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Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 25.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-192112255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-19211225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-19211225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Nachrichten für Naunhof und Umgegend
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-12
- Tag 1921-12-25
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Monat
1921-12
-
Jahr
1921
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Mach- ausgiebigen Aebrauch von der Kochkiste. Net der GaSbeleocht««g: l. verwende große Normalglühlichtbrenner nur dort, wo hellstes Licht zum Arbeiten gebraucht wird. Für alle anderen Zwecke und für alle Nebenräume genügt der kleinere Liliput brenner von etwa 70 bis 80 Aerzen oder der kleine Zwerg brenner von etwa 40 bis so Aerzen. 2. Tausche an vorhandenen Normalhängelichtbrennern das Mundstück gegen ein solches süc kleinere tiliputkörper aus, wodurch wesentliche Gasersparnis und beste Lichtwirkung erzielt wird (vergleiche unten Punkt 6). Vie Mundstücke sind in den einschlägigen Geschäften erhältlich und können vom Gebrauchsnehmer selbst angebracht werden. 3. Stelle den Glühlichtapparat mit der Regulierschraube, nicht durch Drosselung des Brennerhahnes, ständig dem Gas druck entsprechend ein, da auch bei zu hohem Gasdurchlaß der Glühkörper nur mangelhaft leuchtet. Wo die Regulier düse fehlt, ist ihr Einbau unbedingt erforderlich; die Beschaf fung macht sich in kürzester Zeit durch Gasersparnis bezahlt (vergleiche unten Punkt 6). 4. vermeide möglichst die Verwendung von mattierten und von Milchglasglocken; sie beeinträchtigen die Lichtwirkung bis zu 40 Prozent. Für Arbeitszwecke sind flache Schirme am vorteilhaftesten, die das Licht auf den Arbeitstisch werfen. - 5. verwende in allen Nebenräumen, wo Beleuchtung nur vorübergehend gebraucht wird, Aleinstellvorrichtungen. Der geringe verbrauch an Gas für die Zündflamme wird j durch Ersparnis an Gas für die Hauptflamme reichlich gedeckt. ' e. Auskunft erteilt jederzeit kostenlos der Zählermeister. ! Oie Hirten an der Krippe. Schönstes Kino auS Juda Samen, Wache bald! Daß es bald ein Himmel werde, Dieses weite Rund der Erde, Dein gebencdeites Land. Lobt, ihr Stummen, hüpft, ihr Lahmen, Wie die Rehe durch den Wald! Hört, ihr Tauben, unsre Lieder! Blinde, seht die Schöpfung wieder! Schmerz und Plage sind verbannt. Schönstes Kind aus Juda Samen, Wache bald! Daß es bald ein Himmel werde, Dieses weite Rund der Erde, Dein gebenedeites Land. Ach seht! das Kind erwacht. " Es strahlt ein Gott aus seinen Augen. Ach! welch ein Gott! — . Er tritt auf Magogs Bauch; Blut klebt an seiner Ferse. Zurück in ihren Abgrund stürzen j Die Geister aus der alten Nacht; Der Abgrund schließt sich hinter ihnen; Die Welt ist rein, die Schöpfung lackt. K. W. Ramler. Christnacht im Wald. Von ValentinTraudt. " Zur Oberförsterei Wolfstein im Reichardswald ge hörten drei Försterstellen', deren Dienstwohttungen so tief in den Bergwäldern versteckt lagen, daß man sie nur urr- j gern solchen Beamten gab, die noch Kinder zur Schirle ! schicken mußten. Wenn im Winter der weite Wald im ! Schnee lag. war an ein Durc^ommen- kaum zu denken. Vom Forsthaus am Windbruch ging der Weg steil bergab ! und bergauf, und die anderen beiden Häuser lagen Wohl .im Tal, aber so abseits der Straße, daß man froh war, i wenn man Dicht unter Menschen brauchte. Und Menschen hatten die drei Grauköpfe, die hier den Wald hüteten, nicht 1 nötig. Der oben am Windbruch hatte alles in der Welt verloren, Frau und Kind und Hab und Gut. Seine bei den Einsiedlerkollegen im Tal waren erst recht zwei merk würdige Käuze. Wie oft er ihnen auch den Widersinn alles Menschenklügelns und Menschenwünschens „ausein- audergelegt" hatte, der „lange