lombardzinssutz von 11 aus 13 A erhöht. Die letzte Diskonterhöhung hatte am 13. November ftattgefunden. Damals wurde der Wechselzinsfuß von 8 aus 10 gesteigert. Bereits seit längerer Zett wurde eine Erhöhung erwartet, jedoch schob Vie Reichsbank die Maß regel hinaus, da man bis in den Januar immer noch auf eine Besserung der Verhältnisse hoffte. Das Gegenteil war der Fall, die Besetzung des Ruhrgebietes und der damit verbundene ungeheuerliche Sturz der Mark machten die Diskonterhöhung unvermeidlich. Was kosten fremde Werte- — . Börsenplätze 1V. gesucht 1. anoeb. 18. gesucht 1. angeb. Stand 1.8. , L Holland 1 Gulden 7756,58 7794.44 9077.25 9122.75 1.70 Dänemark 1 Krone 3813 43 38!4,5/I 4513.68 4536,32 1.12 Schweden 1 Krone 5281.81 5288.19 6174.52 6205.48 1.12 Norwegen 1 Krone 3741,62 3759.38 4239,37 4260.63 1.12 Schweiz 1 Frank 36-0/' : 3709.25^ 42S9.S2 4320.78 0,80 Amerika 1 Dollar -9700.62 19799,38 22 67.43 28082,57 4,20 England 1 Pfund 91021.87 91478.13 1067326 107267.5 20.40 Frankreich 1 Frunk 1316.70 1323.30 1626.17 1538.8 0.80 Belgien 1 Frank 118?,02 1192L8 13i6.b0 1403,60 0.80 Ira« ien 1 Lira 947.62 952.38 1107.22 1112.78 0.80 * Dt.-Osterr. l 00 Kron. 26.08 26,22 80,92 31M 86.00 Ungarn 1 Krone 7.98 7.12 8.42 8,48 0M Tschechien 1 Krone 542,64 816.38 628,42 681,68 Stand der Poleumark am 19. Januar 76 Pf. * Produktenmartt. Berlin, Id. 1. (Nichtamtlich.) Weizen 89 000—4t 000, Roggen 36000—37 500, Hafer 26 000-280!«, Gerste 28 000-31 000, Weizenmehl 96 000—102 000, Roggenmehl 84 000—89 000, dröhtgepr. Weizenroggenftroh 9600—10 000, drahtgepr. Haferstroh 9600—10000, bindsadengepr. Weizen, roggenstroh 9200—9500, geb. Nogyenlangstroh 9300—9600, lose geb. Krummstrob 8800—9000, Häcksel 10500-11000, handelsübl. Heu 8800-9000, gutes Heu 9300-9700, Kokoskuchen 24 000 bis 26 000, Reisfuttermehl 22 000—24 000, Ackerbohnen 53 000 bis 57 000, Viktoriaerbsen 47 000—51 000 für 50 Kilogramm, Me lassetorf 9800, Weizenkleie 14 500, Biertreber 15 000, Treber 14 500, Haferschalen 11000, Haserkleie 10 000, Strohmehl 11000, Palmkernschrot 14000, Sennhütte 13 500 für 50 Kilogramm ein schließlich Verpackung. Alles ab Verladeort. * Markenfreies Brot 1000 Mark in Berlin. Der Zweck- verband der Bäckermeister in Berlin teilt mit, -aß der Preis für markenfreies Gebäck vom 20. Januar ab erhöht wird. Es kosten: Markenfreies Brot 1000 Mark (bisher 700 Mark), Schrippen 40 (bisher 27 Mark), Hörnchen ufw. 45 (bisher 30 Mark), Zwieback 1000 (bisher 720 Mark). * Biehmärkte der Woche. Der katastrophale Sturz der Mark mußte schließlich aus allen Märkten eine starke Preissteigerung, insbesondere bei Schweinen, zur Folge haben. Doch lassen die eingetretenen enormen Preisschwankungen auf den Märkten deutlich erkennen, daß diese Preissteigerungen auf vielen Märkten keineswegs berechtigt sind. Der Austrieb war in fast allen Gattungen der Vorwoche gegenüber geringer — vermut lich hält man das Vieh in Erwartung noch höherer Preise zurück. Alle Pläne und Aussprachen des Ernährungs ministers mit den Gewerkschaften werden keinen Stillstand der Preise bringen, bis nicht seitens der maßgebenden Stellen ein gegriffen wird, um das vom Landwirt zu angemessenen Preisen gekaufte Vieh direkt und sofort dem Markt zuzuführen. So wurden in der verstossenen Woche Rinder um 25 bis 350 Mark. Fräulein Arnoldsen — ? Oder gar Holm —? Das war doch sonst nicht ihre Art! Die Pflege des Kindes war in allem der Großmutter überlassen. Ta sah sie zu ihrem Erstaunen, daß hinter dem zu- gezogenen schweren Fenstervorhang sich etwas bewegte. Und kam nicht auch ein leises Geräusch von der Rich tung her? Frau Giesecke schrie laut auf vor Entsetzen. Waren Diebe im Zimmer? Oder gar Raubmörder? Aengstlich lugte sie nach dem Fenster, jeden Augenblick gewärtig, daß ein schwarzbärttger Kerl mit einem Messer auf sie zustürzen werde. Ta teilte sich plötzlich der