Müller" wollte nicht, daß i sein Sobn. der Doktor, des «roten Braun" Tina freie, well zmtt Leben in erster Ltnts Geld gehöre. Und der „rot- Braun" hatte stolz gesagt, seine Tochter brauche sich nicht wegzuwerfen und bekomme eine so feine Ausbildung, daß sie den Rechten wohl glücklich machen könne. Es hatte lange gedauert, bis der Alte vom Windbruch die beiden Kollegen wieder versöhnt hatte. Im Laufe der Jahre war es auch wieder zu einem guten Einverständnis gekommen, nur der Kinder durste in der Unterhaltung nicht gedacht werden. „Wegen eures schlechten Gewissens!" Das war das letzte Wort, was sich der Alte vom Windbruch zu der Sache erlaubt hatte. Dieser Alte mit den sturmharten Mienen, dem klaren Verstand und dem warmen Herzen! Ha, wenn er in der ersten Mainacht vor ihnen auf dem Hirschfels stand und von den Ahnen erzählte, oder wenn er sie zur Sommersonnwende in seinen Berggarten geladen hatte und von dem Glück, das in der Nacht versinkt, er schütternde Bilder malte; dann mußte man ihn als einen Weisen verehren. Nun hatte er sich auch wieder durch die Schneewehen seines Berges gekämpft und ihnen mit Kreide, weil er sie nicht angetroffen hatte, an die Tür ge schrieben: „Christnacht im Wald". Also wieder wie seit Jahren die seltsame Feier, die das Herz ergreift wie ein Wort aus weltferner Höhe . . . Und sie kommen zu dem Alten, der am Hirschfels schon wartet. Schweigend liegt der Wald in der unbefleckten Reinheit des Neuschnees. Ein wunderbarer Sternhimmel blickt durch die dunklen Wipfel. Da fällt ein Heller Lichter glanz durch die Stämme und weckt Millionen farbiger Fünkchen im glitzernden Schnee. Auf dem Hirschfels steht der Weihnachtsbaum der drei Einsamen, schlicht und ernst, nur geschmückt mit dem Silbermantel unzähliger Kerzen. Und dann singt der Alte mit seiner tiefen Stimme, die wie eine Domglocke klingt, das Lied von der Rose, die ent sprungen ist an einem Reislein zart. Nachher werden sie ihre Pfeifen anzünden und auf das Verlöschen des letzten Lichtscheins warten, um endlich hinauf zu klettern zum Windbruchhaus, wo ein gedeckter Tisch wartet. Der Alte singt! — Ein süßerer Klang antwortet. Wohl wie Engel anzuhören. Und es schlingt sich eine zweite Perlenreihe von Tönen ein, getragen und tief. Durch den Wald rauscht es, und dann kommt es wie Tritte der Men schen. In den Lichtglanz treten die Kinder der beiden Männer aus dem Tal. Und die Väter schauen es mit freudigen Pugen an und blicken zum Alten empor, der auf dem Hirschfels steht und sein Lied in aller Andacht zu Ende singt, während es aus seinen Augen leuchtet wie aus einem Himmel, der die Sonne erwartet. „Sei mir ge grüßt, du weihnachtliches Paar! Die heilige Nacht, die nach altem Väterglauben aller Kreatur Sprache schenkt, möge auch unseren Herzen Licht schenken und Liebe und befreiendes Wort!" — Da reichten sich die Vater aus dem Wald von neuem die Hand. „Wie kommt ihr hierher?" — „Vater, an unse rem Haus stand doch geschrieben: „Christnacht im Wald"- Ich wußte, was das heißen sollte, und da die Tür ver schlossen war, ging ich herauf," erklärte der Sohn des „langen Müller". „Die Sehnsucht hat mich gerufen zu dir." „Und an unserem Hause stand genau dasselbe," sagte das Mädchen. „Und da wagte auch ich den Gang durch die Nacht und traf Ewald unten am Buchsteig." Niemand von den Alten wagte ein Wort, und in dem Schweigen einten sich der kleinen Gemeinde Bitten und stieg mau zum Windbruchhaus bergan. Und als dort das Licht brannte und die Gläser klangen, tönte es in den Wald hinaus: „Die Liebe ist das Größte hienieden!" Altes und neues Spielzeug. - Von Dorothee Goebeler. Spielzeugland es hat seine Pforten wieder aufge tan. Es lockt mit bunten Schätzen in großen Kaufhäusern und kleinen Lädchen. Aber, wo es auch sei, die Buben und Mädel kommen, jubeln und staunen. Unter den Christ bäumen stehen sie, begrüßen selig Puppen und Puppen stuben, probieren den Kutschwagen und handeln im Kauf laden. Ewig neu ist das Spielzeug und ist doch so alt. Die Puppe, die unser Mädelchen an ihr Herz drückt und als „neues Kind" mit ihrer Seele umfängt, sie war schon unser eigenes Entzücken, als wir jung waren, unsere Mütter, unsere Ururgroßmütter haben bereits mit ihr gespielt. Wann die Puppe in unseren Landstrichen auftaucht, läßt sich nicht mehr feststellen, man nimmt an, daß die Römer sie eingeführt haben, wahrscheinlich aber werden auch schon die Kinder der Germanen sich aus irgend einem alten Stück Holz oder dergleichen eine Puppe hergestellt haben. Puppen findet man ja bei den Völkern aller Welt, auch bet denen, die von Kultur und Zivilisation keine Ahnung haben. Die kleinen Mädchen der Eskimo spielen mit Puppen, die aus Walroßzähnen geschnitzt sind und ein Fellkleidchen tragen. Bei den Ostjaken schnitzen sich die . Kinder ihre Puppen aus Holz und ersetzen den Kopf durch j einen — Entenschnabel. Auch aus Schwanenschnäbeln macht ! man hier Puppen. In Zansibar haben die Negerkinder Puppen aus Palmstroh, in Zentralafrika aber putzen sich j die kleinen Schwarzen eine alte Flasche mit Perlgehängen zur Puppe heraus und tragen sie quer über den Rücken i gebunden, wie die Negermutter ihr Kleines trägt. Die Kinder der Germanen werden also auch ihre ! Puppen gehabt haben, Gräberfunde weisen darauf hin. Im zehnten Jahrhundert war das „Döckchen" jedenfalls das Lieblingsspielzeug des kleinen deutschen Mädchens. Die alten Epen jener Tage schildern oft genug die Freude der Kinder an ihren Puppen. Berthold von Regensburg ! schalt sogar schon die Mädchen, die nur an den Putz ihrer Puppen und andere eitle Dinge dächten. Neben den Puppen gab es auch schon damals all das ! andere Spielzeug, das noch heute das Entzücken unserer - Kinder bildet. Kästchen und Schrein und Truhe, Tier- ' bilder aus Ton, Holz und Metall gemacht, Kochgeschirr aus Glas und Ton usw. 1859 fand man in Nürnberg unter dem Straßenpflaster an zehn Tonfigürchen aus dem 14. Jahrhundert, geputzte Frauen, gepanzerte Reiter, nackte ; Püppchen, Wickelkmder, Töpfchen, Schalen, Kannen, ! irdenes Geschirr usw. In Schlesien und auf Burg Tannen berg in Franken hat man ähnliche Funde gemacht. Wir haben in letzter Zeit ja öfter Gelegenheit gehabt, in aller hand Ausstellungen historisches Spielzeug zu sehen. Wie wundervoll sind die alten Dockenhäuser mit ihrem gedie genen Hausrat, in dem sich die ganze schwere Pracht des deutschen Bürgerhauses wiederfindet, die Küchen mit ihrem Kupfergerät und dem blinkenden Zinn. Die Puppe wurde noch bis tief in das vorige Jahrhundert hinein aus Leder gefertigt, den Porzellan- oder Wachskopf nähte man an. Sie waren nicht sehr schön, diese alten Puppenköpfe, sie glotzten mit leeren Augen und toten gemalten Gesichtern in die Welt. Wir geben unsern Kindern „Charakter- puppen", aber die Kinder sind merkwürdig, sie machen sich nicht sehr viel aus ihnen. Sie wollen gar nicht Puppen mit Charakter, sie wollen den ausdruckslosen Puppenkopf, - in den sie selber Charakter hineintragen, der heule mit ihnen lacht und morgen weint, der jetzt ein Wickelkind ! darstellt und nachher vielleicht — eine würdige Mama. Auch das Spielzeug der Knaben ist alt, es ist die i Waffe des Mannes, die dem Jungen schon als Ziel aller Wünsche erscheint. Se?ckd und Speer waren das Lieb lingsspielzeug der Jungen verschollener Jahrhunderte, das Gewehr, Säbel, Bleisoldaten und ähnliches lösten sie später ab, mancherlei Maschinen- und mechanischer Kram, Tiere u. dgl. traten in die Erscheinung. Es sind allerhand wunderliche und liebe Gedanken und Erinnerungen, die aufleuchten, wenn man jetzt zur Weihnachtszeit das Spielzeugland und wieder leuchten und wirken sieht. Bescherung^öi^ZOV Jahren. Von Dr. M. Mischke. Die Sitte, das Weihnachtsfest mit Bescherung unter lichterglänzenden Tanne'^baum zu begehen, muß doch schon älter