Vorhang.. Und sah sie recht? Oder täuschte sie ihre erregte Phantasie? Abwehrend, als sähe sie ein Gespenst, streckte sie beide Hände aus. Da sank Felicis auch schon zu der Mutter Füßen nie- der und barg aufschluchzend den Kopf in ihrem Sck-oß. „Felicie! Kind! Du — ?" „Ja, Mutter! Erschrick nicht! Ich bin es —" „Wie kommst Du hierher? Du hast doch noch ein Jahr —" „Laß das jetzt, Mutter! Ich erzähle Dir später alles. Laß micb nur ein bischen bei Dir sein!" „Weiß Dein Mann schon —" „Nein. Und er darf auch nichts wissen!" > „Mein liebes, liebes Kind!" Mehr brachte die arme Frau in ihrer Erregung nicht heraus. Sie hob Felicie vom Boden auf, schob sie mit beiden Armen etwas von sich ab, um sie besser betrach ten zu können und schüttelte dann traurig den Kopf. „Ich bin todmüde, Mutter. Darf ich eine Viertel- , stunde in Deinem Bett liegen und ausruhen?" „Aber natürlich. Komm, Kind, ich will Dich aus ziehen! Fort mit den alten Sachen! Was für gräßlich plumpe Schuhe! Und erst die graugestrickten Strümpfe! Deine Füße sind ja ganz kalt, Ltcyl Schnell zu Bett! Ich reibe sie Dir so lange, bis sie warm sind. Vier hast Kälber um 20 bis X>0 Mark, Schafe um 50 bis Schweine um !S0 bis 470 Mark für ein Pfund LeSendaewicht teurer. — Auf den nachstehenden Märkten notierten Mr «n Pfund Lebendgewicht in Mark: Rinder Kälber Schafe Schweine Frankfurt a. M. 880-750 520-700 510-660 850-1170 Leipzig 450-740 600-700 600-800 850-1200 Magdeburg 850-850 450-750 300-700 950-1250 Hamburg 400-1150 550—1250 900-1400 Breslau 350-720 450—730 400—600 750—1050 Köln a. Rh. 880-850 540-960 400—780 1000-1200 Elberfeld 500-970 600-920 400—600 900-1230 Düsseldorf 400-830 650-950 —— 950—1100 Hannover 400—1000 500-750 500-650 1000-1350 Dresden 260—730 580-730 400-680 750—1080 Kiel 280—715 370-728 360-650 690—1150 Mannheim 380-700 580—700 320-440 850-1050 Stettin 280—550 400—600 980—1000 * Ermäßigung einiger Frachten. Dieser Tage tritt eine weitere Herabsetzung der Frachten für frische Kartoffeln ein. Jetzt werden für Wagenladungen, wenn die Kartoffeln zur Volksernährung bestimmt siwd, vier Zehntel, künftig nur zwei Zehntel der regelrechten Fracht erhoben. Bei Fraewstück- ant wird jetzt nur das Harb« Gewicht, künftig nur X zur Fracht berangezogen. Der neue Frachtnachlaß beträgt also in beiden Fällen 50 A. Wetter wird ein Frachten Nachlaß für stickstoffhaltige Düngemittel von 10 A und für Super phosphat von 20 neu eingefithrt. Die bisherige Fracht ermäßigung von 20 N für Düngekalk und Düngemergei wird auf 30 95 für Düngekalk mkd 40 A für Düngemergel erhöht, ebenso die für rohe Kalisalze und Erzeugnisse aus Kalisalzen, soweit sie der Tarifklasse b angehören, von zurzeit 15 aus 30 95. * Das Goldzollausgeld beträgt für die Zett vom 24. bis einschließlich 30. Januar 222900 95. * Deutsch-polnische Kohlenverhandlunaen. Wie man auS , guter Quelle erfährt, sind zurzeit zwischen dem Kohlengroß- handel und polnischen Gruben in Oberschlesien Verhandlungen im Gange, um eine Kohlenmenge von 500 000 Tonnen Stein- kohlen, die in Ostöberschlesieu lagern, nach Deutschland zu j schassen. * Neue Schiffahrtslinie. Der Norddeutsche Lloyd nimmt nunmehr auch den Dienst auf der früheren Linie nach Phila delphia und Baltimore auf. Als erstes Schiss dieser Linie wird am 7. März der neuerbaute Dampfer „Porta" (6500 Tonnen Tragfähigkeit) von Bremen abgefertigt. In drei Wochen Abstand werden die Dampfer „Eiseirach" und „Hameln" folgen. Dann wird der Dienst regelmäßig auf Grund eine- achtzehntägigen Fahrplanes durchgeführt. Die Dampfer „Porta" und „Eisenach" befördern auch eine Anzahl Kajütenreisende. Großstädtische Gemüsepreisbitdunq. Ein Kleinsiedler aus der Umgebung Berlins, ver Ge» ! müse an Händler für den Berliner Markt verkauft, ist j wieder einmal durch die Markthallen in Berlin' W. ge- i schritten und hat über die dortigen Gemüscpreise die Hände ' über