sein, als man in letzter Zeit meist annahm. Dafür spricht eine bisher meist übersehene Nachricht, die auf das Jahr 1611 zurückgeht und sich auf handschriftliche Aufzeich nungen beruft. Sie schildert recht ausführlich und anschau lich eine Silvesterfeter am Hofe der „lieben Dorel", wie die Herzogin Dorothee Sibylle von Brieg (Schlesien) all gemein genannt wurde. Diese Silvesterfeier mutet gerade zu wie eine moderne Weihnachtsbescherung an und soll deshalb in ihrem ganzen ursprünglichen naiven Reiz hier wiedergegeben werden. Die Beschreibung lautet: Der erwähnte Silvester war im Jahre 1611 von der gnädigen Frau ganz besonders gefeiert worden. Sie hatte nämlich alle Kinder von sechs bis zwölf Jahren sowohl der Hofestätt, als auch vom Hofgesinde, desgleichen die Kinder des Nates, der Geistlichkeit, der Ältesten und der Schöppen durch besondere Dienerinnen nachmittags um drei Uhr zu einer Kurzweil aufs Haus beschieden. Die Kinder haben sich demnach unter dem Tore gesammelt, und als sie beisammen waren, wurden sie von den adligen Jungfern, welche als Engel mit großen Flügeln angetan waren, und von den Hofejunkern, die sich als Mohren- ver kleidet hatten, eingesührt. Voran schritten die Hofetrom- peter samt dem Kesselpauker, tapfer musizierend. Im Oer Mutter Geschenk. Eine einfache Weihnachtsgeschichte von Adolf Stark. Durch zwanzig Jahre waren Gottfried Karner und ich die besten Freunde. Auf der Schulbank im ersten Jahr gang des Gymnasiums war unsere Freundschaft entstan den und war als festes Besitztum mit uns in das Leben hinaus gewandert, als wir daran gingen, uns eine Existenz zu gründen, ich als Arzt, er als Rechtsanwalt. Und dann, ganz unvermittelt, kam ein jäher Riß in unse ren Bund. Die Ursache war natürlich eine Frau. Gottfried be- j saß ein zartes Empfinden; dabei war er so s hüchtern und im Gefühle seiner Schwerfälligkeit beinahe menschenscheu, daß er das dritte Jahrzehnt erreichte, ohne daß je eine Frau in seinem Leben eine Rolle gespielt hätte. Kein ! Wunder, daß er nicht widerstehen konnte, als die glut- ! äugige Alma ihre Netze nach ihm auswarf. Nach kurzer Zeit war er rettungslos verliebt, und er dachte ans Heiraten. Ich riet ab, ich warnte, denn ich sah klarer wie er, dessen Auge die Liebe geblendet hatte. Gottfried war nicht der Mann, in der Ehe mit einer herzlosen Puppe sein Glück zu finden. Und mehr war Alma nicht, eher noch weniger. Ich warnte, aber wie es immer geht; die Liebe war stärker als die Freundschaft. Eine Entfremdung trat ein, und unser Freundesbund bekam einen tiefen Riß. Der Weihnachtsabend kam. Von Kollegen, die im Hause bei Almas Eltern verkehrten, wußte ich, daß für diesen Tag die Verlobung geplant sei. Auch ich hatte eine Einladung bekommen, aber ich hatte ganz und gar keine Lust, hinzugehen. Um die Einladung desto leichter aus schlagen zu können, übernahm ich für einen jungen Kol legen, der Assistent im Spital war, den Dienst in der Weihnachtsnacht. Es war gegen 10 Uhr. Ich hatte Len letzten Rund gang durch die Krankenzimmer beendet, und schickte mich eben an, bei einem Glase Punsch und einem guten Buch das Fest nach meiner Art zu feiern, als es an die Tür klopfte und niemand anderer hereintrat, als mein Freund Gottfried. Er war festlich gekleidet, aber seine düstere Miene zeigte deutlich genug, daß er nicht als glücklicher Bräutigam zu mir käme. Schweigend schob ich ihm den Stuhl hin. „Ich war in deiner Wohnung," begann er, „und als ich erfuhr, daß du Spitaldienst tust, kam ich dir hierher nach. Zuerst muß ich dich um Verzeihung bitten, Laß ich deine freundschaftliche Warnung so schlecht lohnte. Wir bleiben doch die Alten, nicht wahr?" Freudig schlug ich in die dargebotene Rechte. „Und deine Verlobung mit Alma?" fragte ich. Er runzelte die Stirne. „Es ist aus, reden wir nicht mehr darüber." Aber er sprach doch dar- ! über, und zwar recht bald, noch am selben Abend. „Ich