dem Kopf zusammengeschlagen. Erfreulicherweise Hal er seine Beobachtungen nicht irgendeinem Landbund- Blatt, sondern dem „Vorwärts" (610) unterbreitet, der gern auf agrarischen Wucher schilt. Der Kleinsiedler glaubte den von ihm einst gelieferten Porree wiederzuerkennen. Er hat ihn für 12 Mark je Pfund verkauft. Auf dem groß« städtischen Markte aber kostet das Bund (1N Pfund) Porree 100 Mark. Während also der Erzeuger für di« Ware 18 Mark bekam, schluckte der Zwischenhandel nicht weniger als 82 Mark. Drei Stellen teilen sich in den Ge winn: der Händler, der die Ware vom Erzeuger abholt, der Großhändler und der Kleinhändler. Die produktive Arbeit des Gemüsezüchters wird mit 18 Mark, die un produktive des Zwischenhandels mit je 27 Mark, insgesamt aber mit 82 Mark bezahlt. Der Berickfterftatter des „Vorwärts" fährt fori: „Und ein zweites Beispiel: Mohrrüben — Produzent erhält 6 Mark pro Pfund — Konsument zahlt 18 bis 20 Mark. Ein drittes Beispiel: Grünkohl — Produzent er hält 8 Mark — Konsnment zahlt 35 bis 40 Mark. Ein viertes Beispiel: Kohlrüben — Produzent 6 Mark („ran gieren wie Mohrrüben tm Preis," sagt mein Händler) — Konsument 20 Mark!!! Ich habe diese vier Gemüsearten herausgegriffen, weil sie sich am leichtesten bis tief in den Winter hinein halten — Porre und Grünkohl stehen ja auch noch jetzt draußen tm Felde —, das Risiko für die Einwinterung und Aufbewahrung ist also am geringsten. Und doch solche enormen Zwischengewinne. Auch Rotkohl hält sich besser als Weitz- und Wirsingkohl, er hat ja stets, auch vor dem Kriege, höher tm Preise gestanden, aber die jetzige Preisdifferenz ist denn doch zu kratz!" Diese Angaben sprechen für sich. Es handelt sich um i rein agrarische Erzeugnisse. Aber der Quell der Verteue rung ist nicht auf dem Lande zu suchen. Es ist bedauerlich, ! datz selbst die Umsatzsteuer diese Mihstände nicht aus- j schaltet. Man hat sie von vornherein als eine der drückend- ! sten und ungerechtesten Steuern bezeichnet, wollte sich aber ' mit ihr abfinden in der Annahme, sie werd« erziehlich wirken und entbehrliche Stationen deS Zwischenhandel» ausschalten. Das ist leider nicht eingetreten. Tu ein Nachthemd von mir, mein allerschöchteS, ru.c - Spitzen besetzt! Riech' mal — es duftet nach Lavendel! i Schnett über mit dem Nachthemd! So! Fühlst Du Dich nicht wie neugeboren?" „Ja, prachtvoll!" hauchte Felicie, sich behaglich strek- kend. Tränen erstickten fast ihre Stimme. f „Jetzt leg' Dich nieder! Und dann geb' ich Dir Wal- tercpen ins Bett! So —! Ist er nicht ein herziger Zunge? Jetzt Witt ich Dir Schokolade machen, —" „Bitte Lee, liebe Mutter!" „Auch gut. Also Tee!" ' „Und bitte, liebe Mutter, sag' Winfried nicht, baß ich da bin! Und auch Sigrid nicht!" Als Frau Giesecke nach einigen Minuten mit dem Teebrett aus der Küche zurückkehrte, schliefen Mutter und Kind bereits tief und fest. Frau Giesecke war von jeher eine praktische Frau. Wie es kam, daß Felicie hier war, was später aus ihr werden sollte, — darüber zerbrach sie sich vorläufig nicht den Kopf. Felicie war da und unglücklich dazu — das blieb für ihr schlichtes Gemüt die Hauptsache. Und nun schlief Felicie so schön und fest; Frau Gie secke beschloß, sie nicht zu Wecken. Der Tee lief ja nicht fort. Und Felicie schlief stundenlang, ohne sich zu rühren — den Schlaf vollkommener Erschöpfung. Dec Abend brach herein — und sie schlief noch im mer. Bis endlich Walters.Fingerchen an ihrem Haar herumzupften und seine Helle Stimme sie vollends aufweckte. Der Tee war inzwischen kalt geworden. Aber Frau Giesecke bereitete neuen, drehte das elektrische Licht au und rückte ein Tischchen ans Bett, auf dem st« alles aufbaute, ohne Felicie mit irgendwelchen Fragen zu belästigen. Dann setzte sie sich neben die Tochter und freute sich, wie es ihr schmeckte. (Fortsetzung fosgt.)
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