wollte mich heute erklären. Und wenn die Ge- schichte mit dem Weihnachtskuchen nicht dazwischen ge kommen wäre, dann wäre ich jetzt schon gebunden. Bis weilen glaubte ich daran, daß es gute Feen gibt, welche ihre Lieblinge in Augenblicken der höchsten Gefahr zu be schirmen wissen. Du weißt es, meine Mutter hat mir nie lange Briefe geschrieben. Sie ist ein Bauernweib und ihre von harter Arbeit schwer gewordene Hand hat es verlernt, die Feder zu führen. Aber wenn sie auch nicht schreiben kann wie die Frau Geheimrat oder die Frau Professor, in ! ihrem Herzen, das versichere ich dir, da spricht sie schöner I und wärmer zu mir, als es diese Damen vermögen. Und einmal im Jahr schickt sie mir auch eine eigenhändige Nachricht: Einen Weihnachtskuchen. Schließlich ist der Unterschied nicht so groß, ob die Hand zur Feder greift, um ihre Liebe zu beweisen, oder zum Kuchenblech. Ich bitte dich, lache nicht. Die Sache ist ganz und gar nicht lächerlich. Na, kurz und gut, als ich heute morgen meinen Weihnachtskuchen pünktlich bekam, da schossen mir die Tränen in die Augen. Ich stellte mir vor, wie Mutter in der niederen Stube am Kochtisch gestanden und mit den mageren faltigen Händen den Teig geknetet hatte. Sie ist jetzt 70 Jahre vorüber, Fritz, und das Arbeiten wird ihr schwer. Sie hat schon viel gearbeitet in diesen siebzig Jahren. Aber meinen Weihnachtskuchen eigenhändig zu bereiten, das läßt sie sich nicht nehmen. Siehst du, da fiel mir ein, in dieser Stimmung müßte ich am besten mit mei ner Braut reden können. Aber es war noch zu früh am Tage, und dann kam der Beruf dazwischen, und so wurde es Abend, ehe ich mich auf den Weg machen konnte. Da aber war es nicht mehr an der Zeit, denn jetzt war sie Wohl nicht mehr allein. So verschob ich die Aussprache doch auf den Abend. Mir fiel ein, daß ich ihr doch ein Weihnachtsgeschenk machen müßte. Aber was? Ich ging durch die Gassen und suchte und suchte und fand nichts Geeignetes. Plötzlich stand ich wieder vor meinem Hause, und da fiel mir ein: „Du schenkst ihr den Weihnachts kuchen und schreibst ihr ein Briefchen dazu, worin du die seltsame Gabe erklärst." Gesagt, getan. Ich schrieb ihr von Mutter — kurz und gut, ich schrieb ihr so, wie mir's ums Herz war, legte den Brief auf den Kuchen, packte beides ein und machte mich auf die Suche nach einem Dienstmann, welcher das Geschenk hinauftragen sollte. Aber ich fand keinen und als ich schließlich vor Almas Haus stand, da dachte ich mir, das einfachste ist, du trägst das Paket selbst hinauf und gibst es ab. Wenn du den Kragen in die Höhe schlägst, wird dich das Stubenmädchen in dem finsteren Flur nicht erkennen. Gesagt, getan. Das Mädchen nahm mir das Paket ab und verschwand im Zimmer, die Tür hinter sich offen lastend. Ich sah Alma mit ihrer besten Freundin, be schäftigt, den Christbaum anzubinden. Sie stürzten sich auf das Paket, rissen die Hülle ab, betrachteten verdutzt den Inhalt und dann beugten sich zwei blonde Köpfe über den Brief." Er langte nach einer Z'gerre, zündete sich die selbe an und blies den Rauch in die Luft. Ich ahnte, was in ihm vorging, und schwieg. „Sie haben gelacht, Fritz, beide haben sie gelacht, über den bäuerischen Weih nachtskuchen und über meinen Brief; die Freundin machte eine spöttische Bemerkung über das alte Bauernweib und Alma lachte dazu! Freilich, zwei Minuten später, als ich mitten im Zimmer stand und schweigend den Kuchen -wie der einpackte, da lachten sie nicht mehr. Alma, glaubte ich, wollte etwas sagen. Aber ich blickte sie nur an, und da schwieg sie. Und ich ging. So, und jetzt machen wir einen Strich unter die Ge schichte; du braust uns einen Grog, wir verzehren zu sammen den Kuchen und wollen es uns recht lustig und gemütlich machen. Nicht wahr?" Aber in seinen Augen standen, als er Lies sagte, zwei große, Helle Tränen.
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